Schalke ist Rost-frei und glänzt wie neu

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    Re: Schalke ist Rost-frei und glänzt wie neu

    Claus - 11.02.2007, 09:24

    Schalke ist Rost-frei und glänzt wie neu
    Schalke ist Rost-frei und glänzt wie neu


    Wer hätte das gedacht? Der FC Schalke wird deutscher Fußballmeister. Ist das nicht furchtbar? Oder ist es furchtbar, dass auch dieses Mal wieder etwas passiert, was den ersten Titel seit 300.000 Jahren verhindert?

    Der gemeine Anhänger des FC Schalke 04 lebt ein aufreibendes Leben. Immer hin- und hergerissen zwischen Größenwahn (sieben Mal Meister!) und Minderwertigkeitskomplex (das letzte Mal 1958). Immer großmäulig und kleinmütig hadernd und voller Furcht vor finsteren Mächten, die grausam zuschlagen, wenn es am schönsten zu sein scheint. Ein bißchen sind sie alle Assauer. War man nicht stets vornedran, und dann schlug das ungerechte Leben zu? 1972, Supermannschaft, aber dann kam DFB-Chefankläger Hans Kindermann und machte alles kaputt. Bloß wegen ein bisschen Betrug und Meineid. Unmittelbar darauf, 2001, Supermannschaft, aber dann...na, das weiss ja jeder. 2005, Supertrainer (Ralf Rangnick, d.Red.), Bayern abgefiedelt, Tabellenführung, dann umgehend in Mainz verloren. Und alles war vorbei.

    So fühlt der Schalke-Anhänger auch nach dem 2:0 über Hertha BSC Berlin an diesem Samstag. Vierter Sieg in der Rückrunde in Folge. Plötzlich sind es sechs Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten Werder Bremen, gar vierzehn zur Stunde auf den Titelverteidiger FC Bayern. Hurra, wir sind die Größten! Aber morgen wird sicher etwas Schreckliches passieren. Oder ist tatsächlich alles anders geworden? Anzeichen dafür gibt es.

    Zunächst: Die Ära des omnipotenten, beziehungsweise eben nicht omnipotenten Chef-Schalkers Rudi Assauer scheint tatsächlich historisiert. Wenn Manager Andreas Müller heute (in "Bild"!) sagte, dass "ein Stück der Schale auch ihm gehören würde", so ist das höflich. Letztlich können sich diverse Entscheidungen vermutlich deshalb als wegweisend herausstellen, weil sie eben nicht in Assauers Sinne waren. Das fängt beim Trainer Mirko Slomka an, geht über den Kapitänswechsel (Marcelo Bordon für Frank Rost), die Abschiebung des vormaligen Volkshelden Rost, bis zum Medienboykott im aufgeregten Herbst - mit dem letztlich die Macht der Boulevard- und Assauerzeitung "Bild" weiter reduziert wurde.

    Der FC Bayern, die Schlange, vor der Schalke stets zum Kaninchen wurde, züngelt nur noch müde. Werder Bremen hat die Vorherrschaft in der Nationalmannschaft übernommen. Im Gegensatz zu Schalke hat die WM die Bremer zwar berauscht, aber sie haben sie auch in den Beinen - und nach einer überzeugenden Vorrunde offenbar keinen Spielraum mehr nach oben. Ob das 1:4 in Stuttgart schon als Kapitulation zu interpretieren ist, wird man sehen.

    Schalke seinerseits hat in der Hinserie eine Reihe mühevoller Siege verbucht, nun aber einen Findungsprozess offenbar abgeschlossen. Im Ergebnis steht ein stabiles Systems, welches den Ausfall einzelner Spieler zu kompensieren vermag. Dazu sieht man deutlich den neuen Stil, ein Tempo-Kombinations-Konterfußball, ermöglicht von Spieleröffnern, die Bälle gewinnen und direkt spielen können, sowie schnellen Angreifern. Dann gibt es diverse WM-freie Spieler, die immer besser in Form kommen, etwa Fabian Ernst und Kevin Kuranyi.

    Und Lincoln? Hat eine wichtige Funktion, aber es hängt nicht mehr alles von ihm ab. Nein, Bordon ist auf und neben dem Platz der "Kopf" (Manager Müller) dieses Rost-freien Teams, das deutlich besser ausbalanciert ist als früher - und zudem extrem defensiv- und extrem heimstark ist.

    Inwiefern das alles mit Trainer Mirko Slomka zusammenhängt? Es muss ja. Es ist aber auch für Experten vor Ort schwer einzuschätzen, welche Rolle Slomka tatsächlich bei der Abschiebung von Rost spielte, bei der Einführung des Torhüters Neuer, der praktisch keine Gegentore bekommt, bei der Einfügung des vormaligen Super-Lincoln in flachere Hierarchien, bei der Rettung des Kevin Kuranyi von seinem WM-Blues.

    Vielleicht ist das Geheimnis des neuen Schalke ja, dass es von Leuten gemacht wird, die letztlich keine Schalker sind - dem Schwaben Müller, dem Niedersachsen Slomka, dem Brasilianer Bordon. Klassische Folklore bringt allenfalls der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies ein, mit seinem unvergessenen Schwur am Totenbett seines Bruders und damaligen Präsidenten, sich um den Club zu "kümmern". Das ist noch Schalke! Oder war das Schalke?

    Ob es freilich ein zivilisatorischer Fortschritt ist, dass der Club nun nicht mehr das Spielzeug von "Bild" ist, aber dafür von Gasprom? Seltsamerweise scheint die Abhängigkeit von dem russischen Energiemonopolisten den Anhängern keine schlaflosen Nächte zu bereiten. Der Abstieg des mittelständischen bayerischen Fußballunternehmens FC Bayern vollzieht sich in einer europäischen Wirtschaftsbranche, die von Bezahlfernsehen, globalen Investoren und russischen Unternehmen und Milliardären radikal verändert wird. So es soweit kommt, wird der Aufstieg des mit 200 Millionen Euro Verbindlichkeiten belasteten FC Schalke, auf den Millionen basieren, die Gasprom auf die Arena herunterregnen läßt. Damit im Glanze eines lupenreinen Schalker Hattricks auch die sonstigen Geschäfte von Gasprom lupenrein scheinen mögen.


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