Das große Zappeln

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    Re: Das große Zappeln

    infoshark - 26.05.2007, 17:18

    Das große Zappeln
    Das große Zappeln

    Zuchtfisch aus Aquakultur wird unseren Appetit auf Meeresgetier nicht dauerhaft stillen können - weil mehr Fisch aus Wildfang dafür gebraucht wird, als es auf lange Sicht geben kann

    Mit Zuchtfisch verhält es sich ähnlich wie mit Biosprit: Einerseits ist man verleitet zu glauben, dass endlich eine Alternative zur Ausschöpfung eines Rohstoffs gefunden wäre - andererseits stellt man bei genauerer Betrachtung unweigerlich fest, dass die Alternative selbst sich sehr schnell zur Gefahr auswachsen könnte. Genau wie die Vorstellung von gigantischen, künstlich bewässerten Raps-, Mais- oder Sojafeldern, die nur dazu da wären, um unsere Autos anzutreiben, ist auch das Bild von riesigen Fischgehegen, die die Weltmeere parzellieren, ein durchwegs bedrohliches. Beide Szenarien würden die Bewahrung der Biodiversität und der letzten wilden Spezies, mit denen wir diesen Planeten teilen, jedenfalls massiv gefährden.

    Dabei ist die Aquakultur bereits der am schnellsten wachsende Landwirtschaftssektor überhaupt. Während die Menge wild gefangenen Fisches im Sinken begriffen ist, steigt der Output der Aquakultur-Industrie rapide an. Leider sind es nicht die (vom Konsumenten weniger geschätzten, aber umweltverträglichen) vegetarischen Sorten, wie der schon seit dem 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung in China gezüchtete Karpfen, sondern die als "edel" geltenden, fleischfressenden Arten, die seit der Einführung moderner Zuchtmethoden in den 1970er-Jahren vorwiegend produziert werden.

    Verhältnis 9:1

    Lachs, Steinbutt, Heilbutt, Kabeljau und Thunfisch sind durchwegs Raubfischarten, die nun einmal anderen Fisch für ihre Ernährung brauchen. Und zwar, wie Francisco Ruiz, Biologe an der Universität Valencia, präzisiert, "im Schnitt fünf Kilo Wildfang für ein Kilo Zuchtfisch". Bei manchen Spezies, so Ruiz, könne man gar "von einem Verhältnis von 9:1 ausgehen". Angesichts der Wachstumsdynamik und der dadurch bedingten fortschreitenden Industrialisierung des Bereichs besteht die Gefahr der Leerfischung der Meere zwecks Futtermehlproduktion für die Fischfarmen. Große, multinationale Firmen verarbeiten routinemäßig ganze Fischschwärme zu zigtausend Tonnen Mehl.

    Selbst wenn es sich hierbei auch um Beifang oder vom Menschen nicht gegessene Arten handelt, so ist es doch stets Nahrung für Pinguine, Wale, Robben und andere Meeresbewohner, die so vernichtet wird und das Überleben dieser Tiere gefährdet. Dazu kommt, dass die massive Präsenz von hunderttausenden gefarmten Fischen auf engem Raum das ökologische Gleichgewicht in jedem Fall bedroht. Exkremente, verwesende Fressensreste und die wegen der intensiven Bewirtschaftung verabreichten Antibiotika sind genauso eine Gefahr wie "Ausreißer", die sich mit wilden Artgenossen paaren und diese anstecken können. Selbst wenn die Verabreichung von Antibiotika in den letzten Jahren drastisch reduziert wurde, ist sie doch unvermeidlich: Zuchtfische sind in jedem Falle für Krankheiten anfälliger als ihre wilden Artgenossen.

    Auch Justin T. Watson, zuständig für die Fischgesundheit in Großbritanniens einziger (und beispielhaft geführter) Kabeljaufarm auf den Shetland-Inseln muss zugeben, dass, obwohl seine Fische nur mit Abfall vom Hering und anderen Fischereiprodukten gefüttert werden und sein Produkt das begehrte "Organic"-Label tragen darf, die Fische trotzdem dreimal in ihrem Leben geimpft werden müssen, dass sie manchmal Mutationen aufweisen, und es schon vorgekommen ist, dass befruchtete Eier sich in die klaren Gewässer dieser nördlichsten aller britischen Inselgruppen verabschieden.

    Waldviertler Karpfen

    Laut Gary Nabhan vom Center for Sustainable Environments der Universität Northern Arizona ist es vorrangig, sich zuerst um die Fischerei zu kümmern. Nur ein kontrollierter, bewusster Fischfang mit einem ökosystematischen Zugang - also mit Rücksichtnahme auf das gesamte maritime Umfeld, die Nahrungsbestände der Meeresbewohner, die Anwesenheit von Raubtieren, die Sauberkeit der Gewässer, würde "uns erlauben, zu erkennen, welchen Fisch wir in welchem Ausmaß fangen und an Zuchttiere verfüttern dürfen".

    Die Binnenfischzucht nach dem uralten System der Teichwirtschaft bildet eine positive Ausnahme: Wenn Friedfische wie Karpfen und Schleie, aber in gewissem Ausmaß auch Raubfische wie Zander, Hecht und Wels in extensiver Bewirtschaftung in stillen, kontrollierbaren Gewässern gezüchtet werden, wo sie bis zu 50 Prozent ihrer Nahrung aus natürlichem Plankton bekommen (und ansonsten vegetarisch ernährt werden), erscheint dies mit gutem Grund als ökologisch verantwortliche Form der Fischproduktion. Nicht zufällig wird sie seit Jahrtausenden erfolgreich betrieben und ist auch in Österreich (Stichwort Waldviertler Karpfen) gut etabliert.

    Schutz des Ökosystems

    Das wiederum hat auch SalzwasserFischfarmer auf die Idee gebracht, geschlossene Systeme ins Meer zu bauen, welche einen besseren Schutz des Ökosystems gewährleisten sollen. Allerdings sind diese Systeme, bei denen benutztes Meerwasser nur nach aufwändiger Filtrierung zurückgeleitet wird, nicht nur sehr teuer in der Erhaltung, sie brauchen auch riesige, stetig laufende Pumpen, was wiederum einen immensen Stromverbrauch und daraus resultierenden CO²-Ausstoß verursacht.

    Und der gewissenhafte Konsument? Dem bleibt die mühselige Verantwortung, sich über jeden zu verzehrenden Fisch so genau als möglich zu informieren. Auch gegen die Industrialisierung der Fischzucht hilft - wie gegen die industrialisierte Fischerei und das Agro-Business im Allgemeinen, nur die Förderung kleiner, bewusst arbeitender und umweltschonender Betriebe.

    Wen Fisch aus heimischer Teichwirtschaft kulinarisch auf die Dauer nicht zufriedenstellen mag, der sollte Meeresfisch möglichst nur frisch und nur beim Fischhändler kaufen - und nicht in Verbrauchermärkten, wo fast ausschließlich Fisch aus Aquakultur oder von großen Schiffen zum Verkauf kommt. Wilder, in europäischen Gewässern gefangener Fisch, der im Ganzen (und nicht fertig filetiert) verkauft wird, ist nach wie vor mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit von kleinen Booten angelandet worden, die in Küstennähe mit nachhaltigen, umweltschonenden Fangmethoden arbeiten, die es den Fischbänken erlauben sich zu regenerieren. (Georg Desrues/Der Standard/rondo/25/05/2007)



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