Haltet Stille in den Hallen (Saber Rider FF)

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    Re: Haltet Stille in den Hallen (Saber Rider FF)

    saskat - 02.02.2007, 16:44

    Haltet Stille in den Hallen (Saber Rider FF)
    Diese Geschichte basiert auf der Zeichentrickserie Saber Rider and the Stra Sheriffs. Eine Anime Serie aus den 80 èrn.
    Einige eigene Charaktäre enthalten.



    Haltet Stille in den Hallen

    Vorgeschichte

    "Weisen sie sich aus! Sie steuern geradewegs auf die Basis zu! Stoppen sie das Schiff!", Liko knallte mit der Faust auf die Amatur vor sich. Das Schiff, dass mit einer beängstigenden Geschwindigkeit auf die Basis zutrudelte regte sich nicht, gab keine Antwort und machte nicht die Anstallten zu drehen oder zu wenden.
    Der Tag hatte relativ angehem für ihn begonnen. Trotzdem er verschlafen hatte war er noch mal ohne irgendwelche fantasievollen Betrafungen davon gekommen. Nicht, dass sein Chef ihn nicht einen Blick zugeworfen hätte, der ihm sagte :" Das wird noch ein Nachspiel haben, Dumpfbacke", aber letztendlich würde das schon wieder in Vergessenheit geraten.War es schon, wenn er sich die nun doch recht prikäre Situation vor Augen hielt. Liko entdeckte das Schiff, wahrscheinlich ein Frachter, möglicherweise auch ein Versorgungsschiff, vor nicht weniger als einer halbe Stunde. Es war nicht ungewöhnlich das Schiffe, die von der Anwesenheit der Outriderbasis keine Ahnung hatte, oft dicht an ihnen vorbeischlingerten, aber hier war es anders. Das Schiff schlingerte nicht vorbei, es kam auf sie zu und es hatte anscheinend auch nicht vor, das zu ändern. Zuerst hatte Liko über Intercom dezent darauf Aufmerksam gemacht, dass sich das Schiff in einer Gefahrenzone befand und sollte es nicht sofort verschwinden, ....es folgten ein paar interessante Drohungen. Niemand anwortete. Über einen Scan wollte Liko herausfinden, ob sich überhaupt eine lebende Person dort befand. Zu seiner Überraschung zeigten die Scans zwar lebende, sich bewegende Objekte...aber irgendetwas stimmt nicht. Und nun war das Schiff bedenklich nahe.
    "Ich sage es jetzt zum allerletztenmal, sie wenden sofort oder ich werden dem Überfallkomando die Anweisung geben, das Schiff zu katern, verdammt noch mal!", brüllte er in den Com doch weiterhin regte sich nichts.
    Liko fuhr sich nervös mit der Hand durch das lockige grünliche Haar und rief seinen Komandanten.


    ***


    Es war nicht mal Wut, die ihm überkam. Und zwar deswegen, weil dieser kleine, nichtskönnende Outrider seine Arbeit nicht machen konnte, sprich, einfach eine eigene Entscheidung dazu zu treffen. Es war pure Verzweiflung. Ja, er selbst war bald an dem Punkt, an dem er nicht übel Lust gehabt hätte, sich in seinen Badlander zu setzten, nach Yuma zu fliegen, sich in ein Cafe zu setzten und einfach einen Cappuchino zu trinken.
    Liko schilderte ihm die Situation und für Sekunden war es ruhig am anderen Ende. Liko konnte sich seinen Boss in diesem Moment bildlich vorstellen während er selbst nervös wartete, was geschehen würde. Wahrscheinlich stand er grad in irgendeinem Flur, hatte die Augen frustriert geschlossen, versuchte innerlich den Kampf mit sich selbst zu gewinnen, nicht einfach los zu brüllen und legte bestimmt grade eine Hand vor die Augen.
    Nach unendlich erscheinenden Sekunden, wobei Liko fast schon wieder aufgelegt hätte : "Wo ist das Problem?" Seine Stimme klang noch ruhig, geradezu geduldig, aber mit einem doch vibrirenden Unterton, der schnell zu einem Erdbeben werden konnte. Liko blickte da auf gute und zuverlässige Erfahrungswerte zurück.
    "Nun ja, was soll ich denn jetzt machen?"
    Wieder Stille, zwei, drei Sekunden, die Liko eine Gänsehaut auf dem Rücken bescherten.
    In Gedanken sah er das Mimikspiels seines Bosses. Kalter Blick, hochgezogene Augenbraue, das leichte Muskelspiel der Kaumuslulatur in den Wangen.
    "Soll ich..".begann er, schluckte es aber gleich wieder.
    "Nein, schon gut, ich komme", sagte der blauhaarige Mann, der tatsächlich versucht war, mit den Zähnen zu knirschen.

    ***
    Liko traf inzwischen eine Entscheidung. Er hatte das Schiff mit einem Leitstrahl gefangen und hielt es nun dadurch in einem gebürenden Abstand von der Basis. Er fuhr mit den Scans fort, die ihm zwar zeigten, dass sich bewegende Lebensformen auf dem Schiff aufhielten, aber keine eindeutige Aussagen über dessen Art machten.
    Jesse starrte auf den Monitor, der den Blick auf das Schiff hergab und legte den Kopf leicht schief. Eine Geste, die Liko kannte. Sie bedeutete entweder, dass er einen Gedanken verfolgte oder schon längst eine interessante Idee hatte.
    Nun beugte sich sein Chef über ihn und betrachtete die Resultate der Scans. "Sind das Menschen?", fragte er und setzte sich neben den jungen Outrider, der sich schlagartig unwohl fühlte. In seiner Nähe hatte Liko jedesmal den Eindruck erfrieren zu müssen. Unwillkührlich rieb er sich über die nackten Unterarme, um dem kribbligem Gefühl zu entkommen.
    Jesse drückte ein paar Knöpfe auf der Konsole vor ihm, drehte ein paar Regler und der Scan änderte sich in Art der Ausführung.
    "Versuch ein Signal über die Schirme der Anderen zu bekommen. Können wir ihre Cams anzapfen? Ich meine, können wir sehen, was darin vor sich geht?", fragte Jesse.
    Liko dachte kurz darüber nach, dann nickte er. Nach kurzer Zeit flackerte vor ihnen auf einen der Monitore das Innenleben des Schiffes auf. Man sah eine Kommandobrück, eine graue, unbesetzte Satteleinheit stand einsam in einem offenen, dunklen Raum, der nur durch das Blinken von verschiedenen Konsolenlichtern erhellt wurde. Auf dem Boden lagen verstreut einige Gegenstände herum. Jesse konnte eine Mütze ausmachen, eine umgeworfene Tasse, um der sich eine braune Pfütze gebildet hatte. Leere Kisten aus Holz zierten den kargen Boden.
    "Sie haben noch Schwerkraft", bemerkte Jesse und klopfte auf dem Monitor.
    "Was immer passiert ist, es hat sich nicht auf alle technischen Bereiche ausgewirkt."
    Liko nickte, sagte aber nichts. Er wollte nicht unbedingt in ein Gespräch mit seinem Boss verwickelt werden. Nicht, wenn es nicht nötig war.
    Das Bild, dass über die Monitore flackerte machte Jesse neugierig. Nicht nur das Bild, auch die ungewöhnliches Scans. Waren es noch Menschen da, oder waren es Tiere, vielleicht Haus oder Nutztiere?
    Licht und Schattenspiele huschten über seinem Gesicht, hervorgerufen durch das leicht gedämpfte Licht der Monitore in dem kleinem Raum, und machten aus seinem hübschen Gesicht eine verzerrte Fratze mit stahlblauen Augen.
    "Hohl es mit dem Leitstrahl näher ran. Ich will da rein."
    "Da rein?", Liko klang überrascht, obwohl er es nicht hätte sein dürfen. Es war ihm klar, dass es für seinen Chef nur zwei Alternativen gab. Entweder zerstören oder erforschen, wobei die Entscheidungen von der Tageslaune abhängig waren. Im Übrigen bedeutete das aber nicht, das ihn immer der Forscherdrang überkam, wenn er gute Laune hatte. Ganz und gar nicht.
    "Soll ich...." begann Liko, aber sein Chef hatte sich bereits wieder erhoben und sich auf den Weg zum Südhanger gemacht, wo das Objekt wie von einer unsichtbaren Kraft gehalten, vor der Basis schwebte.

    ***


    Drei kleine Schiffe waren nötig, um das beinahe 100 Meter lange Objekt langsam aber beständig an eine Andockstelle zu bringen, weitere drei Schiffe postierten sich am Heck und versuchten das Schiff in eine ruhige Lage zu bringen, während einige riesge, bewegliche Arme an der Außenhülle angebracht wurden, die es zu halten versuchten. Jesse hatte sich in einem Außenraumanzug gequält und begann beinahe reflexartig darin zu schwitzen. Er hasste diese Dinger, aber für den Fall, dass sich dort Krankheiten exotischer Art verbreitet hatten, wollte er auf Nummer sicher gehen und lieber geschützter sein, als in seinem normalen Anzug.
    Zumaz, ein älterer Outrider mit Erfahrungen in dem Gebiet des "fremden Schiffes" erkunden, klopfte ihn vorsichtig gegen das leicht beschlagene Visier und deutete Jesse mit einer Handbewegung an, dass er über den Comunikator in Verbindung mit ihm bleiben würde.
    Lühr, Jesses rechte Hand, stand neben ihren Chef und war noch dabei, Verschlüsse an dem umständlichem Kleidungsstück zu verschließen und jene zu überprüfen, die andere geschlossen hatten.
    "Ich halte das für eine blöde Idee", sagte sie nun schon zum dritten Mal. Sie war sich im Klaren darüber, dass sie ihn nicht überzeugen konnte, nicht zu gehen, aber es ärgerte sie noch mehr, dass sie ihn nicht überzeugen konnte, sie mit zu nehmen.
    "Ich wünschte du würdest bleiben, Jesse." Sie hatte einen strengen und besorgten Ausdruck in den Augen der ihm wieder einmal verriet, wie sehr sie an ihm hing.
    Jesse hatte sich die Haare im Nacken mit einem Gummi zusamengebunden und nun zwickte es ihn dort. Als ob Lühr es wissen würde, zupfte sie an den Stoff des Anzuges im Nacken und richtete so seinen Pferdeschwanz. Dankbar lächelte er sie an.
    "Ich bin schnell wieder da", versuchte er sie zu beruhigen. Sie schnaubte, sagte aber nichts.
    "Das Schiff kann geöffnet werden.Sir", hörte er hinter sich einen Outrider sagen.
    Jesse nickte, dann konnte es ja losgehen.

    Der Innenraum war kalt, unwirklich und dunkel. Auch wenn noch genug Energie vorhanden war. um die Schwerkraft aufrecht zu erhalten, so vermutete Jesse, dass es für Klima und Licht nicht mehr lange gereicht hatte.
    Über die Monitore auf der Basis nicht sichtbar, sah man nun deutlich das Ausmaß. Eine schmierige Staubschicht hatte sich auf den Boden, den Seitenwänden und einigen Einrichtungs und Gebrauchsgegenständen gelegt. Über ihm flackerten Notlampen, die ein gespentisches Schattenspiel in den Raum warfen. Summende Generatoren dröhnten rechts von ihm und links von ihm konnte er einzelnen elektrische Entladungen hinter der Wand ausmachen, die zischend und Funken schlagend die Atmophäre wütend für sich beanspruchte und ihn nun scheinbar eifersüchtig beschimpften.
    Jesse sah hinter sich, bemerkte, dass er schleifende Fußabdrücke hinterlassen hatte und ärgerte sich kurz darüber, dass er Waffentechnisch relativ schlecht ausgestattet war. Zwar trug er seinen Blaster, aber ein unangenehmes, beinhahe voraussagendes Gefühl hatte Besitz von ihm ergriffen und er wünschte sich im geheimen bessere Waffen. Plötzlich knisterte es nahe seines linken Ohren und er hätte in dieser Stille fast laut aufgeschrien. Über den Comunikator in seinem Helm hörte er nun leise, aber sehr deutlich Lührs Stimme zu ihm sprechen.
    "Wenn du die Schleuse durchquert hast, wirst du in einem großem Raum sein...vermutlich ein Lager oder ähnliches. Hälst du sich dann rechts, kommst du auf die Kommandobrücke.", sagte sie. Und dann nocheinmal :" Das war übrigends eine blöde Idee"
    Jesse lächelte.
    "Ist gut , Lühr, ich weiß es nun auch.", gab er betont lässig von sich, wohl wissend, dass sein Herz raste und sie es mit Sicherheit auch seiner Stimme entnehmen konnte.
    Scheiße, er selbst hörte, wie sie zitterte.
    "Es ist verdammt kalt hier", fügte er deswegen noch hinzu und hoffe, dass sie das Zittern seiner Stimme darauf schließen würde.

    Langsam durchschritt er den Vorraum, betrat dann durch eine Schleuse eine Druckkammer und schloss sie hinter sich. Die nächste, eiserne Luke öffnete er mittels eines Ventils von Hand und stand nun tatsächlich in einem Lagerraum. Große Kisten, angebunden mit festen Seilen oder Stahlriemen, standen hier an den Wänden gestapelt. Neugierig ging er näher heran und wischte mit den Händen Staub zur Seite um das Inhaltsverzeichnes darauf lesen zu können.
    "Hier drin sind hauswirtschaftliche Geräte", sagte er. "Normale Sachen für den täglichen Bedarf." Er ging eine Kiste weiter, wischte auch hier den Staub vom Zettel. " Hier drin sind Küchengeräte...wenn ihr noch welche gebrauchen könnt", grinste er.
    "Mach da nicht so viele Faxen, Jesse!", knisterte Lührs Stimme in seinem Helm.
    Jesse zog die Mundwinkel runter, lachte aber innerlich über ihren Ton. Sah so aus als bräuchte er sich keine Gedanken machen, dass seine Stimme ihn verraten würde, ihre Stimme verriet sie schon. Ihre Sorge war klar zu erkennen.

    Wie von Lühr erleutert, hielt er sich rechts. Mühsam musste er über verschiedene Gegenstände klettern. Eine der gestapelten Kisten hatte sich aus der Halterrung gerissen und nun lagen einige Dinge durcheinader auf dem Boden verteilt. Er konnte Putzutensilien ausmachen, die schon seit einiger Zeit nicht bewegt worden waren. Als er einen Besen mit dem Fuß beiseite schob, konnte er seinen Abdruck darunter erkennen, wo er den Staub keine Angriffläche hatte bieten können.
    "Wie lange liegt das hier schon?", fragte er sich und öffnete eine Tür, die zur Kommadobrücke führen sollte.
    Er musste sich mit viel Kraft dagegen stemmen um sie überhaupt öffnen zu können.

    ***

    Chica spürte, dass etwas passierte. Sie merkte, dass der Frachter in eine andere Postion geführt wurde, konnte förmlich fühlen, wie er seine Bahn brach und einen anderen Weg einschlug. Sie hatte ihr Versteck nahe der Brücke bezogen und nach einer Weile, die sie in ihrem Versteck verbracht hatte, hörte sie eine Stimme, die offensichtlich über den Intercom sprach. Erst leise, dann immer lauter und schließlich wurden Drohungen ausgesrochen. Sie beherrschte die Sprache nicht wirklich, wußte aber eines ganz genau.
    Sie waren gefunden worden. Irgend jemand hatte den Frachter in einem Leitstrahl gefangen und nun versuchten sie, Kontakt aufzunehmen.
    Sie schluckte, fuhr sich mit zitternden Händen durch das schmutzige Gesicht und versuchte Ruhe zu bewahren.
    "Was, wenn sie versuchen rein zu kommen", stellte sie sich die Frage in Gedanken.
    "Gott, nein", antwortete sie selbst.
    Sie war müde, hungrig und sehr, sehr durstig. Ihr Mund fühlte sich an wie eine Wüstenlandschaft und ihre Kehle war rau und schmerzte. Sie war kaum in der Lage zu denken, geschweige denn vernümpftig zu handeln. Ihr Verstand brüllte. "Mach dich bemerkbar, du dumme Kuh, wenn sie hier reinkommen sind alle tot!!!"
    Dann hörte sie das, was sie im Leben nicht hören wollte. Jemand öffnete die Tür zur Kommandobrücke. Jemand kam in das Schiff, kam hier rein, verdammt noch mal.
    Chica rotierte. Bleiben, Gehen, Laufen, ....Sie wußte es nicht. Sie wußte nur, dass, wenn sie nichts tat, jemand sterben würde. Noch jemand, der in diesem Schiff verfaulen würde. Sie mußte handeln.....und davon ab. Hatte sie nicht insgeheim gehofft, dass so etwas passieren könnte? Was hatte sie denn gedacht? Das sie hier in ihrem Versteck bleiben könnte, bis sie sich selbst zu den Toten in dem Schiff gesellen würde. Hatte sie denn gar keine Hoffung für sich gespürt? Wollte sie hier sterben?
    Mit zittrigen Beinen stand sie auf und schob das Gitter des Belüftungsschachtes, in dem sie sich seit Tagen versteckt hielt, zur Seite.
    Verängstigt wischte sie sich ihre dreckigen und fettigen Haarsträhnen aus dem Gesicht und hinterließ dabei schmutzige Schlieren auf ihrer Stirn.
    Sie durchsuchte aufmerksam mit fiebrigem Blick den kleinen Raum, der ihr bissher Sicherheit geboten hatte. Der Aufenthaltsraum war lediglich fünf mal sechs Meter im Durchmesser. In der Mitte stand ein großer Tisch, auf dem verfaulende Lebensmittel schon seit Tagen einen unangenehmen und süßliche Geruch verströhmten. Umgeworfene Tassen und Flaschen hatten diverse Flüssigkeiten auf der Platte des Tisches vergossen, die nun von teilweise recht farbenfrohem Schimmel bedeckt waren. Sechs Stühle standen oder lagen um ihm herum. Am Kopf des Tisches, immernoch in der selben Haltung, inder er auch den Tot gefunden hatte, saß Miller Stein, technischer Angestellter der Nasker. Er lag mit dem Kopf auf der Tischplatte, und hatte in einer Hand eine Waffe, die ihm in den letzen Sekunden seines Lebens den Dienst versagte und ihn somit nicht mehr hatte retten können. Sein getrocknetes und fast schwarzes Blut war in einem kuriosen Muster um seine Stiefel geflossen. In den ersten zwei Tagen hatten sich Fliegen um ihn gekümmert, nun taten es ihre Nachkommen. Maden krochen müde und schwerfällig aus seinen Augäpfeln und tummelten sich gleich einer Armee auf und in seinen Wangen.
    Sie konnte den Anblick nicht lange ertragen und wandte sich von ihm ab. Der Belüftungsschacht war in etwa zwei Meter Höhe angebracht. Er war gerade groß genug, dass sie in ihm hocken konnte. Er reichte etwa weitere zwei Meter, bis er in den nächsten Raum mündete. Hier und da hatte sie sich in den nächsten Raum gewagt, es war die Küche, und sich Lebensmittel besorgt. Doch nach einer Weile waren die Versorgungsleitungen unterbrochen worden und Chica musste feststellen, wie schnell Lebensmittel vergammelten.
    Sie hatte oft weinend in ihrem Schacht gesessen und versucht, dabei so leise wie möglich zu sein.
    Nun breitete sich ein eigenartiges Gefühl in ihr aus, dass wie Hoffnung schmeckte.
    Langsam ließ sie sich aus dem Schacht herab und kam mit einem leicht plumpen Geräusch zu Boden, was sie augenblicklich zusammen fahren ließ.
    Bisher war sie noch nicht bemerkt worden.

    ***


    Die Kommandobrücke war nahezu verwüstet. Es war ihm gar nicht aufgefallen, als er über die Monitore der Basis einen Blick darauf werfen konnte. Es zeigte ihm aber auch nur einen kleines Ausschnitt dessen, was nun hier in der Gänze vor ihm lag.
    Herausgerissene Geräschaften aus den Amaturen deuteten darauf hin, dass jemand hatte versucht, Daten zu retten. Kabel hingen aus klaffenden Konsolenwunden wie Gedärme.
    Die Satteleinheit, die verweist in Mitten der Brücke stand, war nicht nur staubig. Bei näherer Betrachtung konnte Jesse deutliche Flecken rostbraunen Blutes ausmachen, welches sich auf der rechten Armlehne und an der Kopfstütze gesammelt hatte. Außerdem konnte er eine schmierige Spur des getrockneten Lebenssaftes ausmachen, dass von der Satteleinheit bis zur nächsten Tür führte. Jemand hatte eine blutende Person transportiert. Selbst an den Wänden links und rechts von der Tür waren blutige Handabdrücke, die eine grausame Szenerie erahnen ließen.
    "Was, verdammt..", flüsterte er. Jesse hatte schon viel Blut gesehen aber hier, in dieser stillen und unheimlichen Atmophäre wirkte es deplaziert und erinnerte ihn an diverse Horrorfilme, die er als Teenager gesehen hatte.
    Irgendwo in seinem Innern hatte das für ihn ungewohnte Gefühl der Angst Einzug erhalten, nagte vorsichtig an seinem Herzen und versuchte sich in ihm auszubreiten.
    "Was siehts du?", erklang blechern Lührs Stimme. Jesse sah sich um, versuchte in Worte zu fassen, was er sah, schüttelte aber schließlich den Kopf.
    "Sieht aus, als hätte hier ein Kampf stattgefunden. Hier ist überall Blut, aber schon alt.", sagte er.
    Jesse ging auf die Amaturen zu, betrachtete einige der Anzeigen und fand, wonach er suchte. Die Atmosphäre war gut, Sauerstoff ausreichend vorhanden, keine Anomalitäten....mal von dem abgesehen, das sich ihm hier bot.
    "Ich nehme meinen Helm ab, ich kann dadurch nichts richtig sehen.."
    "Nein!", schrie Lühr aufgebracht aber es war schon zu spät. Längst hatte er angefangen, an den umständlichen Verschlüssen zu fummeln und hielt bald darauf den Helm in seinen Händen.


    ***


    Chica duckte sich, als sie den ersten Schreck überwunden hatte. Schnell ließ sie sich auf alle Viere nieder und kroch unter den Tisch. Die blutigen Stiefel Millers nahmen ihr zur Rechten die Sicht, was sie allerdings nicht besonders störte. Schlimmer war der Geruch, der sich wie in einem Gewächshaus unter dem Tisch gesammelt hatte und nun um ihren Kopf kreiste wie Geier. Sie versuchte, ganz flach und leise zu atmen und zog sich den Kragen ihres Pullovers über die Nase. Argwöhnisch behielt sie die Tür im Auge, vor der sie schon vor Tagen eine ganze Menge Klimbim gestapelt hatte. Einige Tassen, zwei Dosen und ein bisschen Besteck, das sie im Raum zusammen suchen konnte. Sollte jemand die Tür öffnen würde ihr kleines Türmchen zusammen fallen und sie warnen. Aufmerksam lauschte sie auf Geräusche die von außerhalp des Raumes kamen. Noch wagte sie nicht, unter ihrem Tisch hervor zu kriechen und den Weg zur Tür zu gehen, geschweige denn, sie zu öffnen. Sie rieb sich die Hände, die schweißnass waren und merkte, dass sich auch auf ihrer Stirn, ihrem Nacken und ihrer Brust Schweiß gebildet hatte. Alles war ruhig, auch derjenige, der die Tür von außen zur Brücke geöffnet hatte, verhielt sich leise.
    Sie holte einmal tief Luft....noch einmal...sammelte Mut, schloß für Sekunden die Augen und kroch dann langsam unter ihrem Versteck hervor.
    Ihr Herz donnerte in ihrer Brust wie ein Presslufthammer und drohte ihr Brustbein zu sprengen, als sie leise ihre selbstgebastelte Alarmanlage zur Seite räumte.


    ***

    Zuerst war sie sich nicht sicher, aber von ihrer Sparte sah es so aus, als habe sich im Nebenraum der Brücke etwas bewegt. Lühr starrte faziniert auf den Scan, der von ihr unaufförlich weiter geführt wurde. Die Daten zeigten ihr klare Bewegungen einer lebenden Person ganz dicht bei ihm, nur einen Raum weiter. Die anderen Bioformen, die sie nicht zuordnen konnte hatten sich nicht gerührt seid Jesse das Schiff betreten hatte. Sie hielten sich am Bug des Schiffes auf und sie vermutete das es sich um einen Raum mit Nutztieren handelte.Die Tatsache, dass sich diese Tiere nicht aus den bestimmten Grenzen bewegten ließ sie vermuten, dass sie in Käfigen eingesperrt waren. Die Bioform, die in Zusammensetzung, Temperatur, Größe und Dichte einem Menschen am ähnlichsten war, erschien wie aus dem Nichts, bewegte sich bis in die Mitte des Raumes, blieb dort eine Weile und begab sich dann zur Tür, wo es sich wieder eine Weile nicht bewegte.
    "Jesse, da ist Bewegung im Raum nebenan", mahnte sie ihn.
    Er sah auf und sein Blick fiel direkt zur nächsten Tür, die aus der Brücke herausführte.


    ***
    Chica öffnete die Tür einen Spaltbreit und genoß unwillkührlich den frischen Luftzug, der ihr ins Gesicht wehte. Der Gang auf den sie schaute war kühl, dunkel und ruhig. Rechts von ihr sah sie den geschlossene Durchgang zur Brücke, Links von ihr sah sie den längeren Teil des Ganges mit Duchgang zum Mittelteil des Schiffes, wo man in die medizinischen Bereiche des Frachters kam. In diesem Gang befand sich außerdem die Tür zur Küche, die Chica von innen mit einem Stuhl unter der Türklinke verschlossen hatte. Sollte ihr also hier auf dem Gang etwas passieren und sie nicht zurück in den Aufentahltsraum konnte, würde sie sich auch nicht in die Küche flüchten können. Wobei sie sowieso vermutete , dass sie es nicht lebend weder in den einen noch in den anderen Raum schaffen würde.
    Sollte sie hier nicht alleine bleiben, hatte sie nur eine Chance. Es mussten sich mindestens fünf bewaffnete Personen auf der Brücke aufhalten. Dummerweise war im Moment allerdings gar nichts zu hören. Chica kroch auf den Flur und behielt mit glänzenden Augen und bebenden Lippen das ausgefranzte Loch im Gitter oberhalb des Durchganges zum Mittelteil des Schiffes im Auge. Aus Kostengründen wurde beim Bau der Nasker über den Durchgangsbereichen lediglich Belüftungsgitter angebracht. Diese waren nun größtenteils zerstört oder komplett aus der Verankerung gerissen. Nur der Bereich zur Brücke war aus Sicherheitsgründen ohne Belüftungsgitter. Sollte es ein Leck in der Hülle geben musste ein abgesicherter und geschützer Bereich als Zuflucht dienen. Diese vermeidliche Zuflucht hatte sich als Todesfalle für die Besatzung erwiesen weil "SIE" schlichtweg durch die Decke brachen. Sie waren noch zu acht, als sie sich auf die Brücke flüchteten, sie waren noch zu viert als sie es geschafft hatten, die verbunkerte Tür zum Durchgang wieder frei zu machen und schließlich schafften es drei von ihnen sich in den Aufenthaltraum zu flüchten. Es war lediglich ihr Glück, dass "Sie" mit ihren Kollegen beschäftigt waren und ihnen von daher nicht folgten. Sie krochen in Panik in den Lüftungsschaft während ihre Freunde vor Schmerzen und vor Angst schrien, flehten und blutige Handabdrücke an den Wänden hinterließen. Nun war es still auf der Brücke. Es waren keine Schreie durch die geschlossene Tür zu hören. Chica strengte sich an und lauschte. Beinahe zweifelte sie daran, ob sie tatsächlich etwas gehört hatte. Vieleicht hatten ihre angespannten Nerven ihr einen Streich gespielt. Möglicherweise hatte die Hoffnung überhand genommen und ihr Wunschdenken sie unvorsichtig gemacht. Tränen brannten unter ihren Lidern und sie verspürte den Drang zu weinen. Hilflos schluchtze sie hinter vorgehaltener Hand. Sie wollte schon wieder zurückkriechen und die Tür leise hinter sich schließen, als die Tür zur Brücke mit einem solchen Ruck aufgestoßen wurde, dass sie zusammenfuhr und einen gellenden, unwillkürlichen Schrei ausstieß. Die schwere, gnadenlose Stille wurde durchbrochen wie Panzerglas. Chica sah mit wachsendem Entsetzten, wie ein junger, blauhaariger Mann in den Flur trat. Er trug einen weiß-blauen Raumanzug, hatte aber seinen Helm unter dem Arm geklemmt.
    Er war laut, unglaublich laut. Chica wollte ihn anbrüllen, gefälligst leise zu sein, aber nachdem sie ihrem ersten Entsetzten Luft gemacht hatte, blieb ihr die Stimme, die sie schon seit Wochen nicht mehr benutzt hatte, im Halse stecken.
    Der junge Mann sah sie mit großen, blauen Augen fragend an, als er sie sah und stand unendlich andauernde Sekunden einfach da.
    Sie mußte handeln, wenn dieser Idiot..und er war offensichtlich alleine, weiter so einen Krach machen würde, wären sie beide innerhalb von Minuten tot...und das war nur der beste Fall.
    Ihr Körper spannte sich wie ein Gummiband und entlud sich dann in einem einzigem Satz nach vorne.
    "LOS. LAUF!!" , brüllte sie und rannte auf ihn zu.

    ***

    Jesse sah die junge Frau auf sich zurennen und griff reflexartig nach seiner Waffe. Er war so schnell, dass Chica nicht mal sehen konnte wie er zog. Alles was sie sah. war der dunkle Lauf eines Blasters der ihr finster in die Augen sah. Chica ließ sich sich auf die Knie fallen und legte ihr Gesicht in die Hände. Jesse realisierte, dass die Frau keine Gefahr war, sondern sie sich offensichtlich in dieser befand. Er wollte gerade den Blaster wieder wegstecken, wollte der jungen Frau sagen, das nun alles in Ordnung war, dass sie sich in Sicherheit befand, als der erste von Ihnen geschmeidig durch das Belüftungsgitter über der Tür hinter der Frau durchbrach. Es blieb hinter ihr liegen und hob den Kopf. Jesse glaubte kaum, was er sah. Sekundenlang starrten stahlblaue Augen in eitriggelbe Höhlen...

    Dunkle Flure
    Stille in den Hallen

    Colt lehnte sich leicht gelangweilt und einigermaßen entnervt in seinem Sitz zurück, schaute mit zusammengekniffenen Augen in die Sonne und zog dann seinen Hut tief in die Stirn.
    Unter ihn dröhnten die Motoren auf der Rennstrecke und irgendwo an vorderster Front jagte Fireball an verstaubten Streckenposten vorbei.
    April streckte ihn einen Papbecker mit einerm kaltem Getränk entgegen, aber er lehnte dankend mit einer unwirschen Handbewegung ab.
    "Mir ist stinklangweilig", sagte er zum hundertsten Mal an diesem Tag.
    April zuckte nur die Schultern und steckte einen Strohhalm in das Getränk. Genüsslich begann sie, daran zu saugen. Schon bald hatte die Kälte ihre Wangen rot gefärbt.
    "Mir ist auch langweilig. Wir haben schon so lange nichts mehr zu tun gehabt. Ich glaube die Outrider haben Ferien oder so was."
    Fireball jagte schon wieder an ihnen vorbei und April sah ihm mit großen Augen hinterher.
    "Ich wünschte Saber wäre hier, das ist echt seine Bestzeit überhaupt."
    Colt schnaubte.
    "Was macht er überhaupt. Rennt er wieder durch die Wildniss und katalogisiert irgendwelche Blümchen oder so was?"
    April blickte Colt erstaunt an :" Sag das Wort noch mal, Katalogisieren.." Sie grinste.

    Später saßen die drei Freunde in der Box und Fireball studierte zufrieden die gefahrenen Zeiten, als sein Com piepste.
    Er verzog sich kurz in eine ruhigere Ecke und kam dann mit einem strahlenden Lächeln wieder.
    "Leute, es gibt Arbeit. Richtige Arbeit. Ich meine, solche, für die wir auch bezahlt werden."
    April klatschte fröhlich in die Hände und Colt lachte entzückt.
    "Endlich, ich hatte echt schon Schwierigkeiten mit den Rechnungen ohne die ganzen Zuschläge."
    Fireball grinste:" Die hast du auch, wenn wir total ausgelastet sind, Kumpel. Saber sagte, wir sollen ins KOK kommen. es gibt was...nun, wie sagte er...was seltsames."


    Es gab tatsächlich was seltsames. Kommander Eagel spielte Saber nun schon zum dritten Mal die eigenartige Aufnahme vor, als die drei das KOK erreichen.
    Saber begrüßte seine Freunde und deutete dann auf einen großen Monitor. "Dieser Ruf erreichte das KOK vor etwa drei Stunden. Wir hatten die allergrößten Schwierigkeiten ihn zu entschlüsseln. Zumal es kaum eine bildliche Übermittlung gab. Nur weißes Rauschen mit ein paar Sekundenbildern dazwischen."
    "Woher kommt denn der Ruf?", wollte April wissen. Sie glaubte an eine Außensiedlung die mal wieder von den Outridern angegriffen wurde. Schließlich hatten diese Schurken schon seit Wochen nichts mehr von sich hören lassen und früher oder später musste die Ruhe ja vorbei sein.
    "Nun, Schatz, der Ruf kommt von der Outriderbasis.", sagte ihr Vater und Colt merkte, wie ihm der Mund offen stand.
    "Die schicken eine Nachricht? Was übermitteln sie denn? Feiertage vorbei, nun kanns weitergehen?"
    Kommander Eagel schüttelte den Kopf. " Nicht ganz, so wie es aussieht, ist es ein Hilferuf."
    "Ein Hilferuf?" Colt lachte trocken. "Das kann ja wohl nur ein Witz sein, oder?"
    Fireball machte ein finsteres Gesicht. "Es ist ja schon komisch, dass sie so lange nichts mehr überfallen haben. Man musste sich ja schon fast Sorgen machen. Können wir die Aufnahme mal ganz sehen?"
    Eagel spielte sie wieder ab.
    Auf dem Bildschirm war wieder das bekannte weiße Rauschen zu sehen. Eine blecherne weibliche Stimme tönte wie aus weiter Ferne.
    :::
    ....unbekannte Lebe.....nicht zu ......
    getö....hunderte.

    :::
    erklang es Stückchenweise.
    Dann erschien für Bruchteilen von Sekunden das Bild einer Frau auf dem Monitor. Ihr Gesicht wirkte verzerrt, sie hatte eine blutende Wunde an der Wange und ihre Augen waren groß und schreckgeweitet. Sie trug keine Uniform, aber eine große Waffe, die sie wie verzweifelt an sich drückte.
    Dann war das Bild verschwunden und das weiße Rauschen trat wieder in den Vordergrund.

    :::

    ...bitte nicht! Nicht! ....

    Schüsse zerschnitten das Rauschen, dann war Stille.
    Der Monitor wurde wieder schwarz.

    Die vier Freunde starrten gebannt weiter auf den schwarzen Kasten, erst allmählich konnte sich Colt davon abwenden.
    "Ist das ein Trick?", fragte er leise und stand immer noch unter dem Einfluss dessen, was er gerade gesehen hatte. Das Gesicht der Frau drängte sich im Vordergrund seines Denkens. Das Gesicht einer Frau, die völlig verzweifelt war.
    "Ob es nun ein Trick ist oder nicht", sagte Saber. "Wir sind Star Sheriffs und müssen der Sache nachgehen. Wir haben einen Eid geleistet, jedem Hilfe zu leisten, der sie braucht."
    Colt wirbelte herum und stierte ihn wütend an. " Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein? Das sind Outrider, Verdammt. Ich werde da doch nicht auffliegen, mich in eine blöde, wahrscheinlich, seid langen geplante Falle locken lassen und das nur, weil ich grad nichts besseres zu tun habe!"
    "Ganz genau", meinte Fireball. "Wir haben grad nichts besseres zu tun. Auf mich kannst du zählen, Saber."
    "Na ganz toll", knurrte Colt.
    "Saber hat recht, wir müssen mal nachsehen", sagte nun auch April.
    "Damit ist es beschlossene Sache. Wir fliegen in einer Stunde los und schauen, was da los ist."
    Colt rollte übertrieben mit den Augen. "Du bist der Chef, Boss. Aber gefallen tut mir das nicht..."
    April legte ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. "Was soll uns schon passieren? Wir sind`s doch.", grinste sie und zog ihm neckend seinen Hut ins Gesicht.


    ***

    "Hier irgendwo muss es doch sein.." April schüttelte den Kopf und setzte ihre Suche nach der Basis fort. "Normalerweise find ich die immer auf Anhieb."
    Saber hatte sich zu ihr gesetzt und versuchte nun seinerseits Ramrods Auswertungen zu verstehen. Die vier waren schon oft in dieser Gegend gewesen und wussten mit ziemlicher Sicherheit, dass sich die Basis hier befand. Im Regelfall konnte man relativ schnell die elektrischen Felder und Energiekonzentrationen ausmachen, die von der Basis ausgestrahlt wurden. Aber nun...
    "Och du !!!....Zieh wech da!!...", hörte er Colt hart und laut hinter sich rufen und Fireball musste Ramrod so scharf wenden, dass Saber und April sich nur mit Mühe auf den Beinen halten konnten.
    "Die hab ich gar nicht gesehen!", schnaubte Fireball." Seht euch das mal an."
    Vor ihnen trudelten einige Scoutschiffe, die allerdings einen verlassenen Eindruck machen.
    Beinahe wäre er reingedüst, konnte aber noch abwenden. Nun blickten die vier staunend auf etwa 30 kleine Flitzer die schwerelos vor ihnen her baumelten.
    "Sie sind unbesetzt", stellte Fireball fest.
    "Wieso juckeln hier unbesetzte Scoutschiffe rum? Wo sind die Piloten?"
    "Wo die Piloten sind, weiß ich auch nicht", beantwortete Colt ihre Frage, "Aber da ist die Basis", sagte er und zeigte nach draußen. "Und ich sag euch was, hier stimmt echt was nicht."

    Es war still in den Reihen und Hallen. Der riesige, metallene Koloss sollte dunkel und bedrohlich vor ihnen aufragen, seine tausendschaften an Schwadronen wie Wespen auf sie hetzen und alles tun, um den Friedenswächter abzuwenden.
    Statt dessen war Ruhe. Normalerweise würden sie nun von tausende Lichtern aus tausenden kleinen Fenstern und Hangern an eine Großstadt erinnert werden, und Colt würde wahrscheinlich wieder den alten "Strohmverbrauchwitz" reißen, doch es war, bis auf wenige Fenster, dunkel.
    "Es ist wie tot", flüsterte Fireball, dem gar nicht bewusst war, dass er so leise sprach.
    "Wie ein riesiges Grab", stimmte April zu.
    Von außen sah es aus, als hätte endlich jemand einfach mal daran gedacht, den Stecker heraus zu ziehen.
    Es lag Colt schon auf den Lippen das zu sagen, als Saber April anwies, Kontakt mit ihnen auf zu nehmen.
    "Versuch mal, ob du sie erreichen kannst. Vielleicht haben sie nur ein Versorgungsproblem. Sieht aus, als hätten sie weder Strom noch sonst eine Energie."
    "Können sie das Überleben? Ich mein, es muss doch saukalt sein...und was ist mit Sauerstoff?"
    "Sauerstoff brauchen die nicht, sind ja Phantomwesen, also mal keine Sorge. Die sind nicht alle erstickt oder so. Die haben einfach keinen Saft mehr."
    "Es sind nicht alles Phantomwesen", sagte April leise.
    "Was?" Colt hatte sie nicht verstanden.
    "Es sind nicht alle Phantomwesen", sagte April lauter. "Wir kennen ja wohl mindestens einen Menschen dort, oder?"
    Colt schnaubte."Ich wein gleich, ehrlich."
    "Ich habe ein Signal übermittelt", meinte April, weil sie nicht weiter auf das Thema eingehen wollte. "Mal sehen, ob sie darauf antworten."
    "Derweilen suchen wir uns schon ein nettes Plätzchen, wo wir rein können. Wir können da, da oder auch da rein.", sagte Saber und zeigte auf verschiedene Punkte vor ihnen an der Basis.
    Sie warteten eine halbe Stunde. Nachdem sie keine Antwort auf Aprils Signal bekamen, gab Saber das Kommando, in die Basis einzusteigen.


    Es war gespenstisch. Sie stiegen durch einen der Hanger ein, warteten fast auf einen Angriff oder auf eine Welle von Outriderschiffen, doch es rührte sich nichts. Colt hielt seine Waffe im Anschlag, als sie auf den Boden aufsetzten und ihre Bagpacks langsam vom Rücken rutschen ließen. Saber sah auf seine Kontrollanzeige am Handgelenk. " Ok, Sauerstoff ist hier genug", sagte er und nahm seinen Helm ab.
    Sie standen auf einer Brüstung und man konnte, wenn man nach unten sah, ungebrauchte Schiffe, einige Transportkräne und Reparatureinheiten sehen.
    "Das erinnert mich an ein Märchen.", sagte Colt. "An Rapunzel"
    Fireball schüttelte den Kopf. "Nicht Rapunzel. Du meinst das mit der Prinzessin, die hundert Jahre in ihrem Schloss schlafen musste und alle anderen sind auch mit eingepennt."
    Saber lächelte. "Es ist Dornröschen, Jungs."
    Aber er konnte die beiden verstehen, denn genau so sah es aus. Wie eingeschlafen lag die Basis zu ihren Füßen. Einige Dinge sahen aus, als waren sie noch vor Sekunden in Gebrauch. Als warteten sie nur darauf, wieder in die Hand genommen zu werden um weiter Verwendung an dies oder jenes zu finden. Vor ihnen, an einer Tür stand ein Tisch mit zwei Tassen darauf.
    Colt ging auf ihn zu und berührte einer der Tassen. Dann schüttelte er den Kopf. "Ich dachte, sie wären vielleicht noch warm", sagte er entschuldigend.
    Allerdings hatte sich schon eine leichte, staubige Schicht auf den Tisch gelegt und der Kaffee, der in den Tassen war, hatte eine komische, wenig grünliche Farbe angenommen. Saber deutete auf die Tür hinter dem Tisch, der wohl als kleiner Pausenbereich für Techniker oder Arbeiter diente. "Gehen wir da durch und schaun, was uns erwartet. April wird uns lotsen, wenn wir in Schwierigkeiten sind."

    April hatte es sich vor den Kontrollanzeigen in Ramrod mit einem Kakao bequem gemacht und versuchte nun, den Weg, den die Jungs nahmen, genau im Auge zu behalten.
    Sie konnte die Basis schlecht scannen, denn dank Jesses Wissen über die menschlichen Möglichkeiten hatte er dafür gesorgt, dass die Basis mit verschiedenen Faktoren ausgestattet wurde, die ein Durchleuchten beinahe unmöglich machte. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als auf die Signale der Coms zu achten, die die Jungs bei sich trugen.
    "Ich hab euch im Auge, Jungs", sagte sie mehr zu sich selbst.

    Fireball schlich um eine Ecke, legte die Waffe in den Anschlag und machte dann eine elegante Rolle. Colt folgte ihm.
    "Hier ist auch alles leer.", rief er dann Saber zu.
    Saber kam um die Ecke und blickte in einem leeren, gespenstischen und dunklen Gang. Der Schein seiner Taschenlampe erhellte Bruchstückweise Wandlamellen und Deckenplatten. Immer nur einen hellen Ausschnitt breit, bevor es dann wieder in der Finsternis verschwand.
    "Hier müssen doch irgendwo irgendwelche Outrider sein. Die haben sich doch nicht in Luft aufgelöst", knurrte Colt und steckte seinen Waffe wieder in seinem Hüfthalfter.
    "Warte mal", fiel Fireball plötzlich ein. "Natürlich lösen die sich in Luft auf. Denk doch mal nach! Das sind doch Phantomwesen. Und wohin geht ein Phantomwesen, wenn es sich in Luft auflöst? Es wandert in seine eigene Phantomzone zurück. Ich denke, da sind sie alle. In Ihrer Phantomzone."
    Colt legte sie Stirn in Falten. "Was hat sie dann alle dahin gebracht? Ich meine, ist ihnen hier langweilig geworden, oder was?"
    Saber wollte gerade etwas sagen, öffnete dabei wie nebenher eine Tür und erstarrte. Jedes Wort blieb ihm im Hals stecken. Fireball sah, wie sein Freund erst blass wurde und wie sich dann seine Miene in einem mitleidigen und gleichzeitig angeekelten Ausdruck verwandelte.
    "Was ist denn, Sabelschwinger?"
    Saber stieß nun die Tür ganz auf und Fireball und Colt wichen automatisch zwei Schritte zurück. "Mein Gott", sagte sie wie aus einem Mund.
    Der Anblick, der sich ihnen bot, war fürchterlich. Sie hatten wohl die Tür zu einem technischem Bereich geöffnet. Schweigende Konsolen und verstohlen summend- flüsternde Armaturen brachen aus Metallwänden. Vor diesen Apparaturen standen und lagen Stühle.
    Drei Outrider lehnten an einer Wand. Ihre Gesichter waren verzerrt und ihre Körper wie ausgedorrt. Ihre Kleidung schien ihnen längst nicht mehr zu passen, es war, als ob alle Feuchtigkeit aus ihnen heraus gesaugt wurde. Über verzerrte Totenkopffratzen spannte sich eine pergamentartige , bläuliche Haut. Ihre Münder standen wie zu einem letztem Schrei weit geöffnet und Saber konnte ihre verdorrten Zungen darin liegen sehen wie getrockneten Speck. Ihre Augen waren tief eingesunken und wie zu Rosinen zusammengeschrumpft. Sie hielten Waffen in ihren Händen, dessen Finger sie wie dürre Äste umklammerten.
    "Was ist denn mit denen...", begann Colt einen Satz zu bilden und ging einen Schritt in den Raum hinein, wurde aber sofort von Saber wieder herausgezogen.
    "Geh nicht hinein, du weißt nicht, was sie hatten. Aber was auch immer, es hat sie nicht in die Phantomzone gebracht. Es hat sie sterben lassen."
    "Es...", murmelte Fireball. Er dachte kurz an den Notruf, den sie empfangen hatten.
    Er konnte sich noch an ein paar Bruchstücke erinnern.
    "....unbekannte Lebe....." , sagte er. "Der komplette Satz sollte heißen : Unbekannte Lebensformen."
    "Häh?", machte Colt.
    "Der Notruf.", versuchte Fireball zu erklären. "Es waren "unbekannte Lebensformen."
    Sabers Gesichtsausdruck wurde finster. "Waffen von Betäubung auf "Wir machen ernst", meine Herren.", zischte er grimmig.
    "Suchen wir nach Überlebenden."
    "Überlebenden Outridern oder überlebende unbekannte Monster, denen wir einen verdammten Orden geben", witzelte Colt. Aber aus irgendeinem Grund fand er es nicht wirklich komisch.


    ***


    Er checkte seine Waffe nun schon zum viertem Mal. Sein Kopf dröhnte und die tiefe Wunde an seiner Schulter machte es schwierig, die Waffe ordentlich in den Anschlag zu nehmen. Er war so verdammt müde. Am liebsten hätte er sich einfach irgendwo hingelegt und den Schlaf Überhand gewinnen lassen. Er schüttelte sich, schüttelte seinen Kopf und fuhr sich durch das blaue, schweißnasse Haar. Seine Hände zitterten, aber sein Verstand arbeitete ruhig und einigermaßen besonnen.
    Lühr berührte ihn an seiner unverletzten Schulter und er fuhr zusammen. "Verdammt, lass das!", flüsterte er und schaute sich gleich darauf vorsichtig um. Dann legte er den Finger an seine Lippen. "Pst".
    Sie nickte und schulterte ebenfalls ihre Waffe. Das Problem war folgendes. Sie hatten beide zusammen weniger als 30 % Feuerkraft.
    Wenn sie gut waren, aber nur dann, schafften sie es vielleicht in das Waffenlager zu kommen, ohne auf sich aufmerksam zu machen. Und wenn sie doch entdeckt wurde, konnten 30% Feuerkraft zumindest ein guter Anfang oder aber ein jämmerliches Ende sein.
    Jesse betrachtete Lühr abschätzend. Sie war mindestens genauso müde und fertig wie er, nur das sie mehr Reserven hatte. Da waren ihm die Phantomwesen überlegen. Sie hielten einfach länger durch, brauchten deutlich weniger Schlaf, konnten deutlich länger auf Nahrung und Flüssigkeit verzichten und hatten stärkere Nerven.
    Dennoch machte Lühr ihm Sorgen. Sie hatten einen Ausdruck in den Augen, der dem eines Wahnsinnigen sehr ähnlich war. Seit einigen Tagen hatten sie ein fast fest gewachsenes, verdrehtes Lächeln auf den Lippen.
    Er wandte sich von ihr ab und öffnete die Tür des Waschraumes, in dem sie sich befanden.
    Es kotze ihn an, dass es dunkel war, aber ein Brand in der Versorgungszentrale hatte alle Energie der Basis zunichte gemacht. Das beinhaltete auch die Versorgung mit Wasser und Nahrung, die nun nicht mehr gekühlt wurde.
    Das war witzig, dachte er. Nun stand er im Bad bei dreißig Wasserhähnen und hatte keinen Schluck zu trinken.
    Er hatte so einen Durst.
    Langsam und sehr, sehr leise tastete er sich in den Gang vor und blickte hinter sich, wo Lühr nun auch, zusammen mit ihrem unheimlichem Lächeln, aus dem Waschraum trat. Es war schlimm, es zugeben zu müssen, aber sie im Rücken zu haben, fühlte sich nicht gut an.
    Klickende und summende Geräusche, die immer da waren , aber man im Normalfall nicht hörte, kamen ihn nun sehr laut vor. Jede zehnte Lampe hatte sich als Notbeleuchtung eingeschaltet, doch die meisten von ihnen waren längst zerstört und so konnte man nur zwischendurch einen rot-erhellten Bereich ausmachen, der die Sicht auf bleierne Wände und stumpfe Bodenplatten erlaubte. Jesse schlich an Manschaftsquartire vorbei und warf hin und wieder einen Blick in die zu Gräbern degradierten Schlafräume, in denen tote und scheinbar ausgelauchte Phantomwesen bis zum Schluss um ihr Überleben gekämpft hatten.
    Nun lagen die Reste ihrer vertrockneten Körper in verdrehten Positionen auf Liegen und Baren und starrten ihn mit fragenden Augen anklagend an.
    Er hatte sie rein gelassen. Er, Jesse Blue, hatte dem Tod die Tür zu dieser Welt geöffnet, und das nur, weil er einen guten Tag hatte. Einen Forschertag.
    Um zu den Waffenkammern zu kommen, mussten sie zwei Stockwerke tiefer, doch die Lifte waren außer Funktion.
    Lühr zeigte ihm auf einer Karte der Basis den Weg, wie sie durch längst vergessene Versorgungsschächte an Leitern hinunter klettern konnten. Wenn sie erst mal dort waren und genügend Waffen, Feuerkraft und Mut gesammelt hatten, würden sie versuchen, über dem Hangar zu den wenigen, noch funktionstüchtigen Schiffen zu kommen.
    Einige mussten noch genügend Energie haben, um damit zumindest bis nach Yuma zu kommen.
    Wenn sie das schafften, so schwor sich Jesse, würde er von den Star Sheriffs höchst die Basis ausbomben lassen, damit keines dieser Wesen überlebte.
    Diese Wesen, die wie ein Fluch über sie herfielen und gleich am ersten Tag dutzende von ihnen das Leben kosteten und sich vermehrten wie eine Bakterienkolonie in einer Petrischale.

    Lühr hielt ihn an einer Gabelung an seiner Jacke fest und deutete mit einem Kopfnicken auf den Gang rechts von ihnen.
    Sie sagte kein Wort, aber er verstand schon.

    ***

    Überlebende hatten sie noch nicht gefunden, aber Colt hatte ein leichtes, kribbliges Gefühl in seiner Magengegend, das ihn unruhig machte.
    Seid sie hier in dem Gewirr von Gängen von Tür zu Tür und von Gabelung zu Gabelung schlichen, und nebenher immer wieder auf tote Körper gestoßen waren, hatte er den unguten Verdacht, dass sie längst nicht mehr alleine waren.
    Der Schein ihrer Lampen hatten Bereiche auf den Wänden erhellt die mit seltsamen Symbolen bestrichen waren. Teilweise war die Farbe noch feucht. Das meiste war in einer Sprache geschrieben, die weder er noch seine Freunde lesen oder verstehen konnten. Es war die Phantomsprache dessen Schrift wie Hieroglyphen anmutete. Doch einen Satz konnte er lesen, denn er war in ihrer Sprache geschrieben.
    " Seid still in den Hallen und Reihen,"
    stand dort in großen, aber verschmierten Lettern.
    "Hier könnte man echt eine Stecknadel fallen hören", hatte er Saber zugeflüstert und dieser hatte ehrfürchtig genickt.
    Hier und da hatte er Schatten aus den Augenwinkeln huschen sehen, doch sie waren gleich wieder verschwunden und nun wusste er nicht, ob es seine überreizten Nerven waren, die ihm einen Streich spielten.
    Fireball lief einen guten Meter voraus, legte hin und wieder den Kopf schief um angestrengt etwas hören zu können und lief dann weiter. Saber war hinter ihm. Colt meinte fast, den Atem seines Freundes in seinem Nacken zu spüren.
    Es war unglaublich leise. An einem Ort, an dem man an die 10.000 Outrider vermuten konnte, die hier lebten und arbeiteten, sollte man mehr vernehmen als nur das Klicken von Notfallgeneratoren und das Summen von schwachen und müde Lampen.
    Fireball war wieder an einer Gabelung angekommen und blickte in den linken Gang. Dort lagen vor einer verschlossenen Tür etwa zwei dutzend tote, verdrehte und übereinander gespapelte Outrider, die offensichtlich versucht hatten, sich durch die Tür in den nächsten Gang zu flüchten.
    "Da werden wir nicht weiterkommen", stellte Fireball fest.
    "Und ich werde keine Körper aus den Weg räumen, die sehen aus, als würde sie gleich zerbrechen.", fügte Colt hinzu der einen angewiderten Gesichtsausdruck machte.
    Saber nickte." Gehen wir den anderen Weg runter. April, kannst du raus finden, wohin wir dort kommen?"
    Sekundenlang war Stille, dann konnte Saber ihre Stimme über den Com hören.
    "Fehlanzeige, Jungs. Ich kann euch ohne zögern wieder raus bringen, und zwar genau den Weg, den ihr gekommen seid, aber ich kann euch nicht sagen, wo es da hingeht. Ich kann einfach nicht scannen, es klappt nicht."
    "Schon o.k", sagte Saber und ging den rechten Gang hinunter. "Sehen wir doch mal, was uns da erwartet."
    "Ich weiß nicht", sagte Colt. "Die wollten doch alle in die andere Richtung. Meinst du nicht, dass das einen Grund hatte?"
    "Das wollen wir ja herausfinden, Cowboy."
    Colt faste sich an den Hüfthalfter und fühlte das beruhigende kühle Material seiner Waffe. "Gut, dann mal los", sagte er und folgte seinen Freunden, aber ihm war verdammt noch mal nicht wohl.

    Colt wusste, dass der Spruch "es ändert sich das Leben während eines Wimpernschlages" schon irgendwo her seine Bedeutung haben musste, aber damit hatte er nicht gerechnet.
    Sie kamen durch einen Bereich, der beinahe freundlich wirkte im Gegensatz zu dem Einheitsgrau der anderen Flure, die sie durchquert hatten. Zumal hier das Licht wenigstens in so weit funktionierte, dass die Notbeleuchtung alles in ein angenehmes, weiches Licht tauchte.
    Hier hatte man sich Mühe gegeben, dem ganzen eine Art humane Note zu geben.
    Der Boden war mit einem freundlich, hell grünen Belag ausgestattet, der zwar an einem Teppich erinnerte, aber keiner war.
    Die Wände waren weiß, aber an der obersten Kante zierte eine grüne Borde das Gesamtbild.
    An den Wänden standen in regelmäßigen Abständen kleine Holzkommoden, auf denen entweder Kerzenständer oder kleine andere Decoartikel standen. Colt und Saber wechselten verwunderte Blicke.
    Zwar war auch hier alles durcheinander und einige Dinge lagen auf dem Boden aber man hatte sich hier Mühe gegeben.
    "Die haben wohl "besser Wohnen" abonniert, wa?", lachte Colt, als er vorsichtig einen gläsernen Kasten wegstellte, in dem eine kleine Grünpflanze so langsam aber sicher ihr Leben aushauchte.
    "Vielleicht leben hier nur die Frauen?", stellte Fireball eine wage Vermutung an, musste dann aber selber lachen.
    Er hatte ein Bild an einer Wand bewundert, dass ein eigenartiges und riesiges Tier darstellte, dass von einem Outrider geritten wurde, der traditionelle Kleidung trug. Das wusste Fireball zwar nicht, aber ganz intuitiv fand er es schon mal echt hübsch.
    "Schaut euch die Klamotten an", sagte er und zeigte auf das Bild als sie die ersten kratzenden Geräusche über sich hörten, die die sonst so unheimliche Stille durchbrachen.
    Colt zog als erstes. Er richtete seine Waffe direkt über sich, den Lauf Richtung Decke.
    "Ok,Jungs, was war das?"
    Fireball hatte sich rechts neben ihn in Stellung gebracht. Der Schreck saß ihn in den Knochen.
    "Klang wie die Katze meiner Mutter wenn diese wieder über das Dach tigert."
    "Nun, hier auf dem Dach würde ich mal nichts vermuten, aber schaut mal. Da sind Klimaschächte." Saber deutete auf einen kastenförmigen Gang, der sich über ihnen herzog. Er saß direkt unter der Decke, die sich hier in etwa drei Metern Höhe über ihnen befand. Der Klimaschacht hatte einen Durchmesser von weniger als einen Meter, und zog sich über die gesamte Länge des Flures hin. Dieser war gut zehn..vielleicht 12 Meter lang. Am Ende mündetet der Schacht recht über der nächsten Tür.
    "Also, so groß wie das Ding ist, kann da auch nicht viel mehr als eine Katze drin hocken", meinte Colt und ließ den den Blaster wieder senken, als sich die ersten Schrauben knarrend aus der Verankerung lösten.
    Knirschend senkte sich der Schacht im Mittelteil, senkte sich wieder ein Stückchen und kam dann rumpelnd zum Stehen. Das vereinzelnde Trippeln wurde in Sekunden zu einer Parade sehr vieler kleiner Füßchen.
    Colt und Fireball gingen zwei Schritte zurück. Nun war es nicht mehr nur ein Kratzen, nicht nur mehr eine Katze auf einem Dach, mittlerweile schien es ein dutzende zu sein. Der kleine, blecherne Gang wurde erschüttert, vibrierte und ruckelte in seinen Halterungen, die nun schon bedrohlich locker waren.
    Es schien, als wollten tapsende Pfoten die Herrschaft der Schrauben beenden und sich gemeinsam gegen den Feind stellen.
    Wieder setzte eine weitere Erschütterung den Schacht etwas tiefer, nun war er so ausgebeult, dass sich die einzelnen, zusammengesteckten Elemente des Schachtes auseinander bogen und durch diese steckten sie beinahe vorsichtig die ersten, rüsselartigen Körperteile.

    "Ähm....Jungs? was machen wir jetzt?", fragte Fireball. Sein Herz hämmerte in seinem Brustkorb und er war sich nicht sicher, ob er laufen oder kämpfen sollte.
    Wie viele konnten da drin sein? Mittlerweile arbeiteten sich viele, kleine, eigenartige Körperteile durch die Bruchstelle der Segmente und tasteten sich ins Freie.
    Saber steckte seine Waffe weg, packte Colt am Kragen zog ihn ein Stück weg und gab den einzigen Befehl, der ihn einfiel:
    "Lauft! Weg hier! Jetzt...SOFORT!"
    Dann brach das Letzte noch in einer Halterung befindliche Segment aus seiner Verankerung. Fireball wich erschrocken weitere Schritte zurück, hörte Saber und drehte sich auf dem Absatz. Hinter ihm hörte er die Wesen, die gerade wie bei einer Geburt das Licht dieses Flures erblickten, in pipsenden und grollenden Stimmen miteinander Kommunizieren.
    Es erinnerte ihn ein bisschen an das Geräusch, dass ein Stück Kreide auf einer Tafel machen konnte.
    Saber packte den Griff zur Tür, durch den sie gekommen sind, drehte seinen Knauf und augenblicklich bildetet sich ein Kloß in seinem Hals.
    In großen, roten Lettern stand über dem Durchsichtfenster: No Entry!
    Er ruckelte an der Tür, atmete einmal tief durch und drehte sich zu der Szenerie um.

    Es waren acht. Ihre Körper erinnerten ihn an eine Mischung aus Maden und Etwas, dass er nicht kannte.
    In ihren Köpfen hatte Mutter Natur kleine, eitrig gelbe Augen platziert, die unaufhörlich in ihren Höhlen rollten. Der bullige, massige drachenartige Kopf wirkte, als sei ihm die Haut angezogen worden. Saber konnte deutlich Muskelstränge und sogar Blutbahnen erkennen, die in pulsierenden Wellen ihre Arbeit taten und Blut durch den etwa ein einhalb Meter langen, madenhaften Körper pumpten.
    Sie bewegten sich lediglich durch zwei Körperteile, die wie Spinnenbeine aussahen, direkt unter dem Kopf vor, doch der pulsierende, Hinterleib, der wie durchsichtig und gläsern den Blick auf fremde Organe freigab, schob sich bei jedem Schritt ein großes Stück nach vorne.
    Aus zangenartigen Mundwerkzeugen schnellte eine lange, bleistiftdünne Zunge hervor, blieb zitternd gut einen Meter weit in der Luft stehen und wurde dann wieder eingezogen.
    Oben, auf dem Schädel zitterten weitere, fächerartigen Gebilde. Wie die Flügel einer Fledermaus klappten sie auf, zu, wieder auf..
    Erst saßen sie da, stemmten ihre Oberkörper auf den dünnen Beinchen hoch, flatterten mit den Gebilden auf dem Kopf, ließen ihre Zungen schnellen und gaben quietschende Töne von sich, die den drei Freunden eine Gänsehaut über die Arme jagte, dass es sich anfühlte, als wollte sich die Haut vom Körper pellen.
    Colt schob den Regler seiner Waffe summend auf volle Stärke....und dann senkten sie knurrend die Köpfe, legten die Fledermausgebilde eng an den Köpfen an und jagten auf sie zu. Sie waren so schnell, so unglaublich schnell.
    Es war unwirklich. Colt schoss einmal, wollte schon den nächsten ins Visier nehmen, musste aber feststellen, das der Erste gar nicht zu Boden ging, sondern sich weiter auf ihn zu bewegte.
    Neben sich hörte er Fireball etwas rufen, konnte ihn aber kaum verstehen.
    "..nicht tot!!" hörte er nur, als das erste Wesen einen Satz auf sie zu machte und er hilflos mit ansehen musste, wie eine der langen Zungen sich in Fireballs Bein bohrten.
    Er schrie, ließ seine Waffe fallen und packte das Ding in seinem Bein, zog mit einem heftigem Ruck daran und ....
    ...fiel dann nach hinten.

    ***

    Saber stand mit dem Rücken an der Tür und spürte ebenfalls, wie er nach hinten fiel. Plötzlich lag er auf den Rücken und über ihn donnerten scharfe, einzelne harte Schüsse, die nicht wie Blaster klangen.
    "Stahlmunition", dachte er zusammenhanglos und wurde nach hinten gerissen.
    Jemand schrie;" Auf die Kuhle, die Kuhle im Kopf!!" und im nächstem Moment platze etwas über ihm und es ergoss sich eine eitrig, grüne Flüssigkeit in seinem Gesicht.
    Angewidert schmiss er das Tier von sich, rappelte sich auf die Beine und tastete nach seiner Waffe, doch er wurde weggezogen.
    "Weg! In den nächsten Raum, keine Ammo mehr!", klang es hinter ihm.
    Colt konnte kaum so schnell denken, wie die anderen ihn packten, aus dem Flur zogen und die Tür in das Schloss fallen ließen. Er sah, wie Fireball von einem Outridermädchen auf die Beine gerissen wurde.
    Sein erster Impuls war, auf sie zu schießen, aber er griff sie, schleuderte sie zur Seite und hakte seinem Freund unter die Arme.
    Dann wurde er von hinten wieder zurückgezogen und hockte plötzlich im Dunkeln.
    Er wollte was sagen, machte schon den Mund auf, doch eine Hand, die sich auf seinen Mund legte, hinderte ihr.
    "Keinen Ton, Nicht Reden, Nicht atmen", flüsterte eine Stimme, die er zu kennen glaubte.
    Fireball lag zwischen seinen Beinen und hatte das Bewusstsein verloren.
    Es war stockfinster und das Einzige was er wahrnahm, war der warme Atem eines Menschen neben ihm und sein eigenes Herzklopfen.
    Es war absolut still. Langsam wurde die Hand von seinem Mund genommen.
    "Keinen Ton", flüsterte die Stimme wieder so leise, dass sie kaum zu verstehen war.
    So blieben sie sitzen, sagten nichts, bewegten sich nicht, versuchten ganz leise zu atmen und lauschten ins Ungewisse.
    Es verging fast eine halbe Stunde, bis derjenige neben ihm sich leise und katzenartig zur Tür schlich und diese einen Spalt breit öffnete. Rotes, gedämpftes Licht fiel träge in die kleine Kammer, in der sie sich verkrochen hatten. Ein kalter Luftzug umspielte kurz Colt Gesicht, dann gewöhnten sich seine Augen langsam an die neue Begebenheit.
    Links von ihm hockte Lühr. Nun erkannte er sie. Sie hatte die Knie bis zu ihrem Kinn gezogen und grinste ihn fröhlich an. Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Es war Saber. Seine Augen waren immer noch schreckgeweitet und sein Haar war zerwühlt und verklebt von einer ekligen Masse. Sein Gesicht hatte er soweit frei gewischt.
    Jesse öffnete die Tür nun weiter und Colt musste sehr schwer seinem Instinkt beherrschen, nicht den Blaster zu ziehen und etwas zu sagen wie: "Du bist verhaftet!"
    Jesse drehte sich um und gab Lühr ein Zeichen, das wohl nur sie verstehen konnte, denn nun kroch auch sie auf allen Vieren zur Tür.
    Beide blickten durch den Spalt, blickten dann sich an und Lühr zuckte die Schultern.
    Leise wurde die Tür wieder geschlossen und sie hockten abermals im Dunkeln.
    "Fire ist verletzt", flüsterte Colt.
    "Wir müssen erst mal hier raus", sagte Jesse sehr leise. "Das ist eine Todesfalle wenn sie uns hier drin aufspüren."
    "Was sind das für Dinger?", wollte Saber wissen und beugte sich nach vorne, damit er ja nicht lauter sprechen musste.
    Jesse zuckte die Schultern. "Sie waren auf einem Schiff, dass wir rangeholt hatten."
    "Du rangeholt hast...", sagte Lühr und ihr Ton war nicht weniger vorwurfsvoll wie der einer Mutter.
    Jesse stöhnte, öffnete wieder die Tür, diesmal ganz und hing sich seine Waffe über die Schulter. Der Flur war ruhig. Links lagen immer noch die getöteten Outrider an der Tür und immer noch sah es aus, als würden sie gleich flüchten wollen.
    Colt zog Fireball mit sich, erschrak sich fast dabei, weil der Stoff seines Anzuges ein schleifendes Geräusch machte und blickte sich hektisch um.
    Saber half ihm.
    "Wir müssen ihm helfen", drängelte Colt.
    "Es gibt einen einigermaßen sicheren Ort. Da bringen wir ihn hin." Lühr zeigte auf die von den toten Körpern verschlossenen Türbogen.
    "Dahinter sind die Sicherheitszellen. Ich habe eine ID - Card." Sie zeigte eine bläuliche Karte und lächelte triumphierend.
    Lühr und Jesse gingen auf die Toten zu, aber anstatt sie aus dem Weg zu räumen, zog Lühr die Karte durch einen Scanner an der ersten Tür daneben. Diese ging mit einem brummendem Geräusch auf und Jesse gab ihnen ein Zeichen, schnell hinein zu gehen.

    ***

    "Hier drin sind wir sicher. Es gibt keinen Zugang zu diesen Bereich. Absolut keinen. Auch keinen Belüftungsschacht, durch den sie passen würden." Er zeigte auf viereckige, etwa handgroße Löcher in regelmäßigen Abständen.
    Saber hatte Colt dabei geholfen, Fireball auf einen Tisch zu legen. Er war immer noch ohne Bewusstsein, aber die Blutung seines Beines hatte gestoppt.
    "Was ist hier los?", fragte er nun und sah seinen Kontrahenten herausfordernd an.
    Jesse hob die Hände und schloss die Augen.
    "Was soll ich dir erzählen, mein Freund. Was ihr nicht in Jahren geschafft habt, machen nun irgendwelche außerirdischen Insektendinger innerhalb ein paar Tagen."
    Lühr setzte sich erschöpft auf den Tisch zu Fireball und strich ihm über das verletzte Bein. Er hatte eine Menge Blut verloren, aber sie vermutete, dass er es schon überleben würde. Menschen waren zäh. Das hatte sie schon unzählige Male erkennen müssen.
    „Erst waren es wenige,“ erzählte sie mit einem abwesenden Gesichtsausdruck. „Doch dann verloren wir schnell die Kontrolle über sie. Die ersten entkamen in den Abwasserkanälen, nachdem sie uns aus dem Schiff heraus angegriffen hatten. Wir hatten sie schon abgeschrieben und dachten, dass sie dort sterben würden. Aber dann, eines Tages, überfielen sie uns wie ein Bienenschwarm. Sie vermehrten sich so schnell, dass wir sie nicht eindämmen konnten. Chica hatte uns gewarnt. Sie sagte, wir müssten sofort alle die Basis verlassen...aber wir wollten nicht hören.“
    „Wer ist Chica?“, wollte Colt wissen.
    Jesse hatte mittlerweile aus einem kleinem Schränckchen ein paar Mulbinden geholt und hielt sie Saber entgegen, der augenblicklich seinen Freund verband.
    „Chica ist...war..die einzige Überlebende der Nasker. Einem Versorgungsfrachter. Sie schleppte die Plage hierher.“
    „o.k,“, sagte Colt, „aber eines versteh ich nicht. Wieso sind die Outrider tot? Sollten sie sich nicht einfach auflösen?“
    Jesse schüttelte den Kopf. „ Diese Wesen injizieren eine Substanz. Wie genau, weiß ich nicht, aber ....nun ja, ihr sehr ja, was dann passiert.“ Er machte einen entschuldigenden Gesichtsausdruck.
    „Man kann sie kaum töten“, warf Colt ein.
    Jesse grinste. „Ihre Schädelplatte ist wie aus Granit. Aber zwischen den Augen, ein bisschen höher ist eine kleine Vertiefung. Nur so groß wie eine Fingerkuppel. Dort sind sie verwundbar. Und am Hinterleib. Aber wenn sie vor einen stehen, schützen sie sich durch den Schädel. Also muss man schon ziemlich gut treffen. Außerdem sind sie blind. Deswegen ist es besonders wichtig, das wir alle absolut leise sind, wenn wir durch die Flure gehen.“ Jesse machte eine Kopfbewegung zu seiner Waffe. „Ich habe keine Munition mehr. Das bedeutet, wir müssen noch einen Stockwerk tiefer. Da sind die Hartfeuerwaffen. Mit dem Blaster kann man sie schlecht erledigen. Man muss harte Geschütze auffahren.“
    Saber hatte nun Fireballs Bein notdürftig verbunden und mittlerweile hatte der Junge auch wieder etwas Farbe im Gesicht. Flatternd öffnete er die Augen und sah seinen Boss an.
    „..kann sie nicht töten...“, murmelte er und Saber lächelte ihn an. „Schon ok, alles in Ordnung, wir sind erst mal sicher hier.“
    Fireball wollte aufstehen, aber Lühr drückte ihn sanft aber bestimmt wieder zurück auf die Tischplatte. „ Bleib mal liegen, Sweetheart. Bis du wieder Blutdruck hast oder so was.“
    „Ich versteh nicht, wo die ganzen anderen Outrider sind. Die paar die wir gesehen haben können doch nicht alle gewesen sein, die hier sind.“
    „Ich habe allen den Befehl erteilt, sich selbst zu eliminieren. Nur so konnte ich die, die noch nicht verseucht waren, vor dem sicheren Tod bewahren. Die anderen sind also wieder in der Phantomzone. Bis auf die da.“ Er zeigte auf Lühr, die ansteckend lächelte und eine Reihe weißer, makelloser Zähne entblößte.
    „Ich bleibe bei dir.“, grinste sie und machte dann ein ernstes Gesicht.
    „Und was jetzt?“, fragte Colt, der sich nicht wohl fühlte, hier eingesperrt zu sein. Seine Waffe lag immer noch auf dem Flur.
    Jesse kam seinem Gesicht sehr nahe, ließ ein verhängnisvolles Lächeln auf seinen Lippen wachsen und zwinkerte ihm freundschaftlich zu.
    „Jetzt, Cowboy, werden wir drei Waffen besorgen gehen. Lühr bleibt bei eurem Freund.“
    „Ich werde ihn wohl kaum alleine lassen mit der blauen Lady da.“
    Jesse lachte trocken. „Dann kannst du gerne bleiben und zusehen, woher du eine Waffe bekommst. Ich bringe dir keine mit. Und wenn wir drei nicht gehen, nehme ich Lühr mit mir. Dann habt ihr nicht mal eine Ahnung, wie ihr hier wieder herauskommt.“
    Lühr strich Colt kurz über seinen Oberarm. „Mach dir keine Sorgen. Ich fress ihn schon nicht. Sorgt ihr lieber dafür, dass wir uns verteidigen können.“
    „Kom schon Colt“, warf Saber ein. „Es hilft nichts. So leid es mir tut, aber das ist tatsächlich der beste Vorschlag, der jetzt kommen k



    Re: Haltet Stille in den Hallen (Saber Rider FF)

    saskat - 02.02.2007, 16:48


    kommen konnte.“


    Fireball zurück zulassen war nicht gut, aber angesichts der Tatsache, dass sie keine Waffen hatten und ihn nicht transportieren konnten, solange er so wackelig auf den Beinen war, schien es wirklich die beste Lösung zu sein.
    Jesse hatte sie aus dem Raum herausgeführt, allerdings nicht durch die Tür, durch die sie gekommen waren, sondern durch eine andere Tür die sie zur anderen Seite hinaus brachte.
    Vorsichtig lugten sie um die Ecke und folgten dann dem blauhaarigen Mann, der sie zielstrebig zu einem Lift führte.
    „Da neben dem Lift ist ein Gang. Da ist eine Leiter drin, die müssen wir runter. Nur eine Etage.“, flüsterte er.
    Saber sah nach oben. Der Gang war verschlossen, was aber nicht bedeutete, dass man da nicht rein kam. Jesse hatte schon ein kleines Werkzeug aus seiner Tasche gekramt und gab Colt ein Zeichen, ihm hinaus zu helfen.
    Er machte mit den Händen ein Zeichen für eine Räuberleiter.
    Colt machte große Augen, zeigte ihm energisch den Vogel und schüttelte den Kopf.
    Daraufhin verdrehte Jesse übertrieben die Augen und wandte sich an Saber.
    Dieser konnte sich das Grinsen selbst in dieser Situation kaum verkneifen. Mit den Lippen formte er das Wort „ Kindergarten“ und machte dann eine Räuberleiter.
    Jesse war schwerer, als man ihm zumuten würde. Zumindest schon mal schwerer als Colt und er hatte vier Schrauben zu lösen, die er alle einen nach dem anderen Colt in die Hand drückte.
    Nach einer Zeit, die Saber sehr lang vorkam, kletterte Jesse wieder runter und hielt das Gitter in den Händen. Saber rieb sich seine Hände stattdessen und klopfte dann über seinen Bauch und formte dann eine große Kugel.
    Jesse machte große Augen, zog die Mundwinkel runter und zeigte, dass er an seinem Gürtel nicht mal mehr ein Loch hatte, um diesen enger zu schnallen.
    Dann gab er mit einem Kopfnicken Colt das Zeichen als erster durch zu gehen.
    Dazu machte nun Jesse seinerseits eine Räuberleiter und zwinkerte dem Cowboy spitzbübisch zu. Nun rollte Colt übertrieben mit den Augen. Ein Außenstehender, der Szene beobachtet, hätte vermutlich einen Hut gesucht, indem er Geld hineinwerfen konnte. Dieses sehr stille Spielchen war ohne ein verkniffenes Lächeln kaum zu meistern.
    Colt stemmte sich nach oben und sah vorsichtig in den dunklen Gang. Auch hier wieder nur eine Notbeleuchtung. Vorsichtig ließ er sich hinein gleiten, packte die Leiter, die er sah und stieg ein paar Stufen hinab.
    Jesse gab nun Saber das Signal, hinauf zu steigen.

    Jesse sah, wie er verschwunden war und sah sich ein wenig nervös im Flur um. Diese ganze Aktion war schon lauter als er geahnt hatte. Dann steckte Saber den Kopf durch die Luke und streckte ihm seine Hand entgegen.
    Jasse zog sich hoch und tastete gleich nach der Leiter.
    „Nach unten“, flüsterte er und zeigte in den Leiterschacht hinab.


    Colt stieg hinab, bis er an einer weiteren vermeidlichen Öffnung kam. Das Licht des dahinter liegenden Raumes fiel durch die kleinen Schlitze und warf messerscharfe Linien an die dunkle Schachtwand. Colt drückte den kalten Stahl, merkte, das er sich nicht rührte und fluchte leise.
    „Das ist zu“, flüsterte er nach oben. Saber nickte und flüstere es zu Jesse.
    Dieser drückte sich eng an die Seite und rutschte an Saber vorbei bis zu Colt nach unten.
    „Ich hab den Schraubenzeiher in der Tasche.“, sagte er und pulte umständlich darin herum.
    Unkonzentriert verlor er dabei fast das Gleichgewicht, ruderte kurz mit den Armen und wurde dann von Colt am Kragen seines Hemdes zurückgehalten.
    „Wo willst du denn hin?“, fragte Colt im Flüsterton. Jesse kicherte nervös. „Ich bin müde“, gab er zurück und hielt dann das Werkzeug in den Händen.
    Er drehte sich und versenkte gerade die Spitze in die dafür vorgesehene Mulde in der Verschraubung, als er von unter sich das bekannte Geräusch hörte. Das Geräusch, als würde jemand mit Kreide etwas an einer Tafel schreiben.
    Seine Augen weiteten sich, seine Pupillen wurden zu Stecknadelköpfen und sein Herz legte einen Gang zu. Schweiß bildete sich augenblicklich zwischen seinen Schulterblättern.
    „Sie sind da,“ flüsterte er.


    ***

    Lühr drehte ihre Runden in dem kleinen Raum wie eine Tigerin in Gefangenschaft.
    „Wir hätten sie nicht gehen lassen dürfen.“, sagte sie nun schon zum zweiten Mal und sie fühlte sich Hundeelend.
    Fireball, der sich mittlerweile in eine sitzende Position bringen konnte, konnte gut nachfühlen, wie es ihr ging. Gerade ihm war nicht wohl. Er war immer noch recht wacklig auf den Beinen und fühlte sich schwammig, während Lühr voller Energie zu sein schien. Wenn sie nun auf komische Gedanken kam, war er definitiv im Nachteil. Er beobachtete, wie sie am Ende des Raumes wieder kehrt machte und nun in die andere Richtung taperte.
    Ihre Kleidung war an vielen Stellen zerrissen und ihre kurzen, struppigen Haare standen nach allen Seiten von ihrem Kopf ab. Ihr fein geschnittenes Gesicht wirkte müde, aber ihre Augen strahlten hellwach. Fireball hingegen hatte nun schon nach knapp zwei Stunden,die er hier war, Schmerzen in den Knochen und eine Schwere im Körper, die ihm zu schaffen machte.
    „Sie kommen schon klar,“ sagte er, weil er glaubte, dass es besser war, sie zu beruhigen.
    Lühr funkelte ihn an und er schrak zurück.
    „Ich weiß ja nicht, was ihr gestern so gemacht habt, aber wir, und damit meine ich vor allem Jesse, haben seid drei Tagen keinen Schlaf mehr gehabt und nun ist er ganz alleine mit zwei Star Sheriffs.“
    Fireball lachte trocken. „Du verwechselst da was. Wir sind die Guten. Wenn wir ein Wort geben, dann halten wir es auch. Wenn ihr ein Wort gebt....Nun ja, wir wissen ja, was dabei rauskommt.“
    Lühr machte große Augen. „Was weißt du denn schon über uns oder unser Wort? Ihr wisst gar nichts über uns. Ihr haltet euch für so toll und so schlau, was? Dabei könnt ihr kaum unsere Namen aussprechen, kennt unsere Traditionen nicht oder wisst nichts über unsere Familien.“
    Fireball hatte keine Lust und keine Kraft sich auf eine Diskussion mit ihr einzulassen. Er hätte ihr gerne gesagt, dass sie schließlich diejenigen waren, die in ihre Dimension einfielen, ihre Kolonien überfielen und ihre Familien auseinander rissen.
    Doch er schwieg.
    Lühr sah ihn noch eine Weile an, dann ging sie zur Tür. „Ich werde mal sehen, ob sie zumindest bis zum Schacht gekommen sind. Das wird ja wohl noch erlaubt sein.“
    „Lühr, du hast gar keine Waffe, bleib hier.“, rief er ihr hinterher, doch sie hatte schon die Tür von außen verschlossen.


    Colt konnte sie nun auch hören. Sie waren, zumindest für seine Verhältnisse recht tief unter ihnen. Möglicherweise war es ein Zufall, das sie in dem Schacht waren und hatten sie gar nicht gehört.
    Colt merkte, wie Jesse stoppte und nicht weiterschraubte. Das Waffenlager war hier, sie brauchten nur durch diese Luke zu kommen und nun stand der Outriderkommandant starr auf der Leiter und bewegte sich nicht. Das durfte doch nicht wahr sein.
    Colt kam seinem Ohr sehr nahe, das er es fast mit den Lippen hätte berühren können. Jesse konnte seinen warmen Atem fühlen.
    „Schraub weiter“, flüsterte er so leise, das unmöglich irgendjemand was gehört haben konnte. Nun merkte Colt, wie sich langsam aber sicher die Spannungen in Jesse lösten.
    Er atmete einmal tief ein und blickte dann nach unten. Sein blaues Haar klebte an seiner Stirn und seinen Wangen.
    Er hob seinen Arm, doch anstatt weiter zu schrauben, legte er den Finger auf seine Lippen und schüttelte den Kopf sehr langsam und blickte ihn dabei streng in die Augen.
    Colt legte die Stirn in Falten.
    Wieder schüttelte Jesse sehr langsam den Kopf und nun sah Colt, dass er nicht ihn ansah, er sah an ihm vorbei! Es sah etwas hinter ihm!
    Sobald er das gerafft hatte, erklang hinter ihm das Kreide Geräusch und fast hätte er laut aufgeschrien.
    Sie standen auf der Leiter, versuchten sich nicht zu bewegen, versuchten nicht zu atmen, verdammt, er atmete nicht und Colt konnte es sehen. Er konnte es in Jessses Augen sehen!!
    Und seine Augen wurden größer, wollten das gesamte Gesicht bedecken. Colt konnte jesses Herz hören, sogar spüren. Es gab den Takt seiner eigenen Angst vor. Ein fiebriges, gleichmäßiges dum-dum-dum-dum das ihn fast um den Verstand brachte. Colt nahm nebenher wahr, wie sich ein Schweißtropfen von seiner Stirn löste, den Weg über seinen Nasenrücken nahm und dann an seiner Nasenspitze anschwoll. Er hatte Angst, es könnte ihn fallen hören.
    Etwas legte sich auf seine Schulter. ( Konnten Jesses Augen noch größer werden, verdammt?) Ein spinnenbeinähnliches Objekt tastete sich an seiner Schulter entlang, legte sich auf die warme Kuhle zwischen seinem Hals und seinem Schulterblatt, kratze leicht über sein Rückrad und wurde dann wieder weggezogen. Das Kreide Geräusch verstummte kurz, dann hörte Colt, wie das Wesen sich schleifend und kratzend einen Weg nach oben bahnte.
    Jesse und Colt blickten beide nach oben. Saber hatte sich locker an die Leiter gelehnt und grinste, bei Gott, grinste nach unten. Gemeinsam sahen sie dem Wesen nach, wie es sich Stück für Stück raufarbeitete.


    Als Colt wieder nach vorne sah, konnte er sehen, das Jesse ebenfalls breit grinste. Seine Wangen hatten sich gerötet und seine Augen waren wieder zu den mandelförmigen, spitzbübisch dreinblickenden Elementen seines Gesichtes geworden, die Colt kannte.
    Erschrocken musste er feststellen, dass sich auch seine Lippen über seine Zähne gespannt hatten.
    Jesse und Colt grinsten sich noch eine Weile an, dann machte Jesse sich weiter an die Arbeit und schraubte an dem Gitter weiter.



    Lührs Zweifel

    Hier herrschte wieder das einheitliche Grau der Flure, die sie kannten. Colt kam in den Sinn, dass er sicherlich nicht gut auf dieser Basis zurecht käme, denn alles sah irgendwie gleich aus.
    Über ihren Köpfen knisterten die Beleuchtungselemente und das Licht zuckte über den Wänden.
    Jesse wedelte mit einer Hand vor Colt Gesicht rum, um seine Aufmerksamkeit zu erhaschen.
    Er zeigte auf den Gang runter, der sich am Ende in ein T Gabelte. „Am Ende links.“, flüsterte er und stand langsam aus der Hocke auf.
    Hier war der Boden aus einem Metall und Colt zuckte zusammen, als Jesse den ersten Schritt machte, der laut hallte. Beide sahen sich erschrocken an.
    Jesse trug Stiefel, genau wie Colt, während Saber einen leichten Schuh mit einer weichen Sohle trug.
    Nun packte der Star Sheriff Chef beide Männern am Arm und deutete auf die Fußbekleidung. Er machte ein ernstes Gesicht und schüttelte dann den Kopf.
    Colt hätte fast laut geseufzt, verstand ihn aber sofort. Er kannte diese Geste schon, auch ohne Worte. Er lehnte sich an die Wand, zog wie in Zeitlupe den ersten Stiefel von seinen rechtem Fuß und stellte ihn dann ordentlich unter dem Leiterschacht. Der Zweite folgte. Unbehaglich schaute er nun auf seine Socken und wackelte mit den Zehen.
    Zufrieden nickte Saber. Jesse wuschelte sich aus seinen Stiefeln. Ließ sie liegen wo sie waren, den einen stehend, den anderen liegend, und schlich an der Wand entlang auf die kleine T-Gabelung zu.
    Das Kreide auf Tafel Geräusch durchbrach die Stille und Saber, Colt und Jesse blieben wie angewurzelt stehen. Jesse lugte er vorsichtig um die Ecke und zog sich dann grummelig zurück.
    Er zeigte drei Finger. Colt zog die Mundwinkel nach unten. Er hatte weder Waffe, noch Munition.
    Drei Monster bedeuteten drei mal Ärger, den er gerade nicht gebrauchen konnte.
    „Wo sind die Waffen?“, flüsterte er.
    „Die große Doppeltür mit dem komischen, schwarzen Zeichen drauf.“
    Colt lugte um die Ecke. Die drei Wesen hielten sich praktisch genau davor auf. Eines von ihnen labte sich mit seiner rüsselartigen Zunge an einem Outrider, der noch nicht sehr lange tot sein konnte. Er sah noch verhältnismäßig frisch aus. Die anderen beiden hatten ihre Oberkörper hoch gestemmt und machten dabei Geräusche wie eine Klapperschlange. Nach einer Weile gingen sie wieder tiefer, schlichen umeinander herum und stemmten dann ihre Körper wieder hoch. Sie wackelten mit ihren Köpfen hin und her, rasselten wieder und wiederholten den ganzen Vorgang.
    Es sah aus wie ein Paarungstanz.
    „Die sehen beschäftigt aus,“, bemerkte Colt. Er spielte mit einem riskanten Gedanken.
    Saber schien ihm seine Gedankengänge aus den Augen zu lesen. „Du denkst an ein Ablenkungsmanöver?“
    Colt nickte. „Jemand von uns...und damit meine ich nicht mich oder Saber, sollte sie dort weglocken, den gegenüberliegenden Gang runter.“
    Jesse machte große Augen. „Du meinst, ich sollte sie weglocken. Wie kommst du darauf, dass das ne gute Idee ist, Kuhtreiber?“
    Colt grinste. „Na, Du kennst dich doch hier aus und weißt wohin du am ehesten flüchten kannst oder? Wir würden uns nur hoffnungslos verlaufen.“ Colt machte dabei ein unschuldiges Gesicht und Jesse knirschte mit den Zähnen.
    „ Ich hab da ne bessere Idee“, sagte er. Noch bevor Colt irgendetwas sagen konnte, ergriff er den Cowboy, versetzte ihn einen heftigen Stoß, so das Colt trudelnd und fluchen in den Gang hineingeworfen wurde. Mit einem lauten Poltern knallte er erst gegen die Wand und landetet dann rittlings auf seinen Allerwertesten. Saber stockte der Atem, als er sah, wie Jesse seinen Freund in den Flur schmiß. Reflexartig holte er aus, um seinen Freund noch zu erreichen, doch dieser war längst außer Reichweite.
    Das Rasselgeräusch verstummte, statt dessen erklang ein Ton, der einem die Fingernägel aufrollte.
    „Lauf, Cowboy!“, rief Jesse und lachte, als Colt auf die Beine sprang und den Gang hinunter jagte.
    Saber drehte sich zu Jesse um, wollte ihn erst ergreifen, entschied sich dann aber anders. Nachdem die drei Wesen in einem unglaublichem Tempo an ihm vorbei sprinteten, sprang auch er hinter der Ecke hervor, legte die Zeigefinger an die Lippen und Pfiff, so laut er konnte.
    Er konnte nur hoffen, dass sie anbissen. Er ärgerte sich. Es hätte ihm klar sein müssen, dass Jesse, der nun schon vor der Waffenkammertür stand, sie benutze , um seine eigene Haut zu retten.


    Colt sah vor sich eine große Doppeltür und hoffte, sie noch rechtzeitig erreichen zu können, als er hinter sich den lauten Pfiff hörte. Er drehte sich und sah Saber breitbeinig auf dem Gang stehen, die Finger im Mund und das Haar immer noch verklebt.
    Colt erreichte die Tür, zog dran, heftiger und schnaubte. Verschlossen! Scheiße!
    Er drehte sich um, sah Saber hinter den drei Wesen, die sich nun ihm zugewandt hatte. Sie blieben zwischen ihm und Saber stehen, erhoben ihre Oberkörper und ihre Zungen schnellten erst in seine Richtung, dann wieder in Sabers.
    Ihre Fledermausflügelohren flatterten und die dürren Beinchen tasteten unruhig auf den Boden herum, der ihnen verwirrende Signale zusandte, weil sie nun selbst sehr laut waren.
    Saber gab Colt ein Zeichen, ganz still zu sein, indem er einen Finger auf die Lippen legte.
    Erst schien es, als wären sie verunsichert, als würden sie nicht mehr wissen, wohin sie nun gehen sollten.
    Doch dann war es entschieden, zwei wandten sich Colt zu, der größere von ihnen Saber. Beinahe wütend blies das große Wesen mit einem kreischendem, trommelfellzerplatzendem Laut zum Angriff und jagte auf Saber zu.

    Colt sah die beiden Dinger auf ihn zukriechen und brachte sich in Stellung. Was immer auch passierte, er würde auf keinen Fall auf einer scheiß Outriderbasis in Socken sterben.
    Sie waren schnell, einer von links, der andere mittig. Colts Konzentration war auf dem Höhepunkt. Er sah nichts mehr, nur noch diese beiden Wesen, die sich nun wie in Zeitlupe bewegten, weil Colt jeder ihrer Bewegungen aufsaugte und in seinem Verstand sortierte. Er war wie in einem luftleeren Raum, in dem keine Zeit mehr existierte.
    Das linke Wesen sprang, seine Rüsselzunge schnellte hervor. Colt beugte sich zurück, packte mit der linken Hand dieses raue Körperteil und merkte, wie sich kleine, nadelspitze Widerhaken in seine Haut bohrten.
    Das Wesen schrie aufgebracht auf, wandte sich nach recht und rollte sich so seinem eigenartigem Kollegen in den Weg. Colt riß mit aller Kraft an dem Organ, das mittlerweile von seinem Blut bedeckt war, dann stürzte er sich nach hinten und behielt es in der Hand.
    Ein weiterer ohrenbetäubender Schrei zerschnitt die Szene. Das Wesen krümmte sich und Colt nahm am Rande wahr, dass er ein Stück der Zunge des Wesens in der Hand hatte, das sich nun zuckend darin windete.
    Dann überkam ihm der Schmerz und nun war es an ihm, zu brüllen. Der Schmerz brach in seinem Brustkorb aus, jagte unter seinem Rippenbogen her und bohrte sich bis in seine Schulter, wo die Zunge des anderen Wesens fast wieder durchbrach.
    Colt wurde schwarz vor Augen und das letzte, was er sah, war Lührs grinsendes Gesicht, das hinter dem Wesen auftauchte.


    Lühr war in den Leitergang geschlichen, nachdem sie sah, wie eines der Wesen, die sie im Stillen Crawler nannte, aus dem Schacht hinaus kroch und sich dann um die nächste Ecke begab. Augenblicklich war Angst in ihr eingezogen. Vor ihrem geistigem Auge sah sie ihren Kommandanten schon tot am Boden des Schachtes liegen, zusammen mit diesen nichtsnutzigen Star Sheriffs und sein Blut würde sich mit ihres vermischt haben. Das war fast die schlimmste Vorstellung von allen.
    Lühr hatte schweißgebadet mit einer Taschenlampe in den Schacht geleuchtet, doch sie hatte am Boden nichts gesehen außer etwas Schmutz, Staub und irgendwas, das wie ein altes Brot aussah. Mit allem Mut, den sie sammeln konnte, stieg sie den Schacht hinab.

    Zuerst sah sie den blonden Star Sheriff an sich vorbei laufen, verfolgt von einem Crawler, der sehr groß und sehr schnell war. Dann hörte sie den Schrei des anderen, den des Kuhtreibers.
    Nur Jesse konnte sie nicht sehen.
    Verdammt. Diese beiden hatten ihn bestimmt zu zweit überwältigt und dann ....Lühr schauderte.
    Sie wandte sich in den Gang, aus dem sie immer noch den Kuhtreiber brüllen hören konnte, gefolgt von einem lang gezogenen, herzzerreißendem Jaulen, das in einem ersticktem Schluchzen überging.
    Ja, soll er doch leiden, dachte Lühr als sie um die Biegung schritt und den Cowboy am Boden liegen sah.
    Er hatte es mit zwei Crawlers zu tun, nur eines war irgendwie orientierungslos, es rieb sich die Schnauze am Boden und eine grün-gelbliche Flüssigkeit bildete eine größer werdene Pfütze.
    Das Andere allerdings hatte den Cowboy zu Boden gezwungen. Es hatte seine Zunge unterhalb seines Rippenbogens durch den Raumanzug gebohrt und Lühr konnte deutlich die pulsierenden, pumpenden Kontraktionen des Organs erkennen. Verzweifelt versuchte Colt das Ding aus seinem Körper zu ziehen, doch mit jeder Sekunde wurde er schwächer. Kaum Sekunden später glitten seine Hände von dem Rüssel ab und blieben regungslos am Boden liegen. Lühr grinste ihm ins Gesicht.
    Etwas in den madenartigem Hinterteil des Wesens füllte sich, und zwar schnell, mit Colts Blut.
    Gut so, dachte Lühr, die sich desinteressiert umdrehte, um vielleicht doch noch zur Waffenkammer zu gelangen. Sie erschrak, als sie plötzlich in Jesses eisblaue Augen blickte.
    „Aus dem Weg!“, fauchte er und legte seine Waffe im Anschlag. Er feuerte drei heftige Salven, die dem Wesen den Hinterleib aufrissen. Colt frisches Blut vermengte sich mit dem Lebenssaft der Kreatur, die sich hochwarf und mit einem lauten Schrei seine Zunge aus den lebloses Körper des Mannes zog. Dann kippte es zuckend zur Seite.
    „Wo warst du?“Lühr konnte kaum fassen, das sie ihren Kommandanten ohne weitere Verletzungen einfach wieder gefunden hatte.
    „Die Frage ist wohl eher, was du hier tust. Verdammt, was ist mit dem anderen. Mit Fireball?“ Lühr schritt zwei Schritte zurück. Er sah zornig aus.
    „Dem geht’s gut, der ist noch oben.“
    „Du hattest eine Anweisung, Lühr. Wie wäre es, wenn du dich in Zukunft daran halten würdest.“
    „Aber da kam so ein Ding und ich...“, sie schüttelte den Kopf. Er machte nicht den Eindruck als würde er ihr zuhören wollen. Stattdessen betrachtete er fasziniert den leblosen Körper des Cowboys. Langsam ging er auf ihn zu und legte zwei Finger an seinen Hals.
    „Der lebt noch. Gut. Wir nehmen ihn mit. Wer weiß, wozu das noch gut ist.“ Er packte ihn grob an einem Fuß und wies Lühr an, den anderen zu nehmen. Gemeinsam zogen sie ihn den Gang hinunter.

    ***


    Saber konnte sich in Sicherheit flüchten, indem er in einem Raum rannte und sich dann, wie er es schon zuvor von Jesse gelernt hatte, nicht rührte. Das Wesen verzog sich, nachdem es unendlich lange vor der Tür herumgelungert hatte.
    Sein Herz klopfte und er konnte kaum etwas dagegen tun, das sich Tränen unter seinen Lidern schoben. Wo war Colt, wo war Jesse und Fireball war auch noch da. Er hatten den Kontakt zu April verloren, hatte keine Waffe und war völlig Orientierungslos. Nachdem er wie wild von einem Gang in den nächsten gehetzt war, konnte er sich kaum noch zurück erinnern, wie er wieder zurück kam. Zudem war dieses Wesen nicht das einzige, dem er begegnet war. Zwischenzeitlich waren mindestens fünf hinter ihm her gewesen und er konnte von Glück sagen, dass eine der vielen Räume hier offenstand. Nun hockte er in einem Raum, den man wohl als eine Art Gemeinschaftsstube bezeichnen konnte. Hier standen viele Stühle, einige Unterhaltungsgeräte, die nun wie tot dastanden und es gab sogar einen großen Fernseher.
    Von wegen, Outrider haben keinen Spaß, dachte er, als er seinen Blick durch den Raum schweifen lies. Es war ein Klappern, dass ihm fast das Herz stehen lies.
    Er verharrte mitten in der Bewegung und starrte zu dem Schrank, von woher das Geräusch kam.
    Hastig suchte er mit den Augen die Umgebung ab. Es musste etwas geben, mit dem er sich verteidigen konnte. Etwas.....

    Die Schranktür öffnete sich ein Stückchen. Saber wich zurück, fasste den Türknauf und wollte ihn schon drehen, als sich eine kleine, blaue Hand durch den Spalt hervortastete, die einen Blaster hielt.
    „Ganz ruhig, hier ist kein Monster,“, flüsterte er und hoffte, dass er gehört wurde.
    Der Blaster wurde zurückgezogen und zwei große, blau-lila Augen blickten ihn aus einem schmutzigem Gesicht an, dass von grünlich lockigen Haaren umrahmt wurde.
    Saber hob beide Hände, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war.
    „Alles ok, hier ist nichts. Nur ich.“, sagte er.
    „Du bist ein Star Sheriff, oder?“, fragte das schmutzige Gesicht und Saber setzte ein sonniges Lächeln auf. „Wir sind dem Hilferuf gefolgt. Ich bin Saber Rider, meine Kollegen sind auch da..Ich habe sie allerdings verloren und ich weiß nicht wirklich, wie ich zurück kommen kann.“ Er machte ein zerknirschtes Gesicht.
    Das schmutzige Gesicht nickte, als würde er schon verstehen.
    „Wie heißt du denn?“, fragte Saber im besten Plauderton, den er unter diesen Umständen hinkriegen konnte. Es machte ihn nervös, dass der Outrider eine Waffe hatte, die womöglich noch geladen war, während seine nicht einmal mehr genug Kraft hatte, um eine Fliege von der Wand zu schießen.
    „Ich heiße Liko.“, sagte der junge Outrider, der nun schon mit beiden Beinen aus dem Schrank gekrochen war und sich langsam aber sicher aus der Hocke hocharbeitete.
    „Hallo Liko. Wir versuchen zu helfen, wo wir können.“
    „Es war kein Hilferuf,“, sagte er unvermittelt.
    Saber sah ihn fragend an.
    „Was? Was meinst du?“
    „Es war kein Hilferuf,“, wiederholte er. „Es war eine Warnung. Niemand sollte der Basis zu nahe kommen.“ Liko sah ihn traurig an. „Tut mir leid, dass ihr nun doch hier seid.“
    Saber seufzte. „Wo wir nun schon mal hier sind, werden wir euch auch rausholen. Wie kommen wir zurück zur Waffenkammer?“
    Liko sah ihn überrascht an. „Es wird Kommander Blue nicht gefallen, wenn ich einen Star Sheriff zur Waffenkammer bringe.“
    Saber dachte kurz nach, glaube dann, den rettenden Einfall zu haben. „Kommander Blue ist tot, Liko.“
    Likos Miene hellte sich tatsächlich für einen Moment auf. „Oh, tatsächlich? Nun ja, er hat es verdient. Er war ein echt übler Typ, weißt du?“
    Saber lachte trocken auf. „Wem sagst du das..., magst du mich nun vorsichtig zur Waffenkammer bringen? Dann werde ich dafür sorgen, dass noch alle rauskommen.“
    Saber sah auf seine Waffe. „Ist die noch voll?“
    Liko betrachtete die Waffe und zuckte dann mit den Schultern : „Ganz ehrlich? Ich hab keine Ahnung. Ich bin Kontrolltechniker und habe keine Ahnung von Waffen. Nimm du sie lieber, ich treff bestimmt nicht mal nen Wal, wenn er auf dem Flur liegen würde.“
    Saber fiel ein Stein vom Herzen. Dankbar nahm er die Waffe an sich, kontrollierte sie und entsicherte sie schließlich mit einem Augenzwinkern.



    Jesse war müde, seine Knochen taten ihm weh und der Cowboy war verdammt schwer. Er hatte fast das Gefühl, als ob er immer schwerer wurde.
    Er schleppte ihn bis in die Waffenkammer, verriegelte diese von innen und setzte sich dann erschöpft auf einen Stuhl. Lühr betrachtete ihn besorgt. Er war sehr blass.
    „Geht es dir gut?“, fragte sie.
    Jesse zog die Stirn kraus. „Ob es mir gut geht? Was denkst du wohl? Es geht mir beschissen, Herzchen. Meine Schulter tut höllisch weh...“
    „Lass mal sehen.“, bat sie und ging auf ihn zu. Vorsichtig zog sie sein Hemd über die Schulter nach unten. Jesse verzog schmerzhaft das Gesicht.
    Seine Wunde war stark gerötet und sie strahlte eine unglaubliche Hitze aus. Das Gewebe drumherum war geschwollen.
    „Nun, Frau Doctor?“, fragte Jesse in einem aufgesetzten Patiententon. „Werde ich durchkommen,hm?“
    „Damit vermutlich schon, dich werden andere Dinge das Leben kosten.“, antwortete Lühr.
    „Was allerdings mit dem da wird,kann ich auch nicht sagen.“ Sie deutete auf Colt, der bleich wie eine Wand war. Kalter Schweiß stand in winzigen Perlen auf der Stirn. Seine Lippen waren blutleer.
    Jesse würdigte ihm einen kalten Blick und zuckte dann die Schultern. „Wenn er überlebt ist gut, wenn nicht, Pech für mich. Ansonsten habe ich noch den Kleinen, Fireball. Ich hoffe, er ist immer noch da, wo wir ihn zurück gelassen haben.“
    „Wo willst du mit ihnen hin? Wir können froh sein, wenn wir selbst wieder rauskommen.“ Lühr klang verärgert. Sie konnte kaum glauben, dass Jesse selbst in so einer Situation daran bedacht war, die Star Sheriffs, die ja immerhin gekommen waren, um zu helfen, für seine Zwecke zu verwenden.
    Jesse schnaufe. „Lühr, auch wenn diese Basis im Arsch ist, heißt das nicht, das der Krieg vorbei ist. Wenn das ganze hier zu ende, wird alles letztendlich genau so weitergehen, wie bisher. Nur diesmal ohne die Star Sheriffs. Wir werden uns davon erholen, die nicht.“, gab er zurück.
    „Und nun werden wir alle Waffen einsammeln, die wir tragen können, den Kleinen holen und dann zurück kommen, um von hier aus den den Hangar zu gelangen. Es ist nicht weit.“
    Lühr ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie merkte, wie sie wirklich wütend wurde und konnte nichts daran ändern.
    „Mit zwei verletzten Menschen kommen wir nicht sehr weit, Jesse.“
    „Lass das nur meine Sorge sein, ich wette, Fireball ist schon so weit wieder auf dem Damm.“

    ***

    Fireball war soweit wieder auf dem Damm, aber er machte sich wahnsinnige Sorgen. Gut eine dreiviertel Stunde war es nun her, dass Lühr verschwunden war. Er wusste nicht, ob er gehen oder bleiben sollte. Über den Com konnte er weder April, noch sonst wen erreichen. Sein Bein schmerzte noch, aber er konnte ganz gut laufen. Er war so nervös, ständig lief er in den Raum humpelnd auf und ab und wusste nicht, ob er gehen oder bleiben sollte.
    Wenn er blieb, waren vielleicht seine Freunde in Gefahr, wenn er ging, kamen sie vielleicht gerade dann und mussten dann nach ihm suchen. Verdammt, es war zum aus der Haut fahren.
    Er drehte sich wieder auf dem Absatz um, sammelte seinen Mut und ...

    ....sprang völlig erschrocken zur Seite, als die Tür plötzlich aufgestoßen wurde und Jesse und Lühr in den Raum traten. Lühr holte Luft um etwas zu sagen, aber Jesse fuhr ihr ins Wort.
    „Colt ist schwer verletzt. Saber habe ich verloren. Wir müssen weg hier.“
    Fireball starrte ihn an und schien nicht zu begreifen. Jesse meinte fast, er könnte Zahnräder in seinem Kopf knacken hörte.
    „Was ....was ist mit Colt und Saber?“
    Jesse packte ihn am Kragen seines Anzuges :“Nun hör mal zu, Colt muss sofort in ein Krankenhaus, sonst ist er tot und Saber....“ Jesse ließ den Kopf hängen. „Ich hab ihn verloren. Ich weiß nicht, ob er noch lebt oder tot ist.“ Er gab seiner Stimme den verzweifelten Unterton, den er benötigte.
    Fireballs Augen wurden groß wie Teller. Jesse erlebte einen Hauch von Mitgefühl in seiner Magengegend. Der Kleine war echt geschockt jetzt.
    „Hör zu, wir müssen jedenfalls jetzt erst mal Colt raus schaffen, weil er sonst stirbt. Hast du das verstanden?“, fragte er sanft.
    Fireball nickte automatisch.
    „Kannst du gehen?“, wollte Jesse wissen und sah nach seinem Bein.
    Fireball nickte wieder.
    „Gut, hier sind Waffen. Nimm sie. Fireball, hörst du? Nimm sie!“
    Jesse drückte ihm eine Waffe in die Hand. Sie war schwer und holte ihn wieder in die Realität zurück. Verwirrt blickte er den blauhaarigen ins Gesicht.
    „Wir gehen zurück zur Waffenkammer, von da aus ist es nicht weit zum Hangar. Das schaffen wir auch mit Colt. Lühr, du bleibst immer in seiner Nähe. Ich will nicht auch noch, dass ihm was passiert hier.“
    Lühr starrte Jesse an, als habe er ihr gerade einen Heiratsantrag gemacht, dann kniff sie die Lippen zu einer engen Linie zusammen, packte Fireball am Arm und führte ihn hinaus.
    Jesse grinste den beiden hinterher. Alles lief einfach bestens..einfach nur bestens. Nun musste er nur noch dafür Sorgen, dass Lühr die Nerven behielt.


    Das ganze war ein furchtbarer Alptraum. Die Waffe, die Jesse ihm gegeben hatte, lag wie Blei in seiner Hand. Jede Bewegung, jeder Schritt den er tat, brannte in seinem Bein, aber das Wissen, dass Colt verletzt und Saber fort war, brannte noch mehr.
    Jetzt, wo er in einem Leiterschacht versuchte, mit dem blauhaarigem und dessen seltsame Gehilfin Schritt zu halten, überkam ihm der tröstende Gedanke, dass er vielleicht wirklich nur träumte.
    Er sah nach unten und direkt in Lührs Gesicht, die in diesem Moment nach oben schaute um sich zu vergewissern, dass der Kleine mitkam.
    Irgendwo dann krochen sie aus dem Schacht wieder hinaus. Jesse half ihn, stütze ihn, als er hinaus stieg und betrachtete ihn dabei mit einem Gemisch von Mitgefühl und Sorge. „Alles ok? Schaffst du es noch? Es ist nicht mehr weit.“, wollte er ihn beruhigen.
    „Wo ist Colt?“
    Jesse lächelte. „Komm, da gleich um die Ecke, Kurzer.“
    Jesse ging voraus und erst jetzt bemerkte Fireball, dass er keine Schuhe trug. Hier unter dem Schachteinstieg standen auch Colts Stiefel, die er nun an sich nahm. Das grobe Leder war kühl.
    Er beobachtet mit anerkennendem Staunen, dass Jesse sich mit gezogener Waffe um die Ecke legte, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Dann winkte er den beiden und ging vor. Keine Gefahr in diesem Gang.
    Fireball wollte grade hinter ihm her, als Lühr ihn am Arm fasste. Fragend drehte er sich um.
    „Ich will, dass du weißt, dass ich wirklich dankbar bin, dass ihr hier seid. Es tut mir alles sehr Leid.“, flüsterte sie.

    ***



    Colt war tatsächlich schwer verletzt. Der Innenraum seines Anzuges war mit Blut getränkt und
    sein Puls war flatterhaft. Er hatte Fieber bekommen und Fireball konnte nur hoffen, dass sein Kreislauf noch so lange halten würde, bis er in einem Krankenhaus ankam.
    „Wir müssen ihn sofort bringen,“ Fireballs Stimme zitterte. Er hatte damit nicht gerechnet. Damit nicht. Colt war eindeutig der zähste von ihnen.
    Jesse hockte sich neben Fireball und legte ihn beruhigend eine Hand auf die Schulter.
    „Mach dir keine Gedanken, er schafft das schon. Sobald wir in einem Flieger stecken, bringen wir ihn nach Yuma.“
    Lühr stand neben ihn und schauderte.
    Jesse stand auf und suchte im Raum nach Munition, und kleinen Waffen, die er in den Hosenbund stecken konnte. Er durchstöberte die Regale, nahm mal diese, mal jene Waffe. Überprüfte sie, legte sie wieder beiseite und nahm sich mit einem zufriedenem Gesichtsausdruck die nächste.
    Lühr hatte sich neben Colt und Fireball gesetzt und wünschte sich, sie hätte etwas mehr Mut. In den letzten 20 Minuten hatte sie ihrem Kommandanten mindestens zwei mal die Pest an den Hals gewünscht. Ein recht ungewöhnliches Gefühl für sie. Sie war ihm sonst doch treu und loyal ergeben. Er war doch ihr Mensch. Ihm machte sie Kakao, wenn er schlechte Laune hatte, ihn verteidigte sie vor allen anderen, wenn etwas schief gelaufen war und ihn würde sie auch wieder mit nach Hause bringen.
    „Gehen wir,“, sagte er nun hinter ihr und gab ihr zwei keine, handliche Waffen in die Hand.
    Mit einem Kopfnicken deutete er auf Colt und Fireball. „Hilf ihm, ich werde euch Schutz geben.“
    So verließen sie den Raum, Jesse vorneweg, Colt zwischen seinem Freund und Lühr, die ihren eigenen, gefährlichen Gedanken nachhing.



    Warten auf das Fleisch

    Liko führte Saber einen ganz anderen Weg, als er selber hätte genommen. Er verspürte eine große Dankbarkeit gegenüber dem kleinen, jungen Outrider, der sich tapfer von Flur zu Flur mit ihm schlich. Die Dunkelheit war zermürbend. Immer wieder mussten sie stehen bleiben, um sich zu orientieren.
    „Die meisten sind in den oberen Ebenen. Ich weiß nicht wieso. Dort haben sie die Kommandobrücken und die oberen Quartiere in Beschlag genommen.“, erzählte er flüsternd. „Ich glaube, sie kommen nur nach unten, wenn sie etwas hören und Beute vermuten.“
    Saber dachte nach. „Was ist denn oben anders als unten?“, wollte er wissen.
    Liko blieb stehen und legte den Kopf leicht schief. Eine Geste, die er schon unbewusst von seinem Kommandanten übernommen hatte, obwohl er diese hasste.
    „Ich bin mir nicht sicher, ich glaube, es ist die Temperatur. Oben ist es deutlich wärmer, so oder so.“
    „Die Temperatur....“
    Liko nickte. „Hier unten ist als erstes alles ausgefallen und somit war es oben sowieso länger wärmer als hier unten. Da ist es bestimmt immer noch recht mollig. Unser Stoffwechsel ist langsamer als eurer. Deswegen haben wir es gerne ein bisschen wärmer.“ Liko stockte in seinen Erzählungen und musste kurz an Jesse denken, der fast jeden Morgen fluchend die Heizungen runter gestellt hatte und teilweise unter Strafe verboten hatte, sie wieder rauf zu stellen. Das Ergebnis war folgendes: Hunderte frierende Outrider, ein zufriedener Kommmandant. Liko schüttelte missmutig den Kopf.
    An einer kleinen Tür blieb er stehen. „Da durch, da kommen wir zu den Waffenkammern.“
    Saber öffnete sie einen Spalt breit, schaute angestrengt ins Dunkeln und versuchte, etwas zu hören. Alles war ruhig, bis auf das zornige Summen der Notfallbeleuchtungen.
    Liko hatte sich hinter ihm versteckt und Saber stellte verwundert fest, dass er den jungen Outrider zittern spüren konnte.
    Er leuchtete mit seiner Taschenlampe in den Gang, der sich vor ihm auftat...und wunderte sich. Direkt ihm Gegenüber konnte der Jesses Stiefel sehen. Sie waren wieder am Ausgangspunkt.
    Aber wo waren Colts Stiefel. Sie waren nicht da. Saber schöpfte Hoffnung. Wenn Colts Stiefel nicht da sind, musste es bedeuten, dass er sie geholt hatte, nachdem die Wesen sie angegriffen hatten. Das würde dann wiederum bedeuteten, dass er lebte und das es ihm gut ging. Er warf einen Blick auf Likos Schuhe. „Klappern die?“, fragte er.
    Liko guckte überrascht, verstand dann aber und schüttelte den Kopf, „Die sind ganz leise.“
    Dann traten sie gemeinsam in den Gang.
    Saber erkannte die Richtung, in der er gerannt war und begriff, dass er im Kreis gelaufen war, als er vor den Ding weggerannt war. Liko hatte ihn einfach wieder von der anderen Seite zurück gebracht, war dem Kreis also praktisch weiter gefolgt. Nun sah er wieder die Gabelung vor sich. Links zu den Waffen, rechts war er hinunter gelaufen und Colt war hier in den Flur geworfen worden.
    Saber ließ den Schein der Taschenlampe über den Flur gleiten, bis er auf zwei tote Wesen fiel, die an einer Tür lagen. Dem einem hingen fremde Gedärme aus dem aufgerissenem Unterleib. Um dem Kopf des anderen hatte sich eine eklige grüne Pfütze gebildet. Liko gab einen kehligen Laut von sich und schüttelte sich unwillkürlich.
    Saber schien nun in die andere Richtung. In der, wo die Waffenkammer war. „Komm,“, flüsterte er und schlich an der Wand entlang, versuchend, die Augen überall zu haben. Liko folgte ihm und klammerte sich dabei an Sabers Jacke.
    Vor der Tür zur Waffenkammer schob er Liko behutsam von sich weg und drehte den Knauf. Nichts. Verschlossen.
    Liko lächelte sonnig und zeigte auf einen kleinen, grauen Kasten mit einer Schalttafel, auf der Symbole waren, die Saber nicht kannte.
    „Da kannst du ja froh sein, dass du mich hast“, flüsterte Liko und lächelte von einem Ohr zum anderem. Saber wuschelte ihn über den Kopf und brachte das ohnehin zauselige Haar durcheinander, was dem jungen ein fröhliches Glucksen entlockte.
    Sein blauhäutiger Begleiter drückte eine Tastenkombination und nach und nach leuchtete Lämpchen von rot nach grün auf, bevor die Tür mit einem Summen aus dem Schloss fiel.
    Der Anführer der Star Sheriffs stand in einem Raum, der mit Regalen und Metallgestellen voller Waffen ausgestattet war.
    „Ich glaube, das wird doch noch ein guter Tag.“, meinte er und zog Liko mit sich, um ihn mit den Funktionen einer leichten Waffe vertraut zu machen.
    Das erwies sich als schwieriger wie erwartet. Liko hatte tatsächlich noch nie in seinem Leben eine Waffe gehalten. Es war nicht mal so, das Liko zu dumm wäre, um sich Wissen über die Waffe anzueignen, die Saber für ihn ausgewählt hatte. Liko hatte schlichtweg Angst vor dem Ding. Er traute sich kaum, es in den Händen zu halten, aber als Saber sie dann entsicherte und Liko anwies auf ein Ziel innerhalb des Raumes zu schießen, hatte Liko die Augen zugemacht, einen Finger in ein Ohr gesteckt und versucht, mit der anderen Schulter das andere Ohr zu bedecken. Saber schüttelte resigniert den Kopf. So wird das nichts werden, dachte er, als er sah, wie Liko bei dem Schuss zusammen zuckte und die Waffe auf den Boden fiel.
    „Vielleicht machen wir das lieber anders,“, sagte er und nahm sie ihm wieder aus der Hand. Liko lächelte dankbar aber verschämt. „Tut mir echt Leid. Ich kann ja so einfach viele tragen, für den Fall das deine dann mal leer sind.“
    Saber lachte. „Für den Fall nehmen wir besser nur Munition mit, das ist leichter.“
    Saber packte sich die Taschen voll Munition und gab dann Liko welche, die er umsichtig in seinen Taschen verstaute.
    „Nun Komm, ich muss nach Fireball schauen. Dazu müssen wir wieder zwei Stockwerke hoch durch den Leiterschacht.“
    Sein grünlockiges gegenüber verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte Angst, durch den dunklen Schacht zu klettern. Aber er hatte mehr Angst alleine zu bleiben.



    Es war schon komisch. Es war, als wäre die Wirklichkeit, wie er sie kannte, durch ein großes, schwarzes Loch einfach aufgesaugt worden. Genau so, wie auch diese Wesen das Blut ihrer Opfer einfach in sich aufsaugten, existierte nun für ihn keine Realität mehr. Er bewegte sich mit einem völligem Automatismus, der über ihn gefallen war wie die Nacht.
    Colt lag schwer zwischen ihnen, immer noch ohne Bewusstsein, aber Lühr trug die meiste Last.
    Schwach rote Deckenleuchten huschten über sie hinweg, während sie durch fremde Flure schlichen, von denen einer aussah wie der nächste. Fireball konnte sich nicht mehr orientieren. Selbst wenn er nur versuchte sich zu erinnern, in welcher Richtung sie nach der letzten Biegung gegangen waren, er schaffte es nicht. Er schaffte keinen zusammen hängenden Gedanken mehr. Lühr warf ihn über Colts Schulter hinweg einen besorgten Blick zu. Der Junge hatte ein dreckiges Gesicht. Unter seinen Augen hatten Tränen kleine, helle Kanäle hinterlassen.
    Sie hatte das Bedürfnis nach einer Pause, wollte ihn gern einfach in den Arm nehmen und ihn trösten.
    Sie hatte viele Freunde und Kollegen verloren, aber, so dachte sie, für ihn war es sicherlich, als hätte er alles verloren. Sein Cowboyfreund so gut wie tot, der andere war es vermutlich schon und noch hatte der Junge keine Ahnung was dank Jesse noch auf ihn zukommen würde. Colt machte ihr auch Sorgen. Selbst wenn sie es schafften, bis in den Hangar zu gelangen, so stellte sich doch die Frage, ob er einen Dimensionssprung überhaupt überleben würde. Sie bezweifelte es doch stark. Für Menschen war es ohnehin nicht ungefährlich, aber wenn diese noch verletzt waren, standen die Chancen gleich Null.
    „Jesse, wir müssen eine Pause machen.“ flüsterte sie.
    Jesse drehte sich zornig nach ihr um. Das Funkeln in seinen Augen wollte ihr heute gar nicht gefallen.
    „Sei still, verflucht noch mal, willst du uns alle umbringen?“, zischte er. Lühr setzte Colt vorsichtig ab und lehnte ihn an einer Wand. Es waren nur noch wenige Meter, aber sie wollte Zeit schinden. Sie wusste, dass sie in der Lage war, auch in Jesse Dinge wach zu rufen, die er in den Jahren bei den Outridern nicht vergessen hatte. Sie zeigte auf Colt und Fireball, der teilnahmslos neben seinem Freund Platz nahm und sich an dessen Schulter lehnte.
    Jesse verdrehte die Augen. „Schon gut, wir machen fünf Minuten Pause, aber leise.“, presste er zwischen den Zähnen hindurch und bemerkte nicht die Crawler, die sich am Ende des Flures gesammelt hatten und zwar genau dort, wo der Durchgang zum Hangar war. Sie gaben keinen Laut von sich, wiegten sich still in der Menge und hielten ihre dünnen Spinnenbeinchen eng am Körper.
    Oh ja, sie waren ganz still.
    Sie hatten gelernt.
    Still gelernt...


    Sie ...

    ...rochen das Fleisch, das blutende Fleisch. Und den Schweiß, den salzigen Saft, den sie ausschieden. Sie sahen sie nicht, aber sie hörten ihr Flüstern. Ihr leises Gemurmel. Hörten es wie Donnern ihn ihren Köpfen.
    Sie rochen auch ihre Angst. Den bitter – süßen Geruch von Angst, vermischt mit anderen Dingen.
    Doch sie waren immer leise. Immer leise und regten sich nicht, bewegten sich nicht, bliesen nicht ihren Atem aus, wenn sie in der nähe waren.
    Dachten, dass sie schlau sind.
    So schlau, mit ihren Körpern voll Blut und ihren sehenden, wissenden Augen.
    Augen, die groß wurden wenn sie sie sahen und sich für immer schlossen, wenn sie gingen.
    Nun war es Zeit, selbst still zu sein, sich nicht zu rühren.
    Denn sie lernen,
    lernen langsam, aber sie tun es.
    Und nun warten sie.
    Warten auf das Fleisch.....

    .....

    ....

    Fireball schaute Lühr zu, wie sie nach Colts Puls fühlte. Noch war er da. Sie lächelte ihn aufmunternd zu und Fireball lächelte müde und erschöpft zurück. Jesse hatte sich neben Fireball gesetzt und an die Wand gelehnt und sah die hellen Schieren auf dessen Gesicht. Nicht nur das. Der Junge strahlte auch eine fiebrige Hitze aus. Er hatte auf jeden Fall Fieber bekommen. Fuck, er hasste das. Er hasste das Gefühl, dass sich dabei in ihm ausbreitete. Es schmeckte nach Schuld und fühlte sich an wie kleine Nadelstiche unter der Haut. Hier zu sitzen und den Kleinen neben sich zu haben, machte ihn krank. Nervös strich er sich mit den Händen durch das blaue, mittlerweile sehr strähnige Haar und seufzte.
    „Ich werde mal schon vor gehen. Es ist nicht mehr weit. Ich komme gleich zurück und hole euch. Ich mache schon einen Gleiter fertig.“, sagte er und stand wieder auf.
    Fireball hielt ihn am Arm zurück. „Warte, geh nicht alleine. Bleib lieber.“
    Jesse schüttelte ihn ab. „Schon gut, es sind nur noch ein paar Meter, das pack ich schon und ich Komm ja wieder.“ Er versuchte seine Stimme so ruhig und zuversichtlich wie Möglich klingen zu lassen.
    „Du fliegst nicht ohne uns? Ohne ihn?“, frage Fireball und deutete auf Colt.
    Jesse hockte sich nochmal nach unten und sah Fireball fest in die Augen. „Ich gehe auf GAR KEINEN Fall ohne euch. Ich komme 100% wieder und hole euch. Ich erwarte nicht, dass du das glaubst, aber Lühr wird bleiben und sie weiß, dass ich nicht ohne sie fliege, oder Lühr?“
    „Eiskalt“, dachte sie, nickte aber.
    „Gut.“, sagte Jesse zufrieden. „Dann wartet. Wenn ich schon einen Gleiter fertig machen kann, werden wir viel Zeit gewinnen, die wir noch brauchen werden.“
    „Pass auf dich auf.“ gab ihm Fireball mit auf den Weg als Jesse aufstand. Missmutig knirschte er mit den Zähnen und schloss die Augen.

    Jesse legte die Waffe in den Anschlag und lugte um die erste der beiden Ecken, die er noch zu meistern hatte um an den Hangardurchgang zu kommen. Nichts, alles war absolut still. Vielleicht schliefen die Wesen auch um diese Zeit, dachte er und entspannte sich etwas.
    Seid ziemlich langer Weile hatte er das schreckliche Kreide auf Tafel Geräusch nicht mehr vernommen und auch das Rasseln, dass sie manchmal von sich gaben, war verstummt.
    Jesse war ziemlich zuversichtlich. Er würde hier lebend wieder rauskommen, zwei Geiseln haben und alleine dadurch schon in der Rangordnung einen gutes Stück höher kommen. Wenn Nemesis erst mal sah, wie zäh er war und mehr noch, dass er selbst unter Einsatz seines eigenen Lebens an die Zukunft dachte, würde er ihn hoch belohnen. Ein angenehmes Kribbeln bereitete sich in seinem Bauch aus, dass er allerdings nicht genießen konnte. Das andere Nadelspitzengefühl war stark.
    Jesse schaute hoch. Letzte Biegung, dann noch einen kurzen Weg und dann war er da. Der Hangar konnte möglicherweise voll von ihnen sein, aber dann würde er sie jetzt schon bald hören können. Und wenn er dann doch noch den einen oder anderem Wesen begegnete, würde er schon mit ihm fertig werden. Er war nun schon in Übung. Er brauchte nur noch durch zu halten. Und das nicht mehr lange. Grinsend legte er seine Waffe über die Schulter, schritt um die letzte Ecke ....
    ....und erstarrte in seiner Bewegung. Es waren viele, dutzende. Während er sie anstarrte und vorsichtig mit vor Schreck geweiteten Augen zurückwich, hob das erste Wesen seinen Kopf. Weit riß es sein Maul auf und Jesse sah die lange, zusammengerollte Zunge darin liegen wie eine Schlange. Es stellte seine Fledermausohren auf und das Kreide auf Tafel Geräusch bohrte sich von hinten in Jesses Hirn und drohte durch die Schädeldecke wieder triumphierend durchzubrechen.
    Sie hatten ihn entdeckt....schlimmer noch.
    Sie hatten auf ihn gewartet.


    Liko schrie laut auf, als er die Schüsse hörte. Dann hielt er sich die Hand vor dem Mund und starrte Saber mit großen Augen an.
    Saber brauchte Bruchteile von Sekunden, um zu schalten.
    „Das ist hier, hier auf dieser Ebene!“, rief er und drehte sich im Kreis, um heraus zu finden, von woher die Schüsse kamen.
    „Liko!! Wo wird geschossen!“, brüllte er und packte den Outrider am Kragen, wobei er ihn heftig schüttelte.
    „Ich weiß nicht.....ich...“
    „WO?!?!“, brüllte ihn Saber ins Gesicht. „Wo kann dass sein?!“
    Liko zwinkerte unentschlossen, drehte sich dann selbst halb um die eigene Achse und als weitere Schüsse fielen, rief er . „Ich glaub, das ist am Hangar!“
    Saber packte ihn, schob ihn aus der Waffenkammer und brüllte :“ Hin da, und zwar schnell. Lauf, Liko!“ Und Liko lief.


    Jesse traf zwei von ihnen sofort, der Dritte strauchelte und und wirbelte tödlich verletzt herum.
    Jesse wollte ein weiteres Mal ansetzten, merkte aber, dass er keine Chance mehr hatte, weitere zu treffen. Sie würden ihn erreicht haben, noch bevor er ansetzten konnte. Hinter sich hörte er Lühr seinen Namen rufen, bevor eine Salve von hinten an seinem Ohr vorbei pfiff.
    Er duckte sich. „Jesse, runter, weg da!“, brüllte sie und legte erneut an.
    Im Dämmerlicht der Notbeleuchtung sah er sie näher kommen, so schnell, dass er Schwierigkeiten hatte, zu zielen.
    „Scheiße!“, fluchte er laut und wich weiter zurück bis an die Wand.
    „Andere Dinge werden dich dein Leben kosten.“, hörte er immer immer noch Lührs Worte in seinem Kopf, als er durch den brennenden, unglaublichen Schmerz in seinem Unterleib zu Boden gezwungen wurde.


    Lühr sah, wie sich dutzende von ihnen auf Jesse stürzte. Panik umklammerte ihr Herz, aber nicht ihr Denken. Ruhig setzte sie an, zielte, traf, zielte, traf. Drei taumelten zurück, brachen kreischend zusammen und wanden sich wüst auf dem kalten Metall der Bodenplatten. Zwei waren nun schon über ihn und wühlten mit ihren Rüsseln in blutende Wunden.
    Sie setze wieder an, drückte ab....nichts.
    Verzweifelt jaulte sie auf und lud routiniert aber mit zittrigen Händen die Waffe nach.
    Von sehr weit weg hörte sie wie durch einen Nebel, dass jemand Fireballs Namen rief. Dieser antwortete auch. Nah bei ihr, dann neben ihr und dann nahm ihr Fireball eine Waffe aus dem Halfter.
    Der Junge schwankte, aber in seinen Augen konnte Lühr wilde Entschlossenheit sehen, wie sie es nicht für Möglich gehalten hatte.
    Nicht du, dachte sie. Weißt du nicht, was er mit euch vorhatte. Fireball feuerte eine schnelle und präzise Salve ab, die eines der Wesen, die sich an Jesse krallten, hart und gnadenlos von seinem Körper riß. Es hinterließ eine lange und dunkle Spur roter Flüssigkeit.
    Fireball schoss kurz und hart...und er traf. Erstaunt und bewundernd sah sie ihn an. Die hellen Kanäle auf seinem Gesicht sahen in diesem Licht aus wie Blut.


    Saber hetzte hinter Liko her um eine weitere Ecke und rief wieder die Namen seiner Freunde. Fireball antwortete ihm, Colt nicht. Saber konnte sich nur schwer ein Schluchzen unterdrücken. Liko gab das Tempo vor und er war schnell. Saber fühlte sich wie ein Hase in einem Feld, der gejagt wurde und nun Haken schlug, um zu entkommen. Zwei mal hätte er beinahe den Bodenkontakt verloren und konnte sich nur mit Mühe und wild um sich wirbelnden Armen auf den Beinen halten.
    Schweiß lief ihn in die Augen und verschleierte die ohnehin schon schlechte Sicht.
    Dann sah er sie. Erst Fireball, der breitbeinig die Wesen ins Visier nahm, neben ihm Lühr, die mit erhobener Waffe schnelle Salven abschoss. Saber folgte dem Blick der Waffen und sah Jesse am Boden liegen. Vier, fünf von den Wesen hatten sich in seinem Fleisch verfangen und saugten nun gierig.
    Liko sackte neben ihm zusammen und legte die Hände vor die Augen. Auf seine Hilfe konnte man nicht zählen. Er konnte froh sein, wenn ihm nicht vor Angst einfach das Herz stehen blieb.
    Saber zog seine Waffe und gab die ersten, vorsichtigen und verbitterten Schüsse ab. Auch sie verfehlten ihr Ziel nicht.
    Fast hoffte er, sie würden, aber sie taten es nicht.



    Liko zitterte, sein ganzer Körper vibrierte. Er hatte keine Kontrolle darüber. Seine Zähne donnerten aufeinander, so sehr, dass es schmerzte.
    In seinen Ohren brüllten die Schüssen, die in dem Flur hallten. Die Lautstärke war unglaublich. Er konnte es im Boden fühlen, konnte fühlen, wie er unter seinen Knien und Händen bebte.
    Liko schaute auf und sah die Wesen über den Kommandanten. „Er ist nicht tot!“, wollte er rufen, doch seine Stimme wurde sofort wieder zu ihm zurückgeworfen wie ein Ball im Spiel.
    Liko sah, wie die Wesen zu Boden gingen, wie sie sich orientierungslos drehten. Einige hatten nun schon von Jesse abgelassen und nahmen die Angreifer ins Visier, doch die Schüsse kamen von zwei Seiten und der ohrenbetäubende Hall machte es für sie schwer, ein Ziel aus zu machen.
    Einige brachen kreischend durch die Wand, brachen einfach durch die Wandlamellen und rissen sich an scharfen Kanten die gläsernen Hinterleiber auf.
    Grüner Saft legte sich um die unregelmäßige Öffnung.
    Dann fiel der letzte Schuss.
    Es war still.
    Endlich wieder still.
    Likos Ohren rauschten, seine Augen brannten und er schmeckte Rauch auf seiner Zunge.


    Fireball gab den letzten Schuss ab und sackte dann zusammen. Gerade konnte er sich noch auf den Knien halten. Er merkte, wie jemand ihn unter den Armen griff und leise seinen Namen sagte. War das Saber? Er wusste es nicht.
    „Colt...“, brachte er hervor.
    „Ich lauf schon.“, sagte Lühr, die sah, dass sich der andere Star Sheriff um den Kleinen kümmerte und ihm vorsichtig auf die Beine half.
    „Schon gut,“ hörte er nun Sabers Stimme deutlicher. „Hoch mit dir, wir müssen hier raus, bevor sie wiederkommen.“
    „Liko!“ rief er. „Hilf uns!“
    Liko sprang auf, sah, dass Lühr mit einem verletzten Mann zu den anderen stieß und lief zu ihr.
    „Nimm ihn.“, sagte sie. „Bring sie zum Hangar, schnell.!“
    Der Mann war schwer, aber nun nicht mehr völlig ohne Bewusstsein. Stöhnend legte er einen Arm um Likos Hals und versuchte sich schwankend auf den Beinen zu halten.
    „Was ist mit ihm?“, fragte Liko sie und deutete auf Jesse, der bleich wie eine Wand am Boden lag.
    „Ich kümmere mich um ihn, geh einfach,“ antwortete sie ruhig.
    „Und Liko?“... Er drehte sich zu ihr um. „Du brauchst nicht zurückkommen, niemand weiß, dass du noch hier warst. Ich meine nur, wenn du gehen willst...“ Sie sah ihn an.
    „Ja M´am, danke.“
    Sie nickte.

    Saber schleifte Fireball zum Hanger und steuerte auf einen der Gleiter zu. Vor ihm mühte sich Liko mit Colt ab, aber er würde es schon schaffen. Hinter ihm konnte sie Lühr hören, die Jesse nun zu einem der Schiffe zog. Vor einem Gleiter warf sie ihn zu Boden.

    „Lühr, er muss mit uns kommen. Er muss in ein Krankenhaus, sonst stirbt er.“, sagte Fireball, der den Ausdruck in ihren Augen nicht deuten konnte.
    „Nein!“, gab sie entschieden zurück. „Er kommt mit mir.“
    Sie blickte auf ein paar Anzeigen an der Außenhülle der Gleiter und nickte dann. „Diese haben noch genug Saft um zu eurem Schiff zu kommen. Ich werde diesen nehmen, der hat noch genug Saft für einen Sprung. Danach werden wir schon aufgegabelt.“

    Fireball zerrte an Saber Jacke. „Wenn sie ihn mit nimmt, stirbt er.“, sagte er.
    Lühr trat auf ihn zu , sah ihn streng an und wiederholte beinahe die Selben Worte, die Jesse vor nicht allzu langer Zeit selber gesagt hatte, als es um Colt ging.
    „Wenn er stirbt, Pech für ihn, wenn nicht, auch gut.“ dann lächelte sie ihn sonnig an. „Glaub mir, ich werde mich schon um ihn kümmern. Was besseres hat er eh nicht verdient.“ Sie zwinkerte ihn freundschaftlich zu, öffnete den Gleiter und Saber half ihr, Jesse in das Cockpit zu schaffen. Er selbst bezweifelte, dass er überleben würde. Jesse atmete kaum, sein Puls war praktisch nicht mehr tastbar aber er wusste auch, dass er zäh war.
    „Hört zu,“, sagte sie nun, während sie selber in den Gleiter stieg. „ Ich will, dass ihr wisst, dass ich euch sehr dankbar für alles bin. Ich weiß nicht , was passiert, wenn wir uns das nächste mal sehen.“
    Saber nickte ernst. „Schon gut, das werden wir sehen, wenn es so weit ist. Und es wird so weit kommen.“
    Lühr startete die Triebwerke und Saber sah der erstaunlichen, blauhäutigen Frau mit schweren Gedanken nach.

    Liko hatte Colt in der Zwischenzeit ordentlich angeschnallt und saß nun mit einem zerknirschtem Gesicht neben ihn, als Saber und Fireball sichtlich erschöpft in den Gleiter stiegen.
    „Weißt du was, Liko?“, fragte er als nun auch er die Triebwerke startete.
    Liko schüttelte den Kopf.
    „Ich weiß zwar noch nicht, wo ich dich unterbringen soll, aber ich wette, du kannst jetzt eh erst mal Ferien gebrauchen, oder?“
    Als Saber abhob, dachte Liko darüber nach.
    Er hatte zwar keine Ahnung, was Ferien waren, aber er dachte, dass es nach etwas leckerem klang.

    Ende.



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