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Re: SPAR European Cup - 2. Tag
Claus - 25.06.2007, 00:27SPAR European Cup - 2. Tag
Mit sechs Siegen beeindrucken die deutschen Leichtathleten beim Europacup gegen starke Konkurrenz. Der Bundestrainer nannte das Ergebnis sogar "phänomenal".
Im Fußball darf man eine Mannschaft erst nach dem Schlusspfiff loben, in der Leichtathletik kann man das schon zur Halbzeit tun, ohne Gefahr zu laufen, seine Meinung grundlegend ändern zu müssen. Also sprach Jürgen Mallow, der Leitende Bundestrainer im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), am Samstagabend bereits ein anerkennendes Wort zum Europacup im Münchner Olympiastadion: "Phänomenal!"
So fand er seine Männer-Auswahl am ersten Wettkampftag, und diese Einschätzung war wohl vor allem der Erinnerung an das Fiasko 2006 in Malaga geschuldet: Wäre der DLV in diesem Jahr nicht als Gastgeber automatisch qualifiziert gewesen, hätten die Männer aus der ersten Liga des kontinentalen Teamvergleichs absteigen müssen, so schlecht waren sie an Spaniens Mittelmeerküste gewesen.
Auf heimischem Terrain indes präsentierten sie sich wieder ähnlich stark wie bei ihren Siegen in den Jahren 2004 und 2005. Punktgleich mit dem Cup-Verteidiger Frankreich (je 116) landeten sie auf Platz zwei, geschlagen nur aufgrund der geringeren Zahl von zweiten Plätzen in den einzelnen Disziplinen (vier gegenüber sechs), denn selbst bei den Einzelerfolgen waren die beiden Länder gleichauf mit je vier.
"Wir haben unsere Ziele erreicht"
Bereits zur Halbzeit also hatte Mallow erfreut eine Zwischenbilanz gezogen, die auch 24 Stunden später noch Bestand hatte. "Wir haben unsere Ziele erreicht: Die Männer kämpfen um den Sieg, die Frauen um den zweiten Platz." Dass sie letztlich beide Ziele knapp verfehlten, trübte die Laune im DLV-Lager nicht. "Die Frauen haben als Dritte keinesfalls enttäuscht", sagte Mallow, obwohl mit 94,5 Punkten der Abstand zu den Französinnen (107) doch deutlich angewachsen war.
Die Russinnen indes setzten mit 127 Punkten unbehelligt ihre Siegesserie fort, die sie vor zehn Jahren bei der ersten Europacup-Austragung in München begonnen haben; sie verkrafteten es sogar, dass ihre 4x400-Meter-Staffel wegen zweier Fehlstarts disqualifiziert wurde und mit null Punkten in die Wertung kam. Dafür ging auch die einzige Weltjahresbestleitung auf ihr Konto: Julia Peschonkina über 400 Meter Hürden in 54,04 Sekunden.
Für den Höhepunkt der Veranstaltung hatte freilich die Speerwerferin Christina Obergföll (Offenburg) gesorgt mit ihrem Europarekord von 70,20 Meter (siehe Bericht auf dieser Seite). Für die weiteren deutschen Siegen waren verantwortlich: Franka Dietzsch (Neubrandenburg/63,60 Meter), dazu 3000-Meter-Hindernisläufer Filmon Ghirmai (Tübingen/8:38,78 Minuten), Stabhochspringer Tim Lobinger (Köln/5,70 Meter), Hochspringer Eike Onnen (Hannover/2,30) sowie Kugelstoßer Peter Sack (Leipzig/20,28) bei den Männern.
"Ich mache es einfach"
Den beiden Letztgenannten sprach Mallow eine besondere Anerkennung aus, bislang hatten sie nämlich ihre Leistungen bei kleineren Wettkämpfen auf dem Land gezeigt. Dass sie sich erstmals in einem großen Stadion und gegen internationale Konkurrenz durchsetzten, fand der Bundestrainer nicht selbstverständlich, ihre Einstellung dafür umso bemerkenswerter. Eike Onnen beispielsweise, so fand Mallow, sei unbekümmert aufgetreten nach dem Motto: "Ich kann 2,30 Meter springen und mache es einfach, egal, ob in Garbsen auf dem Land oder in einem großen Stadion in München."
Onnen selbst, mit den in Garbsen gemeisterten 2,34 Meter Weltjahresbester, gab zu, vorher sehr nervös gewesen zu sein: "Im Hotel habe ich noch ganz schön gezittert", sagte er, "aber der Wettkampf selbst war dann wie jeder andere. Im Grunde geht es ja überall nur ums Anlaufen und ums Abspringen." Dennoch habe ihn die Atmosphäre angespornt - obwohl das Olympiastadion mit 12000 Zuschauern am Samstag und 17000 am Sonntag durchaus besser gefüllt hätte sein können. "Aber man hat ihr Klatschen schon gehört", sagte Onnen, "und das reicht uns ja."
Was nicht reichte, war der Umstand, dass die deutschen Männer in 15 der 20 Einzel-Übungen auf Plätzen zwischen eins und drei landeten. Noch nach der 18. Disziplin lagen sie vor den Franzosen, erst der Einbruch von 3000-Meter-Läufer Carsten Schlangen (Berlin) im 19. Wettbewerb verursachte die Niederlage. Offenbar von Kreislaufproblemen beeinträchtigt, torkelte Schlangen als Letzter ins Ziel, derweil der Franzose Bouabdellah Tahri als Sieger den Vorsprung der DLV-Auswahl quasi im Alleingang wettmachte.
Erfolge in totgesagten Disziplinen
Bis dahin hatte der DLV nur einmal bange Minuten überstehen müssen: Als das Kampfgericht am Samstag den 5000-Meter-Zweiten Arne Gabius (Tübingen) zunächst disqualifizierte wegen einer Rempelei auf der Zielgeraden - obwohl keine andere Nation Protest eingelegt hatte. Erst nach Intervention des DLV wurde Gabius rehabilitiert und ihm sieben Punkte gutgeschrieben.
Was noch angenehm auffiel beim DLV-Team, waren die Ergebnisse der jüngsten Athleten: Der Münchner Sprinter Christian Blum, gerade erst der Jugendklasse entwachsen, behauptete sich als 100-Meter-Dritter in 10,37 Sekunden ebenso im internationalen Feld wie der Noch-Jugendliche Robin Schembera (Leverkusen) über 800 Meter, wo er nach einem couragierten Rennen in 1:49,06 ebenfalls Dritter wurde. Für Mallow waren das ermutigende Signale, was die Zukunft der deutschen Leichtathletik angeht: "Man braucht sie nicht zu schlecht zu reden", sagte er, "es gibt ja doch immer wieder Erfolge in totgesagten Disziplinen."
(SZ vom 25. Juni 2007)
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