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Absage der Spiele in Sachsen




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Absage der Spiele in Sachsen

Beitragvon AndyL » 14.02.2007, 00:25

Hier noch etwas background zum eigentlichen thema,
der verfasser ist der präsident vom FSV Wacker 90 Nordhausen:

nnz-Forum: Die andere Seite des Skandals
Dienstag, 13.Februar 2007, 10.42 Uhr

Presse und Öffentlichkeit haben sich nach den schweren Ausschreitungen am letzten Samstag in Leipzig auf den 1.FC Lok als Schuldigen eingeschossen. Mit viel Getöse wollen Politik, Gesellschaft, Fußballverbände und Polizei den Verein abstrafen. Es gibt aber auch Fakten, die zur Relativierung dieser Vorwürfe beitragen.

Die deutschen Medien sind sich einig wie selten. Der 1.FC Lok ist Schuld an den Krawallen letzten Samstag. Begeistert werden von renommierten Gazetten primitivste Platitüden abgedruckt. Wieder der Osten, wieder Leipzig, wieder Lok. Der Vorsitzende war selbst mal Randalierer, alles klar. Die lernen es nie, die züchten wahrscheinlich in einem Labor Gewalttäter.

800 Hooligans haben nach dem Spiel 300 Polizeibeamte attackiert. Warum war die Polizei nicht darauf vorbereitet? Gibt es da keine V-Männer in der Szene, die wussten, dass gewaltbereite Randalierer aus allen möglichen Ecken Deutschlands anreisen werden? Spätestens als im Stadion sichtbar wurde, dass mehr als 350 „Auer“ Fans eine Mannschaft begleiten, zu der sonst drei Spielerfrauen und ein Kind zum Zuschauen kommen, hätte der polizeiliche Einsatzleiter sein Vorgehen überdenken können. Da war nämlich klar, dass dieses Fußballspiel als Bühne für Hooligans herhalten muss. Die Polizeifahrzeuge vor dem Stadion auf der einzigen Zugangsstraße abzustellen, auf der nach dem Spiel über 5.000 Leute abwandern werden, zeugt schlicht von taktischem Unvermögen. Wenn diese Autos dann nach Spielschluss in die Passanten fahren, weil sie nicht schnell genug vorankommen, trägt das nicht zur Deeskalation bei, sondern zum genauen Gegenteil.

Der Vorsitzende der GdP wirft den Lok-Verantwortlichen vor, dass die Eintrittskontrollen im Stadion schlampig gewesen wären. Erstens ist das nicht wahr, wie ich als Besucher, der am Einlass intensiv untersucht wurde, bezeugen kann. Zweitens ist es mir unverständlich, dass bei einem Polizeiaufgebot von 300 Beamten niemand beobachtet haben will, ob der Verein die Einlasskontrollen ordentlich macht.

Der sächsische CDU-Innenminister Buttolo verlangt lautstark mehr vom Verein als Lippenbekenntnisse. Das ist blanker Hohn aus dem Mund eines Mannes, der alle finanziellen Mittel für Fußballfanprojekte im Freistaat Sachsen gestrichen hat und die Augen vor den offensichtlichen Problemen mit einem zahlenmäßig starken gewaltbereiten und größtenteils rechtsradikalem Hooliganpotential in Dresden und Leipzig verschließt. Sachsen ist das Bundesland, in dem die NPD im Landtag sitzt. Unter anderem deshalb, weil sie in jüngster Vergangenheit die einzige Partei war, die sich um Jugendliche "kümmerte".

DFB-Chef Zwanziger droht dem 1.FC Lok Spiele vor leeren Rängen an. Meint er, dass sich dadurch die 800 Hooligans in Luft auflösen und am nächsten Wochenende brav zu Hause bleiben? Hat der DFB außer markigen Sprüchen und Drohungen den unterklassigen Vereinen, in denen alle anfallenden Arbeiten von Ehrenamtlern ausgeführt werden, irgend etwas zu bieten?

Der gleiche Herr Zwanziger scheut sich nicht, dem reichen Hamburger SV zwei Millionen Euro für ein verlorenes Pokalspiel auszuzahlen.

Wenn nach Ansicht der politischen Entscheidungsträger der 1.FC Lok Leipzig für die Ausschreitungen nach dem Spiel außerhalb des Stadions verantwortlich ist, dann muss die Stadt Leipzig als jährlicher Austragungsort linker Randale und rechtsradikaler Aufmärsche dafür auch zur Verantwortung gezogen werden können. Vielleicht sollte man die Leipziger Bürger zur Strafe einige Wochenenden im Jahr aus der Stadt entfernen?

Am schlimmsten an der Angelegenheit ist aber, dass lediglich fünf der Verbrecher gefasst werden konnten, die am nächsten Tag wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Das versteht niemand, vermutlich nicht einmal die Gangster selber.

So lange der Staat und seine Organe nicht endlich härter und schneller durchgreifen, wird das Gewaltproblem nicht gelöst. Und dieses Problem ist keines des Fußballvereins Lok Leipzig, sondern ein gesamtgesellschaftliches. Um es zu lösen, bedarf es anderer Maßnahmen als einen Fußballclub abzustrafen.
Olaf Schulze (os)
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AndyL
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von Anzeige » 14.02.2007, 00:25

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Beitragvon DJ » 14.02.2007, 11:58

guter Kommentar!!!
Manchmal vergesse ich mitten im Satz, was ich eigentlich .....
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