Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

Rettungsdienst-Forum-4u
Verfügbare Informationen zu "Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: Bushrescue - Reanimator - atomic - ace-hemmer - Rettungsschnecke - Mr.Stitch
  • Forum: Rettungsdienst-Forum-4u
  • Forenbeschreibung: Das Forum rund um den Rettungsdienst und die BOS!
  • aus dem Unterforum: Allgemeines
  • Antworten: 26
  • Forum gestartet am: Dienstag 03.04.2007
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten
  • Letzte Antwort: vor 17 Jahren, 13 Tagen, 4 Stunden, 43 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten"

    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Bushrescue - 16.04.2007, 17:36

    Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten
    Betriebsunfall - Arbeiter lebensgefährlich verletzt

    Stuttgart-Mitte:

    Lebensgefährliche Verletzungen hat am Montagvormittag (16.04.2007) ein 58 Jahre alter Elektriker bei einem Betriebsunfall in der Arnulf-Klett-Passage erlitten. Der Mann musste mit einem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik gebracht werden. Vier weitere Personen wurden zum Teil schwer verletzt.
    Der 58-Jährige war mit seinem 42 Jahre alten Kollegen gegen 10.35 Uhr mit Wartungsarbeiten an einer Schaltanlage der Stuttgarter Straßenbahn AG beschäftigt, als er offenbar in eine Hochspannungsleitung bohrte. Dabei entstand ein Lichtbogen, der den 58-Jährigen traf und lebensgefährlich verletzte. Sein Kollege kam mit leichten Verletzungen davon. Durch die offene Stromleitung entstand ein Brand, vor dem sich die Männer zunächst über eine Treppe in die Arnulf-Klett-Passage retten konnten. Nach der Erstversorgung des 58-Jährigen durch einen herbeigerufenen Notarzt, forderte dieser einen Rettungshubschrauber zum Transport an. Zur Landung des Hubschraubers musste der Arnulf-Klett-Platz für den Fahrzeugverkehr komplett gesperrt werden. Zwischen 10.50 Uhr und 12.00 Uhr kam es dort zu Verkehrsbehinderungen.
    Ein 27 Jahre alter Feuerwehrmann erlitt bei Löscharbeiten ebenfalls einen Stromschlag und ist schwer verletzt worden. Ein eingesetzter 24 Jahre alter Polizeibeamter und ein Mitarbeiter der Stuttgarter Straßenbahn AG wurden durch Rauchgase leicht verletzt. Die vier Männer wurden mit Rettungsfahrzeugen in Krankenhäuser gebracht. Die Ermittlungen dauern an.

    Pressemitteilung Polizei



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Reanimator - 16.04.2007, 18:55


    Hab' mich kurz eingemischt und die Überschrift leicht abgeändert. Jetzt heißt es "FW-Mann". Ich hoffe ist Ok so, Bushrescue?



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Bushrescue - 16.04.2007, 19:07


    Ups, das wollte ich eigentlich auch schreiben :D

    vielen dank, ist okay, wäre ja noch besser wenn der ganze Löschzug ....



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Reanimator - 16.04.2007, 19:12


    ...zum Glück nicht. Schon schlimm genug und auch die Anzahl der Verletzten (Zwei Elektriker, ein Feuerwehrbeamter, ein Polizeibeamter und ein SSB-Mitarbeiter).



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    atomic - 16.04.2007, 19:17


    Wenn man hier schon nachbesprechen kann, frag ich glei mal was ;).
    Und zwar war ich da vorhin mit ner Kollegin und wir ham uns gefragt ob Gleich- oder Wechselstrom gefährlicher ist und warum. Weis das jemand? Im Internet ist irgendwie mal das eine, mal das andere gefährlicher. Mal heist es je höher die Frequenz, desto ungefährlicher. Wikipedia sagt, im Niederspannungsbereich ist Wechselspannung gefährlicher, im Hochspannungsbereich Gleichspannung ...



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Bushrescue - 16.04.2007, 19:27


    Im Endeffekt, ist die Gefahr bei Hochspannung fast immer dieselbe (egal ob Gleich- oder Wechselspannung). Neben den Rhythmusstörungen hast Du einen proportional zur Spannung heftigeren Verbrennungskanal. Was je Achse des Ein- und Austrittpunktes zu heftigen inneren Verletzungen führen kann.

    Ein wesentlicher Unterschied zwischen Gleich- und Wechselstrom:

    Gleichstrom verursacht so gut wie immer eine Asystolie, also gleiches Prinzip wie beim Defibrillieren.
    Wobei Wechselstrom eher ein Kammerflimmern auslöst.

    Dabei ist es schon fast egal ob das nun Hochspannung (mehr als 1000V) oder Niederspannung (weniger als 1000V) war.

    Noch zur Info, ein Blitz der mehrere Millionen Volt hat, ist auch Gleichstrom!

    Patienten nach einem Stromunfall müssen dann noch Weitere 24h intensiv überwacht werden.

    Hoffe es hat weitergeholfen.



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Reanimator - 16.04.2007, 19:31


    Bushrescue hat folgendes geschrieben: Patienten nach einem Stromunfall müssen dann noch Weitere 24h intensiv überwacht werden.
    Ich hab's schon erlebt, dass ein Patient mit Z.n. Stromunfall (nicht ganz so heftig wie bei o.e. Einsatz) noch bevor ich mein Protokoll geschrieben habe das Krankenhaus verlassen hat... Soviel zum Thema 24-Stunden-Überwachung. Aber prinzipiell hast du mit der Aussage schon recht.



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Reanimator - 16.04.2007, 19:44

    Gleich- oder Wechselstrom
    Zitat: Die Wärmeentwicklung ist von der Stromfrequenz abhängig. Mit Zunahme der Stromfrequenz nimmt die Wärmeentweicklung des Stroms zu. Die Schädigung durch Wechselstrom ist daher im Allgemeinen stärker als die des Gleichstroms, vor allem bei längeren Einwirkzeiten. Neben loaklen thermischen Schäden, vor allem im Bereich der Stromein- und Stromaustrittstellen an der Haut, ist mit großflächigen Verbrennungen oder mit Verkochen von Gewebe zu rechnen. Besonders beim Starkstrom- bzw. Blitzunfall kommt es in der Haut und Muskulatur zur Bildung von Energie in Form von Wärme, die ausreicht, das Gewebe blitzschnell zu kochen.

    Die technische Unterteilung in Hoch- (über 1.000 Volt) und Niederspannung (unter 1.000 Volt) ist für medizinische Belange nicht zweckmäßig, da Lichtbogenschäden auch unter 1.000 Volt entstehen können. Darüber hinaus sagt diese Einteilung nur etwas über die im Stromkreis anliegende Spannung und nichts über die wirksam werdende Teilspannung im Körper aus.
    Diese Aussage aus einem Lehrbuch gibt im Endeffekt Bushrescues Aussagen recht.



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Bushrescue - 16.04.2007, 20:02


    Was mir in dem Zusammenhang noch einfällt ist das Crush-Syndrom!!!

    Es ist zwar eher eine Folge von Verschüttungen, wobei es zu einem massiven Gewebsuntergang kommt, kann aber noch andere Ursachen haben. Wie z.B. der Elektro-Unfall, Verbrennungen oder in Form der Rhabdomyolyse (Kohlenmonoxidvergiftung, Schlangenbiss, Arzneimittelnebenwirkung)

    Zur Info:
    Zitat: Als Crush-Niere oder seltener auch als myorenales Syndrom wird in der Medizin eine akute Niereninsuffizienz in Folge eines Zerfalls von größeren Muskelmassen bezeichnet.

    Der Muskelzerfall kann als Crush-Syndrom durch äußere Einflüsse als Folge einer Verletzung oder Quetschung großer Muskelanteile entstehen, oft bei Verbrennungs-, Erdbeben- und Verschüttungsopfern. Er kann auch als Rhabdomyolyse aus innerer Ursache auftreten, z. B. als unerwünschte Arzneimittelwirkung, durch Schlangengift, bei maligner Hyperthermie, Kohlenmonoxid-Vergiftung und nach Elektrounfällen.

    Die bei der Crush-Niere komplizierende Niereninsuffizienz wurde lange als Folge einer „Verstopfung“ der Nierentubuli durch Produkte des Muskelzerfalls, hauptsächlich durch Myoglobin angesehen. Heute geht man davon aus, dass die akute Funktionsstörung der Tubuli (Tubulopathie) durch ein komplexes Schockgeschehen verursacht wird, an dem saure Stoffwechselprodukte (Azidose), ein Sauerstoffmangel des Nierengewebes, aus dem Gewebe freigesetztes Kalium und adrenerge Kompensationsmechanismen sowie bestimmte Eiweißstoffe einen Anteil haben.



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    ace-hemmer - 17.04.2007, 22:31

    24 h Monitoring Überwachung
    Die 24 h Überwachung wird von Seiten der BG gewünscht, also im bezug auf Arbeitsunfälle.
    Würdet ihr euch gleich 24h in eine Klinik legen wenns beim Handwerkern eine gewischt gibt ?!?!?!



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    ace-hemmer - 17.04.2007, 22:36


    und das primäre Problem des oben genannten Patienten ist ja auch die Großflächige Verbrennung gewesen.



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Bushrescue - 18.04.2007, 00:48

    Re: 24 h Monitoring Überwachung
    ace-hemmer hat folgendes geschrieben: Würdet ihr euch gleich 24h in eine Klinik legen wenns beim Handwerkern eine gewischt gibt ?!?!?!

    klar, wenn ich von meiner 12Volt Batterie eine gewischt kriege brauch ich nicht intensiv überwacht zu werden. Des Weiteren, wenn unmittelbar nach dem Ereignis keine EKG-Veränderungen erkennbar sind, werden in den nächsten 48h auch nicht unbedingt welche zu erwarten sein.
    Alles-oder-nichts-Prinzip
    Aber alle Stromunfälle, bei denen die Loslasgrenze (ca. ca.30mA-Wechselstrom) überschritten wird, sollte man schon mal überwachen. Dabei kann es zur tetanischen Kontraktur der Atemmuskelatur mit Ateminsuffizienz kommen.
    Bei allen Stromunfällen, wo auffälligkeiten da waren, wie EKG-Veränderung, Frakturen, Ateminsuffizienz, massive Gewebsschädigung... sollte eine stationäre Überwachung schon Pflicht sein.

    Des Weiteren, sind die Verbrennungen ein nicht unwesentlicher Faktor, gerade weil wir die inneren Verbrennungen nicht beurteilen können, sollte hier eine permissive Hypotonie angestrebt werden. Was eine kontinuierliche Volumensubstitution bedeutet, aber nur um den Druck aufrecht zu erhalten. Die Äußeren Verbrennungen werden je nach Stromstärke nur Punktuell zu sehen sein bis hin zu massiven Gewebsnekrosen. Dabei sollte man sich bei Hochspannungsunfällen immer die Gefahr von multiplen Knochenbrüchen vor Augen halten und den Patienten auf der Vakuummatratze lagern.
    Die Knochenbrüche sind Folge der massiven gleichzeitigen Muskelkontraktion des Antagonist und Agonist (z.B. Trizeps und Bizeps), das selbe Prinzip ist auch an der Wirbelsäule möglich!!!

    Daher sollten Verbrennungen steril abgedeckt werden, zwei großlumige Zugänge gelegt werden, Patient in Rettungsdecke einwickeln (gefahr der unterkühlung!!!), Analgosedieren (vorzugsweise mit Ketamin), Oxygenierung, ggf. Intubation,....



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Reanimator - 18.04.2007, 14:14


    Ich denke, dass die von dir Bushrescue genannten Maßnahmen auch alle Standard sind. Jedoch wird die Geschichte mit den Frakturen (eben wegen der Muskelkontraktion) oftmals primär nicht wirklich berücksichtigt, sollte aber im Hinterkopf sein und dementsprechend gehandelt werden. Ebenso muss auf die bereits mehrfach erwähnten inneren Verbrennungen geachtet werden. Auch wenn keine größeren Verbrennungen der Haut zu sehen sind, kann das Gewebe innerlich durchaus stark in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Das sind zwei Dinge, die u.U. (weil man sie eben nicht gleich sieht beim Stromunfall) vergessen werden. Am sinnvollsten also beim Stromunfall ist ein kompletter Bodycheck mit der Suche nach Strommarken.

    @ace-hemmer
    Ist natürlich auch von der Stromstärke abhängig, klar. Ich möchte doch nur an meine Urlaubszeit als kleines Kind erinnern, als ich des öfteren mal an einen Elektro-Weide-Zaun gefasst und eine "gewischt" bekommen habe. Da bin ich dann auch nicht in eine Klinik zur Überwachung gekommen. Mein o.g. Beispiel mit dem Patienten, der schon bevor mein Protokoll fertig war, die Klinik verlassen hat war an damals noch 220 V.



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Rettungsschnecke - 19.04.2007, 15:15


    ace-hemmer hat folgendes geschrieben: und das primäre Problem des oben genannten Patienten ist ja auch die Großflächige Verbrennung gewesen.

    Naja...also der "Haupt-Patient" hatte mehrere schwerwiegende Probleme. 1. die großflächige Verbrennung (ca. 40%KOF)
    2. ein Inhalationtrauma und
    3. den Strom

    sozusagen also ein Polytrauma...

    und auch beim "leichteren" Stromunfall in diesem Einsatz war es ein Unfall mit 10kV! Da muss man über die 24h-Überwachung gar net diskutieren...



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Bushrescue - 19.04.2007, 15:25


    Rettungsschnecke hat folgendes geschrieben: 1. die großflächige Verbrennung (ca. 40%KOF)
    2. ein Inhalationtrauma und
    3. den Strom

    sozusagen also ein Polytrauma...

    und auch beim "leichteren" Stromunfall in diesem Einsatz war es ein Unfall mit 10kV! Da muss man über die 24h-Überwachung gar net diskutieren...

    Gibt es da Details zum Unfallhergang? (Einwirkdauer, Stromstärke, Lichtbogendistanz,...)
    40% der KOF, 3°-Gradig?
    Waren die Verbrennungen Stellen der Ein- und Austrittsmarken?

    Hatte das Inhalationstrauma auch im Hinterkopf, aber hatte nicht damit gerechnet. Wie hat er sich das zugezogen? Normalerweise, musst Du dafür ja schon extrem heiße Dämpfe, Flammen, etc. einatmen um Dir soetwas zuzuziehen?



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Rettungsschnecke - 19.04.2007, 15:44


    Bushrescue hat folgendes geschrieben:

    Gibt es da Details zum Unfallhergang? (Einwirkdauer, Stromstärke, Lichtbogendistanz,...)
    40% der KOF, 3°-Gradig?
    Waren die Verbrennungen Stellen der Ein- und Austrittsmarken?

    Hatte das Inhalationstrauma auch im Hinterkopf, aber hatte nicht damit gerechnet. Wie hat er sich das zugezogen? Normalerweise, musst Du dafür ja schon extrem heiße Dämpfe, Flammen, etc. einatmen um Dir soetwas zuzuziehen?

    Unfallhergang war wohl: Starkstromleitung angebohrt -Strom abgekriegt - Lichtbogen - Kabelbrand (aber nagel mich da net so ganz genau fest, mit dem Unfallhergang haben wir uns in dem Moment weniger beschäftigt...)

    Ein- und Austrittsmarken waren aufgrund der Verbrennung an sich nicht wirklich auszumachen... Verbrennung war 2-3° überwiegend 3° und vorallem auch im Gesicht - deshalb ja auch das Inhalationstrauma...



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Bushrescue - 19.04.2007, 15:57


    Rettungsschnecke hat folgendes geschrieben: Unfallhergang war wohl: Starkstromleitung angebohrt -Strom abgekriegt - Lichtbogen - Kabelbrand (aber nagel mich da net so ganz genau fest, mit dem Unfallhergang haben wir uns in dem Moment weniger beschäftigt...)

    Ein- und Austrittsmarken waren aufgrund der Verbrennung an sich nicht wirklich auszumachen... Verbrennung war 2-3° überwiegend 3° und vorallem auch im Gesicht - deshalb ja auch das Inhalationstrauma...

    Ah okay, wenn er die Leitung angebohrt hat, war er wahrscheinlich mit dem Gesicht auf höhe der Bohrmaschine, dann wird er nicht unbedingt einen Lichtbogen abgekriegt haben, sonder eine Stichflamme im Oberkörperbereich. Das erzeugt auch eine Druckwelle, die einen gute 3m nach hinten Schleudern kann. War er dann überhaupt cardial auffällig und hat sonst noch typische Frakturen nach Elektrounfall gehabt?

    Jetzt häufen sich bei Dir aber langsam die Exotischen Einsätze (bzw. seltenen) :wink:



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Rettungsschnecke - 19.04.2007, 16:17


    Bushrescue hat folgendes geschrieben:


    Ah okay, wenn er die Leitung angebohrt hat, war er wahrscheinlich mit dem Gesicht auf höhe der Bohrmaschine, dann wird er nicht unbedingt einen Lichtbogen abgekriegt haben, sonder eine Stichflamme im Oberkörperbereich. Das erzeugt auch eine Druckwelle, die einen gute 3m nach hinten Schleudern kann. War er dann überhaupt cardial auffällig und hat sonst noch typische Frakturen nach Elektrounfall gehabt?

    Jetzt häufen sich bei Dir aber langsam die Exotischen Einsätze (bzw. seltenen) :wink:

    Hm...stimmt.
    Also es war ein bisschen so das Gegenteil von sonst - sonst sieht's oft schlimmer aus als es ist und da war's im Endeffekt schlimmer, als es aussah...
    Frakturen hatte er keine und im EKG hat man ne Sinustachykardie mit Frequenzen um 120-130 gesehen. Bei uns war er voll orientiert und vitaltechnisch die ganze Zeit stabil.



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Bushrescue - 19.04.2007, 17:23


    Eine Sinustachycardie hätte ich dabei glaub ich aber auch :wink:

    Wenn er cardial geschädigt gewesen wäre, wären Infarktzeichen im EKG sichtbar gewesen, was nicht bedeutet das Sie nicht noch auftreten können, aber die wahrscheinlichkeit ist somit wenigstens extrem gering.

    rettungsschnecke hat folgendes geschrieben: Also es war ein bisschen so das Gegenteil von sonst - sonst sieht's oft schlimmer aus als es ist und da war's im Endeffekt schlimmer, als es aussah...

    das sind gefährliche Einsätze, mal ab von denen, die gefährlich aussehen und es dazu auch sind. Hat man aber auch irgendwie eher selten



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Rettungsschnecke - 19.04.2007, 17:48


    Naja... Ich bin mir net sicher, ob man da bei unserem geschriebenen EKG schon soooo deutlich Infarktzeichen hätte sehen können/müssen - war ja "nur" ein 4-Pol-EKG und mit der Kleberei war des auch net so der Hit durch die Verbrennungen... Aber sei's drum. Er ist versorgt und in ein geeignetes Klinikum geflogen worden. Mehr ging nicht.



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Bushrescue - 19.04.2007, 17:52


    Rettungsschnecke hat folgendes geschrieben: Aber sei's drum. Er ist versorgt und in ein geeignetes Klinikum geflogen worden. Mehr ging nicht.

    Das ist auch das wichtigste :!: habt Ihr gut gemacht :D



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    atomic - 19.04.2007, 18:30


    Zitat: habt Ihr gut gemacht
    Klar, wir machen alles gut =) ...
    Warns nicht 'nur' 750V Gleichstrom? Hat er mir zumindest immer Erzählt. Die U-Bahn fährt glaub auch so. S-Bahn/DB fährt mit 15KV Wechselstrom mit 16 2/3 Hz (wird aber glaub nich im Bahnhof eingespeist). Sein brennendes T-Shirt hat er wohl auch noch ausziehen können.



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Rettungsschnecke - 19.04.2007, 20:44


    atomic hat folgendes geschrieben: Warns nicht 'nur' 750V Gleichstrom? Hat er mir zumindest immer Erzählt. Die U-Bahn fährt glaub auch so. S-Bahn/DB fährt mit 15KV Wechselstrom mit 16 2/3 Hz (wird aber glaub nich im Bahnhof eingespeist). Sein brennendes T-Shirt hat er wohl auch noch ausziehen können.
    Du, ich weiß auch net...draußen stand mal was von den 10kV Starkstrom im Raum und lt. Polizeibericht war des auch so... :roll: aber is ja letztendlich auch nimmer so wichtig...
    Der wird schon gewusst haben, an was er da geschafft hat, außerdem würde dann auch der Löschversuch mit dem CO2-Löscher wieder passen, den darf man nämlich nur bis 1.000V - hab ich gelernt :)



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Bushrescue - 19.04.2007, 23:21


    Rettungsschnecke hat folgendes geschrieben: Der wird schon gewusst haben, an was er da geschafft hat, außerdem würde dann auch der Löschversuch mit dem CO2-Löscher wieder passen, den darf man nämlich nur bis 1.000V - hab ich gelernt :)

    Fast :wink:
    mit einem Sicherheitsabstand von 3-5m darfst Du die auch bei Hochspannung einsetzen, allerdings, in Schächten und Tunnel, bewirkt das Löschprinzip halt die Erstickung vom Feuer und dabei als "Kollateralschaden" (oder Prinzip dieser Technik) ist dabei halt wegfallen der Atemluft, schlecht für die anderen Anwesenden ohne umluftunabhängige Atemschutzgeräte, die man da vielleicht noch in der Ecke kauern.

    Sonst darf man hierbei noch BC-Pulver für die Löscharbeiten verwenden, Und bei Wasser und Schaum sollte man sich halt noch Gedanken machen, das sich das Zeug ja auch irgendwann mal sammelt und man evtl dann mitten drin steht. Oder im dümmsten Fall Du ein Lichtbogenschwert in den Händen hälst und gemüdlich vor Dir hin zappelst (Loslassgrenze dürfte dann bei weitem Überschritten sein und Du krallst Dich solange noch an den Schlauch bis da einer den Strom abstellt oder keine Stromimpulse mehr eine Muskelkontraktion Deines Körpers auslösen).

    :arrow: War jetzt ein bissl dramatisiert, aber so kanns kommen :wink:



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Bushrescue - 20.04.2007, 00:00


    Der Stromunfall – medizinische Aspekte
    Vortrag: Univ.-Prof. Dr. N. Watzinger
    (Medizinische Univ.-Klinik; Medizinische Universität Graz)

    Bereits seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die schädigende Wirkung des elektrischen Stromes bekannt. Und der Entdecker der Wirkungen des elektrischen Stroms, Thomas A. Edison selbst stellte die Überlegungen an mit Hilfe des elektrischen Stroms zum Tode verurteilten Verbrechern das Leben zu nehmen.

    Der erste Stromunfall per se, wurde im Jahr 1879 in Frankreich dokumentiert. Im folgenden sollen die Wirkungen des elektrischen Stroms auf den menschlichen Organismus, sowie die Erstmaßnahmen am Unfallort näher beleuchtet werden.


    1.1 Stromwirkungen im menschlichen Körper

    Kommt ein Mensch in den Stromkreis, so wird der menschliche Körper von Strom durchflossen und fungiert als elektrischer Leiter. Das Ausmaß des physischen Schadens, der dabei entsteht ist zum einen abhängig von der Stromart (Wechselstrom vs. Gleichstrom), aber natürlich auch von Stromstärke und Widerstand.

    Beim Widerstand unterscheiden wir den Gesamtwiderstand des durchflossenen Gewebes, vom Widerstand an den Kontaktstellen. Hier hat eine trockene schwielige Haut einen wesentlich höheren Widerstand im Vergleich zu einer dünnen feuchten Haut.

    Nach dem Ohm’schen Gesetz kann man die maximal wirksame Stromstärke bei einer gegebenen Spannung (z.B: 220 V) und einem Gesamtwiderstand des Körpers von etwa 1000 Ohm leicht berechnen. Im oben angeführten Fall liegt die Stromstärke bei etwa 220 mA. Wechselstrom ist grundsätzlich gefährlicher als Gleichstrom, da durch den Phasenwechsel Rhythmusstörungen ausgelöst werden können. Bei Wechselstrom genügen Stromstärken von 75 mA um Kammerflimmern auslösen zu können. Bei Gleichstrom sind Stromstärken von bis zu 300 mA nötig um tödliche Verletzungsfolgen zu herbeizuführen.

    Von großer Bedeutung ist auch der Weg, den der Strom durch den menschlichen Körper nimmt: Längsströmungen sind meist gefährlicher als Querströmungen, da bei Ersteren fast immer Gehirn und Rückenmark mitbetroffen sind.

    Die Einwirkdauer des Stromes auf den Körper spielt vor allem bei den thermischen Folgeschäden eine Rolle: Je länger sich der Patient im Stromkreis befindet, umso schwerer sind die Folgeschäden. Durch die entstehende Joul’sche Wärme werden besonders Muskulatur und Sehnen geschädigt.

    Prinzipiell wird beim Elektrounfall zwischen zwei verschiedenen Spannungsbereichen unterschieden:

    Niederspannungsunfall (< 1000V)

    Hochspannungsunfall (> 1000V)

    Für wissenschaftliche und technische Zwecke wird auch noch zwischen Mittelspannung (bis 30 kV) und Hochspannung (über 30 kV) unterschieden. Für die Auswirkungen auf den Patienten ist diese Unterscheidung aber nicht mehr von Bedeutung.

    Telefon 60 V
    Haushaltsstrom 220 V
    Straßenbahn 500 V
    ÖBB 15 kV
    Überlandleitungen bis 380 kV
    Tab.1: verwendete Stromspannungen


    1.2 Epidemiologie

    Generell sind Stromunfälle relativ selten. Verursacht werden selbige zumeist durch mangelnde oder nicht beachtete Sicherheitsvorschriften. Der Großteil der Stromunfälle tritt im Kindesalter auf und spielt sich im Niederspannungsbereich ab. Wobei in den letzten 40 Jahren aufgrund immer besserer Sicherheitssysteme die Zahl der Elektrounfälle im allgemeinen, und die Zahl der durch Stromunfälle zu Tode gekommenen Menschen kontinuierlich gesunken ist.


    1.3 Pathophysiologische Veränderungen beim Stromunfall

    Der Strom selbst führt im Körper zu einer Dysfunktion der Zellmembranen. Besonders ausgeprägt sind diese Auswirkungen im Herz, in der Skelettmuskulatur und im ZNS.

    Da die Flexoren an der oberen Extremität über die Extensoren überwiegen kommt es infolge der Zerstörung der Zellmembranen zu ausgeprägten Beugekontrakturen. Dadurch kommt es zum „festklammern“ am stromführenden Leiter und zu einer prolongierten Einwirkung des Stromes auf den Körper. Die „Loslassgrenze“ ist bei einer Stromstärke von 20 mA Wechselstrom erreicht.

    Häufig wird der Patient vom stromführenden Leiter aber auch weggeschleudert und zieht sich beim Sturz (teilweise auch aus großer Höhe) Sekundärverletzungen zu, die die Prognose wesentlich beeinflussen können.

    Je höher die Stromstärke im Körper, desto stärker drängen sich die thermischen Verletzungen in den Vordergrund.

    1.3.1 Stromwirkungen am Herzen

    Durch den Untergang von Muskelgewebe kommt es typischerweise zum Auftreten von „Pseudoinfarktbildern“ im EKG, begleitet von einem Enzymanstieg im Blut (Troponin, CK-MB). Durch die entstehenden Koagulationsnekrosen kommt es zur Ausschwemmung von Kalium und dadurch zur Hyperkaliämie.

    Beinahe jede Rhythmusstörung kann durch elektrischen Strom hervorgerufen werden (Extrasystolen, intermittierendes Vorhofflimmern, Schenkelblöcke, Kammerflimmern,...). Besonders gefährlich sind die Phasenwechsel beim Wechselstrom, vor allem, wenn sie in den aufsteigenden Teil der T-Welle (vulnerable Phase) fallen.

    Die Rhythmusstörungen können auch zeitlich verzögert (bis zu 12 Stunden nach dem Unfall) auftreten.

    Nach ausgeprägten Stromeinwirkungen können auch Zeichen einer Herzmuskelschwäche auftreten.

    1.3.2 Schäden am Nervensystem

    Es treten Parästhesien und Paresen auf. Betreffen die Lähmungserscheinungen auch die Atemmuskulatur kann es zum Tod durch Ersticken kommen. Durch Ausfälle im Bereich des ZNS kann es zu Bewusstlosigkeit, Verwirrtheitszuständen, Krampfanfällen bis hin zu Querschnittslähmungen kommen. Die Differenzierung einer Querschnittslähmung die durch die Stromwirkung entstanden ist, von einer solchen, die durch ein Sekundärtrauma entstanden ist, ist vor Ort oft nicht möglich. Ein mögliches Unterscheidungsmerkmal ist, dass eine neurologische Störung, die sich noch im Rahmen der Versorgung durch den Notarzt rasch bessert, eher durch die direkte Stromwirkung bedingt ist. Ändert sich hingegen die Symptomatik nur kaum ist von einer Schädigung durch ein Sekundärtrauma auszugehen.

    1.3.3 Veränderungen im Bereich der Haut und Weichteile

    Offensichtlich sind vor allem sogenannte Strommarken: hierbei handelt es sich um eng umschriebene hochgradige Verbrennungen an der Haut an der Ein- und Austrittsstelle des Stromes. Bei Strommarken korreliert die äußere Ausdehnung der Verbrennung nicht mit dem tatsächlichen Schaden, da es durch den Strom auch in der Tiefe zu einer ausgeprägten Zellzerstörung kommt.

    Bei durchschlagen des Luftwiderstandes durch den Strom (Lichtbogen) kann es zur Entzündung der Kleidung und in weiterer Folge zu schwerwiegenden oberflächlichen Verbrennungen kommen.

    1.3.4 Nierenschäden

    Infolge der Rhabdomyolyse kommt es zur Ausschwemmung von Myoglobin in den Kreislauf. Die Proteine bleiben in den Nierenglomeruli hängen, und zur Ausbildung einer „Crush-Niere“ und in weiterer Folge zum Nierenversagen.

    1.3.5 Schäden an den Sinnesorganen

    An den Augen kommt es durch Lichtbogenverbrennungen zu Verblitzungen. Dadurch entstehen Netzhautschäden und Sekundärglaukomen. Strom kann auch eine Störung der Pupillenmotorik hervorrufen. Daher ist die Beurteilung der Pupillenreaktion bzw. –weite bei Stromunfällen nicht aussagekräftig.

    kompletter Vortrag



    Re: Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten

    Mr.Stitch - 22.04.2007, 10:15


    die Höhe der Ampere ist das entscheidende Kriterium. Die Voltangabe ist zweitrangig und sagt nicht`s über den Schweregrad.



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Rettungsdienst-Forum-4u

    Reserved For Drunk Drivers - gepostet von Reanimator am Mittwoch 30.05.2007
    PSA - gepostet von Reggae Sani am Donnerstag 26.07.2007



    Ähnliche Beiträge wie "Stuttgart: FW-Mann erleidet Stromschlag bei Löscharbeiten"

    Impressionen aus Stuttgart - stuttgart (Montag 29.10.2007)
    Gefahrgutunfall mit flüssigem Aluminium in Stuttgart - Bushrescue (Donnerstag 12.07.2007)
    6.10.07 - Weimar vs. Stuttgart > Klock 11 - Funatic (Donnerstag 04.10.2007)
    11.08.07 Elettro-Bestia @ Colibri, Stuttgart - benztownpatze (Dienstag 07.08.2007)
    25.08.07 Terence Fixmer @ Rocker33, Stuttgart - benztownpatze (Dienstag 07.08.2007)
    18.08.07 Chris Tietjen @ Colibri, Stuttgart - benztownpatze (Dienstag 07.08.2007)
    08.09.07 | 23-10 | Barem - live @ Play, Stuttgart - benztownpatze (Dienstag 07.08.2007)
    Einigung mit VfB Stuttgart: Bordon wechselt sofort zum FC Sc - ichmussauchaa (Samstag 19.06.2004)
    Sammer schon in Stuttgart! - Goaleador (Montag 31.05.2004)
    vier karten Schalke - Stuttgart am 03.02. - Anonymous (Donnerstag 10.01.2008)