Artikel Integration

RedaX Presseteam
Verfügbare Informationen zu "Artikel Integration"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: Maria - Gloindil - Nicki Nuss
  • Forum: RedaX Presseteam
  • Forenbeschreibung: das interne Arbeitsforum des Potsdamer Jugendredaktion
  • aus dem Unterforum: Storys, Reportagen, Dokumentationen
  • Antworten: 4
  • Forum gestartet am: Donnerstag 16.11.2006
  • Sprache:
  • Link zum Originaltopic: Artikel Integration
  • Letzte Antwort: vor 16 Jahren, 10 Monaten, 7 Tagen, 10 Stunden, 28 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Artikel Integration"

    Re: Artikel Integration

    Maria - 17.06.2007, 21:41

    Artikel Integration
    Hallo zusammen, da ich morgen leider nicht kommen kann ist hier mal eine Idee für die Einleitung und außerde, das gesamte Interview.. wie gesagt es ist wirklich um Meilen zu lang aber das kürze ich dann noch irgendwie bzw ihr könnt ja mal sagen was man weglassen könnte oder wo sie sich wiederholt (wenn ihr bis ganz durchkommt:))
    liebe grüße, maria




    Maria Archangelskaja ist das perfekte Beispiel für eine gelungene Integration.
    Sie lebt seit ihrem zehnten Lebensjahr in Deutschland, wohnte zwischenzeitlich in Italien, zog dann jedoch wieder nach Deutschland zurück. Trotz einigen kleineren Zwischenfällen spürte sie keine Ausländerfeindlichkeit. Die russischen Bräuche werden auch noch in ihrer Familie praktiziert, genauso wie die Deutschen.
    Doch macht es sich bemerkbar, dass sie in drei verschiedenen Ländern lebte und fühlt sie sich dadurch entwurzelt?
    Integration – das Lehrbuch beschreibt diesen Begriff wie folgt:
    „Es handelt sich dabei nicht nur um eine reine Assimilation an ein bereits bestehendes Ganzes, sondern um die kombinatorische Schaffung eines neuen Ganzen unter Einbringung der Werte und Kultur der außen stehenden Gruppe in die neue Gesellschaft.“
    Das Ziel ist es die eigene Identität zu wahren, die eigenen Sitten und Bräuche also weiterhin zu praktizieren und sich dennoch mit der neuen Kultur zu identifizieren. So wie das bei Maria Archangelskaja passiert.
    Doch gelingt das auch den anderen zahlreichen Einwohnern mit ausländischem Hintergrund in Potsdam, gerade in einer Zeit, wo Begriffe wie „Rütli“ uns immer öfter zu Ohren kommen?
    Zum Thema Integration, Eingliederung und der Frage nach der eigenen Identität hat Maria, genannt Masha, mir aus ihrer Erfahrung Rede und Antwort gestanden.


    Masha, wo wurdest du geboren?
    Ich bin in Taschkent geboren, der Hauptstadt von Usbekistan.

    Und wie lange hast du dort gelebt?
    Also ich bin mit.. elf ungefähr.. also dritte KIasse..ne mit 10. In der dritten Klasse bin ich nach Werder gezogen, und musste natürlich die dritte wiederholen. Aber da ich mit sechs eingeschult wurde, war das ja eigentlich kein Problem. Tja also hab ich halt bis 10, 11 ungefähr in Usbekistan gelebt.

    Warum seid ihr nach Deutschland gezogen?
    Also meinte Mutter hat sich von meinem Vater getrennt, als ich 7 war, und dann hat sie auf ihrer Arbeit einen deutschen Beamten kennengelernt. Sie war Sekretärin in einer deutschen Firma. Mein jetziger Stiefvater wurde aus Deutschland, aus Bonn, nach Taschkent versetzt und dann lebte er da vier Jahre, und sie haben sich kennengelernt. Sie haben dann auch ziemlich bald geheiratet. Als er dann wieder nach Deutschland versetzt wurde, hat er uns halt mitgenommen.

    Also konnte deine Mutter schon Deutsch sprechen, bevor sie hierher kam?
    Hmm.. ja, sie hatte Kurse genommen und sich mit ihm unterhalten, aber sie konnte nicht sehr gut deutsch.

    Als du dann nach Deutschland kamst, weißt du noch wie so deine Befürchtungen oder Ängste aussahen?
    Naja, natürlich.. oh gott.. also ich hab ungefähr 3 Monate bevor wir nach Deutschland gekommen sind, Privatunterricht bekommen, von einer deutschen Lehrerin. Sie kam zu uns nach hause, und ich musste immer Deutsch lernen, und Grammatik! Und.. (lacht).. ich war ja so faul, und dann musste ich auf einmal diese neue Sprache lernen und es war halt ziemlich schwer, aber da ich noch so klein war ging das ziemlich schnell. Dann haben mir in der dritten Klasse in Deutschland immer alle gesagt, dass ich besser grammatikalisch schreibe und spreche als die Deutschen in meiner Klasse. Ich hab das alles ja schon ein wenig gelernt.
    Naja und ich hatte natürlich Angst wie ich aufgenommen werde und überhaupt.. dann meinten auch in Usbekistan manche dummen Schüler, als sie wussten das ich nach Deutschland umziehe, dass ich zu den Nazis ziehen würde.. In der dritten Klasse! Ich bin zwar immer ein Mensch, der sehr selbstsicher rüberkommt, aber danach, wenn ich drüber nachdenke und alleine bin, frag ich mich auch was das sollte und bin ziemlich unsicher. Ich hatte natürlich auch Befürchtungen wegen der Sprache, aber es ist alles schon ziemlich lange her deswegen kann ich mich jetzt nicht mehr so genau daran erinnern.

    Weißt du noch ungefähr was die ersten Eindrücke waren?
    Also wir sind ja nach Werder gezogen, und diese Siedlung wo wir jetzt wohnen war noch richtig leer, unser Haus war eines der ersten. Und da war noch kein Gras, nichts Grünes, nur die Häuser, die Gerüste, nur Erde, es war richtig hässlich. Und meine Mutter hat nur geweint.. und mein Stiefvater hat einfach das Haus gekauft, hat sie gar nicht gefragt. Und er lebte zu der Zeit noch in Bonn, da das auswärtige Amt ja in Bonn war, und kam nur am Wochenende glaub ich ab und zu. Also dann haben wir da gelebt, und es war ziemlich einsam. Ich hab michfrüher noch richtig gut mit meiner Mutter verstanden, deswegen haben wir uns irgendwie beschäftigen können.


    Du hast ja gesagt, du hast Deutsch schon vorher gelernt…
    Ja aber nur drei Monate. Ich kam dann in die dritte Klasse, und ich konnte eigentlich überhaupt nichts. Ich hatte noch nicht mal Noten auf dem Zeugnis gehabt. Da stand immer nur, dass ich gut mitgemacht hab, oder was schreiben die da immer? Das sie sich am Unterricht beteiligt hat.. Und ich wurde halt immer bevorzugt! Zum Beispiel wenn der Lehrer eine Frage gestellt hat, und ich mich gemeldet hab und alle anderen auch, dann wurde ich bevorzugt, damit ich.. ich weiß nicht ich war halt neu, ich war eine Ausländerin, und die Lehrer waren alle sehr, sehr nett zu mir, und dann wurde ich natürlich bevorzugt, damit ich die Sprache oder damit sie mich irgendwie bewerten können.. und alle haben mich aber geärgert deswegen.

    Da du es ja selbst ansprichst, wie war denn der Kontakt zu deinen Mitschülern am Anfang?
    Am Anfang war das ganz schwer.. weil naja, Werder.. da leben meiner Meinung nach viele Menschen die da nicht so tolerant sind und offen für Ausländer… ich weiss auch nicht, das ist ganz anders in Potsdam. Aber es kommt auch auf die Schule drauf an.

    Und in deiner Klasse direkt?
    Ja, da gabs halt ziemlich viele die mich dann nicht mochten, weil ich eine Ausländerin war und grade auch aus Russland kam, und ich war anders, ich konnte ihre Sprache nicht. Am Anfang war ich auch ziemlich zurückhaltend, ziemlich still. Aber trotzdem hab ich mich auch immer gemeldet und war total gut in der Schule, und dann hatten sich alle total geärgert und waren irgendwie „böse“ auf mich, da ich halt damals so ne Streberin war.

    Gabs Kinder, die dich gleich mit aufgenommen haben?
    Ne, gleich überhaupt nicht. Ich musste mich erstmal einleben und irgendwie auch beweisen. Dann haben wir Mädels angefangen mit mir zu reden, und die Jungs hatten alle ne Abneigung gegen mich.. Am Anfang mochten sie mich gar nicht, die Mädels lästern, die Jungs sagten auch: „na wer ist das denn?“. Ich hab mich auch ganz anders angezogen, also ich war immer.. naja, alternativ halt. Also immer anders als die andern. Aber dann nach einem Jahr oder so hab ich mich ziemlich gut eingelebt und hatte auch ein paar Freundinnen, also zwei, und mit denen haben wir immer nur Scheisse gebaut, gelacht, rumgealbert.. und die beiden wurden so mit meine besten Freundinnen in der Grundschule. Und die andern, als ich dann richtig gut Deutsch konnte, haben sich dann auch gut mit mir verstanden.

    Wie lange hat es in etwa gedauert, bis du Deutsch fließend beherrscht hast?
    Hmm, so zwei Jahre, ja. In der sechsten Klasse konnte ich auf jeden Fall schon ziemlich gut Deutsch, sonst hätt ich ja auf dem Zeugnis nicht 1,0 gehabt.. (lacht) da haben sich auf wieder alle geärgert..

    Wann seid ihr dann nach Italien gezogen?
    Ich habe mich gleich nach der sechsten Klasse, also so mit 12, 13, am Hemholtzgymnasium beworben und wurde auch angenommen. Dann sind wir aber sofort nach Rom gezogen, weil mein Stiefvater wieder versetzt wurde. Wir hätten auch nach Sao Paulo ziehen können, aber meine Mutter wollte nicht, sie hatte Angst, weil es halt eine der gefährlichsten Städte ist.. Naja also sind wir nach Rom gezogen und drei Jahre später wieder nach Werder, weil mein Stiefvater in Rente ging.

    Bist du in Rom auf eine deutsche Schule gegangen?
    Ja, das war die „Scuola Germanica Roma“, halt „Deutsche Schule Rom“. Sehr, sehr viele deutsche Kinder von Beamten gingen dahin, eigentlich waren die Deutschen nur Beamtenkinder, die anderen waren alles Italiener. In meiner Klasse waren vier Deutsche, der Rest war italienisch, die vielleicht eine deutsche Oma oder einen deutschen Vater hatten, oder die Eltern wollten einfach nur, dass sie deutsch lernen.

    Hast du dort Ausländerfeindlichkeit gespürt?
    Ja am Anfang auch dort ein wenig. Es gibt halt immer ein paar bescheuerte Leute, und da wurde mir am Anfang auch oft gesagt: „Geh zurück nach Usbekistan“ oder so was. Wenn sie dann Russland gehört haben, hieß es auch oft: „ach ne Kommunistin, geh nach Hause“. Das hat natürlich was mit den geschichtlichen Hintergründen zu tun und was die Kinder in ihrem Elternhaus lernen.

    Wie würdest du kurz die wichtigsten Unterschiede beschreiben?
    (lacht) also Usbekistan ist auf jeden Fall kein demokratisches Land in dem Sinne, weil der Präsident schon seit Ewigkeiten an der Spitze des Landes steht, und sich auch gar nicht unterkriegen lässt, er ist total korrupt. Den Menschen geht es gar nicht so gut, und entweder du hast Geld, oder du hast kein Geld und es ist total schwer da irgendwie reinzukommen oder aufzusteigen. Ich hab gar nicht mehr so eine gute Erinnerung an Usbekistan, als ich noch klein war gab es total viele Moscheen und so was, jetzt erzählt mir meine Oma das immer mehr kapputt gemacht wird, Wolkenkratzer und andere moderne Gebäude entstehen und so was.
    Naja und an Italien ist mir am meisten aufgefallen.. hmm (lacht) die Italiener achten sehr, sehr auf Mode. Sie legen extrem viel Wert darauf wie man sich kleidet. Klar gibt es auch da Alternative, aber die Mehrheit ist überdurchschnittlich modeinteressiert. Italien ist generell ein ziemlich reiches Land.
    Und was ziemlich wichtig für mich ist (lacht)- die Deutschen sind einfach in der Regel sehr pünktlich. In Italien und Russland legt man keinerlei Wert auf Pünktlichkeit, zumindest Größtenteils. Das fällt mir besonders bei den Bussen auf: natürlich gibt es hier auch Verspätungen, aber es gibt wenigstens Buszeiten. In Rom gibt steht an der Bushaltestelle keine Zeit. Also die Busse kommen oft, aber manchmal eben auch nicht. In Moskau genauso, die Busse kommen wann sie wollen. Und so sind auch die Menschen, sie kommen wie sie lustig sind.

    Welche Sprache sprecht ihr in der Familie?
    Mit meiner Mutter spreche ich natürlich Russisch, aber da ich ja nicht nur mit ihr rede, vergesse ich teilweise auch die Sprache, das ist ziemlich schade. Mein Vater ruft mich immer an, jeden zweiten Tag so, aus Moskau. Es ist halt ein bisschen schwierig, wenn ich mit meiner Mutter rede kann ich immer noch mal ein deutsches Wort einwerfen, mit meinem Vater ist das nicht so einfach, wenn ich mal ein Wort nicht weiß. Naja und mit meinem Stiefvater rede ich Deutsch. Mein kleiner Bruder versteht Russisch, da ich und meine Mutter mit ihm Russisch sprechen, aber er spricht und antwortet meistens auf Deutsch. Er kann nur wenig auf Russisch, und kann das „r“ zum Beispiel auch nicht rollen. Er ist ja auch nicht in Russland geboren, sondern in Berlin. Er konnte als wir in Italien waren auch italienisch, aber das hat er auch wieder verlernt.

    Du sagst ja, du vergisst eine russische Wörter und manchmal hast du das Gefühl, noch nicht alle deutschen Begriffe zu kennen. Hast du manchmal das Gefühl, zu keinem der drei Länder wirklich dazuzugehören?
    Ja, das kann man so sagen. Ich identifiziere mich zum Beispiel mich Usbekistan gar nicht, dann eher schon mit Russland, also Moskau, da mein Vater da lebt und ich in letzter Zeit öfter in Russland war. Ich sehe dann Moskau als die Stadt wo ich später vielleicht mal leben möchte viel eher als Taschkent, denn da kann man wirklich nichts machen, man ist total von der Welt abgeschottet. Ich fühle mich schon etwas entwurzelt. Ich denke mir oft, ich kann weder perfekt russisch, noch deutsch noch italienisch… also ich kann mich ausdrücken oder längere Texte schreiben, aber so ganz anspruchsvolle literarische Texte zu lesen, vor allem auf russisch, da mir da das Vokabular fehlt, fällt mir echt schwer.

    Würdest du dich am ehesten als Russin bezeichnen, oder als Deutsche oder als Italienerin bezeichnen? Vielleicht sogar als Europäerin?
    (lacht) Das ist auch ganz schwer. Ich würde sagen ich bezeichne mich selber immer als Russin, da ich am ehesten russisch sprechen würde.. obwohl.. oh Gott, meine Familie in Moskau sagt mir, das ich wenn ich russisch rede einen deutschen Akzent habe! Das tut mir ganz doll weh, meine ganze Familie ist russisch… vor allem, ich wurde ja nicht gefragt ob ich weg will. Auf der anderen Seite find ich es jetzt gut, ich hatte so die Gelegenheit voll viele verschiedene Menschen kennenzulernen, in jedem Land sind sie echt ganz anders, haben andere Vorstellung vom Leben, verhalten sich anders…

    Ist es wirklich so wie man sagt, die Deutschen sind eher ernster, die Italiener lebensfroher...?
    Hm.. am Anfang kam mir das schon so vor.. die Deutschen waren zu Beginn eher so zurückhaltend, aber in Italien, wenn du neu bist, reden sie gleich ganz viel mit dir, fragen sie dich, wie’s dir geht und wie’s in deinem Leben läuft, geben die zwei Küsschen.. das hängt natürlich von den Menschen ab, ob sie jetzt arrogant sind oder nicht, es gibt ja genauso hier auch offene Menschen. Aber ich hab das Gefühl, das man in Italien ganz viele kennt, mit jedem redet und alle ganz offen sind, jeder hat viele Menschen um sich, aber hier glaub ich, wenn man sich mit jemandem anfreundet, dann ist die Freundschaft intensiver und hält länger und ist nicht ganz so oberflächlich wie in Italien.

    Glaubst du, du bist durch die ganzen Umzüge offener geworden gegenüber anderen Leuten offener geworden und kannst du dir auch vorstellen, dass das Gegenteil passieren könnte, dass man verschlossener wird und sich zurückzieht?
    Wenn man schlechte Erfahrungen gemacht hat, auf jeden Fall. Aber ich wurde jedes Mal als ich weggezogen bin herzlich verabschiedet und hatte so viele Freunde, also natürlich, immer wieder von Neuem anzufangen ist natürlich richtig schwer, aber du weißt du lernst ganz tolle Menschen kennen und dann hast du auch keine Angst mehr. Und ich bin viel, viel offener geworden. Ich war früher ein so ein kleines, schüchternes Mädchen und unsicher. Es macht einen viel kontaktfreudiger. Natürlich hängt es auch vom Charakter ab.

    Habt ihr Besonderheiten aus der russischen Kultur übernommen?
    Ja. Zum Beispiel wird ja hier Silvester am 31.12 gefeiert. In Russland wird Silvester richtig mit Weihnachtsbaum gefeiert und es gibt Geschenke. Wir haben praktisch Silvester vor dem Heiligabend in Russland, das wird erst am siebten Januar gefeiert. Da gibt es dann aber keine Geschenke, sondern man geht in die Kirche und so was. Wir machen das jetzt so, dass wir am 24.12 Weihnachten feiern, weil mein Stiefvater das ja so kennt und mein kleiner Bruder auch. Mein Stiefvater kauft also den Tannenbaum, kauft Geschenke.. Weihnachten am 24. ist dann nicht so festlich, weil, naja der Tannenbaum steht für meinen kleinen Bruder da, weil er noch so klein ist und wir essen. Die Geschenke werden gleich danach ausgepackt. Es ist nicht so harmonisch oder mit Tradition. Am 31. haben wir dann manchmal auch noch mal Geschenke, aber das hängt davon ab wie meine Mutter gelaunt ist. Und am 7.1 feiern wir dann noch mal, also wir feiern eigentlich nicht richtig sondern essen nur viel (lacht)
    Abgesehen davon sind wir sehr abergläubisch, das ist weit verbreitet in Usbekistan. Das kann man von vielen Menschen in Deutschland nicht behaupten, die denken meistens eher rational. Mein Stiefvater schert sich überhaupt nicht drum sondern belächelt uns nur. Man darf also keine Spinnen töten, weil die Geld in Haus bringen, man darf kein Salz verstreuen, wir klopfen dreimal aufs Holz (lacht). Wenn uns dann was Schlimmes passiert, dann war das weil wir das und das gemacht haben… eine ganz komfortable Ausrede eigentlich.

    Als ihr hier gezogen seit, oder generell, ist dir weil du Ausländerin bist schon etwas zugestoßen oder wurdest du verbal angegriffen?
    Naja, abgesehen von einigen Leuten die mir gesagt haben ich solle nach Usbekistan zurückgehen, nein. Aber ich falle ja nicht sonderlich auf, ich habe keine andere Hautfarbe, ich spreche halt nur ein bisschen langsamer. Ich muss eben immer erst überlegen was ich sage.

    Wie ist denn das mit dem Denken, denkst du Russisch und übersetzt es dann ins Deutsche oder denkst du gleich Deutsch?
    Es kommt immer drauf an, das sind solche Phasen. Wenn ich zum Beispiel grade ein russisches Buch gelesen hab, denk ich die ganze Zeit russisch. Wenn ich mich mit deutschen unterhalte denke ich meistens Deutsch. Am Anfang als ich aus Italien kam, hab ich auch immer noch italienisch gedacht und dann übersetzt. Es ist einfach so dass russisch und italienisch viel flüssiger sind als deutsch. Im Deutschen sind die Sachen manchmal so abgehackt, das find ich dann ziemlich schwer. Im russischen und italienischen rede ich auch viel schneller. Und ich möchte mich ja auch angemessen ausrücken und nicht irgendwelchen Blödsinn labern. Aber zum Beispiel in einer Klausur, wenn ich die Wörter zähle, zähle ich auf Deutsch, weil ich dann einfach nicht vom Zählen abkomme. Wenn ich auf russisch zählen würde, würde ich ganz oft von vorne anfangen müssen. Im Russischen sind die Zahlen einfach zu lang (lacht)

    Und auf welcher Sprache träumst du?
    (lacht) wenn ich mit Italienern rede im Traum dann träum ich italienisch, wenn ich mit Russen rede, dann russisch. Ganz oft vergesse ich aber meine Träume. Aber ich träume hier in Deutschland ganz oft auf Deutsch.

    Glaubst es hat geklappt, dass du integriert wurdest in die deutsche Gemeinschaft? Und würdest du sagen, dass du deine eigene, russische Kultur übernommen hast?
    Auf jeden Fall, ja. Ich muss sagen, ich weiß noch nicht genau wer ich bin, das hab ich noch nicht rausgefunden. Okay, das haben viele nicht, aber bei mir ist es ja noch ein bisschen schwerer. Aber auf jeden Fall aus meinem ganzen Leben hat mich geformt. Ich hab mich jetzt auch ziemlich an Deutschland angepasst, hab aber trotzdem russische Vorstellungen von manchen Sachen. Ich identifiziere mich auch als Russin, und teilweise auch als Deutsche. Ich würde aber niemals sagen, dass ich wirklich Deutsche bin, obwohl ich die deutsche Staatsbürgerschaft hab.

    Hast du eine Vorstellung davon wo du später gerne wohnen würdest?
    (lacht) ich hätte gerne eine Wohnung in Moskau, Berlin und Rom.
    Weißt du.. da ich so oft den Ort gewechselt habe und so aufgewachsen bin, wird es immer irgendwann „Zeit“ für mich. Es ist natürlich schwer, man hat dann endlich Freunde gefunden, aber ich habe einen extremen inneren Drang. Es wird halt Zeit für mich, wieder den Ort zu wechseln. Rom oder Moskau wär natürlich ideal, aber.. es könnte auch so Australien oder Südamerika oder so sein.



    Re: Artikel Integration

    Gloindil - 20.06.2007, 08:29


    Hey Maria, Also spannendes Interview und wir sind es am Montag mal durchgegangen. Nicole wollte die Anmerkungen zum Text nochmal gesondert kenntlich machen an den entsprechenden Stellen. Generell solltest du aber diese ganzen Umlaute wie Hmm, und Ah usw. weglassen damit sieht das ganze dann etwas professioneller aus. Und wir haben uns überlegt das du vielleicht den vollständigen Namen nicht nennen solltest da das Interview schon sehr persönlich ist und vielleicht ihre Eltern das, bei vollständiger Nennung des Namens, nicht so klasse finden könnten. Aber genug der Rest dann von Nicole. Aber Sehr schöner Artikel sonst!! :lol:



    Re: Artikel Integration

    Nicki Nuss - 20.06.2007, 17:21

    Beitrag Integration
    Hallo Maria,
    wie Rob schon sagte, haben wir den Beitrag am Montag durchgesprochen und ein paar kleine Änderungen. Ansonsten find ich den Artikel wirklich richtig gut. Jetzt habe ich grad das Problem, dass ich dir in diesem Forum die Änderungen nicht so richtig kenntlich machen kann. Es kann natürlich sein, dass ich mich einfach zu blöd anstelle. Also werte Forumbesucher bitte helfen: Wie kann ich zum Beispiel die Textfarbe ändern, wenn ich den Text vorher kopiert habe und darin arbeiten möchte.
    Ansonsten schick mir den Text einfach per mail: NickNuss@web.de und dann geh ich den im word durch, is wahrscheinlich eh unkomplizierter. Liebe Grüße. Nicole



    Re: Artikel Integration

    Gloindil - 21.06.2007, 09:01


    Wir müssen mal Thomas fragen wie er Dokumente online stellt. Wir haben damals für die Umfrage eine Pdf- Datei online gestellt. Dies haben wir irgendwie über den Blog von Thomas gemacht ich frag ihn einfach wenn ich ihn sehe.



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum RedaX Presseteam

    Treffen heute 29.03.2007 - gepostet von bernd54 am Donnerstag 29.03.2007
    Zukunft der redaXe - gepostet von bernd54 am Donnerstag 07.06.2007
    Befragung in der Brandenburger - gepostet von bernd54 am Mittwoch 27.12.2006
    Bernds Aktualisierungs Problem - gepostet von tpoint am Montag 12.03.2007



    Ähnliche Beiträge wie "Artikel Integration"

    Integration - Chuck Norris (Donnerstag 12.07.2007)
    Artikel aus Denso Firmenzeitung "Japanese Corner" - chris84 (Mittwoch 24.03.2004)
    @pippilotta: Artikel über Sorraia-Pferde - Pfefferminza (Mittwoch 31.03.2004)
    Artikel/Interviews - Administrator (Freitag 13.07.2007)
    Artikel> Manhunt - FlorianSchröder (Donnerstag 20.05.2004)
    Artikel> Battlefield Vietnam - FlorianSchröder (Donnerstag 20.05.2004)
    Artikel> FIFA 2004 vs Pro Evolution Soccer 3 - FlorianSchröder (Donnerstag 20.05.2004)
    Artikel> Der verborgene Kontinent - FlorianSchröder (Donnerstag 20.05.2004)
    Artikel> Far Cry - FlorianSchröder (Freitag 11.06.2004)
    Ebay - beobachtete Artikel - strongbow (Samstag 14.07.2007)