Bühnenpräsenz

Gesangsforum für Klassik
Verfügbare Informationen zu "Bühnenpräsenz"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: Anonymous - musika - Octaviane - dola - Sista Valsen - LaCastafiore - Silje - leonora - chero - Fliu - Uralt - kaja - rugero - Robin
  • Forum: Gesangsforum für Klassik
  • Forenbeschreibung: für Sänger, Gesanglehrer, Gesangschüler und alle die Spass am klassischen Gesang haben
  • aus dem Unterforum: Allgemeines
  • Antworten: 77
  • Forum gestartet am: Donnerstag 10.11.2005
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Bühnenpräsenz
  • Letzte Antwort: vor 16 Jahren, 11 Monaten, 29 Tagen, 10 Stunden, 2 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Bühnenpräsenz"

    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 04.04.2007, 06:34

    Bühnenpräsenz
    Kann man denn eurer Meinung nach eine Bühnenausstrahlung nciht noch "lernen", wenn soviel stimmliches Talent da ist?
    Ist es grundsätlich so, dass man das nciht noch erwerben kann, wenn sonstt alle Voraussetzungen stimmen?
    Warum gibt es denn dann Opernschulen und szenische Arbeit und Kurse?
    Neugierige Frage von Canti :hearts:



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 04.04.2007, 09:24


    Für mich stellt sich die Frage, was unter Bühnenpräsenz verstanden wird.
    a) Bedeutet es, dass man nur auf die Bühne kommen muss und schon alle gefangen hat, bevor man einen Ton singt?
    b) Bedeutet es, dass man das Spielen auf der Bühne beherrst, ohne gekünstelt oder gar peinlich zu wirken.
    c) Bedeutet es, dass man sich beim Singen auf der Bühne "zum Positiven verändert" also sich mit den Tönen quasi die Ausstrahlung ändert?

    Das Handwerkliche (Spielen) kann man sicher lernen, wobei der Lernerfolg davon abhängt, wie sehr man bereit ist, aus sich heraus zu gehen. Ich sag ja immer, Sänger müssen eine gewisse exhibitionistische Neigung haben - wer es nicht genießt "nackt" in der Öffentlichkeit zu stehen, sollte sich überlegen, ob er Sänger werden will.

    LG
    mezzo



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 04.04.2007, 10:36


    Hallo mezzo,

    ich denke, alle drei von Dir genannten Aspekte treffen zu. Es gibt Leute, die langweilen einen schon, wenn sie auf die Buehne kommen (oder wirken irgendwie merkwuerdig). Wenn die toll singen, ist das natuerlich wettzumachen, aber einmal verlorene oder "angeschlagene" Aufmerksamkeit muss man sich viel haerter zurueckerobern. Was den Aspekt "peinlich" angeht, wuerde ich es sogar so nennen: Es darf einem nicht mal peinlich sein, peinlich zu sein. Sprich, wenn die Rolle es erfordert, muss ich mich auch zum Affen machen koennen. Peinlich wird es dort, so man mir ansieht, dass es mir peinlich ist.

    Zum Schauspiel: Das darf nicht aufgesetzt wirken, wobei das ein schmaler Grat ist. Ich stelle gerade selbst fest, dass gerade auf groesseren Buehnen ueberzogen werden MUSS, weil es sonst naemlich nicht ankommt. Mir hat im Schauspielunterricht mal einer meiner Dozenten gesagt: "Wenn Du das Gefuehl hat, jetzt ist es uebertrieben, ist es gerade richtig!" Ich fand das damals immer furchtbar, muss ihm aber heute Recht geben. Man meint immer, alle Welt sieht einem schon an der Mimik und ein paar kleinen Gesten an, was man sagen will - das ist aber leider manchmal nicht so.
    Das heisst natuerlich nicht, dass es unangemessen sein sollte, das haengt natuerlich auch von den Umstaenden ab - Musical ist nicht Oper, Oper ist nicht Lied, die Met ist nicht der Konzertsaal in Hintertupfingen.

    Ich habe selbst im Schauspielunterricht erlebt, wie Leute in Traenen ausgebrochen sind, die nicht aus sich herausgehen konnten oder denen gewisse Dinge merklich peinlich waren. Das ist wirklich hart, und ich fand es auch mehr als einmal unangenehm, aber es gehoert zum Geschaeft.

    @ canti: Nein, ich finde, Ausstrahlung kann man nicht lernen, die hat man oder hat man nicht. Schaupielerisches Ruestzeug kann man sich aneignen, da gibt es viel zu lernen. Genau wie beim Gesang ist da viel Technik hinter.
    Wer aber charakterlich eher verhuscht ist, wird das auf der Buehne, bis auf ganz wenige Ausnahmefaelle, auch immer so rueberbringen. Ich meine jetzt wohlgemerkt nicht die Faelle, die privat eher schuechtern sind und auf der Buehne dann aufbluehen, da gibt es massig Leute von, scheint gerade unter darstellenden Kuenstlern sehr haeufig.
    Wer aber keine Ausstrahlung hat, kann das auch nicht lernen. Ist aber nur meine Meinung ...



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 04.04.2007, 10:55


    mezzo hat folgendes geschrieben: Für mich stellt sich die Frage, was unter Bühnenpräsenz verstanden wird.
    a) Bedeutet es, dass man nur auf die Bühne kommen muss und schon alle gefangen hat, bevor man einen Ton singt?
    b) Bedeutet es, dass man das Spielen auf der Bühne beherrst, ohne gekünstelt oder gar peinlich zu wirken.
    c) Bedeutet es, dass man sich beim Singen auf der Bühne "zum Positiven verändert" also sich mit den Tönen quasi die Ausstrahlung ändert?

    mezzo
    Hallo Mezzo,
    a) Ja, im Grunde schon, eine persönliche Ausstrahlung ein sicherer Gang und ein Lächeln bewirken schon viel, Kleidung kommt hinzu. Wie bewege ich mich, bin ich selbstsicher oder schaue ich ängstlich, sieht man mir das Lampenfieber an?
    b)natürlich, wenn man sich in die Rolle versetzt und sie spielt, sollte es natürlich rüberkommen und nicht aufgesetzt, man kann auch überspielen, es darf nie gekünzelt aussehen.
    c) Nein, wenn man im Leben nicht positiv ist, keine Ausstrahlung hat, eine graue Maus ist, kann man es auf der Bühne auch nicht sein. Es ist ähnlich mit fotogen. Viele Menschen lassen sich nicht gerne fotografieren, andere wirken auf jedem Foto super.

    Wenn man nicht aus sich herausgehen kann, fällt es schwer eine Arie, Rolle, Lied zu interpretieren, man bleibt eine graue Maus.

    Dabei spielt die Kleidung eine wichtige Rolle. Wenn man sich in ein zu enges Kleid zwingt, unscheinbar und leblos, ist der erste Eindruck schon negativ. Auf Mallorca konnte man es gut sehen, alle oder fast alle hatten bühnengerechte Kleidung an und der erste Eindruck war schon da.


    Liebe Grüsse



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 04.04.2007, 11:24


    Ich sehe den Kleidungsaspekt auch als sehr wichtig an. Man fühlt sich in einem tollen Konzertoutfit und verschönert mit den Hilfsmitteln der modernen Kosmetikindustrie viel "größer" als in Jeans und Turnschuhen und den Make-up Resten vom Vortag (ich übertreibe :lol: ).
    Ich ziehe für wichtige Besprechungen im Dienst ja auch eher den Hosenanzug an und lasse den Pulli im Schrank.

    Was ich nicht so ganz nachvollziehen kann ist, dass man sich auf der Bühne nicht "verändert" ggü. dem realen Leben. Ich kenne eine Schauspielerin, die ist im Alltag eher unscheinbar, auf der Bühne aber sensationell. Vielleicht brauchen gerade die grauen Mäuse die Bühne als Legitimation oder Entschuldigung, um aus dem anerzogenen Schema auszubrechen?

    @epo: Gerade wenn man sich Live-Mitschnitte von Opernaufführungen ansieht, stellt man auch fest, dass die Mimik und Gestik in Nahaufnahme sehr extrem wirkt - auf die Entfernung ist das aber sicher völlig in Ordnung.

    LG
    mezzo



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 04.04.2007, 11:25

    Re: Bühnenpräsenz
    cantilene hat folgendes geschrieben: Warum gibt es denn dann Opernschulen und szenische Arbeit und Kurse?
    Neugierige Frage von Canti :hearts:

    In Szenischer Arbeit in Opernschulen oder Kursen lernt man die Szenen zu spielen, das hat aber nichts mit Bühnenpräsenz zu tun. Sicherlich fällt es einigen Sängern schwer sich szenisch darzustellen, sich gehen zu lassen aus sich herauszukommen, es sind dann aber eben die grauen Mäuse, auch im wirklichen Leben.

    Ich kann aber dazusagen, dass man im Laufe der Jahre, wenn man mehr Erfahrungen gesammelt hat, oft die graue Maus verschwindet. Es gehört aber auch zu den Aufgaben eines Lehrers, den Schüler auf diese Schiene zu bringen, ihnen Tipps zu geben, ihnen die Sicherheit und die Persönlichkeit zu entfalten helfen.
    Deshalb ist es auch wichtig, wenn der Lehrer selber Erfahrung mit Bühne gesammelt hat.
    Für einen Lehrer, der an der HS Gesang studiert hat und anschließend unterrichtet, wird es sicher schwieriger sein dem Schüler das beizubringen, was er auf der Bühne wichtig ist. Mit bloßer Theorie kann man da nicht viel bewirken, mag die Stimme noch so gut sein.

    LG



    Re: Bühnenpräsenz

    Octaviane - 04.04.2007, 11:44


    Hallo ihr,

    die zur Rolle passende Kleidung ist denke ich in der Tat sehr wichtig, so kann man sich gleich besser identifizieren. Geht mir zumindest so.

    Wie Musika schon sagte, ist es auch wichtig, dass man vom Lehrer beraten und getragen wird (wenn man vollkommen unbegabt ist, kann der zwar auch nichts ausrichten in den meisten Fällen, aber darum geht es jetzt nicht) - also ein gewisses Selbstbewusstsein entwickelt.

    Dieses Selbstbewusstsein muss man im "richtigen Leben" ja nicht immer zeigen - ich bin auch kein "Hoppla, hier bin ich"-Typ, behaupte ich mal, aber wenn man nicht doch ein ganz klein wenig von sich überzeugt ist, wird man es auf der Bühne wohl immer schwerer haben.

    Nochmal zur Rolle des Lehrers. Bei mir war es so (ich schrieb es schon anderswo), dass meine GL mir totale Unbegabtheit unterstellte, da ich es einfach nicht schaffte, bei ihr im Unterricht in einem 6qm- Raum aus mir herauszukommen. Nun bin ich vielleicht nicht gerade die grandioste Schauspielerin unter Gottes weitem Himmel, aber als ganz talentfrei würde ich mich auch nicht einstufen. Und das soll jetzt kein fishing for compliments sein :hearts:

    Aber wenn Dir dauernd eingeredet wirst, "dass Du es nicht hast", glaubst Du es irgendwann selbst - daher waren die Workshops von gio (wie auch die Musicalnacht auf Mallorxa) wirklich auch Prüfungen für mich, weil ich einfach sehen wollte, was in mir steckt.

    Liebe Grüße

    Octaviane



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 04.04.2007, 11:45


    Habe mcih gerade etwas gewundert, dass ich unwissenderweise der Autor dieses Threads bin :kaffee Der ist wohl hierher verschoben, weil es ja wirklcih ein allgemeingültiges Thema ist....... :dafür:
    Die Frage stellt sich mir dann aber trotzdem weiter , was man lernen kann und was nicht.
    Ich weiss noch, wie schrecklich angsterfüllt meine allerersten Auftritte waren und wie das auch aufs Publukum abgestrahlt hat.
    Das war von Bühnenpräsenz keine Rede, glaube ich.
    Heute habe ich immer noc hLampenfieber in erheblcihem Masse aber die Bühnenpräsenz ist wesentlcih besser geworden und dazwischen lag eine ganze Menge Arbeit und Kurse in szenischem Arbeiten, Mitarbeit in einem Opern/Operetten Atelier, Belcanto-Konzerte und Kurse etc.
    Am Anfang kam ich mir total blöd vor, wenn ich tanzen sollte oder irgendeine Show abziehen und ich fand das schrecklich peinlich, so wie Epo schreibt.
    Heute finde ich fast nichts mehr peinlich :kaffee und das ist keinesfalls (nur)angeboren sondern brauchte wirklich drei Jahre Freistrampeln in meinem Fall.
    Ich habe in dieser Rcihtung zuallererst einen szenischen Mozartkurs in Deutschland gemacht,(noch ganz am Anfang der Gesangsausbildung) der gottseidank von iener sehr fähigen/erfahrenen Theater- und Psychotheapeutin geleitet wurde(da flossen acuh Tränen bei etlichen Teilnehmern). Da haben wir viel Improvisations-Theater und Emotional Theatre neben der Szenenarbeit gemacht und erst da habe ich für mich herausgefunden, bzw die Dozentin hat es mir klar gesagt, dass ich ein "Bühnentier"(hier heisst das "bête de scene") bin.
    Diese Eigenschaft war vorher total verschüttet vor lauter Lampenfieber und musste erstmal rausgeholt werden. Danach geriet ich hier in eine Openr/Operettenatelier mit einem schauspielerisch und bühnenmässig rundumtalentierten Leiter. Da wurde getanzt, choregraphiert und durch alle Genres gesungen, auch leichte Muse kam mir da erstmals im Leben nah. War vorher als banal und seicht verpönt! :ruhe:
    Und erst da habe ich gemerkt, dass es mir richtig Spass macht und das Ganze innerlcih auch zugelassen. Seither bin ich gespannt wie ien Flitzebogen und freue mich auf alle Schritte in diese Rcihtung. :bravo:
    Aber all das war keineswegs ohne Schulung und angeboren da!
    Natürlich hilft ein sehr lebhaftes und extrovertiertes Grund-Temperament da weiter. Aber ich frage mich, ob es wirklcih Leute gibt, bei denen da von Anfang an Hopfen und Malz verloren ist und die immer graue Mäuse bleiben müssen???? Oder ob nciht da die richtige Rangehensweise und sensible fähige Pädagogik eine Menge errecihen kann????? :schlaumeier:
    Wenn jemand eine wirklich schône Stimme hat, ist es doch einfach schade, wenn er/sie dann daran scheitert, dass die Bühnenpräsenz fehlt. :n2:
    Cantilene



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 04.04.2007, 12:04


    Bei manchen Sängern ist wirklich Hopfen und Malz verloren. Da liegt es aber auch viel am Elternhaus, wie die Erziehung ist, welche Freiheiten man hat, welchen Umgang. Wenn man sehr streng erzogen wird und alles nach strengen Regeln gesittet geht, die Kleidung entsprechend, gradlinig ohne mal auszubrechen, wird man es auf der Bühne viel schwerer haben sich zu entfalten.

    Schlimm ist es, wie Octaviane sagt, wenn man vom Lehrer ständig gesagt bekommt, man hätte kein Talent zum Spielen. Dadurch werden Hemmungen erzeugt, die für die Bühne tödlich sein können.

    Darum ist es mir sehr wichtig, dass im Ensemble eben alles vertreten ist, auch SängerInnen, die sich noch schwer tun auf der Bühne, aber mit Hilfe der Profis und Erfahrenen allmählich an Bühnenpräsenz gewinnen. Dazu gehören auch Fragen, wie Kleidung, Schminke, Auftreten usw., die im Workshop erläutert und beantwortet werden.

    LG



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 04.04.2007, 12:10


    @canti: Das ist aber leider so, auch, wenn es manchmal unfair erscheint.

    Und gute Saenger gibt es ja sehr viele, da entscheidet dann eben die Ausstrahlung ueber das "letzte Bisschen". Oder, scheinbar noch unfairer: Der vermeintlich "schlechtere" Saenger (wobei es sich in diesen Faellen ja oft nur noch um Nuancen handelt) kriegt das Engagement.
    Man verkauft aber im darstellenden Bereich leider immer ein Gesamtprodukt (klingt furchtbar, ich weiss), und da werden dann halt die genommen, bei denen das Gesamtpkaet stimmt.

    Freistrampeln und den Umgang mit Lampenfieber lernen meinte ich auch ganz klar nicht, denn das hat nichts mit Ausstrahlung zu tun, wenn es am Anfang die Buehnenpraesenz natuerlich auch erstmal untergraebt. Damit kaempfen aber alle. An dem Punkt, wo man sich auf Engagements bewirbt, sollte man das aber so weit im Griff haben, dass es einen nicht mehr hindert (kaempfe ich selbst mit :roll: )

    Es ist aber ein deutlicher Unterschied (fuer mich), ob man hinter all dem Lampenfieber trotzdem eine Rampensau erkennt oder nicht - und die kann im vermeintlich schuechternsten Menschen stecken. Wer das allerdings nicht hat, kann das auch nicht lernen. Lernen kann man nur Handwerk, kein Talent - beides geht Hand in Hand, aber was fehlt, fehlt ...



    Re: Bühnenpräsenz

    Octaviane - 04.04.2007, 12:35


    Ich würde Eponine da auch zustimmen, wobei ich mich auch frage, ob ein Mensch, der von Natur aus so überhaupt kein Faible für Bühnenpräsenz hat, überhaupt (Solo-) Sänger werden möchte.

    Ansonsten denke ich auch, dass man auch sehr schüchterne Menschen mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen in Sachen Bühnenpräsenz schulen kann. Aber die Anlage muss ja irgendwo vorhanden sein.

    LG

    Octaviane



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 04.04.2007, 12:48


    Octaviane hat folgendes geschrieben: Ansonsten denke ich auch, dass man auch sehr schüchterne Menschen mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen in Sachen Bühnenpräsenz schulen kann. Aber die Anlage muss ja irgendwo vorhanden sein.

    Octaviane

    Ich denke mal, schüchterne Menschen werden nie den Sängerberuf ausüben wollen, denn sie stehen nicht gerne im Mittelpunkt oder Rampenlicht.

    Ausstrahlung hat man oder man hat sie nicht, doch kann man einem Schüler beibringen, was auf der Bühne nötig ist, mit all seiner Vielfalt. Doch dazu MUSS ein Schüler aus sich rauskommen, sonst sind wir wieder bei den schüchternen Menschen.

    Wenn ein Schüler auf der Bühne steht und seine Arie singt, sollte er so viel Selbstbewußtsein haben, dass sein Blick, seine Hände, sein Haltung selbstsicher rüberkommt, dass kann man lernen und darauf sollte ein Lehrer seine Schüler trainieren.

    LG



    Re: Bühnenpräsenz

    dola - 04.04.2007, 13:04


    Ich bin auch der Überzeugung, dass die meisten "grauen Mäuse" anerzogen sind und eine dadurch bedingte schwache Ausstrahlung nicht der Endpunkt aller Entwicklungspotentiale ist. Wenn ein schöne und ausdrucksfähige Stimme in einem schüchternen Menschen steckt, lohnt sich allemal die Bemühung durch einen Lehrer, die Person aus dieser vielleicht aufoktroyierten Schüchternheit herauszuholen. Wenn das gelingt, ändert sich die Ausstrahlung.

    Gleich zu sagen, du hast kein Talent, dürfte in den meisten Fällen sehr unfair sein.

    Die Frage ist halt, wann die Reife für die Bühne eintritt, und das kann bei manchem auch erst deutlich nach einer ggf. guten und bühnentauglichen reinen Stimmentwicklung eintreten, oder vielleicht auch gar nicht, wenn die Ängste zu stark bleiben. Dann wäre natürlich "nur Chor" zu überlegen.

    Unser gemeinsames Metier fordert viele Kompetenzen und auch viele Qualifikationen sozialer Kompetenz. Die richtige Gesangstechnik und -sicherheit dürfte m. E. aber die grundlegenste sein, sowas wie die halbe Miete. Schon allein die "sängerische Haltung" wirkt sich ja positiv auf die Ausstrahlung aus.

    Wenn man unter einer Regie engagiert ist, sind die äußerlichen Rahmenbedingungen eh vorgegeben, das Kostüm, die Bewegungen usw. können völlig unpassend für mich als ich selbst sein, aber dort habe ich die Figur darzustellen, wie vorgegeben und keiner wird den Darstellern einen Vorwurf machen, wenn z. B. das Kostüm als scheußlich empfunden wird.

    Wenn man die Darstellung der Figur einer Opernarie frei gestalten kann, dann kann es natürlich peinlich sein, wenn man den Charakter der Figur völlig verfehlt, falsche Sachen anhat oder bei einer heiteren Figur grantig schaut. Ich machte aber die Erfahrung, dass eine saubere gesangliche Interpretation zumindest schon mal völlige Irrwege beim Figurenverständnis ausschließt.

    Grüße,

    dola



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 04.04.2007, 13:16


    Da kommen wir zu einem Punkt...Sicherheit in der Literatur, die einen ganz großen Teil der Bühnenpräsenz ausmacht.

    Wenn ich meine Arie musikalisch sicher drauf habe, kann ich mich der Rolle voll hingeben oder beim Konzert der Arie. Wenn Unsicherheiten sind, wirkt sich das sofort auf den Ausdruck des Gesichts der Person aus.

    Was auch wichtig ist aber erlernbar, bei "Steckenbleiben im Text" oder falschen Einsatz, was auch immer, sich nichts anmerken zu lassen, nicht irritiert zum Pianisten schauen, sondern sich eine Stelle suchen, in der man wieder wie selbstverständlich reinkommt. Sichere Ausstrahlung, was auch immer passiert, ist Bedingung. Auch daran erkennt man profihaftes Singen, die Stimme allein genügt nicht. Innere Ausgeglichenheit, Ruhe, kein Rumhampeln oder Händespielen, bewirken schon sehr viel.

    Liebe Grüsse



    Re: Bühnenpräsenz

    Sista Valsen - 04.04.2007, 13:26


    musika hat folgendes geschrieben:

    Ich denke mal, schüchterne Menschen werden nie den Sängerberuf ausüben wollen, denn sie stehen nicht gerne im Mittelpunkt oder Rampenlicht.


    Naja.... okay, ich bin keine professionelle Sängerin und hatte auch noch keine Gesangsauftritte..... aber bei mir ist es tatsächlich so, daß ich immer sehr schüchtern war - und trotzdem gerne auf die Bühne gegangen bin. Als Kind/Teenager waren Ballettaufführungen für mich das größte, und ich konnte teilweise nicht verstehen, wie Leute, die im richtigen Leben sehr lebhaft und ganz und gar nicht schüchtern waren, mehr Angst davor hatten, auf die Bühne zu gehen, als ich.

    Ich würde mich immer noch als sehr schüchtern bezeichnen; so sehr, daß es dadurch schon Probleme im Alltag gibt. In eine Sprechstunde zu einem Professor zu gehen - Horror. Das braucht Vorbereitungszeit, ich bin total zittrig (wenn ich es doch mal mache und mich nicht davor drücke, wie meistens) und brauche danach eine ganze Weile, um wieder normal zu werden. (Ja, das ist krankhaft und ja, ich gehe zur Therapie).

    Referate halten allerdings.... klar, ein bißchen "Lampenfieber" ist immer dabei, aber ich merke da auch, daß es Leute gibt, die größere Probleme damit haben als ich, sich vorne hinzustellen und etwas zu erzählen. Teilweise fühle ich mich sogar ganz wohl, wenn ich sowas mache. Besonders witzig war es einmal, als wir mit 8 Leuten eine Gruppenarbeit gemacht haben - und ich (die Stille, Schüchterne) die einzige war, die gleich gesagt hat, ihr macht es nichts aus, das Ergebnis von unserer Arbeit vor der Klasse vorzustellen (dann haben sich noch zwei andere gemeldet, die meinten, sie wollten mich da vorne nicht alleine lassen).

    "Schüchtern" muß also gar nichts heißen.....



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 04.04.2007, 13:44


    Schüchtern ist nicht gleich schüchtern.....es kann auch ein Komplex sein.

    Ich selber kann sehr sehr schlecht Reden halten, ich tue mich da sehr schwer und die, die mich kennen, wissen das. Es macht mir aber nicht aus auf der Bühn zu stehen und vor zweitausend Menschen zu singen.

    Man kennt das ja, durch einen vollbesetzten Raum z.B. die Toilette aufsuchen, man fällt über seine eigenen Beine.

    Das alles hat nichts mit schüchtern zu tun.

    Liebe Grüsse



    Re: Bühnenpräsenz

    LaCastafiore - 04.04.2007, 14:12


    Liebe Musika,

    man kann aber an allem arbeiten und man kann ganz viel lernen, wenn man es will !

    Für mich war das Singenlernen ein geradezu "Masochistischer Prozess" und auf den ersten Bildern sieht man mich neben dem Klavier in der Attitüde "zu hilfe - man hat mich hier abgestellt und mir gesagt ich muss was singen - ich will hier weg "

    Als ich die Musikschule übernahm, habe ich mich mit Präsentationen sehr schwer getan - da half nur "learning by doing" - und es ist ein langer Weg. Ausserdem war mein französisch sehr mangelhaft. Aber es macht doch auch Spass, zu sehen, wie man sich weiterentwickelt - und dass man Dinge _doch_ kann, die man sich selbst (und die anderen) gar nicht zugetraut hat.

    Ausserdem spielt man im Leben und in bestimmten Gruppen verschiedene Rollen, die ebenfalls die verschiedenen Facetten einer Persönlichkeit wiedergeben können.

    Herzliche Grüsse von Casta



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 04.04.2007, 14:21


    Bei mir hat die sängerische Entwicklung sogar geholfen, in anderen Bereichen (z.B. beim Reden vor Publikum) selbstsicherer zu werden. Früher hatte ich einen Klos im Hals, wenn ich nur einen Satz vor mehr als einer Person sagen musste, heute gelingen mir ganze Vorträge.

    LG
    mezzo



    Re: Bühnenpräsenz

    Silje - 04.04.2007, 14:50


    Ich hatte das Glück während des Studiums an einen Professor zu geraten, der mit uns Rhetorik-kurse gemacht hat. Wir mußten eine Rede halten, die 1.) nicht länger als 5 Minuten sein durfte oder 2.) in der 5 bestimmte Stichworte vorkommen mußten oder 3.) (die grausamste Version) bei der wir von allen beschimpft wurden und mit Papierkugeln beworfen wurden.
    Das alles wurde noch auf Video-kamera aufgenommen.
    Obwohl es teilweise die Hölle war, bin ich dem Prof heute noch dankbar. Denn da hab ich mal ausnahmsweise was fürs Leben gelernt.
    Solche Kurse werden auch heute noch von bestimmten Institutionen angeboten. Lohnt sich !! :n3:

    Silje



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 04.04.2007, 14:54


    Silje hat folgendes geschrieben: Ich hatte das Glück während des Studiums an einen Professor zu geraten, der mit uns Rhetorik-kurse gemacht hat. Wir mußten eine Rede halten, die 1.) nicht länger als 5 Minuten sein durfte oder 2.) in der 5 bestimmte Stichworte vorkommen mußten oder 3.) (die grausamste Version) bei der wir von allen beschimpft wurden und mit Papierkugeln beworfen wurden.
    Das alles wurde noch auf Video-kamera aufgenommen.
    Obwohl es teilweise die Hölle war, bin ich dem Prof heute noch dankbar. Denn da hab ich mal ausnahmsweise was fürs Leben gelernt.
    Solche Kurse werden auch heute noch von bestimmten Institutionen angeboten. Lohnt sich !! :n3:

    Silje

    Solche Kurse hatte ich auch - bei mir waren es drei Begriffe (Hose, Elefant, Heuballen), werde ich nie vergessen. Das schult ungemein und man sieht vor allem im Video, das man nicht halb so unsicher rüberkommt, wie man sich fühlt.

    LG
    mezzo



    Re: Bühnenpräsenz

    LaCastafiore - 04.04.2007, 15:01


    Oh ja, Rhetorikseminar, das ruft bei mir auch herrliche
    Erinnerungen vor !

    Ich war süsse 17 und durfte bei einer Stiftung sowas machen -
    mein Thema weiss ich nicht mehr - aber dass die Störungen
    so schlimm waren, dass ich schlussendlich in Tränen ausbrach !

    Ich war die Jüngste und hatte sowas noch nie gemacht -
    und musste dann auch noch anfangen.

    Ja, manchmal lernt mal wirklich für's Leben. :pfeif:

    Nostalgische Grüsse von Casta



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 04.04.2007, 15:33


    LaCastafiore hat folgendes geschrieben: Liebe Musika,

    man kann aber an allem arbeiten und man kann ganz viel lernen, wenn man es will !

    Herzliche Grüsse von Casta

    Natürlich kann man an allem arbeiten und lernen, doch bestimmt Dinge hat man oder nicht. Ich war von Anfang an auf der Bühne selbstsicher und selbstbewußt.

    Im Laufe einer Ausbildung lernt man vieles, die Bühnenpräsenz mit allem was dazu gehört, auch das kann man lernen, wenn man die richtigen Leute, Lehrer hat, die dabei helfen.

    Aber es gibt auch welche, die meinen sie hätten so viel Selbstbewußtsein, Bühnenpräsenz, haben aber im Grunde nix davon. Da fehlt wieder die eigene Kritik. Dann gibt es Sänger, die lassen sich nicht helfen, man darf ihnen nichts sagen, da sie meinen schon alles zu haben, um auf einer Bühne stehen zu können.

    Naja, nach über 20 Jahre auf der Bühne gestanden zu haben, ist es für mich leicht diese Dinge auch an meine Schüler weiterzugeben.

    Aber mit Reden halten.....nö, lerne ich nie.

    Liebe Grüsse



    Re: Bühnenpräsenz

    LaCastafiore - 04.04.2007, 15:48


    Liebe Musika, ich schreib jetzt mal einfach in Deinen Beitrag, denn
    da liegen mir einige Anmerkungen auf dem Herzen:

    musika hat folgendes geschrieben: [
    Natürlich kann man an allem arbeiten und lernen, doch bestimmt Dinge hat man oder nicht. Ich war von Anfang an auf der Bühne selbstsicher und selbstbewußt.

    Das ist toll ! Wenn Dir das mehr oder minder in die Wiege gelegt
    wurde, um so besser !

    Im Laufe einer Ausbildung lernt man vieles, die Bühnenpräsenz mit allem was dazu gehört, auch das kann man lernen, wenn man die richtigen Leute, Lehrer hat, die dabei helfen.

    Das sehe ich ebenso - ich finde es sehr wichtig, dass es Menschen gibt,
    die einem weiterhelfen - in jeder Beziehung

    Aber es gibt auch welche, die meinen sie hätten so viel Selbstbewußtsein, Bühnenpräsenz, haben aber im Grunde nix davon. Da fehlt wieder die eigene Kritik. Dann gibt es Sänger, die lassen sich nicht helfen, man darf ihnen nichts sagen, da sie meinen schon alles zu haben, um auf einer Bühne stehen zu können.

    Jetzt hoffe ich mal, dass Du damit nicht mich meinst :pfeif:

    Naja, nach über 20 Jahre auf der Bühne gestanden zu haben, ist es für mich leicht diese Dinge auch an meine Schüler weiterzugeben.

    Andererseits denke ich, wenn Dir das in die Wiege gelegt wurde (s.o.),
    dürfte es nicht ganz so einfach sein, das jemandem, der es nicht -
    oder noch nicht hat, zu vermitteln. Ich meine, ähnlich wie diejenigen,
    die instinktiv richtig singen, sich schwer tun, konkret zu vermitteln, was
    sie denn tun. Aber vielleicht ist das nicht vergleichbar ?

    Aber mit Reden halten.....nö, lerne ich nie.

    just do it !!! Du kannst das bestimmt und würdest das sicher
    sehr charmant machen. :dafür:




    Ganz liebe Grüsse von Casta

    Bin jetzt allerdings weg, auf dem Weg zum Gesangsunterricht



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 04.04.2007, 15:54


    LaCastafiore hat folgendes geschrieben: Andererseits denke ich, wenn Dir das in die Wiege gelegt wurde (s.o.),
    dürfte es nicht ganz so einfach sein, das jemandem, der es nicht -
    oder noch nicht hat, zu vermitteln. Ich meine, ähnlich wie diejenigen,
    die instinktiv richtig singen, sich schwer tun, konkret zu vermitteln, was
    sie denn tun. Aber vielleicht ist das nicht vergleichbar ?

    Bin jetzt allerdings weg, auf dem Weg zum Gesangsunterricht
    [/i]

    Nein, ganz im Gegenteil, eben weil ich die jahrelange Erfahrung habe fällt es mir leicht, den Schülern das zu vermitteln, was sie für ihre Bühnenpräsenz brauchen. Ob sie es nun umsetzen können, zeigt sich dann in den Konzerten.

    Auch wenn es mir vielleicht angeboren ist, meine erste Bühnenerfahrung war auch nicht so toll. Der Regisseur war mich ins kalte Wasser und ich bin geschwommen und habe Land erreicht.

    LG



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 04.04.2007, 16:07


    Ich denke auch, dass es "schuechtern" und "schuechtern" gibt.

    Ich wuerde mich selbst z.B. durchaus als schuechtern bezeihnen, ich habe eine gewisse Soziophobie. Und nein an die, die mich persoenlich kennen, das ist kein Witz, vor Jahren war es so schlimm, dass ich Kontakt mit Leuten, die ich nicht kannte oder auch mit Personen, die mir aus irgendwelchen Gruenden nicht gefielen, regelrecht vermieden habe. Ich war regelrecht Meisterin daran, unschoenen und unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen. Das hat auch eine Geschichte, die mir hier aber zu persoenlich ist.
    Aus dieser Zeit habe ich uebrigens meine heute noch hin und wieder auftretenden Flushes :oops: , wobei ich da mittlerweile offen mit umgehe und selbst auch sage: "Ups, jetzt werde ich gerade rot!", denn dagegen ankaempfen wirkt eh nicht :lol:
    Viele finden das dann eher charmant (besonders die Herren :pfeif: ), und so kann man vermeintliche Peinlichkeiten auch mal positiv fuer sich verbuchen :lol: :lol: :lol:

    Den gewissen Impuls, auf die Buehne zu wollen, hatte ich aber immer schon, auch wenn ich am Anfang gelitten habe wie ein Tier (und es teilweise heute noch tue, von zitternden Knien ueber eiskalte Haende das volle Programm). Trotzdem macht es mir mittlerweile mehr Spass als alles andere. Da kommt schon ein gewisser Exhibitionismus, gepaart mit "Und seht Ihr, ich kann es doch!" an all die A***nasen von frueher, zum Tragen.

    Ausserdem geniesse ich es foermlich, in Rollen zu schluepfen, die im wahren Leben mit mir so gar nichts zu tun haben - oder eben in die, die mir schon recht nahe sind (obwohl das schwieriger ist, finde ich). Welche nun welche sind, wird aber nicht verraten :lol:



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 04.04.2007, 16:13


    Eponine hat folgendes geschrieben:
    Da kommt schon ein gewisser Exhibitionismus, gepaart mit "Und seht Ihr, ich kann es doch!" an all die A***nasen von frueher, zum Tragen.

    :n2:

    LG
    mezzo



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 04.04.2007, 17:34


    Als Jemand, dem es an Präsenz nicht gebricht, möchte auch ich meinen Senf dazu geben.
    Das Wesentliche ist ja bereits gesagt worden, wobei mir ein Aspekt bisher zu fehlen scheint : SICH SELBST MÖGEN ! :n2:
    Kommen dazu eine gesunde Extrovertiertheit, der Drang, sich selbst und anderen eine Freude zu machen, die Beherrschung der Materie und natürlich Bühnenerfahrung, kann eigentlich nicht mehr allzu viel schief gehen.
    Mimische und gestische Praxis ist zudem erlernbar.
    Genau hier machen Workshops besonderen Sinn, deutlich über das sängerisch Interpretatorische hinaus, wobei selbstverständlich die genetischen Vorgaben ( Naturtalent ! ) zu berücksichtigen sind !

    Ciao. Gioachino

    :dafür:



    Re: Bühnenpräsenz

    Silje - 04.04.2007, 19:41


    Ich weiß nicht, ob ihr Agnes Giebel kennt. Ich war mal bei ihr auf einem Kurs und sie sagte immer: "Nun singen Sie nicht so mit dem Ausdruck in Stimme und Gesicht wie: "Mama, darf ich ..? ".

    Und da gebe ich Gio ganz recht: "Sich selbst mögen ist wichtig". Oft hat man nämlich von sich selbst eine ganz andere Vorstellung und sieht sich ganz anders als die anderen einen sehen. Der Pickel auf der Nase und der eine Krächzer in der zweiten Strophe fällt oft nur einem selbst auf. Und viele betreiben mit sich eine derartige Selbstzerfleischung, daß es schon nicht mehr schön ist. Deshalb ist es sicher ganz gut, sich eine Beurteilung von einem fachkompetenten Menschen zu holen, sollte man sich unsicher sein. Oft lösen sich dann Zweifel in Nichts auf.
    Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch "Exemplare", die vor lauter Selbstüberzeugung nur so strotzen, die aber eher peinlich und nichtssagend rüberkommen.

    Silje



    Re: Bühnenpräsenz

    leonora - 04.04.2007, 21:30


    Silje hat folgendes geschrieben: Und da gebe ich Gio ganz recht: "Sich selbst mögen ist wichtig".

    Einen ganz ähnlichen Ausspruch habe ich von meiner ersten GL gehört. Sie sagte immer: "Du musst dich beim Singen in dich und deine Stimme verlieben" - singen ist der reine Narzissmus.
    Ob man das lernen kann? Ich weiss nicht.
    Aber es ist viel Wahres daran. Wenn man auf die Bühne schleicht, unsicher, lustlos oder übelgelaunt, dann kommt auch nichts Besseres beim Vortrag heraus. Wenn man sich dagegen in innerer Hochstimmung befindet, wird es gleich viel besser.

    Im Sommer habe ich im Rahmen beruflicher Weiterbildung einen Rhetorikkurs besucht. Es war sehr interessant zu sehen, wie so mancher Kollege, durch Üben und Videoaufnahmen am Ende des Kurses viel präsenter und sicherer im Vortrag wurde. Trotzdem: eine Vortrags- oder Bühnenpräsenz schien nicht erlernbar zu sein.
    Etwas Gefährliches fiel mir dabei auch auf: Meine Vortragsweise unterschied sich deutlich von der der Kollegen, zum einen weil ich die einzige Frau war, aber auch durch Stimmführung und Gestik (Naturwissenschaftler sind in der Regel eher trocken und introvertiert). Bei einem der Kurzvorträge war ich schlecht vorbereitet, das Thema war inhaltlich nicht gut strukturiert, aber keiner hat es gemerkt, weil alle, ausser der Referentin, "nur zugesehen" haben, aber keiner richtig zugehört hat.

    Ähnliches ist uns auch bei Sängerdarbietungen aufgefallen. Ein Nachbar, Bariton mit großer Bühnenerfahrung und Austrahlung wirkte sängerisch immer perfekt. Erst durch einen Konzertmitschnitt fiel auf, wie sehr man sich durch seine Bühnenpräsenz ablenken ließ. Die rein stimmliche Darbietung war gut, aber nicht so super wie man als Zuschauer den Eindruck hatte. Das war schon erstaunlich.

    Liebe Grüße Leonora



    Re: Bühnenpräsenz

    chero - 04.04.2007, 23:20


    Hallo,

    also ich hatte auch, vor allem bei der Kleidung, eine andere Meinung was auf der Bühne gut ankommt.

    Damals war es so bei mir, daß ich privat eingetrichtert bekommen hatte, daß ich nur noch dunkle Kleidung tragen darf oder soll. Genau diese Einstellung habe ich dann auch gelebt und wollte diese natürlich auch auf die Bühne übertragen.

    Es war für Musika wohl so, daß sie sich den Mund bald fusselig geredet hatte, daß ich im privaten Bereich mal etwas farbiger mich gekleidet hatte. Für meinen ersten größeren Auftritt, damals HH, war für mich klar, daß ich ganz schwarz tragen wollte. Wieder intensive lange Gespräche mit Musika und irgendwann bin ich über meinen Schatten gesprungen und habe mich für einen farbigen Rock entschieden. So richtig glauben konnte ich es wohl nicht, daß genau diese Entscheidung sooooo wichtig sein sollte. Hmm vielleicht war es die Argumentation " Bei Pantomine, da ist es wichtig, daß außer deinem Gesicht und Hände alles "verschwindet"........aber doch nicht beim Gesang"

    Was soll ich sagen, es war für mich wahrlich eine Herausforderung, aber die anschließenden Bilder haben gezeigt, daß es die richtige und vor allem eine wichtige Entscheidung war.

    Was alles andere betrifft, was zur Bühnenpräsenz gehört, ob man das so schnell lernen und umsetzen kann, hmmm weiß ich nicht. Es ist aber wichtig es gesagt zu bekommen, sich Gedanken darüber machen, heimlich :lol: üben und ich sag es mal so "Lehre anholen von alten Hasen auch wenn man dann manchmal harte Brocken zum verdauen hat......."

    Für mich hat gerade unser Ensemble, mit genau diesem Hintergrundgedanke eine große Bedeutung, nur man muß es auch wollen, offen dafür und auch mal mutig sein. Nicht leicht, absolut nicht...........glaubt mir ich weiß wovon ich schreibe.


    Liebe Grüsse
    Chero



    Re: Bühnenpräsenz

    Fliu - 04.04.2007, 23:37


    Also, ich kann die Behauptung, schüchtern bleibt schüchtern und ist nicht für den Sängerberuf geeignet, auch überhaupt nicht unterstützen. Ich habe da ganz andere Erfahrungen gemacht.
    Ähnlich wie Sista Valsen und Eponine bezeichne ich mich auch als schüchtern, in manchen Dingen sogar extrem (neue Situationen, in denen ich auf mich allein gestellt bin etc.). In meiner Kindheit war das noch um ein Vielfaches schlimmer, aber ich merke besonders in den letzten Jahren, wie es sich mehr und mehr verbessert. Ich bezeichne mich immer noch als schüchtern und habe Angst vor gewissen Situationen, aber mittlerweile merkt das kaum noch jemand. Das habe ich besonders in meinem Rhetorikkurs letztes Jahr bemerkt, wo ich ganz überrascht war, dass mich alle als selbstsicher bezeichnen und mir sehr positive Rückmeldungen gaben. Ich kann das anscheinend recht gut überspielen :pfeif: Beim Singen hatte ich anfangs panische Angst vor Soli, mittlerweile bin ich ganz scharf drauf :roll: Natürlich bin ich auch in diesem Bereich sehr selbstkritisch, aber dennoch mag ich es, auf der Bühne zu stehen und zu singen. Schüchtern zu sein ist kein unveränderbarer Zustand, da muss ich ganz energisch widersprechen - sondern da gibt es eine Entwicklung, und zumindest bei mir ist die ganz deutlich. Ich bin immer noch schüchtern, aber es verändert sich mit der Zeit. Und da kann schlecht jemand sagen "Dann ist das aber keine Schüchternheit", denn das kann man ja wohl nur selber beurteilen. Niemand kann ich mich reinschauen.



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 04.04.2007, 23:54


    Ein Mensch der schüchtern ist, mag nicht im Mittelpunkt stehen, er hält sich immer zurück, er möchte nicht auffallen. Das hat aber nichts damit zu tun, wenn ein Mensch eher ein stiller, nicht so temperamentvoller Typ ist. Manche Menschen können stundenlang in einer Gruppe Menschen sitzen und kein Wort sagen, andere sprudeln über, da steht der Mund kaum still. Diejenigen, die zurückhaltend sind, haben es viel schwer auf der Bühne, sie müssen erst mal lernen aus sich herauszukommen und auf einmal Mittelpunkt zu sein. Ich bezeichne sie deshalb nicht als schüchtern.

    Wenn ich so unsere Sänger und Sängerinnen im Ensemble sehe, da gibt es welche, die sehr zurückhaltend sind, aber nicht schüchtern. Sie stehen ihren Mann/Frau auf der Bühne wenn es drauf ankommt.

    LG



    Re: Bühnenpräsenz

    Sista Valsen - 05.04.2007, 01:19


    Fliu hat folgendes geschrieben: Schüchtern zu sein ist kein unveränderbarer Zustand, da muss ich ganz energisch widersprechen - sondern da gibt es eine Entwicklung, und zumindest bei mir ist die ganz deutlich.

    Stimmt! Das kann sich verändern; weiterentwickeln.... und plötzlich kriegt man Dinge hin, wegen denen man früher Horrorzustände bekommen hätte.

    Allerdings hatte ich das Pech, Erlebnisse zu haben, die so eine Entwicklung auch wieder rückgängig gemacht haben, so daß ich manches sogar noch schlimmer fand als vorher.... aber das ist ein anderes Thema.

    Hm, bei Referaten (wenn ich ja dann doch vorher total zittrig werde), hilft es mir auch, daß ich *weiß*, daß ich gut rüberkomme. Daß ich z.B. auch zwischendurch die Zuhörer anschauen kann - habe ich mir irgendwann angewöhnt und mache es automatisch; und das wirkt anscheinend ganz gut. (Zitterhändchen sieht man nicht, wenn die Karteikarten klein genug sind. *gg*) Und manchmal wundert es mich selber, wenn ich bei der 3. Folie immer noch zittrig bin....

    Bei mir hat es auch viel damit zu tun, wie vorhersehbar die Situation ist. Ein Anruf, ein Gespräch mit einem Professor - da weiß man nicht, was passieren wird. Ein Referat kann man ziemlich genau vorbereiten; obwohl auch da immer Zwischenfragen kommen könnten (oder hinterher Fragen vom Dozenten). So gesehen müßte ein Gesangsauftritt *eigentlich* leichter für mich sein als ein Referat - weil da ja keine unerwarteten Fragen kommen können.... naja, vielleicht werde ich es eines Tages ausprobieren....

    Hm, was anderes: im Ägypten-Urlaub gab es in der Bar auf dem Kreuzfahrtschiff zwei- oder dreimal Shows, bei denen ein paar Zuschauer zum Mitmachen aufgefordert wurden. Ich wurde bei der Bauchtanzshow auf die Bühne geholt.... und fand das gar nicht mal schlimm, obwohl ich sowas noch nie gemacht hatte. Wenn die Tänzerin allerdings nicht zu den Leuten hingegangen und sie an die Hand genommen und zur Bühne gebracht hätte - sondern wenn sie gefragt hätte, wer mitmachen will, und auf Freiwillige gewartet hätte - dann wäre ich niemals auf die Bühne gegangen....



    Re: Bühnenpräsenz

    Uralt - 05.04.2007, 09:11


    leonora hat folgendes geschrieben:
    Etwas Gefährliches fiel mir dabei auch auf: Meine Vortragsweise unterschied sich deutlich von der der Kollegen, zum einen weil ich die einzige Frau war, aber auch durch Stimmführung und Gestik (Naturwissenschaftler sind in der Regel eher trocken und introvertiert). Bei einem der Kurzvorträge war ich schlecht vorbereitet, das Thema war inhaltlich nicht gut strukturiert, aber keiner hat es gemerkt, weil alle, ausser der Referentin, "nur zugesehen" haben, aber keiner richtig zugehört hat.
    Liebe Grüße Leonora

    Kleiner Einwurf :
    Daran sieht man mal wieder, dass Männer wohl wahrscheinlich doch besser gucken als denken können. :hearts:

    Liebe Grüße
    Uralt



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 05.04.2007, 09:17


    Kleine Replik, liebe Uralt :
    Ich gucke und denke ( mir meinen Teil ).

    Ciao. Gioachino :hearts:



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 05.04.2007, 09:33


    Uralt hat folgendes geschrieben: leonora hat folgendes geschrieben:
    Etwas Gefährliches fiel mir dabei auch auf: Meine Vortragsweise unterschied sich deutlich von der der Kollegen, zum einen weil ich die einzige Frau war, aber auch durch Stimmführung und Gestik (Naturwissenschaftler sind in der Regel eher trocken und introvertiert). Bei einem der Kurzvorträge war ich schlecht vorbereitet, das Thema war inhaltlich nicht gut strukturiert, aber keiner hat es gemerkt, weil alle, ausser der Referentin, "nur zugesehen" haben, aber keiner richtig zugehört hat.
    Liebe Grüße Leonora

    Kleiner Einwurf :
    Daran sieht man mal wieder, dass Männer wohl wahrscheinlich doch besser gucken als denken können. :hearts:

    Liebe Grüße
    Uralt

    Ich bin ja auch immer dafür zu Haben, den Herren eins überzubraten, aber hier muss ich widersprechen. Ich habe die gleiche Erfahrung in einem Rhetorikkurs gemacht - und da ist es auch den zahlreich vertretenen Frauen nicht aufgefallen, dass der Herr total am Thema vorbei geredet hat.

    Was sagt uns das zum Thema Bühnenpräsenz? Wenn man schonmal optisch überzeugt, kann man sich auch den einen oder anderen schiefen Ton leisten bzw. wenn Zwei perfekt singen, wird immer der mit der besseren Präsenz gewinnen.

    LG
    mezzo



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 05.04.2007, 11:39


    mezzo hat folgendes geschrieben:
    Was sagt uns das zum Thema Bühnenpräsenz? Wenn man schonmal optisch überzeugt, kann man sich auch den einen oder anderen schiefen Ton leisten bzw. wenn Zwei perfekt singen, wird immer der mit der besseren Präsenz gewinnen.

    LG
    mezzo

    Du hast vollkommen Recht und ich komme mal wieder auf die Kleidung zu sprechen, die außerordentlich wichtig ist. Schon der erste Eindruck, wie betritt man die Bühne, wie bin ich angezogen, wie ist meine Haltung, wirke ich selbstbewußt und agiere ich profihaft. Dazu gehört auch der Augenkontakt zum Pianisten und das Zeichen zum Beginn.

    Wie stehe ich da, wie eine graue Maus oder stolz wie eine Königin. Dieser Satz hat mich mein Leben lang geprägt, er kam von meiner Professorin und er war im Unterricht immer maßgebend. Es reichte ein Blick von ihr, in dem sie sich etwas streckte, wußte ich was sie wollte.

    Wenn mit Noten dann so, dass es nicht das Gesicht verdeckt, keine fliegende Blätter, möglichst schwarz eingebunden, nicht den Takt oder das Tempo mit der Hand mitmachen und und und.

    Das alles gehört zur Bühnenpräsenz und noch viel mehr. Ausstrahlung kommt von innen, man muss dem Sänger ansehen, dass er mit Freude singt, strahlende Augen lassen die Töne schöner kommen.

    Es ist ein langer Weg dies alles umzusetzen, aber man muss wissen, was alles dazu gehört und im Laufe der Jahre geht es immer besser.

    Liebe Grüsse



    Re: Bühnenpräsenz

    Fliu - 05.04.2007, 14:28


    musika hat folgendes geschrieben: Ein Mensch der schüchtern ist, mag nicht im Mittelpunkt stehen, er hält sich immer zurück, er möchte nicht auffallen. Das hat aber nichts damit zu tun, wenn ein Mensch eher ein stiller, nicht so temperamentvoller Typ ist.
    Das ist eine Verallgemeinerung ;o) Ich bin schüchtern und möchte nicht im Mittelpunkt stehen oder auffallen, aber trotzdem ist das beim Singen ganz anders. Das kannst du mir ruhig glauben :o) Wär doch langweilig, wenn Menschen so einfach zu definieren wären - in Wirklichkeit hat jeder viele Facetten.
    Zitat: Manche Menschen können stundenlang in einer Gruppe Menschen sitzen und kein Wort sagen, andere sprudeln über, da steht der Mund kaum still.
    Ich zähle mich zu beiden Gruppen, je nach Gesellschaft.

    @Sista Valsen: So gehts mir auch. Angst machen neue Situationen, wo ich nicht genau weiß, wie alles ablaufen wird. Bei geplanten Dingen mit festen Abläufen, wie eben bei Auftritten, ist das ganz anders.



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 05.04.2007, 16:08


    Fliu hat folgendes geschrieben: Das ist eine Verallgemeinerung ;o) Ich bin schüchtern und möchte nicht im Mittelpunkt stehen oder auffallen, aber trotzdem ist das beim Singen ganz anders. Das kannst du mir ruhig glauben :o) Wär doch langweilig, wenn Menschen so einfach zu definieren wären - in Wirklichkeit hat jeder viele Facetten.


    Das ist keine Verallgemeinerung sondern jahrelange Erfahrung. Das es beim Singen anders sein kann, habe ich ja ausführlich beschrieben, lies es dir durch, dann weist du was ich meine, aber hier noch mal kurz:

    Man darf nicht Unsicherheit und Schüchternheit verwechseln. Unsicherheit kann durch das Singen vollständig behoben werden, es ist eine gute Therapie. Das Selbstbewußtsein steigt mit dem Erfolg und man gewinnt mit der Zeit an Sicherheit.

    LG



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 05.04.2007, 16:42


    musika hat folgendes geschrieben: Unsicherheit kann durch das Singen vollständig behoben werden, es ist eine gute Therapie. Das Selbstbewußtsein steigt mit dem Erfolg und man gewinnt mit der Zeit an Sicherheit.

    LG

    @musika: Das kann ich nur bestätigen :n2: , bin selbst das beste Beispiel dafür.

    @fliu: Wenn man partout nicht auffallen will, stellt man sich nicht alleine auf die Bühne vor hunderte von Leuten, sondern man versteckt sich irgendwo in der Masse eines Chores!
    Ich kenne solche Fälle - tolle Stimme aber durch nichts dazu zu bewegen, solistisch zu singen.

    LG
    mezzo



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 05.04.2007, 16:57


    @fliu: Wenn man partout nicht auffallen will, stellt man sich nicht alleine auf die Bühne vor hunderte von Leuten, sondern man versteckt sich irgendwo in der Masse eines Chores!
    Ich kenne solche Fälle - tolle Stimme aber durch nichts dazu zu bewegen, solistisch zu singen.

    LG
    mezzo

    Genau so ist es, was ich hier ja wohl auch schon einige Male geschrieben habe. Solche Fälle gibt es genug, sie fühlen sich in der Menge wohl, fallen nicht auf und sind zufrieden.

    LG



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 05.04.2007, 17:10


    Tja, es sind - weißgott ! - nicht die Schlechtesten, die den Soloauftritt scheuen ! Eine meiner besten Schülerinnen hat immense Probleme damit, obwohl sie gekonnt dirigiert und moderiert.
    Inzwischen habe ich sie so weit, dass sie e n d l i c h ihren sängerischen Fähigkeiten traut und sich nicht nach jedem Auftritt an skrupulöser Selbstzerfleischung weidet - in einer Art negativem Narzismus. :d_neinnein:
    Wer singt, muss wollen, dass man ihr/ihm zuhört ! :dafür:

    Ciao. Gioachino



    Re: Bühnenpräsenz

    Octaviane - 05.04.2007, 17:11


    Und das ist nicht nur bei Sängern der Fall. Die Schwester einer Freundin weigert sich sogar, uns in der "Öffentlichkeit" (in diesem Fall vor ihrer Familie und der Dorfgemeinschaft bei einem Gartenfest) zu begleiten, weil sie sich zu exponiert fühlt. Die Aufmerksamkeit würde sich ja nur auf sie und uns zwei Sängerinnen verteilen. Als Begleiterin eines großen Chores hat sie dann nicht soviel Hemmungen.

    LG

    Octaviane (die die "Rampensau" in sich auch gaaaaanz allmählich entdeckt und sich bei n Mitsängerinnen, die sich einfach schneller in den Vordergrund spielen können, auch immer noch unsicher fühlt ) :hearts:



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 05.04.2007, 19:35


    Also kann man zusammenfassend aus diesen ganzen erhellenden Postings doc hnun etwas Folgendes sagen:

    man muss von vorneherein eine GEWISSE exhibitionistische ader in sich haben, um überhaupt Bühnenpräsenz entwickeln zu können.

    Also man darf nciht von Natur aus schüchtern, aber sehr wohl noch auftrittsunsicher sein.

    Unsicherheit kann durch üben in Kursen, szenischer Arbeit, Theaterworkshops etc behoben werden.

    Sichere Beherrschung der Stücke ist Voraussetzung für sicheres Auftreten.
    Stiummlcihe Makel können durch ein anziehendes Erscheinungdsblid(Kleidung, Charme etc) überdeckt werden.

    Im Zweifelsfall "gewinnt" nciht der mit der besten Stimmtechnik, sondern der mit der besten Austrahlung beim Publikum.

    Hab ich das in etwa richtig zusammengefasst?
    Canti



    Re: Bühnenpräsenz

    Fliu - 05.04.2007, 22:07


    Liebe Musika, ich akzeptiere es ja, wenn du nur Leute kennst, die entweder zu 100% oder zu 0% schüchtern sind - aber es wäre schön, wenn du auch akzeptieren könntest, dass es Menschen gibt, die sich irgendwo zwischendrin befinden ;o) Ich lasse mich ungern von Menschen in eine Kategorie einteilen, die mich gar nicht persönlich kennen. Nichts für ungut.
    Ich zitiere mal aus Wikipedia:
    Zitat: Schüchternheit ist eine Haltung, derzufolge man Schüchterne als wohlerzogen oder als scheu, zurückhaltend, ängstlich und sogar gehemmt beurteilt.
    Ein schüchterner Mensch scheut davor zurück, soziale Kontakte mit anderen Mitmenschen zu knüpfen. Diese Hemmschwelle kann eine Form der Höflichkeit sein, wenn man den anderen gegenüber mit Gründen hohen Respekt hat („Steht es mir überhaupt zu, zu erzwingen, dass sie sich mit mir befassen?“). Sie kann aber auch darauf zurückzuführen sein, dass schlechte Erfahrungen (hochmütige Behandlung) oder genetische Anlagen (Soziale Phobien) bei ihnen vorliegen. Schüchternheit macht zaghaft oder vorsichtig. [...]
    Gelegentlich Schüchterne weisen ansonsten keinerlei Defizite bezüglich ihrer Kommunikation mit anderen Mitmenschen auf (besonders mit Gleichgestellten oder Untergebenen oder ihnen besser bekannten Personen, z. B. Freunden oder Familienmitgliedern).
    Ständig schüchterne Menschen kämpfen mit der Sorge, immer abschätzig behandelt zu werden. Sie kommen sich wie auf einer Bühne vor und empfinden ihre Mitmenschen als Publikum, das sie fortwährend kritisch beobachtet. Dies kann sich einem Krankheitsbild annähern, gelegentlich es auch sein.
    Ich bin ein Paradebeispiel für einen "gelegentlich schüchternen" Menschen, und ich kenne noch viele andere. Es gibt also nicht nur entweder völlig schüchtern oder gar nicht.

    edit: Anscheinend hast du mich missverstanden - ich habe ja nie behauptet, dass es keine Leute gibt, die prinzipiell und auch beim Singen schüchtern sind. Das ist ja keine Frage. Aber es gibt eben auch Menschen, bei denen da eine Entwicklung da ist. Ich hätte früher nie ein Solo gesungen, sondern war zufrieden, wenn ich unauffällig in der Masse eines Chores gesungen habe. Jetzt ist das anders, und trotzdem entspreche ich immer noch der Definition für (gelegentliche) Schüchternheit.



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 05.04.2007, 22:37


    Liebe Fliu,

    ich weiß nicht was du willst, habe ich dich irgendwo deinem Namen genannt und dich in eine Kategorie gesteckt? Ich kenne dich nicht und habe auch keinen Grund und schon gar keine Lust dich irgendwo "reinzupacken", das hast du schon selber gemacht.
    Du warst es doch die von sich aus geschrieben hat wo sie sich sieht.

    Wenn du nicht einer Meinung mit mir bist, ist das dein gutes Recht, aber bitte lass mir auch meine. Ich habe hier von "Menschen" gesprochen und nicht von einem Einzelnen mit Namen Fliu.

    Wie hier schon mehrmals gesagt wurde, schüchterne Menschen können nie Bühnenpräsenz haben, da man sie sicherlich nie auf einer Bühne sehen wird. Nicht schüchterne Menschen, die es lieben auf einer Bühne zu stehen und ihren Soloauftritt genießen, haben nicht automatsich Bühnenpräsenz.
    Wenn es Menschen weder Fisch noch Fleisch sind....werden vielleicht in ihrem Leben, wenn sie in einem Chor singen z. B., irgendwann doch eher zu den Nicht schüchternen Menschen hin tendieren.

    Wer einmal Blut geleckt hat und als Solist auf der Bühne gestanden hat, nachdem er sich endlich getraut hat, wird es immer wieder tun, wollen.

    LG



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 05.04.2007, 22:42


    Ich möchte einmal von Euch wissen, welche wichtigen Punkte für eine Bühnenpräsenz wichtig sind. Schreibt bitte 1., 2., 3., usw.

    Liebe Grüsse



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 05.04.2007, 22:58


    Na dann fang ich mal an:

    1) persönliche und musikalische Souveränität
    2) Spaß an dem vermitteln, was man tut
    3) angemessenes Gesamtbild (das wiederum die Souveränität unterstützt)
    4a) Im Konzertfall:Offenheit ggü. dem Publikum (d.h. das Publikum soll spüren, dass man für es singt)
    4b) Im szenischen Fall: immer in der Szene sein - nie abschalten, auch nicht, wenn man gerade mal nichts zu tun hat.

    LG
    mezzo



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 05.04.2007, 23:09


    Boah, das ist aber schwieirig. Ich versuche es aber trotzdem und mache es vielliecht direkt an einer Auftrittssituation, also vom Reinkommen bis zum Gehen, fest:

    1. Stilvolle Kleidung
    Dem Anlass angemessen, nicht verkleidet, mit Hinblick auf die eigene Person. Ruhig auch eigenen Stil haben, aber schon wissen, was geht und was nicht. Fuer die Damen passendes Make-up. Ausstrahlen, dass man sich mit seinem Look wohlfuehlt.

    2. Sicheres Auftreten
    Und zwar, ohne aufgeblasen zu wirken ("natuerliche Sicherheit"). Dazu gehoeren fester Schritt beim Auftritt (weder rennen noch schleichen), Blickkontakt, falls das Publikum sichtbar ist, ein offenes Gesicht (weder ueberzogene Grinsebacke noch grantig Dreinschauen).
    Kein Rumhibbeln, Nasereiben, Haendenesteln oder sonstwas. Aufrechte Saengerhaltung, ohne stocksteif zu sein.
    Sich selbst moegen und wissen: "Ich gebe heute mein Bestes."

    3. Musikalische Sicherheit, technisch und interpretatorisch
    Das Stueck SELBSTVERSTAENDLICH sicher beherrschen, mit Leben fuellen. Nicht irgendwie mitzaehlen mit Haenden, Fuessen oder im Gesicht. Bei Ensemblestuecken bitte bitte nicht mit anderen Stimmen "unhoerbar" (aber leider fuer das Publikum sichtbar) mitsingen, um selbst drin zu bleiben. Nicht anmerken lassen, wenn was in die Hose geht, also weder zum Pianisten gucken, noch zusammenzucken, noch das Gesicht irgendwie verziehen. Insebsondere bei Merschi Merschi nicht :pfeif: :lol: :lol: :lol:

    4. Das Publikum einbeziehen
    Weites Feld, muss dem Anlass angepasst werden. Entweder, eine gute Show machen (eher fuer die leichtere Muse bzw. den echten darstellenden Bereich) oder aber das Publikum teilhaben lassen. Sprich, nicht "zumachen" und nur fuer sich singen, und wenn es noch so intim und anruehrend ist. Wer permanent die Augen zumacht, schliesst das Publikum aus (weiss ich aus eigener Erfahrung, passiert mir immer ncoh, wenn mich was sehr bewegt). Auch nicht das Gesicht ausdruckslos werden lassen, weil man sich konzentriert oder "so drin" ist. Nicht leblos werden, aus welchen Grunden auch immer.

    5. Respekt vor dem Publikum haben
    Damit meine ich positiven Respekt, keine Angst. Dem Publikum dankbar sein und das auf (unaufdringliche!) Art auch zeigen - ohne die waeren wir nicht auf der Buehne!
    Applaus entgegenehmen und nicht wegrennen (ich gehoere tendenziell auch zu den "Weglaeufern") - das wirkt im guenstigsten Fall unsicher, im schlimmsten unverschaemt.



    Re: Bühnenpräsenz

    Silje - 06.04.2007, 15:08


    1.) Liebe zur Musik und Hingabe

    2.) Liebe zu sich selbst

    3.) Liebe zum Publikum

    4.) Sensibilität für die Emotionen der Zuhörer

    5.) Absolute Konzentration auf das, was man da macht (singt und spielt)

    Fragt mich jetzt bitte nicht nach meiner Definition von Liebe. Dieses Wort wird ja eh schon zu oft mißbraucht. Aber ich denke ihr versteht, wie es hier gemeint ist.



    Gruß,

    Silje



    Re: Bühnenpräsenz

    kaja - 06.04.2007, 23:06


    hallo,

    also, für mich teilt sich bühnenpräsenz eigentlich in 2 teile.

    das eine ist das, was man nicht lernen kann, was einfach teil der persönlichkeit ist und manche leute quasi von geburt an haben, wenn auch in jungen jahren vielleicht noch nicht so ausgeprägt wie später.
    das jüngste exemplar dieser gattung, das ich mal erleben konnte, war noch kein jahr alt. ein kleiner, der durch seine haltung und seinen gesichtsausdruck den blick aller vorüberkommenden auf sich zog. und bei jedem, der neu hinzukam, hat er sein lied gesungen (sehr melodisch, sehr schön). eine schöne melodie (und zwar immer exakt die gleiche), nur der text war naturgemäß etwas einsilbig :lol: . und dann hat er jedes mal sichtlich lob und applaus genossen. und dann geschaut, ob nicht noch jemand vorbeikommt. ca. 10 monate alt und ne absolute rampensau :n3: .

    am meisten beeindruckt hat mich martha mödl, die ich 2x in der oper sehen konnte, als sie schon über 80 war.
    sie kam auf die bühne und brauchte weder kostüm noch action noch sonstwas. sie stand einfach da, füllte den raum und es passierte was, ohne daß sie das geringste machte.
    es war auch völlig egal, welches kostüm sie trug. man bemerkte es garnicht, weil sie eine solche ausstrahlung hatte, daß kleidung etc. völlig unwichtig war.


    der andere teil der bühnenpräsenz ist das, was man lernen kann, so man denn wirklich will und ein gewisses talent vorhanden ist.
    das habe ich bei einer jungen opensängerin in auch sehr beeindruckender weise miterleben können. anfangs "machte" sie auf der bühne noch ziemlich viel und es wirkte teilweise etwas einstudiert. nach einiger zeit machte sie immer weniger und wirkte immer echter und beeindruckender. und das bei rollen, die mit "nichts tun" nicht so einfach überzeugend und echt rüberkommen (lucia, norma, violetta etc.). dafür hab ich gern den weiten weg zur oper auf mich genommen (und war froh, daß sie nicht nur an ihrem "stammhaus" singt).

    aber es gibt mit sicherheit auch leute, die es nie lernen können. das größte hindernis ist m.e. wenig selbstbewußtsein und dieses "ich trau mich nicht", das ja auch beim singen lernen sehr hinderlich ist.
    wenig selbstbewußtsein kann man notfalls noch aufpäppeln, aber bei "ich trau mich nicht", ohne den geringsten ernsthaften versuch, es doch mal auszuprobieren, ist auch mit viel geduld und gutem zureden etc. nicht wirklich was zu ändern. das sind für mich auch die echten grauen mäuschen, egal, wie toll sie angezogen und geschminkt sind. das dient dann oft nur dazu, das mangelnde selbstbewußtsein zu überspielen.

    wobei selbstbewußte leute auch nicht in sack und asche rumlaufen, weil jemand, der sich selbst mag und gut findet, sich auch gute klamotten gönnt. aber er braucht es nicht. er geht auf die bühne, weil er was zu sagen hat und es wichtig findet, dem publikum diese sache mitzuteilen und weiß, daß und wie er beim publikum ankommt.

    beim vor- und drittletzten wahlkampf hatte ich z.b. das gefühl, daß schröder die wahl gewonnen hat, weil er über die bessere bühnenpräsenz verfügt. :n3:

    liebe grüße
    kaja



    Re: Bühnenpräsenz

    Fliu - 06.04.2007, 23:32


    @Musika: Natürlich hast du nicht mich persönlich direkt in eine Kategorie gesteckt, aber du tust es indirekt, schon mehrmals und gerade wieder:
    Zitat: Ich denke mal, schüchterne Menschen werden nie den Sängerberuf ausüben wollen, denn sie stehen nicht gerne im Mittelpunkt oder Rampenlicht.
    Zitat: Ein Mensch der schüchtern ist, mag nicht im Mittelpunkt stehen, er hält sich immer zurück, er möchte nicht auffallen.
    Zitat: Wie hier schon mehrmals gesagt wurde, schüchterne Menschen können nie Bühnenpräsenz haben, da man sie sicherlich nie auf einer Bühne sehen wird.
    Deine Sätze klingen für mich etwas nach Schwarz-Weiß-Denken. Ich kenne genug schüchterne Menschen, die man trotzdem auf Bühnen sieht, mich eingeschlossen. Dass sie dadurch automatisch Bühnenpräsenz haben, stimmt natürlich nicht, hab ich auch nie behauptet. Aber es stimmt einfach nicht, dass sich schüchterne Menschen niemals trauen, solo vor Publikum aufzutreten. Es braucht natürlich Überwindung, aber es geschieht ständig.
    Da du sagtest, deine Sätze wären keine Verallgemeinerungen, sondern jahrelange Erfahrung, folgerte ich daraus, dass wir den Begriff Schüchternheit unterschiedlich definieren. Daher habe ich die Wikipedia-Definition hier hereinkopiert.
    Da du aber noch immer darauf beharrst, kann ich nur noch annehmen, dass du nur solche schüchternen Menschen kennst, die sich eben NICHT auf Bühnen trauen. Oder, vielleicht wahrscheinlicher: Du hast schüchterne Menschen auftreten sehen, sie aber nicht als schüchtern erkannt. Viele schüchterne Menschen werden nicht für schüchtern gehalten, weil sie es einfach gut überspielen können (wieder mal mich eingeschlossen). Schließlich will ja keiner schüchtern sein.
    Vielleicht können wir uns ja darauf einigen, dass ich von allen schüchternen und teilweise schüchternen Menschen gesprochen habe und du nur von denen, die du offensichtlich als schüchtern erkannt hast?
    Zitat: Wer einmal Blut geleckt hat und als Solist auf der Bühne gestanden hat, nachdem er sich endlich getraut hat, wird es immer wieder tun, wollen.
    Genau! Ganz genauso geht es mir auch. Und dennoch bin ich schüchtern. Vielleicht paradox, aber wahr und absolut kein Einzelfall.

    Sorry, ich weiß, das wird jetzt schon offtopic, aber ich würde das gerne klären.



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 07.04.2007, 05:44


    Liebe Kaja,
    Deine Antwort hier leuchtet mir total ein, weil sie sich mit meinen Beobachtungen ziemlich deckt!
    Trotzdem muss ich noch anmerken: ich gehörte selbst als Kind eigentlcih auch zu den ausgesprochenen Rampensäuen und muss einen ziemlichen Charlme entwickelt haben.
    Aber wenn es dann irgendwann in der Lebensgeschcihte einen Bruch oder ein Trauma gibt, kann das total verschüttet werden und sich ins ¨Gegenteil umkehren und muss nach und nach freigeschaufelt und wieder ans Licht gebracht werden. Dazu ist gute sensible Pädagogik notwendig.
    Das auch nochmal als Anmerkung zu schüchtern und scheinbar schüchtern: Leute die schüchtern wirken wenn es um Bühne geht, sind vielleciht gar nciht immer schüchtern ,sondern "nur" blockiert.
    Wer wirklich von Natur schüchtern ist wid es mit Sciherheit auf lange Sciht sehr viel schwerer haben als ein Blockierter, in dem aber im Grunde eine "Rampensau" schlummert. :n2:
    Canti :hearts:



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 07.04.2007, 10:26


    @Musika: Natürlich hast du nicht mich persönlich direkt in eine Kategorie gesteckt, aber du tust es indirekt, schon mehrmals und gerade wieder:
    Zitat: Ich denke mal, schüchterne Menschen werden nie den Sängerberuf ausüben wollen, denn sie stehen nicht gerne im Mittelpunkt oder Rampenlicht.
    Liebe Fliu,
    noch mal, wenn du dich zu diesen Menschen zählst, ist das nicht mein Problem, du steckst dich doch selber in diese Schublade, also bitte, verdrehe mir nicht meine Worte, die dich persönlich nicht ansprechen durch mich.

    Zitat: Ein Mensch der schüchtern ist, mag nicht im Mittelpunkt stehen, er hält sich immer zurück, er möchte nicht auffallen.
    Zitat: Wie hier schon mehrmals gesagt wurde, schüchterne Menschen können nie Bühnenpräsenz haben, da man sie sicherlich nie auf einer Bühne sehen wird.
    Zitat:


    Deine Sätze klingen für mich etwas nach Schwarz-Weiß-Denken. Ich kenne genug schüchterne Menschen, die man trotzdem auf Bühnen sieht, mich eingeschlossen. Dass sie dadurch automatisch Bühnenpräsenz haben, stimmt natürlich nicht, hab ich auch nie behauptet. Aber es stimmt einfach nicht, dass sich schüchterne Menschen niemals trauen, solo vor Publikum aufzutreten. Es braucht natürlich Überwindung, aber es geschieht ständig.

    Nein Fliu, schon beziehst du es wieder auf dich, warum bezeichnest du dich immer als schüchtern, kommt hier also überhaupt nicht rüber.
    Wenn du Überwindung brauchst, ist es zunächst mal Angst, die man überwinden kann, wenn man genügend Selbstbewußtsein hat und es auch wirklich will.


    Zitat:


    Da du sagtest, deine Sätze wären keine Verallgemeinerungen, sondern jahrelange Erfahrung, folgerte ich daraus, dass wir den Begriff Schüchternheit unterschiedlich definieren. Daher habe ich die Wikipedia-Definition hier hereinkopiert.
    Da du aber noch immer darauf beharrst, kann ich nur noch annehmen, dass du nur solche schüchternen Menschen kennst, die sich eben NICHT auf Bühnen trauen. Oder, vielleicht wahrscheinlicher: Du hast schüchterne Menschen auftreten sehen, sie aber nicht als schüchtern erkannt. Viele schüchterne Menschen werden nicht für schüchtern gehalten, weil sie es einfach gut überspielen können (wieder mal mich eingeschlossen). Schließlich will ja keiner schüchtern sein.


    Oh Fliu, nein ich habe in meinen ganzen Bühnenjahren keinen schüchternen Menschen auf der Bühne erlebt, schüler, die zunächst Angst hatten, ja, aber sie verloren ihre Angst und stehen heute auf der Bühne. Es liegt viel an mir als Lehrkraft, Schülern die Angst zu nehmen und sie dahin zu führen, wo sie ja auch eigentlich hin wollen.
    Ein Beispiel: Meine Mutter war eine sehr selbstbewußte Frau die eine Gesangsausbildung gemacht hat. Sie hat aber nie öffentlich gesungen, genau so wenig wie ihre Lehrerin, weil sie ANGST davor hatte. Schüchtern war sie garantiert nicht. Noch was. Auch ich hatte Schiß das erste Mal auf der Bühne nur im Chor zu singen und versteckte mich hinter den anderen. Beim nächsten Mal war ich schon vorne. Also Schüchternheit kann mir nicht zugesagt werden, oder?
    Ich beharre auf nichts, das was du hier von dir gibst ist wirklich Kinderkram und schwarz weiß denken. Glaub mir, ich kenne den Unterschied zu schüchternen Menschen und die, die Angst haben zunächst aufzutreten.

    Zitat:


    Sorry, ich weiß, das wird jetzt schon offtopic, aber ich würde das gerne klären.

    Also Fliu, ich glaube es reicht jetzt, denn was ich hier von dir erlebe, du willst unbedingt Recht haben, ok, wenn du damit zufrieden bist, gebe ich dir mit einem Lächeln Recht, du bist noch sehr jung und wirst deine Erfahrungen machen. Nun sollten wir mal wieder zum Thema kommen.
    Nix für ungut. :lol:



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 07.04.2007, 10:48


    Hallo,

    vieleicht sollten wir mal einen Katalog machen, in dem Fragen und Antworten stehen der verschiedensten Art, ähnlich, wie ich es im Workshop gemacht habe. Was haltet ihr davon?

    Es tauchen so viele Fragen und Antworten auf, auch wie hier zur Bühnenpräsenz, das sollte man mal sich mal überlegen. Was meint ihr?

    LG



    Re: Bühnenpräsenz

    kaja - 07.04.2007, 11:02


    hallo canti,

    dann hast du halt auch zu den schülern gehört, bei denen man wieder einiges "aufpäppeln" muß.
    das sind bei mir sehr viele, da ca. 80 % meiner schüler zu mir kommen, weil sie besondere probleme mit dem singen (und etlichen anderen dingen) haben.
    viele hatten, aufgrund von teils unangenehmen, teils sehr schlimmen erlebnissen, viele jahre (teils jahrzehnte) überhaupt nicht gesungen, obwohl sie es eigentlich gerne (oder sogar unbedingt) wollten.

    den meisten kann man durchaus helfen, sängerisch wieder "auf die beine" zu kommen (und wird dann für dieses oft sehr mühevolle unterfangen dadurch belohnt, daß man dann zuerst im unterricht sehr schöne "privatkonzerte" mit sehr schönen stimmen erlebt und dann auch bei erfolgreichen auftritten zuschauen kann), aber bei manchen geht es halt nicht (oder nur teilweise), weil sie aus diesem "ich trau mich nicht" überhaupt nicht herauskommen (wollen ?) und nicht nur beim singen, sondern auch in allen anderen lebensbereichen in einer sehr verschlossenen "piepsmäuschen"-haltung verharren (und daraus ihren nutzen ziehen).

    es ist halt wie beim schwimmen lernen. auch da schafft es selbst der geduldigste schwimmlehrer nicht, alle angsthasen dazu zu bewegen, auch mal vom 1 m brett ins wasser zu springen (was beim singen z.b. dem etwas lauteren und ausdrucksvolleren singen in gegenwart des lehrers und des pianisten entspricht) und schon garnicht vom 3er (was dann z.b. das klassensingen wäre oder auch nur das singen, wenn mehrere schüler zusammenkommen und sich gegenseitig etwas vorsingen).

    andere dagegen, die so schlimme dinge erlebt haben, daß es sehr verständlich wäre, wenn sie nie wieder den mund aufmachen würden, kämpfen sich tapfer durch teils sehr unangenehme gefühle und aufsteigende alte ängste hindurch und erreichen dinge, die niemand für möglich gehalten hätte.
    und nach allem, was ich bisher in den foren von dir mitbekommen habe, scheinst du auch zu diesen schülern zu gehören. :bravo:

    meine anmerkungen zur bühnenpräsenz im vorigen beitrag bezogen sich aber mehr auf die leute, die schon vor publikum singen und nicht auf gesangsschüler, die gerade erst angefangen haben.

    liebe grüße
    kaja



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 07.04.2007, 11:47


    Liebe Kaja, wenn ich deine Schülerin wäre, wer weiss, was dann noch alles passiert wäre??????? :lol: :pfeif: :hearts:
    Deinen Ansatz kann ich bestens nachvollziehn und bei mir war es wohl wirklich so. Ich wollte erst absolut gar nciht singen und schon gar nciht auftreten und nun genau das Gegenteil. :kaffee Ohne gute und einfühlsame Menschen um mich herum (nach wie vor!!!) wäre das nciht môglcih gewesen. :n2: :kuss:

    Liebe Musika, ja, das sollten wir tun. :dafür: Das Thema ist sehr wichtig. Ich weiss aber nciht genau, wie du das meinst. Für den nächsten workshop? oder hier im Forum?
    Canti :hearts:



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 07.04.2007, 13:40


    cantilene hat folgendes geschrieben: Liebe Musika, ja, das sollten wir tun. :dafür: Das Thema ist sehr wichtig. Ich weiss aber nciht genau, wie du das meinst. Für den nächsten workshop? oder hier im Forum?
    Canti :hearts:

    Kannst du dich noch erinnern an den Abend, da haben wir massenweise Fragen gestellt und besprochen? So etwas mal wirklich niederschreiben in Form eines Katalogs oder Nachschlagewerk.

    Liebe Grüsse



    Re: Bühnenpräsenz

    Fliu - 07.04.2007, 14:55


    @Musika: Ich glaube, wir reden einfach total aneinander vorbei. Du weißt nicht, wovon ich spreche, und ich weiß nicht, wovon du sprichst.

    Zitat: Liebe Fliu,
    noch mal, wenn du dich zu diesen Menschen zählst, ist das nicht mein Problem, du steckst dich doch selber in diese Schublade, also bitte, verdrehe mir nicht meine Worte, die dich persönlich nicht ansprechen durch mich. [...] Nein Fliu, schon beziehst du es wieder auf dich, warum bezeichnest du dich immer als schüchtern, kommt hier also überhaupt nicht rüber.

    Ich habe kein Problem damit, mich zu schüchternen Menschen zu zählen, sondern ich habe ein Problem mit Pauschalaussagen über schüchterne Menschen (eigentlich überhaupt gegen Pauschalaussagen). Ich dachte, das hätte ich jetzt oft genug klargestellt.
    Ich bezeichne mich als schüchternen Menschen, weil das nun mal eine Tatsache ist. Ich kenne mich und ich kenne die Definition(en) von Schüchternheit, also ist die Sache ganz einfach und offensichtlich. Du hast aber anscheinend deine eigene Definition von Schüchternheit. Dann ist eine Diskussion natürlich nicht möglich. Das zeigt sich v.a. an diesem Satz:
    Zitat: Oh Fliu, nein ich habe in meinen ganzen Bühnenjahren keinen schüchternen Menschen auf der Bühne erlebt
    Mir dagegen fallen auf Anhieb allein in meinem Umfeld mehr als 10 Leute ein, die schüchtern sind und trotzdem auf der Bühne stehen.
    Ich nehme an, als nicht schüchterner Mensch (der du zu sein scheinst) sind dir die Ausprägungsformen von Schüchternheit und Probleme schüchterner Menschen einfach nicht so bekannt und geläufig. Wahrscheinlich erkennst du nur extrem schüchterne Menschen als schüchtern, da es die anderen besser überspielen können und ihre Schüchternheit daher nicht-schüchternen Menschen kaum auffällt. Die Erfahrung hab ich schon oft gemacht. Und das hat nichts mit dem Alter zu tun, sondern einfach mit der Frage, ob man selbst schüchtern ist oder nicht. Ich versuche ja auch nicht, jemandem mit Panikattacken was über Menschen mit Panikattacken zu erzählen (am besten noch Pauschalaussagen), da er einfach selber involviert ist und daher mehr darüber weiß als ich. Und genauso ist das mit Schüchternheit. Wer nicht schüchtern ist, kann einem Schüchternen nicht wirklich was über Schüchternheit erzählen (es sei denn, er ist Psychotherapeut oder hat eine ähnliche Ausbildung :roll: ) - verstehst du, was ich meine? Ich versuche ja auch nicht, dich über deine eigenen Probleme zu belehren, die ich von mir selbst einfach nicht kenne.



    Re: Bühnenpräsenz

    dola - 07.04.2007, 18:00


    Hallo,

    ich sehe hier wohl, dass unter dem Begriff "Schüchternheit" verschiedene Dimensionen von Angst, Scheu, Zurückhaltung etc. verstanden werden. Sehr präzise ist er auch nicht, und wenn man in die wissenschaftliche Psychologie einsteigen würde, verschwindet er auch sehr bald und macht Platz für Einzelzustandsbeschreibungen von Blockaden, Panikattacken, leichten Traumata bis hin zu bereits krankhaften Symptomatiken wie Neurosen, Psychosen, posttraumatische Zustände etc. Eine Person mit solchen Krankheitszuständen wird sich oft in sich zurückziehen, weil die Angst vor dem Kontrollverlust dies als erforderlich erscheinen läßt. Ob ein "schüchterner" Charakter dahintersteckt, ist dann gar nicht das Thema.

    Musikas Definition bezeichnet einen durchgängigen Charakterzug als Schüchternheit und unterscheidet davon situative Ängste, wie der vor dem ersten Mal auf der Bühne u.ä. Das finde ich hier durchaus sinnvoll, um zu differenzieren, denn - da sind wir uns einig - nicht jede/r mit Lampenfieber vor dem Auftritt ist ein "Generalangsthase" (das wären wir dann fast alle!)

    Wer Singen lehrt, kommt sicher nicht an der Tatsache vorbei, dass immer eine therapeutische Komponente mitspielt, denn das richtige Singen baut sich auf durch die Lösung von Blockaden und das ist eine Art verhaltenstherapeutischer Eingriff. Je nachdem wie selbstverständlich der Mensch schon mit diesen Blockaden gelebt hat, desto tiefgreifender fällt vielleicht der erste Schock darüber, hier angerührt worden zu sein, aus.
    Wir wissen auch, welch heilende Wirkung das Singen auch hat.

    Menschen, die ihren Platz nicht im Vordergrund sehen, gibt es durchaus. Das wird auch in anderen Berufssparten und Interessenkreisen deutlich. Die wird es auch tendenziell nicht zur Bühne ziehen oder an den Platz des Vereinsvorsitzenden oder Bereichsleiters. Viele solcher Charaktere sind meist aber gute Sachbarbeiter, präzise Detailarbeiter und eben gute ausschließliche Choristen, wenn Stimme und Musikalität da sind.

    Wer aber als Solist wiederholt agiert (einmal versuchen nehme ich aus), will das auch. Bei den Ensemblemitgliedern z. B. (oder auch Chorsolisten wie fliu) ist es offensichtlich, dass sie das auch wollen und dann ist m. E. auch Lernbereitschaft und Talent da trotz Lampenfieber.

    Zum Katalog:

    ich finde, dass dieser durch Beiträge weiter oben in diesem Tread schon erstellt ist und dazu eigentlich schon das Wichtigste gesagt ist. Am wichtigsten finde ich diese Kriterien der inneren Einstellung, die genannt wurden. Alles andere ergibt sich, denke ich, aus Ausbildung und Praxis und so manchem KOMPETENTEN Rat.

    LG,

    dola



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 07.04.2007, 18:05


    dola hat folgendes geschrieben: Hallo,

    Zum Katalog:

    ich finde, dass dieser durch Beiträge weiter oben in diesem Tread schon erstellt ist und dazu eigentlich schon das Wichtigste gesagt ist. Am wichtigsten finde ich diese Kriterien der inneren Einstellung, die genannt wurden. Alles andere ergibt sich, denke ich, aus Ausbildung und Praxis und so manchem KOMPETENTEN Rat.

    LG,

    dola

    Hallo Dola,

    es geht nicht nur um einen "Katalog" Bühnenpräsenz, sonder auch um allgemeine Fragen, die wir schon im Kurs erläutert haben, aber nur wenig Früchte trugen bisher. Was Kleidung auf der Bühne betrifft, sind wir schon einige Schritte weitergekommen.
    LG



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 07.04.2007, 18:14


    [quote="Fliu Zitat: Oh Fliu, nein ich habe in meinen ganzen Bühnenjahren keinen schüchternen Menschen auf der Bühne erlebt

    [quote="Fliu Zitat:
    Mir dagegen fallen auf Anhieb allein in meinem Umfeld mehr als 10 Leute ein, die schüchtern sind und trotzdem auf der Bühne stehen.
    Ich nehme an, als nicht schüchterner Mensch (der du zu sein scheinst) sind dir die Ausprägungsformen von Schüchternheit und Probleme schüchterner Menschen einfach nicht so bekannt und geläufig. Wahrscheinlich erkennst du nur extrem schüchterne Menschen als schüchtern, da es die anderen besser überspielen können und ihre Schüchternheit daher nicht-schüchternen Menschen kaum auffällt. Die Erfahrung hab ich schon oft gemacht. Und das hat nichts mit dem Alter zu tun, sondern einfach mit der Frage, ob man selbst schüchtern ist oder nicht. Ich versuche ja auch nicht, jemandem mit Panikattacken was über Menschen mit Panikattacken zu erzählen (am besten noch Pauschalaussagen), da er einfach selber involviert ist und daher mehr darüber weiß als ich. Und genauso ist das mit Schüchternheit. Wer nicht schüchtern ist, kann einem Schüchternen nicht wirklich was über Schüchternheit erzählen (es sei denn, er ist Psychotherapeut oder hat eine ähnliche Ausbildung :roll: ) - verstehst du, was ich meine? Ich versuche ja auch nicht, dich über deine eigenen Probleme zu belehren, die ich von mir selbst einfach nicht kenne.

    Allmählich wirst du ein wenig pampig, also, was du hier von dir gibst, ist dummes Zeug, ich, liebe Fliu, habe keine Probleme und belehren darüber, kannst du mich erst recht nicht.
    Also, bleib weiter in deiner Schublade und wenn du mal älter bist, hast mehr Menschenkenntnisse, unterhalten wir uns mal weiter....

    Frohe Ostern



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 07.04.2007, 18:47


    Um da mal versoehnlich in die Bresche zu springen:

    Ich kann sowohl das, was Fliu wie auch musika sagen, nachvollziehen, und empfinde es paradoxerweise nicht mal als Widerspruch. Wie dola schon andeutete, ist das v.a. eine Definitionssache, und "schuechtern" ist ungefaehr genauso schwammig wie "warm", wird in der angewandten Psychologie und Psychiatrie eigentlich auch kaum verwendet. Man muss aber selbst vielleicht auch mal in beiden Situationen gewesen sein, um es zu verstehen. Wie war das mit den Schuhen?

    Als jemand, der sich selbst durchaus als schuechtern UND als Rampensau bezeichnet und auch eine gewisse "psychologisch angeschlagene" Vergangenheit hat, glaube ich, dass wir es hier v.a. mit einem Definitionsproblem zu tun haben.

    Schuechtern wie musika es definiert versteht eine Grundscheu gegenueber Menschen und Situationen, ein auf gar keinen Fall im Mittelpunkt stehen wollen, die ein Solist einfach nicht hat, insofern gebe ich ihr da Recht: Wer solistisch singen WILL, hat die Grundnatur, im Mittelpunkt zu stehen und bewundert werden zu wollen (was natuerlich sein oder aber eben auch krankhafte und/oder kompensatorische Tendenzen aufweisen kann - der beruehmte Wunsch, geliebt zu werden). Wer nur um der Musik Willen singt und diese liebt, kann im Optimalfall gleichzeitig eine Rampensau sein, muss es aber nicht. Wohl kann bei einer echten Rampensau der Hang zur Selbstdarstellung VOR der Liebe zur Musik kommen, dann fehlt aber auch oft der letzte Funke, der das Herz und die Seele des Publikums erreicht. Man spuert dann, dass man es vornehmlich mit "Showmen/-women" zu tun hat.
    Wer aber wirklich schuechtern ist, kommt so weit oft erst gar nicht. Denn wenn sich das in allen Lebensbereichen so manifestiert, haben wir es eher mit einer tendenziell soziophobischen Natur zu tun, wobei die Uebergaenge zwischen dem, was normal und schon krankhaft ist, ja sehr fliessend sind. Und: nicht jede Soziophobie ist ein Dauerzustand, meine kam und ging in Schueben und ist mittlerweile eigentlich eher verschwunden, obwohl es natuerlich immer noch Situationen gibt, die mich verunsichern. Das ist aber normal und hat keinen vermeidenden Charakter mehr (was uebrigens ein eigenes, aber auch damit zusammenhaengendes Krankheistbild sein kann). Aaaaaber:

    Man kann sehr wohl eine "situative" Schuechternheit aufweisen, das ist das, was Fliu meint. Diese kann ebenfalls so weit gehen, dass sie sich auf grosse Bereiche des Lebens bezieht, aber eben nicht auf alle. Sie stellt sich oft eher als eine gewisse Zurueckhaltung dar, aus der aber regelmaessig ausgebrochen wird. Der wesentliche Unterschied ist hier, dass diese Art der Schuechternheit in "sicheren" Situationen nicht auftritt. Sprich, man ist offen, vielleicht sogar richtiggehend aus sich herausgehend, im Umgang mit Freunden und Familie, in Situationen, in denen man sich gut und sicher fuehlt. Das ist bei "echt Schuechternen" (also tendenziell soziophobisch angehauchten Menschen) eher nicht so. Die fuehlen sich in Gesellschaft immer unwohl. Da ich waehrend meiner Depression soziophobisch war, kann ich nur sagen: Ich wollte sogar vor meiner Familie wegrennen und bin teilweise nicht mal ans Telefon gegangen. Selbst Familienfeiern mit mehr als drei oder vier Leuten haben mir Schweissausbrueche erzeugt, und ich bin waehrend dieser Zeit auch NICHT aufgetreten, das waere ohne Panikattacken gar nicht moeglich gewesen.
    Uebergaenge sind fliessend und indviduell ...

    Liebe musika und liebe Fliu, ihr widersprecht Euch nicht, sondern definiert das Wort einfach anders, was immer zu Unstimmigkeiten fuehrt (ich bin da ja selbst manchmal auch Meisterin drin, nicht zu verstehen und auch selbst gar nicht verstanden werden zu WOLLEN :lol: ).

    Wie die Diskussion hier ablaeuft, kann man nur annehmen, dass Ihr Euch schon beide ganz gut behaupten koennt, und das koennen die wenigsten echt Schuechternen :kuss:



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 07.04.2007, 19:52


    Eponine hat folgendes geschrieben:
    Wie die Diskussion hier ablaeuft, kann man nur annehmen, dass Ihr Euch schon beide ganz gut behaupten koennt, und das koennen die wenigsten echt Schuechternen :kuss:

    Du sagst es Epo...danke

    LG :tanzen :dafür:



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 07.04.2007, 20:06


    Ich habe mich zwar an der Diskussion nicht beteiligt, denke aber, dass das Thema zwischen Musika und Fliu beendet werden sollte, bevor es gänzlich aus dem Ruder läuft. Neuere Erkenntnisse sind m. E. auf beiden Seiten nicht mehr zu erwarten. Es wird immer Themen geben, bei denen man sich (weshalb auch immer) nicht einig wird. Dann sollte man die eben so feststellen - und Ende! Gell?

    Nix für ungut ihr Beiden!


    LG Escamillo



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 07.04.2007, 20:12


    Fliu hat folgendes geschrieben:
    Ich versuche ja auch nicht, jemandem mit Panikattacken was über Menschen mit Panikattacken zu erzählen (am besten noch Pauschalaussagen), da er einfach selber involviert ist und daher mehr darüber weiß als ich. Und genauso ist das mit Schüchternheit. Wer nicht schüchtern ist, kann einem Schüchternen nicht wirklich was über Schüchternheit erzählen (es sei denn, er ist Psychotherapeut oder hat eine ähnliche Ausbildung :roll: ) - verstehst du, was ich meine? Ich versuche ja auch nicht, dich über deine eigenen Probleme zu belehren, die ich von mir selbst einfach nicht kenne.


    Da muss ich widersprechen; damit macht man es sich doch zu leicht. Oftmals ist die Außenansicht sehr viel klarer als die Sicht des Betroffenen. Und das weiß ich aus Erfahrung. Mir ist jemand heute noch sehr dankbar, dass ich ihr etwas über Panikattacken erzählt habe (nein, ich bin kein Psychologe, kann aber lesen und habe ein offenes Ohr). Sie hat sich nämlich schlichtweg als hoffnungslosen Fall betrachtet, der einfach nur dabei ist, verrückt zu werden. Dass man mit dieser Krankheit umgehen und ein "normales" Leben führen kann, war ihr überhaupt nicht bewusst.

    LG
    mezzo



    Re: Bühnenpräsenz

    rugero - 07.04.2007, 22:47


    Hallo,
    ich habe zum Thema schüchtern/introvertiert
    in einem anderen nicht-musischen Forum etwas gefunden, vielleicht sind einige Aspekte ganz interessant.

    http://www.allmystery.de/themen/mg12116


    Ich wurde mit 20 als introvertiert bezeichnet, vielleicht war es auch Schüchternheit. Ich glaube aber es war Unsicherheit, fehlende und mangelnde Erfahrung auf noch so vielen Gebieten.
    Wenn man auf der Bühne steht, muß man Vielem gerecht werden. Die Technik muß stimmen, das Outfit sollte angepaßt sein und die Stimme sollte die Zuschauer erreichen, eingebettet in eine abgerundete Interpretation. Entscheidend ist sicherlich noch, ob ich konzertant auftrete oder in Köstum und Maske. Nicht ohne Grund bietet die Maske einen Schutz. Denkt an die große Arie des Bajazzo: :n30: "Jetzt spielen? Wo mich Wahnsinn umkrallet? Wo kaum ich weiß zu stammeln, noch klar zu sehn!. Und doch: es muß sein... Hüll' dich in Tand nur und schminke dein Antlitz: Man hat bezahlt ja - will lachen für sein Geld. Du bist Hanswurst und raubst du Colombine, schreit man: Bajazzo, der kennet die Welt."

    Ich glaube ich habe im Laufe der Jahre als Amateur erfahren dürfen, daß eine einigermaßen glaubwürdige Verkörperung einer Bühnenpräsenz auch dazu führen kann, im täglichen Leben und Umgang mehr Selbstbewußtsein zu bekommen.
    Ich will damit sagen, auch hier gibt es ein Wechselspiel zwischen Realität und Fiktion und diesem Umstand muß man halt versuchen gerecht zu werden. Bei unsrem letzten Workshop mit dem Ensemble in Aub habe ich 1 bis 2 Tage gebraucht, um in den täglich Trott der bürgerlichen Arbeit zurückzufinden, obwohl sich auch dort zuweilen eine Art Bühnenpräsenz zeigt.
    Dies war für mich ein Zeichen, daß ich ich die Fiktion genossen habe.
    Die Zeilen könnten noch weiter gehen, ich möchte es aber vorerst als kurzen Beitrag belassen - später vielleicht mehr.


    LG rugero



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 08.04.2007, 10:21


    Hallo rugero,

    ja, als ich dich vor vielen Jahren kennenlernte, kannte ich dich tatsächlich nach außen hin als introvertiert, zurückhaltend. Trotzdem hast du damals den Weg auf die Bühne gefunden und dort fühltest du dich wohl. Es schlummerte schon ihn dir und du hast es geweckt und stehst heute da als selbstsicher Sänger und auch im täglichen Leben.

    Das ist das Schöne, unsichere Menschen, die irgendwo noch eine Blockade haben, werden von der Musik so gepackt, dass sie dann einen Wandel machen und Selbstbewußtsein erlangen.

    Liebe Grüsse



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 10.04.2007, 10:40


    Ich wollte noch einen Satz der (nciht von allen geiliebten....) Anna Netrebko hier einfügen, der wohl Jeder ein hohes Mass an Bühnenpräsenz zugestehen muss. Er passt genau zu unserem Thema.
    Sie wurde in einem Interview mit "Le monde de la musique" gefragt:
    "Welche Haupteigenschaft braucht ein Sänger vor allem, um in seinem Beruf erfolgreich zu sein?"
    Ihre Antwort: " Persönlichkeit. Sie ist es, die die spezielle Energie sendet, die das Publikum sofort auf dci haufmerksam macht. Neulich habe ich Réné Pape als Sarastro erlebt. Er hat dieses Charisma, er bracuht nichts zu tun."

    Sie sagt weder gutes Aussehen(hätte man ja vermuten können :lol: ) noch schöne Stimme noch gute Gesangstechnik.

    Canti :hearts:



    Re: Bühnenpräsenz

    LaCastafiore - 10.04.2007, 12:06


    cantilene hat folgendes geschrieben: Ich wollte noch einen Satz der (nciht von allen geiliebten....) Anna Netrebko hier einfügen, der wohl Jeder ein hohes Mass an Bühnenpräsenz zugestehen muss. Er passt genau zu unserem Thema.
    Sie wurde in einem Interview mit "Le monde de la musique" gefragt:
    "Welche Haupteigenschaft braucht ein Sänger vor allem, um in seinem Beruf erfolgreich zu sein?"
    Ihre Antwort: " Persönlichkeit. Sie ist es, die die spezielle Energie sendet, die das Publikum sofort auf dci haufmerksam macht. Neulich habe ich Réné Pape als Sarastro erlebt. Er hat dieses Charisma, er bracuht nichts zu tun."

    Sie sagt weder gutes Aussehen(hätte man ja vermuten können :lol: ) noch schöne Stimme noch gute Gesangstechnik.

    Canti :hearts:


    wobei in meinen Augen schöne Stimme und gute Gesangstechnik schon nötig sein dürften, um zunächst einmal den Beruf des Sängers zu ergreifen und auszuüben... :pfeif:

    Dass dann andere Dinge für den Erfolg nötig sind, zeigt sich ja auch daran, dass man immer wieder mal sehr gute Sänger hört (schöne Stimme und gute Technik), die eben nicht berühmt sind. Vielleicht waren sie nur noch nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

    Liebe Grüsse von Casta



    Re: Bühnenpräsenz

    musika - 10.04.2007, 12:13


    Naja, ohne Gesangstechnik ist man kein Sänger und schon garnicht ein guter. Charisma ist Ausstrahlung, Persönlichkeit. Es gibt wunderschöne Stimmen, doch sie sind langweilig, ohne Glanz von innen, da kommt nichts rüber. Ein Mensch mit Charisma ist auch im "normalen" Leben eine Persönlichkeit. Wenn er dann noch gut aussieht, ist das schon die halbe Miete.

    LG



    Re: Bühnenpräsenz

    Fliu - 10.04.2007, 23:42


    Eponine hat folgendes geschrieben: Als jemand, der sich selbst durchaus als schuechtern UND als Rampensau bezeichnet und auch eine gewisse "psychologisch angeschlagene" Vergangenheit hat, glaube ich, dass wir es hier v.a. mit einem Definitionsproblem zu tun haben.
    Danke Epo, genau das meinte ich! Schüchtern und Rampensau schließt einander nicht zwangsläufig aus, je nach Definition.
    Zitat: Liebe musika und liebe Fliu, ihr widersprecht Euch nicht, sondern definiert das Wort einfach anders, was immer zu Unstimmigkeiten fuehrt
    Genau das habe ich ja in meinen letzten Beiträgen schon vermutet und angesprochen. Deswegen habe ich ja auch mehrmals versucht, meine Auffassung des Wortes zu erklären und hoffte, von Musika eine daraufhin eine ebensolche Erklärung ihrer Definition zu bekommen - aber alles, was daraufhin von Musika kam, war, dass ich zu jung bin und dummes Zeug rede - nur, weil ich Pauschalurteile ablehne? Das verstehe ich nicht unter Diskussionsfähigkeit.... aber hat sich ja mehr oder weniger erledigt, ich werde mich einfach aus diesem Thread zurückziehen.

    @Musika:
    Zitat: Allmählich wirst du ein wenig pampig, also, was du hier von dir gibst, ist dummes Zeug, ich, liebe Fliu, habe keine Probleme und belehren darüber, kannst du mich erst recht nicht.
    Also, bleib weiter in deiner Schublade und wenn du mal älter bist, hast mehr Menschenkenntnisse, unterhalten wir uns mal weiter....

    Bitte genauer lesen - ich habe doch gesagt, dass ich dich nicht über deine Probleme belehren kann und will!?!
    Schubladendenken finde ich eher bei dir, indem du darauf bestehst, dass es nur eine einzige Ausprägung von Schüchternheit geben kann. Aber das tut nichts mehr zur Sache, denn wenn du meine Beiträge, in denen ich mich bemüht habe, meine Auffassung zu erklären, einfach als dummes Zeug abstempelst, ist sowieso jede weitere Diskussion sinnlos. Da würde jeder "pampig" werden, denke ich. Ich würde mich nie erdreisten, die ernstgemeinten Beiträge eines Menschen wörtlich als dummes Zeug zu bezeichnen, schon gar nicht als Administrator. Aber auch da gibt es wohl unterschiedliche Auffassungen.



    Re: Bühnenpräsenz

    Robin - 14.04.2007, 18:14


    Mag der link schon mal hier gezeigt worden sein, zum Thema Buehnenpraesenz macht er Sinn, denn hier kann man in Punkte Praesentieren noch einiges lernen:

    www.fatkidsong.com

    Enjoy

    Robin

    PS Der Saenger hat sich mit seiner webcam aufgenommen und ohne es zu realisieren ins Internet gestellt.... :n3:



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 14.04.2007, 18:52


    :bravo: :bravo: :bravo:
    :n2:



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 15.04.2007, 18:08


    Das ist anscheinend ein privates full-playback.


    LG :pfeif: Escamillo



    Re: Bühnenpräsenz

    dola - 17.04.2007, 23:27


    Ich kenne das aus einem Fernsehbeitrag schon aus dem letzten Jahr. Daraus wurde ein Riesenhype. Er ist quasi der Begründer dieser Art, sich im Web zu präsentieren.

    Lustig :lol:


    LG,
    dola



    Re: Bühnenpräsenz

    Anonymous - 24.04.2007, 15:09


    Gestern konnte ich ein Paradebeispiel für Bühnenpräsenz erleben:
    "Lady Macbeth von Mzensk" von Schostakowitsch hier in der Komischen Oper. Abgesehen davon, dass die Musik sehr fesselnd ist - man konnte die Augen nicht von den beiden Hauptdarstellern lassen. Auch nicht, wenn sie gerade nicht am Singen waren. Und dabei war er - im Gegenteil zu ihr - nicht mal wirklich gutaussehend :lol: Und sie war auch im Sackhemd am Schluss noch eine vollendete Diva!

    LG
    mezzo



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Gesangsforum für Klassik

    Avatar - gepostet von musikavokale am Donnerstag 31.08.2006
    Musikausbildung: Die Swingerin aus dem Bunker - gepostet von Robin am Samstag 04.08.2007
    Postausgang - gepostet von mezzo am Mittwoch 16.08.2006
    Asthma und Singen - gepostet von musikavokale am Donnerstag 13.07.2006
    Cleopatra - gepostet von musikavokale am Sonntag 05.02.2006
    Erste G-Stunde! - gepostet von DasMutzel am Samstag 25.11.2006
    Konzertvorbereitung - Checkliste - gepostet von dola am Donnerstag 20.09.2007
    19.12. deutsch-frz. Weihnachts-Poème - gepostet von cantilene am Montag 18.12.2006
    Kritik ertragen? - gepostet von musika am Donnerstag 16.08.2007



    Ähnliche Beiträge wie "Bühnenpräsenz"

    Bills Bühnenpräsenz - Anonymous (Donnerstag 09.03.2006)