Charlotte & Werther

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    Re: Charlotte & Werther

    John.Coffey - 04.07.2005, 13:45

    Charlotte & Werther
    ______
    ______ © by V. Pimke www.fotocommunity.de

    »Wer kennt sie nicht die beiden? Den jungen Werther über den man eigentlich gar nicht so viel erfuhr, außer das es da jemanden gab, Charlotte, die all seinen Sinn gefangennahm. Und wer kennt sie nicht, diese Augenblicke »so glückliche Tage«, »wie sie Gott seinen Heiligen aufspart« ? Das verliebt sein, die Liebe?«

    Und darum soll es hier gehen. Um Liebe und um die Kraft der Liebesgeschichten. Ich denke, wir erzählen uns viel zu selten unsere eigenen Liebesgeschichten. Unseren Werther - unsere Charlotte. Wollt ihr eine von mir hören?

    Gut. Ganz so verzweifelt war ich nicht und so ausgegangen wie Werthers Geschichte ist sie auch nicht, ich hoffe das wird sie auch nie. Vielleicht liegt es daran das es bei meiner Charlotte keinen Albert gab. Aber der Anfang von Goethes Werther - der war ähnlich.

    Ich hatte gerde das Fach-Abitur durch und wollte nun in ein kleines Krankenhaus. Kein Medizinstudium - nein, nah am Menschen. In die Pflege. Ein Haus der minimalen Versorgung. Und es gab für mich in den ersten Jahr dieser Ausbildung nichts langweiligeres als medizinisches Latain oder Griechisch, Mikrobiologie oder Pflegerische Rechtswissenschaften. Das war nichts für mich. Ich schlenderte lieber durch die kleine Altstadt der Hanse, baute darauf, das schon alles gutgehen werde und sah an jenem Donnerstag Ende Juni eine junge Frau barfuß vor mir über den Parkweg gehen. Langer Baumwollrock, lange dunkelblonde Haare. Zack ... es schlug ein. Nur was sollte ich mit dem Einschlag machen, wo ich doch gar keine Einschlägigen Erfahrungen hatte. Zumindest nicht mit allem drum und dran und dem was diese Frau da bei mir assoziierte. Ich holte auf, stolperte mich in ihren Weg, zog mir die Schuhe aus und sagte was von "Barfuß wäre das nicht passiert." Sie lachte und sagte, "Barfuß durch die Hölle ist manchmal einfacher als barfuß durchs spießbürgerlich Korbach." Ich lachte und sie lächelte, warf die Haare zurück, und ich sah ihre strahlenden Augen und die wunderbaren Lippen. Ich bat sie, einen Moment so stehen zu bleiben rannte auf die Wiese, pflückte ein Gänseblümchen und übergab sie ihr mit dem Wunsch sie bald wieder zu treffen. Noch heute lachen wir über diese Situation. Und sie klingt auch viel Romatischer als sie sich in wirklichkeit zugetragen hat. Nun ja, eine rote Rose wäre mir natürlich lieber gewesen, aber auf extravagante Wünsche war der Stadtpark(garten) so eben nicht vorbereitet, außerdem finde ich die Idee im nachhinein so kitschig. Sie hätte mich bestimmt auch so getroffen, sage ich mal ganz frech. Und bald wurde ich ja auch eines besseren belehrt ... auf das Treffen brauchte ich nämlich gar nicht erst warten. Sie bat mich, sie gleich jetzt ein wenig zu begleiten. Sie erzählte von sich, und ich von mir. Sie war Hebamme, gerade fast fertig. Wir interessierten uns also beide für Menschen, für Gefühle, für Rilke und wie man zusammen bleibt und sich hilft. Über Lieblingsmärchen, Lieblingsgedichte, Lieblingsessen und über das barfuß laufen ...

    Längst hatten wir die Altstadt verlassen, kamen in die Gegend wo die etwas jüngeren Häuser standen. Unter dem Dach hatte sie ein Appartment, innen mit großen gelben Vorhängen, Teppichen und Tüchern geheimnisvoll wohnlich gemacht. Trotz Juni war die Luft etwas feucht. Da lag das trockene Medizinische hinter mir und das lebendige vor mir. Wir redeten lange und an diesem Abend ging ich nicht nach Hause, ich schlief zum ersten Mal mit einer Frau und habe seitdem nie das Gefühl verloren, das Frauen für mich die schönsten Wesen sind, besonders nicht meine, diese "Charlotte". Sie nahm mich an die Hand und führte mich in ein Land und ein Leben, das ich ohne sie nie hätte betreten können. Ein Land voller Erotik, voller lachen, Vertrauen, Weisheit, Glauben, Offenheit, Verletzlichkeit, Geschehenlassen und Leben. Immernoch ein merkwürdiges schweben ... manchmal zwischen Schutzlosigkeit, dann wieder fest verwurzelt. Allein wäre ich von mir aus viel zu kontrolliert, zu genau, zu ängstlich und schüchtern und mißtrauisch, verkopft - das bringt es auf den Punkt. Ich liebe sie. Punkt!

    Und wenn ihr auch gerne Liebesgeschichten zuhört oder zulest, dann kann man vielleicht hier bald mehrere Werther und Charlotten finden. Auch wenn es so einfache One-Night-Stands sind wie oben ... mit fernblick und etwas Gefühl ist jedes Erlebnis wunderbar. Die Liebe hat, so finde ich zumindest, ein Bedürfniss, sich zu äußern, laut zu werden und zu jubeln. So bin ich, rede vom Schweigen und Still sein und plaudere los. Egal - wem das Herz voll ist dem geht eben der Mund über. Basta. Ich brauch keine Romane vom Zillertal ... ich lese hier. Ich weiß nämlich, wie oft dann viele, durch falsche Scham verleitet, bedrückt nach unten schauen, und sich doch heimlich anstelle von eigenen Geschichten den Schmalz vom Buchhandel reinziehen. Die unglaubliche Leichtigkeit des Seins, die kann man selbst erleben! Jawohl!


    Marco



    Re: Charlotte & Werther

    John.Coffey - 05.07.2005, 15:01


    Es zu malen fehln die Farben
    Dich zu beschreiben fehlt das Wort
    Mir fehlt die Sprache dir zu sagen
    Was du mir bist und so weiter und so fort
    Und je mehr ich das begreife
    Desto größer wird der Tag
    Dir zu erklären das ich verzweifle
    Dass ich dich je entbehren kann


    Es auszusprechen fehlt der Leichtsinn
    Dich zu zeichnen fehlt der stift
    Mir fehlt der Geist um zu begreifen
    Wie wundervoll du bist
    Und je mehr ich das verstehe
    Desto mehr will ich mit sein
    Das du das beste bist im Leben
    Bevor du kamst war ich allein


    Dich zu besingen fehln die Töne
    Es aufzuschreiben fehlt das Blatt
    Wie ist das unbeschreiblich schöne
    Fest zuhalten das ich hab
    Und je mehr ich an dich denke
    desto deutlicher der Plan
    dass seit dem ich dich kenne
    nichts mehr ist wie es mal war.


    Bevor du kamst war ich allein ... wie wahr.
    Schatz, ich Liebe Dich.


    Songtext © by Glashaus - 3



    Re: Charlotte & Werther

    Hevianna - 08.07.2005, 18:24


    du bist so süß. ein wenig befremdlich so viel vertrautes hier zu lesen.
    aber so bist du. die neue grüne meile oder?

    ich liebe dich grosser



    Re: Charlotte & Werther

    John.Coffey - 09.07.2005, 12:03


    Eine neue Grüne Meile wird es nicht geben. Jetzt gibt es "What if God was one of us .." und eben diese Nebelzeit. Diese Klarheit, ich habe es Dir bereits gesagt, hat mich schon in Ihren Bann gezogen - und: Ich mag die Menschen und die Art wie sie miteinander umgehen. Und man sieht ja - die Menschen werden als wertvoller die hier anreisen ;)



    Re: Charlotte & Werther

    Carcas - 16.07.2005, 22:34


    Gestern, als ich wegging, reichte sie mir die Hand und sagte: "Adieu, lieber Werther!" - Lieber Werther! Es war das erste Mal, dass sie mich Lieber hieß, und es ging mir durch Mark und Bein. Ich habe es mir hundertmal wiederholt, und gestern Nacht, da ich zu Bette gehen wollte und mit mir selbst allerlei schwatzt, sagte ich so auf einmal: "Gute Nacht, lieber Werther!" und musste hernach selbst über mich lachen.

    Was musste ich mit ihm Lachen, mit dem lieben Werther, an dieser Stelle. Erst vor ein paar Tage habe ich es zu ende gelesen, dieses Buch. So schön.


    Ihr seid so süß, alle beide. Ich wünsche euch viele glückliche Tage und ein Lächeln, ein wildes Herzschlagen, wie beim ersten Male.



    Liebesgeschichten? Sie werden folgen...



    Re: Charlotte & Werther

    Schattenwind - 25.07.2005, 13:09


    Feel - for you

    Ein letztes Mal. Erst einmal. Und nicht die ganze Geschichte. Sie ist viel zu lang, viel zu verworren und die wirklich wichtigen Dinge sind immer nur trivial und dienen nicht dazu, Seiten zu füllen, Seiten voller schöner Worte, voller verschnörkeltem Kitsch.

    Eben habe ich mir mein altes Tagebuch angeschaut und ich habe zum ersten Mal nicht geweint, als ich über die schwarzen Röschen strich. Ich habe meinen ersten Liebesbrief gelesen. An meinen Nachtengel. Und ich bat sie, mir weh zu tun. Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst.

    Es war in ihrem Zimmer, am 20.12.03, es war ein Samstag und ich vielleicht eine Viertelstunde bei ihr. Ich zitterte. Mein Herz - oder was auch immer - schlug Alarm und ich hörte nicht. Ich wollte nicht hören. Mir war so kalt, es war tiefster Winter und stellte mich an ihre Heizung, presste meine Finger an die Hitze. Sie nahm sich einen kleinen Hocker, setzte sich, stützte die Arme auf ihre Knie und legte ihren Kopf in ihre Hände. Die Löckchen wippten. Ich sah sie an, hellbraune Iris, stürtzte in ihre Augen.

    Ein nicht enden wollender Fall, an ihrer Seele vorbei, ins Nichts.

    Ich frage mich bis heute, warum es nicht auch bei ihr geknackst hat, irgendwo in ihrem Inneren. Scheiß Schicksal.

    Darauf - eine schreckliche Geschichte, zu viele E-mails, einfach nur zuviel an einer, gar nichts an anderer Stelle. Zunächst Stille, dann Sturm, dann Geschrei, schreckliches Schweigen.

    Es ist nicht vorbei, es hat niemals wirklich angefangen. Wir kannten uns kaum, ich sie noch weniger als sie mich und trotzdem schleppe ich mich nun mit seltsamen Dingen herum, die ich so schnell nicht wieder loswerden kann.

    Endstation - vielleicht, Eden - wohl kaum. Aber immerhin.

    Die Worte sind mir ausgegangen.



    Re: Charlotte & Werther

    Carcas - 18.08.2005, 01:26


    Soll ich wirklich...?

    Zurückblickend...

    Diese Liebe ist tiefergreifend. Sein Blick sagt mir noch heute, dass er mich liebt. Vielleicht ein weiterer beständiger Irrglaube, doch er mag mich. Sehr vermutlich. Auf welche Art spielt doch keine große Rolle, denn nach wie vor ist er der Unerreichbare. Unnahbar. Wie eine Mauer zwischen uns.
    Bloß an Abenden wie diesen sehe ich das selbe Glitzern in den blauen Augen, die selbe verträumte Tiefe wie sie in meinen Augen ruht. Die selben unausgesprochenen Ängste, vielleicht sogar die gleichen Sehnsüchte.

    Die wichtigsten Jahre meines Lebens, die halbe Jugend, und es waren wirklich, wirklich viele Jahre, gelten dir. Mal mehr, mal weniger. Zwischenzeitlich war alles verflogen, es gab andere lachende Münder, tragende Worte und Herzensflüge. Doch vergessen wurde niemals... Je näher ich dich kennenlernte, desto mehr begann ich dich zu lieben.
    Ein greifbares Utopia, vor meinen Augen, vor meinen Händen, doch niemals darin. So viele Erinnerungen an dich. Dein Lächeln, immer wieder, deine Haare, einen warmen Körper.
    So viel...

    Ob es mittlerweile ein Ende hat ist ungewiss, ob es je eines haben wird... aber es macht nichts mehr, alles unrelevant.
    Denn ich bereue nicht mehr, auch wenn es immer besser sein könnte, ich bin froh dass du mich zu dem gemacht hast, was ich bin. Wer wäre ich sonst heute? Vielleicht ein freies, fröhlich-buntes Mädchen. Vielleicht gäbe es jemand anderen der deinen Platz eingenommen hätte und es würde nichts ändern.

    Teilweise war es schrecklich. Wie bei Werther und seiner Lotte. Tränen, ohne vorhersehbares Ende, tagelang. Herzzerreißend. Blutverschmierte Arme, alles Verschwiegen, gut verborgen. Zusammenbruch in der Schule, ich weiss es noch als wäre es gestern. Ich saß auf der Treppe mit zwei Freundinnen... als du kamst stand ich am Fenster, auf die Blätter der Bäume durch einen Tränenschleier schauend. Du hast den Arm um mich gelegt, doch ich stieß dich fort, ertrug es nicht länger. Ein Brief von dir, später. Ich habe ihn immer noch, genauso wie all deine anderen Briefe.
    Ein paar der schrecklichsten Gespräche, die ich je geführt habe, weil du nicht verstehen konntest und ich dir nicht helfen konnte mich zu verstehen. Eigentlich waren es keine Gespräche. Schlucken, Weinen, ein paar gestammelte Worte, Blicke aneinander vorbei.
    Es war auch schön... dann wenn du so ehrlich zu mir warst, wie zu sonst niemandem. Weil ich nachgefragt habe...manchmal zumindest. Die Nächte auf den Friedhöfen, ein wenig verrückt und sehr dunkel, die Nachmittage zusammen mit einem Freund, mal auf deinem Bett, mal auf seinem Sofa, doch immer mit viel Gelächter verbunden. Gemeinsames Kochen oder vielmehr der Versuch. Sahne wurde zu Butter, geschmolzene Schokolade zu einer undefinierbar verbrannten Masse, Obst haben wir gegessen bevor es auf den Kuchen kam, Joghurt verteilte sich auf dem Boden und ein Auto wurde zerschrammt.

    Warum ist es nie so geworden wie ich es mir gewünscht hätte?
    Du warst unfähig zu Nähe, du hattest dein eigenes Utopia und ich war unfähig mich selbst zu erkennen und vor allem zu offenbaren, wir sind es immer noch. Ich konnte nicht mit dir sprechen auch wenn ich es wollte, die Angst war zu groß. Du trautest dich nicht näher zu kommen, hattest mich satt, wolltest mich nicht verletzten.
    Und du hattest manchmal auch Angst vor mir... weil ich wusste was du denkst, fühlst, weil deine Probleme leicht durchschaubar waren, du wolltest nicht erkannt werden. Du wolltest Kind bleiben. Lachen, singen, niemals Trauerspiel sein. Und so bist du. Gutgelaunt, offen, anziehend. So wie ich immer sein wollte.
    Und doch...

    ... nicht frei.


    Danke an dieser Stelle... egal wie sehr ich dich gehasst habe... du bist wundervoll. Egal, was du für mich bist, Freund oder Feind. Die Distanz ist da im Moment, größer werdend, weil wir es nicht anders können und bestimmt ist es gut so... ich weiss, du hast mich gern dabei. Wir haben sie noch immer... unsere Freundschaft. So oder so.

    However cold the wind and rain
    I'll be there to ease your pain
    However cruel the mirrors of sin
    Remember beauty is found within
    (Nightwish)



    Re: Charlotte & Werther

    John.Coffey - 07.09.2005, 22:22


    Deine Konturen, nackt hinter dem Paravan.
    Entdeckungsfahrt durchs Hügelland.
    ... eine Kulisse aus Buntpapier.

    fucking high



    Re: Charlotte & Werther

    Hevianna - 13.11.2005, 14:30

    Re: Charlotte & Werther
    John.Coffey hat folgendes geschrieben: Die unglaubliche Leichtigkeit des Seins, die kann man selbst erleben!

    Wie recht Du manchmal ;) hast ...



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