"Dichtungen von Delex"

"DAS CHRONICLES OF THE OLD REPUBLIC"-FORUM
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    Re: "Dichtungen von Delex"

    Delex - 29.03.2007, 17:34

    "Dichtungen von Delex"
    Nun: Gesagt, getan.
    Hier für alle, die mich etwas besser kennenlernen wollen oder einfach mal Zeit für ein kleines, dummes Gedicht haben, mein Gedichtthread.

    Ohne große Vorreden hier mein bisher bestes Werk. zuerst das Werk an sich, dann vielleicht noch ein paar Worte dazu:


    Der alte Mann steht nackt im Licht
    Was will er nur? Sie weiß es nicht.
    In trüber Dunkelheit als Kleid
    Wartet sie nun in Einsamkeit

    Der alte Mann spürt den Triumph
    Fletscht seine Zähne, gelb und stumpf
    Sie weint, doch er hört ihr nicht zu
    Ihr Schrei durchbricht die schwarze Ruh’

    Der alte Mann spielt nur ein Spiel
    Ist für die Unschuld doch zu viel
    Der alt' Mann wird niemals sehen
    Wie es ihr später wird ergehen

    Der alte Mann ist krank und schwach
    Sein Atem stockt, wird kalt und flach
    Noch so weiß sie, kann er sich rühren.
    Kann sein Herz noch schlagen spüren

    Der alte Mann im letzten Willen
    Will sein letztes Verlangen stillen
    Kompliment gibt er der Jugend
    Spuckend auf Moral und Tugend

    Der alte Mann, er ist schon Tod
    Lässt sie allein mit ihrer Not
    Sie kennt ihn nicht, weint nun ihr Blut
    Weil etwas Neues in ihr ruht

    Der alte Mann, im Schutz der Nacht
    Wurd' in sein tiefes Grab gebracht
    In der rauen, kalten Kehle
    Trägt er eine Mädchenseele






    Nun, wir sehen als erstes einmal grundlegend sieben Strophen á 4 Zeilen, hierbei blieb ich bei dem typischen 4hebigen Jambus bei 8 Silben.
    Außerdem wird jeder erkennen, dass ein Paarreim vorliegt - ich kann mich mit moderner, reimloser Lyrik nicht so recht anfreunden.

    Doch einmal weg von der Form - was ist das hier?
    Als erstes einmal: Eine Vergewaltigung. Etwas vielleicht nicht ganz übliches, doch bietet eine solche Szene viel Raum für Interpretation.
    Ich persönlich nutze diese Urform der Beziehung für eine Darstellung des Generationskonfliktes:
    Das arme, unschuldige mädchen, welches gar nicht recht versteht, was hier geschiet geschweige denn etwas unternehmen kann, bekommt also einfach gesagt das Kind - eine schwere last für ihre Zukunft - aufgebürdet, die noch lange nach dem Tod des alten Mannes, also der sterbenden Generation, weiterlebt und ihn nichtt mehr zu interessieren hat.


    So meine Aussage.
    Mehr denke ich, sollte man nicht unbedingt sagen.


    MfG
    Delex



    Re: "Dichtungen von Delex"

    Helo - 29.03.2007, 17:59


    Also das ist sehr interessant. Als Ex-Deutsch-LKler muss ich mich da mal raufstürzen, obwohl ich moderne Gedichte nie sehr gemocht hab!

    Zuerst mal zum Formalen:
    Was mich ein bisschen gestört hat, ist, dass der Jambus zwischendurch einfach nicht zu halten ist. Manchmal muss man halt die erste Silbe betonen, ansonsten ists geleiert. Also ein nicht ganz regelmäßiger Jambus. Nun, was hat man da in Klausuren immer gemacht, man hat zwischen dieser Unregelmäßigkeit und dem Inhalt eine Verbindung hergestellt und dem Autor unterstellt, es sei Absicht gewesen. Würd ich hier auch gern machen, aber dazu fällt mir einfach keine Interpretation ein, es wirkt willkürlich, außerdem wär ich ja dann schon beim Inhalt.

    Reime sind alle durchweg gut. Nicht irgendwie mit unreinen Reimen durchgemogelt. Bzw. wäre ein unreiner Reim in Verbindung mit dem Aussetzer beim Jambus ja schon wieder vielleicht ein Zeichen gewesen. Aber ist hier nicht.

    Ich würde auch gerne zu den Kadenzen einen inhaltlichen Bezug geben und zwischendurch ist es auch so, dass männliche Kadenzen bei ihm und weibliche bei ihr sind, aber leider nicht durchweg. Hättest du das hingekriegt, wäre ich ein großer Fan von dir! :wink:

    Zum Inhalt:
    Sehr gewagt, eine Vergewaltigungsszene zu bringen. Was keine Kritik sein soll!
    Gewundert hat mich, dass der alte Mann anfangs im Licht und das Mädchen in der Dunkelheit steht. Ich hätte das umgekehrt gemacht. Steckt da was hinter oder reimt sich Kleid einfach besser auf Dunkelheit? :wink:
    Ein Generationenkonflikt, sagst du, bei dem die alte Generation deutlich als die negativere dargestellt wird... Hm, sehr provokant, denn normalerweise verbindet man mit dem Alter eher andere Eigenschaften wie Weisheit, z.B. Aber ist sehr interessant. Andererseits bringst du den alten Mann aber anfangs im Licht. Das ist sehr paradox.
    Gut gefallen haben mir die Anaphern an jedem Anfang der Strophe. Sowas hat immer einen guten Effekt, meiner Meinung nach.

    Fazit:
    Wirklich gewagt, aber sowas passt zu dir (also natürlich das Wagen).
    Rein formal teilweise ein bisschen holprig, ohne, dass man Absicht unterstellen kann. Das trübt das Ganze ein wenig. Trotzdem find ichs gut, dass du Reime benutzt. Gedichte ohne Reime gefallen mir persönlich auch nicht und zeugen oftmals davon, dass der Autor es einfach nicht besser kann, meiner Meinung nach. Natürlich nicht immer, es gibt schließlich auch wenige geniale Gedichte ohne Reime.

    Joa, auch inhaltlich ein wenig ambivalent, ich weiß noch nicht genau, was ich davon halten soll, dazu hab ich noch nicht genug drüber nachdenken können. Du sagst in deinem Kommentar, dass es nicht mehr dazu zu sagen gibt. Hm, vielleicht solltest du als Autor nicht zuviel dazu sagen und abwarten, was andere alles hinein interpretieren. Ist bestimmt sehr viel amüsanter! :wink:
    Es würde mich auf jeden Fall sehr interessieren, noch mehr davon zu lesen.
    Brauchst du für sowas lange oder geht dir das schnell von der Hand? Ich hab auch mal was gedichtet, aber ich brauch dafür ne ganze Weile und halte mich auch eher an Formen. So Sonett mäig oder so. Wo alles sehr vorgegeben ist.

    Tja, wie auch immer, ich glaub, ich hab langsam genug geschrieben. Wenn, dann richtig. :oops: :roll:



    Re: "Dichtungen von Delex"

    Delex - 29.03.2007, 18:04


    Also, das wundert mich jetzt etwas... könntest du vielleicht beispielte für die Holprigkeit des jambus bringen?
    Ich bin der Meinung, er ist tatsächlich perfekt...



    Re: "Dichtungen von Delex"

    Helo - 29.03.2007, 18:18


    Also schon mal in Vers vier:
    Beim echten Jambus wäre die Betonung im ersten Wort auf "warTET". Man spricht aber "WARtet".
    Dann in Vers elf. Da ist es am Schluss nicht korrekt. Eigentlich müsste jambisch die Betonung auf seHEN sein. Man spricht es aber nun mal SEhen.
    Dann Vers 18. Wäre jambisch: will SEIN letzTES VerLANgen STILlen. Bei "letztes" ist es aber wieder falsch. Man sagt doch LETZtes.
    Gleich im nächsten auch: Richtig wäre: komPLIment, man sagt aber kompliMENT.
    Und noch mal im nächsten: spuCKEND auf MOral UNd tuGEND, man sagt aber SPUckend AUF moRAL und TUgend. Hier wechselst du vollkommen zum Trochäus.
    Dann im vorletzten Vers: in DER rauEN, kalTEN kehLE, richtig wäre es IN der RAUen, KALten KEHle.
    Und noch im letzten: trägt ER eiNE mädCHENseeLE, richtig wäre TRÄGT er EIne MÄDchenSEEle.

    Du siehst, es ist zwischendurch entweder unregelmäßig oder wechselt zum Trochäus.

    Ist aber auch ne schwierige Sache und nach ner Weile wird man vom blöden betont aussprechen ja auch wahnsinnig. Merk ich grad... :roll: :D



    Re: "Dichtungen von Delex"

    Delex - 29.03.2007, 18:29


    Also, da muss ich dir als ebenfals LK-Deutschler widersprechen.
    Die Umbetonung eines Wortes halte ich im zeichen des Versmaßes für durchaus begründbar und sogar gängig.
    Kafka bietet da viele Beispiele, und auf Kästner will ich gar nicht erst zu sprechen kommen.
    Nun, und Brecht hat in seinen noch eher klassischen Perioden ebenfals sein übriges getan.

    Die Kadenzen... nun, das ist hart. Ohne weiteres würde ich das nicht hinbekommen. Da scheitere ioch an meinem Unvermögen.


    Aber naja, weg von der Form, hin zu Inhalt.

    Warum steht der mann im Licht?
    Nun, weil er noch am Drücker ist. Noch ist die alte generation an der Macht, noch regiert sie die Welt. Die Kinder warten nur, sie sind noch hilflos, eben noch nicht im Rampenlicht, also im Dunklen.


    Wie lange habe ich gebraucht... also, 20 Minuten zum dichten und nochmal soviel zum überarbeiten... ich halte nichts von zu lange durchdachten Sachen.
    Auch achte ich weniger auf die Form, gesprochen lässt sich diese auch im mangelhaftesten Zustand ausgleichen. ganz im gegentail bedrängt eine zu enge Formangabe auch oftmals...



    Re: "Dichtungen von Delex"

    Helo - 29.03.2007, 18:43


    Ja, aber wie ich bereits sagte, gibt es (gerade auch bei Kästner) inhaltlich gute Gründe, von der Regel abzuweichen und dann wird es auch so ausgesprochen, wie man es beim normalen Reden ausspricht und BEWUSST auf das sonst verwendete Versamß verzichtet. Das bedeutet, in solchen Gedichten passt man nicht das Reden dem Versmaß an, man spricht so, wie man sprechen würde.
    Wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, meinst du, dass man bei einem Gedicht mit Absicht die Betonung so spricht, dass es zum Versmaß passt. Also das tut man wirklich nicht. Das sagt einem jeder Deutschlehrer, dass man es IMMER so ausspricht, wie es sich nun mal ausspricht. Das Versmaß benennt man ja erst hinterher. Ansonsten leierst du. Das geht nicht, das klingt ja auch nicht gut. Würde ich höchstens akzeptieren, wenn du das immer machst und den Leser da irgendwie wachrütteln willst, so wie Brecht "glotzt nicht so dumm". Aber bei dir wirkt es einfach geleiert.

    OK, bei Kafka würde ich für all das nicht meine Hand ins Feuer lesen, aber wir verwandeln uns ja auch nicht in Käfer! :wink:

    Zu den Kadenzen. Ja, das ist verdammt schwierig und oftmals haben ja in Gedichten die Kadenzen null Bedeutung, aber gerade hier durch dieses hin und her von Mann und Frau wäre es genial gewesen.

    Ah, so meinst du das mit dem Licht. Ja, das könnte ich akzeptieren, auch wenn ich mit Licht und Dunkelheit eher Gut und Böse assoziiere als Unterwürfigkeit und Dominanz, was das Verhalten angeht. Aber es macht Sinn.



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