Von Menschen und Schweinen (Spannung/Krimi)

OecherJong´s Forum
Verfügbare Informationen zu "Von Menschen und Schweinen (Spannung/Krimi)"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: OecherJong
  • Forum: OecherJong´s Forum
  • aus dem Unterforum: Kurzgeschichten
  • Antworten: 1
  • Forum gestartet am: Mittwoch 17.01.2007
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Von Menschen und Schweinen (Spannung/Krimi)
  • Letzte Antwort: vor 17 Jahren, 20 Tagen, 1 Stunde, 34 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Von Menschen und Schweinen (Spannung/Krimi)"

    Re: Von Menschen und Schweinen (Spannung/Krimi)

    OecherJong - 27.03.2007, 19:22

    Von Menschen und Schweinen (Spannung/Krimi)
    Von Menschen und Schweinen
    Reinhard T. starrte ungläubig in Doktor Kaisers schwarze Augen, als dieser zu einem Monolog anhob.

    »Wissen Sie, der Unterschied zwischen einem Menschen und einem Schwein ist genetisch gesehen sehr gering. Es zeigt partikuläre Intelligenz, ist ein Herdentier, suhlt sich im Dreck und kümmert sich vornehmlich um die Fortpflanzung. Ich glaube, deswegen fühlen wir uns so verbunden mit ihm.
    Es ist der animalische Teil, den wir so lieben. Der Wunsch die Freiheit zu haben, so zu leben.
    Das ist es, worum wir die Schweine beneiden.
    Aber wir Menschen müssen diszipliniert sein. Wir müssen arbeiten, wir müssen lernen, wir müssen unseren Verstand benutzen um zusammenzuleben und wir sollten uns aus Liebe fortpflanzen oder gar nicht. Verstehen sie?
    Ich meine, genau in dieser ursprünglichen, archaischen Kraft des Schweins steckt auch unser größter Konflikt.
    Ein Schwein kann zum Beispiel in der Wildnis für einen nackten Menschen sehr gefährlich werden.
    Seine Hauer, seine Kraft, seine überschaubare Größe.
    Wir hingegen haben keine Klauen, schlechte Zähne, zarte Haut, die bei Temperaturen unter Null Grad Celsius abstirbt.
    Diese Unzulänglichkeit macht dem Menschen Angst. Also müssen wir das Tier bezwingen, denn was wir beherrschen, macht uns keine Angst mehr.
    Ich hoffe ich bin nicht zu schnell mit meinen Ausführungen? Alte Angewohnheit aus der Gerichtsmedizin. Wo war ich? Achja.
    Hätten wir also nicht unser Gehirn und unsere Daumen, um Werkzeuge herzustellen, wären wir niemals aus den Höhlen gekrochen und hätten die Nahrungspyramide niemals umkehren können. Wir stünden in der Nahrungskette zwischen den Wurzeln und den Schweinen. Klar soweit? Gut.
    Eben diese Werkzeuge sind es, die uns unsere Entwicklung und unseren Machtanspruch ermöglichen.
    Nehmen wir zum Beispiel diese Axt hier. Man kann mit ihr Bäume fällen, um Häuser, Dörfer und Städte zu erschaffen oder um sich seiner Feinde zu entledigen. Menschlicher und tierischer Natur. Somit, ein sehr praktisches Instrument.
    Ist es nicht verblüffend, dass wir Menschen mehr Methoden kennen das Leben zu zerstören, als es zu geben?
    Genau genommen kennen wir nur eine Möglichkeit, um Leben zu geben und die verstehen wir auch nicht.
    Wird ihnen da nicht auch ganz heiß und kalt bei diesem Gedanken?
    Wir können Menschen psychisch vernichten, wir können sie physisch vernichten, wir können sie vernichten bevor sie geboren sind und wir können sie vernichten, nachdem sie gestorben sind. Ja, auch nach ihrem Tod. Zermalmen sie mal einen Grabstein zu Staub. Einige Jahre später wird sich keiner mehr an den Toten erinnern. Er ist für alle Zeit aus dem Gedächtnis getilgt und vernichtet.
    Die Arten jemanden physisch zu vernichten sind unzählig.
    Am Famosesten finde ich die Einfachheit mancher Todesarten.
    Wie simpel und doch praktikabel sie sind. Halten sie einer Person Mund und Nase mit einer Hand zu, dann stirbt sie. Drücken sie ihr die Augen aus dem Schädel, stirbt sie. Drückt man den Hals lange genug zu, auch.
    Aber das alles ist nichts, gegen den Einsatz eines Werkzeuges.
    Bleiben wir am Besten bei der Axt hier. Wir können damit Extremitäten verstümmeln, sie abtrennen, oder wir können auch gleich den ganzen Kopf abhacken.
    Ich erkläre ihnen mal an einem Schwein, wie das vor sich geht.
    Die Axt saust in weitem Schwung in den Nacken des Tieres.
    Der Schliff trifft auf die Haut. Er dringt durch die Epidermis und die Lederhaut ins Unterhautfettgewebe.
    Wenn man richtig zuschlägt, bahnt sich die Schneide ihren Weg wie von selbst zwischen die Wirbel in die Bandscheibe und durchtrennt das Rückenmark.
    Mit der Muskulatur hat sie dann auch keine Probleme mehr, teilt abwärts und aufwärts verlaufende Hirnnerven, gräbt sich durch die Halsvene und Halsarterie, bevor sie auf die Luftröhre trifft. Spätestens dann erstirbt auch das hysterische Quieken, mit dem das Schwein um sein Leben bettelt.
    Jedenfalls teilt die Axt die Luftröhre samt der Speiseröhre in zwei Hälften, um erneut durch die Muskulatur, das Unterhautfettgewebe und die Lederhaut zu schlüpfen. Schlussendlich tritt sie durch die Epidermis wieder ins Freie.
    Augen und Ohren senden ein paar Reize ans Gehirn, während die Oberflächesensibilität dem sterbenden Geist noch kurz das Gefühl des warmen Blutes vermittelt, dass über den Hinterkopf schießt.
    Natürlich ist dieser Eingriff mit hohem Blutverlust verbunden, aber dafür schnell vorbei. Das Schwein spürt sonst nicht viel.
    Sie schwitzen ja. Ist ihnen heiß?
    Sie haben Recht, es ist wirklich etwas warm in diesem Keller.
    Wir haben’s ja gleich.
    Am Schlimmsten finde ich es dennoch, einen Menschen psychisch zu zerstören. Das ist die teuflischste Qual.
    Die Folter, um ein Geständnis zu erzwingen, die Folter aus Hass oder die Folter aus Rache.
    Was meinen sie ist schlimmer? Tja, ich weiß es auch nicht.
    Ich weiß nur, dass die Rache etwas sehr Starkes ist.
    Sie kann einen Mann durchdringen. Sie kann die Schnitte in seiner Seele wieder zusammennähen und sie kann seinem Leben neuen Sinn geben.
    Ob Schweine Rache kennen? Ich glaube nicht.
    Sie kennen ja auch keine Verbrechen wie Vergewaltigung, so wie in diesem Fall hier.
    Sie kennen nicht den Schmerz, wenn man seine geschändete Tochter aus dem Krankenhaus holen muss. Sie kennen nicht den Zorn der einen übermannt, wenn das eigene Kind wie ein hohles Gefäß mit ausdruckslosen Augen vor dem vollen Teller sitzt. Sie kennen nicht den Hass, der jedes Mal in einem aufwallt, wenn er in ihr zerschlagenes Gesicht sieht und keine Tränen zum wegwischen findet. Nein, das kennen sie nicht.
    Sie merken, dass mich diese Thematik etwas aus der Ruhe bringt. Aber niemand versteht das besser als sie, oder?
    Sie nicken. Sehr schön, dann ist ihnen ja klar, worauf ich hinaus will?
    Oh, es ist gleich fünf Uhr. Na dann will ich sie nicht mehr länger aufhalten. Ich hoffe ich habe sie nicht gelangweilt.«

    Doktor Kaiser wischte Reinhard T. den Schweiß mit einem Tuch vom Nacken und kontrollierte den korrekten Sitz des Klebebandes am Mund des wimmernden Fleischergesellen. Er drückte ihn mit starkem Griff auf den vorbereiteten Holzblock und trennte seinen Kopf mit einem sauberen Hieb vom Körper.



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum OecherJong´s Forum



    Ähnliche Beiträge wie "Von Menschen und Schweinen (Spannung/Krimi)"

    Briefe für den Arzt/Patienten - Lotti (Montag 22.10.2012)
    altertümliche Menschen *Avatare* - beta (Montag 02.07.2007)
    Fernsehen für die tollsten Menschen der Welt: Männer - Anonymous (Dienstag 13.11.2007)
    einen Menschen loswerden - Damien (Montag 13.02.2006)
    Raubkopierer sind auch nur Menschen - Terrorgruppe (Donnerstag 02.03.2006)
    ~__Auch die Tokis sind nur Menschen__* (Re-launch) {PG-16} - bLeeding_doLL (Donnerstag 08.03.2007)
    Kleines Langohr sucht neues Zuhause bei kompetenten Menschen - Beate (Donnerstag 26.07.2007)
    Wir schreiben Geschichte (Menschen verletzend) - Don Rafael (Dienstag 19.12.2006)
    Menschen - Knaucke Idee (Montag 03.09.2007)
    Evolution des Menschen - ruebe85 (Mittwoch 23.05.2007)