alte Sprachen

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    Re: alte Sprachen

    Hospes - 11.02.2007, 18:24

    alte Sprachen
    Nun Ihr Lieben,

    alte Sprachen, das ist nicht nur Latein. Das kann ein altgriechisches Wort sein, ein fast vergessener Indianerdialekt, etwas in gälischer Sprache.

    Ich möchte hier aufmachen mit einem meiner Lieblingsgedichte, dem "Dies irae".


    Habe heute das Bild "Dies irae" (40x80, Acryl, fertiggestellt.

    Dies irae (lat. „Tag des Zorns“, häufig auch in der mittellateinischen Form Dies ire) ist der Anfang eines mittelalterlichen Hymnus vom Jüngsten Gericht, der bis 1970 in der römischen Liturgie als Sequenz der Totenmesse gesungen wurde. Er wurde im 14. Jahrhundert in das Requiem eingefügt. Heute wird er in der letzten Woche des Liturgischen Jahres in der Stundenliturgie gesungen. Als Autor wird traditionell Thomas von Celano (* um 1190; † um 1260) angesehen, ein Freund und Biograph von Franz von Assisi; diese Zuschreibung ist allerdings umstritten. Der Hymnus weist ein alternierendes akzentuierendes Versmaß auf (Trochäus). (Wikipedia)

    Dies irae dies illa,
    Solvet saeclum in favilla:
    Teste David cum Sibylla.

    Quantus tremor est futurus,
    Quando iudex est venturus,
    Cuncta stricte discussurus!

    Tuba mirum spargens sonum
    Per sepulcra regionum,
    Coget omnes ante thronum.

    Mors stupebit et natura,
    Cum resurget creatura,
    Iudicanti responsura.

    Liber scriptus proferetur,
    In quo totum continetur,
    Unde mundus iudicetur.

    Iudex ergo cum sedebit,
    Quidquid latet apparebit:
    Nil inultum remanebit.

    Quid sum miser tunc dicturus?
    Quem patronum rogaturus?
    Cum vix iustus sit securus.

    Rex tremendae maiestatis,
    Qui salvandos salvas gratis,
    Salva me, fons pietatis.

    Recordare Iesu pie,
    Quod sum causa tuae viae:
    Ne me perdas illa die.

    Quaerens me, sedisti lassus:
    Redemisti crucem passus:
    Tantus labor non sit cassus.

    Iuste iudex ultionis,
    Donum fac remissionis,
    Ante diem rationis.

    Ingemisco, tamquam reus:
    Culpa rubet vultus meus:
    Supplicanti parce Deus.

    Qui Mariam absolvisti,
    Et latronem exaudisti,
    Mihi quoque spem dedisti.

    Preces meae non sunt dignae:
    Sed tu bonus fac benigne,
    Ne perenni cremer igne.

    Inter oves locum praesta,
    Et ab haedis me sequestra,
    Statuens in parte dextra.

    Confutatis maledictis,
    Flammis acribus addictis,
    Voca me cum benedictis.

    Oro supplex et acclinis,
    Cor contritum quasi cinis:
    Gere curam mei finis.

    Lacrimosa dies illa,
    Qua resurget ex favilla.

    Iudicandus homo reus:
    Huic ergo parce Deus.

    Pie Iesu Domine,
    dona eis requiem.

    Es gibt eine kongeniale Übersetzung:

    Tag der Rache, Tag der Sünden,
    Wird das Weltall sich entzünden,
    wie Sibyll und David künden.

    Welch ein Graus wird sein und Zagen,
    Wenn der Richter kommt, mit Fragen
    Streng zu prüfen alle Klagen!

    Laut wird die Posaune klingen,
    Durch der Erde Gräber dringen,
    Alle hin zum Throne zwingen.

    Schaudernd sehen Tod und Leben
    Sich die Kreatur erheben,
    Rechenschaft dem Herrn zu geben.

    Und ein Buch wird aufgeschlagen,
    Treu darin ist eingetragen
    Jede Schuld aus Erdentagen.

    Sitzt der Richter dann zu richten,
    Wird sich das Verborgne lichten;
    Nichts kann vor der Strafe flüchten.

    Weh ! Was werd ich Armer sagen?
    Welchen Anwalt mir erfragen,
    Wenn Gerechte selbst verzagen?

    König schrecklicher Gewalten,
    Frei ist Deiner Gnade Schalten:
    Gnadenquell, lass Gnade walten!

    Milder Jesus, wollst erwägen,
    Dass Du kamest meinetwegen,
    Schleudre mir nicht Fluch entgegen.

    Bist mich suchend müd gegangen,
    Mir zum Heil am Kreuz gehangen,
    Mög dies Mühn zum Ziel gelangen.

    Richter Du gerechter Rache,
    Nachsicht üb in meiner Sache
    Eh ich zum Gericht erwache.

    Seufzend steh ich schuldbefangen,
    Schamrot glühen meine Wangen,
    Lass mein Bitten Gnad erlangen.

    Hast vergeben einst Marien,
    Hast dem Schächer dann verziehen,
    Hast auch Hoffnung mir verliehen.

    Wenig gilt vor Dir mein Flehen;
    Doch aus Gnade lass geschehen,
    Dass ich mög der Höll entgehen.

    Bei den Schafen gib mir Weide,
    Von der Böcke Schar mich scheide,
    Stell mich auf die rechte Seite.

    Wird die Hölle ohne Schonung
    Den Verdammten zur Belohnung,
    Ruf mich zu der Sel'gen Wohnung.

    Schuldgebeugt zu Dir ich schreie,
    Tief zerknirscht in Herzensreue,
    Sel'ges Ende mir verleihe.

    Tag der Tränen, Tag der Wehen,
    Da vom Grabe wird erstehen

    Zum Gericht der Mensch voll Sünden;
    Lass ihn, Gott, Erbarmen finden.

    Milder Jesus, Herrscher Du,
    Schenk den Toten ew'ge Ruh.

    Und nun die wörtliche Übersetzung:

    Tag des Zornes, jener Tag
    löst die Welt(-Zeit) in Glut(-Asche) auf
    gemäß dem Zeugnis Davids und der Sibylla.

    Welch ein Zittern wird dann sein,
    wenn der Richter kommen wird,
    der alles streng diskutieren wird!

    Eine Posaune, erstaunlichen Klang verbreitend
    über die Gräber der Weltgegenden,
    wird alle vor den Thron zwingen.

    Der Tod wird staunen und die Natur,
    wenn die Kreatur aufersteht
    um dem Richtenden Antwort zu geben.

    Ein geschriebenes Buch wird vorgebracht werden,
    in dem alles enthalten ist,
    aufgrund dessen die Welt beurteilt wird.

    Sobald der Richter sich hinsetzen wird
    wird alles, was verborgen ist, offenbar werden,
    nichts wird unvergolten zurückbleiben.

    Was werde ich Armer dann sagen,
    wen bitten, mein Patron zu sein,
    da kaum ein Gerechter sicher sein wird?

    König von solcher Majestät, daß wir erzittern,
    der du die zu Erlösenden ohne Gegenleistung erlöst,
    erlöse mich, Quell der Frömmigkeit!

    Beherzige, frommer Jesus,
    da ich doch Ursache deines Weges bin:
    mich an jenem Tag nicht zugrunde zu richten!

    Mich suchend hast du dich ermüdet hingesetzt,
    du hast mich freigekauft, das Kreuz erleidend,
    solch eine Mühsal soll nicht vergebens sein.

    Gerechter Richter der Vergeltung,
    mache mir ein Geschenk der Vergebung
    vor dem Abrechnungstag.

    Ich seufze wie ein Angeklagter,
    Schuld rötet mein Gesicht,
    gewähre dem Bittenden Schonung, Gott!


    Der du Maria entsündigt
    und den Räuber erhört hast,
    auch mir hast du Hoffnung gegeben.

    Meine Bitten sind nicht würdig,
    aber du, der Gute, erweise dich gütig,
    daß ich nicht im immerwährenden Feuer brenne.

    Unter den Schafen gewähre mir einen Platz
    und von den Böcken scheide mich,
    indem du mich auf der rechten Seite aufstellst!

    Wenn die Überführten verflucht sind
    und den scharfen Flammen zugesprochen,
    rufe mich mit den Gesegneten!

    Ich bitte dich kniend und tief geneigt,
    das Herz aufgerieben wie Asche,
    trage Sorge für mein Ende!


    Tränenreich, jener Tag,
    an dem aus der Glut(-Asche) aufersteht

    der Mensch: zum Urteil, als Angeklagter:
    Diesem gewähre also Schonung, Gott!

    Frommer Herr Jesus,
    schenke ihnen Ruhe,

    Einen schönen Abend

    Hospes



    Re: alte Sprachen

    tobias - 11.02.2007, 18:37


    Du schreibst, daß dieses Gedicht bis 1970 in der römischen Liturgie als Sequenz der Totenmesse gesungen wurde.
    Wurde es ohne Instrumentenbegleitung gesungen oder hat jemand da etwas für die Orgel komponiert?

    Tobias



    Re: alte Sprachen

    Hospes - 11.02.2007, 19:39

    Dies ira
    Lieber tobias,

    da gibt es ganz tolle Vertonungen.
    Meine liebste ist im Mozart Requiem zu finden. Keine tragische Musik, eher eine triumphale Komposition als Triumph über den Tod.

    Höre ich gerne am Faschingsdienstag an.

    Hospes



    Re: alte Sprachen

    tosa34 - 11.02.2007, 22:12


    Lieber Hospes,
    So wie Du das hier präsentiert hast: das Bild, dessen Farben und Formen für mich Verzweiflung, Drohung, aber auch Versprechen und Trost darstellen, dazu das Gedicht und die beiden Übersetzungen - ich finde, das verdient ein Buch, bzw. Büchlein.
    Dank für die viele Arbeit, die Du Dir da gemacht hast!
    Herzlichen Gruss, Tosa.



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