Kritik der Medienindustrie

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    Re: Kritik der Medienindustrie

    T.H. - 12.06.2007, 19:17

    Kritik der Medienindustrie
    Zitat: Herr der Ringe zu Desperate Housewives – Zur Kritik der Kulturindustrie
    Thursday, 14. 06. 2007 18:00 Uhr in der Stadtwerkstatt Linz

    Ein Symposium mit Renate Göllner, Florian Ruttner und Gerhard Scheit


    Eine Veranstaltung von Stadtwerkstatt und LIBIB aus der Reihe "antidot"

    Material zur Kritik ist reichlich, überreichlich vorhanden – und es bestätigt in nahezu jedem Fall die Diagnose von Adorno und Horkheimer über Kulturindustrie: sie sei „Aufklärung als Massenbetrug“; biete allein die „Freiheit zum Immergleichen“ und „Pseudoindividualität“; und jeder müsse zeigen, „daß er sich ohne Rest mit der Macht identifiziert, von der er geschlagen wird“.
    Die Kritik aus den frühen vierziger Jahren hat zwar nichts an Aktualität verloren, nur ist sie zuzuspitzen, indem genauer von den Mächten zu sprechen wäre, mit denen die Konsumenten sich ohne Rest identifizieren.
    Eine solche Zuspitzung der Kritik erscheint umso nötiger, als die deutsche Ideologie, belehrt durch Lacan, inzwischen neuen Ehrgeiz entwickelt hat, die Negativität der Kritischen Theorie zu bekämpfen, und – wie August Ruhs und die sogenannte Neue Wiener Gruppe – in der Kulturindustrie nach solchen „Alltagsmythen“ Ausschau hält, „die in gemeinschaftsstiftender Weise Hilfen anbieten können, … um aufgebrochene und auseinandergebrochene Identitäten zu reparieren … so daß wir jene Ruhe finden, die wir brauchen, um wieder träumen zu können.“. Wenn österreichische und deutsche Intellektuelle träumen wollen, heißt das eben meist, daß die Vernunft endlich zum Schweigen gebracht und Gemeinschaft gestiftet werden soll. Angesichts dieser bedrohlichen Ruhe wäre jene intransigente Kritik der Dialektik der Aufklärung endlich auch mit einer Würdigung der gemeinschaftszersetzenden Wirkungen engzuführen, die westlich ausgeprägter Kulturindustrie zu verdanken sind.
    Gerhard Scheit

    Florian Ruttner: Eine kurze Einführung in den Begriff der Kulturindustrie oder:
    Warum es kein Zufall ist, dass Neonazis auf „Herr der Ringe“ und „Matrix“ stehen
    Der Begriff der Kulturindustrie, wie ihn Adorno und Horkheimer prägten, war stets Anwürfen ausgesetzt: Die beiden seien elitäre und kulturkonservative Schwarzseher und Spielverderber, die die Vielschichtigkeit der modernen Unterhaltung nicht verstanden hätten. Entgegen dieser Sichtweise soll zunächst einmal herausgearbeitet werden, was mit diesem Begriff denn intendiert war, und was der Untertitel des gleichnamigen Kapitels der „Dialektik der Aufklärung“, „Aufklärung als Massenbetrug“ denn genau heißen soll. Gegen diesen Betrug setzte die Kritische Theorie auf das „Madigmachen“ der Produkte der Kulturindustrie, das heißt darauf, deren Dürftig- und Schwülstigkeit aufzuzeigen. Anhand von zwei immens erfolgreichen Filmen der letzen Jahre, ­dem Fantasy-Epos „Herr der Ringe“ und dem Science-fiction-Spektakel „Matrix“ ­soll versucht werden, an diese Praxis anzuknüpfen. Dabei soll gezeigt werden, dass es keine reine Willkür ist, dass Zitate aus ebendiesen Filmen auf der Homepage einer Neonazigruppe zu finden sind.
    Florian Ruttner hat Politikwissenschaft an der Universität Wien studiert und lästert gern über Filme.

    Gerhard Scheit: Becketts Endspiel und King of Queens – Versuch, die Kulturindustrie zu verstehen
    Bei Beckett sind die Eltern von Hamm gut in den Haushalt integriert, sie leben in den Mülltonnen, und hebt Hamm den Deckel ab, sagt er nur: „Seid ihr noch nicht zu Ende? Kommt ihr nie zu Ende?“
    Die Kulturindustrie macht immer weiter: Der Vater von Carrie aus der US-Sitcom King of Queens haust im Keller, aus dem er wie von einer Mülldeponie vergangener Moden seine Pullover holt. Der Unterschied ist nur, dass jeder Mann, jede Frau, mit Doug und Carrie sich identifizieren kann, nicht aber mit Hamm und Clov. Für ständige Abwechslung im Immergleichen ist gesorgt, beim Pullover-Muster wie in den Beziehungskonflikten. Während das Endspiel die Deformationen vorführt, „die den Menschen von der Form ihrer Gesellschaft angetan werden“ (Adorno), üben die US-Sitcoms durch die Deformationen hindurch, die sie affirmieren, zivilisatorische Standards ein, wie sie auf einer bestimmten Entwicklungsstufe kapitalistischer Warenproduktion jeweils möglich sind.
    Diese Dialektik der Aufklärung kommt bei Adorno und Horkheimer merkwürdigerweise zu kurz. Dabei ist kein Jota ihrer Kritik an der Kulturindustrie zurückzunehmen und jede Deformation als solche zu denunzieren. Nur wäre zu fragen, ob nicht schon in der Formulierung des Begriffs der Frage des Staats zugunsten einer diffusen Vorstellung von Macht ausgewichen wird, und dadurch ungeklärt bleibt, auf welche Weise die Konsumenten der Kulturindustrie sich jeweils mit politischen Instanzen identifizieren; ob also nicht die Kritik des Staats auf dem Gebiet der Kulturindustrie erst noch zu eröffnen wäre. Für die postnazistische Situation könnte das etwa heißen, Doug und Carrie aus Queens den deutschen Paaren gegenüberzustellen, die als Tatort-Ermittler in den Nachfolgestaaten des Dritten Reichs ihr Unwesen treiben.
    Gerhard Scheit lebt als Autor und Publizist in Wien. Zuletzt erschien: "Suicide Attack. Zur Kritik der politischen Gewalt" (Freiburg 2004) und "Jargon der Demokratie. Über den neuen Behemoth" (Freiburg 2006). Mitherausgeber der neuen Werkausgabe von Jean Améry (Stuttgart 2002ff.)

    Renate Göllner: Kulturindustrie und Geschlechterverhältnis – Warum Desperate Housewives besser ist als Judith Butler und ich dennoch dabei einschlafe
    Die amerikanische Feministin Judith Butler hat bekanntlich keinen Begriff davon, dass diese Gesellschaft im innersten aus den stummen Zwängen kapitalistischer Verwertung besteht und in letzter Instanz durch die Androhung von Gewalt zusammengehalten wird. Die Desparete Houswives hingegen, logische Fortsetzung von Golden Girls und Sex and the City, kommen um solche Erkenntnisse nicht so einfach herum. Bree, Gabrielle und all die anderen sind nicht in der günstigen Lage, sich eine Identität nach der anderen auszusuchen, so als wären sie auf einer permanenten Faschingsparty namens Gender Troubles.
    Sind sie auch bis in jede ihrer Fasern Clichés der Kulturindustrie, wie sie im Buch stehen, und zwar in der Dialektik der Aufklärung, so liegt der Witz der Serie in ihren beständigen, überraschenden Wandlungen. Und im Hintergrund bleibt stets die Gefahr an den bürgerlichen Verhältnissen zugrunde zugehen, denen sich allein die Freiheit verdankt.
    Verkehrte Welt: an der Universität triumphiert im poststrukturalistischen Jargon die Kulturindustrie; im Fernsehen hingegen findet die Reflexion statt – freilich nur so weit sie in dieser Gesellschaft ohne Einbuße an Erfolg eben möglich ist.
    Und während in Amerika die Houswifes solchermaßen desperat werden, schickt man in Deutschland die Hausfrauen in die „Bräuteschule 1958“. Jedem Fernsehpublikum die Serie, die es verdient.
    Renate Göllner lebt als Autorin in Wien. Publikationen: Kein Puppenheim – Genia Schwarzwald und die Emanzipation. Frankfurt 1999; Aufsätze zur Kritik der Individualpsychologie; arbeitet derzeit an einem Buch über „Schule und Verbrechen: Wien 1938“.
    http://www.stwst.at



    Re: Kritik der Medienindustrie

    macho iberico - 12.06.2007, 21:32

    Re: Kritik der Medienindustrie
    Geh leck
    :lol: :lol: :lol:

    Ich mein, den Theorien der Kritischen Theorie über die Kulturindustrie und die Wirkungen der Aufklärung stimm ich ja zu, sie haben ja im Grossen und Ganzen die Theorie der Entfremdung von Karl Marx auf die veränderten Verhältnisse angewandt, bereichert durch den kritischen Marxisten Karl Korsch und den Philosophen Georg Lukacs...

    Aber wenn dass dann die Zuspitzung derer Thesen sein soll:

    Zitat:
    Wenn österreichische und deutsche Intellektuelle träumen wollen, heißt das eben meist, daß die Vernunft endlich zum Schweigen gebracht und Gemeinschaft gestiftet werden soll. Angesichts dieser bedrohlichen Ruhe wäre jene intransigente Kritik der Dialektik der Aufklärung endlich auch mit einer Würdigung der gemeinschaftszersetzenden Wirkungen engzuführen, die westlich ausgeprägter Kulturindustrie zu verdanken sind.

    Für die postnazistische Situation könnte das etwa heißen, Doug und Carrie aus Queens den deutschen Paaren gegenüberzustellen, die als Tatort-Ermittler in den Nachfolgestaaten des Dritten Reichs ihr Unwesen treiben.

    Wie schön doch völkische Argumentation klingen kann :pukeleft: :geek:



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