Steinküste und Felsvorsprünge vor dem Anwesen

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    Re: Steinküste und Felsvorsprünge vor dem Anwesen

    Marius - 09.02.2007, 01:27

    Steinküste und Felsvorsprünge vor dem Anwesen
    pp: Spppppiiiiiiiiiiielllllleinstieeeeeeeeeg!

    Die Küste der Insel war steinig und felsig, und nur an wenigen Stellen für Schiffe zugänglich.
    Die Nordseite der Insel war nahezu unpassierbar.
    Hier konnte niemand anlegen, niemand aus dem Wasser steigen, und die Insel erklimmen.
    Kam man allerdings von der Südseite, so war es ein leichtes, mehrere kleine Anhöhen zu erklimmen, und sich schließlich auf der so unwirtlich und schwer zugänglich scheinenden Nordhälfte wieder zu finden.
    Die Wellen rauschten mit leisem plätschern gegen den kalten, grauen Stein, Gischt spritze an ihm hoch, nur um sogleich wieder zurückzufallen, und erneut zu einer Welle zu werden und den Kreislauf fortzusetzen, ein Zyklus, der ewig so weitergehen würde, Mal um Mal, Jahr um Jahr...
    Das Meer war ruhig, in dieser Nacht, und auf der glatten Oberfläche spiegelte sich der bleiche, volle Mond.
    Ein vereinzelter, knorriger Baum befand sich auf der steinigen Anhöhe der Insel, und bot einen schaurigen Anblick, betrachtete man ihn bei Nacht.
    Die steilste Klippe war es aber, die besondere Aufmerksamkeit auf sich zog.
    Denn dort stand ein Mann, dessen Gestalt sich deutlich von der Dunkelheit um ihn herum abhob.
    Sein weißblondes, langes Haar flatterte im lauen Abendwind, der vom Meer her zu ihm herüberwehte ebenso wie der Stoff des langen, roten Samtmantels.
    Seine Haut war hell, fast weiß und glatt, wirkte aber nicht maskenhaft.
    Sein Gesicht trug markante, aber dennoch weiche Züge und sprachen von Milde und einem inneren Frieden, wie ihn nur wenige Menschen jemals kennenlernen durften.
    Aber er war auch kein Mensch.
    Marius war ein Unsterblicher, wie es nur wenige gab auf dieser Welt, und er war es mit jeder einzelnen Faser seines Seins.
    Vor ihm stand ein Holzgestell, auf dem eine Leinwand festgemacht war, und in seiner linken Hand hielt er eine Palette mit Farben, während die linke immer wieder den Pinsel zur Leindwand führte, um dort das festzuhalten, was er sah.
    Die Bucht.
    Das Meer.
    Die schäumenden Wellen.
    Die Nacht.
    Die Unendlichkeit.



    Re: Steinküste und Felsvorsprünge vor dem Anwesen

    Der Tod - 09.02.2007, 01:52


    pp: Unendlichkeit

    Er verließ sie nie und doch kam er jetzt, in diesem Augenblick an und ließ die Ewigkeit zu einem Wimpernschlag werden und einen Wimpernschlag zur Ewigkeit. Wo er schritt, hatte Zeit keine Bedeutung und war doch von allen das wichtigste Gut.

    Ein Fuß setzte sich auf die Welt der Sterblichen und das Gras, welches er berührte, verwelkte und starb. Der nächste Schritt jedoch hatte schon keine Verbindung mehr zum Boden, auch wenn es so aussehen mochte.

    Die Finsternis der Nacht umhüllte ihn und schuf ihm einen Mantel aus glänzendem Samt, der sich sacht um seinen Körper legte, schwarze Kleidung verbarg und gleichzeitig doch schlicht wirkte.

    Ein Gesicht, das die Sterblichen selten öfter als ein Mal sahen, nahm Form an und es war von einer Schönheit, die gleichsam die höchste Perfektion und die furchtbarste Grausamkeit bedeutete. Seine blauen Augen schienen einen Moment lang noch so hell zu leuchten wie die Sterne, die sie waren, bevor ihr Glanz sich selbst verzehrte und erlosch, das silberblonde Haar legte sich um die zugleich harten und unendlich milden Züge und kam zur Ruhe, als nicht einmal der Nachtwind es wagte ihn zu berühren.

    Es gab nur wenige, die nicht nach ihm verlangten und jene, die es nicht taten, durften dennoch seine Milde erfahren und die Güte, welche in ihm wohnte, war kaum zu verstehen und ebenso allumfassend wie seine Unbarmherzigkeit. Er aber wusste davon nichts, denn er kannte diese Begriffe nicht für das, was er tat.

    Im dem Moment, in welchem Leben entstanden war, war auch er gewesen. Er hatte die erste Sonne aufgehen sehen und würde Zeuge der letzten sein. Die Zeit spielte keine Rolle für ihn, doch für jene, deren Ende er war, bedeutete sie alles und es gab keinen Augenblick, in dem er, wenn er sie ansah, nicht sehen konnten, wie sie sich ihm näherten. Der Säugling tat seinen ersten Atemzug und schrie damit seinen Namen in die Unendlichkeit hinaus- es gab für sie kein Entkommen.

    Nur jene, die seine Umarmung noch nicht hatten spüren wollen, die glichen ihm und wenn er sie ansah, sah er sie nicht altern. Er sah sie wie sie waren, unberührt von der Zeit.
    Und doch...

    Noch war er nicht zu sehen. Auch wenn er die Welt betreten hatte, verbarg er sich, wollte nicht stören, wollte nicht unterbrechen, gestattete dem Unsterblichen das Privileg unbehelligt in seinem Tun fortfahren zu können, wenn er es wünschte.

    Er tat etwas, das kein Sterblicher für sich hätte beanspruchen können.

    Er ließ ihm die Wahl.

    ... Marius...

    Es war keine Stimme, die sprach. Es war der Wind, der für ihn fragte, ob der Unsterbliche bereit dazu war, gestört zu werden... oder den Wind einfach Wind sein lassen würde.



    Re: Steinküste und Felsvorsprünge vor dem Anwesen

    Marius - 09.02.2007, 02:18


    Der Pinsel glitt lautlos über die Leinwand, fügte dem angefangenen Gemälde mit jedem einzelnen Strich einen Hauch mehr von einer Perfektion zu, die nicht mehr als menschlich zu bezeichnen war.
    Der Wind strich über seine Wangen, spielte mit seinem Haar, doch Marius störte sich nicht daran.
    Er mochte die Natur, die Nächte, den Wind und das Meer.
    Und er versuchte es festzuhalte, jetzt, in diesem Moment, wie es war, und wie es ihm erschien.
    Der Eindruck, den er jetzt davon hatte, und den er in wenigen Jahren wieder vergessen haben würde.
    Der Stoff seines roten Umhangs schlug gegen seine Beine und gab hin und wieder den Blick auf eine darunterliegende schwarze Hose frei.
    Marius arbeitete konzentriert, fast so als wäre er von der Idee besessen, dieses Bild fertig zustellen, aber gleichzeitig war er ruhig und beherrscht.
    Der Pinsel in seiner Hand wurde zu einem Werkzeug seiner Kunst, und es schien so, als würde ihm jeder einzelne Strich leicht von der Hand gehen.
    Schließlich aber hob er den Kopf.
    Der Wind trug eine Stimme an sein Ohr, und Marius hielt in seinem Malen ein.
    Er wandte den Kopf ein wenig zur Seite, nur wenige Milimeter, aber das genügte bereits.
    Obwohl er nichts sah, wusste er, dass er nicht alleine war.
    Dass er sich zu seinem Kunstwerk umdrehen und weitermalen konnte, so als wäre ihm nichts aufgefallen.
    Aber Marius war von Natur aus neugierig, wissbegierig, und so war es nur natürlich, dass er die Hand sinken ließ und den Pinsel behutsam und langsam zur Seite legte.
    Er fühlte ein Prickeln auf seiner Haut, das ihm verriet, dass wer auch immer in seiner Nähe sein mochte, nichts war das er kannte.
    Dass er niemanden sehen konnte sprach ebenfalls dafür.
    'Du rufst nach mir. Sei mir willkommen.' Sagte er schließlich ohne Worte zu benutzen oder seine Stimme zu erheben und die kobaltblauen Augen blickten aufmerksam über die Insel, während er wartete.
    Er wusste nicht, wer es war, dessen Stimme der Wind zu ihm getragen hatte, aber wer immer es war, Marius begrüßte ihn, so wie er jeden grüßte, dem es tatsächlich gelang ihn hier, in seinem selbstgewählten Exil aufzuspüren.



    Re: Steinküste und Felsvorsprünge vor dem Anwesen

    Der Tod - 09.02.2007, 12:17


    Einen Lidschlag lang verlor der Himmel an jeglicher, kalter Helligkeit, schien der Mond hinter Wolken zu verschwinden und die Sterne von dem Meer aus Schwarz verschlungen zu werden. Ein kalter Nachtwind schickte sein Seufzen über das Land und die Sterblichen, die es zu hören vermochten, spürten wie eine eisige Kälte von ihren Herzen Besitz ergriff.
    Aber er war nicht gekommen, um einen von ihnen im Speziellen zu holen. Er war gekommen, um sich einen Moment lang der Illusion hingeben zu können, nicht alleine zu sein.

    Ein Wirbel aus Nachtschwärze erhob sich, schien aber auf einen Ort begrenzt zu sein, rührte nicht die filigrane Leinwand an, fuhr nicht über das sorgsam angefertige Gemälde, bauschte nicht einmal den Mantel des Vampirs.
    In seinem Zentrum formte sich die hochgewachsene schlanke Gestalt des Todes, von der schließlich der Schleier der Finsternis genommen wurde und die hochaufgerichtet gleichsam anwesend wie nicht da zu sein schien.

    Er wurde von den Gesetzen der Welt nicht berührt, der Wind streifte ihn nicht, das Gras unter ihm beugte sich nicht und doch, hätte man ihn berühren wollen, wäre er da gewesen.
    Das Licht des Mondes kehrte zurück, die Sterne fingen wieder an sanft am Nachthimmel zu glimmen und still richtete der Tod seinen Blick auf den Vampir.

    Er sah ihn nicht altern, er hörte nicht das lebendige Herz seinen Träger mit jedem Schlag auf seinen Weg treiben. Er sah Beständigkeit, die der Zeit gewachsen war.
    Vorerst.

    Es war lange, sehr lange her, dass er diesen Mann gesehen hatte... und es hatte nicht länger gedauert, als wenige Augenblicke, denn er war nicht für ihn bestimmt gewesen. Jetzt jedoch sah er ihn an, betrachtete ihn und erkannte die Unterschiede zu dem sterblichen Wesen, das einst die Essenz von Marius gewesen war.

    "Verzeih mir mein Eindringen." formte seine Stimme Worte, die sowohl zu hören, wie auch nicht da waren. Ihr Klang war samtig und dunkel, verriet das Potenzial dazu grausam zu sein, trug im Moment aber nur Schönheit in sich.
    "Ich spürte dich gleich einer Welle in dem stillen Wasser der Ewigkeit und frage nun um die Erlaubnis einen Moment zu verweilen in dem Wissen, dass nicht alles vergänglich ist." Er hob die Hand. "Fühle dich nicht abgehalten in deinem Tun fortzufahren... ich kann gleichsam erfahren und doch nicht da sein. Doch wollte ich dich erst um Erlaubnis dafür fragen."



    Re: Steinküste und Felsvorsprünge vor dem Anwesen

    Marius - 09.02.2007, 15:22


    Marius spürte, wie sich Kälte über die Welt legte, wie der Wind verstummte, und die Zeit nahezu einzuhalten begann.
    Wirkliches begann Unwirkliches zu werden, und doch genau zu bleiben wie es war.
    Was Marius sah, spürte, fühlte, war mit Worten nicht zu beschreiben, und so blieb der Vampir stumm, geduldig der Dinge harren, die kommen mochten.
    Eine Säule aus Schwärze, die selbst die Dunkelheit der Nacht übertraf, tat sich vor ihm auf, formte Umrisse und Konture eines menschlichen Lebens, und ließen es Gestalt annehmen.
    Die Schatten verschwanden, und ließen eine hochgewachsene, schlanke Gestalt mit silbrig glänzendem, und doch golddurchwirktem Haar zurück.
    Marius sah ihn an, sah in das feine, matte Gesicht und die sternengleichen Augen, und er wusste, wer das Wesen war, das vor ihm stand, ohne danach fragen zu müssen.
    Er hatte ihn schon einmal gesehen.
    Vor langer langer Zeit.
    Damals hatte Kälte sein Herz ergriffen, und Schmerz hatte seinen Körper durchflutet, und er erinnerte sich daran, wie sich seine Fingernägel in die schmutzige Erde im Inneren der alten Eiche eingegraben hatten.
    Wie er verzweifelt gekämpft hatte, wie man in Alpträumen kämpfte, ohne sich tatsächlich erwehren zu können.
    Damals, als sein Herz aufgehört hatte zu schlagen, und als sein Körper gestorben war, hatte er diese Kälte gefühlt, und dieses Gesicht gesehen, wie es sich langsam von ihm entfernt hatte.
    Gleichgültigkeit hatte in diesen Augen geleben, ebenso wie Verständnis und Mitgefühl.
    Damals hatte er sich gefürchtet.
    Doch heute war diese Furcht lange verflogen, und die Kälte berührte ihn nicht länger.
    Der Tod war nicht gekommen, um sich seiner zu bemächtigen, denn Marius war kein Sterblicher mehr.
    Ein Lächeln malte sich auf seine Züge, als er das Wesen vor sich betrachtete, das so menschlich aussah, und doch alles andere als menschlich war.
    "Verweile, so lange du es wünschst." Entgegnete er, diesmal tatsächlich Wort und Stimme gebrauchend.
    Er war fasziniert, das gab er zu, und auch neugierig, und das war er immer schon gewesen.
    Aber vorerst fragte er nicht weiter, nahm den Pinsel wieder zur Hand, und begann stumm damit, das Gemälde dieser einen Nacht zu Ende zu bringen.
    Strich um Strich wurde das Bild klarer und deutlicher, ein täuschend echtes Abbild dessen, was Marius Augen erblicken konnten, wenn er von der Klippe sah und doch, das wusste er, würde er niemals damit zufrieden sein.
    Schließlich beendigte er sein Werk und legte Pinsel und Farbe abermals zur Seite, um es zu betrachten.
    Es zeigte die Bucht, die Felsen, und den Baum und das Meer.
    Und die Finsternis, die alles umfing. Doch ganz am rechten Rand gab es auch ein Lichtschein.
    Das Leuchten, der aufgehenden Sonne, die ihre ersten Strahlen aussandte, auch wenn es in Wirklichkeit noch Stunden dauern würde, bis es soweit war.
    Das war alles, was Marius in den letzten unendlichen Jahren seines Lebens von der Sonne gesehen hatte, und doch erinnerte er sich auch an die Sonne selbst mit solcher Intensität, dass es ihm nicht schwerfiel, sie auf sein Bild zu bannen, obwohl er sie nicht sah.
    "Führt dich allein Neugier zu mir?" Fragte Marius schließlich leise, noch immer in die Betrachtung seines Werkes versunken, aber dennoch deutlich an seinen Besucher gewandt.
    Egal wie gut und wie genau er seine Bilder auch malte, für Marius würden sie niemals lebendig werden.
    Es fehlte ihnen seiner Meinung nach der Funke, der auf die Betrachter übersprang, und sie wirkten lediglich kalt und leer für ihn.
    Trotzdem nahm er Mal um Mal erneut den Pinsel zur Hand, in dem Versuch, etwas zu malen, was ihm zuvor nie gelungen war.
    Und wenn er ein Gemälde beendet hatte, waren es nicht Enttäuschung oder Bitterkeit, die in ihm gährten, lediglich die Erkenntnis, dass, was er versuchte, wieder missglückt war.



    Re: Steinküste und Felsvorsprünge vor dem Anwesen

    Der Tod - 09.02.2007, 16:35


    Der Tod nickte sacht und seine Anwesenheit wurde zum Rauschen des Meeres, zur Berührung des Windes und zur Stille der Sterne. Es lag ihm nichts daran, den Vampir in seinem Sein zu stören. Er wollte lediglich einen kurzen Moment verweilen.

    "Neugier?" formte sich seine Stimme neu, als der Vampir das Wort an ihn richtete, versunken in dem, was er geschaffen hatte. Er machte einen unhörbaren Schritt in Richtung der Klippen. Der Mantel strich um seine Beine, der Wind ließ ihn an schwarze Schwingen erinnern.
    "Sie ist es nicht, die mich hergeführt hat." Er bewegte seine farblosen Lippen, formte die Worte und doch schien die Stimme keine zu sein wie Sterbliche sie besaßen.
    "Ich hegte nur den Wunsch einen Moment lang nicht der Vergänglichkeit zuzusehen."

    Seine blauen Augen richteten sich auf das Meer unter ihm und er ahnte wie es einst hier aussehen würde, wenn es vergangen war.
    Seine Lider senkten sich ein wenig, während er sich an das Kunstwerk erinnerte, welches der Vampir soeben geschaffen hatten. Menschliche Künstler hätten dafür wohl getötet-vielleicht-doch der Tod spürte, dass es nicht das war, was Marius sich gewünscht hatte.

    Er selbst versuchte die Schönheit zu empfinden, die es zweifelsohne in sich trug, doch als er nach ihr griff, verbrannte sie schon, wurde zur Gewohnheit und stumpfte ab zu etwas, das ihn nicht mehr rühren konnte.
    "Nicht mehr als ein Wunsch... daher fragte ich dich um Erlaubnis, Sohn der Finsternis."



    Re: Steinküste und Felsvorsprünge vor dem Anwesen

    Marius - 09.02.2007, 17:16


    Marius wandte ihm erneut langsam den Kopf zu, als der Tod abermals seine fremdartige Stimme erhob, denn niemand anderes als der Tod war er, um ihm zu antworten.
    Er lächelte.
    "Liegt es denn in meiner Macht, dir zu gebieten?" Fragte Marius noch immer lächelnd, was seinem Gesicht Wärme und Leben verlieh.
    "Ich glaube nicht." Antwortete er selbst an Stelle des Todes.
    Der Tod war ihm vertraut, und gleichzeitig fremd, war nichts, was er jemals erfahren würde, und blieb ihm daher ein Mysterium, ebenso wie es das Leben manchmal für ihn war.
    Und doch begriff er, dass es ein Privileg war, ihm gegenüberstehen zu dürfen, ohne ihn zu fürchten, mit ihm sprechen zu können, wie sonst wohl kaum jemand mit ihm sprach.
    Er trat von seinem Kunstwerk zurück, und wandte sich nun völlig seinem Besucher zu.
    "Hast du auch einen Namen?" Fragte er ruhig.
    "Einen anderen Namen?" In den kobaltblauen Augen glitzerte es, und Marius Neugier wurde von einem Ausdruck milden Wissens abgelöst.
    Er konnte sich ein weiteres Lächeln nicht verkneifen, beachtete man die Groteske dieser Situation.
    "Ich wusste nicht, dass jemand wie du ein Verlangen nach Dingen wie diesen verspüren würde..." Fügte er dann hinzu, während er selbst wieder einige Schritte nach vorne tat, um einige Meter vom Tod entfernd selbst an jener Felsenklippe zu stehen, und ins Meer zu starren.
    Was mochte sein Besucher wohl noch sehen, außer den Wellen der Brandung, die gegen den kalten Fels schlugen?



    Re: Steinküste und Felsvorsprünge vor dem Anwesen

    Der Tod - 09.02.2007, 18:12


    "...Damian..." erhob sich ein nahezu unhörbares Flüstern aus unendlich vielen Stimmen.
    Er war schon oft nach einem Namen gefragt worden und hatte schließlich einen gewählt, damit die ihn ansprechen konnten, die es wünschten... immer aber war es bislang nur dann gewesen, wenn er sie geholt hatte.

    "Jemand wie ich..." sagte er leise und seine Stimme war voller Emotionen, die nicht die seinen sein konnten. "Wer, Marius, sollte sich mehr nach dem Unvergänglichen sehnen als ich?"
    Die blauen Augen richteten sich auf den alten Vampir und lächelten, während die farblosen Lippen unbewegt blieben und die Züge weiterhin schwer zu fassen blieben.

    "Jene wie die deinen sind die wenigen, deren Ende ich nicht sehen muss, wenn ich meinen Blick auf sie lege. Und sie sind die einzigen auf dieser Welt. Daher betrachte ich sie manchmal."


    Und wenn die Nacht vergeht
    Die Schatten das Licht verschlingen
    Die Dunkelheit das Sein auslöscht
    Und nichts mehr ist, das Leben sein könnte

    Wird die Ewigkeit untergehen
    Die Unendlichkeit zu Staub zerfallen
    Die Zeit an Bedeutung verlieren
    Und der Tod sich selbst verbrennen



    Re: Steinküste und Felsvorsprünge vor dem Anwesen

    Marius - 09.02.2007, 19:43


    "Und doch bleibt auch für uns am Ende nur eines." Erwiderte Marius, noch immer lächelnd, aber auch mit der ihm zu eigenen Ernsthaftigkeit.
    "Zumindest für die meisten."
    Er betrachtete denn Mann vor sich, denn männlich war die Gestalt ganz zweifellos, aber im Gegensatz zu sovielen anderen konnte er nicht aus ihm lesen, seine Gedanken nicht erspüren, und seine Gefühle nicht erfassen.
    Marius nickte leicht.
    "Möchtest du mir vielleicht eine Weile Gesellschaft leisten, Damian?" Fragte er schließlich ohne sich sicher zu sein, ob es so richtig war.
    Selbst er hatte niemals direkt mit den Mächten des Himmels, der Hölle, oder dem, was dazwischen lag zu tun gehabt, und so war es auch für ihn nichts alltägliches, dem Tod zu begegnen, obwohl er es de facto tatsächlich täglich tat.
    Er konnte tatsächlich nachvollziehen, dass man sich danach sehnte, in einer Welt der Veränderung, die sich ständig bewegte und neue Formen annahm, etwas zu sehen, das gleich blieb, das nicht verschwand.
    Ein Fels im ewigen Meer der Zeit, der nicht überspült werden würde, der nicht verging.
    Für ihn selbst zählten Jahre kaum mehr als Sekunden, maß er Zeit nicht mehr an Einheiten, sondern war selbst zeitlos.
    Wie musste es erst für ein Wesen sein, das niemals gelebt hatte, für das Zeit niemals bedeutend gewesen war, und das immer sein würde, egal was mit der Welt geschah?
    Marius lächelte erneut, ganz offensichtlich selbs über einen Gedanken amüsiert, den er gerade hegte.
    "Trinkst du Tee?"



    Re: Steinküste und Felsvorsprünge vor dem Anwesen

    Der Tod - 09.02.2007, 20:03


    "Ich werde mit denen tanzen, die zu tanzen wünschen und jene trösten, die Trost suchen." sagte der Tod mit seiner leisen, samtigen Stimme und betrachtete Marius mild. "Auch dann, wenn sie ihren letzten Gang noch nicht antreten."
    Er genoß den Anblick von etwas, das Bestand hatte und spürte für einen winzigen Moment die Freude darüber, bevor sie wieder zu einer Erinnerung wurde und im Fluß der Vergänglichkeit verschwand.

    "Ich würde gerne eine Weile hierbleiben." fuhr er an den Vampir gewandt fort und die blauen Augen schimmerten in einer Freude, deren Ursache nur das Wissen um den Bestand der Vergänglichkeit sein konnte, auch wenn die Züge verschlossen wirkten, hart, weiß und mattschimmernd.
    Ihnen wohnte kein Leben inne, nicht einmal die Erinnerung oder Ahnung davon und doch schienen sie fähig zu sein, Leben zu verstehen.

    "Tee?" fragte er leise und sah Marius still an. "Wenn du bereit bist, deinen Tee an jemanden zu verschwenden, der keinen Geschmack und keine Wärme kennt, dann würde ich sagen, dass ich Tee trinke... und es mir eine Freude wäre, dein Angebot anzunehmen."



    Re: Steinküste und Felsvorsprünge vor dem Anwesen

    Marius - 09.02.2007, 21:17


    "Schön." Antwortete Marius, und es war aufrichtige Freude in seiner Stimme auszumachen.
    Er war nicht gerne alleine, hatte diesen Weg aber wissentlich gewählt, und erfreute sich daher an der Anwesenheit eines Gastes - selbst wenn dieser Gast der Tod war.
    "Ob Verschwendung ist, was ich tue, wird sich erst herausstellen müssen, fürchte ich." Erwiderte er dann, und deutete dann auf das Haus.
    "Bitte, begleite mich." Lud er den Tod in sein Haus ein, ging dann aber selbst voran.
    Er spürte die Präsenz hinter sich folgen, fühlte die Wellen unbeschreiblicher Energien von ihm ausgehen, und doch waren sie so flüchtig, dass Marius sie kaum wahrnehmen konnte.
    "Verzeih mir meine Neugier..." Begann er schließlich leise, nachdenklich.
    "Aber warum besuchst du mich in meiner Abgeschiedenheit, und nicht einen der anderen? Oder warst du dort womöglich schon?" Marius lächelte flüchtig.
    Dann wunderte es ihn erst Recht, dass der Tod den Weg zu ihm eingeschlagen hatte, denn Marius wusste um die Langeweile, die die meisten älteren seiner Art in selbstgeschmiedete Fesseln schlug.
    Aber es waren nicht einmal so sehr die Fragen, die den Vampir beschäftigten, es war etwas anderes, dass er nicht erfassen konnte, so sehr er es auch versuchte.
    Hinter ihm ging der Tod.
    Was an sich schon ein Absurdum darstellte, aber was an dem, was er bislang erlebt hatte, war nicht absurd?
    Trotzdem war und blieb es gleichsam seltsam wie vertraut.



    Re: Steinküste und Felsvorsprünge vor dem Anwesen

    Der Tod - 09.02.2007, 21:44


    Der Tod setzte sich langsam in Bewegung, obwohl er nicht inngehalten hatte und folgte dem alten Vampir in Richtung seines Heims. Er betrachtete die Pflanzen und das Gras zu seinen Füßen, welches sich in die ihm entgegen gesetzte Richtung wandte, als er daran vorüberglitt und er nickte flüchtig.

    "Ich bin jetzt dort und war dort und werde dort sein... aber ich habe mir bei ihnen keine Form gegeben. Ich weiß, dass mich zu sehen, ihnen nichts bedeuten würde, sie verstören würde, sie sich von mir entfernen lassen würde. Doch das ist nicht, was ich wünsche."

    Der Schrei eines Nachtvogels durchbrach die unwirkliche Stille und der Tod hob kurz den Blick, um dem Flug des Wesens mit den Augen zu folgen.
    Ein leises Geräusch, welches dem Hauch eines Ausatmens glich, schloss sich der lauen Brise an, glitt von farblosen Lippen in die Finsternis hinaus, überwand mühelos die Entfernung, streifte den Vogel, der, nichts von seinem Schicksal ahnend, ihm direkt in die Arme geflogen war und ließ ihn in einiger Entfernung mit der Dunkelheit verschmelzen. Den nächsten Sonnenaufgang würde er nicht mehr erleben.

    "Ich weiß, dass du meine Anwesenheit ertragen kannst und darüber hinaus jemand bist, der zuhört und nicht nur seine eigene Stimme zu schätzen weiß. Außerdem... bist du würdig genug von mir aufgesucht zu werden. Was soll ich mit Wesen anfangen, die entweder nicht begreifen, wer da vor ihnen steht oder behaupten, mich gäbe es nicht. Dabei macht Arroganz die Unendlichkeit keineswegs erträglicher, sondern nur gefährlicher. Zumindest wenn es um meine... Wesenheit geht."

    Er hatte Unsterbliche gebrochen, die ihn angezweifelt hatten, seine Stimme hatte sie in ihre Träume verfolgt, seine Berührung sie gequält, bis sie ihm freiwillig gefolgt waren und im Moment der letzten Wahrheit auf ihren Knien eingestanden, dass sie fehl geglaubt hatten.
    Es gab ihn und wenn jemand versuchte, mit ihm seinen Spott zu treiben, würde er ihm schneller begegnen, als ihm lieb war.



    Re: Steinküste und Felsvorsprünge vor dem Anwesen

    Marius - 09.02.2007, 22:51


    "Du scheinst damit bereits einschlägige Erfahrung gemacht zu haben." Sagte Marius, und ein leises, heiseres Lachen drang aus seiner Kehle.
    Er spottete nicht, und wusste, dass es eigentlich kein Grund zur Belustigung war, aber sein Lachen war dennoch nicht unangebracht.
    Als sie sich dem Seiteneingang des Anwesens näherte, öffnete sich scheinbar ohne jegliches Zutun die Türe, um die beiden Gestalten hereinzulassen.
    Er dachte über das nach, was der Tod gesagt hatte, wog jedes einzelne Wort ab, und suchte nach ihrer Bedeutung.
    Der Tod sagte, er würde zuhören.

    "Dann hast du etwas zu erzählen." Stellte er milde fest, während er die Fackeln an den Wänden sich entzünden ließ, und seinen Gast durch den steinernen Korridor in das Innere des Hauses führte.
    Er wandte den Kopf zur Seite, betrachtete den Tod und musterte sein Gesicht.
    Da war sie wieder, diese Ausdruckslosigkeit, die Hand in Hand mit unmenschlicher Milde und Verständnis ging.
    Und Marius begriff, dass er den Tod nicht verstehen konnte, weil er das Wesen des Todes nicht begriff, und dass er es wohl niemals gänzlich begreifen würde, egal, wie sehr er sich bemühte.
    Eine weitere Türe öffnete sich, und gab einen großen, geschmackvoll eingerichteten Raum frei, in welchen Marius sich hineinbewegte.

    tbc: geschmackvoll eingerichteter Salon



    Re: Steinküste und Felsvorsprünge vor dem Anwesen

    Der Tod - 09.02.2007, 23:08


    "Nicht alle der deinigen... nur sehr wenige, wenn ich präzise sein will, haben begriffen, dass ihr mächtig und über die Sterblichen erhaben, aber dennoch nicht unantastbar seid. Sie tun nicht gut daran, die weniger angenehme Seite meiner Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen."

    Der Tod sagte das nicht als Drohung. Er sagte es nicht, um Marius' Anspruch oder seine Existenz zu beschneiden. Er formulierte es, weil es viele leichtsinnige Vertreter seiner Art gab, die es nicht besser wussten. Das Sein der Unsterblichen hatte sich gewandelt und je jünger die Untoten wurden, desto unvernünftiger schienen sie auch zu sein.

    Marius war etwas Besonderes unter den seinen und vielen an Ruhe, Weisheit und Erfahrung überlegen. Daher galten diese Worte als Information ihm.
    Als Drohung jedoch niemals.

    "Noch gibt es keine Worte von mir, denen du deine Aufmerksamkeit zwingend widmen müsstet, Sohn der Nacht, aber vielleicht wird die Zeit einmal kommen, in der es nützlich ist, dem Tod ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Ich möchte sichergehen, dass es jemanden gibt, bei dem meine Worte gut aufgehoben sind, Schattenfürst."

    Unhörbar folgte er dem Vampir in dessen schönen Salon.

    tbc: Geschmackvoll eingerichteter Salon



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