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Atwood, Margaret - Tipps für die Wildnis




Atwood, Margaret - Tipps für die Wildnis

Beitragvon Katia » 17.02.2007, 17:32

[center]Margaret Atwood: Tipps für die Wildnis
OT: Wilderness Tipps[/center]


"Tipps für die Wildnis" ist ein Band mit 10 Kurzgeschichten der kanadischen Autorin Margaret Atwood. In fast allen ihren Bücher erzählt sie aus weiblicher Sicht, bis auf die Titelgeschicht, in der die Perspektive ständig wechselt, und "Isis in Darkness" ist das auch in diesem Band der Fall.
Lose zusammengehalten werden die Geschichten durch einige wiederkehrende Motive, Ferienlager, der Tod von Freunden, Ehebruch, Arbeit im journalistischen Bereich sind einige davon. Oft werden mehrere Zeitebenen geschickt verflochten, die Protagonisten blicken zurück in ihre Vergangenheit, auf Menschen, Lieben, ihre Jugend, die sie verloren haben. Das gibt dem Buch einen melancholischen Grundton, der aber immer wieder mit dem typischen ironischen Humor der Autorin gebrochen wird. Sehr stark ist auch der Zeitbezug, politische Ereignisse der späten Achtziger, aber auch das wachsende Umweltbewußtsein spielen eine nicht unerhebliche Nebenrolle, die Rückblicke sind oft mit einem Bilck auf das Lebensgefühl entsprechenden Zeit versehen.

Für mich war es das erste Mal, dass ich die Autorin im Original gelesen habe, leider habe ich sicher auch einiges an sprachlichen Feinheiten übersehen. Trotz dieses (meines!) Mangels bin ich von der Sprache sehr begeistert, Atwood schafft es meistens mich schon mit dem ersten Satz in den Bann einer ihrer Geschichten zu ziehen. Z.B. "Julie broke up with Connor in the middle of a swamp" finde ich einen wunderbaren Anfang für eine Kurzgeschichte, als Leser kenne ich nun nicht nur die Namen der Protagonisten, sondern ich weiß auch bereit, dass es um eine beendete Liebesgeschichte geht, und ich will wissen, warum die beiden in einem Sumpf stehen.
Atwood schafft es auf jeweils ca. 20 Seiten einen tiefen Einblick in das Leben ihrer Protagonisten zu geben. Eine sehr schöne Kurzgeschichtensammlung, bei der man nicht das Gefühl hat 10 völlig unabhängige Geschichten zu lesen, sondern zehn zusammenhängende Episoden.

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:


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Beitragvon marilu » 06.03.2007, 09:18

Danke für die Rezension.

Kurzgeschichtenbände sind meist nicht so mein Fall. Es erinnert mich immer zu sehr an Schule. :oops:

Vielleicht versuche ich es mit diesen hier aber doch mal. Immerhin hat Margaret Atwood sie geschrieben. Und dich begeistert.

Mal sehen, ob ich den Band in der Bibliothek finde...
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Beitragvon Katia » 06.03.2007, 09:53

Ich mag Margaret Atwood sehr gerne. Vor etlichen Jahren habe ich zwei oder drei Romane fast direkt hintereinander gelesen und war dann enttäuscht, weil sich manche Motive fast direkt wiederholten. Durch BT und ihre Dystopien ("Der Report der Magd" und "Oryx und Crake") habe ich wieder zurückgefunden. Ich lese allerdings recht gerne und oft Erzählungen und dieser Band hat mir wirklich ausnehmend gut gefallen. Gerade um zu testen, ob ich einen Autor im Original lesen kann und will, ist das oft eine gute Möglichkeit. Es gibt auch einen relativ neuen Erzählband von ihr: Das Zelt, den ich wahrscheinlich irgendwann auch lesen werde.

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