Fotojagd auf Wale und Delfine

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    Re: Fotojagd auf Wale und Delfine

    infoshark - 18.01.2007, 21:28

    Fotojagd auf Wale und Delfine
    Fotojagd auf Wale und Delfine

    Touristen beeinflussen das Verhalten der Meeressäuger. Biologen in Neuseeland untersuchen, ob das den Tieren schadet

    Aufgeregt stehen die Passagiere an der Reling des Schiffes und deuten aufs Meer. Ein Pottwal ist zum Luft schnappen aufgetaucht. Ein paar Minuten lang bläst er riesige Fontänen in die Höhe. Die Kameras der Beobachter klicken ununterbrochen. Schließlich krümmt das Tier den Rücken, streckt die Schwanzflosse hoch in die Luft und verschwindet in der Tiefe.

    Es gibt nicht viele Orte auf der Welt, an denen man die bis zu 18 Meter langen Pottwale (Physeter macrocephalus) so leicht beobachten kann. Denn als Jäger der Tiefsee brauchen die Tiere Meeresgebiete, in denen sie tausend oder mehr Meter hinabtauchen können, um Tintenfischen und Fischen nachzustellen. Solche Jagdreviere liegen meistens weit ab von jeder Küste und außerhalb der Reichweite von Ausflugsbooten.

    Vor der Ostküste von Neuseelands Südinsel allerdings haben Pottwal-Beobachter gute Chancen. Denn vom Städtchen Kaikoura aus (siehe Karte) muss man nur zehn Kilometer aufs Meer hinausfahren, um einen Tiefseegraben zu erreichen. Dort halten sich das ganze Jahr über um die achtzig Pottwale auf. Und das nährstoffreiche Wasser lockt auch noch andere Meeresstiere an, zum Beispiel Schwarzdelfine (Lagenorhychus obscurus).

    Jedes Jahr gehen allein von Kaikoura aus Tausende von Touristen auf Wal- oder Delfintour. Auch andernorts in Neuseeland werden solche Ausflüge aufs Meer angeboten. Landesweit organisieren etwa sechzig Firmen Begegnungen mit Meeressäugern. Welche Folgen das für die Tiere hat, wollen Steve Dawson und seine Kollegen herausfinden. Die Meeresbiologen von der University of Otago in der Südinsel-Stadt Dunedin gehören zu den international führenden Experten für das Verhalten der Meeressäuger.

    Dawsons Doktorand Christoph Richter zum Beispiel hat drei Jahre lang die Pottwale vor Kaikoura beobachtet. Wohin schwimmen sie? Wie lange bleiben sie an der Wasseroberfläche? Wie häufig blasen sie? Und wie oft stoßen sie bei ihren Tauchgängen die charakteristischen Klicklaute aus, an deren Echos sie sich orientieren? Akribisch hat der Biologe diese Verhaltensweisen analysiert.

    Einige scheinen sich tatsächlich zu verändern, wenn ein Beobachtungsschiff in der Nähe ist. So halten sich die Tiere dann kürzer an der Wasseroberfläche auf und stoßen häufiger ihre Blas-Fontänen in die Luft. Beides gilt bei Walen als Stressreaktion. Zudem fangen die Meeressäuger schon kurz nach dem Abtauchen an zu klicken, wenn neben ihnen ein Schiff auf den Wellen schaukelt. Sind sie allein, lassen sie sich mehr Zeit, bis sie einen solchen Orientierungslaut ausstoßen. Das hat Richards aus größerer Entfernung von einem kleinen Boot aus beobachtet.

    Seiner Ansicht nach könnte dieses Verhalten der Wale daran liegen, dass der Lärm der Schiffsmaschinen die Echo-Ortung erschwert. Das heißt, die Tiere klicken womöglich häufiger, um trotz der Störungen möglichst viele Echos auffangen zu können.

    "Alles in allem sind diese Verhaltensunterschiede allerdings eher gering", sagt Steve Dawson. Offenbar seien die Pottwale vor Kaikoura recht tolerant, was den alltäglichen Bootsverkehr angeht. "Sie haben sich vermutlich daran gewöhnt", meint der Biologe. Für seine These spricht, dass Tiere, die sich nur kurze Zeit in diesen Gewässern aufhalten, viel empfindlicher reagieren als diejenigen, die in der Region leben.

    Die Schwarzdelfine vor Kaikoura scheinen das Touristeninteresse auf den ersten Blick sogar zu genießen. Während die Passagiere der Beobachtungsboote mit ihren Kameras über der Reling hängen, ziehen die Meeressäuger unten im Wasser eine regelrechte Show ab. Elegant schießen sie am Schiff entlang, spielen im Fahrwasser, tauchen aus den Wellen auf und verschwinden wieder. Oder sie drehen sich neben der Schiffswand auf die Seite und beäugen die Menschen an Bord.

    Allerdings legen nicht alle Mitglieder einer Delfingruppe die gleiche Begeisterung für Boote und Beobachter an den Tag. Dawson hat schon erlebt, dass Jungtiere neben dem Touristenschiff aus dem Wasser sprangen, während Delfinmütter mit ihrem noch jüngeren Nachwuchs entnervt das Weite suchten. "Manchmal werden Delfingruppen durch solche Zwischenfälle geteilt und brauchen dann lange, um wieder zusammenzufinden", sagt der Forscher. Nicht nur verschiedene Delfine reagieren unterschiedlich, auch ein und dasselbe Tier kann seine Haltung zu Booten im Laufe eines einzigen Tages mehrfach ändern. So fand Dawsons Mitarbeiterin Kirsty Barr heraus, dass Schwarzdelfine Wert auf ihre Mittagspause legen. Für etwa zwei Stunden spielen sie dann miteinander oder sie gönnen sich Ruhe, um sich von ihren nächtlichen Jagdzügen auf dem offenen Meer zu erholen. In dieser Zeit wollen die Tiere nicht gestört werden.

    Viele Veranstalter der Delfin-Touren bieten deshalb mittags keine Fahrten mehr an. "Sie nehmen Rücksicht auf die Tiere, weil sie den Touristen auch in Zukunft noch Delfine zeigen wollen", sagt Dawson. Doch er kennt auch andere Beispiele. Er hat Boote gesehen, die zu schnell und zu nah an Delfinen vorbeifuhren oder sogar durch eine Gruppe hindurchrasten. Bei mehreren Studien haben Dawson und seine Kollegen beobachtet, dass von Booten gestresste Delfine weniger Zeit fürs Fressen und für Sozialkontakte haben. Sie sind zu sehr damit beschäftigt, den motorisierten Störern zu entkommen.

    Keinen Stress verursacht einem Delfin hingegen die Entscheidung, ob er mit Menschen zusammen schwimmen will oder nicht. "Wenn man sich mal wie ein Idiot vorkommen will, braucht man sich nur mit Delfinen ins Wasser zu begeben", sagt Dawson. Denn im Vergleich zu den eleganten Meeressäugern wirkt auch der trainierteste menschliche Schwimmer unbeholfen. Wenn die Delfine sich von Schnorchlern belästigt fühlen, schwimmen sie ihnen einfach davon. Problematisch sind allerdings Verfolgungsjagden, bei denen das Schiff die Schwimmer immer wieder einsammelt, die Herde überholt und die Touristen dann erneut ins Wasser lässt.

    Ob solche Stressfaktoren zum Rückgang der Delfine beitragen, können die Meeresbiologen bisher noch nicht mit Sicherheit sagen. In der Fjordlandschaft des Doubtful Sounds im Südwesten der Südinsel (siehe Karte) hat Dawsons Doktorand Dave Rundgren eine andere Delfinart, die Großen Tümmler (Tursiops truncatus), beobachtet. Dabei stellte Rundgren fest, dass die Tiere länger tauchen, wenn der Touristenrummel zu groß wird. Außerdem meiden die Delfine Gebiete, die besonders oft von Menschen besucht werden. Ob das der Grund dafür ist, dass die dortigen Delfinbestände seit 15 Jahren schrumpfen, weiß niemand. Denn die Großen Tümmler haben auch mit Veränderungen ihres Lebensraums zu kämpfen, die beispielsweise von massiven Süßwasser-Einleitungen eines Kraftwerks am Fjord verursacht werden.

    "Vielleicht ist der Tourismus für diese Tiere der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt", fürchtet Steve Dawson. Aber die Beobachtungsschiffe seien nicht das Problem Nummer eins für Neuseelands Delfine. Viel bedenklicher sei die Tatsache, dass sich Jahr für Jahr unzählige Meeressäuger in Fischernetzen verheddern und ertrinken. "Der Tourismus mag das Verhalten der Tiere verändern", sagt Dawson. "Die Fischerei aber tötet."



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