Globalisierung

ARD-Buffet alternativ
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    Re: Globalisierung

    Luca - 24.05.2007, 12:11

    Globalisierung
    Gestern bin ich per Zufall auf eine Sendung im ZDF Dokukanal gestoßen, die "Die Weltfabrik" hieß. Ich bin ziemlich schnell daran hängengeblieben.
    Eine kurze Beschreibung zur Sendung:
    Da ist zum Beispiel Axel Scheffler, ein bekannter deutscher Illustrator, der in London lebt und dessen Puzzle-Buch "Grüffelo-Kind" in China produziert und in zahlreichen Ländern verlegt wird. Oder der Bauer Siewu im westafrikanischen Benin, der Baumwolle anpflanzt, die in Indien zu Garn gesponnen wird, aus dem in Marokko eine Socke gestrickt wird, die dann zur Verpackung und zum Versand in Deutschland landet. Oder auch Martin, ein deutscher Geschäftsmann, der in China als Geschenke-Scout die neuesten Plastik-Gimmicks als Geschenkidee ausfindig macht. Der Film beschreibt unsere heutige, globale Welt und macht den Weg unserer Konsumgüter begreifbar.
    Mir war bis gestern zwar klar, daß viele Artikel verschiedene Stationen durchwandern und wenn dann "Made in Germany" drauf steht, es noch lange nicht heißt, daß das Produkt von Anfang bis Ende hier hergestellt/gezüchtet, bearbeitet und verpackt wurde.
    Aber welche Wege manches nimmt, das hat mich doch manchmal fast entsetzt, welche Fahrten doppelt und dreifach gemacht werden, dabei die Umwelt noch zusätzlich durch Auto- oder Flugzeugabgase belastet wird.
    Was mich aber noch mehr fassungslos gemacht hat ist, mit welch brutalen Hungerlöhnen die Arbeiter in Hongkong, China usw. abgespeist werden und welchen Profit dann letztendlich die Endverkäufer haben. Das steht in keinem Verhältnis. Vor allem, was die Arbeit betrifft, die diese Leute zu bewältigen haben. Oft keinen Arbeitsschutz und sehr lange Arbeitszeiten (vor allem bei den Christbaumkugeln). Ganz schlimm fand ich auch die Aussage, daß die Produkte um so billiger sind, wenn Menschen sie bearbeiten oder erarbeiten. Produkte in Maschinenherstellung seien wesentlich teurer.
    Da war der "Scout", der in Südostasien nach Billigartikeln gesucht hat und von der Weihnachtskugel bis zum Duschkopf unbeschreibliche Dumpingpreise vorgefunden hat.
    Ich habe daraufhin meine Einkaufspolitik mal überdacht. Ich bin auch schon in den "1-Euro-Läden" gewesen und war froh, bestimmte Dinge billig zu erstehen. Ich habe mir nicht wirklich Gedanken darüber gemacht, warum es so billig ist.
    Und wir schädigen auch unsere Wirtschaft zu Hause. Gerade z. B. beim Weihnachtsschmuck, der hier in traditionellen Gebieten hergestellt wird, und natürlich wesentlich teurer ist. Dort ziehen wir unserer eigenen Wirtschaft den Boden unter den Füßen weg.
    Ich habe mir zwar überlegt, wenn man nicht mehr in den Ramschläden kauft, dann wirkt sich das natürlich letztendlich auch auf die Arbeiter in Fernost aus, die dadurch wenigstens Arbeit haben, wenngleich auch auf einem unglaublichen Niveau.
    Aber das Gleichgewicht stimmt überhaupt nicht. Die Bauern, die Kakaobohnen züchten, ernten und verarbeiten, kennen oft keine fertige Schokolade, weil sie sich einfach nicht leisten können. Sie und ihre Familien leben in ärmlichen Hütten ohne Strom, müssen Wasser, welches nicht ganz sauber ist, aus einem 150 m entfernten Brunnen holen. Sie haben oft Durchfall, aber sie können dagegen nur ein Kraut nehmen, haben kein Geld für Kohletabletten.
    Sehr nachdenklich...
    Luca



    Re: Globalisierung

    la-piccola - 24.05.2007, 14:01


    Gerade gestern stand ich in unserem Edeka-Geschäft und habe ich mir überlegt,wie das wohl zustande kommt,dass die Erdbeeren aus Spanien für 99 Cent angeboten werden und die Erdbeeren vom Bauern,dessen Feld 2 km entfern ist,2,49 € kosten.
    Das ist doch echt verrückt,oder ?



    Re: Globalisierung

    Hospes - 24.05.2007, 19:26

    ... wenn man
    Hallo Luca und la-piccola,

    das ist eine ganz wichtige Rubrik.
    Ich danke Luca für den überaus überzeugenden Beitrag.

    Ich denke, das Gieren nach jedem Cent, Die Geilheit nach jedem Prozent Rabatt, die Blindheit gegenüber der Um-Welt (Mensch, Tier, Pflanze, Erde) wird Folgen haben.

    Die Natur ist ein sich selbst organisierendes und regelndes System und nicht auf den Menschen angewiesen.
    25 Millionen sind bereits an AIDS gestorben, viele zig-Tausende sterben jährlich in Kriegen und Aufständen (die Millionen von Handfeuerwaffen bilden zusammen die "Atombombe des kleinen Mannes"), die Verpestung der Umwelt gerade in Entwicklungsländern als Folge der Globalisierung verlangt einen hohen Blutzoll - die Aufzählung könnte noch lange fortgeführt werden.

    Ich habe in den Jahren nach dem Krieg erlebt, dass man auch mit etwas mehr Bescheidenheit ein friedvolles, glückliches, zufriedenes und erfülltes Leben führen kann.

    IKEA lässt in Asien Stühle für einen Spott-Preis herstellen und verkauft sie hier zu einem Preis, der jeder Moral spottet. Der Mehrgewinn fließt natürlich in die Taschen des sich so bescheiden gebenden Besitzers.
    Ein Weidenkorb (importiert) kostet einige Euro, bezahlt man den Preis eines deutschen Korbflechters muss man mit etwa 120 € rechnen.

    Dann könnte man noch von den Lebendtiertransporten reden, von Saatgutmultis, welche den Bauern in Entwicklungsländern, aber auch bei uns die Ohren mit leeren Versprechungen vollblasen und daran arbeiten, nachhaltig wirtschaftenden Landwirten den Garaus zu machen.

    Ich empfehle allen den Film Soylent Green.

    Ich verspüre immer mehr heiligen Zorn aufsteigen

    Hospes



    Re: Globalisierung

    Rheinperle - 24.05.2007, 20:44


    Ich sehe die Globalisierung so wie Ihr, möchte sie jedoch noch weiter umfassen, da ich hier große Gefahren sehe.
    Fast jeder Mensch dieser Erde hat die Möglichkeit in die letzte Ecke unserer Zivilisation zu gelangen . Da treffen plötzlich Weltanschauungen und Religionen aufeinander und jeder will jeden bekehren und missionieren. Keiner versteht (oder will verstehen) die Auffassung des anderen.
    Viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Nationalitäten leben nach Belieben, wo sie wollen irgendwo auf diesem Erdenrund. Dadurch entstehen Konflikte und letztendlich Kriege und Terror. Aber warum verläßt ein Mensch seine (kulturellen) Wurzeln ??? Ich möchte meine Meinung ganz klar stellen: Es geht mir nicht um einen Wechsel in ein anderes Land aus familiären oder beruflichen Gründen. Aber, wenn einer von A nach B geht, dann gibt es nur eines und da kennt Ihr meine Meinung:
    Integration ohne die eigene Identität aufzugeben . Nur dann kann es funktionieren
    Aber nun kommt neben der Politik natürlich noch die Wirtschaft ins Spiel. Und damit verbunden der ganz, ganz große Mammon. Was kann ein kleiner Mensch hier noch aufhalten auf unserem Globus ???
    Globalisierung ist das Zauberwort !!! Flieger fliegen jeden Tag alles, ob Mensch, ob Tier, ob Gemüse oder Obst, Socken, Hosen, Mäntel, Geschenkartikel, Soldaten, Waffen, Touristen und Terroristen - überall hin und zurück -

    Klar, das gabs schon immer; aber es ist ärger geworden, und in welcher kurzen Zeit ???


    Gloria Globalisierung (unser Globus :roll: )
    Rheinperle
    (Leider gibt es fast keine Briefpost mehr)



    Re: Globalisierung

    tobias - 25.05.2007, 09:02


    Mir ging es bisher wie Luca. Ich habe mir nicht so viele Gedanken gemacht, vieles hingenommen und so ganz klar war mir noch nicht, was so ganz genau die Globalisierung war. Es war und ist ein Schlagwort in den verschiedensten Medien. Jetzt habe ich mich schon etwas mehr damit beschäftigt (und werde es noch intensiver tun), denn es ist eine Problematik, die uns alle angeht, eigentlich die wichtigste überhaupt. Denn es betrifft ja alle Bereiche unseres Lebens.

    Die zwei Aussagen von Hospes treffen es auf den Punkt:

    Zitat: Ich denke, das Gieren nach jedem Cent, Die Geilheit nach jedem Prozent Rabatt, die Blindheit gegenüber der Um-Welt (Mensch, Tier, Pflanze, Erde) wird Folgen haben.

    Zitat: Die Natur ist ein sich selbst organisierendes und regelndes System und nicht auf den Menschen angewiesen.

    Ich habe mir schon ein paar Mal gedacht, wie gut es der Natur und den Tieren gehen würde, wenn der Mensch nicht meinte, sich alles untertan zu machen, alles erobern zu müssen.
    Oftmals regiert die gewissenlose Meinung "nach mir die Sindflut". Dann werden halt die Regenwälder abgeholzt, na und, da bin ich ja eh schon längst tot. Da werden Flüsse begradigt, die Überschwemmungsflächen zugemauert, aber der Aufschrei ist groß, wenn es mal wieder eine "Jahrhundertflut" gibt.
    Mit den Ressourcen wird gedankenlos bis verschwenderisch umgegangen.

    Zitat: Ich habe in den Jahren nach dem Krieg erlebt, dass man auch mit etwas mehr Bescheidenheit ein friedvolles, glückliches, zufriedenes und erfülltes Leben führen kann.
    Ich fürchte, der Mensch ist so "gebaut", daß er, wenn er einmal am Tor des Schlaraffenlandes geschnuppert hat, immer mehr (billiger, schneller) die Dinge haben möchte. Wenn man da nicht genügend Interesse, Selbstkritik und vor allem Verantwortung nicht nur für sich, sondern auch seine Umwelt hat (bewußt fett markiert, denn die Umwelt und die Umweltpflege ist nicht nur Sache des Staates oder der anderen, sondern auch unsere ganz persönliche), dann läuft vieles an einem selber vorbei.
    Ich habe mir (jetzt endlich!) vorgenommen, in einigen Dingen wesentlich bewußter zu werden.
    Ich frage mich halt, wie bei allen Dingen: wie groß ist der Tropfen auf den heißen Stein... Müssen wir nicht eine gewisse Prozentzahl der Menschheit dafür gewinnen, umzudenken, damit wirklich etwas bewirkt werden kann, effektiv bewirkt werden kann?

    Zitat: IKEA lässt in Asien Stühle für einen Spott-Preis herstellen und verkauft sie hier zu einem Preis, der jeder Moral spottet. Der Mehrgewinn fließt natürlich in die Taschen des sich so bescheiden gebenden Besitzers.
    Ein Weidenkorb (importiert) kostet einige Euro, bezahlt man den Preis eines deutschen Korbflechters muss man mit etwa 120 € rechnen.
    Dieses, wie die Beispiele von Luca zeigen sehr deutlich die Mißachtung vor der Würde des einzelnen, anderen Menschen. Menschen werden gebraucht bzw. mißbraucht zum Profit einiger weniger. Mich würde es nicht wundern, wenn gewisse Völkergruppen außerhalb der "1. Welt" bewußt vom Fortschritt ferngehalten werden. Denn je mehr sie wissen, je gebildeter sie sind, desto unbequemer würden sie werden und nicht mehr für den Witz von 50 Euro im Monat (wenn überhaupt) unter unwürdigen Bedingungen arbeiten.
    Gerade habe ich eine Dokumentation über den Bau der Petronas Tower in Malaysia gesehen. Da kam mir mal wieder die unwillige Frage hoch, wieso man dort oder auch vergleichbare Bauwerke auf Böden baut, die mühsam stabilisert werden müssen, damit sie nicht irgendwann einsacken, warum diese gigantischen Bauten in höchst Erdbeben gefährdeten Gebieten errichtet werden. Und es muß immer höher gehen, immer mehr die anderen übertrumpfen. Natürlich aus Sicht des Architekten ist es eine Herausforderung und sicher auch Passion. Mir geht es da um grundsätzliches Denken.

    Ich für mich werde mich auf jeden Fall mehr mit folgenden Fragen beschäftigen, die ich gerade wunderbar zusammengefaßt gefunden habe:

    - 100% Schuldenerlass für Dritte Welt (Bildung statt Zinsen bezahlen)
    - Einführung der Tobin-Steuer (Spekulationen auf Devisen einschränken)
    - Abschaffung IWF (Spekulationsrisiken nicht auf Allgemeinheit abwälzen)
    - Abschaffung WTO (Güterhandel wieder national kontrollierbar machen)
    - Schließung von Agrar-Rohstoff-Börsen (keine Spekulation auf Nahrung)
    - Unabhängigkeit der Zentralbank (Geldpolitik für das Volk, nicht nur Reiche)
    - Schließen von Steuerparadiesen (normale Steuern auch für Reiche)
    - Kartellämter stärken (Marktkonzentrationen verhindern)
    - Verbot von Patenten auf lebende und genmanipulierte Organismen
    - soziale und kulturelle Menschenrechte und Überführung in nat.Recht
    - UNO-Rat für Soziales (ein Welt-Gremium für Welt-Probleme schaffen)

    Ich möchte richtig verstehen, was damit gemeint ist (einiges ist klar, bei anderem muß ich mich erst weiter informieren). Und ich möchte auch kapieren, was ich bei mir und in meinem unmittelbaren Umfeld machen kann.
    Ich freue mich auf weitere Stellungsnahmen und Anstöße auch von hier!

    Tobias



    Re: Globalisierung

    Luca - 25.05.2007, 09:13


    Ich finde es absolut prima, daß sich aus meinem kurzen Beitrag ein solcher Meinungsaustausch ergeben hat! Wenn ich etwas mehr Zeit als jetzt habe, werde ich auch noch weiter dazu schreiben.
    Die DVD "Soylent Green" habe ich mir bestellt, denn das klingt hochinteressant. Auch das Buch, welches als Vorlage diente "New York 1999" habe ich im Antiquariat gefunden.
    Bin schon sehr gespannt!

    Luca



    Re: Globalisierung

    Hospes - 25.05.2007, 21:29

    G8 in München
    Hallo,

    so sieht eine Karte aus, die Beschäftigte haben, die in München im und um das Hotel Bayerischer Hof arbeiten müssen und mit der Veranstaltung nichts zu tun haben.



    Verständlich: sensible Teile sind gelöscht.

    Nur als Information gedacht.

    Hospes



    Re: Globalisierung

    tobias - 26.05.2007, 04:51

    Transportwege der Waren
    Frage an alle, aber vielleicht besonders an Hospes, der sich ja schon länger mit der Problematik auseinander gesetzt hat.
    Wenn ich ein Paar Socken in der Hand habe, die Christbaumkugel, die Tafel Schokolade, dann steht da in der Regel "Made in Germany" drauf. Aber das stimmt ja in vielen Fällen so gar nicht.
    Anscheinend gibt es keine Verordnung, die besagt, daß der ganze Weg aufgezeigt werden, den die Waren gehen. Teilweise müßten da fünf Städte (Dörfer) in drei Ländern um den Globus verteilt verzeichnet sein.... - eigentlich.
    Gibt es irgendwo die Möglichkeit, daß man auf einer Webseite eingeben kann, dieses oder jenes Produkt mit Namen xy und dann folgt praktisch sein "Lebenslauf"? Oder gibt es ein Buch, wo es exemplarisch verzeichnet ist?
    Welche Voraussetzungen müssen sein, damit man sagen kann "Made in Germany"? Reicht es, ihm den letzten Schliff zu geben oder es zu verpacken?

    Tobias



    Re: Globalisierung

    Rheinperle - 26.05.2007, 07:33


    Hallo Tobias,
    ich war mal bei einem Vortrag über das Thema "made in Germany" im Haus der Wirtschaft in Stuttgart und meine der Dozent war RA Dreier.
    Jedenfalls habe ich einen Link gefunden , der dem Inhalt dieses Vortrages entspricht.

    http://ja-zu-deutschland.de/made-in-germany.php

    Auf der linken Seite unter Konzept werden sicher viele Deiner Fragen beantwortet.


    Gruß Rheinperle



    Re: Globalisierung

    tobias - 26.05.2007, 07:46


    Prima, Rheinperle, Danke!
    Das ist eine sehr interessante Seite. Ich habe sie gerade schon einmal kurz durchstöbert, werde sie mir jetzt in Ruhe angucken.
    Schon klasse, wie sich hier im Forum ergänzt wird! Was der eine nicht weiß, weiß der andere doch ziemlich oft! Sonst müßte man stundenlang suchen oder käme auch gar nicht ans Ziel.

    Tobias



    Re: Globalisierung

    tobias - 26.05.2007, 13:19


    Heute morgen war ich bei Aldi. Ich habe mir mal ganz bewußt die Obst- und Gemüsetafeln durchgelesen, weil ich wissen wollte, woher die Waren kommen. Ich habe nur ganz wenige Male "Deutschland" gefunden, meistens war es Holland, Spanien, Italien und Polen. Und das durchaus auch bei Produkten, die es um diese Jahreszeit hier gibt (z. B. Salat, Spargel, Erdbeeren).
    Hier auf dem Land gibt es so kleine Verkaufsbuden, extra jetzt in der Jahreszeit, wo es z. Z. Spargel und Erdbeeren gibt. Später im Jahr werden ab Hof Kartoffeln und Äpfel verkauft.
    Das ist natürlich teurer als Aldi & Co., wird für mich jetzt aber durchaus zur Alternative.

    Tobias



    Re: Globalisierung

    tosa34 - 26.05.2007, 23:20


    Wir waren geschwind mal zwei Tage fort, und da hat sich hier eine so interessante Diskussion entfaltet. Ich muss alles nochmal langsam und sorgfältig durchlesen. Aber ich freue mich wiedermal, was Ihr, liebe Forumsgenossen, doch für interessierte, gedankenvolle, und informierte Leute seid!
    Lieben Gruß, Tosa.



    Re: Globalisierung

    Luca - 27.05.2007, 07:07


    Hallo Tosa,

    wie schaut es denn beim amerikanischen "Otto-Normalbürger" aus? Besteht Interesse am Thema Globalisierung? Macht man sich Gedanken über Vor- und Nachteile?

    Luca



    Re: Globalisierung

    tosa34 - 28.05.2007, 02:30


    Hallo Luca,
    Man findet sich hier allgemein mit der Globalisierung ab. Sie ist eine vollendete Tatsache, die nicht rückgängig gemacht werden kann. Für alle Seiten gibt es Vorteile und Nachteile. Dass die Reichen reicher werden und die Armen ausgenutzt werden, ist auch nichts Neues.
    Hier ist das mit den Lebensmitteln keine so große Sache. Das Land ist so groß und erstreckt sich über so viele Klimazonen, dass nicht viel importiert werden muss. Ich kaufe, so weit es möglich ist, Produkte aus unserer Nähe; erstens schmecken sie besser, zweitens ist es auch für die Umwelt besser, und drittens unterstützt das die Farmer im Staat. Wenn aber die hiesigen Kartoffeln elend aussehen und die aus Idaho genau so, wie ich sie brauche, dann kaufe ich die letzteren. Ebenso ziehe ich einen Apfel aus Neuseeland einem aus Washington vor. Ich bin gerne bereit, für gute Ware aus meiner Umgebung mehr zu bezahlen, aber das kann sich nicht jeder leisten.
    Kleidungsstücke Made in USA sind bei genauerem Hinschauen aus Baumwolle aus den Philippinen. Mein Toyota wurde in einem der hiesigen Südstaaten gebaut. Der Chevrolet meines Nachbarn vielleicht in Südamerika.
    Worauf ich achte, ist das Fair Trade Zeichen. Das bedeutet, dass der, der meine Kaffeebohnen angebaut und geerntet hat, dafür menschenwürdig bezahlt wurde. Es gibt es noch viel zu selten, aber doch langsam häufiger.
    Irgendwie zum Thema passend: es gibt hier im Mai die wunderbaren Vidalia-Zwiebeln, aus Georgia. Ganz zart im Geschmack, fast süss, und immer nur für ein paar Wochen erhältlich. Nachdem hier heftig unter den illegalen Einwanderern (aus Mexiko) aufgeräumt wurde, verfaulen jetzt die meisten der Zwiebeln auf den Feldern, weil sich niemand findet, der sie erntet. Ein Anbauer bietet einen Stundenlohn von 20$, und kann keine amerikanischen Arbeiter finden.
    Na, da hab'i ch mich wieder ganz schön ausgetobt!
    Lieben Gruss,
    Tosa.



    Re: Globalisierung

    Luca - 28.05.2007, 09:11

    Fairer Handel
    Hallo Tosa,

    das ist prima und interessant, was Du schreibst.

    Was Du über die Vidalia-Zwiebeln schreibst, findet sich hier in der Spargelernte wieder...
    Anscheinend sind die Deutschen zu verweichlicht, um diese Arbeit zu machen und es ist ihnen auch nicht genug Geld, was sie dabei verdienen. Seit wenigen Jahren haben wir ein Gesetz, wo jeder Spargelbauer einen bestimmten Prozentsatz Deutsche einstellen muß. Aber diese kommen in der Regel nur am ersten Tag, wenn überhaupt, die meisten halten den noch nicht einmal durch und ab dem nächsten Tag wird es weniger und dann kommt keiner mehr... So bleibt leider auch viel Spargel liegen und so mancher Bauer wird somit ruiniert.
    Es gäbe genügend Polen und andere Osteuropäer, die diese Arbeit mit einer ganz anderen Einstellung und anderem Tempo machen. Allerdings wandern von denen auch immer mehr nach England ab, weil da besser gezahlt wird als in Deutschland.

    Wir haben hier auch ein Zeichen für Fairen Handel. Ich weiß nicht, ob es noch mehr gibt.
    Jedenfalls ist hier ein ganz interessanter Artikel:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Fairer_Handel , wo aber relativ weit unten im Text auch Kritik geübt wird.
    Das Zeichen sieht folgendermaßen aus:

    und dies hier sind einige Produkte:

    Aber überall und so einfach sind sie leider in den Geschäften auch hier nicht zu finden...
    Luca



    Re: Globalisierung

    Hospes - 28.05.2007, 15:33


    Hallo tosa34, hallo Luca,

    ich kaufe die FAIRTRADE-Produkte schon seit es sie gibt.
    Sie schmecken sehr gut und ich habe ein gutes Gewissen dabei.

    Schade, dass inzwischen auch viele Fische wg. Geldgier etc. vom Aussterben bedroht sind:

    http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/pdf_neu/WWF_Fischfuehrer_2006_lowres.pdf

    Auch achten wir darauf, dass möglichst viele Produkte aus der Region stammen. So sind die "Unser Land"-Essigkurken ausverkauft und wir müssen bis zur nächsten Ernte warten:

    http://www.unserland.info/

    Liebe Grüße aus dem regnerischen Süden

    Hospes



    Re: Globalisierung

    Luca - 28.05.2007, 15:51


    Der Fischführer ist super! Ich habe ihn mir gleich ausgedruckt.
    Aber was bedeutet der Begriff "nachhaltige Fischerei"?
    Ich bin mir im Moment noch nicht darüber im klaren, ob es etwas Gutes oder Schlechtes ist.
    Ein wenig dumm...

    Luca



    Re: Globalisierung

    Hospes - 28.05.2007, 15:59

    nachhaltige Fischerei
    Hallo Luca,

    der Begriff wird hier sehr ausführlich erläutert:

    http://www.sdn-web.de/Fischerei/fischerei.pdf

    Interessant und deprimierend zugleich.

    Hospes



    Re: Globalisierung

    la-piccola - 30.05.2007, 08:23

    G8 Gipfel
    Ich weiß gar nicht so recht,ob ich lachen oder weinen soll...erschüttert bin ich allemal..
    http://www1.ndr.de/nachrichten/g8/gachtzaun2.html



    Re: Globalisierung

    Rheinperle - 30.05.2007, 09:36


    Was hätte man mit soviel Geld in dieser Welt tun können???

    Wo wohl das Geld für den "Guten Zaun" hinfließt ???

    armseliger Globus !

    Rheinperle



    Re: Globalisierung

    tobias - 30.05.2007, 12:58

    Re: G8 Gipfel
    Ich beobachte dies auch schon seit längerem und frage mich, ob und was wirklich nötig ist...
    Natürlich wäre ein Terrorangriff fatal,
    natürlich möchte man nicht, daß die Demonstranten allzu lautstark vor dem Fenster des Verammlungssaales stehen...,
    aber hätte es keine andere Lösung gegeben...?
    Wenn der Zaun verkauft wird, dann hoffe ich, daß das Geld sinnvoll angelegt wird. Passend wäre es ja wirklich, wenn es für ein Projekt innerhalb der Globalisierung angelegt werden würde, ein Projekt, was die Umwelt oder den "kleinen" Menschen unterstützt. Aber ob wir das je erfahren werden...?!
    Und dieser Zaun erinnert mich doch sehr stark an den Beginn des Mauerbaus, und das auf ehemaligem DDR-Gebiet... Da bleibt schon ein fader Beigeschmack, Ironie des Schicksals...

    Heute morgen, beschwerte sich im "Morgenmagazin" der ARD eine friedliche Protestlerin über das immense Polizeiaufgebot, die Reihen, die den Protestzug rechts und links am Sonntag in Hamburg begleitetet haben.
    Aber da ist meine Meinung, daß sie sich bei den autonomen und gewaltbereiten Demonstranten (sind es überhaupt Demonstranten und nicht nur Krawallmacher?) "bedanken" kann.
    Im Verhältnis zu den friedlichen Demonstranten, die ihre Meinung kundtun möchten, die von der Meinungsfreiheit Gebrauch machen wollen, vielleicht Zeichen setzen möchten, sind die Gewaltbereiten in der Minderheit, beherrschen aber leider die Schlagzeilen.
    Und (nicht nur hier), sondern immer wieder, hat der Normalbürger dadurch kaum Chancen wirklich friedlich zu protestieren, da man aus der Erfahrung weiß, daß es irgendwann eskaliert durch diese (entschuldigt) Idioten ohne Sinn und Verstand, und somit Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen, die sonst so nicht nötig wären.

    Tobias



    Re: Globalisierung

    Luca - 31.05.2007, 07:02

    Webseite
    Manchmal lohnt es sich wirklich zu zappen... :wink:
    Jedenfalls wurde da im Rahmen eines Berichtes über die Nominierungen zum Internet Grimmepreis auch die Webseite gezeigt, die genau die Berichte noch einmal aufbereitet hat, die ich kürzlich im Fernsehn gesehen habe und der mich veranlaßte, diesen Threat aufzumachen.
    Hier ist die Adresse:
    http://modul.global.zdf.de/
    Es ist eine recht aufwändig gemachte Seite, so daß es anfangs mit dem Laden ein wenig dauern kann.
    Fahrt einfach mit der Maus über die Bilder. Da wird dann schon auf der Weltkarte gezeigt, welche Länder bei der Herstellung des jeweiligen Produktes beteiligt waren.
    Klickt dann auf ein Produkt, welches Euch interessiert.
    Unbedingt Lautsprecher einschalten!
    Jetzt folgt ein interessanter Bericht. Im Anschluß daran kann man jeweils noch verschiedene Links anklicken.
    Will man wieder zurück zur Gesamtnavigation, rechts oben auf "Navigation" klicken und man kann sich nun die Entstehung bzw. Herstellung der anderen Produkte ansehen.

    Luca



    Re: Globalisierung

    Rheinperle - 31.05.2007, 07:26


    Super Info; Danke Luca. Habe gerade mal kurz reingeschaut und werde mich in meiner Mittagspause ausführlich damit beschäftigen.

    Lese jetzt gerade die Tagespresse "Abgeschnitten von der Außenwelt"
    -Heiligendamm- 16000 Polizeibeamte werden zu Beginn des Gipfels im Einsatz sein. Der größte Polizeieinsatz in der Geschichte Deutschlands, so die Meldung.

    -Brennpunkt Deutschland-

    Rheinperle



    Re: Globalisierung

    Luca - 01.06.2007, 14:23

    Soylent Green - New York 1999
    Jetzt habe ich die von Hospes empfohlene DVD (Soylent Green) hier und auch das Buch, welches als Vorlage für den Film diente (New York 1999). Ich denke, es ist am besten, erst das Buch zu lesen, auch wenn es mich schon sehr in den Fingern juckt, auch den Film anzusehen...

    Luca



    Re: Globalisierung

    tobias - 01.06.2007, 15:13

    künstliche Inseln in Dubai und Japan
    Ich weiß nicht, ob ich durch unsere Diskussion der letzten Tage ein wenig zu kritisch geworden bin. Jedoch, als ich heute nacht umplanmäßig wach war, habe ich einen Bericht über den Bau der künstlichen Inseln in Dubai gesehen und frage mich wirklich was das soll. Für die Umwelt ist das sicher nicht gerade sehr positiv. Architektonisch und vom Ingenieurwesen her ist es sicher eine Meisterleistung, es soll Touristen ins Land bringen, das Land trägt sich als erstes in die Annalen ein mit diesen Bauwerken.
    Sicher, sie sehen ansprechend aus:
    (alle Fotos von www.palmeninsel.de)

    Aber wenn man bedenkt, was da für Unmengen von Sand abgepumpt werden, die ja da auch nicht ohne Grund liegen. Ich denke, die Natur "denkt" sich schon etwas dabei, daß sie so ist, wie sie ist. Und so sehe ich es doch als einen recht heftigen Eingriff in die selbige. Es ist ja schließlich nicht eine kleine Sandburg, die da gebaut wurde...

    Und das neueste Projekt ist jetzt, daß die Welt dargestellt werden soll:
    (Foto von http://www.theworld.dubai-city.de/)

    Diese Megainsel soll aus 300 kleinen Inseln bestehen, wo dann jede Insel ein Land wie z.B. Deutschland darstellen soll. Auf den Inseln sollen dann exclusive Villen, Häuser mit privaten Yachthafen entstehen.

    Durch den ständigen Wind und dem Seegang wird auf einer Seite jeweils immer der Sand abgetragen, wogegen er an der anderen Seite angehäuft wird. Sprich, wenn man nicht will, daß in recht kurzer Zeit die Straßen und Häuser verschwinden, muß man mit den entsprechenden Geräten, den Sand absaugen und auf der anderen Seite wieder hinpumpen.
    Taucher, die alle sechs Wochen unter die schon bestehenden Inseln gehen und kontrollieren, stellen angeblich keine Beeinträchtigung der Unterwasserwelt fest. Inzwischen liegt auf Grund schon ein Militärflugzeug (ich hoffe doch sehr, daß sie alle Flüssigkeiten vorher abgepumpt haben!) und demnächst soll ein original Londoner Bus versenkt werden. Als Attraktion für die Tauchtouristen und, um neue "Riffe" entstehen zu lassen.

    Hier ein wenig zum Nachlesen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Dubai_Palmeninsel

    Eine weitere künstliche Insel liegt vor Japan, wo der Kansai International Airport seinen Platz findet:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kansai_International_Airport
    http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/12/0,1872,2097612,00.html

    Was denkt Ihr über solche Projekte?

    Tobias



    Re: Globalisierung

    Hospes - 02.06.2007, 20:46

    das Geld
    Hallo,

    in der Süddeutschen Zeitung von heute: "Die Sicherheit für die drei Tage in Heiligendamm kostet 92 Millionen Euro."

    Irgendwo habe ich den Vorschlag gefunden und ich interpretiere in gesetzlichem Rahmen angemessen (siehe Klammeranmerkungen - und hier grüße ich die diversen Geheimdienste: Ihr kennt meine Computerdaten und wenn ich böse wäre, würde ich einen bestimmten Finger zeigen, was ich aber nicht tue, weil ich nicht böse bin und den Finger auch nicht zeige und meine Einstellung geht euch -kleingeschrieben!!!!- einen .cheißdreck an (und dieses Wort gibt es nix in doitscher Sprache und ich will nicht ausweiten: "Schickt die Leute doch auf eine abgelegene Alm (wo steht eigentlich geschrieben, dass die "Mächtigen" keine bescheidenen Unterkünfte haben dürfen?), eine Insel (da fühlen sie sich wie gewohnt einsam und unverstanden).



    Stocknarrisch, scheißgrantig und zefix nochmal,

    Hospes



    Re: Globalisierung

    tosa34 - 02.06.2007, 21:04


    Oh, ich weiß wie bitterböse ich wäre, wenn auf meine (Steuer-)Kosten und in meinem Land dieser Zirkus abgezogen würde. Besonders, da Erfahrung einen leider zwingt anzunehmen, daß die G-8 Macher sich da die Köpfe zerbrechen werden, wie der Rest der Welt am besten ausgenutzt werden kann.
    Und dieser nostalgische (50er Jahre?) Wahlposter, den Hospes uns zeigt, lässt mich annehmen, dass man bei Euch ebenso denkt wie ich: wenn nicht der !@#$%&*% Cowboy wäre, wäre das alles nicht nötig. Ich kann nur wiederholen, was ich schon mal schrieb: Es tut mir leid, dass mein Präident ein Idiot ist. Ich habe nicht für ihn gestimmt.
    Nehmt es uns nicht allzu übel!
    Tosa.



    Re: Globalisierung

    Rheinperle - 02.06.2007, 21:26


    Tosa, ich kenne noch gut Dein post scriptum . Wir nehmen es Euch nicht übel. Und ich denke Du weißt was viele auf diesem Globus von diesem Texas-Cowboy halten. Al Gore??? warum ist er es nicht geworden ??? ich hänge noch immer daran.
    Und es macht mich folgender Link bedenklich:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Al_Gore

    Und was die G8-Macher betrifft, so denke ich, bin ich Deiner Meinung.

    Wütend
    Rheinperle



    Re: Globalisierung

    tobias - 03.06.2007, 07:37

    Proteste rund um den G 8 Gipfel
    Gestern hat es ja leider heftige Ausschreitungen in Rostock gegeben. Dabei hatte es friedlich angefangen mit Teilnehmern von Umwelt-, Entwicklungs- und Kirchenorganisationen. Und dann kommen vermummte (= absolut feige Idioten) Autonome und mischen da alles auf. Das ist nicht produktiv und hat nichts mit Protest und Meinungskundgebung zu tun!

    Viele Polizisten wurden verletzt, und leider auch friedliche Teilnehmer. Eine Menge Leute hätten wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung angezeigt werden müssen. Die Bilder waren ja zu sehen, wie sie die Straßen zerstört haben und die Pflastersteine rausgerissen haben. Wenn man so einen dicken Stein wirft, nimmt man ja auch billigend in Kauf, daß man jemanden u. U. sogar tötet! Ein anderer war zu sehen, wie er aus lauter Spaß am Zerstören, mit einem kompakten Fahrradschloß in Hufeisenform die Scheiben einer Sparkasse zerstörte. Autos wurden umgekippt und angezündet. Da finde ich es richtig, daß die Polizei mit Tränengas und Wasserwerfer konsequent vorgeht.
    Gerade wurde gezeigt, wie Friedensaktivisten sich zwischen die Randalierer und die Polizei stellten, mit erhobenen Händen und versucht haben, die Idioten zur Vernunft zu bringen. Leider hat es nicht geklappt.

    Was hat das mit Protest gegen den G 8 Gipfel zu tun?! Ich habe dann mal ein wenig durch die Sender geschaltet und konnte sehen, daß auf ausländischen Sendern gerade diese Szenen gezeigt wurden. Ein tolles Bild von Deutschland!
    Durch diese Szenen wurden keine Plakate gezeigt, wurde nicht auf die Reden eingegangen, so daß man nicht mitbekommt, was uns die Leute mitteilen wollten, die wirklich etwas zu sagen hatten.
    Oder es wurde nicht auf einen wirklich intelligenten und fantasievollen Protest eingegangen: und zwar waren da die Regierungschefs aus Pappmachée oder so etwas gebastelt worden, sie konnten sich auch bewegen, davor saß ein Afrikaner (der war echt) und man sah, wie die Politiker ihm das Geld weggenommen haben. So etwas ist doch eine Idee, solche Beiträge sollten im Vordergrund stehen!

    Ich finde auch, daß zu viel Geld für die Sicherheit und das Drumherum für die Politiker ausgegeben wird und das alles in keinem Verhältnis steht, ich fürchte auch, daß bei dem Riesenaufwand nichts heraus kommt, und eher von wenigen Staaten über Wohl und Weh der anderen entschieden wird und die dann den kürzeren ziehen. Nur ist das alles kein Grund, sich so aufzuführen.

    Tja, was wäre gewesen, wenn Al Gore Präsident geworden wäre... Sicher hätten wir intelligentere Äußerungen vernehmen können und das ein oder andere wäre wohl ein wenig anders gelaufen.
    Er setzt sich ja schon lange, aber in letzter Zeit noch intensiver für den Umwelt- und Klimaschutz ein. Seine DVD und das Buch sollen sehr eindrücklich sein.
    Kennt einer von Euch das ein oder andere Produkt?



    Tobias



    Re: Globalisierung

    Luca - 03.06.2007, 10:12


    Danke für Deinen Beitrag Tobias!

    Ich möchte ein wenig auf die Geschichte der G 8 eingehen. Vielleicht weiß ja der ein oder andere von Euch das schon, aber ich denke, es ist trotzdem eine interessante Ergänzung der Allgemeinbildung. Und da wir ja auch immer viele Trittbrettfahrer haben (die leider nur mitlesen und sich aber nicht beteiligen) ist es sicher auch noch für viele andere interessant... :wink:

    (entnommen habe ich diese interessante Erklärung von folgender Webseite: http://terranova.de/planet/planet-fix-foxi/artikel/lesen/was-ist-eigentlich-die-g8/)

    Was ist eigentlich die G 8?

    Vom 6. bis zum 8. Juni treffen sich in Heiligendamm die Regierungschefs der acht wichtigsten Industrienationen zu einem Gipfeltreffen. Viele tausende wollen zu einer Gegendemo anreisen. Was aber ist eigentlich G8? Und warum gibt es so viele Gegner?

    Der Begriff G8 steht für „Gruppe der Acht“. Dazu zählen die acht politisch und wirtschaftlich führenden Staaten. Das sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, die USA, Kanada und Russland. Auch Spanien bemüht sich seit längerem in die Runde der G8-Staaten aufgenommen zu werden.

    Die G8 ist aber keine internationale Organisation, wie etwa die Vereinten Nationen (UNO). Die Regierungschefs der G8-Staaten treffen sich einmal im Jahr zum G8-Gipfel. Diese Treffen sind zwar informell, haben aber dennoch eine große Bedeutung. Es werden in einer „entspannten Runde“ globale Themen und Probleme beraten. Die G8 will im Bewusstsein der gemeinsamen Verantwortung konstruktive Lösungen für Probleme in der Weltpolitik finden. Der G8-Gipfel heißt auch Weltwirtschaftsgipfel. Das verdeutlicht, dass die Wirtschaftspolitik der Länder im Mittelpunkt steht. Zu den jeweiligen offiziellen Themen werden dann so genannte Strategiepapiere verabschiedet. Den Vorsitz der G8 übernimmt jeweils ein Land für die Dauer eines Jahres.

    Die G8 machen zusammen ungefähr 65 Prozent der globalen Wirtschaftsmacht aus. Von der Weltbevölkerung leben aber nur etwa 14 Prozent in den G8-Staaten. Man kann also sagen, dass die Mächtigsten der Welt zusammenkommen, um Entscheidungen zu treffen, die die gesamte Menschheit betreffen. Gegner der G8-Gipfel halten das für ungerecht. Sie rufen daher zu Protesten und Demonstrationen auf.

    Von der G6 zur G8

    Angefangen hat alles 1975 auf Schloss Rambouillet in der Nähe von Paris. Das war zur Zeit der Ölkrise und eines weltweiten Wirtschaftsabschwungs. Vor diesem Hintergrund lud der damalige französische Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing Deutschland, Italien, Japan, das Vereinigte Königreich und die USA zu einem persönlichen Meinungsaustausch ein. Die sechs Staaten wollten auf höchster politischer Ebene über ihre Wirtschaftspolitiken beraten und diese aufeinander abstimmen. Im darauf folgenden Jahr stieß auch Kanada zu der Gruppe. Russland wurde erst nach dem Zusammenbruch des Sowjetregimes mit eingebunden und im Jahr 1998 offiziell als Mitglied aufgenommen. So wurde die G6 zunächst zur G7 und schließlich zur G8. Seit 1977 nimmt auch der Präsident der Europäischen Kommission an den Treffen teil. Die EU selbst ist jedoch kein Mitglied der G8.

    Der Gipfel in Heiligendamm

    Im Januar hat Deutschland den G8-Vorsitz übernommen. Verteilt über die erste Jahreshälfte finden unter deutscher Leitung Treffen der Minister und ihrer Mitarbeiter statt. Vom 6. bis zum 8. Juni treffen dann die Staats- und Regierungschefs in Heiligendamm an der Ostsee zusammen. Es ist das 33. Gipfeltreffen der Gruppe der Acht. Auch China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika wurden von Deutschland zu dem Gipfeltreffen eingeladen. Diese Länder gelten als Schwellenländer, das heißt Länder, die auf dem Weg sind, von einem Entwicklungsland zu einem entwickelten, wirtschaftlich und politisch starken Land zu werden. Seit einigen Jahren ist es üblich, die 5 wichtigsten Schwellenländer um eine Teilnahme an dem G8-Gipfel zu bitten.

    Ursprünglich standen bei dem G8-Gipfel hauptsächlich Wirtschafts- und Handelsfragen auf der Agenda. Inzwischen werden so gut wie alle wichtigen Themen der globalen Politik diskutiert. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat für die deutsche Präsidentschaft den Schwerpunkt auf die Umweltpolitik gelegt. Gemeinsam mit den übrigen G8-Staaten möchte sie den Kampf gegen den Klimawandel aufnehmen. Schon bei den Treffen 2005 im schottische Gleneagles und 2006 im russischen St. Petersburg war der Klimawandel ein zentrales Thema. Auch beim nächsten Gipfel, der 2008 in Japan stattfindet, soll die Umwelt eine wichtige Rolle spielen. In Heiligendamm sollen dieses Jahr neben der Umweltpolitik auch die Ausgestaltung der globalisierten Weltwirtschaft und die Entwicklung Afrikas im Mittelpunkt der Beratungen stehen.

    Proteste gegen den G8-Gipfel

    Ein breites Bündnis aus globalisierungskritischen Gruppen, Nicht-Regierungs-Organisationen und linken Bewegungen ruft nun zu Protesten gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm auf. Darunter sind die globalisierungskritische Organisation attac, die Umweltschutzorganisation Greenpeace, Ärzte ohne Grenzen, Teile der Gewerkschaften, sowie die Linkspartie und Bündnis 90/Die Grünen. Obwohl die G8-Gegner zu einem friedlichen Protest aufrufen, werden Gewaltausschreitungen erwartet. Deshalb wurde zum Schutz des Gipfels unter anderem ein zwölf Kilometer langer und zweieinhalb Meter hoher Zaun mit Stacheldraht, Kameraüberwachung und Bewegungsmeldern rund um den Tagungsort errichtet.

    Die G8-Gegner kritisieren die Politik der G8, die in ihren Augen für Kriege, Umweltzerstörung und die Vergrößerung der sozialen Unterschiede innerhalb der Staaten und auch zwischen Nord und Süd steht. Die G8-Gegner setzen sich für eine gerechte Gestaltung der Globalisierung und faire Beziehungen zwischen den Industrie- und Entwicklungsländern ein. Eine gerechte Welt bedeutet für sie Frieden, soziale Sicherheit, Demokratie und nachhaltige Entwicklung. Sie sagen Nein zu ungezügeltem Kapitalismus, Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Krieg.

    Auf einem Alternativgipfel, der einen Gegenentwurf zum Treffen der G8 darstellt, finden zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen statt. Darunter Podiumsdiskussionen zum Klimawandel, zur Armut und zur sozialen Gerechtigkeit, sowie ein Workshops zum Thema Flucht und Migration. Höhepunkt ist eine internationale Demonstration am 2. Juni in Rostock. Das Motto der Demonstranten lautet: „Eine andere Welt ist möglich!“. Es treten auch Musiker, wie zum Beispiel "Wir sind Helden", "Juli“ oder "Jan Delay" auf. Am 7. Juni findet in Rostock außerdem ein großes Konzert unter dem Motto „Deine Stimme gegen Armut“ statt. Nach einer friedlichen Kundgebung gegen Armut in der Welt und für ein stärkeres entwicklungspolitisches Engagement der reichen Industrieländer werden dort Herbert Grönemeyer, Bono, Die Fantastischen Vier, Die Toten Hosen, Seeed, Silbermond und die Sportfreunde Stiller auftreten.

    Leider hört man ja von dem Alternativgipfel nichts. Ich habe zumindestens davon noch nichts in Schrift oder Bild gesehen...

    "Terranova" ist ein Fernsehsender, auf den ich kürzlich gestoßen bin. Er ist per Satellit zu empfangen (mit Kabel habe ich keine Erfahrung).
    Er hat einige sehr interessante Sendungen zum Thema Umwelt, Klima und Tiere. Hier die Webadresse: http://terranova.de/home/

    Luca



    Re: Globalisierung

    la-piccola - 03.06.2007, 13:06


    Super,Luca und Tobias,
    danke für die Links und die Erklärungen.
    So einiges weiß man ja ,aber nicht so recht und manchmal ist es mir zu mühsam,mich ausreichend zu informieren.
    Ich finde es toll,wie jeder hier im Forum sein Scherflein dazu beiträgt,über so viele verschiedene Themen recht anschaulich und interessant zu informieren.So macht es Spass,sich "weiterzubilden" in allen möglichen Sparten-auch wenn es einen anfangs gar nicht so interessierte...
    Ein dickes Dankeschön an alle,die hier so vielseigen Themen zu behandeln und so rüberzubringen, dass man Freude daran hat (auch wenn die Themen nicht immer zu Purzelbäumen animieren!!!).
    Schönen Somnntag noch....



    Re: Globalisierung

    Hospes - 03.06.2007, 16:30

    Autonome
    Ich möchte mich für all die tollen und informativen Beiträge bedanken.

    Zu den sog. "Gewaltdemonstranten":
    Das sind für mich schlichtweg militante Kriminelle, die unter dem Deckmäntelchen der Demonstrationsfreiheit ihren verbrecherischen Neigungen nachgehen.
    Ich habe mir vorgestellt, wie einer von diesen, der beispielsweise ein Auto mit Lust und Freude am Zerstören angezündet hat, reagieren würde, wenn man ihn besuchte und seine Lieblingstasse nähme und diese zum Fenster hinauswürfe.

    Die große Mehrzahl der Demonstranten ist friedlich und will für ihre legitimen Anliegen auf die Straße gehen, ob man ihre Einstellung nun teilt oder nicht. Wir können froh sein, dass wir in einem Land leben, in dem man demonstrieren darf und in dem man nicht zu freiwilligen Zwangsdemonstrationen abgeordnet wird.
    Ein Freund aus der DDR (ohne Anführungszeichen) hat mir so Dinge erzählt.



    Ich habe mich heute auf dem Balkon mit Malen verlustiert.
    Und dann habe ich einen Weißwein getrunken: Auf uns, für den Frieden und gegen Rechts.

    Hospes



    Re: Globalisierung

    tobias - 03.06.2007, 18:52

    Re: Autonome
    Zitat: Zu den sog. "Gewaltdemonstranten":
    Das sind für mich schlichtweg militante Kriminelle, die unter dem Deckmäntelchen der Demonstrationsfreiheit ihren verbrecherischen Neigungen nachgehen.
    Ich habe mir vorgestellt, wie einer von diesen, der beispielsweise ein Auto mit Lust und Freude am Zerstören angezündet hat, reagieren würde, wenn man ihn besuchte und seine Lieblingstasse nähme und diese zum Fenster hinauswürfe.
    Du triffst den Nagel auf den Kopf!
    Wenn Du so einem Typen nur seine Lieblingstasse zerdeppern würdest, gehst Du ja wirklich noch human mit ihm um!

    Zitat: Die große Mehrzahl der Demonstranten ist friedlich und will für ihre legitimen Anliegen auf die Straße gehen, ob man ihre Einstellung nun teilt oder nicht. Wir können froh sein, dass wir in einem Land leben, in dem man demonstrieren darf und in dem man nicht zu freiwilligen Zwangsdemonstrationen abgeordnet wird.

    Das wissen viele gar nicht zu schätzen! Ebensowenig, wie das Wahlrecht.
    Ich habe mich regelrecht auf meinen 18. Geburtstag gefreut und habe bisher keine Wahl und keinen Bürgerentscheid versäumt. Es ist zwar nicht immer leicht, die richtige Entscheidung oder überhaupt eine Entscheidung zu treffen, aber es ist mir einfach zu wichtig, als daß ich meine Stimme nicht abgeben würde.

    Dein Balkon sieht richtig gemütlich aus!

    Tobias



    Re: Globalisierung

    Hospes - 03.06.2007, 19:08

    Administrator
    Lieber tobias,

    Du hast Dir ja heute richtig viel Arbeit gemacht.
    Das mit dem Logo finde ich gar nicht so schlecht, wenn es alle in Ordnung finden.
    :big_applaus
    :bindafür:
    Mit den beiden Smilies zeige ich doch, dass sich Deine zweite Arbeit schon gelohnt hat.

    Danke!

    Hospes



    Re: Globalisierung

    Rheinperle - 03.06.2007, 19:19


    Guten Abend alle Miteinander,

    ich bin heute dermaßen gefrustet über das was sich in unserem Land abspielt. Ich kann zu Euren engagierten Beiträgen eigentlich gar nichts mehr hinzufügen.

    Jedoch das, was Tobias sagt, kann ich auch für mich bestätigen.
    Auch ich habe sehr bewußt seit meinem 18. Lebensjahr meine demokratischen Rechte uneingeschränkt und kontinuierlich wahrgenommen. Es darf keine Politikverdrossenheit geben !!!
    Nein, ich guck heute nicht mehr TV

    Liebe Sonntagabendgrüße

    Rheinperle



    Re: Globalisierung

    Hospes - 04.06.2007, 11:43

    Süddeutsche Zeitung
    Hallo,

    in der Süddeutschen Zeitung fand sich heute eine ganzseitige englische Anzeige. Hier die deutsche Übersetzung:

    George, ich habe sieben Tage lang hart daran gearbeitet, diesen Planeten zu erschaffen. Bitte mache ihn jetzt nicht kaputt.
    Wirklich, George, ich bin von Dir enttäuscht. Was Du mit meinem Planeten geschehen lässt, ist eine Schande. Du behauptest, einen direkten Draht zu mir zu haben. Du hast sogar gesagt: "Ich glaube, dass Gott durch mich spricht." Doch mir scheint vielmehr, dass es die Ölkonzerne sind, die durch Dich sprechen.
    Nun George, hier ist die Gelegenheit, es wieder gut zu machen. Wenn Du Dich mit Deinen Kollegen bei der G8 triffst, erwarte ich von Dir dafür zu sorgen, dass Ihr Eure Emissionen deutlich reduziert, um meinen Planeten vor der Zerstörung durch den Klimawandel zu retten.
    Kann ich mich darauf verlassen, dass Du diese eine Sache für mich machst, George?
    Herrgottnochmal!

    Auf immer Dein,
    Gott

    www.forgodssake.org

    Und dann noch eine Karikatur in der SZ von einem der ganz wichtigen Karikaturisten. Hanitzsch.



    Hospes



    Re: Globalisierung

    tobias - 04.06.2007, 16:12

    Re: Süddeutsche Zeitung
    Danke Hospes,
    für den Artikel und die Karrikatur! Ich habe mir beides gespeichert! Sehr treffend!

    Tobias



    Re: Globalisierung

    karin - 04.06.2007, 17:24

    Süddeutsche Zeitung
    Hallo Hospes,

    danke für den Artikel, kürzer und prägnanter hätte kein Verfasser die Situation in Worte kleiden können.

    LG Karin :big_ok



    Re: Globalisierung

    Rheinperle - 04.06.2007, 17:33


    Hospes, auch ich will und kann Deiner Meinung nichts entgegensetzen. Du hast es wiedermal auf den Punkt gebracht....

    ... und möchte hierzu nur sagen: treffend !!!

    Dein Gedankengut beeindruckt mich immer wieder und mehr.

    Rheinperle



    Re: Globalisierung

    tosa34 - 04.06.2007, 23:22


    Ganz wunderbar, Hospes! Wird abgedruckt und verteilt!
    Danke, Tosa.



    Re: Globalisierung

    tobias - 05.06.2007, 08:40

    Zeitschrift: "Der Spiegel"
    Aktuell zum Thema Globalisierung kann ich die jetzige Ausgabe des Spiegels empfehlen.
    Ich habe ihn mir gestern gekauft. Dieses Mal dabei ist auch eine DVD. Ich habe noch nicht alles gelesen bzw. gesehen, aber was ich bisher durchgearbeitet habe, finde ich sehr interessant, erklärt vielleicht noch das ein oder andere, was man noch nicht weiß, vertieft anderes. Die DVD ist sehr interessant gestaltet. Also, wirklich zu empfehlen.
    http://www.spiegel.de/spiegel/

    Tobias



    Re: Globalisierung

    Luca - 06.06.2007, 13:15

    Die G-8-Agenda
    Hier einmal die Themenliste für den G-8-Gipfel in Heiligendamm.
    Es sind zwar alles lobenswerte Ziele, aber ich fürchte, daß in der Kürze der Zeit nicht wirklich intensiv auf die einzelnen Punkte eingegangen werden kann...
    Luca

    Afrika
    - Hilfe für Staaten, die demokratische und marktwirtschaftliche Reformen vorantreiben
    - Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose

    Aussenpolitik
    - Gaza-Streifen, Iran, Israel, Libanon, Kosovo

    Globalisierung
    - faire Spielregeln im Handel, auf Kapitalmärkten sowie Sozial- und Umweltstandards

    Hedgefonds
    - mehr Tranzparenz

    Klimaschutz
    - Anschlussregelung zum Kyoto-Protikoll

    Produktpiraterie
    - gemeinsame Strategien der G-8-Staaten und der Schwellenländer zum Schutz geistigen Eigentums

    Schwellenländer
    - stärkere Einbindung von China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika

    Welthandel
    - Bekenntnis zu offenen Märkten
    - Hoffnung auf weitere Liberalisierung (Fortführung der sog. Doha-Runde)

    Weltwirtschaft
    - Begrenzung der Risiken für den globalen Aufschwung, beispielsweise das Leistungsbilanzdefizit der USA und die großen Währungsreserven Chinas



    Re: Globalisierung

    Rheinperle - 06.06.2007, 14:42


    ja Luca, wie kann man in der Kürze der Zeit solch wichtige weltwirtschaftliche und auch humane Themen besprechen.????????
    Und dann kommt der Texascowboy nur zu einer Stippvisite.
    Und die Blair-Abschiedsveranstaltung ?
    Und wir zahlen die ganze Veranstaltung :shock:
    was verkauft man der Welt da ???

    Fassungslos
    Rheinperle



    Re: Globalisierung

    Hospes - 06.06.2007, 16:25

    Themenbereiche
    Danke Luca für Deine ausführlichen Texte.

    Wenn jeder Teilnehmer zu jedem Thema einen Aufsatz mit 4 Seiten schreiben müsste, dann würde alle wohl noch in einigen Wochen dasitzen.

    Erfreulich, dass heute abend beim Abendessen auch die Ehepartner auf Staatskosten mitessen dürfen. Der Begriff "Mitesser" bekommt hier eine völlig neue Bedeutung.

    Hospes



    Re: Globalisierung

    tobias - 06.06.2007, 17:30

    Economic Hit Man
    Sensibilisiert durch die Eröffnung dieses Threats habe ich mich inzwischen sehr interessiert vielen Unterfragen und Themen der Globalisierung zugewandt. Ich bin froh, daß ich langsam anfange, mir viele Dinge bewußter anzuschauen und nicht einfach hinzunehmen, tiefer blicke, versuche zu verstehen (falls man das überhaupt kann...). Zum einen ist es hochinteressant, zum anderen aber auch erschreckend und frustrierend. Ich bin heute auf ein Buch gestoßen, was mir wieder Neues und Erschreckendes eröffnet, ich von Dingen lese, von denen ich überhaupt nicht wußte, daß es sie gibt. Ich habe es gerade begonnen zu lesen.
    Es heißt "Bekenntnisse eines Economic Hit Man", Untertitel: "Unterwegs im Dienst der Wirtschaftsmafia.
    Was ist ein Enomic Hit Man?
    Heute werden oft die Unterdrückungsmechanismen bereits vergangener und untergegangener Herrschaftssysteme bloßgelegt, weit seltener solche, die unsere Gegenwart bestimmen und noch weit in die Zukunft hineinreichen werden.
    John Perkins’ Buch „Bekenntnisse eines Economic Hit Man“ gehört zu den Ausnahmen.
    Die „Economic Hit Men“ (EHN) sind hochbezahlte Experten, die Länder auf der ganzen Welt um Milliarden Dollar betrügen. Sie schleusen Geld von der Weltbank, der US Agency for International Development (USAID) und anderen ausländischen „Hilfsorganisationen“ auf die Konten großer Konzerne und in die Taschen weniger reicher Familien, die die natürlichen Rohstoffe unseres Planeten kontrollieren, um durch diese Abhängigkeit deren Loyalität zu sichern.
    Die im wirtschaftlichen Interessen der USA durchgeführte Tätigkeit der EHN bedient sich auch schmutziger Methoden wie betrügerischen Finanzanalysen, Wahlmanipulationen, Bestechung, Erpressung bis hin zu Mord.
    Umgekehrt sichern die lokalen Politiker ihre Positionen ab, indem sie Fabriken, Kraftwerke und Flughäfen bauen lassen. Fügen sich Politiker nicht dem System, dann treten die „Schakale“ der Geheimdienste in Funktion, die „innere Unruhen“ und „Massenproteste“ organisieren und selbst vor Morden nicht zurückschrecken. Und wenn auch das nicht zum Erfolg führt, wird auf militärische Mittel zurückgegriffen, werden „humanitäre“ Kriege geführt und ganze Länder einfach besetzt.

    Wenn es solche Machenschaften gibt, die im Prinzip Mafiastrukturen haben, dann fragt man sich, ob es überhaupt möglich ist, irgend etwas zu verändern.

    Ich schreibe jetzt mal einiges aus dem Vorwort ab:
    Heute erleben wir, daß das System Amok läuft. Die Chefs der angesehensten Unternehmungen lassen Mitarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen in asiatischen Sweatshops für einen Hungerlohn schuften. Ölgesellschaften pumpen mutwillig Gift in die Flüsse von Regenwäldern und nehmen bewußt den Tod von Menschen, Tieren und Pflanzen in Kauf. Sie begehen Völkermord an Ureinwohnern. Die Pharmaindustrie enthält Millionen von HIV-Infizierten in Afrika lebensrettende Medikamente vor. Selbst in unserem eigenen Land sieht es nicht besser aus. Zwölf Millionen Familien in den USA wissen nicht, woher sie ihre nächste Mahlzeit nehmen sollen. Im Energiesektor sind Skandale wie die Enron-Pleite an der Tagesordnung. Und Wirtschaftsprüfer wie Andersen sehen lange tatenlos zu. Die Einkommensschere zwischen dem einen Fünftel der Weltbevölkerung in den reichsten Ländern und dem einen Fünftel der ärmsten Länder klafft immer weiter auseinander. 1960 betrug das Verhältnis noch 30 zu 1, 1995 lag es bei 74 zu 1. Die USA geben über 87 Milliarden Dollar für den Krieg im Irak aus, während die Vereinten Nationen schätzen, daß es für weniger als die Hälfte dieser Summe sauberes Wasser, ausreichende ERnährung, sanitäre Anlagen und Grundkenntnisse im Leben und Schreiben für jeden Menschen auf der Welt bereitgestellt werden könnten.
    Und wir wundern uns, daß Terroristen uns angreifen?
    Manche halten eine organisierte Verschwörung für die Ursache unserer derzeitigen Probleme. Ich wünschte, es wäre so einfach. Die Mitglieder einer Verschwörung können aufgespürt und der Gerechtigkeit zugeführt werden. Dieses System ist jedoch eine weit größere Gefahr, als eine terroristische Verschwörung. Es wird nicht von einer kleinen Gruppe Männer getragen, sondern von einem Konzept, das als Prinzip allgemein akzeptiert wird: die Idee, daß wirtschaftlicher Wachstum der Menschheit immer nutzt. Je größer das Wachstum, desto größer der Nutzen. Von dieser Ansicht leitet sich ein weiterer Grundsatz ab: Wer das Feuer wirtschaftlichen Wachstums schürt, wird erhöht und belohnt, wer dagegen in den Randgebieten des wirtschaftlichen Wachstums geboren ist, darf ausgebeutet werden.
    Das Konzept ist natürlich unsinnig. Wir wissen, daß in vielen Ländern nur ein kleiner Teil der Bevölkerung vom Wirtschaftswachstum profitiert, für die Mehrheit können sich die Bedingungen durch Wachstum sogar erheblich verschlechtern. Dieser Effekt wird verstärkt durch die vorherrschenden Meinung, daß die Wirtschaftsbosse, die dieses System steuern, einen besonderen Status genießen sollten. Hier liegt die Ursache vieler unserer aktuellen Probleme und vielleicht auch der Grund dafür, warum es so viele Verschwörungstheorien gibt. Wenn der Mensch für seine Gier belohnt wird, wird Gier zum korrupierenden Motiv. Wenn wir die Verschwendung unserer Ressourcen quasi heilig sprechen, wenn wir unseren Kindern beibringen, Menschen nachzueifern, die ein rastloses Leben führen, und wenn wir große Teile der Bevölkerung als Untergebene einer Elite definieren, werden vor allem die Probleme stetig wachsen.
    ....
    Eine der wichtigsten Funktionen der Korporatokratie (= nach Weltherrschaft strebenden Konzerne, Banken und Regierungen), ist es, sich zu erhalten, kontinuierlich zu erweitern und das System zu stärken. Das Leben derjenigen, die "es geschafft haben", und ihre Errungenschaften - die Villen, Jachten und Privatflugzeuge - werden uns allen als verlockende Beispiele des Wohllebens vorgehalten, damit wir konsumieren, konsumieren und konsumieren. Bei jeder Gelegenheit wird uns eingebläut, daß Einkaufen oberste Bürgerpflicht ist. Der Raubbau an der Erde ist gut für die Wirtschaft und dient daher höheren Interessen.


    Mit Spannung erwarte ich die nächsten Seiten, ich fürchte aber, daß ich da Dinge zu lesen bekomme, die ich mir nicht habe vorstellen können...

    Tobias



    Re: Globalisierung

    Hospes - 06.06.2007, 20:32

    G8 - zum wiederholten Male
    Lieber tobias,

    ich war einer der Ersten, die aktiv gegen den Flughafen München II tätig wurden. Das Ergebnis ist bekannt: Durch die Subvention von Kerosin haben es die umweltfreundlicheren Verkehrsmittel schwerer, der Flughafen möchte eine weitere Start- und Landebahn, ein schützenswertes Gebiet ist zerstört.

    Ich habe damals einen Super-8-Film gedreht. Wenn ich den nach Jahrzehnten ansehe, entwickelt sich in mir ein kleiner Wut-Vulkan. Doch - wie ihn ablassen.

    Andererseits werde ich im Sommer erstmals nach vielen Jahren wieder einmal fliegen. Aber ohne schlechtes Gewissen, da mein CO2-Verhalten nicht schlecht ist.

    Zu Deinem Beitrag.
    Ich erlebe es zunehmend , dass Hochmut vor dem Fall kommt.
    Und wenn man in der Geschichte zurück blickt, dann kommt dies öfters vor als den Mächtigen genehm.

    Ich habe mir die letzen Tage eine DVD der bpb - Bundeszentrale für politische Bildung angesehen: "Feindbilder - Die Fotos und Videos der Stasi + Ein Nachwort von Wolf Biermann".
    Eigentlich fast ein Wunder, dass man die östlichen Bundesländer (toll! sehenswert!) besuchen kann.

    Nur: Diese Typen hätten keinerlei Macht, wenn der Großteil der Bevölkerung das nicht zulassen würde. Ich persönlich bemühe mich immer mehr regional einzukaufen und jahreszeitlich zu kochen.
    Andererseits: Ich brauche Benzin um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich genieße es, via Internet aktiv zu sein.

    Wenn ich in der Nähe wohnen würde, ich denke, ich würde auch mit demonstrieren.
    Ich habe auch gegen G8 (das 8-jährige Gymnasium) in Bayern demonstriert, weil ich der Meinung bin, dass junge Leute Zeit für musische Möglichkeiten haben sollten. Dass die hier im Endeffekt für eine Produktmaximierung verbraten werden, stimmt mich heute noch bedenklich. Wie wird es mit dem musikalischen, literarischen und malerischen Nachwuchs aussehen, wenn man nur "eggheads" heranzüchtet?

    Ich möchte zu dem vor einigen Tagen als conclusio (Abschluss) angemerkten "Zefix nomoi" nur sagen: Ich kann einfach nicht den ganzen Tag leise vor mich hin sakramentierend durch die Gegend laufen.

    Hospes



    Re: Globalisierung

    tosa34 - 07.06.2007, 01:43


    Lieber Tobias, lieber Luca,
    danke für all die Informationen, die Ihr uns da gelifert habt. Eine Menge Arbeit für Euch, von großem Interesse und Lehrwert für mich.
    Unser liebes Staatsoberhaupt hat sich schon gleich zu Anfang als Hanswurst etabliert: "Vladimir, I call him Vladimir . . ." Warum er nur den Satiristen so großzügig Stoff liefert, so großzügig ist er doch sonst auch nicht!
    Gruß,
    Tosa.



    Re: Globalisierung

    Luca - 09.06.2007, 06:46

    Die Weltfabrik
    Tosa, verzeih, ich mußte ein wenig schmunzeln wegen Deiner resignierten Aussage über "Deinen" Präsidenten. Du hast es so nett formuliert. Dein letzter Satz trifft es genau auf den Punkt!
    Durchhalten, im nächsten Jahr wird es anders! (Und schlechter kann es eigentlich nicht, werden, oder?!)

    Als ich gerade die Fernsehzeitung für das Wochenende studierte, bemerkte ich voller Freude, daß gerade die Reportage gesendet wird, die mich veranlaßte, diesen Threat zu eröffnen und die ich letztendlich auch als Webseite gefunden habe.
    Und zwar wird gesendet am:
    Sonntag, 10. Juni
    18.00 - 18.30 Uhr
    3sat
    Die Weltfabrik

    Wirklich sehenswert.

    Luca



    Re: Globalisierung

    tobias - 09.06.2007, 10:32

    Gedanken zum G 8 Gipfel
    Nun ist der G 8 Gipfel vorbei.
    Was bleibt… Hat sich der ganze Aufwand gelohnt… Wo stehen wir….
    Ich weiß es nicht wirklich. Ich bin kein Politikwissenschaftler, sondern nur ein Interessierter, der das Tagesgeschehen verfolgt und sich dann eine Meinung bildet. Ob ich damit immer richtig liege…- keine Ahnung.
    Die Meinungen, quer durch die Medien- und Politiklandschaft, Engagierte und Bürger gehen breit auseinander, vom „gescheiterten Gipfel bis hin zum Quantensprung“.

    Ich hatte mir mehr erhofft, das steht zweifelsfrei fest.

    Ich habe aber auch verstanden, dass gerade der Versuch einer „Lösung der Weltprobleme“ eine Politik der kleinen Schritte ist, sehr kleinen Schritte.

    In Heiligendamm waren die sog. „8 Mächtigsten“ der Welt versammelt. Ein wenig stört mich schon der Begriff. Mächtig sind diese Staatsführer mit ihren Ländern sicher im Einfluss, im politischen Einfluss, im finanziellen Einfluss, wirtschaftlich, in vielem diktieren sie das Zeitgeschehen (versuchen es wenigstens). Dabei würde ich den Begriff „mächtig“ lieber anders definieren. Mächtig kann auch der sein, der viel Potential hat (was nur noch nicht geweckt ist), mächtig durch hohe Bevölkerungszahlen, mächtig durch Bodenschätze und Rohstoffe, mächtig durch gut ausgebildete Fachleute, mächtig durch gute Ideen. Ich könnte es noch weiter fortführen, aber das würde dann doch sehr ins Philosophische führen…

    Gerade im Klimabereich habe ich mir Konkretes gewünscht. Natürlich wurden Absichten erklärt, Bekenntnisse, Erklärungen, aber die Phrase „es wird ernsthaft in Betracht gezogen“ kann ich nicht mehr hören. Klassische Diplomatenformulierungen nennt man das wohl…
    Was mir fehlt, sind verbindliche Aussagen. Es ist richtig, dass man zeitlich weit denkt, aber auch die Etappenziele sind notwendig, die Formulierung konkreter Zwischenziele. Jeder muß in die Pflicht genommen werden. Und zwar nicht irgendwann, sondern bald.
    Ich denke, dass im großen und ganzen ein guter Anfang gemacht wurde, die USA hat sich bewegt, was ganz wichtig ist, aber nun heißt es, Nägel mit Köpfen zu machen. Und auch die Schwellenländer müssen in die Pflicht genommen werden, wie auch jedes andere Land der Erde mit seinen Möglichkeiten.
    Verbindliche Lösungen sind ein Muß! Die Erde hat nicht ewig Zeit zu warten.
    Mit Frankreich scheinen wir einen guten Partner zu haben, der sein Gewicht auch sehr auf den Klimaschutz legt. Ich hoffe, dass hat nicht nur innenpolitische Ambitionen…

    Ein weiterer sehr wichtiger Punkt ist Afrika bzw. die anderen Länder der sog. Dritten Welt.
    Die vielen Milliarden, die nun locker gemacht werden sollen, sind sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Aber auch da fehlen mir die konkreten Zusagen, wo, wie, an wen und vor allem wann? Auch dort hat man nicht unendlich viel Zeit, bis sich etwas bewegt.
    Sicher überdacht werden müssen auch die konkreten und praktischen Hilfen in diesen Ländern. Viel zu oft bleibt das Geld in den Händen korrupter Diktatoren und anderer Politiker hängen. Diplomatisch und sehr überlegt muß vorgegangen werden, damit die Hilfe auch wirklich da ankommt, wo sie hingehört. Die Unterstützung „Hilfe zur Selbsthilfe“ muß ausreichend und lange genug stattfinden.
    Und wie ich im Buch „Economical Hit Man“, welches ich etwas weiter oben ein wenig beschrieben habe, gelesen habe, darf diese Wirtschaftsmafia nicht weiter einen solchen Einfluß haben, die bewusst die Länder noch ärmer macht und die Ressourcen ausbeutet und mutwillig zerstört.

    Mein Fazit: Es ist noch viel zu tun, sehr viel zu tun. Ein Anfang ist gemacht, Schritte in die richtige Richtung wurden getan, aber es muß sich wirklich bewegt werden, es müssen konkrete Aussagen gemacht werden, denen Taten folgen.
    Und es muß sicher überlegt werden, ob ein solcher finanzieller und personeller Aufwand nötig ist, um solche Besprechungen zu realisieren. Daß Sicherheitsmaßnahmen notwendig sind, das hat man ja an den Chaoten in Hamburg vor einer Woche gesehen, den überzogenen Greenpeaceaktionen, die Gefahr von Terroranschlägen kann auch nicht ausgeschlossen werden, aber trotzdem muß es doch anders zu lösen sein, als mit so viel Geld. Allein mit dem Geld des Verkaufs des Sicherheitszaunes könnte man Afrika zwar nicht retten, aber man könnte sehr viel bewegen…
    Positiv am Rande fand ich, dass Putin den Gipfel nicht zu seiner Plattform wegen des Raketenschutzschildes gemacht hat, sondern wahrscheinlich im Hintergrund mit Bush das ein oder andere Wort gewechselt hat und sogar einen Vorschlag zu einer gemeinsamen Lösung gemacht hat, ob der nun realisiert wird oder nicht.

    Und nicht zuletzt sind auch wir gefragt, der Bürger eines jeden Landes. Ausreden, wie "das nützt ja eh nichts", "es sind viel zu wenige Leute, die etwas tun, da spielt es doch keine Rolle, ob ich mich beteilige" usw., das hat für mich noch nie gezählt. Ich denke alles in die positive Richtung zählt. Das eine früher, das andere später. Es ist einfach wichtig, daß jeder Verantwortung übernimmt, Verantwortung für sich und sein Handeln, Verantwortung für den Mitmenschen, das "Mittier", die Umgebung, die Natur.
    Das heißt nicht, daß einem der Spaß bei allem vergehen soll, daß man nur noch überlegt, ist das jetzt umweltkonform. Einfach nur zwischendurch mal den Kopf einschalten, mitdenken und vor allem Interesse haben an dem, was um einen herum vorgeht. Ich denke, daß auch diese Gleichgültigkeit ein großer Faktor ist, daß sich im kleinen wenig bewegt. Gleichgültigkeit und Desinteresse kann größere Folgen haben als eine unnötige Raserei in einem getunten Auto.

    Tobias



    Re: Globalisierung

    tosa34 - 09.06.2007, 17:10


    Dein Fazit, lieber Tobias, war so gründlich und wohlüberlegt wie alles, was Du schreibst.
    Ich bin auch sehr enttäuscht von den Ergebnissen der Konferenz. So gut wie nichts wurde festgelegt. Dass wiedermal große Summen für Afrika versprochen wurden, bedeutet ja, wie wir erfahren haben, noch längst nicht, daß sie auch gegeben werden, oder dass sie in die richtigen Hände kommen.
    Was Bush zur Klimaänderung beigetragen hat, ist einfach für uns beschämend! Es ist ein winziger Trost dass sein approval rating (Billigungsquote?) auf einem Tiefpunkt steht.
    Was mir große Angst einflößt, und was anscheinend viel zu wenig beachtet wurde, ist China. Was dieses Land beanspruchen wird, wenn es anfängt, auch die immer noch unterentwickelten Gebiete ins 21. Jahrhundert zu bringen, kommt einer Explosion gleich. Die Elektrifizierung des ganzen Landes allein wird den Kupfervorrat der Erde erschöpfen.
    Aber da gibt es wirklich nichts, was wir einzeln tun können.
    Wie Du finde ich, dass unser bester Beitrag ist, immer wieder Halt zu machen und darüber nachzudenken, was man gerade tut. Lasse ich das Wasser laufen, während ich die Zähne putze? Muss das Licht in der Küche brennen, wenn ich im Wonzimmer bin? Können die Einkäufe warten bis ich beim Zahnarzt fertig bin, so dass ich die Strecke nicht zweimal fahre?

    Hier ist mein neuer email-Anhang:
    "When fascism comes to America, it will be wrapped in a flag and carrying a cross." Sinclair Lewis. Wie wahr, wie wahr!
    Schönes Wochenende tortzdem!
    Tosa.



    Re: Globalisierung

    tobias - 10.06.2007, 14:37


    Danke Tosa für Deinen Beitrag vor allem die Einbeziehung Chinas in die Diskussion. Ich denke, China steht nur stellvertretend für noch einige andere Länder, die früher oder später auch so weit sein werden, sich weiter zu entwickeln. (Es ist eigentlich eine Schande, daß es immer noch so viele Länder gibt, wo fast überall das Nötigste und Grundlegendste fehlt, wenn man mal so darüber nachdenkt).
    Natürlich ist es wichtig, daß die elektrische Grundversorgung bis ins letzte Dorf kommt, daß eine ausreichende Wasser- und Abwasserversorgung geschaffen wird und vieles mehr. Bei so einem großen Vorhaben ist es aber natürlich wichtig zu prüfen, wie man es am besten bewerkstelligen kann. Ich könnte mir vorstellen, daß gerade bei solch großen Projekten ganz andere und innovative Gedanken zum Zuge kommen können, da ja viele Probleme von Grund auf gelöst werden müssen. Und solche Entwicklungen könnten letztendlich dann wieder allen dienen...
    Ich hoffe, es ist nicht nur ein Wunschgedanke.
    Angeregt durch diese Themenstellung habe ich im Internet ein wenig gesucht und gesehen, daß in China, aber auch in dem ein oder anderem Land Afrikas viel Wert auf alternative und erneuerbare Energien gelegt wird. Zumindestens bei kleineren Projekten.

    Ich glaube, daß man bei uns zu "approval rating" "Umfrageergebnisse", "Umfragewerte" sagen würden. Jedenfalls wenn es den Bezug hat, den Du geschrieben hast.

    Hier ein kleiner satirischer Rückblick, den ich heute in der "Welt am Sonntag" gelesen habe, aus der Rubrik "Mielke murrt":

    Zu einem gut sortierten G-8-Treffen gehörten bisher immer alle vier Elemente: Dauerfeuer von den Medien, Wasserwerfer plus Sandsteine auf den Straßen und reichlich Luft in der Abschlußerklärung. Doch das war einmal. Die Luft ist raus.
    Durch die geschickte Tagungsregie der Bundeskanzlerin ("Schorsch Dabbelju, wenn Sie mir die Show versauen wollen, lasse ich die Raumtemperatur um fünf Grad erhöhen!") wurde ein Klimakompromiss erzielt.
    Alle Gipfelteilnehmer ließen sich entschieden darauf festnageln "ernsthaft in Erwägung zu ziehen", gelegentlich vielleicht sogar ein bißchen die Welt zu retten, wenn es sich ergeben sollte. Das war den Aufwand wert.
    Die Hollywood-Produktion "Titanic" beispielsweise hat weit mehr als doppelt so viel gekostet wie alle Kulissen und Komparsen von Heiligendamm zusammen. Dabei dauerte der Film nur gut drei Stunden und nicht drei Tage. Und zum Schluß ging der doofe Dampfer trotzdem unter.
    Das Unglück wäre übrigens nie passiert, wenn die Polkappen damals schon komplett abgeschmolzen gewesen wären. Leider war die Menschheit emissionstechnisch noch nicht so weit. Wer "Titanic" gesehen hat, wird nie die Schlußszene vergessen. Kate Winslet blubberte:"Wirst Du mich ewig lieben," und Leonardo DiCaprio säftelt zurück: "Ich will es ernsthaft in Erwägung ziehen."
    Dieser heilige Eid, diese unverbrüchliche Verbindung, das war so aufwühlend, daß viele Menschen sich sofort in Tränen auflösten. Deren Salzwasser ließ die Ozeane anschwellen, und in Bangladesch hatten sie wieder ein Problem.
    So ähnlich ist es auch in Heiligendamm. Überall ist man gerührt von der neuen Entschlossenheit. Wer den Notruf wählt: "Bitte kommen Sie schnell!", der hört ein kerniges: "Mal sehen - aber wirklich."
    Franz Beckenbauer hat sich spontan bereit erklärt, eines seiner Markenzeichen zu ändern: "Schau'n mer mal, Klammer auf: und zwar ernsthaft. Klammer zu."

    Tobias



    Re: Globalisierung

    tobias - 10.06.2007, 16:06


    Diese Seite fand ich gerade, als ich etwas anderes suchte.
    Die Sprüche gefielen mir sehr gut!
    http://peace.mennolink.org/resources/hopecards.pdf

    Tobias



    Re: Globalisierung

    karin - 10.06.2007, 17:59

    G8 Randbemerkung
    Hallo zusammen,

    Was mich als Randerscheinung sehr erbost sind die Tonnen Müll die von den friedlichen Demonstranten hinterlassen wurden ebenso die Flurschäden auf den Feldern gänzlich unbeteiligter Bauern, deren Weizen leider nicht mehr zu retten ist. Dass die schwarzvermummten Autonomen Schäden anrichten würden war klar, aber das G8 Demonstranten mit einer Doppelmoral genau das tun wogegen sie kämpfen erschreckt mich.

    :big_gruebel

    Tosa und Tobias, beide Beiträge sind ganz hervorrangend, vielen Dank, ebenso danke für den Hinweis zu China, da ist sehr viel oberfaul in dem Land.

    Viele Grüsse
    Karin :)



    Re: Globalisierung

    Rheinperle - 10.06.2007, 19:18


    Hallo liebe Forum-Family,
    auch ich möchte Euch abschließend danken für Eure Beiträge und Gedanken , sowie die damit verbundene Arbeit , insbesondere Luca (mit der Idee diesen Threat zu eröffnen), Tobias (sein Beitrag -ausführlich, informativ und äußerst bemerkenswert-) ,
    Hospes (seine Gedanken, wie so oft für mich, bemerkenswert, in gewohnter Qualität) und auch dies was Tosa schreibt ( was China betrifft), . Auch da habe ich große Bedenken.

    Nun müssen wir abwarten, was die Vereinbarungen und Versprechen hergeben und für unseren Teil unser Bestes geben.

    Euch allen einen schönen Sonntagabend
    Liebe Grüße aus Karlsruhe

    Rheinperle

    (nächste Woche bin ich voraussichtlich in München; da findet wieder so eine Baumesse statt :gut:, wo mein Männe hin muss, will, kann ; und ich begebe mich dann in den Münchener Sommer)



    Re: Globalisierung

    Hospes - 10.06.2007, 19:51

    Zusammenfassung
    Hallo Ihr Lieben,

    wie gesagt, ein Bild kann sehr viel sagen.
    Daher Murschetz in der Süddeutschen Zeitung und in der ZEIT.



    karin, da hast Du recht. Wenn Lippenbekenntnisse und Verhalten nicht kongruent sind habe ich Probleme mit der Glaubwürdigkeit.

    Der satirische Rückblick ist treffend.



    Liebe Grüße aus dem dampfigen (= schwülen) Süden.

    Hospes



    Re: Globalisierung

    Luca - 13.06.2007, 13:18

    "Die Weltfabrik"
    Ich habe gerade gesehen, daß 3sat die Reportage "Die Weltfabrik" morgen, Donnstag, 14.6. noch einmal wiederholt, und zwar um 13.15 Uhr.
    Vielleicht schaut ja jemand gerne noch einmal oder hat es beim letzten Mal verpaßt...

    Luca



    Re: Globalisierung

    tobias - 19.06.2007, 08:49

    Muß das wirklich sein...?
    Gerade las ich folgenden Bericht im Netz:

    China baut Schnellstraße zum Mount Everest
    Dienstag 19. Juni 2007, 06:55 Uhr

    Peking (AP) Für den Fackellauf der Olympischen Spiele im kommenden Jahr will China eine Schnellstraße einen Großteil des Mount Everest hinauf bauen. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag berichtete, soll dafür ein 108 Kilometer langer Weg bis zu einem Basislager in 5.200 Metern Höhe ausgebaut werden. Die Kosten sind auf 150 Millionen Yuan (14,7 Millionen Euro) veranschlagt.

    Mit den auf vier Monate angelegten Bauarbeiten wird laut Xinhua in der kommenden Woche begonnen. Die Straße soll dann von Touristen und Bergsteigern genutzt werden. Die Organisatoren der Olympischen Spiele in Peking haben ehrgeizige Pläne für den Fackellauf angekündigt - das Olympische Feuer soll demnach die längste Strecke in der Geschichte zurücklegen und bis auf den Gipfel des Mount Everest getragen werden. Der mit 8.850 Metern höchste Berg der Welt liegt an der Grenze zwischen China und Nepal.

    Gelinde gesagt, war ich entsetzt..
    Wieso muß man sich in schneller, höher, weiter immer mehr und mit den utopischsten Ideen übertreffen?
    Was hätte man mit all dem Geld machen können?! Das Land braucht dringend bis in die letzten Dörfer eine Grundversorgung in Strom, Wasser, Lebensmittel, Medikamente, Arbeit und Gesundheit.
    Dazu wird eine der größten Naturstätten empfindlich gestört und ich möchte nicht wissen, was endgültig zerstört wird...

    Tobias



    Re: Globalisierung

    karin - 20.06.2007, 17:27

    nein, es muss nicht sein
    China/Tibet

    Erst der 3 Schluchtendamm mit der Vertreibung und Umsiedlung Millionen von Menschen, viele von ihnen haben noch nicht einmal eine Unterkunft geboten bekommen, sind also obdachlos oder aber in einem Provisorium untergebracht.

    Dann die Tibetbahn in 4000 bis 5000 m Höhe, knapp 2000 km lang von Peking nach Lhasa/Tibet, für die Tibeter unnötig wie ein Kropf. Für die Chinesen nur von dem Vorteil ein Land zu vereinnahmen, es noch mehr mit Chinesen zu besiedeln, die Religion zu missachten, Bodenschätze abzubauen. Risiko bei der Bahnfahrt in dieser grossen Höhe sind Kollisionen mit Yaks und Wanderdünen. Touristen werden sich zwar dorthin verlaufen wegen der Exotik der Strecke, Sauerstoffmasken sind ja vorhanden, Ärzte auch an Bord. Nur das ich sicher nicht der vorrangige Zweck der milliardenteuren Bahn. Der Buddhismus wurde ohnehin weitestgehend bekämpft, Klöster, Tempel zerstört, der Dalai Lama ins Exil geschickt.

    Nun das I-Tüpfelchen, die Strasse zum Everest, ….Grössenwahn lässt grüssen!

    Irgendwann meine ich mal den Satz „ die gelbe Gefahr „ gehört zu haben.

    LG Karin :)



    Re: Globalisierung

    Luca - 20.06.2007, 19:14

    3-Schluchten-Talsperre
    Wenn man sich diese Projekte ansieht, dann fragt man sich wirklich was das soll und wohin das führen soll...
    Die 3-Schluchten-Talsperre hat zu großen ökologischen, geologischen und soziokulturellen Negativfolgen geführt. Nur weil jeder chinesische Herrscher davon geträumt hat, den Jangtsekiang zu bändigen, wurde nach vergeblichen Versuchen 1958 und 1969 das Projekt dann 1994 tatsächlich realisiert...
    Pro Tag wurden 350 LKW-Ladungen Zement verbraucht, wobei jede Ladung ungefähr 20 Tonnen schwer war.
    Die Kosten dieses Riesenbauwerkes wurden anfangs mit 26 Mrd. US$ beziffert; bis 2002 wurden allerdings schon 50 Mrd. US$ verbaut, so dass Schätzungen von Gesamtkosten von 75 Mrd. US$ bis 2013 ausgehen. Finanziert wird der Staudamm vom chinesischen Volk, das mit einer Sondersteuer belastet wird, sowie zu 65% durch Kredite der staatlichen chinesischen Entwicklungsbank. Auch ausländische Investoren sind an dem Projekt beteiligt, von denen als wichtigste die Investmentbank Morgan Stanley sowie die kanadische Regierung zu nennen sind; auch die deutsche Bundesregierung tritt als Bürge für den Milliardenauftrag bei Siemens ein. Das Unternehmen liefert die Generatoren und Wasserturbinen.

    Der Hauptgrund für den Bau des Drei-Schluchten-Staudamms ist die Kontrolle des Flutwassers und die Verhinderung von Überschwemmungen unterhalb der drei Schluchten. Im letzten Jahrhundert sind 3 Millionen Menschen in den Fluten des Jangtsekiang ums Leben gekommen. Allein in den letzten 15 Jahren gab es sechs Flutkatastrophen in China, bei denen jedes Mal Tausende von Menschen den Fluten zum Opfer fielen. Die letzte „Jahrhundertflut“ war 1996. Drei Millionen Menschen waren am Jangtsekiang im Einsatz, um Schlimmeres zu verhindern. Doch nach Ansicht von Kritikern genügt es nicht, bloß einen Riesenstaudamm zu errichten, um die Überschwemmungen zu verhindern, sondern man muss die Ursachen bekämpfen. Allzu gern sucht man die Ursache für die verheerenden Überschwemmungen einzig bei schweren Regenfällen, während die vom Menschen geschaffenen Ursachen oft übersehen werden.

    Ein gravierender Punkt ist die Abholzung der Wälder entlang des Jangtsekiang. Einst haben diese Wälder einen Teil des Niederschlages abgefangen, während er heute unmittelbar in den Strom fließt.

    Eine weitere Ursache bildet die Trockenlegung zahlreicher Seen im Bereich des Jangtsekiang zur Gewinnung von Ackerland für die Versorgung der stetig wachsenden Bevölkerung. Diese Seen gingen als Überflutungsreservoirs für das Jangtse-Hochwasser verloren. Ein Beispiel bildet die Region Hubei, die 1949 etwa 1066 Seen aufwies, heute aber nur noch 325.

    Während der Flut von 1996 versuchten offizielle chinesische Stellen, das wahre Ausmaß der Katastrophe zu vertuschen. Um Unruhen zu verhindern, wurde eine Nachrichtensperre über die betroffenen Gebiete verhängt. Über Wochen wurden nahezu unveränderte Opferzahlen bekannt gegeben. Meteorologen hatten bereits im Winter angesichts der heftigen Schneefälle in Tibet eindringlich vor der Wahrscheinlichkeit einer derartigen Katastrophenflut in den Sommermonaten gewarnt, doch die Regierung ignorierte sie.

    Kritiker verweisen zudem auf die weiter bestehende Flutgefahr durch die Nebenflüsse des Jangtsekiang wie den Huai He, auf die der Staudamm keinerlei Einfluss hat.

    Energiegewinnung
    Der gewonnene Strom wird vor allem in die Provinzen im Osten geleitet, wofür insgesamt 9.100 Kilometer Hochspannungsleitungen errichtet werden müssen. Die gelieferte Energie wird nicht nur für private Haushalte benötigt, sondern auch für die industrielle Entwicklung bislang unterentwickelter Provinzen wie Sichuan.

    Um die maximale Energieausbeute zu erzielen, ist im Stausee jedoch ständig ein hoher Betriebswasserstand erforderlich. Entsprechend besteht ein Konflikt zwischen den beiden Hauptzielen, nämlich der Energiegewinnung einerseits und dem Hochwasserschutz andererseits. Dai Qing kritisierte: „Um die Energiegewinnung zu maximieren, müsste das Staubecken bis zum Rand gefüllt werden; zum Schutz vor Hochwasser sollte es dagegen leer gehalten werden. Die chinesische Regierung hat bislang nicht erklärt, wie der Damm beide Aufgaben gleichzeitig erfüllen kann.“ Speziell während der Hochflut-Saison, also vom Winter bis in den Frühling, ist es nötig, den Betriebswasserstand abzusenken, so dass die Turbinen nicht ihre volle Leistung abgeben können. Darum bemängeln Kritiker die zu optimistischen Prognosen hinsichtlich der Energiegewinnung. Sie behaupten, dass die 26 Turbinen höchstens die jährliche Energie von neun Atomkraftwerken produzieren könnten, und nicht, wie von den Projektleitern versichert, von 16 Atomkraftwerken.

    Unbestritten ist, dass durch die saubere Stromerzeugung der Ausstoß von mehreren Millionen Tonnen Kohlendioxid im Jahr durch fossile Brennstoffe vermieden werden kann. Die Höhe der tatsächlichen Einsparungen hängt aber von der tatsächlichen Energieproduktion durch das Wasserkraftwerk ab. Zudem wird es durch das Verrotten der Vegetation in den überfluteten Gebieten zu einer Freisetzung von Methangas kommen, bei dem es sich um ein stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid handelt.

    Ökologische Folgen
    Viele Nationen haben erkannt, dass die Langzeitfolgen eines solchen riesigen Baus nicht vorhersehbar sind. Wo sie vorhersehbar waren, wurden Studien teilweise nicht veröffentlicht. Belegt ist das in Deutschland durch die Nichtveröffentlichung der für eine Hermes-Bürgschaft erstellten Gutachten. In China wurden zwei Arten von Gegnern politisch ruhiggestellt: Umweltschützer und das Militär. Denn abgesehen von den bekannteren Umweltbedenken war dem Militär völlig klar, dass der Damm im Fall eines militärischen Konfliktes ein empfindliches Angriffsziel bildet.

    Die USA zum Beispiel haben verkündet, keine Riesenbauten mehr zu realisieren, da die ökologischen Schäden zu groß seien. Schon jetzt investiere man Milliarden Dollar, um die Auswirkungen der bestehenden Dammbauten zu reparieren. China jedoch verwirklichte das Jangtse-Projekt trotz der Warnungen einiger Wissenschaftler vor den Ausmaßen des Staudammes. Ein großes Problem besteht darin, dass der Jangtsekiang jährlich Millionen Tonnen an Treibsand und Sediment mit sich führt. Sobald der Staudamm den Jangtsekiang abriegelt, wird dessen Selbstreinigung verhindert. Das könne zur Folge haben, so Kritiker, dass die Staukapazität des Drei-Schluchten-Staudammes zurückgehe. Bisher hat man das Problem der Versandung bei Riesen-Talsperren weltweit noch nicht lösen können. Der Gezhouba-Staudamm hat durch diesen Effekt bereits nach sieben Jahren gut ein Drittel seiner Staukapazität eingebüßt. Die Projektleiter wollen dieses Problem mit Hilfe zweier zusätzlicher Stauseen zum Aufhalten der Sedimentablagerungen in den Griff bekommen.

    Das zurückgehaltene Sediment steht außerdem flussabwärts nicht mehr zur Verfügung. Bisher wurde es bei Hochwasser auf den flussnahen Feldern abgelagert und verbesserte damit den Nährstoffgehalt der Böden. Darüberhinaus wurde bislang die normale Abtragung am Flussgrund durch frisches Sediment aus dem Oberlauf ausgeglichen. Bleibt dieses aus, besteht die Gefahr, dass der Fluss sich eintieft und der Grundwasserspiegel sinkt.

    Darüber hinaus wird eine Vielzahl Tier- und Pflanzenarten durch das Projekt bedroht, da deren natürlicher Lebensraum zerstört wird. Betroffen sind:

    - 2.859 Pflanzenarten
    - 300 Fischarten, wie der Chinesische Stör, der Yangtse-Stör und der Schwertstör sind durch den Bau vom Aussterben bedroht.
    - Bedroht sind auch 22 Tierarten, die auf der Roten Liste aussterbender Tierarten stehen, z.B. der China-Alligator. Bedroht war auch der Chinesische Flussdelfin. Diese Spezies starb im Jahr 2006 aus.

    Um die Tierarten zu schützen, will man an einem abgesperrten Flussarm des Jangtsekiang ein Reservat errichten, das ökologisch noch weitgehend intakt ist. Kritiker befürchten jedoch, dass sich Gifte aus Müllhalden und Fabriken im Wasser lösen könnten. Dazu kommt das Methangas, das durch die Verrottung der Vegetation der überfluteten Gebiete entsteht.

    Korruption
    Hongkonger Zeitungen meldeten im Jahre 2001, dass Anfang Mai 2000 staatliche Baufirmen umgerechnet etwa 125 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem Jangtse-Projekt veruntreuten. Zuvor berichtete sogar eine parteinahe Pekinger Wirtschaftszeitung von einem Korruptionsfall im Umfang von etwa 60 Millionen Euro. Im letzteren Fall wurden etwa hundert Beamte schuldig gesprochen. Zwar wird Korruption in China scharf verfolgt, allerdings wird auch verfolgt, wer darauf aufmerksam macht...

    Zwangsumsiedlung
    Nicht nur Landschaften werden untergehen, sondern auch ganze Städte, unzählige Dörfer und Fabriken. Einige Beispiele dafür sind die Tempelstadt Fengdu mit ihren archäologischen Stätten, Wanxian (140.000 Einwohner) und Fuling (80.000 Einwohner). Dabei liegen die Probleme bei der Umsiedlung, denn insgesamt müssen bis zu knapp zwei Millionen Menschen umgesiedelt werden. Der größte Teil davon sind Bauern. Hier tut sich ein weiteres Problem auf, denn die Bauern müssen auf das ertragreiche Schwemmland am Ufer des Jangtsekiang verzichten und in die höherliegenden Gebiete ziehen. Doch diese karstigen Hochlagen mit einem rauheren Klima sind für die Landwirtschaft schlecht geeignet. Experten sagen, dass diese Hochlagen nur ein Fünftel des Ertrages des Schwemmlandes abwerfen. Die Kritikerin Dai Qing befürchtet, dass die Umsiedler nicht wie zugesichert eine neue, gleichwertige Behausung bekommen, und große Teile der von der Regierung zugesagten Entschädigung von umgerechnet 3.000 € im Korruptionssumpf versickern werden. Ebenso sollen die Fischbestände in dem Stausee geringer werden, so dass die Fischer einen Teil ihrer Existenzgrundlage verlieren werden.

    Wenn man sich das alles mal klar macht... :cry: :cry: :cry:

    Zur Schnellstraße zum Mt. Everest habe ich leider noch keine weiteren Informationen gefunden als die, die hier schon bekannt sind... Aber sie ist vollkommen überflüssig!

    Luca



    Re: Globalisierung

    Rheinperle - 20.06.2007, 19:23


    Ich dachte in dem Zusammenhang auch an den Drei-Schluchtendamm und die ca. 1,4 Mio. Menschen, die nicht umgesiedelt sondern vertrieben wurden. Von den eventuellen geologischen Auswirkungen einmal ganz abgesehen.
    Es würde mich mal reizen dieses Land zu sehen, dann aber auch wieder nicht. China ist für mich undurchschaubar und undurchsichtig und sicher auch unberechenbar. Zur Zeit boomt die Wirtschaft dort. Die Chinesen kaufen derzeit unsere Schrottmärkte leer. Nur diesem Boom steht eben die Armut und zum Teil die vorsintflutlichen Lebensbedingungen der Bevölkerung gegenüber. Ich habe kürzlich einen sehr interessanten Artikel im Spiegel gelesen. Es stimmte mich schon bedenklich.

    Rheinperle



    Re: Globalisierung

    Luca - 20.06.2007, 19:43

    China und Afrika
    Die Wirtschaft Chinas boomt nicht nur im Lande selber, sondern China hat auch das Potential Afrikas entdeckt.

    "Zurzeit hat China bereits mit 17 afrikanischen Ländern Hilfsvereinbarungen abgeschlossen. China hat zudem mit sechs afrikanischen Ländern Rahmenvereinbarungen über vergünstigte Kredite signiert. Unterzeichnet worden sind auch Protokolle zum Schuldenerlass zwischen China und 14 afrikanischen Ländern. Die entsprechenden Formalitäten über den Erlass von 81 Krediten in 19 weiteren Ländern werden innerhalb dieses Jahres erledigt. Außerdem ist die Zahl der zollfreien Waren, die von den unterentwickelsten Ländern Afrikas, die gleichzeitig mit China diplomatische Beziehungen haben, nach China exportiert werden, von 190 auf 440 gestiegen."

    Hier habe ich noch folgendes Interessantes gefunden:
    (oh je, heute gebe ich Euch aber eine Menge zu lesen....!)

    Auf einer chinesischen Webseite hieß es zur chinesischen Afrikapolitik:
    Chinas Unterstützung und Investitionen gegenüber Afrika verändern nicht nur wirtschaftliche und politische Strukturen des afrikanischen Kontinents, sondern stärken auch die dortigen Regimes. Dies befürchten zumindest die westlichen Länder, denn Demokratie und Menschenrechte sind in Afrika keine Selbstverständlichkeit. China scheint dies jedoch wenig zu interessieren.

    In Angola zum Beispiel, begannen internationale Hilfsorganisation und Banken, nach Ende des Bürgerkriegs, Hilfsprojekte zu organisieren, Kredite zu gewähren und dem Land zu helfen, die stark zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen. Der Internationale Währungsfonds hatte die Verhandlungen mit Angola, welches als korruptestes Regime Afrikas gehandelt wird, wieder aufgenommen. Bedingungen für die Kreditgewährung waren allerdings die Unterbindung von Korruption und die Sicherstellung, dass das aus dem Erdölhandel gewonnene Geld den öffentlichen Einrichtungen zufließen wird.

    Anfangs war die angolanische Führung einverstanden und akzeptierte die Bedingungen, so dass im Jahr 2005 begonnen wurde die Einzelheiten des Vertrags auszuhandeln. Aber dann, im letzten entscheidenden Moment der Verhandlungen, nahm die angolanische Regierung ihr bereits gegebenes Wort zurück. Der Grund war, dass Präsident Santos einen Vertrag über einen Kredit von 5 Milliarden Dollar aus Peking mitgebracht hatte ,mit dem er die Erdölressourcen und Infrastruktur erschließen konnte. Die chinesische Seite stellte keine Bedingungen.

    Auf einer Webseite wurden Lesermeinungen zu diesem Thema gesammelt und in einem Artikel veröffentlicht.

    Herr Xiao aus Fujian zum Beispiel kritisiert die eindimensionale Außenpolitik Chinas: „Chinas Außenpolitik und Amerikas Außenpolitik sind verschieden. Das Hauptmerkmal der chinesischen Außenpolitik ist , wer China gegenüber freundlich ist, dem wird auch China gegenüber freundlich sein, egal ob es ein autokratischer oder demokratischer Staat ist.“

    Herr Yang aus Hebei meint, die Unterstützung afrikanischer Staaten von der chinesischen Regierung geht von politischen Ziel aus.
    Er sagt: „Die meisten Freundschaftsstaaten Chinas sind Autokratien, wie Korea, Kuba, Myanmar, außerdem Pakistan, einschließlich einiger autokratischer Staaten in Afrika. Aber in autokratischen Staaten entstehen leicht Putsche und Bürgerkriege, die politische Lage demokratischer Staaten ist relativ stabil. [...] Freie Demokratie ist die Richtung der zukünftigen Entwicklung der Welt. Ich bin keinesfalls gegen die Unterstützung verarmter Staaten, aber das muss nicht aus politischen Interessen sein.“

    Herr Guan aus Jiangsu sagt dazu: „Ganz gleich ob die chinesische Unterstützung afrikanischer Staaten ein (politisches) Ziel hat oder nicht, ganz gleich ob die amerikanische Unterstützung afrikanischer Staaten ein (politisches) Ziel hat oder nicht, ich denke dass die Hilfe gegenüber Afrika, die Hilfe gegenüber dem afrikanischen Volk eine vorteilhafte ist.“

    „2005 hatte Afrika 800 Millionen und China 1,3 Milliarden Einwohner. Afrikas pro Kopf Bruttoinlandsprodukt erreichte 1000 Dollar, China hat vor zwei Jahren ebenfalls die 1000 Dollar-Marke überschritten.
    Afrika hat Südafrika als durchschnittliches Entwicklungsgebiet, es gibt mit Johannesburg und Kapstadt wohlhabende Modernisierungsstädte, und es gibt mit dem Kongo und mit Guinea verarmte und zurückgebliebene Gebiete.
    Genauso gibt es in China schon so reiche Städte wie Shanghai und Shenzhen, ebenso gibt es bedürftige Gebiete wie Gansu und Guizhou. Am 8. Oktober 2005 schrieb die „Kommerzielle Wochenzeitung“: ‚Wenn Guizhou ein Staat wäre, dann würde sein Human Development Index gerade einmal den von Namibia übersteigen.’
    Die Ungleichverteilungen im Einkommen und Vermögen überschreiten sowohl in Afrika als auch in China den international anerkannten Grenzwert von 0,4 . Heutzutage entfallen auf 20% der ärmsten Bevölkerung Chinas 4,7% des Volkseinkommens, 20% der Chinesen zählen zur reichen Bevölkerung und ihr Einkommen macht mittlerweile 50% des gesamten Einkommens in China aus.

    Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Es ist wichtig, daß China und Afrika sich entwickeln, denn nur Staaten auf mehr oder weniger gleicher Augenhöhre können der Welt wirklich gut tun.
    Nur sehe ich es eben mit Sorge, daß China überall da investiert, wo man dem Land "freundlich gesonnen" ist, unabhängig, ob es da um Menschenrechtsverletzungen geht und kommunistische bzw. diktatorische Regime gestärkt werden. Denn so entwickelt sich kein Land, sondern nur die Kasse einiger weniger Konzerne und Machthaber werden immer praller.

    Luca



    Re: Globalisierung

    Rheinperle - 20.06.2007, 20:26


    Luca, Deine Berichte sind sehr ausführlich und höchst interessant. Ich denke schon lange über dieses Land nach, eigentlich seit den Studentendemonstrationen. Deine Ausführungen spornen mich an, mich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen.

    Rheinperle



    Re: Globalisierung

    Luca - 21.06.2007, 06:32


    Ich finde es sehr interessant, sich mit diesen Themen zu beschäftigen! Durch die Beiträge hier im Forum wird man doch sehr angespornt, mehr über das ein oder andere zu lesen, sich Gedanken zu machen, von den anderen zu profitieren, sich auszutauschen. Die Themenpalette ist so vielfältig. Ich hoffe, es geht noch weiter so bunt zu!

    Luca



    Re: Globalisierung

    Hospes - 22.06.2007, 08:18

    Umsetzung
    Hallo Ihr Lieben,

    das Thema Globalisierung hat mich immer noch nicht losgelassen.
    So entstand in den letzten Tagen das Bild Globalisierung I (vielleicht folgen noch einige) zum Thema.

    40x80 cm, Leinwand, Acryl, Schablone aus 0,5 mm dicker Folie.



    Der Hintergrund ist im Original tiefschwarz, beim Fotografieren ließ sich etwas Glanz nicht vermeiden, mit IrfanView habe ich die Helligkeit dann etwas reduziert.

    Hospes



    Re: Globalisierung

    Hospes - 22.06.2007, 08:19

    Umsetzung
    Hallo Ihr Lieben,

    das Thema Globalisierung hat mich immer noch nicht losgelassen.
    So entstand in den letzten Tagen das Bild Globalisierung I (vielleicht folgen noch einige) zum Thema.

    40x80 cm, Leinwand, Acryl, Schablone aus 0,5 mm dicker Folie.



    Der Hintergrund ist im Original tiefschwarz, beim Fotografieren ließ sich etwas Glanz nicht vermeiden, mit IrfanView habe ich die Helligkeit dann leicht reduziert.

    Hospes



    Re: Globalisierung

    tobias - 22.06.2007, 08:24

    Re: Umsetzung
    Lieber Hospes,

    das finde ich eine ganz tolle Umsetzung und sehr treffend!
    Mir gehen viele Gedanken durch den Kopf, wenn ich das Bild betrachte.
    Es spricht von Natur, nur Natur stelle ich mir oft grün vor, leuchtend, lebendig, Licht. Durch das Schwarze symbolisiert es mir ein wenig den Tod, aber es ist tröstlich, daß das Schwarz sich nach oben hin ein wenig erhellt. Du hast die Schrift in den unteren Teil gesetzt. Man könnte es interpretieren, daß die Natur auf den Weg nach ganz unten ist... Die rote Schrift rüttelt noch einmal auf, es ist noch nicht zu spät.
    Das schoß mir so ganz spontan durch den Kopf. Wer weiß, vielleicht hattest Du dabei ganz andere Gedanken... Aber das ist ja das Schöne an der Kunst. Man kann so viel ausdrücken, man kann sehr viel interpretieren.

    Tobias



    Re: Globalisierung

    Luca - 05.07.2007, 09:36

    Olympische Winterspiele 2014
    Ich habe überlegt, ob ich den Beitrag hier hinein setzen sollte oder eine neue Rubrik aufmachen sollte. Aber ich dachte, so ganz fehl am Platz ist es hier auch nicht.

    Heute nacht fiel also die Entscheidung, die olympischen Winterspiele 2014 nach Russland, Sotschi, zu vergeben. Ich persönlich finde es überhaupt nicht gut und sehe es als Sieg von Gasprom und Putins versprochene Milliardenunterstützung.
    Die Anlagen bestehen bisher nur als Computer-Animationen. Rund 1,5 Milliarden Dollar will die Stadt am Schwarzen Meer sowie in der Kaukasus-Region um Krasnaja Poljana in elf Wettkampfstätten investieren. Insgesamt wollen der Staat und Privat-Investoren rund 12 Milliarden Dollar in die Infrastruktur pumpen.
    Wieviel wichtiger wäre es, dem russischen Normalbürger ein vernünftiges Einkommen zu schaffen, Arbeit zu schaffen, die Spanne zwischen den wenigen Superreichen und den sehr, sehr vielen armen Leuten zu verkleinern, das nationale Alkoholproblem in den Griff zu bekommen...

    Am schlimmsten finde ich allerdings, daß in der Region, wo die Winterspiele stattfinden sollen, noch keine einzige Wettkampfstätte besteht, alles muß von Grund auf neu aufgebaut werden und vor allem wird dafür ein Naturschutzgebiet platt gemacht. Und das nur, um ein paar Tage im Mittelpunkt zu stehen und hinterher verrotten die Wettkampfstätten, werden für nichts mehr gebraucht, wie an so vielen aus dem Boden gestampften Olympiastätten...
    Südkorea und Salzburg hatten schon fertige oder doch zum großen Teil fertige Wettkampforte vorzuweisen, was sicherlich effizienter gewesen wäre und ein weniger großer Eingriff in die Natur darstellt.

    Bewerbungschef Dimitri Tschernitschenko verspricht "fantastische Spiele, die Russland helfen werden, die junge Demokratie weiter zu entwickeln“.
    Tut mir leid, das kann ich wirklich nicht glauben. Ich sehe in Russland nirgendwo eine "junge Demokratie", im Gegenteil. Die jüngsten Morde, die Verbote von Demonstrationen usw. zeigen mir leider etwas ganz anderes.

    Sotschis Sieg ist ein persönlicher Triumph des russischen Präsidenten Wladimir Putin. - wie Spiegel Online schreibt. Und das trifft es auf den Punkt.

    Verlierer ist die Natur und ich denke, auch der Mensch.

    Luca



    Re: Globalisierung

    Hospes - 05.07.2007, 18:57

    die fünf Ringe
    Lieber Luca,

    Du hast ja so recht.

    Heute konnte ich einen Kommentar von Bayern 5 aktuell hören mit dem Grundtenor: "Was konnte Salzburg mit seinen Mozartkugeln ausrichten gegen die geballte Macht von Gazprom auf der einen oder Samsung auf der anderen Seite. Man schien förmlich das Rauschen der versprochenen Milliarden zu hören."

    Mir sind die Winter Games so etwas von schnurz. Lieber sehe ich mir die Weltmeisterschaften im Spaghettiweitwurf an, als so eine voll kommerzialisierte Pseudo-Amateur-Veranstaltung.

    Danke für Deinen Beitrag!

    Hospes



    Re: Globalisierung

    karin - 05.07.2007, 19:07

    Olympia 2014
    Hallo Luca,

    heute früh dachte ich, ich höre nicht richtig. Hatte fest mit Südkorea oder Österreich gerechnet.

    Wir recht Du hast, ich stimme Dir voll und ganz zu. Im Nachgang stelle ich mir persönlich jedoch eine kleine Frage, wie konnte es beim 2. Wahlgang zu diesem Ergebnis kommen??? Rieche ich hier eine Wiederholung dessen was wir alle schon von Salt Lake City kennen??? Es mutet fast so an. Wenn man sich bei genauerem Hinsehen die Mitglieder des IOC ansieht sind neben etlichen Neuzugängen jedoch alle alten Hasen noch dabei. Bedenklich, oder?

    LK Karin :)

    :big_gruebel



    Re: Globalisierung

    Rheinperle - 05.07.2007, 23:28


    Danke Luca, für Deinen wiedermal informativen Beitrag, der mich jedoch auch sehr wütend macht. Dieses Thema interessiert mich wie China brennend !!!
    Ich lese derzeit ein Dossier von der Heinrich-Böll-Stiftung. höchst interessant. Gerade weil Du die "junge" russische Demokratie angesprochen hast.
    Ich stell mal einen Link rein:
    http://www.boell.de/de/05_world/2537.html&lang=de
    Dann habe ich noch einen Buchgutschein geschenkt bekommen und mir folgendes Buch gekauft
    Julia Timoschenko "Die Zukunft der Ukraine nach der Orangenen Revolution" gekauft. Ist auch voll interessant.
    Der im "kleinen Kreis" stattfindende russische Reichtum verhält sich, so denke ich, wie mit dem amerikanischen: g r e n z e n l o s und mit unserem kleinen Europa und dem Rest der Welt nicht vergleichbar . Auf der anderen Seite ist die Grundversorgung eines großen Teils der Bevölkerung gerade in diesen Ländern nicht gewährleistet . Viele Menschen in Rußland und in China (und in der arabischen Welt - aber dies ist ein anderes Thema) leben unter mittelalterlichen Bedingungen. Und die geplanten Aktionen Winterspiele 2014 in Rußland erinnern mich an China 2008, die Schnellstraße auf den Mount Everest. U n g l a u b l i c h auch für mich die Entscheidung.
    Und so langsam komme auch ich der Einstellung näher: es ist mir wurscht. Jedoch - ganz so weit bin ich noch nicht. Warum les ich nicht mal einen schönen unterhaltsamen Roman ???

    :les:
    Rheinperle



    Re: Globalisierung

    Luca - 06.07.2007, 07:17


    Rheinperle, die Bücher, die Du da vorstellst, hören sich sehr interessant an! Ich glaube, ich werde sie mir auch besorgen!

    Zitat: Der im "kleinen Kreis" stattfindende russische Reichtum verhält sich, so denke ich, wie mit dem amerikanischen: g r e n z e n l o s und mit unserem kleinen Europa und dem Rest der Welt nicht vergleichbar . Auf der anderen Seite ist die Grundversorgung eines großen Teils der Bevölkerung gerade in diesen Ländern nicht gewährleistet . Viele Menschen in Rußland und in China (und in der arabischen Welt - aber dies ist ein anderes Thema) leben unter mittelalterlichen Bedingungen.

    Das denke ich auch! Dieser unvorstellbare Reichtum ganz, ganz weniger ist weder nachzuvollziehen noch zu verstehen und kann einen nur unendlich wütend und fassungslos machen.

    Zitat: Warum les ich nicht mal einen schönen unterhaltsamen Roman ???

    Das frage ich mich manchmal auch! :wink: Aber trotz den Abgründen, die man manchmal erfährt, von Dingen hört, die man sich im Traum nicht vorgestellt hat, hat man doch so die Chance, informiert zu sein. Und auch wenn man die Welt nicht retten kann, kann man sein eigenes Verhalten überprüfen und vielleicht in den ein oder anderen (kleinen) Dingen, seine Umwelt darauf aufmerksam machen.
    Es gleicht zwar oft dem Kampf gegen die Windmühlen, aber davon sollten wir uns nicht abschrecken lassen.

    Heute fand ich in der "Welt online" nachstehenden Aufsatz. Trotz seiner Länge setze ich ihn mal hier rein. Denn, wenn ich ihn verlinke, weiß ich nicht, wie lange er erreichbar ist, oder ob sie ihn dann irgendwann wieder aus dem Onlineangebot herausnehmen.

    Luca

    Olympische Spiele dank Putin und den Oligarchen
    Russlands Präsident Putin hat das Sportereignis in den Kurort Sotschi am Schwarzen Meer geholt, die Oligarchen haben alles vorbereitet. Gemeinsam mit dem Staat und dem Rohstoffriesen Gazprom investieren sie bis zu zehn Milliarden Euro. Es ist ein Test dafür, ob das neue Zusammenspiel zwischen Privatpersonen und Staat funktioniert.

    Eigentlich könnte er schon morgen einziehen. Leuchter aus Bergkristall hängen an der Decke, schwere rote Teppiche sind ausgerollt. Gäste dürfen das Haus nur auf Strümpfen betreten, damit sie nicht den Teppich beflecken oder das Parkett zerkratzen. Wladimir Makarenko (46) war in seinem ersten Leben Atomphysiker. Nachdem er zu Sowjetzeiten erforschte, was die Welt im Innersten zusammenhält, ist er nun Projektmanager bei Gazprominvestarena, einer 100-prozentigen Tochter des weltgrößten Erdgaskonzerns Gazprom. Er führt wie ein Majordomus durch das Anwesen. In Russland hält Gazprom die Welt zusammen. Der Rohstoffriese ist nicht nur Devisenbringer Nummer eins, sondern auch gefragt, wenn es um Olympia geht. Gazprom hat hier oben in den Bergen des Kaukasus einen Wintersportort mit Residenz, Hotels und Ferienhäusern für tausend Gäste, Seilbahnen und Skipisten sowie einem eigenen Gasturbinenkraftwerk – das natürlich mit Gazprom-Erdgas gespeist wird - errichtet.

    Zumindest die Residenz ist eine millionenschwere Fehlinvestition. War sie eigentlich als Wintersportdomizil für Ihn, den Präsidenten, konzipiert, sagte der Sicherheitsdienst des Kreml nach einer kurzen Inspektion "Njet". Das Areal liege zu ungeschützt. "Nun können alle unterhalb des Präsidenten hier einziehen", sagt Makarenko.

    Nationaler Kraftakt
    Russland hat in der Nacht zu Mittwoch die Olympischen Winterspiele 2014 erhalten - und sich gegen Salzburg und Pyeongchang in Südkorea durchgesetzt. Der russische Sieg dokumentiert die neue ökonomische Stärke der Rohstoffnation. Bis zu zehn Mrd. Euro lässt sich Russland den Traum von Olympia kosten. 60 Prozent davon trägt der Staat, 40 Prozent Privatunternehmen. Olympia ist der größte Einzelposten innerhalb des staatlichen Infrastrukturprogramms, das bis 2020 Investitionen von rund 350 Mrd. Euro für ganz Russland vorsieht. Direkt am Meer entstehen Eisstadien und das Olympische Dorf. 40 Kilometer entfernt werden in Krasnaja Poljana - dort steht auch die Gazprom-Residenz - die alpinen Wettbewerbe ausgerichtet. Noch ist keine Wettkampfstätte fertig.

    Olympische Oligarchen
    Der Mikrokosmos Sotschi bietet Anschauungsmaterial, wie in Russland das Zusammenspiel zwischen Staat und Wirtschaft funktioniert. Dem Olympiaplan des Kreml haben sich alle, ob Anwohner, Umweltschützer oder Unternehmer, unterzuordnen. Widerstand scheint zwecklos. Putin "bat" neben Gazprom die Milliardäre Oleg Deripaska und Wladimir Potanin, den olympischen Gedanken des "Dabei sein ist alles" zu verinnerlichen. Also baut Deripaska den Flughafen in Sotschi und steht fürs Olympische Dorf bereit, während Potanin ein Skigebiet mitten im Nationalpark aus dem Boden stampft.
    Deripaska lässt sich das Abenteuer Sotschi rund zwei Mrd. Dollar kosten, Potanin ist mit 350 Mio. Dollar, Gazprom mit 400 Mio. Dollar von der Partie. "Das sind ökonomisch unsinnige Vorhaben. Aber wen der Präsident auffordert, der sagt eben nicht Nein", meint ein westlicher Manager in Moskau, der sich für Sotschi Millionenaufträge erhofft. Dass die Oligarchen Verluste machen könnten, glaubt indes niemand. Notfalls, heißt es, werde der Staat die Löcher stopfen. Branchenkenner befürchten, dass Olympia Korruption Tür und Tor öffnet. "Das wird eine der größten Geldwäscheaktionen aller Zeiten", sagt ein russischer Unternehmer, der von den Spielen profitieren würde. Bislang habe sich der Kreml "noch nirgends als effizienter Controller und verantwortlicher Investor" hervorgetan. Auf der Korruptionsrangliste von Transparency International nimmt Russland Rang 121 ein - gleichauf mit Ruanda.
    "Unsere Investitionen rechnen sich erst in vielen Jahren. Kein Privatkonzern würde sich auf so etwas einlassen", sagt Gazprom-Manager Makarenko.
    95 Hektar Wald hat Gazprom bereits gefällt. Neue Schneisen werden für die Biathlon- und Langlaufstadien geschlagen. Gazprom will hoch hinaus. Makarenko zeigt auf den von Felszacken umrahmten Gletscher "Cholodnij" ("Kalt") am Horizont. Der liegt zwar in 2700 Metern Höhe und mitten im Biosphärenreservat Kaukasus, einem Unesco-Weltnaturerbe, das besonders geschützt ist. Das dürfte aber den Gazprom-Traum von einem Skiressort mit 365 Tagen Schnee im Jahr kaum stören.

    Das Volk zieht mit
    Sotschi wirbt damit, dass 84 Prozent der Bewohner für die Spiele sind, 163 000 Arbeitsplätze geschaffen werden, Olympia zehn Mrd. Euro einspielt. "Gateway to the future", lautet der Slogan, der an jedem Laternenpfahl hängt. Ein Lastwagen nach dem anderen donnert auf der "Straße der Verteidiger des Kaukasus", der Hauptstraße von Krasnaja Poljana, vorbei. "Sie scheißen unser Tal zu. Sie wollen uns hier weghaben", flucht die 72-jährige Bäuerin Maria und zeigt auf eine Müllkippe gegenüber. Sie steht am Gartenzaun und verkauft Urlaubern Milch.
    Maria, der die Vorderzähne fehlen, erzählt, dass sie 5000 Rubel Rente (144 Euro) im Monat erhält. Seit ihrem 13. Lebensjahr schuftet sie auf dem Bauernhof. Auf ihre alten Tage ist sie Millionärin geworden. Die 3600 Quadratmeter, auf denen sie Kartoffeln, Tomaten und Mais anbaut, dürften 1,5 Mio. Dollar wert sein. Die Aussicht auf Olympia hat die Grundstückspreise in und um Sotschi explodieren lassen. "Wir verkaufen nicht. Wir wollen hier beerdigt werden", sagt ihr Mann Sascha. "Dutzende Immobilienhaie" hätten sich gemeldet. "Wir zeigen nur auf das Schild: Bissiger Hund."
    Krasnaja Poljana, ein beschauliches Bauerndorf mit 3500 Einwohnern, hat mit sechs Monaten Schnee im Jahr, reiner Luft und den Gipfeln des Kaukasus Potenzial für einen Wintersportort erster Güte. Olympia, fürchten Einwohner wie Maria, würde jedoch zu einem unkontrollierten Bauboom und einer Verschandelung der Natur führen. Schon lassen die Neureichen aus Moskau und St. Petersburg für ihre Villen Kastanienhaine abholzen. Der Quadratmeter Grund und Boden kostet 500 bis 700 Dollar, Tendenz steigend.

    Der eingeschüchterte Patron
    Hätte Pjotr Fedin nur die schwarze Flagge gehisst. Sie symbolisiert Lawinengefahr. Es hätte wohl auch die weiße getan, die für Kapitulation steht. Jedenfalls verklagte ihn das Ministerium für Katastrophenschutz, weil Fedin angeblich seine Wintersportgäste nicht ordnungsgemäß vor Lawinenabgängen warnte. Fedin muss nun nach einem Richterspruch seine Liftanlage in Krasnaja Poljana schließen. Mit 300 Beschäftigten ist der 57-Jährige größter Arbeitgeber im Ort. Mit einer Mio. Dollar pro Jahr zahlt er mehr Steuern als jeder andere. Fedin, Eigentümer eines Sessellifts, von Restaurants und dem Erholungsheim "Bergluft", ist so etwas wie der örtliche Chodorkowski. Ein Staatsfeind, intelligent und eloquent, widerspenstig und wohlhabend.

    Der einstige Ölbaron Michail Chodorkowski wurde nach einer Auseinandersetzung mit dem Kreml zu acht Jahren Haft verurteilt, sein Ölkonzern Yukos verstaatlicht. Fedin muss zwar noch nicht um seine Freiheit, aber doch um sein Vermögen fürchten. Fedin hat sich mit dem Gouverneur des Gebiets Krasnodar angelegt. Der will auf Fedins Land ein Villenviertel errichten. Seitdem geben sich die Kontrolleure die Klinke in die Hand. Erst meldete die Feuerwehr Bedenken gegen den Liftbetrieb an, dann kam der technische Überwachungsdienst, später das Hygieneamt, zuletzt das Ministerium für Katastrophenschutz.
    Das Vorgehen erinnert an "Raider", Firmenjäger, die Hand in Hand mit Beamten arbeiten. "Die wollen mich in den Bankrott treiben und dann mein Business übernehmen", ist sich der Unternehmer sicher. Fedin lebt seit 1980 in Krasnaja Poljana. Er ist Wintersportpionier, baute Anfang der neunziger Jahre den ersten Lift. 100 Mio. Dollar will er nun, ob Olympia kommt oder nicht, in neue Liftanlagen investieren. Er träumt von einem "Krasnaja Poljana auf europäischem Niveau - ein Ort wie Chamonix, das wär's". "Sie werden sehen. Wir siegen gegen die Beamten", sagt er.

    Wir fahren im Lada-Jeep tief ins dicht bewaldete Tal hinein, bis die Schotterpiste zu Ende ist. Unten rauscht der Wildbach. Dimitri Kapzow (20) von der Umweltorganisation "Ökologische Wacht im Nordkaukasus" zeigt die Stelle, wo die Bobbahn mit einem Stadion für 11.000 Zuschauer entstehen soll. "Wenn wir in solchen unberührten Gegenden Bauarbeiten zulassen, dann werden bald Naturparks in ganz Russland verschwinden", sagt Kapzow. Es gelte, den Anfängen zu wehren. Die Bobbahn verhindere die Wanderung von Tieren. Zu uns gesellt sich Andrej, ein Förster. Das Reservat beginnt 50 Meter hinter der imaginären Bahn. Andrej fürchtet um die Ruhe für die Bergschafe, Wisents, Wölfe und Braunbären. "Um die Bären nicht zu belästigen, wollen sie neben der Bobbahn einen Lärmschutzwall errichten", erzählt Andrej und schüttelt mit dem Kopf. Förster Andrej, der im Wald in einer Holzhütte wohnt, hat am Mittwoch über Funkgerät erfahren, dass Russland den Zuschlag bekommen hat. In Sotschi hatten Tausende nachts auf dem Theaterplatz vor einer Riesenleinwand gejubelt.



    Re: Globalisierung

    tobias - 06.07.2007, 08:52

    Live Earth Konzert
    Ihr sprecht mir alle aus der Seele, was die Vergabe der Olympischen Spiele nach Russland angeht! China 2008 ist ja schon ein ähnlicher Wahnsinn.
    Daß der Sport nur noch eine untergeordnete Rolle spielt, ist ja leider schon länger klar, man muß sich immer mehr fragen, ob heutzutage irgendein Sieg noch sauber erkämpft wurde, daß alles kommerzialisiert wird, ist auch schon lange nicht mehr neu. Die nächste Dimension erreicht nun die rücksichtlose Ausbeutung von Natur und dem Normalbürger. Und für was....?! Es steht alles in keinem Verhältnis mehr.

    In diesen Tagen möchte ich noch auf etwas anderes aufmerksam machen, was mir durch den Kopf geht.
    Die "Live Earth Konzerte" finden morgen rund um die Uhr auf der ganzen Welt statt. Eine gute Idee, eigentlich eine tolle Idee! So rücken doch für einen Moment die Themen des Klimawandels usw. in den Mittelpunkt, es wird Aufmerksamkeit geschaffen.
    Es wird allerdings immer wieder propagiert, daß mit diesen Veranstaltungen Firmen, Konzerne usw. angesprochen werden sollen, man so eine Art "Druck" auf sie ausüben möchte. Sicher, das ist gut und schön und richtig. Bei den Technologien und Entwicklungen muß sich etwas ändern, muß etwas getan werden!
    Aber ich finde es auch ganz wichtig - und davon habe ich noch gar nichts gehört - daß auch wir, der normale Mitbürger seinen Teil tun muß. Und das ist ja sehr gut möglich (Energiesparlampen, entsprechende elektrische Geräte, durchdachte Aktionen im Alltag, was Wasser, Autofahren und so vieles mehr angeht, das muß ich jetzt nicht alles aufzählen). Denn dann ist das nicht mehr der Tropfen auf den heißen Stein, sondern eine Lawine kommt ins Rollen. Viele Tropfen ergeben irgendwann eine Pfütze, einen Bach, einen Fluß.
    Und was mich besonders freuen würde, wenn nach den Konzerten kein Müll herumliegen würde, einfach achtlos auf den Boden geworfen. Wenn die Veranstalter Mülltonnen zum Trennen aufstellen, wenn man sich vielleicht im Vorfeld überlegt hat, wo der viele Strom für die Beleuchtung und Lautstärke herkommt, wurde er umweltfreundlich gewonnen...?
    Sonst würde mich das doch alles sehr an die Protestanten vom G 8 Gipfel erinnern, die zwar mehr Verantwortung der sogenannten "Großen" forderten, aber in ihrem direkten Umfeld Müll und Zerstörung hinterließen.
    Wie gesagt, Glaubwürdigkeit der ganzen Aktion fängt bei mir bei jedem einzelnen Konzertteilnehmer an...

    Tobias



    Re: Globalisierung

    Luca - 07.07.2007, 06:35

    Live Earth Hamburg
    Zitat: Viele Tropfen ergeben irgendwann eine Pfütze, einen Bach, einen Fluß.
    Das gefällt mir sehr gut!

    Wie ich gestern hörte, haben die Veranstalter des Konzertes in Hamburg etwa 22 Sattelzüge benötigt, um alles Material, Technik usw. zu transportieren... Das bedauerten sie... Was ich aber gut fand, war die Aussage, daß sie für die Arbeiten alles Firmen aus der Region genommen haben. Das ist doch schon einmal ein löblicher Ansatz.
    Auf der Homepage von Live Earth Hamburg gibt es auch einen Link zu Umwelttipps (eine pdf-Datei). Ich habe sie gerade überflogen und fand es sehr gut, auch wenn man als Interessierter schon viel weiß. Kann ich Euch nur ans Herz legen:
    http://www.liveearthhamburg.de/imgs/presse/Umwelttipps.pdf
    Ein weiterer Tipp ist der Hinweis auf die Homepage des WWF. Bei dem Bericht über die Veranstaltung gestern in Hamburg wurde gesagt, daß sie dort ziemlich groß engagiert sind, so daß ich nachgeschaut habe.
    http://www.wwf.de/unsere-themen/klimaschutz/live-earth-hamburg/
    "Klimazeugen berichten live". Sicher interessant, wenn man sich nicht stundenlanges Fernsehn antun will, sich dort die Berichte und Interviews durchzulesen.

    Heute abend um 20.15 Uhr kommt auf Pro 7 Al Gores Film "Eine unbequeme Wahrheit". Ich habe ihn schon auf DVD gesehen. Vom Hocker gerissen hat er mich jetzt nicht, aber für die, die sich bisher gar nicht bis wenig mit dem Thema beschäftigt haben, ist er sicher interessant. Und "ihn mal gesehen zu haben", schadet sicher auch nicht.

    Zu guter Letzt habe ich vorhin entdeckt, daß auf n-tv heute um 10.10 Uhr und um 17.10 Uhr folgender Beitrag kommt:

    Der Klimawandel - Alles Schwindel?

    In einer Aufsehen erregenden Reportage bestreiten namhafte internationale Wissenschaftler massiv die These, wonach der Mensch durch das industriell produzierte Kohlendioxid verantwortlich sei für den weltweiten Temperaturanstieg und seine Folgen. Die Anzeichen für einen Klimawandel sind unverkennbar: Weltweit berichten die Medien fast täglich über neue, verheerende Naturkatastrophen. In Deutschland ist das Frühjahr 2007 das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Gehen wir sehenden Auges einer apokalyptischen Zukunft entgegen? Und haben wir tatsächlich nur noch wenige Jahre, um den Planeten Erde zu retten? Nein!, behaupten die Wissenschaftler und Experten in der überarbeiteten Fassung der Channel 4-Dokumentation, die nach der Ausstrahlung in Großbritannien hitzige Diskussionen ausgelöst hatte. Die so genannten Klimaskeptiker pochen darauf, dass es für derlei Szenarien keinerlei Beweise gibt. Ihre These: Schon immer war das Erdklima größeren Veränderungen unterworfen, an dem Anstieg der Temperaturen ist nichts Ungewöhnliches. Das Schreckgespenst von der Klimakatastrophe ist nichts anderes als Panikmache und eine Klimalüge.

    Das ist ein ganz anderer und interessanter Ansatz, wobei mir allerdings das Wissen fehlt, ob da etwas dran ist. Irgendwie kann ich es mir ja nicht so recht vorstellen. Sicher, die Erde hatte immer Wärme- und Kälteperioden, die sich sicher auch von ganz alleine entwickeln. Aber ob es so schnell ginge ohne das kräftige Dazutun von uns Menschen...?
    Ich hoffe, daß ich eine von den beiden Sendungen schauen kann, da ich heute viel unterwegs sein werde.
    Anscheinend ist es aber so, daß für das, was sich jetzt klimatechnisch tut, die Menschen vor 30 Jahren verantwortlich waren und in 30 Jahren, sehen wir "die Früchte" unseres Tuns oder Nichttuns...

    Luca



    Re: Globalisierung

    Luca - 13.07.2007, 12:53

    ARD-Buffet: Klimahüter - Klimatipps
    Diese Woche stand im ARD-Buffet ganz im Zeichen des Klimaschutzes, der "Klimahüter" hat jeden Tag einen Tipp gehabt, ebenso die Zuschauer und auf der Homepage des ARD-Buffets sind viele gute und interessante weiterführende Tipps:
    http://www.swr.de/buffet/-/id=98256/nid=98256/did=2200510/1eoxyj7/index.html
    http://www.swr.de/buffet/-/id=98256/nid=98256/did=2375998/f9qpqi/index.html
    Auf beiden Unterseiten stehen neben Informationen noch weiterführende Links.
    Je mehr man sich mit dem Thema Klima - Klimawandel - Klimaschutz beschäftigt, um so mehr merkt man, wie umfangreich es ist und man noch lange nicht alles kennt. Jedenfalls geht es mir so. Da muß ich wohl noch viel lesen, um wirklich informiert zu sein. Aber es macht auch Spaß, zumal man auch mit Kleinigkeiten schon so einiges tun kann.
    Hat einer von Euch Erfahrung mit Ökostrom? Zieht es jemand von Euch in Erwägung zu wechseln?

    Luca



    Re: Globalisierung

    tosa34 - 14.07.2007, 23:48


    Ich fand diese Diskussionen auch sehr interessant. Den Ökostrom als Alternative kann man hier nicht bekommen, d.h. es gibt keine Wahl, an welches Stromnetz man angeschlossen sein will. Die regionalen Elektrizitätswerke beziehen unterschiedliche Mengen von Strom aus alternativen Quellen, bei uns z.B. Windturbinen. Man kann auch einen kleinen Aufpreis pro Kilowattstunde zahlen, der dann in weitere grüne Anlagen investiert wird.
    Einiges, was der Klimahüter erkärte, fand ich überraschend, z.B dass die Spülmaschine mehr Energie spart als der Abwasch per Hand. Auch die von Dir erwähnten Seiten sind sehr aufschlussreich und ich sehe sie langsam durch und mache Notizen.
    Gruss, Tosa.



    Re: Globalisierung

    tobias - 15.07.2007, 09:02


    Schade, daß es bei Euch, Tosa, nicht möglich ist, auszuwählen, an welches Stromnetz man angeschlossen ist. Wir haben hier in Deutschland die vier großen Monopolisten, die ordentlich abkassieren, aber es entstehen immer mehr Stadtwerke. Jeder, der einen eigenen Stromzähler hat, der kann wechseln und sich den Anbieter seiner Wahl aussuchen.
    Meine Gedanken sind in letzter Zeit auch vermehrt in Richtung Ökostrom gewandert. Aber mir fehlt noch das Basiswissen und ich würde auch gerne erst einmal mit Leuten sprechen, die Erfahrungen mit dem Wechsel überhaupt und mit Ökostrom im besonderen haben.

    Bisher habe ich mir mal einige grundsätzliche Informationen zusammengesucht:

    Speziell bezeichnet Ökostrom das Angebot eines Stromanbieters, der seine Kunden ausschließlich aus umweltschonenden Energiequellen versorgt. Herkömmlich erzeugter Strom wird in Abgrenzung dazu oft Grau-Strom oder Egal-Strom genannt.

    Im Sinne einer strengeren Definition kann nur dann von Ökostrom gesprochen werden, wenn er aus Anlagen stammt, durch deren Betrieb keine endlichen Ressourcen verzehrt werden und die keine schädlichen Abgase oder Abwässer verursachen.

    Entscheidend ist auch, daß nicht nur Strom zu großen Teilen aus den o. g. Quellen stammt, sondern daß immer mehr in die umweltschonenden Energien und Techniken investiert wird, so daß sich im Laufe der Zeit die ganze Technik wandelt.

    Zur Produktion von Ökostrom wird derzeit hauptsächlich genutzt:

    * Kleinwasserkraftwerke
    * Windenergie

    Folgende Energieträger werden aus technischen und wirtschaftlichen Gründen noch wenig genutzt, obwohl sie auch als "ökologisch" bewertet werden:

    * Biogas
    * Biomasse
    * Photovoltaik
    * Geothermie

    Manche Ökostrom-Anbieter verwenden zum Teil auch folgende Kraftwerksarten, welche nicht Ökostrom im engeren Sinne produzieren:

    * Große Wasserkraftwerke
    * Kraft-Wärme-gekoppelte, gasbetriebene Blockheizkraftwerke.
    * Kraft-Wärme-gekoppelte Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke (GuD).

    Aufpreismodell

    Beim Aufpreismodell bleibt man Kunde bei seinem alten Stromversorger, spendet aber zusätzlich Geld an den Ökostromanbieter, der damit neue Anlagen baut und betreibt.
    (das ist ja auch das, was bei Euch, Tosa, möglich ist)

    Vorteile:

    * Man vermeidet den Aufwand des Wechsels und etwaige Kosten (wobei heutige Ökostromanbieter dazu übergehen, keine Zusatzkosten zu erheben und den Wechsel für den Kunden im Rahmen des Services kostenlos zu übernehmen).
    * Die Spende kommt ohne Abzug von Umsatzsteuer dem Ökostromanbieter zugute.

    Nachteile:

    * Man zahlt weiterhin Geld an einen konventionellen Stromversorger, möglicherweise also auch der Atomwirtschaft.
    * Die politische Wirkung ist eventuell geringer als bei einem Wechsel zu einem Stromversorger, der ausschließlich Ökostrom erzeugt und handelt.

    Das Aufpreismodell ist heute ein Auslaufmodell, die Elektrizitätswerke Schönau und die Stadtwerke von Halle (Saale) bieten es als Ergänzung an. In der Schweiz ist das Aufpreismodell noch weit verbreitet.

    Hier einige Ökostromanbieter in Deutschland:
    http://www.greenpeace-energy.de/
    http://www.ews-schoenau.de/
    http://www.lichtblick.de/
    http://www.naturstrom.de/

    Und noch ein paar interessante Links, wo man sich sicher eine Menge Infos herholen kann, aber es ist mal wieder ein bißchen lesen angesagt...
    http://www.greenprices.de/de/index.asp
    http://www.energieverbraucher.de/
    http://www.gruenerstromlabel.de/ Von diversen namhaften Organisationen getragener Verein zur Zertifizierung von Ökostromanbietern nach Kriterien wie z.B. fehlenden Verstrickungen mit Kernenergienutzung
    http://www.energie-vision.de/ Urheber des Labels ok-Power - getragen von Öko-Institut, Verbraucherzentrale NRW und WWF
    http://atomausstieg-selber-machen.de/ Ökostromkampagne der deutschen Umweltverbände
    http://www.ecotopten.de/prod_strom_prod.php Vergleich der Ökostromanbieter in Deutschland
    http://www.oekostromwechsel.de/strom/index.html?stromrechner.htm arifrechner, der strenge Auswahlkriterien an die Anbieter zugrunde legt, z.B. werden Verflechtungen mit Atomkonzernen ausgeschlossen und ein klares Engagement für die Energiewende verlangt.

    Tobias



    Re: Globalisierung

    tosa34 - 23.07.2007, 15:42

    Sehr stolz!
    Eben hörte ich im Radio dass Milwaukee als erste Stadt in den US als Fair-Trade Town ernannt wurde. Und zwar, weil es einige Hersteller gibt, die nur mit Fair-Trade Rohmaterial arbeiten, und alle städtischen Anstalten so weit wie möglich Fair-Trade Produkte benützen.
    Hurrah!
    Tosa. :big_applaus



    Re: Globalisierung

    Luca - 23.07.2007, 17:23

    Re: Sehr stolz! - mit Recht!!!


    Das freut mich sehr! Super!



    Luca



    Re: Globalisierung

    karin - 23.07.2007, 18:00


    Hallo Tosa,

    Das ist wunderbar zu hören, mich würde noch interessieren ob die Initiative allein von den Herstellern ausging oder ob Bürgerbewegungen, Stadträte, Bürgermeister etc. massgeblichen Ausschlag gaben.

    :big_applaus

    LG Karin



    Re: Globalisierung

    tobias - 23.07.2007, 18:14


    Das sind tolle Nachrichten!
    Mich interessiert auch Deine Antwort auf Karins Frage.

    Tobias



    Re: Globalisierung

    tosa34 - 25.07.2007, 23:52


    Endlich stand in der Zeitung ein bisschen mehr über die Fair Trade Town. Bürgermeister und Gemeinderat (also indirekt auch die Bürger) gaben den Antrieb, die hiesige Kaffee-Rösterei und Schokoladenfabrik griffen die Idee auf. Ausserdem ist offenbar die Zahl der Läden, die Fair-Trade Ware bieten für eine Stadt unserer Größe ungewöhnlich.
    Gruss, Tosa.



    Re: Globalisierung

    tobias - 26.07.2007, 06:54


    Es ist wirklich erfreulich zu hören, daß sich das Bewußtsein ein wenig ändert und somit Schrittchen für Schrittchen in die richtige Richtung gegangen wird!
    Hoffen wir, daß immer mehr solcher Schritte gegangen werden, überall, auf vielfältige Weise!

    Tobias



    Re: Globalisierung

    tobias - 31.07.2007, 10:17

    Callcenter
    Gerade sah ich in "Volle Kanne" im ZDF folgendes, was mich mal wieder ein wenig sprachlos bzw. nachdenklich machte.

    Wenn jemand in z. B. Pittsburg eine Pizza nach Hause bestellt, landet er oft bei einem Callcenter in Indien!
    Wie kann das sein?
    In Indien ist der Callcenter-Job eine Vollzeitarbeit und auch nicht wirklich als Job zu verstehen, sondern als Arbeit, als Service. Die Leute, die dort sitzen, haben nicht selten sogar ein Studium abgeschlossen und sprechen ein lupenreines AE ohne Akzent.
    Ein Callcenterplatz kostet in Indien 10 Dollar pro Tag, der Halbtagsjob in den USA 60 Dollar.
    Telefontechnisch teurer ist das das ganze Telefonat nicht, denn die Verbindung wird über das Internet hergestellt.

    Ich frage mich da (mal wieder) folgendes:
    - Dienstleistung wird in Asien bzw. in den bisher oft benachteiligten Ländern wirklich noch als Dienstleistung mit dem entsprechenden freundlichen Service verstanden.
    Aber, warum haben wir in vielen Fällen diese Einstellung nicht (mehr)?
    - die geringe Entlohnung spielt natürlich mal wieder die Hauptrolle. So lange, gerade im jetzt boomenden Asien (und vielleicht in weiterer Zukunft in einigen Ländern Afrikas) so wenig bezahlt wird, werden viele Dienstleistungen, Produktionen usw. verlagert.
    In einem Beitrag vor längerer Zeit hatte ich ja mal die Aussage gehört, daß der Einsatz von Menschen wesentlich billiger kommt, als der Einsatz von Maschinen. Mich macht das sehr nachdenklich, aber ich frage mich, wie man dem entgegenwirken kann.
    :big_gruebel

    Tobias



    Re: Globalisierung

    Luca - 31.10.2007, 17:58

    2,6 Milliarden Menschen leben ohne Toilette
    So ganz paßt der Artikel vielleicht nicht in diese Rubrik, aber ich finde, irgendwie doch wieder.
    Ich war entsetzt, als ich es las. So wirkliche Gedanken habe ich mir bisher selten um das Thema gemacht, nur mal hin und wieder, wenn man entsprechende Reportagen von Armenvierteln usw. las. Schockiert hat mich der Teil, den ich kursiv gekennzeichnet habe.
    Wenn man bedenkt, wie die ureigensten menschlichen Bedürfnisse so würdelos gehandhabt werden.
    Abgesehen von den ganzen Krankheiten, die sich hier rasend verbreiten. Mir fielen dazu die hygienischen Umstände im Mittelalter bzw. noch viel früher ein. Und in vielen Teilen unserer Welt hat sich das nicht viel weiter entwickelt.
    Sehr nachdenklich... und mal wieder etwas deprimiert, immer wieder zu erleben, was für uns so selbstverständlich ist (und noch nicht einmal gut beschützt wird - siehe z. B. Bahnhofs-, Schultoiletten usw.) und was für so viele Menschen noch lange nicht selbstverständlich sein wird...

    Luca


    DPA - Mittwoch, 31. Oktober, 12:26 Uhr
    2,6 Milliarden Menschen leben ohne Toilette
    Neu Delhi (dpa) - Weltweit können schätzungsweise 2,6 Milliarden Menschen keine Toiletten benutzen. Sie machen ihr Geschäft im Freien, verschmutzen Wasser und tragen zur Verbreitung von Krankheiten bei. Dies wurde beim siebten «Welt-Toilettengipfel» in Neu Delhi bekannt.

    Unter dem Motto «Toiletten für alle» wollen Delegierte aus mehr als 40 Ländern vier Tage lang beraten, wie mehr sanitäre Einrichtungen geschaffen werden können. Beispielsweise jeder zweite der rund 1,1 Milliarden Inder nutzt keine Toilette.

    Zu den UN-Entwicklungszielen zählt, die Zahl der Menschen, die keine Toiletten benutzen können, bis 2015 zu halbieren. «Der Gipfel wird den Gedankenaustausch darüber ermöglichen, wie das Ziel erreicht werden kann, alle Menschen mit sauberen Sanitäreinrichtungen zu versorgen», sagte der Gründer von Sulabh International, Bindeshwari Pathak. Die indische Organisation setzt sich für leicht zugängliche Sanitäreinrichtungen ein und richtet gemeinsam mit der Welt- Toilettenorganisation aus Singapur das Treffen in Neu Delhi aus.

    Thema in Neu Delhi wird auch ein spezifisch indisches Problem sein: Armut zwingt Angehörige unterster Kasten, nicht ans Abwassersystem angeschlossene Toiletten anderer Menschen mit der Hand zu leeren und den Kot wegzutragen. Die menschenunwürdige und unhygienische Praxis ist verboten, wird aber dennoch vor allem auf dem Land praktiziert.



    Re: Globalisierung

    Hospes - 31.10.2007, 18:48

    traurig
    Hallo Luca,

    da kann ich gar nichts mehr dazu sagen.
    Das alles stimmt so furchtbar traurig.
    "Wir haben die Erde von unseren Kindern geerbt."
    Das war ein wichtiger Satz in den Siebzigerjahren.
    Sind nun alle von den guten Geistern verlassen?

    Terra, die Erde oder auch Gaia oder Die Natur - die werden sich nicht rächen.
    Rache ist etwas menschliches.
    Die Natur reagiert um zu überleben.
    Dazu braucht sie den Menschen nicht. Der ist eher hinderlich.

    Ich denke, dass es in einigen Jahren zu ganz bösen Auseinandersetzungen mit viel Elend, Jammer, Schmerz und Pein kommen wird. Ich hoffe, dass ich einerseits vielleicht etwas durch mein Verhalten verzögern oder verhindern kann - andererseits bin ich hier absolut nicht optimistisch.

    Einmal ganz "böse" an alle gefragt: So ganz schlecht geht es uns allen nicht.
    Wir haben unsere betroffenheits-öko-umwelt-bio-undwerweiswassonst-Seelenecke - da bin ich absolut nicht ironisch - immer wieder gezeigt und gelebt.
    Ganz traurig: Wenn das nur wenige machen ...
    Ganz optimistisch: Wenn hier Millionen aktiv werden ...

    Hinundhergerissen

    Hospes



    Re: Globalisierung

    Luca - 01.11.2007, 11:31


    Zitat: Terra, die Erde oder auch Gaia oder Die Natur - die werden sich nicht rächen.
    Rache ist etwas menschliches.
    Die Natur reagiert um zu überleben.
    Dazu braucht sie den Menschen nicht. Der ist eher hinderlich.

    So ähnlich habe ich auch schon oft gedacht. Rächen in dem Sinne wird sich die Natur nicht, aber sagen wir mal, sie wehrt sich und bricht aus dem aus, was ihr oft aufgezwungen wird. Man siehe z. B. die Begradigung vieler Flüsse, dem Betonieren der Überschwemmungsflächen. Viele Tiere und Insekten, Pflanzen verschwinden. Das Gleichgewicht gerät nicht von jetzt auf gleich aus den Fugen, aber langsam und stetig.
    Und so erscheint es mir bei vielen anderen "Naturkatastrophen" auch zu sein.
    Der Mensch nimmt sich immer mehr Raum, ohne Rücksicht auf Tiere und Pflanzen, ohne Weitblick, was ihre Aktionen in 10, 20, 50, ... Jahren bewirken.
    Von daher ist der Mensch vielfach leider wirklich sehr hinderlich und zerstört mehr als er schützt. Die Rückbesinnung hat spät begonnen und noch lange nicht alle erreicht.

    Zitat: Ich denke, dass es in einigen Jahren zu ganz bösen Auseinandersetzungen mit viel Elend, Jammer, Schmerz und Pein kommen wird.
    Das fürchte ich auch und ich denke, das ein oder andere Volk ist auch schon aufgestanden oder ist dabei. Gerne werden Menschen ärmerer Länder von ihren oft dikatorischen Machthabern dumm gehalten. Denn hätten sie mehr Bildung, würden sie sich auch effizienter wehren können.

    Zitat: Ich hoffe, dass ich einerseits vielleicht etwas durch mein Verhalten verzögern oder verhindern kann - ...
    Das denke ich schon. Es sind ja viele Leute, die ähnlich wie Du oder auch auf anderem Wege durch bewußtes Verhalten auf Mißstände aufmerksam machen und positive Dinge unterstützen und fördern. Natürlich scheint es oft wie ein Tropfen auf den heißen Stein, kann entmutigend wirken. Ich sehe es aber so wie einen Stein, den man in einen See wirft und dessen Wellen dann kontinuierlich immer weitere Kreise nach außen zieht und immer größer wird.

    Zitat: Einmal ganz "böse" an alle gefragt: So ganz schlecht geht es uns allen nicht.
    Nein, so ganz schlecht, geht es uns sicher nicht.
    Dennoch finde ich es nicht ganz gut, wenn man unser Leben oder unsere Lebensumstände mit diesen anderen, wenngleich auch schlimmen Problemen vergleicht. Wenn man es so sieht, geht es immer irgendwem schlechter als dir, mir, uns, unserer Familie, unserem Nachbarn.
    Jeder hat seinen Kampf zu kämpfen, nur die "Arena" ist eine andere, wo ich finde, daß da auch alles ernst genommen werden muß und auch mit den richtigen Mittel angegangen werden sollte.

    Luca



    Re: Globalisierung

    Hospes - 01.11.2007, 18:16

    Kampf
    Lieber Luca,

    Zitat: Jeder hat seinen Kampf zu kämpfen, nur die "Arena" ist eine andere, wo ich finde, daß da auch alles ernst genommen werden muß und auch mit den richtigen Mittel angegangen werden sollte.

    hier stimme ich voll mit Dir überein.

    Es gibt da diesen Spruch: "Unter jedem Dach ein Ach."
    Da ist schon etwas Wahres dran.

    Hospes



    Re: Globalisierung

    Luca - 26.11.2007, 18:20


    Falls Ihr den Sender n-tv empfangen könnt, kommt morgen früh, zugegebenermaßen wirklich sehr früh..., um 4:30 Uhr die Reportage
    Bittere Pillen
    Ein neues Medikament kostet Millionen und manchmal auch Menschenleben. Um strengen Auflagen und teuren Tests aus dem Weg zu gehen, suchen sich Pharmakonzerne billige Probanden. Wen die Ärmsten der Armen einen Arzt aufsuchen, bekommen sie Medikamente verschrieben, die noch in der Testphase sind. So werden in Indien aus Menschen Versuchskaninchen; ohne dass sie davon wissen.

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese oder eine ähnliche Reportage schon vor einiger Zeit gesehen habe. Jedenfalls meine ich mich zu erinnern, daß bei diesen armen Menschen die Medikamente abgesetzt worden sind, die ihnen bisher ganz ordentlich geholfen haben und die Konzerne probierten ihre Neuheiten aus, oft mit viel schlechteren Wirkungen und großen Nebenwirkungen. Weil die notwendigen anderen Medikamente fehlten, sind die Patienten noch früher gestorben als es durch die Krankheit passiert wäre.

    Luca



    Re: Globalisierung

    tosa34 - 27.11.2007, 00:52


    Lieber Luca,
    ich werde die Sendung aufzeichnen. Will mich nicht zu der Sache äußern, ehe ich die Sendung gesehen habe, aber was Du da schreibst ist deprimierend. Irgendwie müssen die Medikamente ja an Menschen getestet werden.
    Ich habe am Ende Deines Beitrages wieder Deinen Spruch gelesen, und hoffe, dass da eine Verbindung hergestellt werden kann.
    Gruss,
    Tosa.



    Re: Globalisierung

    tobias - 27.11.2007, 06:52

    Bittere Pillen
    Gerade habe ich die Sendung gesehen...
    Tosa, Du hast sicher recht, wenn Du sagst, daß Medikamente getestet werden müssen. Aber dann muß es wirklich unter vollständiger und restloser Aufklärung geschehen und unter der besten medizinischen Überwachung. Und selbst da, so hat man ja in London im März 2006 gesehen, daß es fürchterlich schief gehen kann (ein Medikament des Würzburger Herstellers TeGenero namens TGN1412; es handelte sich um einen neuen Wirkstoff zur Behandlung schwerer Krankheiten wie Leukämie, rheumatoider Arthritis und Multipler Sklerose, wo die 6 Testpersonen schwerst erkrankten) - sicherlich in der schlimmen Form eher - hoffentlich - eine Ausnahme.

    Was mir bei der Dokumentation jetzt vor allem hängen geblieben ist, daß die Menschen nicht richtig und umfangreich genug aufgeklärt worden sind. Oft wurden finanzielle oder krankheitsbedingte Notlagen ausgenutzt. Auch herrscht bei vielen der einfachen Leute ein großer Glaube an die Ärzte, daß sie sehr intelligent seien, sie nur Gutes wollen und mit ihnen Mitleid haben. Sie glauben ihnen, im wahrsten Sinne des Wortes, unbesehen. So liegt die Verantwortung bei den Ärzten, die viel, viel besser aufklären müßten. Nur ist die Frage, ob ihnen die Zeit dazu bleibt und ob das auch so im Interesse der Pharmaindustrien ist...
    Ein Patient bzw. Angehöriger berichtete z. B., daß der Arzt ihm am PC ein paar Bilder gezeigt hat, er die dazugehörigen Texte (er konnte lesen, seine Frau, die die Testperson war, konnte es nicht), aber nicht las, er hat sich voll und ganz auf den Arzt verlassen.
    Anderen Patienten wurde erzählt, daß es ihre bisherigen Medikamente nicht mehr in der Apotheke gab und sie nun etwas Neues bekamen. Sie fügten sich einfach. Es wurde nicht oder nicht eindeutig darauf hingewiesen, daß es sich um Tests handelte.
    Andere handelten wohl eher aus Verzweiflung. Die Testmedikamente waren gratis, sie hatten sowieso wenig bis kein Geld oder wollten alles versuchen, um der Krankheit Herr zu werden.
    Mir bleibt der bittere Nachgeschmack, daß die Leute bzw. die Lage der armen und einfachen Leute ausgenutzt wird. Denn, warum sonst geht man gerade in diese Länder? Man könnte ja die Forschungen auch in den Industrieländern betreiben. Angeblich seien die Vorschriften überall auf der Welt gleich, sie richten sich nach dem sog. "Nürnberger Code", der nach dem 2. Weltkrieg beschlossen wurde und besagt, daß medizinische Experimente an Menschen, wenn sie innerhalb ziemlich klar festgelegter Grenzen bleiben, der ärztlichen Ethik entsprechen müssen. Es ist alles entsprechend festgelegt, wenn es interessiert, siehe hier: http://www.fuente.de/bioethik/nuernb.htm
    Ein Argument für den Gang in die armen bzw. Entwicklungsländer ist, welches ich auch verstehe, daß dort viele Menschen noch nie oder äußerst selten Medikamente genommen habe und deren Körper sozusagen rein ist, was das betrifft. Das ist sicher interessant für die Wissenschaftler. Nur, der Gedanke kommt mir gerade, wenn die Medikamente (dann ja vorwiegend doch in den Industrieländern angewandt werden sollen), ist hier wohl kaum einer "sauber", was vorherige Medikamenteneinnahmen betrifft und man das auch einkalkulieren und testen muß.
    Mein Fazit...
    Versuche ja, aber unter der bestmöglichsten Aufklärung und wenn möglich in den Industrieländern unter entsprechender Betreuung und Bezahlung. Und falls die Versuche in ärmeren Ländern oder Entwicklungsländern stattfinden sollen, dann müssen die Maßstäbe genau die gleichen sein, was Aufklärung, Betreuung und Bezahlung angeht. Es dürfen keine Unterschiede gemacht werden! Die Gutgläubigkeit und Dankbarkeit der Menschen darf nicht ausgenutzt werden!
    Nach wie vor macht es mich fassungslos, wütend, geht mir nicht in den Kopf, daß Menschen immer wieder und weiter unterschiedlich behandelt werden. Das gilt ja nicht nur für dieses Thema, es findet ja auch tagtäglich hier statt. Es ist wohl leider ein frommer Wunsch, daß sich da bald etwas ändert. Man kann nur im eigenen Dunstkreis dagegen anarbeiten.

    Tobias



    Re: Globalisierung

    Rheinperle - 27.11.2007, 11:31


    Probanden aus den "Drittländern" für Medikamenteausprobieren , Organentnahmen von Menschen aus "Drittländern". Was können wir dagegen tun ? Nichts!!! Das ist das Schlimme!!!
    Was geschieht in unserem Land: Ich hatte mir das Sprunggelenk gebrochen, wurde im Krankenhaus operiert und erhielt von dort einen sechswöchigen Gips. Danach mußte ich mich auf die Suche begeben, wer berechtigt ist, mir diesen wieder zu entfernen. Das Krankenhaus darf dies nur bei Privatpatienten, das war ich jedoch nicht, ich war und bin Kassenpatient . Ich fand dann doch noch einen Arzt, der mich von dem Gips befreit hat.


    Rheinperle



    Re: Globalisierung

    la-piccola - 27.11.2007, 14:42


    Hallo ihr Lieben,
    da sich das Thema hier nun so entwickelt hat, möchte ich euch nun auch berichten, warum ich ich mich momentan wenig melde, und was wir erlebt haben.
    Vor 3 Wochen wurde unser Vati (77) mit Verdacht auf Zungenkrebs in die Uni nach Freiburg geschickt.Nach 4 Stunden Wartezeit in der HNO bekam er (2 Minuten) einen Termin zur stationären Gewebeentnahme in 1 Woche.
    Donnerstags um 8Uhr war Aufnahme, Freitag um 14 Uhr war OP, mittags kam er aufs Zimmer zurück und als ich um 18 Uhr anrief, hieß es, er müsse über Nacht auf die Wachstation, weil sich ein großes Lippenödem gebildet hätte.Am Samstag war ich dann bei ihm und es ging ihm einigermassen gut.Am Montag wurde dann noch ein MRT gemacht und am Dienstag wurde er entlassen.Termin für die Ergebnissbesprechung 9 Tage später. An diesem Donnerstag bekam er dann einen Termin um 8 Uhr , da war noch nicht mal die Ambulanz geöffnet und er musste draussen 10 minuten warten, drinnen dann waren es 3 1/2 Stunden, und da sagte man ihm dann in 3 Minuten, er hätte also Weichgaumenkrebs, der nicht mehr operabel sei, man müsse nun eine Chemo machen und eine sechswöchige tägliche Bestrahlung, die man ambulant machen könne.
    Das wars dann.Ach ja, und am Montag solle er um 8 Uhr in die Robert koch Klinik kommen, da würde man ihm dann einen Port legen. ???Wir haben uns kundig gemacht und ihm das erklärt.
    Mein Bruder rief darauf hin die Stationsärztin an und beschwerte sich über diese Behandlungsweise und sie entschuldigte sich dafür.!!!
    Gestern nun fuhr meine Schwester mit 6 Monate altem Baby mit Vati in die Klinik, zuerst 2 Stunden warten, dann 1 Stunde OP dann 1 Stunde aufwachen, 1/2 Stunde warten,Lungen röntgen, 1 Stunde warten, bis jemand das Röntgenbild begutachtet, nach fast 6 Stunden konnten sie dann zusammen heimfahren und jetzt kommt das Dickste:
    kurz vor zuhause bekam meine Schwester, während der Autofahrt einen Anruf aus der Klinik, sie solle sofort umkehren und wiederkommen, es gäbe da wohl eine kleine Komplikation.Sie sagte aber, sie wären gleich zuhause, mein Vater, der Diabetiker ist und seit 16 Stunden nichts mehr gegessen hätte, wäre völlig am Ende und sie und der Kleine auch.Wenn sie was gegessen hätten, käme sie wieder.
    Als sie dann 1 1/2 Stunden später wieder in die Klinik kamen, wurde er sofort in den OP gebracht, wo man ihm eine Drainage legte, er hatte einen massiven Pneumothorax, das heißt, bei dem Legen des Ports geriet Luft in den Lungenraum, wo eigentlich aber ein Vakuum herrscht.Es hätte also durchaus passieren können, dass er während der Fahrt kollabiert und nicht auszudenken, wie meine Schwester mit Kind das bewerkstelligt hätten...
    Es kann passieren, dass sowas während der OP passiert, sollte aber nicht , aber, dass man jemand entlässt, ohne das Rö- Bild richtig anzuschauen, das darf nicht passieren.Und , Luca, das wirst du ja wissen, einen Pneumothorax kann man eigentlich nicht übersehen.Gestern abend dann hat mein Bruder noch tel. Randale gemacht, er hatte leider Nachtdienst (Polizei) und wir konnten nicht persönlich in die Klinik.Vor allem waren die verschiedenen Untersuchungen immer woanders, es gibt keinen, der zuständig ist und jeder schiebt alles immer ab auf noch jemand anders.
    Nun sind wir damit beschäftigt, eine andere Klinik zu suchen, die die Behandlung übernimmt, denn die Uni ist das allerletzte und unsere Traurigkeit ist momentan in eine unglaublichen Aggressivität gewechselt.
    Es gab weder ein einfühlendes Gespräch oder eine psychologische Betreuung, noch eine ausreichende Aufklärung über diese ganzen Massnahmen.So sieht unsere zweiklassige medizinische Betreuung aus.Wenn ihr mögt, werde ich euch berichten, wie es weitergeht, ich musste einfach mal losswerden, was mich im Moment so sehr beschäftigt.



    Re: Globalisierung

    Luca - 27.11.2007, 19:45


    Liebe la-piccola,

    das sind ja ganz schlechte Nachrichten von Dir!
    Da mußtet Ihr ja zwei Dinge verarbeiten. Zum einen die Diagnose von Eurem Vater und dann noch diese Behandlung in der Klinik! Unglaublich, einen älteren Herren mit diesem Befund ewig warten zu lassen, so abzufertigen und nicht psychologisch bzw. wenigstens wärmend-zwischenmenschlich mit ihm und Euch als Angehörigen umzugehen, ein Gespräch anbieten, wo Ihr Fragen stellen könntet.
    Bei einem so begründeten Verdacht auf Krebs ihn auch noch so lange warten zu lassen, bevor genauere Untersuchungen stattfanden... - grob fahrlässig! Ich habe es schon anders erlebt (bei Hautkrebs), vom Hausarzt gleich in die Klinik, Untersuchung, nächsten Tag OP!
    Auch, daß während der ganzen Prozeduren nicht Rücksicht auf seine Diabetes genommen worden ist...
    Der Gipfel ist, ihn mit einem Pneumothorax fahren zu lassen! Da hätte ja wirklich wer weiß was passieren können! Ich bin fassungslos. Ob da überhaupt jemand richtig auf das Röntgenbild geschaut hat?!
    Als wäre die Diagnose nicht schon schlimm genug und braucht Zeit und Kraft, um sie zu verarbeiten, sich noch mit solchen Dingen herumschlagen zu müssen, was Kraft braucht, die man für anderes nötiger braucht!
    Hoffentlich findet Ihr wenigstens jetzt schnell und unkompliziert eine andere Klinik!
    Kein Wunder, daß Dir hier der Gedanke nach einer Zweiklassenmedizin gekommen ist!
    Ich wünsche Dir und Eurer Familie all die notwendige Kraft, die Ihr braucht und Ärzte und Pflegepersonal, die Euch gewissenhaft und einfühlsam begleiten.

    Luca



    Re: Globalisierung

    Rheinperle - 27.11.2007, 20:05


    Liebe la piccola,
    auch ich bin fassungslos über Deinen Bericht. Was ist da ein Beinbruch für eine Bagatelle??? Ich wünsche Euch und vor allem Deinem Papa.........einen Krankenpfleger wie Luca.

    Rheinperle



    Re: Globalisierung

    Hospes - 27.11.2007, 20:23

    medizinische Behandlung
    Liebe la-piccola,

    dass Deine Gefühle langsam in Aggression münden kann ich gut verstehen.

    Einer meiner Brüder hatte vor einigen Wochen einen bösen offenen Bruch.
    Er hatte großes Glück, dass er abseits der Straße bewusstlos gefunden wurde.
    Im Krankenhaus - er hatte ja nichts dabei, musste er nach Tagen und vielem Nachfragen z.B. mit der Zahnpasta von Verstorbenen vorlieb nehmen.
    Bei etlichen Nachterminen musste er, obwohl körperlich kaum in der Lage, stundenlang stehend (kein Stuhl da, kein Personal da) auf eine entsprechende Behandlung warten - schlichtweg organisatorisches Versagen.
    Er hat schon überlegt, sich an entsprechender Stelle zu beschweren. Nur, wenn wieder etwas passiert und er ist in der Gegend durchaus bekannt, wie wird dann mit einem Kritiker umgegangen? Er wollte diesen Gedanken gar nicht weiter denken. Mein Bruder ist Privatpatient.

    Ich lobe mir da meinen Hausarzt. Er ist nur etwas älter als ich und muss bis 65 arbeiten, damit seine Bezüge im Ruhestand einigermaßen stimmen. Er ist immer da, nimmt sich Zeit, erklärt und kommt auch nach Hause. Außerdem ist er ein großer Goetheliebhaber.

    Ich frage mich, warum die Krankenhäuser trotz horrend steigender Kosten angeblich nicht mehr auf ihre Kosten kommen.

    Mein Vater musste nach einer Augenoperation in der Klinik in ein so kleines Zimmer, dass meine Mutter mit ihrem Rollator nicht durch die Türe kam. Es war ein Zweibettzimmer. Dafür sollte mein Vater pro Übernachtung (er hing an keinem Schlauch etc.) 1000 € (richtig!) zahlen. Mein Vater ist Privatpatient.

    Meine Frau hatte vor einigen Monaten eine Knieoperation. Vorher wurde eine CT angefertigt. Vor der Operation erklärte der ihr unbekannte Operateur, er könne im Krankenhaus die CD-ROM nicht lesen. Ich konnte die Bilder am Computer ohne Probleme ansehen. Meine Frau ist Kassenpatientin. Der Meniskus ist inzwischen weg.

    Hospes



    Re: Globalisierung

    tosa34 - 28.11.2007, 02:50

    Re: Bittere Pillen
    Zitat von Tobias:

    Versuche ja, aber unter der bestmöglichsten Aufklärung und wenn möglich in den Industrieländern unter entsprechender Betreuung und Bezahlung. Und falls die Versuche in ärmeren Ländern oder Entwicklungsländern stattfinden sollen, dann müssen die Maßstäbe genau die gleichen sein, was Aufklärung, Betreuung und Bezahlung angeht. Es dürfen keine Unterschiede gemacht werden! Die Gutgläubigkeit und Dankbarkeit der Menschen darf nicht ausgenutzt werden!
    Nach wie vor macht es mich fassungslos, wütend, geht mir nicht in den Kopf, daß Menschen immer wieder und weiter unterschiedlich behandelt werden. Das gilt ja nicht nur für dieses Thema, es findet ja auch tagtäglich hier statt. Es ist wohl leider ein frommer Wunsch, daß sich da bald etwas ändert. Man kann nur im eigenen Dunstkreis dagegen anarbeiten.

    Da stimme ich völlig mit Dir überein, Tobias. Die Leute müssen genau wissen, was vorgeht, und die ärztliche Überwachung muss so genau sein, dass den Versuchen sofort Einhalt geboten werden kann.

    Leider habe ich das Programm nicht bekommen. Ich glaubte, es sei das gleiche wie N24. Offenbar ein Irrtum.

    Tosa.



    Re: Globalisierung

    tosa34 - 28.11.2007, 03:11


    Liebe, liebe la-piccola,
    Dir und Deiner Familie, und vor allem Deinem Vater, die besten Wünsche und Gedanken.
    Was sind das für Schauergeschichten, die Ihr da habt.

    Ich will eine von hier entgegenstellen:
    Mein Mann fing gerade vor einem Jahr an, mit Bestrahlungen für Prostatakrebs behandelt zu werden. (Es geht ihm gut!) Wir pilgerten also 8 Wochen lang jeden Morgen in die Universitätsklinik, die zum Glück ganz in der Nähe ist. Er wurde dort so liebevoll umsorgt, dass es ihm fast leid tat, als die Behandlung zu Ende war. Und im Wartezimmer wurden wir (meist) Ehefrauen mit Kaffee und Weihnachtsplätzchen verwöhnt, ganz zu schweigen von den netten Pflegern, die immer zu einem Schwätzchen kamen.
    Jeden Freitag war nach der Bestrahlung ein Gespräch mit der aufsichtführenden Ärztin, die erst den Bericht aus der Radiologie (?) las, und uns dann in ihr Sprechzimmer holte. An einem Freitag warteten wir fast eine Stunde auf sie. Schliesslich kam sie und entschuldigte sich über und über, man hätte vergessen, ihr den Bericht zu bringen. Am nächsten Vormittag kam ein Lieferwagen und brachte einen großen Blumenstrauß vom Radiologie-Team mit einem Entschuldigungsbrief.
    Ich wünsche Euch allen, dass ihr auch so behandelt werdet!
    Gruß,
    Tosa.



    Re: Globalisierung

    tobias - 28.11.2007, 05:40


    Liebe la-piccola,

    ich wünsche Dir und Deiner Familie, daß Ihr schnell eine Klinik findet, in der ihr gut behandelt und betreut werdet! Was Tosa erzählt, klingt ja unglaublich - im positiven Sinne -! Schön wäre es, wenn so etwas allgemein üblich wäre! Was spricht dagegen... es braucht ein wenig Zeit und guten Wille von seiten des Arztes..., mehr eigentlich nicht.
    Ich wünsche Eurem Vater und Euch die Stärke, Kraft und Zuversicht, die Ihr jetzt braucht!
    Mir sind zwei von Deinen so wunderbaren Sprüchen noch im Gedächtnis haften geblieben, die ich jetzt einfach noch einmal hier aufschreiben möchte:

    Nimm jede Stunde als Geschenk und fülle sie mit Deiner Fantasie, Deiner Kraft und vor allem Deiner Liebe,
    damit Dir kein Augenblick als nichtig entflieht, sondern jeder Tag zu einer erfüllten Lebenszeit wird.

    Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart,
    der wichtigste Mensch ist immer der, der dir gerade gegenüber steht.

    Ich finde die beiden Sprüche so schön und kraftvoll! Sie helfen einem, jedenfalls geht es mir so, nicht zu weit voraus zu denken, im Jetzt zu bleiben und da das beste draus zu machen und vielleicht dadurch dann auch Kleinigkeiten wahr zu nehmen, die man sonst u. U. übersehen hätte.

    Tobias



    Re: Globalisierung

    tobias - 28.11.2007, 05:43


    Tosa, N 24 und n-tv sind leider zwei verschiedene Sender.
    Aber beide sind bekannt für interessante und gute Dokumentationen und Reportagen. Von Zeit zu Zeit wird viel wiederholt. Falls diese Sendung noch einmal kommt, sage ich Dir Bescheid.
    Würdest Du den n-tv überhaupt empfangen können?

    Tobias



    Re: Globalisierung

    Hospes - 28.11.2007, 08:27

    Trost
    Liebe la-piccola,

    für Dich habe ich eine schöne Zeile gefunden:

    Dunkelheit
    von Annegret Kronenberg

    Lass dich nicht von der Dunkelheit erdrücken.
    Jeder Tunnel hat irgendwo ein Ende und es wird wieder hell.

    Auch ich wünsche Kraft und baldige Genesung!

    Hospes



    Re: Globalisierung

    karin - 28.11.2007, 12:54


    Liebe la-piccola,

    bin entsetzt wie alle anderen über die Diagnose, die Behandlung in der Klinik im fachlichen wie im menschlichen Bereich und natürlich über den Pneumothorax, der selbst für einen medizinischen Laien auf einem Röntgenbild ersichtlich wäre. Dir und Deiner Familie kann ich nur wünschen die Aggressionen umzuwandeln in Kampfgeist und gutes Durchhaltevermögen.

    Ich wünsche Deinem Vater gute Besserung, mein Mitgefühl mit euch allen bei diesem Schicksalsschlag. Ebenso hoffe ich die nun folgenden Ärzte mögen mehr Kompetenz und Verständnis haben.

    Alles Liebe und Gute wünscht Karin :)



    Re: Globalisierung

    la-piccola - 01.12.2007, 12:00

    Danke
    Zuerst mal ganz lieben Dank für eure guten Wünsche.Es tut gut, in so einer Situation sich verstanden zu wissen.
    Nach einigen Telefonaten und Infos einholen unsererseits, hat sich mein Vati nun entschlossen, die Chemo und Bestrahlung durchzuziehen, am 12. wird er stationär aufgenommen in der Tumorbiologie und nun schauen wir halt mal, wie und ob er sie verträgt und durchhält.Es kommt mit Sicherheit eine schwere Zeit auf uns zu, aber wir werden sie gemeinsam durchstehen- das ganz normale Leben geht halt weiter.
    Euch allen hier ganz liebe Adventsgrüße



    Re: Globalisierung

    Luca - 11.05.2008, 07:35

    Grüne Energie
    In der letzten Zeit habe ich mir einige Gedanken über die sog. "grüne Energie", besonders den Biosprit gemacht.
    Natürlich ist es wichtig, daß der Luftverschmutzung Einhalt geboten wird. Aber je mehr Energie aus z. B. Mais, Raps usw. gewonnen wird, um so mehr müssen wieder die Menschen drunter leiden, die sowieso schon wenig bis gar nichts haben. Kleinbauern werden enteignet, damit einige große Firmen, dort die Felder bebauen können. Vor allem in Afrika und Asien werden die Grundlagen für eine Minimalernährung entzogen, weil kein Platz mehr bleibt für Anbau der Nahrung für die Menschen dort.
    Ich finde das eine bedenkliche Entwicklung und frage mich, wo und wie man da vernünftige Prioritäten setzen soll.
    Gestern hörte ich von einer Alternative, der Purgiernuss oder auch Jatropha genannt. Wegen ihres giftigen Saftes wird sie von Tieren kaum gefressen, kann sich also gut verbreiten. Aus dem Samen kann man Öl gewinnen und Biodiesel erzeugen.
    Der Anbau in Indien wird von der Weltbank unterstützt, und zwar unter folgenden Bedingungen:
    * keine Nutzung von fruchtbarem Land
    * geringe Transportkosten
    * angemessene Löhne
    * Vermeidung von Erdölimporten
    Das finde ich einen guten Anfang, aber ist natürlich noch etwas wenig.

    Vor einigen Tagen hörte ich noch folgendes (habe aber nicht alles und den Zusammenhang mitbekommen). Es war provokativ, sollte aber wohl so sein. Ich glaube, es hat Frau Merkel gesagt:
    Inhaltlich ging es darum, daß ja die Menschen der Dritten Welt in etwa eine Mahlzeit pro Tag haben. Würden jetzt alle diese Millionen Menschen auch drei Mahlzeiten am Tag haben können, woher würde man die ganzen Nahrungsmittel nehmen...?!
    So in etwa habe ich es mir behalten bzw. verstanden. Ich weiß nicht, was das Oberthema war, fand den Gedanken aber interessant weiter zu denken. Hat die Welt genug Rohstoffe und Essen für alle? Profitieren die "reichen" Länder nicht von den armen? Leben wir u. U. auf Kosten dieser Menschen? Oder ist alles einfach nur schlecht verteilt?
    Und wenn wir auf dieser Grundlage dann noch an den Biosprit denken, dann wird es wirklich eng...

    Luca



    Re: Globalisierung

    Rheinperle - 11.05.2008, 09:51


    Ich habe mal vor einiger Zeit einen Bericht gelesen, der mich auch sehr nachdenklich gestimmt hat.

    http://www.regenwald.org/regenwaldreport.php?artid=229

    Luca, ich denke auch wie Du, dass wir die Zweit- und Drittländer ausbeuten. Ich denke aber auch, dass, wenn der Erdölbedarf nicht so hoch wäre, es noch viel mehr Drittländer auf diesem Planeten gebe, aber vielleicht auch weniger Kriege. Und wenn die Welt auf Bioenergie umsteigt, kommt das gleiche dabei heraus, wäre dann auf ander Länder verteilt. Es ändert sich nichts, weil unsere Bedürfnisse da sind. Die habe ich und Du und alle anderen in den Erstländern und wir können und wollen nicht zurückschrauben, weil wir hier in dieser Gesellschaft geboren und aufgewachsen sind. Das ist wie mit der Religion. Warum bin ich ein Christ?

    Ich möchte Euch mal noch über folgendes Kuriosum berichten:
    In Karlsruhe gibt es eine große Straße, die Süd mit Nord verbindet. Seit Jahren wird hier mit Messstationen die Feinstaubbelastung geprüft. Eine Woche vor dem 1. Mai 2008 wurde die Durchfahrt für Fahrzeuge über 3,5 t verboten. Nun müssen die Fahrzeuge über 3,5 t große Umwege über andere Straßen, die nicht gemessen werden in Kauf nehmen um an ihr Ziel zu gelangen. Wie ich der Presse entnehmen konnte, zeigen die Messstationen in dieser Straße deutlich günstigere Werte. Am Freitag habe ich ein großes Städtisches Müllauto auf dieser Straße gesehen.

    Ist das nicht so insgesamt genial daneben?


    Rheinperle



    Re: Globalisierung

    la-piccola - 12.05.2008, 23:08


    Oh Perlchen, es ist so einiges genial daneben und man fragt sich manchmal, was und wie manche Menschen so denken und entscheiden, und das nicht für sich alleine, sondern für viele Millionen andere mit.
    Nur gut, dass es immer wieder Menschen gibt, die aufrütteln und auf manche Missstände hinweisen.



    Re: Globalisierung

    karin - 14.06.2008, 16:38


    Ich wusste nicht genau wo ich den Beitrag unterbringen sollte, da aber die Millionen deutscher Auswanderer zur Globalisierung beitrugen habe ich gedacht hier zu schreiben.

    Wer nachlesen möchte wie vor 200 Jahren die vielen deutschen Auswanderer nach Amerika kamen ist hier richtig.
    Heute vormittag habe ich bei Planet Wissen diesen informativen Beitrag gesehen. Vielleicht hat der eine oder andere Interesse ein wenig zu stöbern.

    http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,F39C5C495A3503ECE0340003BA17F124,,,,,,,,,,,,,,,.html

    LG Karin :)



    Re: Globalisierung

    Luca - 04.07.2008, 07:04

    Jeder 5.Betrieb holt seine Produktion aus dem Ausland zurück
    Gestern stieß ich auf folgenden Artikel:
    http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/23/0,3672,7261943,00.html
    Jeder fünfte Betrieb holt seine Produktion aus dem Ausland zurück
    Das finde ich doch eine sehr gute Entwicklung! Dagegen steht zwar, daß noch jeder elfte Betrieb Teile seiner Produktion ins Ausland verlegt, trotzdem finde ich, daß es einen positiven Trend darstellt. Ich denke, daß auf Dauer die Qualität zählt (Made in Germany) und die Firmen einsehen, daß es doch nicht so nachteilig ist, im eigenen Land zu bleiben...

    Luca



    Re: Globalisierung

    la-piccola - 17.08.2008, 22:39


    Passt das auch in diese Rubrik???
    Ist ja eigentlich nur ein kleiner Fisch, wenn man manchmal mitbekommt, was da so alles läuft und fliegt...aber doch in gewisser Weise bedenkenswert...
    http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=3866608/uq986y/index.html



    Re: Globalisierung

    Hospes - 18.08.2008, 12:42

    Schavan
    ... und sie predigen Wasser und saufen selbst Wein.

    Hospes



    Re: Globalisierung

    karin - 18.08.2008, 19:19


    Lieber Hospes,

    Dein Spruch passt wie die Faust aufs Auge. Dem kann man eigentlich nichts mehr hinzufügen.

    Es ist schier unglaublich was sich viele oder sogar die meisten Grosskopferten leisten.

    LG Karin :)



    Re: Globalisierung

    Luca - 31.08.2008, 14:15


    Gestern habe ich einen Bericht über Kindersklaven in Neu Delhi gesehen. Das hat mich doch erschüttert. Kinder ab vier Jahren müssen schon arbeiten! Den Eltern werden die Kinder entweder weggenommen oder sie sind so hoch bei "ihrem Herrn" verschuldet, daß ihnen nichts anderes übrig bleibt, als die Kinder arbeiten zu lassen. Die Kinder arbeiten 11 - 12 Stunden am Tag oder mehr, oft in Hinterzimmern oder Höhlen, Tageslicht Fehlanzeige, Schulbildung ist sowieso kein Thema! Zum Schlafen werden die Arbeitstische hochgeklappt, die Kinder schlafen auf dem Fußboden. Ihr Boss sagt stolz, daß sie so auch nachts zur Verfügung stünden, falls ein größerer Auftrag käme, alles würde umgehend erledigt werden...
    Sie fertigen Billigwaren für den Westen an oder auch Dinge von höherer Qualität, sie selber bekommen praktisch nichts dafür. Besonders hart ist die Arbeit in den Steinbrüchen, wo selbst die Kleinen schon die Steine schleppen und zerkleinern müssen! Die Ausrede deutscher Großhändler ist, daß sie ja nicht alle Zulieferer kennen und kontrollieren können und somit Kindersklaven billigend in Kauf nehmen. Der Gipfel ist, daß sie oft noch falsche Unesco-Zertifikate haben, um nach außen hin sauber und integer zu erscheinen...
    Auch die Stadt Köln hat Pflastersteine aus Indien verbaut, und das nicht zu knapp...
    http://www.wdr.de/tv/diestory/sendungsbeitraege/2008/0825/index.jsp
    http://de.tv.yahoo.com/20072008/20/ard-exclusiv-kindersklaven-verlorene-kindheit-indien.html

    Oft wünschte ich mir, ich würde nicht so ohnmächtig davor stehen! Natürlich kann ich das Meine dazu tun, ich kann meine Umgebung sensibel machen, aber ich kann keines der Kinder retten! Nichts desto trotz, diesen kleinen Teil kann ich wenigstens tun.

    Luca



    Re: Globalisierung

    Hospes - 03.09.2008, 19:53

    Kindersklaven
    Lieber Luca,

    leider hast Du wieder einmal vollkommen recht.

    Ich möchte noch einige Anmerkungen anbringen:

    Aus abgelegenen Alpentäler mussten immer wieder Kinder in das Voralpenland ziehen, weil ihre Eltern sie nicht mehr ernähren konnten.

    Ich weiß, dass in etlichen ausländischen Familien junge Mädchen wie halbe Sklavinnen gehalten werden. Sie werden sogar von sehr viel jüngeren Brüdern herumkommandiert.

    Auch nach dem Krieg mussten Kinder von armen Eltern (Tagelöhner, Kleinbauern) sowohl schon sehr früh zuhause als auch anderswo zum Lebensunterhalt der Familie beitragen.

    Das Märchen "Hänsel und Gretel" zeigt doch ganz deutlich eine solche Situation, in welcher die Eltern die Kinder in den Wald schicken.

    Traurig alles.

    Hospes



    Re: Globalisierung

    Hospes - 20.09.2008, 10:23

    verärgert
    Ich habe heute den folgenden Brief geschrieben und ich werde ihn bald absenden:

    KfW Bankengruppe
    Palmengartenstraße 5-9
    60325 Frankfurt am Main

    Vorgänge KfW

    Als Steuerzahler stelle ich fest, dass beim „Lehman-Vorfall“ fahrlässig auch mein Geld veruntreut wurde.
    Ich verlange daher, dass eine anteilige Zahlung von 100 Euro auf mein Konto überwiesen wird.

    Bin gespannt, welche Reaktion erfolgt.

    Hospes



    Re: Globalisierung

    tosa34 - 20.09.2008, 20:49


    Lieber Hospes,
    sobald ich die $ 3098.- abgezahlt habe, die mich die AIG-Geschichte kostet, und den gleichen Betrag für meinen Mann (dafür sind wir dann stolze Mitbesitzer einer Versicherungsfirma!), und die 38,000$, die im Moment jeder Mensch in den USA an Nationalschuld trägt, werde ich Dir die !00 Euro schicken.
    Sei getrost!
    :shock: Tosa :shock:
    (Lass uns wissen ob Du eine Antwort bekommst, und wie sie lautet!)



    Re: Globalisierung

    karin - 21.09.2008, 19:07


    Es ist ein trauriges Kapitel in der Finanzwelt, wir Steuerzahler zahlen ja auch für das Missmanagement der Landesbanken und das dürfte insgesamt bezogen auf alle Steuerzahler, (weiss ja nicht wie viele es gibt) sehr kostspielig werden.

    Wie hoch mag wohl unsere Staatsverschuldung sein? Im Moment sieht alles nicht gerade rosig aus. Es sind zu viele Raffgeier und Dilettanten in hohen Positionen, hinzu kommt natürlich ein Korruptionsvorwurf nach dem anderen.

    LG Karin :)



    Re: Globalisierung

    Hospes - 26.09.2008, 19:22

    der zweite Brief
    Habe jetzt meinen zweiten Brief geschrieben:

    Herrn
    Bundesfinanzminister Peer Steinbrück
    Bundesministerium der Finanzen
    Wilhelmstraße 97
    11016 Berlin


    Vorgänge bei IKB und KfB


    Sehr geehrter Herr Minister,

    bei der KfW wurden durch grob fahrlässiges Verhalten der Verantwortlichen
    dreistellige Millionenbeträge in den Sand gesetzt.
    Bei der Mittelstandsbank IKB wurden Milliarden an Steuergeldern sinnlos
    verschwendet, um die Bank letztendlich zu einem Spottpreis zu veräußern.

    Hier bin ich als Steuerzahler direkt betroffen. Es ist auch mein Geld.
    Ich fordere Sie deshalb auf, mir die von mir nicht zu vertretenden Verluste
    zu erstatten.
    Ich gehe dabei von zunächst 1000 € aus.

    Sollte das nicht möglich sein, teilen Sie mir bitte rechtswirksam mit, wie ich zu dem veruntreuten Geld kommen kann.

    Langsam werde ich sauer.

    Hospes



    Re: Globalisierung

    tosa34 - 28.09.2008, 01:40


    Lieber Hospes,
    wenn man Deinen Brief für bare Münze nimmt, kann man in ihm eine Bestätigung Deines "dum spiro, spero" sehen.
    Man kann nur wünschen, dass tausende von Steuerzahlern solche Briefe schrieben. Vielleicht wären wir dann fïr irgendjemand nicht nur Ziffern.
    Weiter so!
    Tosa.



    Re: Globalisierung

    Hospes - 03.10.2008, 20:03

    Stoiberbrief
    Langsam mucke ich immer mehr auf.
    Habe gerade einen Brief an Stoiber geschrieben. Er kommt morgen in den Briefkasten.

    Herrn
    Dr. Edmund Stoiber
    Wagmüllerstraße 18
    80538 München

    Sehr geehrter Herr Dr. Stoiber,

    Sie haben vor etwa einem Jahr die Stelle eines Beraters für Bürokratieabbau in Brüssel übernommen.
    Sie und Ihre Mitarbeiter kosten dem Steuerzahler viel Geld.
    Daher würde mich interessieren, wie viel Bürokratie bislang abgebaut und wie viel Geld dabei eingespart wurde.

    Mit freundlichen Grüßen

    Hospes



    Re: Globalisierung

    Hospes - 20.03.2009, 17:50

    e-mail
    Hallo Ihr Lieben,

    habe eine Spam-Mail bekommen.
    Ich kann mit 30% Gewinn rechnen!
    Ich möchte Euch den Beginn und den Schluss der Mail nicht vorenthalten:

    Für Ihre Aufmerksamkeit:
    Ich bin Engr. Ndema Nosiviwe, der in Kwazulu Natal in Südafrika Arbeiten
    mit dem Südafrika-Abteilung für Bergbau und Energie.

    Ich erwarte Ihre Bestätigung meiner Mitteilung beim Beten, dass dies der
    Beginn einer lebenslangen Partnerschaft zwischen uns.

    Vielleicht sollte Herr Nosiviwe mit dem Papst zusammen beten. Der ist doch gerade in Afrika unterwegs.

    Grüße

    Hospes



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