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Re: Weberknechte
Starbuck77 - 31.01.2007, 15:39Weberknechte
Systematik
Stammgruppe: Urmünder (Protostomia)
Überstamm: Häutungstiere (Ecdysozoa)
Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Unterstamm: Kieferklauenträger (Chelicerata)
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Ordnung: Weberknechte
Wissenschaftlicher Name
Opiliones
Unterordnungen
Cyphopalpatores
Palpatores
Die Weberknechte (Opiliones) gehören zu den Kieferklauenträgern und sind eine Ordnung der Spinnentiere (Arachnida). Weltweit sind etwa 4000 Arten bekannt, die Körperlängen von zwei bis 22 Millimetern erreichen. Die Weberknechte enthalten Arten, die gedrungen und milbenförmig sind, daneben aber auch die bekannten langbeinigen Arten. Die größten Vertreter der Weberknechte sind Trogulus torosus mit einer Körperlänge von 22 Millimetern sowie Mitobates stygnoides mit nur sechs Millimeter Körperlänge, aber mit 160 Millimeter langen Beinen.
In Mitteleuropa sind etliche Arten der Weberknechte gefährdet und stehen auf der Roten Liste. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass sie wegen ihrer Lebensweise besonders leicht mit Bodenfallen gefangen werden können und ihre ökologischen Ansprüche daher im Gegensatz zu den echten Webspinnen relativ gut untersucht sind. Des weiteren muss man annehmen, dass Weberknechte sehr ortstreu und daher besonders empfindlich sind. Sie haben ein großes Potenzial für die Bioindikation, das aber mangels Interesses an den Spinnentieren nur selten genutzt wird.
Bau der Weberknechte [Bearbeiten]
Im Unterschied zu den Webspinnen ist das Kopfbruststück (Prosoma) der Weberknechte nicht vom Hinterkörper (Opisthosoma) getrennt, außerdem verfügen sie weder über Gift- noch über Spinndrüsen. Weberknechte werden daher von Arachnologen nicht als echte Spinnen bezeichnet.
Wie alle Spinnentiere (Arachnida) besitzen sie acht Beine, die bei vielen Arten extrem lang sind. Bei Mirobates stygnoides beispielsweise können die Beine das 25fache der eigentlichen Körperlänge ausmachen. Daher ist der Weberknecht auch als Opa Langbein bekannt. Daneben gibt es allerdings auch viele Arten ohne diese auffallende Verlängerung der Beine, oder mit sogar – für Spinnenverhältnisse – regelrechten Stummelbeinen, die bei einigen Arten kaum länger als der Körper sind. Im Falle eines Angriffs kann sich der Weberknecht von einem Bein trennen (Autotomie), das dann, immer noch zuckend, den Angreifer verwirren soll. Bei jungen Tieren wird dieses Bein in der Regel innerhalb von zwei bis drei Häutungen regeneriert.
Die Pedipalpen vieler Arten sehen oft aus wie Beine, sodass vom unbedarften Beobachter auch fünf Beinpaare gezählt werden. Sie können (bei den Laniatores) zu einschlagbaren Fangorganen ausgebildet sein, dienen aber meist dem Tasten, der Fortpflanzung oder (bei der Nahrungsaufnahme) als Gliedmaßen, die den Kieferklauen (Cheliceren) die Nahrung zuschieben.
Die Kieferklauen sind dreigliedrig und bei einigen Gruppen sehr groß und auffällig; im kräftigen und langen ersten Grundglied werden sie waagerecht wie Dornen nach vorne getragen. Giftdrüsen fehlen allerdings, Weberknechte verspeisen ihre Beute lebend. Ein unter der Lupe auffälliges Merkmal aller Weberknechte ist ein ausgeprägter Hügel, der die Augen trägt. Dieser Augenhügel kann auch zu einem relativ langen Stiel ausgebildet sein, so dass viele Weberknechte unter dem Binokular gesehen geradezu als Stielaugen zu bezeichnen sind. Der Sehsinn ist relativ schlecht entwickelt, auch wenn ultraviolettes Licht wahrgenommen wird. Welche Rolle dies bei diesen nachtaktiven Tieren spielt, ist unklar.
Der Körper einiger Arten ist mit teils bizarren und farbenprächtigen Dornen und Zacken besetzt, die sich nur unter dem Mikroskop erkennen lassen. Welche Funktion diese Körperfortsätze haben, die an Krokodile oder Warane erinnern, ist noch ungeklärt.
Auch bei Weberknechten kann es einen Geschlechtsdimorphismus geben. Männchen der Laniatores sind auffällig dunkler als die Weibchen, da ihre Chitinhülle dicker ist. Außerdem besitzen sie meist eine deutlich stärkere Skulpturierung.
Lebensweise der Weberknechte [Bearbeiten]
Die meist in der Bodenschicht lebenden Weberknechte bauen keine Fangnetze, sondern ernähren sich hauptsächlich von mikroskopisch kleinen Gliederfüßern. In der lockeren Streu des Laubwaldes, in Gärten, Wiesen, Hecken oder naturnahen Parks grasen sie mit ihren Cheliceren abgestorbene Pflanzenteile ab, auf denen mikroskopisch kleine, zersetzende Tiere sitzen. Trotzdem besiedeln sie auch die Bodenschicht oder Bodennähe auch in extremen Biotopen und Ökosystemen, wie Dünen, Moore, Heiden. Die Pedipalpen tasten dabei voraus, die ebenso wie die langen Beine als Taster dienen. Bis auf wenige Ausnahmen sind Weberknechte nachtaktiv, die mit hunderten von Individuen pro Quadratmeter den Boden in feuchten Laubwäldern oder Mooren besiedeln.
Wer sie beobachten möchte, sollte sich in einer warmen und trockenen Spätsommernacht in den Wald begeben, um dort 1 bis 3 Stunden nach Sonnenuntergang am besten liegend oder kniend mit einer Taschenlampe den Boden anzuleuchten. Die gut getarnten Tiere sind häufig erst nach einer gewissen Gewöhnungszeit zu entdecken, dann bemerkt man aber bald hunderte auf kleinstem Raum. Die Aktivität ist aber sehr witterungsabhängig.
Ihre Lebensweise ist wohl auch ein Grund für ihre Gefährdung. Die Intensivierung der Forstwirtschaft und der Landwirtschaft, und der rapide Verlust von Biotopen wie Hecken, Knicks und Bruchwäldern dürfte den Weberknechten nicht förderlich sein.
Weberknecht (Opilio parietinus)
Weberknecht in Bewegung
Von Wassermilbennymphen parasitierter Weberknecht
Weberknecht Nahaufnahme
Fortpflanzung [Bearbeiten]
Bei den Weberknechten erfolgt die Übertragung der Spermien direkt. Dabei stehen sich Männchen und Weibchen mit den Vorderkörpern gegenüber und das Männchen führt seinen Penis durch die Cheliceren hindurch in den Genitalraum des Weibchens. Die Geschlechtsöffnung beider Geschlechter wird durch die Ausbildung einer Chitinplatte verlagert, im Fall der Phalangioida bis direkt unter den Mundraum. In der entstehenden Genitalkammer liegt ein eregierbares und bewegliches Rohr, welches von den Weibchen zur Eiablage (Ovipositor) und von den Männchen zur Begattung als Penis eingesetzt wird.
Die Eier legt das Weibchen in kleine Löcher oder Spalten am Boden, bei einigen südamerikanischen Vertretern der Gonyleptidae wurde eine Brutpflege beobachtet, bei der das Männchen ein Nest baut und es, sowie die Eier und die Jungtiere vieler Weibchen, mit denen es sich gepaart hat, bewacht.
Systematik der Weberknechte [Bearbeiten]
Die genaue systematische Position der Weberknechte innerhalb der Spinnentiere ist bislang nicht geklärt. Den aktuellen Stand zeigt Kury (2003, Checklist of valid genera of Opiliones of the World).
Klassischerweise werden sie als Schwestergruppe der Milbenartigen (Kapuzenspinnen und Milben) eingesetzt, wobei sich dies allein auf die Begründung stützt, dass bei diesen Gruppen das zweite Laufbeinpaar etwas länger ist als die übrigen. Das ehemals gute Argument der geißellosen Spermien wird dadurch hinfällig, dass die ursprünglichen Kapuzenspinnen eindeutig begeißelte Spermien besitzen.
Eine alternative Vorstellung (Shultz 1990) ordnet die Weberknechte als Schwestergruppe eines aus Skorpionen, Pseudoskorpionen und Walzenspinnen bestehenden Taxons ein. Hier basiert die Hauptbegründung auf den Ansatzstellen der Beinmuskulatur und dem Aufbau des Mundvorraums.
Intern werden die Weberknechte klassischerweise in die drei Unterordnungen Cyphophthalmi, Palpatores und Laniatores aufgeteilt. Nach phylogenetischen Untersuchungen bildet jedoch die Gruppe der Palpatores keine natürliche Gruppe, sondern umfasst lediglich Stammlinienvertreter der Cyphophthalmi, deshalb werden beide ursprünglichen Taxa zu den Cyphopalpatores zusammengefasst.
Cyphopalpatores [Bearbeiten]
Diese Gruppe umfasst alle Arten der in Mitteleuropa verbreiteten Weberknechte. Diese werden in folgende Familien eingeteilt (Artenauswahl unvollständig):
Sironidae (2 Arten in Europa)
Siro duricorius
Travuniidae (1)
Cladonychiidae (= Erebomastidae) (2)
Holoscotolemon unicolor
Fadenkanker - Nemastomatidae (17)
Nemastoma lugubre
Nemastoma bimaculatum
Mitosoma chrysomelas
Paranematosoma quadripunctatum
Histricostoma dentipalpe
Dicranolasmatidae (1)
Brettkanker - Trogulidae (10)
Anelasmocephalus cambridgei
Trogulus tricarinatus
Schneckenkanker - Ischyropsalididae (7)
Ischyropsalis hellwigi
Schneider - Phalangiidae (35)
Amilenus aurantiacus
Dicranopalpus gasteinensis
Lacinius dentiger
Lacinius ephippiatus
Lacinius horridus
Lophopilio palpinalis
Mitopus morio
Odiellus spinosus
Oligolophus hanseni
Oligolophus tridens
Opilio canestrinii
Opilio parietinus
Opilio saxitilis
Paroligolophus agrestis
Phalangium opilio
Platybunus bucephalus
Rilaena triangularis
Sclerosomatidae (19)
Astrobonus laevipes
Gyas titanicus
Leiobunum blackwalli
Leiobunum limbatum
Leiobunum rotundum
Leiobunum rupestre
Nelima sylvatica
Laniatores [Bearbeiten]
Die Laniatores kommen ausschließlich in den tropischen Regenwäldern Südamerikas vor. Sie zeichnen sich durch raubbeinartige Pedipalpen und tasterähnliche zweite Laufbeine aus. Die Männchen dieser Tiere sind stark gepanzert und haben sehr große Hüftglieder (Coxen), wobei die des letzten Beinpaares mit Dornen bewehrt sind. Einige Arten sind außerdem mit auffälliger Skulptur und Dornen bestückt.
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