Hallo ZUSAMMEN,
als ich vor wenigen Wochen mit Wolfgang über das Thema Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person (in einem Fiat Panda ö.ä. - hier habe ich in Rücksicht auf die meisten User auf einen Seat Marbella zugegriffen) sprach kamen wir auf die Idee dieses Thema hier mal zu dokumentieren um zu zeigen wie die Feuerwehr in einem solchen Falle arbeiten würde/könnte - wenn es den einen oder anderen von Euch interessiert würde ich dieses Thema ggf. bei Gelegenheit fortsetzten. Das ich hier keine Orignialfotos von Verkehrsunfällen reinstelle versteht sich glaube ich von seber - gleiches bitte ich auch Euch nicht zu tun. Es handelt sich um einen bzw. mehrere Übungsabende der Feuerwehr...
Bei der Meldung VU (Verkehrsunfall) mit eingeklemmter Person würde die Feuerwehr wie folgt u.U. (grob dargestellt) vorgehen...
Alarmierung per Funk, Austrücken nach ca. 6 Minuten, Eintreffen vor Ort am Unfallort nach ca. 10 Minuten. Zeitfaktor für die kompl. Rettung bei Verkehrsunfall ist vom Absetzten des ersten Notrufes bis auf den OP-Tisch ca. 1 Stunde - hier spricht man von der goldenen Stunde. Dies ist aber von den unterschiedlichsten Faktoren bestimmt bzw. wird durch diese deutlich beeinflusst. Am Unfallort Erkundung durch die Feuerwehr und erste Übernahme der psy. Betreuung des Patienten. Zeitgleich Beginn der technischen Rettung - ggf. Nachalarmierung weiterer Kräfte. Jetzt finden bereits die ersten Arbeiten der Rettung zeitgleich statt. Da ich hier keine zeitgleiche Rettung darstellen kann werde ich nach und nach einige "Baustellen" für Euch dokumentarisch versuchen darzustellen...
...zeitgleich mit mehreren anderen Arbeiten der "Technischen Hilfeleistung" beginnt die Schaffung eines "Erstzuganges" - Einstieg für den betreuenden Feuerwehrmann etc. - dieser wird ggf. durch den zeitgleich oder später eintreffenden Rettungsdienst/Notarzt ggf. abglelöst...
...je nach Lage des Fahrzeuges sollte dieser Erstzugang eine große Öffnung darstellen - somit bietet sich häufig der Heckeinstieg an...
...im Falle eines Fiat Panda (hier Seat Marbella) ist das sogenannte Glasmanagement relativ simpel - Gummidichtung aufschneiden...
...rausbröseln - je nach Alter und Zustand aber manches Mal gar nicht so einfach...
...und dann die Scheibe möglichst komplett rausnehmen - und das Ganze mit den dicken Handschuhen...
...übergeben der rausgenommenen Scheibe an den nächsten Trupp und ran an die nächste Scheibe...
...der nächste Trupp beseitig währenddessen die/alle "abgenommen" Teile sorgfälltig außerhalb eines 5-/10Meterkreises an einem hierfür speziell vorgesehenen Ablageplatz für die spätere Arbeit der Polizei etc....
...eine andere aufwendigere Methode (gerade bei geklebten Scheiben - häufig bei neuen Automodellen verwendet) ist das abkleben und gesicherte zerstören von Scheiben...
...hier wird sorgfälltig und schnell mit einem Paketabroller und dazugehörigem Paketband die Scheibe komplett im ZickZackmuster abgeklebt...
...welches zwar einfach aussieht aber unter Stress und vielleicht sogar bei anhaltendem Regen oder Frost so seine Tücken mit sich bringt...
...anschließend wird möglichst weit weg vom Patienten ein sogenanter Federkörner angesetzt und ausgelöst...
...dieser Ferderkörner zerstört die Scheibe komplett und lässt das Glas in tausend Stücke zerspringen die nun (hoffentlich) an der geschaffenen ZickZackfolie hängenbleiben...
...nun ist es ein leichtes mit der durch den Handschuh geschützen Hand die Scheibe aufzubrechen...
...und im gleichen Zuge möglichst in einem kompletten "Glaspuzzel" rauszunehmen um es anschliessend wieder wie gehabt zu übergeben...
...Sekunden später ist bereits die nächste Scheibe fällig (so nen Auto hat ne ganze Menge davon - und wenn das Dach ab muss/soll müssen sie alle raus...
..dieses Mal (weitere mögliche Methode) mit einer sogenaten "Malerfolie" schnell und in einem Rutsch montiert...
...eingepackt wie "Gefriegut" ist nun auch diese Scheibe zur "gesicherten Zerstörung" fällig...
...Federkörner angesetz, ausgelöst - Scheibe in tausend Stücke und denoch komplett...
...bereits jetzt hat der Rettungsdienst/der Notarzt diverse "Zugriffsmöglichkeiten" auf den Patienten. Die technische Vorgehensweise wird immer in großer Kooperation mit dem DOC (der das Sagen vor Ort hat) abgesprochen. Diese Vorgehensweise kann sich aber auch von einem Augenblick auf den anderen durch den Zustand (häufig unklar) des Patienten ändern...
...und das gleich schnell - hunderttfach geübt - ohne ein Wort (es wird so gut wie nicht gesprochen am Unfallort - Belastung für den Patienten) noch einmal...
...Routine bei einer Übung ist etwas ganz anderes als Routine im Ernstfall - häufig verstecken sich schreckliche Bilder hinter diesen Scheiben kombiniert mit Geräuschen und Gerüchen die man unter Umständen ein Leben lang als Feuerwehrmann nicht mehr vergisst...
...aber es zählt zunächst nur und in jedem Fall die Rettung des Patienten...
...und dann muss man wie in diesem Fall auch schon mal mit ein wenig Kraft nachhelfen...
...weiter gehts zur Fahrertür und damit zur "brisanten" Öffnung in bezug auf den Patienten - diese Öffnung kann zu jeder Zeit und nach Ansage des Notarztes unverhofft für die Feuerwehr erfolgen - also aufgepasst...
...abgeklebt wie schon bekannt...
...mit der nötigen Rücksicht auf den sich dahinter befindlichen Patienten...
...Federkörner angesetzt, ausgelöst und ggf. mit einer Fussmatte o.ä. zusätzlich gesichert zwischen Patient, Scheibe und Feuerwehr rausgedrückt - fertig...
...auf Anweisung des Gruppenführes die Frontschutzscheibe oben gesichtert (Klebeband o.ä.) - verhindert das evt. spätere Rausrutschen der kompletten Scheibe...
...mit einem Blechaufreisser...
...oder mit der mehrteiligen Glassäge...
...ein Loch in die Frontschutzscheibe geschlagen - dahinter der mit einer Decke und Helm mit Visier gesicherte und von einem Feuerwehrmann/dem Rettungsdienst betreute/versorgte Patient...
...Glassäge angesetzt und in Richtung Fahrertür oberhalb der Seitenrückspiegel gleichmässig und zügig gesägt - geht auch mit einem sogenannten Blechaufreisser, ist aber deutlich mühseliger und für den Patienten anstrengender, manchmal aber nicht anders machbar - Wechsel zur Beifahrertür oder Übergabe an den Kameraden der schon dort steht...
...und das Ganze in die andere Richtung bis die Scheibe komplett in zwei Hälften geteilt im Rahmen hängt...
...Glasmanagement abgeschlossen, das bereits nach Abschluß des Unterbaus und gleichzeit begonnene Blech-/Chassismanagement greift jetzt noch deutlicher...
...wenn ihr auch hieran Interesse habt, bin ich wie schon gesagt bzw. geschrieben gerne bereit die Arbeit der Feuerwehr in Bezug auf einen Verkehrsunfall (VU) mit eingeklemmter Person hier weiter vorzustellen - ich versuche es ohne viel "Feuerwehrfachchinesisch", weiss aber nicht ob mir das wirklich gelingt. Wenn nicht fragt einfach nach!
Ich hoffe, dass keiner von Euch das Ganze live aus dem Inneren eines Fiat Pandas oder aus welchem Auto auch immer erleben muss!
Gruss Heiner