Der kleine Philosoph

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    Re: Der kleine Philosoph

    tobias - 20.06.2007, 16:43

    Der kleine Philosoph
    Heute bin ich ein wenig ins philosophieren geraten...
    Um meinen nächsten Satz zu schreiben, komme ich schon in Formulierungsnot!
    Soll ich schreiben, Satz, These, Gedanke - was ist genau das Wort, was es auf den Punkt trifft...
    Eine These ist ein Gedanke oder Satz, dessen Wahrheitsinhalt eines Beweises bedarf. Der Verfasser einer These behauptet die Wahrheit. Ist die These nicht haltbar, muss sie verworfen werden. Andernfalls kann an der These festgehalten werden. Eine These ist allgemein aufgefasst eine Aussage, deren Aufgabe darin besteht, das Wesentliche aus dem Komplex von Aussagen in pragmatisch wirksamer Weise zur Geltung zu bringen.
    Bevor es zu kompliziert ist, komme ich zum Punkt:
    "Das Leben ist eine Baustelle!"
    Dieser Satz kam mir heute unter und gefiel mir sehr gut.
    Wäre das Leben perfekt, wie langweilig wäre es doch. Ein halbfertiges Zimmer weckt Ideen, macht neugierig, was kann ich machen, ich kann (um)gestalten, verändern, es ist nicht steril, es ist nicht langweilig, ich kann kreativ sein.
    Perfektionismus ist nur für einen kleinen Moment schön. Ich habe mich jedenfalls schon ganz schnell "leer" gefühlt, wenn ich lange auf etwas hingearbeitet habe und dann war es auf einmal da oder fertig. Ich weiß nicht, ob Ihr das kennt...?
    Ich brauche immer etwas, woran ich arbeiten, basteln kann (sei es wirklich praktisch oder auch eher gedanklich).
    Außerdem finde ich es schön, wenn mein Leben eine Baustelle ist. Denn das heißt, daß ich immer wieder etwas verändern kann, eine Baustelle gibt mir mehr Impulse, etwas zu verändern und nicht einfach zu lassen.
    Dazu passend bin ich heute auf das "Unperfekthaus" in Essen gestoßen. (Schade, daß Hebina nicht mehr dort in der Nachbarschaft wohnt, sonst hätten wir sie einmal hinschicken können, um uns hinterher zu berichten...).
    Ein Artikel beschreibt das Unperfekthaus folgendermaßen:

    "Essen Unperfekt''

    Wo sich Künstler die Klinke in die Hand geben. Ein Besuch im Unperfekthaus.

    Erst seit 2004 gibt es in Essen das Unperfekthaus. Dort kann jeder den sogenannten "Kreativen" über die Schulter schauen, an Veranstaltungen teilnehmen oder selbst etwas anbieten. Einzige Bedingung: Im Unperfekthaus muss alles offen sein, jeder darf zuschauen, mitfeiern oder mitessen. Das Haus ist ein Treffpunkt, wie es ihn noch nie gegeben hat: Es gibt Musik, Bühnen, Labors, Internet, Ateliers und noch vieles mehr.

    Um was geht es?

    Ein verregneter Nachmittag, ein netter Mitbewohner. Wir wollen ins Unperfekthaus. Was das ist? Keine Ahnung. Jemand hat uns eine Visitenkarte in die Hand gedrückt. Also haben wir auf der Homepage des Unperfekthauses nachgeschaut, dort heißt es: "Keine Kirche. Keine Sekte. Nicht staatlich. Einfach nur eine Privatperson, die das Gebäude bereitstellt, an Eintrittspreisen und Gastronomie verdienen will und ansonsten jeden machen läßt, was er will." Das Ganze klingt vielversprechend, aber vorstellen kann ich mir darunter nicht viel - trotz Browsen auf deren Internetpräsenz. Ich kann jedem nur empfehlen, selbst einmal nachzuschauen.

    Es geht los!

    Als wir ankommen, bin ich total nass und ein bisschen aufgeregt. Wir sind extra eine Stunde vor der offiziellen Führung gekommen, um uns einen Eindruck verschaffen zu können. Nachdem wir den Eintritt gelöhnt haben, teste ich zuerst die "Erste-Angezogen-Sauna-Der-Welt" aus. Es handelt sich um einen Holzkasten, in dem 90 Grad Celsius herrschen. Empfohlen sind nicht mehr als zwei Minuten. Obwohl ich das berücksichtige, sind meine Klamotten danach schon ein bisschen trockener. Weiter gehts. Wir schauen uns Bilder an. Mein Mitbewohner ist Grafik-Designer und ist nur selten zu begeistern: "Nicht jeder, der sich für einen Künstler hält, ist auch einer." Ich mag eigentlich alles. Selber malen kann ich sowieso nicht besonders. Nur die Kunst des "Stadtgeistes", die irgendwie mit Terror und einer Menge - meines Erachtens nach - sinnlos aneinander gereihter Phrasen zu tun hat, verwirrt mich.

    Begegnungen

    Unsere erste "Kreative" sitzt am Rand unseres Weges. Mit einer wahnsinnig sympathischen dicken Hornbrille konzentriert sie sich auf ihre Tiffany-Glaskunst. Sie erzählt uns ein bisschen mehr über das Haus. Andere sitzen um einen großen Tisch und trinken Kaffee. Man kann Parties feiern im Unperfekthaus. Eintritt für bis zu 20 Gäste ist frei, aber dafür muss man jeden mitfeiern lassen. Wichtig zu wissen ist auch, dass sich die Konditionen des Hauses ständig ändern, weil es sich noch in der Entwicklungsphase befindet. Nachfragen muss immer sein. Plastiken und weitere Malereien säumen unseren Weg. Schließlich landen wir bei einem Künstler aus Sri Lanka, der inzwischen damit bekannt wird, dass er das Ruhrgebiet in seiner Phantasie ein bisschen umbaut und es dann malt. Sieht fantastisch aus! Nett ist er auch. Beantwortet alle neugierigen Fragen zu seiner Kunst und seinen Austellungsplänen. Dann muss er weg. Die "Kreativen" kennen keine Zeit. Abhängig davon, wann man kommt, kann man schrecklich viele Leute treffen...oder niemanden. Vorher weiss man es nie. Im nächsten Raum singt jemand. Wie sich herausstellt, ein Kabarettist mit ausgesprochen bissigen Liedtexten. Prompt lädt er uns zu seinem nächsten Konzert ein und gibt ein bisschen Schimpf auf die Regierung zum Besten.

    An die Hand genommen

    Die Führung beginnt. Hier gibt es ein paar Hard Facts zu den Räumlichkeiten. Wir sehen diverse Ateliers, einen Kinderraum, eine Küche im Aufbau, einen Yoga Raum, eine WG für kreative Gastspieler und werden dazu eingeladen, selbst etwas zu machen. Gratis-Proberäume für Bands gibt es auch. Doch auch hier gilt: Jeder darf zusehen. Ich beginne mich für die Idee zu begeistern und brainstorme, was ich hier alles machen könnte. Irgendwo treffe ich auch noch eine Feuertänzerin mit schrecklich schönen wilden Haaren. Sie motiviert mich zusätzlich und lädt mich zu einem Konzert in der kommenden Woche ein. Perfekt! Nein...unperfekt. Die Idee lautet, dass nichts vollkommen, nichts perfekt ist und man darum ständig an allem weiterentwickelt und arbeitet. Am Ausgang sehe ich dann, dass es sogar Aufkleber in der Optik eines Strassenschildes gibt. "Essen" ist schwarz auf gelb die Stadt, "Unperfekt" der Stadtteil.

    Wehmutstropfen

    Ob man Spaß in diesem angedachten "zweiten Wohnzimmer" hat, ist sicher sehr individuell. Es bedarf manchen sicher einiger Überwindung, wirklich hinzugucken und auf Leute zuzugehen. Schließlich ist Starren normalerweise unhöflich. Reine Glückssache ist auch, ob man zu guten Zeitpunkten kommt. Eine gute Hilfe dabei ist wohl der Veranstaltungskalender. Aber auch hier ist Vorsicht geboten, weil in der Aufbauphase für nichts garantiert werden kann. Beispielsweise fällt bei Krankheit eines Kreativen natürlich die Veranstaltung ersatzlos aus. Einige müssen auch ihren Lebensunterhalt mit ihrer Tätigkeit bestreiten, so dass oft der Wunsch etwas zu verkaufen dahinter steht. Beim Yoga zum Beispiel darf man zwar zusehen, jedoch nur gegen Bares mitmachen.

    Fazit

    Wir hatten richtig viel Spaß. Solch ein Ort ist wirklich einzigartig und nie dagewesen. Außerdem bietet er so unendlich viele Möglichkeiten. Toll ist auch, dass junge Künstler eine Plattform bekommen, um Netzwerke zu knüpfen und potentielle Käufer anzusprechen. Ich gehe wieder hin...

    Hier ist übrigens der Link zur Homepage von Essen Unperfekt:
    http://www.unperfekthaus.de/macher/ oder
    http://www.unperfekthaus.de/

    Tobias



    Re: Der kleine Philosoph

    Hospes - 25.06.2007, 18:22

    Philosophieren
    Lieber tobias,

    hier hast Du wirklich eine anregende Baustelle aufgemacht.

    Ich liebe ja schon das schöne Wort Philosoph:
    griechisch "philein" lieben
    griechisch "sophia" Weisheit.
    Wer in Istanbul war kennt die "Heilige Weisheit" (Ἅγια Σοφία), die ehemalige Kirche Hagia Sophia (türkisch Ayasofya).

    Wer die Wahrheit sucht, wird wohl immer feststellen dürfen und müssen, dass es nichts Endgültiges gibt, dass es für jeden unterschiedliche Wahrheiten gibt und dass Wahrheiten süß, bitter und schmerzlich sein können.

    Und weil wir im Buffet sind ein kleines Zitat aus Platons Gastmahl: "Aber den ... Bürgerlichen soll man mit Vorsicht anregen, wenn man ihn anregt, damit man seine Lust ernte, aber keine Ausschweifungen erzeuge, gerade wie es in unsrer Kunst eine große Mühe ist, die auf die Kochkunst bezogenen Begierden richtig zu benutzen, so dass man ohne Krankheit die Lust ernte."

    Hospes



    Re: Der kleine Philosoph

    Sennesand - 25.06.2007, 21:21


    Lieber Tobias,



    die Aussage *das Leben ist eine Baustelle* gefällt mir außerordentlich gut. Es ist sogar sehr tröstlich, sich nicht immer mit dem Ist-Zustand abfinden zu müssen. denn dieser Gedanke wäre zumindest doch wohl oft unerträglich. Ein schöner Gedanke sich in andere
    Ebenen katapultieren zu können, wenn auch nur gedanklich. Es hilft.



    Gracias

    Sennesand



    Re: Der kleine Philosoph

    Luca - 26.06.2007, 14:39

    Re: Philosophieren
    Die Weisheit lieben.
    Ich wußte gar nicht, daß man Philosophie so übersetzt. Das gefällt mir sehr gut!

    Zitat: Wer die Wahrheit sucht, wird wohl immer feststellen dürfen und müssen, dass es nichts Endgültiges gibt, dass es für jeden unterschiedliche Wahrheiten gibt.

    Darüber ließe sich jetzt wirklich philosphieren (oder besser diskutieren...?). Gibt es mehrere Wahrheiten oder kann es nicht einfach nur eine Wahrheit geben? Das frage ich mich gerade wirklich... Oder kommt es darauf an, welche Frage man sich gestellt hat?

    Zitat: Es ist sogar sehr tröstlich, sich nicht immer mit dem Ist-Zustand abfinden zu müssen. denn dieser Gedanke wäre zumindest doch wohl oft unerträglich.

    Das gibt einem auf jeden Fall die Möglichkeit, sich immer weiter zu entwickeln und nicht in irgend etwas zu verharren. Es ist eine Chance.

    Luca



    Re: Der kleine Philosoph

    Hospes - 26.06.2007, 17:47

    Wahrheit?
    Lieber Luca,

    die Frage nach den Wahrheiten in allen Bereichen ist wohl die schwierigste aller Fragen.

    Aristoteles ist hier durchaus skeptisch:

    "Schwer ist zu erkennen, ob man weiß oder nicht. Denn schwer ist es zu erkennen, ob wir dies oder das aus den wahren Grundsätzen eines Dinges wissen oder nicht - doch das gerade heißt wissen.
    Wir glauben vielmehr, wenn wir aus irgendwelchen wahren ... Sachverhalten zu einem Schluss gekommen sind, das Betreffende zu wissen.
    Das ist nicht der Fall ..."

    Oft nehmen wir ja den Schein für das Sein.

    Hospes



    Re: Der kleine Philosoph

    Luca - 27.06.2007, 13:26

    Re: Wissen?
    Zitat: "Schwer ist zu erkennen, ob man weiß oder nicht. Denn schwer ist es zu erkennen, ob wir dies oder das aus den wahren Grundsätzen eines Dinges wissen oder nicht - doch das gerade heißt wissen.
    Wir glauben vielmehr, wenn wir aus irgendwelchen wahren ... Sachverhalten zu einem Schluss gekommen sind, das Betreffende zu wissen.
    Das ist nicht der Fall ..."

    Oft nehmen wir ja den Schein für das Sein.


    Wie wahr, wie wahr und mehr als lohnenswert, darüber nachzudenken.

    Ich fürchte nur, man kommt zu keiner Antwort...
    So langsam stelle ich mir die Frage, glaube ich nur, oder weiß ich es...

    Halte ich mich in dem Falle besser an Sokrates:
    "Ich weiß, daß ich nichts weiß."

    Luca



    Re: Der kleine Philosoph

    la-piccola - 29.06.2007, 09:20

    Wahrheit ?
    Soviele schlaue Menschen haben sich schon damit auseinandergesetz :Voltaire meinte,es gibt keine unbestrittene Wahrheit !!??

    und da hab ich auch noch was nettes gefunden:
    Es ist fast unmöglich,die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen,ohne jemandem den Bart zu versengen . Lichtenberg
    Man könnte bestimmt viele Abende füllen,wenn man sich darüber unterhalten würde und wohl immer auf neue Gedanken und Wahrheiten stossen.... :shock:
    grübelnde Grüße....



    Re: Der kleine Philosoph

    Hospes - 29.07.2007, 13:54

    Künstler
    Hallo Ihr Lieben,

    ich möchte die "Philosophische Ecke" wieder etwas aufleben lassen.

    So ganz allgemein passen hier verschiedene Gedanken und Überlegungen herein.

    Heute las ich einen Ausspruch von Arthur Schnitzler:

    "Künstler sein, das heißt: verstehen, die rauhen Flächen der Wirklichkeit so glatt zu schleifen, daß sie die ganze Unendlichkeit von den Höhen des Himmels bis zu den Tiefen der Hölle widerzuspiegeln vermag."

    Versteht ein Künstler wirklich alles oder hat er nur viel Verständnis?

    Wenn sich ein Künstler darauf versteht, die Wirklichkeit zu verformen, was bleibt dann noch von der Realität übrig?
    Oder macht es gerade das "Künstliche" aus, das über die Wirklichkeit Hinausgehende, dass ein Werk alle Höhen und Tiefen zeigen kann?
    Weiter gefragt: Muss jedes Werk an diesem Anspruch gemessen werden, oder kann Kunst auch nur einen kleinen Ausschnitt abbilden?

    Bin auf Eure Antworten gespannt!

    Hospes



    Re: Der kleine Philosoph

    Luca - 29.07.2007, 18:28

    Re: Künstler
    Ich mußte Deine Zeilen erst ein paar Mal lesen und auf mich wirken lassen...

    Was mir dann aber auffiel bzw. widersinnig vorkam war folgendes:

    "... die rauhen Flächen der Wirklichkeit so glatt zu schleifen, daß sie die ganze Unendlichkeit von den Höhen des Himmels bis zu den Tiefen der Hölle widerzuspiegeln vermag."

    Wie kann etwas die Wirklichkeit widerspiegeln, und dazu noch mit der Unendlichkeit von Höhen und Tiefen, wenn man ihre Flächen zuvor glatt geschliffen hat? Wenn man etwas bearbeitet hat, geht dann nicht die Authentizität verloren? Gibt man der Wirklichkeit dann nicht eine eigene, persönliche und somit gefärbte Richtung?
    Und wenn etwas glatt geschliffen ist, sind dann nicht sozusagen die Spitzen genommen worden, kann es dann überhaupt noch (Unendlichkeiten) von Höhen und Tiefen haben...?

    ...oder kann Kunst auch nur einen kleinen Ausschnitt abbilden?

    Also, das denke ich auf jeden Fall. Ich bin zwar kein Künstler und in dieser Hinsicht auch wenig begabt, aber ich finde, gerade die Kunst ist prädistiniert dazu, kleine Ausschnitte zu zeigen, auf etwas hinzuweisen, die Wirklichkeit zu karrikieren oder Bestimmtes zu verdeutlichen. Ich würde das manchmal sogar ein bißchen als die Aufgabe der Kunst betrachten. Oder lehne ich mich damit von meinem Anspruch her etwas zu weit aus dem Fenster?

    Luca



    Re: Der kleine Philosoph

    karl - 29.07.2007, 18:39


    eujeujeu, wat fürn Thema.
    Hei, ich möcht mich auch mal wieder melden.
    In der Firma werde ich auch öfters als Künstler bezeichnet.
    Jetzt weiß ich auch, warum ich ungern als Künstler bezeichnet werden möchte. (Ich verstehe nämlich nüscht !!!)
    Meine Kalligrafie ist für mich keine Kunst, das kann man lernen.
    Die Arbeiten von Elli sehe ich als wirkliche Kunst. Schrift und farblichen Hintergrund in Einklang bringen, da gehört schon mehr dazu.
    Meine Zeichnerei ist auch keine Kunst. Ich zeichne nur meine Gedanken ab und mache mich über aufgenommene Situationen und Momente lustig. Die Arbeit und das Leben sind schon ernst genug und nach getaner Arbeit soll man ruhig schmunzeln oder lachen.
    Ebenso, wenn ich höre wer alles als Künstler bezeichnet wird, da bleibe ich doch lieber Handwerker und Arbeiter und bleibe weiter unwissentlich.
    Eines ist jedoch gewiss: ich werd wohl noch einmal über dieses Thema nachdenken.
    Grüße aus dem Norden, von der Heulboje Karl



    Re: Der kleine Philosoph

    Hospes - 29.07.2007, 18:58

    Kunst
    Lieber Luca,

    Du bist über dieselbe Stelle gestolpert wie ich:

    Zitat: Und wenn etwas glatt geschliffen ist, sind dann nicht sozusagen die Spitzen genommen worden, kann es dann überhaupt noch (Unendlichkeiten) von Höhen und Tiefen haben...?

    Das macht doch gerade ein bewegtes Leben aus, dass es Höhen und Tiefen, Licht und Dunkel, Freude und Verzweiflung beinhaltet.
    Wenn ich nun alles glattpoliere, dann gehen auch für mich viele Facetten verloren.
    Und ist es nicht gerade Aufgabe der Kunst, die subtilen Aspekte des Lebens aufzuzeigen, die sonst nicht beachtet werden würden?



    Man sollte auch Künstler und Experten hinterfragen dürfen, nein müssen.
    So habe ich, wie viele Jahrgänge vor mir, mitbekommen, dass die antiken Statuen edel, weiß und aus Marmor waren. Eine Ausstellung in der Glyptothek in München zeigte, dass die Antike bunt war.

    Zitat: Ich bin zwar kein Künstler und in dieser Hinsicht auch wenig begabt, aber ich finde, gerade die Kunst ist prädistiniert dazu, kleine Ausschnitte zu zeigen, auf etwas hinzuweisen, die Wirklichkeit zu karrikieren oder Bestimmtes zu verdeutlichen. Ich würde das manchmal sogar ein bißchen als die Aufgabe der Kunst betrachten. Oder lehne ich mich damit von meinem Anspruch her etwas zu weit aus dem Fenster?

    Da hast Du meineserachtens sehr recht. Man muss kein Künstler sein, um über Kunst sprechen zu können. Ich bin etwa kein Musiker, aber ich habe ein gewisses Grundwissen, um Musik etwas einordnen zu können.
    Ich möchte aber niemandem meinen persönlichen Musikgeschmack aufdrängen. So wie beim Essen bestimmte Geschmäcker eben gelernt werden müssen, so kann man auch in der Kunst einiges lernen. Ich muss doch kein Koch sein, um sagen zu können, dass ein bestimmtes Gericht nicht gut war.
    Allerdings - und das ist wie bei der Kunst so - sollte man seine Meinung gut begründen können.

    So, und jetzt könnten wir uns lange darüber unterhalten, ob die Kunst Aufgaben hat, wie diese aussehen könnten und sollten und wer sagt, dass es solche Aufgaben überhaupt gibt.

    Lieber karl,

    Zitat: Meine Zeichnerei ist auch keine Kunst. Ich zeichne nur meine Gedanken ab und mache mich über aufgenommene Situationen und Momente lustig. Die Arbeit und das Leben sind schon ernst genug und nach getaner Arbeit soll man ruhig schmunzeln oder lachen.
    Ebenso, wenn ich höre wer alles als Künstler bezeichnet wird, da bleibe ich doch lieber Handwerker und Arbeiter und bleibe weiter unwissentlich.

    was Du da beschreibst: Warum ist das keine Kunst?

    Hat Kunst nicht mit 95% Können + Arbeit zu tun und die letzten paar Prozent sind das Können, etwas in einem neuen Zusammenhang, also erstmal und anders zu zeigen?

    Kannst Du uns einmal einige Deiner Zeichnungen zeigen? Deine Beschreibung macht mich sehr neugierig.

    Hospes



    Re: Der kleine Philosoph

    la-piccola - 29.07.2007, 20:32


    Hallo erst mal in die Männerrunde,
    (schön,du lieber Nordlichtkarl,dass du mal wieder da bist,dachte schon,du wärst ausgewandert... :lol: )
    Da habt ihr euch ein ganz schön komplexes Thema ausgesucht...
    Seit wann gibt es eigentlich den Begriff "Kunst" ?
    Ich denke,früher,also ganz früher,war Malerei,Bildhauerei, und was so alles dazugehört,einfach nur ein Handwerk oder die Fähigkeit,etwas von der Natur gegebenes "künstlich" nachzubilden, und je nach"Können" so naturgetreu wie möglich,darzustellen.
    Oder aber ,es war ein Mittel, um Szenen und Bilder für die Nachwelt festzuhalten ,oder es diente dazu,etwas banales,alltägliches einfach nur zu "verschönern".Erst als die Fotografie sich so langsam entwickelte und die Maler keine Auftragsarbeiten mehr bekamen,entwickelte sich der Ex-und Impressionismus,das heißt,die Maler und Bildhauer begannen,ihre Werke mit Gefühlen,Stimmungen und auch mit Experimenten zu gestalten.
    Natürlich lässt sich über "Kunst" herrlich streiten...und ich bezweifle ja auch,ob sich manche Künstler der Moderne wirklich sooo viel beim Malen ihrer Werke gedacht haben,wie ihnen immer von hochgestochenen Kunstkritikern in den Mund gelegt wird.Hospes,wir hattens ja schon mal davon:Man malt von innen heraus und manchmal spiegelt das fertige Bild die momentane Gefühlslage wieder...aber ob der jeweilige Künstler wirklich das alles so empfunden hat,wie ihm oder seinem Werk nachgesagt wird???
    Ich war vor kurzem in Bern im Paul Klee Haus und war ziemlich enttäuscht über die meisten Bilder,die dort hingen...naja,sie waren halt von Paul Klee....und, es tut mir leid,aber ein dunkelbraungrauolives Dreieck auf hellbeigeockerviolettem Grund find ich halt einfach nicht schön !Und sowas gabs in allen Variationen,nicht nur von Klee,sondern von einigen seiner Zeitgenossen.
    Gottseidank sind ja die Geschmäcker verschieden und mir persönlich muss ein Bild einfach auf Anhieb gefallen oder mich irgendwie berühren,da kann ein Kunsthistoriker mir erzählen,was er will.Manchmal habe ich nämlich das Gefühl.ich bin gerade ver...honepiepelt worden...
    Kunst muss doch nicht immer etwas verdeutlichen -sie kann doch einfach nur schön sein und da das Schönheitsempfinden jedes Menschen anders ist,ist auch die Kunst so vielfältig...oder nicht ?
    ...und Karl,eigene Gedanken abzuzeichnen und überhaupt Zeichnen können,ist auch eine "Kunst",auch wenn der überwiegende Teil gelernt ist,(das ist meine Schreiberei auch!) ,denn wenn man nicht die Grundvoraussetzungen im Kopf und in den Händen hat,nutzt die ganze Büffelei nix....(ich würd sagen,wir einigen uns darauf,dass wir Kunsthandwerker sind,oder was meinste ??)



    Re: Der kleine Philosoph

    karin - 29.07.2007, 20:53


    Bravo la-piccola, Du sprichst mir aus dem Herzen, vielen Dank.

    :big_applaus

    LG Karin :)



    Re: Der kleine Philosoph

    Rheinperle - 29.07.2007, 21:24


    Ich habe mich fast nicht mehr getraut in dieses Thema einzusteigen, aber piccoletta, Du hast es auf den Punkt gebracht.

    Rheinperle



    Re: Der kleine Philosoph

    karl - 30.07.2007, 15:25


    Moin moin alle zusammen,
    ja, Elli, mit dem Kunsthandwerker kann ich mich auch anfreunden.
    Wenn ich mir recht überlege, ist das zu Papier gebrachte ein künstliches Aufzeichnen der Gedanken oder der Erinnerungen. Es ist dann wohl ein künstliches Abbild der Realität.

    Zu meiner längeren Abwesenheit, ich war etwas außer Betrieb genommen. Ein kleiner Schlaganfall ist über mich hergefallen. Da ich ihn aber rechtzeitig bemerkte und gleich ins Krankenhaus fuhr, konnte ich dem Schlag nochmal ein Schnippchen schlagen. :big_applaus

    Noch mal zurück zu dem, was mich zum Schreiben veranlasste:

    "Künstler sein, das heißt: verstehen, die rauhen Flächen der Wirklichkeit so glatt zu schleifen, daß sie die ganze Unendlichkeit von den Höhen des Himmels bis zu den Tiefen der Hölle widerzuspiegeln vermag."

    Das hab ich beim Überfliegen der Zeilen natürlich erstmal nicht verstanden. Nachdem ich ewas in meinen Erinnerungen gewühlt habe, kam mir der Gedanke, ob nicht folgendes gemeint sein könnte:

    In meiner Seefahrtzeit schaute ich bei schönem Wetter gern auf die spiegelglatte See. Das Wasser kann so ruhig und sanft sein, dass sich alles was über der Wasseroberfläche ist, sich in ihr spiegelt. Bis zum Horizont herrscht eine Ruhe und Stille.
    Je länger ich auf das Wasser gesehen habe, um so deutlicher wurde mir, welche Gewalt von dieser Ruhe ausgehen kann. Das große Schiff war ein Spielball der Wellen die wie riesige Mauern auf uns zukamen, uns jede Sicht nahmen und mit gewaltigem Getöse über das Deck des Schiffes schlugen. Regen und Sturm peitschten um die Aufbauten und nahmen uns die Luft zum Atmen. Nur durch Schreien konnten wir uns mit unserem Nebenmann verständigen.

    Hier ist der eigentliche Künstler wohl die Natur. Sie vermochte es, ein aufgewühltes Meer so glatt zu schleifen, dass sich für mich die Höhen und Tiefen in ihm widerspiegelten. Wenn ich jetzt verstehen würde, das ruhige Meer in einem Bild so umzusetzen, dass auch der Betrachter die Urgewalten erkennen würde die von diesem Meer ausgehen können, dass wäre dann wohl „KUNST“.

    Mit dem Aufladen von Zeichnungen werde ich mich nächstes mal beschäftigen.
    Gruß, Karl



    Re: Der kleine Philosoph

    tobias - 30.07.2007, 15:41


    Zunächst einmal, Karl, super und gratuliere, daß Du durch aufmerksame Beobachtung den drohenden Schlaganfall noch in gemäßigte Bahnen lenken konntest!
    Schön, daß Du wieder an Bord bist!
    Du kannst ja mal bei Gelegenheit schreiben, was Du für Vorzeichen gemerkt hast. Landläufig kennt man ja etwas, aber es von einem Betroffenen zu hören, ist dann doch noch einmal anders und kann vielleicht unsereins auch mal helfen, die Zeichen besser zu deuten!
    Zitat:
    ...
    Hier ist der eigentliche Künstler wohl die Natur. Sie vermochte es, ein aufgewühltes Meer so glatt zu schleifen, dass sich für mich die Höhen und Tiefen in ihm widerspiegelten. Wenn ich jetzt verstehen würde, das ruhige Meer in einem Bild so umzusetzen, dass auch der Betrachter die Urgewalten erkennen würde die von diesem Meer ausgehen können, dass wäre dann wohl „KUNST“.

    Das was Du schreibst, hat mir unheimlich gut gefallen! Und falls Du das schaffst, dieses umzusetzen, wow! Ich verstehe, wie Du das meinst und ich wünschte, ich könnte das, was mir so manches Mal durch den Kopf geht auch zu Papier bringen!

    Ich habe die Natur immer schon als den "Künstler", den "Initiator" empfunden und auch als die stärkste Kraft hier auf der Erde.
    Der Mensch versucht zwar immer, sie zu überlisten, ihr Herr zu werden, sie unter Kontrolle zu halten oder was weiß ich. Aber gerade dann kann sie ihre sehr starken und oftmals auch grausamen Seiten zeigen.
    Ansonsten empfinde ich die Natur als etwas Wunderbares, Wunderschönes. Etwas, was sich der Mensch in ihrem Ideenreichtum und Kraft, mit ihren Überraschungen gar nicht ausdenken kann.

    Zitat: Mit dem Aufladen von Zeichnungen werde ich mich nächstes mal beschäftigen.

    Nur Mut! Lese durch, was an Tipps hier steht, probiere es hemmungslos in der Testecke aus. Und wenn Du nicht klar kommst, wir helfen Dir hier alle gerne!

    Tobias



    Re: Der kleine Philosoph

    Hospes - 30.07.2007, 16:44

    Kunst
    Da kann ich allen in vielem nur zustimmen!

    Zunächst freue ich mich sehr, dass Du, lieber karl, wieder hier bist.
    Ich kann nur hoffen, dass es Dir inzwischen wieder gut bis sehr gut geht.

    Es gibt wirklich Bilder, da muss man sich fragen, ist das noch Kunst oder schon eine (sorry für den Ausdruck) Verarschung.
    Ich denke schon, wenn jemand etwas erstmalig macht, dann ist ein kreativer Akt.
    Wenn man dann aber wie etwa Jackson Pollock oder Keith Harring jahrelange künstlerische Selbstbefriedigung betreibt - mich überzeugt das nicht mehr besonders.

    Nicht umsonst hat die Natur und gerade das Toben der Elemente die Menschen gefordert und herausgefordert. Das ist elementares Erleben.

    Bin schon auf die nächsten Bilder und Beiträge gespannt.

    Hospes



    Re: Der kleine Philosoph

    Rheinperle - 31.07.2007, 07:19


    Hallo Karl,

    ich habe schon hin und wieder gesehen, dass Du bei uns "an Bord bist"

    Schreib´doch mal aus Deiner "Seefahrerzeit". Ich denke es würde uns alle interessieren.

    Gesundheitlich alles Gute für Dich

    Rheinperle



    Re: Der kleine Philosoph

    Luca - 31.07.2007, 09:33


    Auch von mir ein herzliches Willkommen zurück, Karl!

    Luca



    Re: Der kleine Philosoph

    karl - 01.08.2007, 13:01


    Hallo an alle,
    natürlich freue ich mich über die vielen Genesungswünsche.
    Erstmal kurz vorweg, bevor ich die Fragen beantworte:
    mir geht es sehr gut, habe mich gut erholt, hat garnicht weh getan, keine Beschwerden zurückgeblieben. Nur ein paar kleine Altlasten hängen mir noch an aber mit denen werde ich auch noch fertig. Es handelt sich dabei um ca. 15 bis 20kg die noch weg müssen. 12 habe ich schon geschafft.
    Also, bis zum Wochenende,
    Karl



    Re: Der kleine Philosoph

    tobias - 01.08.2007, 14:23


    Oh je, oh ja, diese Altlasten, die kenne ich auch!
    Da müßte bei mir auch so einiges weg... Aber wie?!
    Gratuliere, daß Du schon so viel geschafft hast!

    Tobias



    Re: Der kleine Philosoph

    Hospes - 15.08.2007, 18:37

    Gestirne, das All
    In einer anderen Ecke wurde das All angesprochen.

    Es ist immer wieder faszinierend, den gestirnten Himmel zu betrachten.
    Immanuel Kant sagte dazu etwas, das mich immer wieder und immer noch bewegt:

    »Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir. Beide darf ich nicht als in Dunkelheiten verhüllt oder im Überschwänglichen außer meinem Gesichtskreis suchen und bloß vermuten. Ich sehe sie vor mir und verknüpfe sie unmittelbar mit dem Bewusstsein meiner Existenz.«

    Manchmal tut es gut, bescheiden angesichts der Unendlichkeit zu werden.

    Hospes



    Re: Der kleine Philosoph

    la-piccola - 12.09.2007, 21:53

    ...auch etwas Interessantes-Amüsantes-Nachdenkliches....
    Zufriedenheitsrelationen
    Wenn wir die ganze Menschheit auf ein Dorf von 100 Einwohnern reduzieren würden,
    aber auf die Proportionen der verschiedenen Menschen achten,
    dann würde dieses Dorf (jedes Mal bezogen auf die 100%!) etwa so aussehen:

    · 57 Asiaten
    · 21 Europäer
    · 14 Amerikaner (Nord u. Süd)
    · 8 Afrikaner
    · 52 wären Frauen
    · 48 wären Männer
    · 70 Nichtweiße
    · 30 Weiße
    · 70 Nicht-Christen
    · 30 Christen
    · 89 Heterosexuelle
    · 11 Homosexuelle
    · 6 Personen würden 59% des gesamten Weltreichtums besitzen
    und alle 6 Personen kämen aus den USA.
    · 80 hätten keine ausreichenden Wohnverhältnisse
    · 70 wären Analphabeten
    · 50 wären unterernährt
    · 1 würde sterben
    · 2 würden geboren
    · 1 (nur einer!) hätte einen akademischen Abschluss
    · 1 (und auch nur einer) hätte einen PC

    Wenn man die Welt aus dieser Sicht betrachtet, wird vielleicht klar, dass das Bedürfnis nach
    Zusammengehörigkeit, Verständnis, Akzeptanz und Bildung absolut notwendig (von: die Not wenden!) ist.

    Darum:
    Falls Du heute morgen eher gesund als krank aufgewacht bist, bist Du glücklicher als 1 Million Menschen,
    welche die nächste Woche nicht erleben werden.
    Falls Du nie einen Krieg erlebt hast, nie die Einsamkeit durch Gefangenschaft, die Agonie des Gequälten,
    oder Hunger gespürt hast, dann bist Du glücklicher als 500 Millionen Menschen der Welt.
    Falls Du in die Kirche gehen kannst, ohne die Angst, dass Dir gedroht wird, dass man Dich verhaftet
    oder Dich umbringt, bist Du glücklicher als 3 Milliarden Menschen der Welt.
    Falls sich in Deinem Kühlschrank Essen befindet, Du angezogen bist, ein Dach über dem Kopf hast
    und ein Bett zum Hinlegen, bist Du reicher als 75% der Einwohner dieser Welt.
    Falls Du ein Konto bei der Bank hast, etwas Geld im Portemonnaie und etwas Kleingeld in einer kleinen Schachtel, gehörst Du zu den 8% der wohlhabenden Menschen auf dieser Welt.

    Und falls Du diese Nachricht liest, bist Du gesegnet worden,
    denn Du gehörst nicht zu den 2 Milliarden Menschen die nicht lesen können.

    Und Du hast einen PC!

    So viel zum Thema Zufriedenheit...



    Re: Der kleine Philosoph

    tosa34 - 12.09.2007, 22:43


    Liebe la-piccola,
    ganz, ganz grossartiger Beitrag!
    Man muss sich wirklich damit hinsetzen und über sein Leben nachdenken. Und nie, nie wieder unzufrieden sein.
    Ganz herzlichen Dank!
    Tosa.



    Re: Der kleine Philosoph

    Rheinperle - 13.09.2007, 06:05

    Zufriedenheit
    Liebe la-piccola,
    auch von mir ein herzliches Danke in den frühen Morgenstunden für Deinen Beitrag, der einem zum Nachdenken bringt.

    Rheinperle



    Re: Der kleine Philosoph

    karin - 13.09.2007, 16:14

    Zufriedenheit
    Liebe la-piccola,

    danke für diesen wunderbaren Beitrag der in Erinnerung ruft wie gut es den meissten geht. Manchmal ist es wichtig darauf hingewiesen zu werden, oft scheinen wir zu vergessen in welchem Wohlstand wir leben.

    Allein die Statistik ist erschreckend ....... und wir meckern bei Kleinigkeiten.

    LG Karin :)



    Re: Der kleine Philosoph

    Luca - 19.09.2007, 16:42


    Heute kam mir dieses Bild in die Finger, welches ich schon länger auf dem PC gespeichert habe. Es sind unzählige Lichter....
    Was steckt dahinter? Büros? Wohnungen? Vor allem Schicksale? Hinter jedem Fenster verbergen sich Menschen mit ihrer Geschichte. Auf einen Blick so viele Geschichten. Es wäre schon interessant zu wissen, wie es dem ein oder anderen geht, spannend wäre es, jemanden kennen zu lernen.
    Manches Mal, je nachdem, wie die Bahntrassen gelegt sind, fährt man kurz vor Einfahrt in einen Bahnhof auch an Häusern bzw. Wohnungen vorbei, die praktisch gleich neben den Gleisen stehen. Manchmal erhascht man einen Blick in ein Zimmer. Ich finde es immer interessant, sich vorzustellen, was es für Menschen sind, wie es ihnen geht, was sie machen, ob es ihnen gut geht.
    Kennt Ihr das auch?



    Luca



    Re: Der kleine Philosoph

    tosa34 - 19.09.2007, 22:46


    Ein tolles Bild, Luca. Meine Einbildungskraft versagt vor diesen vielen Lichtern, aber das mit der Eisenbahn kenne ich. Es kann auch nur ein einzeln dastehendes Haus sein, an dem man vorbeifährt (auch auf der Autobahn), in dem Lichter brennen, oder auch nur ein Licht, und schon bin ich am überlegen.
    Hier gab's mal eine Fernsehsendung, die immer so anfing: There are a million stories in the naked city.... Ich glaube, die Sendung hiess auch Naked City, und soielte in New York. Ist da auch das Bild her? Jedenfalls passt es zu dem Satz.
    Gruss,
    Tosa.



    Re: Der kleine Philosoph

    Luca - 20.09.2007, 06:24


    Ja, Tosa, das Bild ist aus den USA. Aber ich weiß nicht mehr, von welcher Stadt, denke aber auch, daß es wohl New York ist.
    Ich habe mal unter "naked" im Onlinewörterbuch nachgesehen und auch folgende Übersetzung gesehen:
    mother-naked = splitterfasernackt.
    Das hat mich ein wenig verwundert. Was hat "mother" darin zu tun?
    Dann gab es noch "mother-of-all" = der Inbegriff.
    Anscheinend wird das Wort "mother (Mutter) noch mit völlig anderer Bedeutung gebraucht?

    Luca



    Re: Der kleine Philosoph

    tosa34 - 21.09.2007, 02:13


    Hallo Luca,
    Ich kenne den Begriff mother-naked zwar nicht, aber ich kann mir denken, dass gemeint ist: so nackt, wie man geboren wurde. Den anderen Begriff: the mother of all . . .: z.B. I have the mother of all headaches (ich habe die schlimmsten Kopfschmerzen, die man sich denken kann), bedeutet halt das Grösste, gegen das alles andere klein wirkt. Das kann dann also ein Kuchen sein oder ein Skandal oder was auch.
    Interessant, mal über diese Phrasen nachzudenken, die man einfach sagt.
    Herzlichen Gruss, Tosa.



    Re: Der kleine Philosoph

    Hospes - 08.10.2007, 19:49

    Nachdenken über Todsünden
    Die letzten Monate hatte ich wiederholt Gelegenheit, über die sogenannten Todsünden nachzudenken.
    Insbesonders über die Sünde des Geizes mit dem Dämon Mammon (aramäisch mamon „Besitz, Vermögen“).

    Mammon steht für Besitz, der gierig zusammengerafft wurde. Deshalb ist Mammon auch dafür verantwortlich die Menschen zu Habsucht, Gier und Geiz zu verleiten.



    Das Bild "Die Prinzipalin oder Die Todsünde Geiz" (Acryl, Aluminiumplatte, Leinwand, 40x80) ist das Ergebnis meiner persönlichen Auseinandersetzung damit.
    Schwarz steht für Trauer, für das Ende aller Lebendigkeit (der Farben), für seelischen Tod.
    Die tiefblauen Farbflecken könnten für den Fluss Styx stehen, welches das Reich der Lebenden vom Hades, dem Reich der Toten trennt.
    Es gibt das Sprichwort "Ein Herz aus Stein haben". Kalt, ablehnend, hartherzig, gefühllos und mitleidslos wird so ein Mensch bezeichnet.
    Ich habe poliertes Metall verwendet. Die Oberfläche erscheint nach außen hin glänzend, nur durch einen gewaltsamen, gleichsam chirurgischen Schnitt kann man zeigen, dass dieses Herz nicht mehr menschlich ist.
    Die drei grauweißen Streifen deuten den Businesslook an, der für die umfassende Gier nach dem schnöden Besitz stellvertretend stehen soll.

    Hospes



    Re: Der kleine Philosoph

    tobias - 08.10.2007, 21:01


    Für meine Zeit bin ich doch recht spät unterwegs und so fällt es mir schwer, noch gute Gedanken zu verfassen...
    Aber ich fand Deinen Beitrag interessant.

    Wie bist Du dazu gekommen, Dich persönlich so sehr mit den Todsünden auseinander zu setzen?
    Ich denke, es muß doch einen Anlaß gegeben haben...

    Tobias



    Re: Der kleine Philosoph

    la-piccola - 10.10.2007, 17:11


    Hospes,das Bild gefällt mir sehr gut-ganz klar und sachlich...aber mit den Todsünden kann ich das nicht in Verbindung bringen.obwohl du es gut erklärt hast.Das mag auch daran liegen,dass ich so gar keine Ahnung davon hab-bin protestantisch und da gibt es die Todsünden glaub ich gar nicht ???
    Aber das Bild hat echt was,das mich reizt.....



    Re: Der kleine Philosoph

    Hospes - 10.10.2007, 18:43

    Todsünden
    Lieber tobias,

    Du hast mit deiner Vermutung recht.

    Aber auch wenn man nicht katholisch ist, das ist eigentlich uraltes Wissen - bestimmtes Verhalten schadet mir und den Anderen.
    Als da wären:

    Stolz,
    Habsucht,
    Neid,
    Zorn,
    Unkeuschheit,
    Unmäßigkeit,
    Trägheit oder Überdruß

    Gerade bei der Beschäftigung mit mittelalterlicher und barocker Kunst kommt man immer wieder darauf.
    Die entsprechenden künstlerischen Umsetzungen sind oft recht drastisch, aber hochinteressant.

    Hospes



    Re: Der kleine Philosoph

    Hospes - 06.11.2007, 21:16

    Märchen
    Märchen sind ja doch Text gewordene alte Erfahrung.
    Dieses habe ich heute entdeckt.

    Die verbotene Quelle

    Es war einmal ein Junge von zwölf Jahren, der wurde von seinem Vater ausgeschickt, um die Schafe am Frenne fawr zu hüten. Zeitig eines Morgens im Juni trieb er seine Schafe auf die Weide und schaute zur Spitze des Frenne fawr, um zu sehen, wie der Morgennebel falle. Jung wie er war, kannte er sich noch doch mit dem Wetter aus und wusste, wenn sich der Nebel nach Cardiganshire absenkte, musste man mit schlechtem Wetter rechnen. Sank er aber gegen Pembrokeshire ab, dann gab es schönes Wetter. Nun, an diesem Tag deuteten die Zeichen auf schönes Wetter hin, und der Junge freute sich, pfiff sich Lied und schaute sich - was kostet die Welt !- neugierig um. Da sah er in einiger Entfernung eine größere Abteilung Soldaten, die mit etwas beschäftigt waren, woraus er nicht klug wurde.

    “So zeitig am Morgen können doch noch keine Soldaten hier oben im Gebirge sein“, überlegte er und ging zur Spitze einer kleinen Erhebung, und von dort aus erkannte er, dass die Gestalten für Soldaten viel zu klein waren.

    “Könnte das vielleicht eine Feenfamilie sein?“ sprach er zu sich. Er hatte oft von Feen reden gehört und war an ihren Ringen vorbeigekommen, aber er hatte nie jemanden vom kleinen Volk selbst zu Gesicht bekommen. Zuerst wollte er heimlaufen und seinem Vater und seiner Mutter davon erzählen, aber ehe er zurück sein war, würden die Feen vielleicht verschwunden sein, oder aber seine Eltern würden ihm verbieten hierher zurückzukommen.

    Viele Leute fürchteten sich nämlich vor den Feen. Er dachte noch eine Weile nach, und dann entschloss er sich, so nahe heranzugehen, wie er nur konnte. Und tatsächlich kam er ihnen recht nahe und konnte genau beobachten, was sie da trieben. Sie waren kleine Wesen beiderlei Geschlechts, so schön anzusehen, wie er nie einen Menschen gesehen hatte. Einige von ihnen tanzten. Sie hatten sich dabei an den Händen gefasst und einen kreis gebildet. Andere spielten Nachlaufen, und wieder andere ritten auf kleinen weißen Pferden. Ihre Kleider waren unterschiedlich in den Farben, einige waren weiß, andere scharlachrot. Die kleinen Männer trugen Kappen mit drei Spitzen und die Frauen einen Kopfschmuck, der weithin glitzerte. Es dauerte nicht lange, da wurden sie auf den Jungen aufmerksam und winkten ihn lachend zu sich heran. Zögernd kam er näher und näher, bis er es schließlich wagte, einen Fuß in den Kreis zu setzen. Kaum hatte er das getan, da vernahm er die wunderbarste Musik von der Welt, und etwas drängte ihn, noch weiter in den Kreis hineinzugehen.

    Als er diesem Verlangen nachgab, fand er sich nicht länger in einem Feenring am Abhang des Gebirges, sondern in einem prächtigen Palast, in dem es vor Gold und Perlen nur so funkelte. Jede Art von Schönheit umgab ihn, und jede Art von Vergnügen wurde ihm geboten. Er konnte sich frei bewegen, und immer bedienten ihn die Mädchen, die alle wunderschön waren. Statt Kartoffeln mit Buttermilch und den Milchbrei, an den er bis dahin gewohnt gewesen war, legte man ihm die besten Stücke Fleisch auf silberne Tellern vor, und statt einem dünnen Bier- das einzige alkoholische Getränk, das er bisher in seinem Leben je getrunken hatte - kredenzte man ihm roten und gelben Wein in mit Edelstein geschmückten Pokalen. Es gab nur ein einziges Verbot. Es war ihm nicht erlaubt, aus einer bestimmten Quelle im Garten zu trinken. Ihr Wasser ergoss sich in ein Becken, in dem schwammen Fische, sie waren golden oder glänzten in anderen Farben.

    Jeden Tag hatten die Feen wieder ein neues Vergnügen für ihn bereit, und jede Beschäftigung war neu und lustig, und er sah dabei Wesen aus dem kleinen Volk, denen er zuvor noch nicht begegnet war. Nachdem er nun alles hatte, was sich ein Sterblicher wünschen kann, wünschte sich der Junge auch noch das Verbotene. Wie Eva im Garten Eden, so spielte auch ihm die Neugier diesen Streich. Eines Tages kam er in die Nähe der Quelle und schaute den Fischen zu, die sich im Becken tummelten. Niemand sah zu, und da tauchte er seine Hand ins Wasser. Sofort verschwanden die Fische. Er trank von dem Wasser. Und fort war der Palast und alle Feen. Er stand wieder im Gebirge, eben an der Stelle, an der er in den Feenring eingetreten war. Die Schafe grasten noch dort, wo er sie verlassen hatte. Der Nebel über dem Berg hatte sich kaum bewegt. Er meinte viele Jahre fortgewesen zu sein, aber es waren nur wenige Minuten.



    (Märchen aus Wales)

    Schade, dass dass die goldene Farbe beim vorderen Fisch nicht zu sehen ist.

    Hospes



    Re: Der kleine Philosoph

    tobias - 07.11.2007, 04:31

    Das Verbotene
    Wie Märchen oft so sind, wenn man sich darauf einläßt, nehmen sie einen doch recht schnell gefangen und man taucht für einen kurzen Moment ab in diese Welt.
    Aber bevor ich an die Stelle kam, wo stand "wünschte sich der Junge auch noch das Verbotene. Wie Eva im Garten Eden", da kam mir diese Formulierung schon selber in den Sinn.
    Ich frage mich, warum der Mensch so angelegt ist, daß er immer wieder, trotz besseren Wissens, oft offenen Auges in die gleichen Fallen tappt! Wir wissen genau, es ist nicht gut, was wir jetzt machen wollen, es kann/wird Folgen für uns haben, aber doch! Wir unterliegen in vielen Fällen der Versuchung und machen uns im Ernstfall sogar einiges kaputt.
    Wieso machen wir das...?! Was ist mit uns los?
    So wie wir oft das Rad zum zweiten Mal erfinden wollen, sich die Weltgeschichte immer wieder zu wiederholen scheint, es sieht aus, als würde es dem Menschen oft tatsächlich schwer fallen, dazu zu lernen, Erfahrungswerte zu übernehmen und auf Bewährtes zu vertrauen...
    Soviel Philosphie am Morgen!

    Tobias



    Re: Der kleine Philosoph

    Luca - 18.06.2008, 07:22


    Seit längerem geht mir schon etwas durch den Kopf. Ich weiß nicht, ob es zu der Kategorie gehört "alles, was die Welt nicht braucht", aber ich stelle einfach mal meine Gedanken ins Forum.
    Und zwar frage ich mich immer wieder bei der Briefanrede (oder Email), wenn man schreibt "Liebe(r)" am Anfang und am Ende dann "Dein(e)".
    Für mich sind die Worte, wenn man sie mal so betrachtet, recht starke Wörter, die ich nicht an alles und jeden verwende. Wenn man sich das wirklich Mal auf der Zunge zergehen lassen würde, ist doch "Liebe" und "Deine" etwas eher Intimes. Wieso nutzt man dann trotzdem diese Anredeform. Natürlich nicht bei jedem, aber ich habe mich auch schon dabei beobachtet, wo ich die weniger freundvolle Anredung "Hallo" oder "Hi" benutzt habe, wo mir das nicht so recht war, aber "Liebe(r)" wäre mir auch wieder zu eng gewesen.
    Versteht Ihr meine Gedanken? Wie haltet Ihr das? War das bisher überhaupt eine Überlegung wert?

    Einen schönen Tag!
    Luca



    Re: Der kleine Philosoph

    Hospes - 18.06.2008, 08:49

    Anreden
    Hallo Luca,

    Zitat: man sie mal so betrachtet, recht starke Wörter, die ich nicht an alles und jeden verwende

    Da stimme ich zu.

    Ich verwende "Liebe(r)" und "Dein" nur dann, wenn
    - es sich um nahestehende Personen handelt
    - es sich um Leute handelt, denen ich mich emotional verbunden fühle
    - wenn ich jemandem eine persönliche Wertschätzung signalisieren möchte

    So beginne ich schnelle unverbindliche Texte gerne mit "Hallo" - das "Hi" verkneife ich mir gerne. Bei persönlicheren Schreiben setze ich dann die beiden anderen Wörter ein.

    Lieber (!) Luca,

    und ob das einer Überlegung wert ist!
    Ich bin gespannt, was die Anderen im Forum dazu meinen.

    Hospes



    Re: Der kleine Philosoph

    la-piccola - 18.06.2008, 09:06


    Lieber Hospes,

    wenn es sich um nahestehende Personen handelt
    - es sich um Leute handelt, denen ich mich emotional verbunden fühle
    - wenn ich jemandem eine persönliche Wertschätzung signalisieren möchte

    treffender hätte ich das so nicht ausdrücken können, genau so halte ich es auch. Manchmal bedarf es auch noch kleiner Nuancen, z.B. mein/e liebeste/r-
    oder so...wie die Emotion halt grad so ist...

    Schönen Tag allerseits, endlich wieder Sonne und steigende Temperaturen hier....
    :big_eis



    Re: Der kleine Philosoph

    la-piccola - 18.06.2008, 09:34

    Nachtrag
    Wobei ich mich immer sehr schwertue, ist die Anrede: Sehr geehrte/r in offiziellen Briefen.
    Wie kann ich jemanden ehren, den ich nicht kenne ??? Dass man da noch keinen Ersatz für diese Floskel gefunden hat...wie haltet ihr das so ?



    Re: Der kleine Philosoph

    Hospes - 18.06.2008, 10:15

    das Ende
    ... und dann die Schlussfloskel: "Mit freundlichen Grüßen"

    Ich habe heute morgen ein Schreiben an die Telekom abgeschickt, wobei ich mir damit sehr schwer getan habe.
    Aber ich habe mir Verbalinjurien verkniffen.

    Hospes



    Re: Der kleine Philosoph

    Rheinperle - 18.06.2008, 18:19


    Luca, ich verstehe absolut Deine Gedanken und es ist durchaus wert darüber nachzudenken, denn schon seit langer Zeit bewegen mich solche Gedanken. Nehmen wir einfach mal unser Forum. Manchmal weiß ich nicht so recht, wie ich Euch persönlich ansprechen und wie ich mich von Euch verabschieden soll. Nun ich wähle einfach nach dem jeweiligen Thema und meiner Stimmung. Wenn ich schreibe "Eure Rheinperle" dann ist es genauso gemeint, denn ich denke ich bin hier "Eure Rheinperle". "Hallo" und "Hi" sind für mich sehr oberflächlich "Hallo" kommt bei mir leider hin und wieder vor, weil, wo ist die Alternative zu "Lieber oder Liebe". "Hi" ist absolut tabu für mich.Nun gibt es für mich noch den Geschäftsbereich. Sehr geehrter/geehrte... es gibt keine Alternative, beim Abschluss des Briefes schreibe ich meistens in der Form -Gruß aus Karlsruhe, oder ich erwähne den Stadtteil.
    Was ich gar nicht nachvollziehen kann und auch irgendwie ablehne, ist diese frankophile Begrüßungszeremonie mit Küsschen links und rechts in die Luft oder umgekehrt , die sich hier so irgendwann mal eingebürgert hat.
    Menschen, die ich seit Jahren kenne soll ich plötzlich so begrüßen ?????
    Eure Meinung würde mich hierzu interessieren.

    Ich find es mal wieder Klasse, Deine Gedanken :big_applaus

    Eure Rheinperle



    Re: Der kleine Philosoph

    Hospes - 18.06.2008, 19:01

    Küsschen
    Liebe Rheinperle,

    Zitat: Begrüßungszeromonie mit Küsschen links und rechts in die Luft oder umgekehrt

    diese Begrüßungsform habe ich bereits 1969 erstmals in Istanbul gesehen.
    Sie fand nur zwischen Männern statt.
    Ich war zunächst etwas desorientiert darüber und machte mir Gedanken über die sexuelle Orientierung des männlichen Geschlechts in der Stadt.
    Dann fand ich es nicht mehr so schlimm.

    Ich finde, man muss nicht jede (Un-)Sitte nachmachen.
    In München spricht man in diesem Zusammenhang von der sogenannten "Bussi-Gesellschaft".
    Inzwischen sehe ich auf dem Weg zur Arbeit viele Jugendliche, die sich so in aller Öffentlichkeit begrüßen.
    Manchmal muss ich dann an den Judas-Kuss (Mt 26,48f) denken.

    Wichtig ist doch, dass mein Gegenüber weiß, wie ich gefühlsmäßig zu ihm stehe. Vergleiche dazu die Anrede "Meine Teueste", wenn man genau das Gegenteil meint und sich hinter einer Floskel versteckt.

    Euer Hospes :big_hand



    Re: Der kleine Philosoph

    karin - 18.06.2008, 19:02


    Wie recht Du hast, liebe Rheinperle, alles ist nur Schall und Rauch, genau wie unsere Münchner Schicki-Micki Szene. Um sich wichtig zu tun busseln die ja jeden italienischen Nobelkellner ab, damit der ja der Presse erzählt ..... sowieso war da.

    In Geschäftsbriefen ist leider die Anrede "Sehr geehrte Frau oder Herr" ein Überbleibsel aus der verstaubten Ärmelschonerzeit, anstelle der aufwendigen Rechtschreibreform hätte man sich etwas über dieses vernachlässigte Thema einigen sollen. Nun mich interessiert die Rechtschreibreform herzlich wenig, ich schreibe ohnehin fehlerhaft und warum soll ich mir neue Fehlerfallen stellen, also lass ich das von vornherein.

    Nun zu den persönlichen Schreiben, gar nicht so einfach sich da zu entscheiden, denke jedoch was Hospes geschrieben hat gilt auch für mich.

    Die Engländer, Amerikaner und Franzosen tun sich in der Anrede etwas leichter, vor allem hat der Stellenwert z. B. von "dear Sir" nicht den Stellenwert den er in unserem Land hätte, ähnlich ist es mit der Abschiedszeile.

    LG Karin :)



    Re: Der kleine Philosoph

    tobias - 19.06.2008, 05:19


    Dieses Küssen finde ich auch schrecklich und es scheint mir eine Modeerscheinung zu sein, zumindestens bei den Jugendlichen. Bei den Erwachsenen empfinde ich das als sehr unecht. Ich persönlich würde nicht jedem so nahe kommen wollen.
    Bei den Briefen wird es dann schon etwas schwieriger. Im Geschäftsleben muß man ja "Sehr geehrter..." schreiben, auch wenn ich die Leute gar nicht kenne und auch nicht weiß, ob ich den anderen überhaupt so "geehrt" finde.
    Manchmal würde ich mir wünschen, wenn es bei der pesönlichen Anrede etwas zwischen Hallo und Liebe(r) gäbe. Im persönlichen Kontakt finde ich einen kurzen, festen Händedruck sehr angenehm.
    Eine Kollegin von mir, ich weiß nicht, warum sie das macht, muß jeden immer ganz expliziet begrüßen, sich von einem auch entsprechend verabschieden und das oft mehrmals. Irgendwie scheint es für sie immens wichtig zu sein, daß ihr Kommen und Gehen bemerkt wird. Sie fühlt sich manchmal schon auf den Schlips getreten, wenn man ein "Guten Tag" in die Runde wirft und sie nicht persönlich anspricht...

    Tobias



    Re: Der kleine Philosoph

    tosa34 - 19.06.2008, 22:57


    Man ist halt durch (überholte) sprachliche Knoventionen gebunden. Hier ist es mittlerweile nicht ungewöhnlich, einen Brief einfach mit "Sir:" oder "Madam:" anzufangen. Oder auch unter Freunden und Verwandten, mit "Mary:" oder "John:". Was durchaus nicht als unfreundlich empfunden wird. Und statt des generellen (und nicht immer zutreffenden) "Sincerely," am Ende sagt man eher etwas gezielteres wie "Waiting to hear from you" oder so.

    Mit ergebenster Hochachtung,
    Tosa.



    Re: Der kleine Philosoph

    Luca - 17.07.2008, 07:22


    Ich dachte, hier paßt das folgende Gleichnis noch am besten hinein, ohne gleich eine neue Rubrik zu eröffnen. Es kommt aus der Arbeitswelt und in dem Buch, welches ich gerade lese, ein Bericht über den BND, ist jemandem tatsächlich so ein Verhalten widerfahren. Aber ich denke (fürchte), daß das überall stattfinden kann...

    Das Gleichnis mit der Maus

    Eines Tages lief eine Maus über einen Bauernhof. Sie wurde gerade von einer Katze verfolgt. Die Katze kam immer näher an die Maus heran. Kurz bevor sie den kleinen Nager erwischen konnte, rettete er sich in den Kuhstall. Dort rannte das verfolgte Tier just in dem Moment unter einer Kuh durch, als diese einen großen Kuhfladen fallen ließ. Auf einen Schlag war die Maus im Kuhdreck verschwunden. Die Katze stutzte, da sie ihr Opfer nicht mehr sehen konnte. Bei genauer Beobachtung erkannte sie jedoch einen Kuhfladen, aus dem ein Mäuseschwanz lugte. Die Katze zögerte nicht, zog die Maus am Schwanz aus dem Kuhdreck und fraß sie auf.
    Die Moral dieser Geschichte ist offensichtlich:
    Erstens - nicht jeder, der dich bescheißt, will Dir etwas Schlechtes.
    Zweitens - nicht jeder, der dich aus dem Dreck zieht, will dir etwas Gutes.
    Drittens - aber wenn du schon im Dreck sitzt, dann ziehe wenigstens den Schwanz ein.

    Luca



    Re: Der kleine Philosoph

    tobias - 18.07.2008, 02:45


    Das Gleichnis gefällt mir sehr gut! Leider beinhaltet es auch viel Wahres...

    (aber eine Überlegung kam mir, die so gar nichts mit den Gedanken zu tun hat: wie mag wohl eine Maus schmecken, die frisch aus einem Kuhfladen gezogen wurde....!)

    Tobias



    Re: Der kleine Philosoph

    Rheinperle - 18.07.2008, 09:45


    Wie treffend dieses Gleichnis. Du fürchtest richtig. Ich spreche aus Erfahrung.

    Rheinperle



    Re: Der kleine Philosoph

    tobias - 06.08.2008, 13:12


    Es ist zwar nicht unbedingt ein philosophischer Spruch, aber er ist von einem Philosophen geschrieben worden. Achtet mal auf das Datum...

    Tobias

    "Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer".
    (Sokrates, 470 - 300 v. Chr.)



    Re: Der kleine Philosoph

    Hospes - 06.08.2008, 16:47

    Spruch
    Lieber Tobias,

    den Spruch kenne ich schon lange.
    Er bestärkt mich in meiner Einsicht, dass die Menschen früher nicht anders als heute waren.

    Ergänzend könnte man sagen: "Die Jugend braucht täglich die Stimme des Herrn."

    Hospes



    Re: Der kleine Philosoph

    Luca - 07.08.2008, 05:47


    Mir war dieses Zitat auch unbekannt und so fand ich es erstaunlich und überraschend.
    Aber es zeigt mir auch, daß die "Jugend von heute" nicht anders ist als die "Jugend von damals", auch wenn das fast zweieinhalbtausend Jahre her sind...
    Irgendwie ist es natürlich schon traurig zu sehen, wie das Rad irgendwie immer neu erfunden wird und wir nicht aus der Erfahrung unserer Vorgänger lernen können und uns dann weiter entwicklen. Nein, wir müssen als Mensch die gleichen Erfahrungen immer wiederholen und können es nicht umsetzen, was andere gemacht haben, um daraus zu lernen...

    Luca



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