Thule fällt noch

Hârnmaster by Ralf
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    Re: Thule fällt noch

    Thule - 23.09.2005, 22:34

    Thule fällt noch
    Thule fällt noch, als er sein eigenes Schreien nicht mehr hören kann. Also gibt er den Kampf gegen die Schwerkraft auf und gibt sich ganz dem Gefühl des Fallens hin. Ein äußerst seltener Moment völliger gedanklicher Klarheit übermannt ihn und er kann seine Vergangenheit, seine Gegenwart und all seine Wünsche an sich vorbeiziehen sehen.
    ...

    Er sieht seinen Großonkel aus dem Langhaus treten, die Großtante an der Seite.
    Das Dorf ist in Festtagsstimmung, denn Sohn Volkar ist von Raubzügen mit reicher Beute zurückgekehrt. Volkar kommt mit Ruhm und Gold! Fest aber zärtlich und voller Stolz umarmt der Vater seinen Sohn, während Thule leicht abseits steht und die Szenerie beobachtet. Seine Stellung im Haus der Gunnarssons ist nicht gut, es gibt ständig Ärger. Denn Thule ist eigenwillig, schon jetzt mit zwölf, und er sucht oft den Streit mit seinen Großcousins, der regelmäßig in Faustkämpfen endet, die Thule zwar aufgrund seiner überragenden Stärke selbst in jungen Jahren gewinnt, die ihn jedoch in der Großfamilie standeslos zurücklassen.
    "Warum kommst Du nicht zur Ruhe, Thule?" fragt sein Großonkel stets, nachdem er, der Thule an Kraft und Kampfgeschick überlegen ist, nach diesen Streitigkeiten versucht hat, Vernunft in ihn einzuprügeln. "Ein Mann ist nicht ein Mann, weil er gut kämpft. Er ist ein Mann, weil er mutig für die richtigen Dinge kämpft: Ehre und Familie. Du hast beides nicht und wirst es nicht bekommen, denn Du nutzt Deine Stärke nicht."
    Mit diesen Worten begibt sich der Onkel zu einer der großen Truhen, öffnet sie und entnimmt ein längliches Bündel, das er Thule überreicht. "Du kannst nicht hier bleiben, weil Du nur Streit suchst. Du bist wild, wie Dein Vater, aber kannst Dich nicht zügeln. Dein Vater hatte leider keine Zeit, Dir dies beizubringen und ich habe es nicht vermocht. Darum musst Du gehen, Thule. Wenn Du erkannt hast, was wirklich wichtig ist, kannst Du zurückkommen."

    Der junge Thule blickt auf Schädelspalter, das Schwert seines Vaters, das er dem Bündel entnommen hatte und träumt von großen Schlachten an Orten mit Dächern voll Gold. Er wird ein großer Krieger werden und mit Reichtümern bepackt nach Hause kommen, mit Ruhm und Gold!
    ...

    Er blickt auf seine blutbeschmierten Hände, mit denen er in einer großen Stadt in Kaldor, eine ganze Zeit später und weit weg von Zuhause, gerade einen Mann fast getötet hat, der nunmehr röchelnd auf dem Boden liegt. Eine Frau steht neben ihm. Sie hat soeben mit einigen wenigen Hieben ihres Schwertes einem anderen Mann den Brustkorb durchstoßen. Sie ist gefährlich, wild und zügellos wie er und er verehrt sie in diesem Augenblick so sehr, dass er sich selbst vergisst. "Wie war noch mal Dein Name?" fragt er sie. Sie schaut ihn an. "Das ist wohl nicht Dein Ernst, Orbaalese, oder? Jamila natürlich. Du bist wohl nicht ganz richtig im Kopf, was? Komm, wir müssen weg hier, die Wachen werden gleich hier sein."

    Thule blickt ihr hinterher. Das Blut an ihrem Schwert tropft langsam auf den Boden und er spürt den Wind der Freiheit und des Kampfes. Jetzt ist er unbesiegbar, zusammen sind sie unschlagbar! Thule träumt von Ruhm und Gold.
    ...

    Wenig später bläst Magnus zum Rückzug. "Es sind zuviele! Wenn die Gargun uns den Weg abschneiden, kommen wir nie wieder lebendig heraus! Wir müssen zurück!"
    Thule hört die Worte, doch er versteht sie nicht. Zu sehr drängen ihn die Gargun, die vor ihm stehen und die wie willenlose Fliegen in die Waffen der Gefährten fallen wollen. Auch jetzt ist Jamila an seiner Seite, es ist ihr gemeinsames Schicksal. Zusammen sind sie unbesiegbar, die größten Kämpfer! Wenn nur einer der Gruppe überlebt, wird man sich die Geschichten über Thule, den Schädelspalter, erzählen. Gefallen in einem ruhmreichen Kampf!
    ...

    Der ruhmreiche Krieger blickt auf das Stück verfaulte Fleisch, das er sich mit Jamila in der sie umzingelnden Winterlandschaft teilt. Wieviele Wochen sind sie schon von Kiraz entfernt? Zu viele jedenfalls und ein Ende ist nicht abzusehen. Thule ist müde. Sein Schwert nützt ihm nichts, es nicht das, worauf es hier ankommt. Nur überleben, den eigenen Atem spüren und sich an der Haut Jamilas in dieser eisigen Kälte wärmen, das ist, was zählt. Am liebsten würde er das Schwert wegwerfen, es ist so schwer.

    Thule blickt auf das faule Stück Fleisch, das er mit Widerwillen in sich hineinstopft. Wo ist der Ruhm, wo das Gold?
    ...

    Er kaut noch, als er dem fremden Mann im Nachthemd gegenübersteht, in dessen Haus er zusammen mit Jamila und Magnus eingedrungen ist, um zwei Männer zu befreien, die er ebenfalls nicht kennt.
    "Warum bin ich hier?" fragt er sich, vergeblich nach Ruhm suchend und ohne Gold in den Taschen, als der Krieger vor ihm von Magnus Eiszauber erfroren und von Thules Schwert schwer verwundet zu Boden sinkt. "Wer spielt mit mir dieses Schicksal, das ich zu haben glaube? Ist es Sarajin? Ist es Panaga?"
    Auf eine Anwort muss er jedoch warten, denn Jamila drängt zur Eile. Gemeinsam verlassen sie dieses verfluchte Dorf in eine ungewisse Zukunft. Sie werden verfolgt von der Dorfbevölkerung, die in ihnen nicht Befreier, sondern Eindringlinge, ja Kriminelle sieht.

    Thule blickt auf die Menschenmenge zurück, als er gehetzt den Schutz des nahegelegenen Waldes sucht. Zum Glück ist auch Jamila sicher. Was würde er ohne sie tun?
    ...

    Der alte Mann, der sich ihnen mit einer Schriftrolle unter dem Arm nähert und der ihnen den Weg zum nächsten Portal weist, weiß vermutlich mehr über das Schicksal der Gruppe als Thule selbst. Er schaut auf die öde Landschaft, die sie umgibt in dieser unwirklichen Welt und versteht nur zum Teil die Worte der Verse, die sich auf der Schriftrolle befinden. Um zu Panaga und das Ende ihrer Reise zu gelangen, muss die Gruppe durch ein Labyrinth von Räumen und Höhlen, in dem jeder zurückbleiben kann. Nur wenn einer der Gruppe bis zum Schluss überlebt, sagt Magnus, werden wir alle überleben. Für jedes Rätsel geben die Verse einen Hinweis. "Was mache ich hier eigentlich? Wer steuert mein Schicksal?" Als Thule von sechs Brücken die linke überquert und diese in der Mitte unter seinem Gewicht zusammenfällt, weiß er, dass er zurückbleiben wird. Er blickt zurück auf Jamila, die mit offenen Augen fassungslos beobachtet, wie Thule in die Tiefe stürzt.
    ...

    Da ist er wieder, der seltene Moment völliger Klarheit: Hier ist kein Ruhm. Hier ist kein Gold. Was bleibt ist ein ehrenvoller Kampf gegen den Gegner aller Gegner, Panaga. Und Vertrauen darauf, dass wenigstens Jamila übrig bleibt, damit Thule weiterzuleben in der Lage ist. "Was will ich wirklich?" fragt, der Orbaalese sich. Die Antwort schießt ihm wie ein Blitz, gesandt von Göttern in dieser merkwürdigen Welt, durch den Kopf:

    "Hast Du nicht mehr Schlachten geschlagen und mehr aussichtlose gewonnen als die meisten Kämpfer Deiner Zeit?"
    "Ja, das habe ich, ich bin ein mächtiger Krieger, ich muss nichts mehr beweisen, auch wenn kein Lied meinen Namen trägt!"

    "Hast Du nicht mehr Reichtum gehabt als so mancher Mann und hast Du nicht immer wieder fast alles verloren?"
    "Ja, ich habe nur das was ich mit mir trage. Und es hat stets genügt."

    "Hast Du nicht mehr Liebe und Zusammenhalt erfahren durch Deine Gefährtin als jeder andere Mann?"

    "Ja, das ist die Wahrheit:
    Meinen Ruhm hab' ich mir längst selbst bewiesen.
    Ich habe Sarajin nicht entäuscht.
    Mein Gold ist meine Frau.
    In ihr ruhe ich, mit ihr will ich mich wie Gold vermehren.
    Das ist wahrer Reichtum."
    ...

    Der Schmerz des Aufpralls kommt und mit ihm der Tod. Und Thule erblickt nichts mehr.



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