Licht - Messer - Wut

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    Re: Licht - Messer - Wut

    Ena - 27.08.2008, 17:55

    Licht - Messer - Wut
    [ooc:] Ich hab mal eine Geschichte verfasst und hab mir gedacht, dass ich sie hier auch reinstelle. Ist zwar schon im WoW-Forum, aber na ja...ich würde mich über Kritik im Kritikthread freuen!
    Die Geschichte besteht insgesamt aus drei großen Teilen: Licht, Messer und Wut[/ooc]

    Prolog: O.

    Der Sturmwinder Kathedralenplatz, der zwischen Park und Zwergendistrikt liegt, ist nicht nur – wie der Name schon andeutet – der Standort der Kathedrale des Lichts. Er beherbergt außerdem das Waisenhaus, die Argentumdämmerung, das Rathaus und mehrere Handelshäuser. Der Platz wird im Zentrum von einem Brunnen geschmückt, dessen Wasserstrahl in den anbrechenden Tag spritzt und das rötliche Sonnenlicht auf die Eingangsstufen der Kathedrale reflektiert. Der blaue Teppich darauf wirkt schon etwas abgetreten, doch nichtsdestotrotz hat das ganze Gebäude etwas Majestätisches. Die Türme ragen hoch in den Himmel und die massiven Mauern strahlen Sicherheit aus, die man in Zeiten des Krieges nur selten spürt.

    Tritt man durch den mächtigen Eingang wird man von freundlichen Priestern und Paladinen begrüßt, die hier ausgebildet werden oder die Messen leiten. Im Gegensatz zu den prächtigen Säulen, besteht der Altar aus Holz und wirkt eher schlicht.
    Viele Leute sammeln sich zur Messe, um die Worte des Lichts zu hören oder einfach in Gesellschaft zu sein. Bald beginnt sie. Der Altardiener läuft herum und bringt dem Bischof seine goldenen Roben. Dieser lächelt ihm zu und streicht über den blonden Haarschopf des Jungen, der ihm gerade den Stab reicht. Langsamen Schrittes begibt er sich hinter den Altar und beginnt zu sprechen. Die Menge horcht auf, alle Augen sind auf den älteren Mann gerichtet.
    „Meine Brüder und Schwestern, dies ist ein bedeutender Tag. Vor genau einem Jahr wurden die Tore von Ahn'Qiraj zum ersten Mal geöffnet – und geschlossen. Helden, denen man nicht genug danken kann, haben unsere Welt vor großen Unheil bewahrt. Lasst uns ihre Taten in Erinnerung behalten, indem ich euch ihre Geschichte erzähle. Eine wahre Legende...“



    Re: Licht - Messer - Wut

    Ena - 27.08.2008, 17:56


    1
    Die Sonne brannte auf den Brunnen inmitten des Kathedralenplatzes hinab und heizte die Steinbank auf, auf der eine junge Frau in Roben lag und vor sich hin döste. Allerdings konnte man es nicht genau einschätzen, weil sie eine Augenbinde trug. Ihre schwarzen Haare fächerten um ihren Kopf und hingen bis zum Boden.
    „Mhh...“, machte sie, als die Sonne ihr direkt auf das Gesicht schien.
    Sie drehte sich ein Stück zur Seite und setzte ihre schwarz gestiefelten Füße auf den Boden auf. Ihre Robe war weit und fiel in großen roten Falten auf den Boden. Um den Bauch war sie mit einer groben Kordel zusammengebunden. Hinter ihr ertönte eine Stimme.
    „Sedia! Da bist du ja!“
    Ein etwas zur Breite neigender Mann, dessen ergraute Haare langsam Platz für eine Glatze machten, wuselte zu ihr. Seine haselnussbraunen Augen strahlten Wärme und Freundlichkeit aus.
    Sedia nickte kaum merklich. „Hier bin ich, Vater Marius....“
    „Ich habe dich schon überall gesucht! Wir müssen zurück zur Abtei“, meinte er und nahm sie an der Hand.
    „Aber die Kathedrale ist so schön. Müssen wir wirklich schon gehen?“, versuchte sie ihn zu überreden. Ihr Arm wehrte sich gegen die Führung.
    „Schön...?“, fragte der Mönch verwundert und sah von ihrer Augenbinde zu der Kathedrale. „Ja...sie ist wirklich ein Meisterwerk...die Arbeit ruft, außerdem fängt dein Training bald an!“
    Sedia nickte zögerlich und 'blickte' ein letztes Mal auf das großen Gebäude, bevor sie sich zum Kanal ziehen ließ. Ihre Schritte waren sicher, sie stößte sich nie irgendwo oder rempelte vorbeigehende Leute an. Diese aber starrten das hübsche Mädchen mit der roten Augenbinde regelrecht an, deshalb senkte sie ihr Gesicht, so dass ihre Haare es bedeckten.
    Nach einigen Minuten hörte sie vertraute Rufe. Sie waren im Handelsdistrikt angekommen.
    „Frisches Brot!“
    „Töpferwaren! Kauft Vasen, Schüsseln und mehr!“
    „Will die junge Dame vielleicht eine Kette aus Rubinen?“, sprach sie ein Händler von der Seite an.
    Sedia schaute auf, als der Händler erkannte, dass sie blind war, zog er die Hand zurück und räusperte sich. Sie seufzte und schüttelte den Kopf.
    „Nein, danke. Ketten stören bei meiner Arbeit“, sagte sie mit ihrer zögerlichen Stimme.
    Jedes Mal, wenn sie sprach, wirkte es als würde sie das Wort genau abwägen und nur vorsichtig aussprechen, als könnte es sie verletzten. Der Mönch zog sie weiter und sie 'starrte' wieder auf den Boden. Der Juwelier blickte ihnen verblüfft nach.
    „Die Leute starren mich an, als wäre ich kein Mensch, sondern ein....Monster“, meinte sie kurz vor dem Stadttor.
    Sie sah nicht einmal auf, als eine Wache die beiden aufhielt und Vater Marius ihnen sagte, wohin sie wollten. Erst als sie grob nebeneinander gehauene Pflastersteine unter ihren Sohlen spürte, blickte sie nach oben. Ihre Haare fielen zurück. Sie umschlangen ihren Rücken wie ein Umhang. Der Mönch sah sie besorgt an und seufzte.
    „Sie starren, weil du so schön bist, meine Liebe.“ Er versuchte sie aufzumuntern.
    „Das glaubt ihr doch nicht im Ernst?“, fragte sie geradeaus, es wäre viel seltsamer gewesen, wenn sie ihn angeschaut hätte, „Ich bin nicht schön, sondern ein Krüppel und das wisst ihr ganz genau!“
    „Auch Krüppel können schön sein“, erwiderte er bestimmt.
    Sedia schwieg und 'starrte' weiter geradeaus. Vögel zwitscherten in den Bäumen und Eichhörnchen keckerten. Sie nahm meistens Dinge wahr, welche die meisten Leute nicht einmal interessierten. Das Wasser im nahem See plätscherte leise und die Blätter der umliegenden Bäume raschelten. Weiter entfernt klackerte eine Waldspinne mit ihren Greifern, während sich ein grauer Wolf leise knurrend an einen Hasen heranpirschte. Der vorbeiziehenden Bäckerin fiel in ihrem Korb eine Tonschüssel um, in der sie das klebrige Gebäck aufbewahrte. Sedia hörte es klappern, als sie stehen blieb, um es wieder aufzustellen. Am deutlichsten aber hörte sie den leicht gepressten Atem des Mönchs neben ihr, dessen Körperumfang und Alter seine Ausdauer beeinflussten.
    „Sollen wir eine Pause machen? Ihr keucht wie ein sterbender Esel“, sagte sie, obwohl sie merkte, dass Goldhain nicht mehr allzu weit entfernt war. In der Nähe wurden Händlerrufe und Kinderlachen hörbar.
    „Nein...nein...das geht schon. Ich bin Fußmärsche nur nicht gewöhnt“, lachte er und klopfte Sedia unvermittelt auf die Schulter. Sie zuckte zusammen.
    Einmal im Monat gingen sie nach Sturmwind, um Vorräte für die Abtei zu erhandeln, Wein und Trauben zu verkaufen und Neues zu erfahren. Diesen Monat war der Ertrag passabel gewesen. Wie immer hatten sie die Hälfte dem Waisenhaus gespendet, mit der anderen Hälfte, die in einem Lederbeutel an der Kordel von Vater Marius baumelte, würden sie in Goldhain ihre Werkzeuge abholen und bezahlen.
    „Wir sind da“, sagte er und winkte der Gastwirtgehilfin zu, die vor dem Haus ausfegte, aus dem Rufe und Gelächter drang.
    Sedia nickte nur. Der betörende Geruch von frisch gebackenen Brot stieg ihr in die Nase, aber gleichzeitig roch sie auch den Schweiß der Schmiedearbeiter. Vermischt waren diese beiden Gerüche für Sedia eher ein unangenehmen Kribbeln in der Magengegend.
    „Wartest du im Gasthaus auf mich, während ich mich um die Werkzeuge kümmere?“, fragte Vater Marius, aber Sedia war schon in kleinen, wohl bedachten Schritten auf das Gasthaus zu marschiert. Ein junger Mann, ungefähr in ihrem Alter lehnte dagegen und beobachtete sie. Sie hörte etwas Klirren, als er sich bequemer anlehnte und schloss daraus, dass er ein Kettenhemd trug. Grinsend musterte er sie und schnippte gegen einen Dolch, den er zwischen Zeige-und Mittelfinger eingeklemmt hatte. Ein Schauer lief über Sedias Rücken hinab.
    Die Gastwirtgehilfin lächelte ihr zu und führte sie überflüssigerweise zu ihrem Stammtisch. Mit einem gemurmelten „Danke“ ließ sie sich in den Holzstuhl sinken und senkte das Gesicht auf ihre auf dem Schoß verkreuzten Hände. Neben ihr, am Nachbartisch, hörte sie jemanden grollend lachen und einen Bierkrug abstellen. In ungefähr derselben Entfernung flüsterte jemand in einer fremdklingenden Sprache Wörter. Aus Geschichten in der Abtei wusste sie, dass es Darnassisch war. Der Elf wechselte wieder auf Gemeinsprache.
    „Was nur aus Azeroth werden soll, wenn die Meldung Fandrals wirklich wahr ist?“, wisperte er verschwörerisch.
    Der Mann mit dem grollenden Lachen erwiderte etwas mit einer rauen Stimme: „Das soll nich' un'sre Sorge sein! Wir sin' nur die Botschafter!“
    Sedia wurde neugierig. Wer war Fandral? Sie rückte ihren Stuhl etwas näher an den Tisch und lauschte. Die Sprechenden merkten nichts.
    „Nun, ihr habt Recht, mein Freund, aber die Geschicke dieser Welt beziehen sich auch auf uns.“ Der Elf blieb hartnäckig.
    „Ach, ihr und eure g'schwollnen Ausdrücke! Lernt mal euch auszudrück'n, dass es jeder dahergelaufene Trott'l versteh'n kann und nich' erst ein Buch aufschlag'n oder nen Adligen frag'n muss!“ Der Mann ließ das 'R' stark rollen. Sedia hörte dasselbe Geräusch, wie das, welches ihr Mentor in der Abtei immer verursachte, wenn er sich durch den langen Bart strich. Der Mann war sich wahrscheinlich durch den Bart gefahren, um seine Worte zu unterstreichen.
    „Stimmt. Aber zur Abwechslung könntet ihr ebenfalls versuchen nicht die Hälfte eurer Buchstaben zu verschlucken oder in euren Bart zu brummeln, mein lieber Freund.“ Das grollende Lachen folgte.
    Sedia wünschte sich, sehen zu können. Elfen hatten sie schon immer interessiert, auch wenn sie hochnäsig und rassistisch waren. Die üppige Bardame kam zum Nachbartisch und schenkte den Gefährten ihre Getränke nach.
    „Danke, Schätzchen!“, lachte der Mann. Kurz darauf waren Schluck-und Schmatzgeräusche zu hören.
    Der Elf schien nichts mehr zu wollen. „Nein, lieber nicht. Mein Zwergenfreund hier trinkt schon genug für uns beide zusammen. Ich glaube, wir können es uns nicht leisten, dass alle beide sturzbetrunken vor den König treten.“
    Sedia lauschte noch angestrengter, der Mann war ein Zwerg? Was konnten ein Zwerg und ein Elf in Sturmwind vom König wollen?
    „Der König is' fünf, Dendor! Fünf! Dem wird’s nich' intressieren, ob wir betrunk'n sin' oda nich'!“ Der Zwerg lallte langsam, sie waren wahrscheinlich schon länger hier.
    Die samtene Stimme der Bardame weckte Sedia aus der Konzentration. „Was darf ich dir bringen, meine Liebe?“
    „Nur Wasser, bitte“, sagte sie und lauschte wieder. Sie konnte nicht sehen, wie die Bardame mit den Achseln zuckte. Sedia bestellte immer Wasser. Sie machte sich nichts aus Saft oder Wein, das gab es in der Abtei schon genug.
    „Auch wenn des Königs Alter noch unter deiner Fingerzahl liegt, ihm ist Respekt zu zollen, als stünde euer eigener König vor euch!“, sagte der Elf. Leichtes Gepolter verriet, dass er soeben auf den Tisch geschlagen hatte.
    „Dendor...denkt ihr im Ernst, dass mein König 'was dageg'n hätt', wenn ich leicht angeheitert vor ihm tret'? Er is' un'ser weisa König, der versteht's scho, wenn wir Zwerge an bestimmt'n Tag'n einen drauf mach'n!“, tadelte der Zwerg.
    Dendor seufzte vernehmlich. „Das Problem besteht darin, dass jeder Tag für euch so ein 'bestimmter Tag' ist...“
    Wieder das grollende Lachen. „Ihr habt's erfasst, mein langohriger Freund!“
    Sedia musste sich ein Kichern verkneifen. Trotzdem waren ihr diese beiden nicht ganz geheuer. Was konnte so wichtig sein und die 'Geschicke dieser Welt' beeinflussen? Die Lautstärke des Gespräches senkte sich ins Unhörbare.

    Man brachte ihr das Wasser und sie tastete auf dem Tisch danach. Eine mit Ketten behandschuhte Hand schob es in ihre. Erschrocken sah sie auf und hörte wieder das Klimpern von vorhin.
    „Darf ich mich setzen?“, fragte eine freundliche, männliche Stimme.
    „Sicher...“, sagte sie etwas verwirrt, es waren bestimmt noch andere Tische frei.
    Der Mann nickte, was sie aber nicht sehen konnte. Sie hörte aber, wie der Stuhl neben ihr zurückgeschoben wurde und das Kettenhemd klirrte, als er sich setzte.
    „Ich bin David“, sagte der junge Mann und streckte ihr die Hand entgegen.
    Sedia sah nicht einmal auf. „Sedia.“
    Der Mann sah von ihrer Augenbinde zu seiner Hand und legte sie peinlich berührt wieder zurück auf den Tisch. Seine Finger machten ein leises Geräusch, während er die Kuppen aufeinanderprallen ließ.
    „Woher kommt ihr? Seid ihr eine Nonne? Wegen der Kutte, meine ich“, fragte er und räusperte sich. Warum musste er sich gleich danach erkundigen, ob sie eine Nonne war?
    „Ich stamme aus dem Rotkamm. Meine Eltern starben durch die Gnolle, als ich noch sehr klein war. Danach brachte man mich in die Abtei. Dort lebe ich nun als fromme Lichtgläubige, aber eine Nonne bin ich nicht. Ich mag Kutten, sie sind weit und lassen Raum für allerlei versteckte Dinge“, erwiderte sie, „Und ihr?“
    „Ich stamme aus Sturmwind...man hat mich schon früh zum Krieger ausgebildet. Auf den Wunsch meines Vaters...nun ja. Ich bin oft auf Reisen und sehe Vieles...ich meine...ich lerne viele Kulturen kennen.“ Seine Hände schlugen mit einen leisen Geräusch auf dem Tisch auf.
    Sedia schüttelte den Kopf. „Schon gut.“
    Der Mann war offensichtlich nicht geübt im Umgang mit Behinderten. Ihre Hände krallten sich in den Stoff der Robe.
    „Hast du das Gespräch der beiden da drüben mitgehört?“, fragte sie und deutete in die Richtung des Elfen und des Zwerges.
    David schaute verwirrt ihren Finger nach, wie konnte sie die Richtung ausmachen? Sie hat es gehört, du Blödmann!, dachte er und schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Sedia zuckte kurz zusammen.
    „Ja, sie reden schon die ganze Zeit über eine Bedrohung, die sie dem König melden wollen...augenschein...anscheinend etwas sehr Wichtiges.“
    Sie nickte und zog am Knoten der Kordel. Plötzlich hörte sie einen Ruf:
    „Haltet den Dieb! Er hat einen Diener des Lichts bestohlen!“
    Es war eine tiefe, freundliche Stimme, die ihr mehr als vertraut war.
    „Vater Marius!“, brüllte sie und stand abrupt auf. Sie schlängelte sich an der Bardame vorbei, als sie das Klimpern eines Glases auf ihren Tablett hörte und stieg aus reiner Gewohnheit die Treppe hoch. Mittlerweile kannte sie jeden Zentimeter des Gasthauses. Sie stürzte aus dem Türstock.
    „Vater Marius! Wo seid ihr?“, rief sie durch das kleine Dorf.
    Die eiserne Hand packte sie am Arm und zog sie mit sich. Wenige Sekunden später hatte David sie vor dem Mönch gebracht, der mit hochrotem Kopf vor sich hin fluchte und immer wieder eine demütige Geste machte. Es war nicht schwer, auszumachen, wer Vater Marius war.
    „Vater Marius! Was ist passiert?“, sie tastete nach seinem Gesicht, „Alles in Ordnung?“
    „Ja....ja...Liebes, ich bin nicht verletzt. Ein Taschendieb hat meinen Beutel aus der Kordel gezogen, während ich mit dem Schmied geredet habe...“ Er klang völlig verzweifelt und keuchte schon wieder.
    „Seid ihr ihm etwa nachgerannt?“, fragte sie, als sie den gepressten Atem hörte.
    „Aber natürlich, ich wollte den Schatz ehrenhaft verteidigen!“, antwortete er, als würde die Frage ihn kränken.
    „In welche Richtung ist er gelaufen?“, schaltete sich David ein, kurz darauf war ein Geräusch zu hören, was Sedias Nackenhaare aufstellte. Ein Schwert, dass aus einer Scheide gezogen wird.
    Der Mönch schien in eine Richtung gedeutet zu haben, eiserne Schritte entfernten sich.
    „Und dir geht es wirklich gut?“, erkundigte sie sich sicherheitshalber.
    „Ja, mir geht es gut. Er hat mir nichts getan“, sagte er und blickte David nach, „Allerdings habe ich Bedenken, ob es dem Taschendieb bald noch gut geht....“



    Re: Licht - Messer - Wut

    Ena - 28.08.2008, 18:28


    2
    David rannte schnell atmend den westlichen Weg entlang - Richtung Westromgarnison. Ob der Dieb wohl wusste, dass er geradewegs den Wachen in die Hände lief? Vielleicht war es ja auch einer von den Defias und wollte nach Westfall, um seine Beute abzuliefern. Er umfasste den Griff seines Langschwertes fester und beschleunigte seine Schritte, er sprintete schon fast. Vor sich sah er eine vermummte Gestalt links in den Wald abtauchen.
    Sie war zwar von der Entfernung schwer einzuschätzen, aber David kam es vor, dass sie kaum größer als er selbst war. Das war nicht selten. Junge Diebe gab es oft.
    „Stehen bleiben!“, rief er, „Sofort stehen bleiben!“
    Die Gestalt rannte weiter, er hatte nichts anderen erwartet und nahm die Verfolgung auf. Die Zweige peitschen ihm ins Gesicht und er blieb rutschend stehen, als ein Abhang vor ihm auftauchte. Die Gestalt sprang geschickt hinunter, rollte sich ab und lief weiter. Davids Sprungmöglichkeit war durch die Rüstung etwas eingeschränkt, so stellte er sich einfach breitbeinig hin und schlitterte das Laub hinunter. Sein blauer Umhang wehte hinter ihm her.
    Die Sonne brach langsam wieder hervor und erleuchtete die Lichtung, so dass der Hof der Steinfelds in einiger Entfernung sichtbar wurde. Die Gestalt schien darauf zuzuhalten. David spurtete los, das Gewicht seiner Rüstung erschien ihm plötzlich doppelt so groß. Die blonden Haare, schlugen schweißnass gegen seine Schläfen. Die Gestalt drehte sich abrupt nach rechts und lief einen Bogen. Verblüfft schaute er ihr nach. So würde er ihr den Weg abschneiden....
    Er beschleunigte noch einmal, hatte den Blick wie durch Scheuklappen auf den Rücken des Diebes geheftet. Gleich würde er ihn eingeholt haben. In einiger Entfernung hörte er Gebrabbel. Er wusste, dass es in der Nähe eine Mine voller Kobolde gab, trotzdem wandte er den Blick nicht von der Gestalt rechts vor ihm ab...was sich als Fehler herausstellte.
    Um den Abstand noch weiter zu verkürzen, vergrößerte David seine Schritte. Ein siegessicheres Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, doch plötzlich trat er ins Leere.
    „Uah!“, machte er und rollte im Purzelbaum den Hang zur Tiefenschachtmine hinab.
    Unsanft prallte er mit den Rücken auf die Erde.
    „Autsch...“, stieß David zwischen den Zähnen hervor und rappelte sich auf. Plötzlich wusste er, wieso der Dieb abgebogen war.
    Vor ihm lagen die Eingänge zur Tiefenschachtmine – und jede Menge Kobolde.
    Diese sahen den Neuankömmling zunächst verblüfft an, dann begann einer zu kreischen: „Tötet ihn!“
    „Na toll.“ David ließ sein Schwert in einer Hand kreisen.
    Drei Kobolde lösten sich aus der Menge und stürmten laut brüllend auf ihn zu. Einer von ihnen zündete eine Dynamitstange an seiner Kerze an und warf sie ihm vor die Füße. Hektisch kickte er die Stange zurück zu den Kobolden, wo sie in der Luft zerplatzte – die drei Kobolde sackten tot zusammen. Den mittleren beiden wurde der Kopf weggefetzt, der dritte, der die Stange auf sich zufliegen sah und gesprungen war, traf sie mit voller Wucht im Bauch. Angeekelt trat David einen Schritt zurück. Diese Kobolde schienen nicht sehr helle zu sein. Die Verbleibenden waren nicht etwa eingeschüchtert, sondern rannten nun alle auf einmal auf ihn zu.
    David schluckte.
    Ein Surren drang hinter ihm an seine Ohren, kurze Zeit später steckte ein Pfeil zwischen den Augen eines Kobolds. David umklammerte den Schwertgriff mit beiden Händen und stach dem nächsten Kobold mitten in den Brustkorb. Schnell zog er es wieder heraus, während vor ihm zwei weitere Kobolde tödlich mit Pfeilen getroffen auf den Boden fielen. Seine Neugier lockte ihn, aber er traute sich nicht den Biestern den Rücken zuzukehren – außerdem schien der Schütze kein Feind zu sein.
    Ein dicker Kobold sprang auf ihn zu, aber er war schneller. David machte einen Schritt zurück, so dass der Tunnelgräber auf dem Bauch landete. Mit einer schwungvollen Bewegung stach er in seinen Rücken und durchbohrte sein Herz. Ein weiterer Pfeil durchschlug den Lederfetzen des Angreifers vor ihm.
    „Es sind zu viele!“, rief der Bogenschütze von oben, seine Stimme war männlich.
    Ein weiterer Schwall Kobolde kletterte aus der Mine und ersetzte die Gefallenen. David schwang sein Schwert im Kreis und enthauptete zwei von ihnen, als plötzlich ein Feuerball an seiner Schläfe vorbeiflog. Es sengte ihm die darüber hängenden Haare an.
    „Gut! Rückzug!“, meinte er verwirrt und steckte sein Schwert zurück.
    Hastig drehte er sich um, dabei fiel sein Blick auf den Bogenschützen. Die vermummte Gestalt. Ein Kapuzenumhang war um ihren Körper geschlungen und an der rechten Schulter mit einer Brosche befestigt. Ihr Gesicht war im Schatten der Kapuze verborgen.
    „Schnell! Wir müssen verschwinden!“, verkündete sie und winkte zu sich nach oben.
    David ließ sich das nicht zweimal sagen, allerdings war es nicht gerade leicht in Rüstung einen Hang hinaufzustolpern. Sobald er einigermaßen ebenen Boden unter den Füßen hatte, rannte er los. Der Bogenschütze verfolgte ihn, wobei er immer wieder hinter sich blickte, um sich zu erkundigen, wie weit die Kobolde aufholten. David riskierte auch einen Blick über die Schulter.
    Sie hatten noch etwas Vorsprung.
    Wieder schoss ein Feuerball auf David zu. Er fühlte sich, als würde er verglühen, als der Ball in seinem Rücken einschlug und ein Loch in den Umhang brannte. Die Kettenrüstung schützte ihn einigermaßen, aber das Metall heizte sich auf und verursachte neben den eigentlichen Schmerz auch noch das Gefühl, als würde jemand heißen Draht auf seinen Rücken pressen.
    Er kippte fast nach vorne, nur die Hand seines Begleiters am Umhang verhinderte seinen Sturz.
    „Geht's dir gut?“, fragte er, sein Bogen verursachte ein klapperndes Geräusch an seinem Oberschenkel – anscheinend hatte er dort eine Dolchscheide hängen.
    „Geht schon...“, zischte David wenig überzeugend.
    Plötzlich waren Kobolde auf seiner imaginären Liste der verhassten Humanoiden weit nach oben gerutscht. Sie bogen links ab, der Hof der Steinfelds kam jetzt ganz in Sicht. Ganz hinten war ein kleines Häuschen mit einen Brunnen, um den einige Obstbäume standen und Äpfel trugen. Die Scheune war von Kühen bewohnt, dass wusste David, trotzdem war die Aussicht zu ihnen zu flüchten nicht gerade angenehm. Er hatte einmal seinen Sold für Stallausmisten bekommen, Feinde enthaupten klang zu diesem Augenblick angenehmer. Auf dem Feld wälzten sich Eber zwischen den Melonenfeldern.
    „Wohin?“, fragte er und blickte wieder zurück, die Kobolde waren verschwunden.
    Der Bogenschütze hatte es schon bemerkt und war stehen geblieben. „Warum hast du mich verfolgt?“
    Irritiert versuchte David sein Gesicht zu erkennen, aber es war zu sehr im Schatten. „Weil du einen armen, wehrlosen Mönch das Geld gestohlen hast?“ Dachte der Kerl im Ernst, dass David nur so zum Spaß mit der Rüstung Leuten hinterherjagdte?
    „Denkst du ich bin so blöd, jemanden zu bestehlen, der reich und muskelbepackt ist?“, spöttelte der Schütze und warf einen Lederbeutel in die Luft.
    David verschlug es kurz die Sprache. „Ähm...Nein...Ich meine...Darum geht es doch gar nicht!“
    Der Bogenschütze legte den Kopf schief, die Kapuze knickte an der linken Seite ein. „Ach echt? Du willst also den Beutel nicht zurück? Sicher? Alles klar...“ Er drehte sich um und ging am Fluss entlang.
    „Hey! Warte!“, rief David ihm nach. Seine Hand tastete zu dem Dolch.
    Der Dieb drehte sich um und zuckte mit den Schultern. „Ihr Ritter und eure Wankelmütigkeit.“ Er warf den Beutel zu David, der ihn mehr oder weniger elegant auffing.
    „Äh...ja.“, sagte er und stopfte ihn in seine Gürteltasche. Sein Rücken pochte schmerzhaft.
    „Wenn ich also sonst nichts mehr für dich tun kann...“, begann der Dieb, aber er wurde unterbrochen.
    „Du musst dich bei dem Mönch entschuldigen!“, rief David, nach drei Sekunden kam es ihn selbst dumm vor.
    „Meinst du das Ernst? Wenn ich nach Goldhain gehe, bin ich sofort tot. Jeder will mein Kopfgeld haben...“ Der Dieb fummelte an seiner Brosche herum, als wollte er den Umhang lösen.
    „Kopfgeld?“ David war verwirrt.
    Eine faustgroße Papierkugel flog ihm an den Kopf. Irritiert entfaltete er sie. Während er las weiteten sich seine Augen.

    GESUCHT: Genwyn Molchart, mutmaßlicher Mörder des Adeligen Fabian Wennyr.
    Jeder, der ihn oder den Beweis für seinen Tod zu Gryan Starkmantel in die Späherkuppe bringt, erhält ein Kopfgeld von 1000 Goldstücken.
    Nach Quellen besitzt er einen verzauberten Bogen, so dass seine Pfeile aus dem nichts erscheinen und hat gebräunte Haut. Seine Haare sind orange – rot und meistens zu einem Zopf nach hinten gebunden. Sein Alter wird auf ungefähr 20 geschätzt, wobei vorsichtig vorgegangen werden muss, da er als ausgezeichneter Dieb und Meuchelmörder bekannt und nur schwer zu täuschen ist.

    David klappte der Mund auf, als er seinen Kopf vom Blatt hob. Der Dieb hatte seinen Umhang gelüftet und sein Gesicht zu erkennen gegeben. Die Skizze am linken unteren Eck des Steckbriefes grinste ihn an.
    „Du bist Genwyn Molchart?“, fragte er überflüssigerweise.
    „Jap.“
    „Und du wirst von den Wachen gesucht?“
    „Jap.“
    „Außerdem hast du einen Adeligen ermordet?“
    „Nö.“ Genwyn schüttelte den Kopf. „Das will mir jemand anhängen.“
    David musterte ihn, als könnte er so herausfinden, ob er die Wahrheit sagte. Erst jetzt bemerkte er, dass er tatsächlich keinen Köcher hatte.
    „Warum sollte ich dir glauben?“, fragte er. Seine Augen verengten sich.
    „Hast du diesen Fabian gekannt? Bestimmt, du siehst aus wie so ein adeliger 'Ritter', der seine zarten Hände nur für Turniere und Heldentaten schmutzig macht...“ Genwyn schnaubte verächtlich.
    David hatte tatsächlich eine adelige Familie und kannte einige der hohen Tiere, aber von Fabian Wennyr hatte er noch nie etwas gehört.
    „Nein, nicht wirklich...“, musste er eingestehen.
    „Weißt du warum nicht? Den gibt es nämlich gar nicht! Ein Freund von mir hat im Rathaus nachgefragt, aber es gibt keinen Fabian Wennyr und es gab auch nie einen!“ Genwyn's Stimme zitterte leicht vor Wut. „Ich habe nämlich den Auftrag für einen Mord belauscht, als ich auf Beutezug war. Ehrenhaft wie ich bin, gehe ich zum Gericht und melde den Vorfall...Tja, Pech gehabt. Der, der den Auftrag gegeben hat, war ein ganz hoher Sponsor bei ihrem Laden. Irgendwie hat er es geschafft, den Spieß umzudrehen und MIR den Mord in die Schuhe zu schieben...“ Er stampfte wütend mit dem Fuß auf.
    „...und hat den Adeligen erfunden, um dir eine Straftat anzuhängen, damit das gemeine Volk dir auf den Fersen ist, obwohl eigentlich jemand ganz Unwichtiges getötet wurde.“, vervollständigte David, „Ganz schön hinterlistig...“
    Genwyn nickte und schlug mit der Faust in seine flache Hand. „Jetzt muss ich noch mehr stehlen, weil ich mich nirgends zeigen kann.“
    David zuckte mit den Schultern. „Und warum gehst du damit nicht zum König?“
    Aus irgendeinem Grund lachte sein Gegenüber laut auf. „Du bist echt gut! Als ob mich die Wachen vermummt reinlassen würden. Und wenn ich mein Gesicht zeige, nehmen sie mich fest.“
    „Ähm...“ Daran hatte David nicht gedacht.
    Er stopfte den Lederbeutel in seine Gürteltasche und grübelte, während er auf den Boden starrte.
    „Ich könnte zum König gehen, um das Ganze zu bereinigen. Adliger gegen Adliger sozusagen“, meinte er eher kleinlaut.
    „Warum solltest du das für mich tun?“ Genwyn's Stimme klang überrascht.
    „Weil...weil ich meine zarten Hände für Heldentaten schmutzig mache.“ David lächelte und auch auf Genwyn's Gesicht stahl sich ein Schmunzeln.



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