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Havaii, Kai - Hart wie Marmelade




Havaii, Kai - Hart wie Marmelade

Beitragvon Voltaire » 12.04.2007, 15:09

Titel: Hart wie Marmelade
Autor: Kai Havaii
Verlag: Gustav Kiepenheuer Verlag
Erschienen: Frühjahr 2007
Seitenzahl: 350
ISBN: 337800679X
Preis: 19.95 EUR


Der Autor:
Kai Havaii wurde 1957 in Hagen geboren, wurde nach sehr kurzem Germanistikstudium und Jobs als Taxifahrer und Cartoonist 1979 Sänger von EXTRABREIT, bis heute eine der erfolgreichsten deutschen Bands. Kai Havaii arbeitet auch als freier TV-Autor, u.a. für das ZDF und ARTE.


„Ein Rock ‚n’ Roll-Roman aus der Provinz“ so lautet der Untertitel dieses Buches. Aber es ist kein Roman, es ist vielmehr ein Bericht, vielleicht sogar eine Lebensbeichte des Sängers der deutschen Rockgruppe EXTRABREIT, Kai Havaii.
Kai Havaii schont nichts und niemanden, vor allen Dingen auch nicht sich selbst. Er geht hart mit sich ins Gericht und man hat während des Lesens den Eindruck, dass es sich wirklich um ehrliches Buch handelt. Havaii war im Leben ganz unten, heroinabhängig und gezeichnet von der Sucht, schaffte er es dann noch, den Schalter umzulegen. Drogenexzesse begleiten seine Karriere, die in atemberaubenden Tempo begann und dann in einer fortwährenden Berg und Talfahrt ihre Fortsetzung fand.
Das Buch erinnert auch an eine ganz besondere Zeit in Deutschland. „Deutsch“ stand wieder im Mittelpunkt des Denkens vieler Menschen, die Menschen entwickelten ein ganz besonderes Heimatgefühl, getrieben von der Angst, zwischen den beiden Weltmächten völlig an Bedeutung zu verlieren, und auch die „Neue Deutsche Welle“ trug ihren Teil zu dieser neuen Identität bei. Es war kurz vor dem Wechsel von Helmut Schmidt zu Helmut Kohl, kurz bevor dieses Land in einen sechzehnjährigen kollektiven politischen Tiefschlaf fiel.
Ein wirklich lesenswertes Buch, das natürlich auch viele nostalgische Gefühle auslöst und welches dazu beiträgt, dass man es des öfteren sinken lässt um sich an vergangene Zeiten zu erinnern und in Erinnerungen zu schwelgen, Erinnerungen, die sicher nicht alle nur positiv waren.
Man begegnet vielen Namen, die im Gedächtnis verschüttet waren aber nun auf einmal wieder ganz präsent sind. Spliff, Trio, Ideal, DAF, Grobschnitt, Interzone, The Cure etc. Eine gute Gelegenheit die alten Platten hervorzukramen, den Saphir zu entstauben und den Tonabnehmer vorsichtig auf die 33er Langspielplatte zu setzen. Nicht zu vergessen auch Marianne Rosenberg, Hildegard Knef und Harald Juhnke, die zusammen mit EXTRABREIT im Studio standen.
Es ist ein sehr intensives Buch, dass wohl niemand kalt lassen wird, der diese Zeit bewusst miterlebt hat und die, die diese Zeit nicht erlebt haben, erfahren aus erster Hand wie ihre Eltern gewesen sind.
Sehr lesenswert.

Meine Bewertung:
:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

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Voltaire
 

von Anzeige » 12.04.2007, 15:09

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