Frühlingsnacht

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    Re: Frühlingsnacht

    Claire - 01.05.2007, 17:40

    Frühlingsnacht
    Frühlingsnacht

    Ein angenehm kühler Wind strich wie eine zärtliche Liebkosung über meine kribbelnde Haut, die für Ende April bereits überraschend dunkel gebräunt war. Das ungewöhnlich heiße, sommerliche Wetter der letzten Tage war eben nicht spurlos an mir vorübergegangen. Kein Wunder, wenn man so wie ich liebend gern mit einem Caipirinha oder Sober Sunday in der Hand im Liegestuhl lag, bestenfalls mit einem Bikini bekleidet und die Nachmittagssonne auf einen herabscheinen ließ. Im Augenblick stand sie allerdings als feuerroter Glutball am westlichen Horizont und versank langsam in den azurblauen Fluten des Ozeans. Es war ein wunderschönes Bild. Fast schon zu schön, um wahr zu sein. Man hätte annehmen können, die Szenerie wäre durch die geschickten Händen eines Computergrafikers entstanden, der sich auf Kitschpostkarten spezialisiert hatte. Ein paar Seevögel, vermutlich Möwen, zogen lauthals krächzend über unsere Köpfe hinweg und flogen hinaus aufs offene Meer. Die hereinbrechende Nacht brachte ihre eigenen Gerüche und Geräusche mit sich. Die Luft war längst nicht mehr so drückend schwer wie tagsüber, sondern irgendwie leichter. Ich atmete einige Male tief ein. Es roch nach Salzwasser, nach noch warmem Sand und - ganz schwach - nach blühenden Kirsch- und Orangenbäumen. Das Ganze vermischte sich mit dem kaum wahrnehmbaren, mir aber umso vertrauterem Geruch, den man nur kennt, wenn man schon einmal auf dem Rücken eines Pferdes gesessen ist. Unter mir schritt Sinwan Al Dabur mit ruhigen, aber dennoch schwungvollen Schritten das Ufer entlang. Seine lange, leicht gewellte Mähne wehte sanft im Meereswind. Für einen Moment lehnte ich mich etwas zurück und schloss die Augen. Das leise Geräusch von Hufen auf nassem Sand, zufriedenes Schnauben. Und Stille. Als ich sie wieder öffnete, warf ich einen Blick zur Seite, wo Nina auf meinem Rapphengst Al Hawal ritt. Meine Freundin hatte sich heute Nachmittag zu einem Spontanbesuch angekündigt, und ich hatte es im Laufe des Abends doch noch geschafft, sie zu einem gemeinsamen Ausritt zu überreden. Nina war nie die begeisterte Reiterin gewesen, sondern hatte sich schon immer eher für das Voltigieren interessiert. Und es da auch in den professionellen Turniersport geschafft. Was jetzt nicht heißen soll, dass sie nicht auch sattelfest war. Das war sie durchaus, wenn man ihre Füße nur in Steigbügel brachte... Beim Gang durch die Stallungen hatte Nina sich dann sofort für Al Hawal entschieden. Kein Wunder, der junge Araber eroberte mit seiner liebenswürdigen Art alle Herzen im Sturm und war unter dem Sattel genauso verlässlich wie sonst auch im Umgang. Die beiden harmonierten jedenfalls wunderbar miteinander. Das ließ das Herz der Pferdebesitzerin natürlich um eine ganze Oktave höher schlagen. Nina wollte Meeresbiologin werden und war schon im dritten Semester. Kaum zu glauben, dass unsere gemeinsame Collegezeit bereits mehr als eineinhalb Jahre zurücklag. Manchmal machte mich das fast ein wenig traurig. So viele gute Freunde, die nun in alle Himmelrichtungen verschwunden waren. Mit Manchen telefonierte man noch ab und zu, andere mailten alle heilige Zeit einmal. Von den Meisten hörte man nur äußerst unregelmäßig und von Einigen auch gar nichts mehr. Mit den Wenigsten traf man sich noch, wenn man genügend Zeit (und Geld) dazu hatte. Zu Nina hatte ich den Kontakt aber nie abbrechen lassen, dafür waren wir einfach nach wie vor noch zu gut befreundet.



    Re: Frühlingsnacht

    Claire - 01.05.2007, 17:40


    „Ich habe jetzt einen Job in einer Bar direkt am Strand bekommen“, sagte Nina und knüpfte an unser Gespräch von vorhin an. „Das Geschäft geht super, die Bude ist jeden Abend gerammelt voll. Ist zwar etwas anstrengend neben dem Studium, aber es macht wirklich Spaß. Man lernt dauernd neue Leute kennen. Aber DER Richtige war bis jetzt natürlich noch nicht dabei.“ Wir lachten beide. Ich wusste noch zu gut, wie froh sie gewesen war, als sie ihrem allzu anhänglichen und leider genauso wortkargen Freund Danny den Laufpass gegeben hatte. Seitdem hatte sie sich in keine feste Beziehung mehr gestürzt, sondern ein lockeres Singleleben bevorzugt. Ohne Verpflichtungen, ohne Stress... und mit verdammt viel Abwechslung.
    „Du musst mich unbedingt an meinem neuen Arbeitsplatz besuchen kommen!“, verlangte Nina, als wir uns wieder einigermaßen gefangen hatten. „Das Memory Lane wird dir gefallen. Am Freitag Abend ist meistens Pokern angesagt, das wäre doch was für dich, oder? Ich spiel auch manchmal mit, wenn es die Arbeit erlaubt. Und ich bin nicht mal schlecht- aber das weißt du ja noch von früher.“
    „Klar. Du hast mich immer abgezockt“, nickte ich grinsend. „Und geblufft wie noch mal was.“
    „Tja. Aber für Las Vegas hat es dann doch nicht ganz gereicht“, scherzte sie und warf ihre schwarzen Haare lachend in den Nacken. „Profipokerspielerin war doch immer mein großes Berufsziel. Obwohl- eigentlich wollte ich ja mal Auftragskillerin werden. Zusammen mit Joe und Raya.“
    „Ihr drei habt euch Kill Bill ein paar Mal zu oft angesehen.“
    „Den kann man gar nicht zu oft ansehen.“
    „OK, OK. Ich sag schon nix mehr. Ich war auch nicht viel besser. Ich und Mischa wollten nämlich ein Puff gründen“, kicherte ich. Natürlich hatten wir das nie ernst gemeint, aber es war doch irgendwie reizvoll gewesen, mit dem Gedanken zu spielen... Vor allem während endlosen, zäh dahinkriechenden Geschichtsstunden...
    „Du und Mischa? Na, das passt ja perfekt“, prustete Nina und lenkte Hawal noch etwas näher an den Schimmelhengst heran. „Also, abgemacht, du kommst gleich nächste Woche zum Pokern. Ich geb dir auch einen aus. Aber lieber erst nach dem Turnier. Sonst beschuldigst du noch mich, wenn du verlierst.“
    „Das werde ich so oder so. Nüchtern oder sturzbetrunken“, prophezeite ich. „Aber was hältst du von einer kurzen Galoppeinlage? Dagegen sieht selbst deine Harley alt aus.“
    „Das will ich sehen“, lachte Nina.
    „Dann halt dich mal gut fest“, sagte ich lächelnd und gab Sinwan den Kopf frei. Der sechsjährige Schimmelhengst schlug ruckartig mit dem Kopf, zögerte, als könnte er es gar nicht glauben, dass er die Erlaubnis hatte, zu rennen.
    „Na los, auf was wartest du?“, ermutigte ich ihn. Da legte er einen Blitzstart hin, der jedem Rennpferd alle Ehre gemacht hätte. Der heftige Gegenwind trieb mir sofort Tränen in die Augen. Sinwan galoppierte wie von der Sehne gelassen dahin. Und Al Hawal setzte ihm begeistert schnaubend nach. Die Pferde wurden schneller und schneller. Ich wunderte mich, wie viel Energie in ihnen steckte, nachdem wir bereits mehr als eine Stunde in Trab und Schritt unterwegs gewesen waren und das auf sandigem Untergrund doch wesentlich anstrengender war als auf Gras. Sinwans Hufe schienen den Sand kaum noch zu berühren, nur das monotone Knirschen unter ihnen sagte mir, dass sie es überhaupt taten. Ich klopfte mit den Fersen vorsichtig gegen seine Flanken, woraufhin er nochmals an Geschwindigkeit zulegte.
    „Das ist toll!“, schrie Nina gegen den Wind an. Ihre Augen strahlten. Und Hawal überschlug sich fast vor Begeisterung und Übermut.



    Re: Frühlingsnacht

    Claire - 01.05.2007, 17:41


    Wie ein weißer Wirbelwind jagte Sinwan die verlassene Küste entlang, den Rapphengst als nachtschwarzes Gegenstück an seiner Seite. Kurz bevor wir am Fuß der großen Klippen ankamen, wendeten ich und Nina sie und ritten die selbe Strecke noch einmal zurück. Und das in vollem Galopp. Der Ausritt war einfach wunderschön, auch wenn wir vier nachher völlig geschafft auf Al Bahid ankamen. Sinwans bebende Nüstern verrieten, dass er nun ziemlich außer Atem war. Ich befreite ihn nach dem Absteigen sofort vom Sattel und Trense. Nachdem ich ihm das Stallhalfter übergezogen hatte, steckte ich den Hengst in die Waschbox und spritzte ihn ab. Besonders begeistert über die Dusche war er nicht, aber er erduldete es dennoch, ohne mit einer Wimper zu zucken. Jetzt kam das Schweißmesser zum Einsatz, bevor ich Sinwan rüber ins Solarium brachte. Nina kümmerte sich derweil im Hawal. Zu guter Letzt führten wir die Pferde in ihre Boxen und verabschiedeten uns von ihnen. Nun ging es nach Hause in die Villa, wo der Grillabend bereits in vollem Gange war.



    Re: Frühlingsnacht

    Claire - 01.05.2007, 17:41


    Die Mädels hatten die große Veranda total romantisch dekoriert, mit unzähligen bunten Windlichtern und farbenfrohen Blütenblättern auf den Tischen. Die Jungs standen wie gelernte Profiköche an den drei Grills, schaufelten Kohle nach, legten Steaks auf und wendeten Würstchen von einer Seite auf die andere. Ein verführerischer Duft kam mir und Nina entgegen, als wie aus der Garage ins Freie traten. „Wow, das riecht ja wahnsinnig lecker!“, freute sich meine Freundin und zog mich an der Hand die Stufen hinauf zur Terrasse. Da hatte wohl jemand Hunger... Nun stellte ich sie erst einmal meinen Chaosladies und den anwesenden Männern vor, dann machten wir uns nützlich und halfen Gina und Leila, die vielen Salatschüsseln aus der Küche zu tragen. Kartoffelsalat, verschiedene gemischte Salate, Nudelsalat, Tomatensalat- der heutige Küchendienst hatte wirklich nichts ausgelassen. Respekt!
    „Cheyenne! Dageblieben!“, hörten wir plötzlich Toby poltern. „Was fällt dir nicht ein, du Monster! Aus!!!“ Kathis freche Hündin hatte sich nämlich ein halb durchgebratenes Steak von einem der Grillgitter gemopst und rannte mit ihrer schmackhaften Beute so schnell sie nur konnte davon. Dicht gefolgt von Bailey, Akiro und Simja, die ebenfalls einen Bissen Fleisch abbekommen wollten. Wie die wilde Jagd persönlich hetzten sie durch den Vorgarten. Am Ende prügelten sich die vier regelrecht um das Corpus Delicti, während Neela das heiß umkämpfte Steak klammheimlich nur wenige Meter von den Streithähnen entfernt verspeiste.



    Re: Frühlingsnacht

    Claire - 01.05.2007, 17:42


    Kurze Zeit später saßen wir alle einträchtig um die aneinandergeschobenen Tische versammelt und schlugen uns die Bäuche mit Gegrilltem und den leckeren Salaten voll. Man wusste gar nicht, wo man anfangen sollte zu essen. Schon nach relativ kurzer Zeit merkte ich, dass ich jetzt eigentlich satt gewesen wäre. Was mich aber nicht davon abhielt, munter weiter zu futtern. Es schmeckte einfach zu gut. Noch ein Löffel hiervon und ein Bisschen davon...
    „Okay, dann hol’ ich mal die Nachspeisen“, kündigte Steffi schließlich an.
    „What???“, stöhnte Martin und schaute mit einem Mal sehr, sehr vorwurfsvoll drein. „Es gibt noch Nachspeise? Wieso sagt mir das keiner, bevor ich mich bis zum Anschlag mit Grillwürstchen voll stopfe???“
    „Damit uns auch noch was von dem Tiramisu bleibt, ganz einfach. Außerdem passt du sonst morgen nicht mehr in deine Reithosen“, stichelte Bibs und duckte sich lachend, als Martin versuchte, sie zu erwürgen.
    „Heyheyhey, Pfoten weg von meinem Schatz!“, warnte Jake meinen Freund mit gespieltem Ernst und legte seinen Arm schützend um die kichernde Bianca. Ich musste ebenfalls anfangen zu lachen. Martin schnitt noch einige aussagekräftige Grimassen in ihre Richtung, dann wandte er sich demonstrativ ab und spielte den Beleidigten. So lange, bis ihm Steffi eine Glasschüssel mit Tiramisu als Versöhnungsangebot vor die Nase stellte.

    „Also, obwohl ich zuvor außer dir noch niemanden gekannt habe, eins muss ich zugeben: langweilig ist mir bestimmt nicht“, stellte Nina tiramisulöffelnd fest und knuffte mich in die Seite. „Ich mag deine Freunde. Die sind alle genauso verrückt wie wir zwei.“
    „Stimmt allerdings“, nickte ich grinsend. Verrückt traf es von allen denkbaren Adjektiven nach wie vor am Besten.



    Re: Frühlingsnacht

    Anonymous - 01.05.2007, 18:01


    *beifall* war ihr leztes wort!



    Re: Frühlingsnacht

    Gina - 01.05.2007, 19:52


    Wahnsinn! Du hast dich mal wieder selbst übertroffen, Claire.



    Re: Frühlingsnacht

    Anonymous - 01.05.2007, 20:03


    du sprichts das aus, was wir alle denken gina!!



    Re: Frühlingsnacht

    Bibs - 02.05.2007, 15:39


    claire! du bist der wahnsinn! ich konnt mich grad total in deinen beri "einfühlen" wahnsinn! hammer! super! klasse! *knuddl* meehr



    Re: Frühlingsnacht

    Anna - 02.05.2007, 21:45


    Bibs hat folgendes geschrieben: claire! du bist der wahnsinn! ich konnt mich grad total in deinen beri "einfühlen" wahnsinn! hammer! super! klasse! *knuddl* meehr
    Dito =) DU sprichst aus meienr Seele, so sähe ein traumtag aus *Sfz*



    Re: Frühlingsnacht

    Melle - 18.05.2007, 22:21


    toll Claire! *lob* *tätschel* :)



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