Wissen statt Glauben als Zukunft

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    Re: Wissen statt Glauben als Zukunft

    Anonymous - 18.01.2007, 14:17

    Wissen statt Glauben als Zukunft
    Vorab möchte ich allen Menschen, die glauben, meinen Respekt zollen. Ich möchte mit meiner Stellungnahme nicht werten, verunglimpfen oder gar verletzen.
    Ich möchte folgende These zur Diskussion stellen:
    Ziel menschlichen Daseins ist es, sich durch die Nutzung kognitiver Fähigkeiten (die uns vom Tier unterscheiden) vom "Glauben" zum "Wissen" zu bewegen. "Wissen" ist im Gegensatz zum "Glauben" eine Übereinkunft in der Erfahrung. "Glauben" hingegen ist individuell, subjektiv und nicht rational begründbar. Nun, sollte es nicht der Weg aller Religionen sein, sich zum "Wissen" hin zu bewegen ? Den eigenen Glauben zu transzendieren und sich von der Vergangenheit, Tradition, Überlieferung zu befreien. Auf diesem Weg der Transzendenz des Glaubens würden sich die verschiedensten religiösen Menschen und die nicht-religiösen auf einer "neuen" menschlichen Ebene treffen. Religiöser Streit würde obsolet. Moralischen Handeln wäre nicht an Religionen gebunden und der Freiheitsbegriff wäre universal.
    Was meint ihr Leser dazu ? (Ich mute, dass auch Ihr -wie die Christen- den Glauben ü b e r das Wissen stellt..Schade) :shock: :shock: :shock:



    Re: Wissen statt Glauben als Zukunft

    Yazmina - 20.01.2007, 20:05


    A salaam alaikum liebe Jantina

    Sind Sie sicher, dass Wissen in Opposition zum Glauben steht?
    Der Islam stellt das Wissen dem Wort und der Tat voran, verbunden mit der Aufforderung, sich mit erlangtem Wissen nicht zufrieden zu geben, sondern unablässig die Zunahme an Wissen zu erbitten.

    Beispiel: Die Einsicht in den hochkomplexen Aufbau der Materie, ihrer Funktion und Wirkung, die Einsicht in die höchstkomplizierte Bau- und Funktionsweise der Lebewesen dieser Erde und zwar sowohl jener an der Oberfläche wie jener der Tiefsee in 2000 bis 11'000m Tiefe, deren Lebensraum nur zu ca. 5% bekannt ist sowie das Ringen um Zunahme an Wissen lässt uns unsere eigene Begrenztheit erkennen. Wissen kann also den Glauben verstärken, dann nämlich, wenn der Mensch auf Suche nach Erkenntnis, bei Finden einer Antwort auf eine Frage immer wieder vor unzähligen neuen Fragen steht und anerkennen muss, dass er nicht allmächtig ist und dies akzeptierend trotzdem weitersucht. Schon Ibn Sina (Avicenna) sagte: "Ich weiß, dass ich nichts weiß".
    Diese Suche nach Wissen war eine der Treibfedern der raschen Expansion des Islams und für die darauffolgende Blütezeit der arabisch-islamischen Wissenschaften (siehe: Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt a. M. und Professor Fuat Sezgin).

    Ist die Opposition nicht eher in Macht : Wissen zu suchen?
    Derjenige der Wissen hat, erhält Einblick in Strukturen und Zusammenhänge oder um es mit dem Koran auszudrücken: "Niemand begreift die Gleichnisse, mit Ausnahme der Wissenden" (Sure 29, 43). Unter dem Motto „Der Zweck heiligt die Mittel“, wird alles was diesem Ziel dient, so das Wissen wie auch der Glaube, missbraucht.

    Wissen = Übereinkunft in der Erfahrung? Nicht alle Erfahrungen sind gleich: Übereinkunft bedingt Konsens = Wille zur Anerkennung verschiedener Sichtweisen.

    Auch der Islam fordert das Hinterfragen von Traditionen und Brauchtum. Die Schweizer Frauen werden im Berner Kommentar zum Gleichstellungsgesetz gebeten Geduld zu wahren, da die Änderung gesellschaftlicher Gepflogenheiten einer gewissen Zeit bedarf. Inzwischen sind über 20 Jahre vergangen… Gefragt ist Wille zur Veränderung.

    Der Koran verlangt vom Menschen, das Gleichgewicht der Erde zu bewahren und nicht schädigend auf sie einzuwirken (7, 56):

    Könnten Sie mir vielleicht Lösungen vorschlagen, wie auf der von Ihnen vorgestellten neuen menschlichen Ebene, das hochaktuelle Thema der Wasserverschmutzung angegangen werden kann - sei dies nun Grundwasser (geben Sie auf www.google.ch /Greenpeace & Grundwasser/ ein, sowie www.speleo.ch) oder die Verschmutzung der oberflächlichen Gewässer.
    Besonders würde mich Maßnahmen interessieren gegen den, durch menschliche Ausscheidungsprodukte, via Abwasser den Gewässern zugeführten Medikamentencocktail. Darunter speziell die Reduktion der Östrogene aus Verhütungsmitteln, die u.a. als Ursache der Zwittrigkeit von Fischen im Thunersee angesehen werden. Personen, die ihre Familienplanung nicht abgeschlossen haben, werden verschiedenenorts bereits gebeten, kein aus Gewässern aufbereitetes Trinkwasser zu sich zu nehmen, da es ihre Fruchtbarkeit beeinträchtigt.
    Welche Lösung schlagen Sie vor – ohne erneute Explosion der Krankenkassenkosten infolge Zunahme der Krankheitsfälle durch die Einnahme kontaminierter Nahrung, Zunahme der Anzahl künstlicher Befruchtungen und der damit verbundenen mehrwöchigen medikamentösen Behandlung?

    Wie wollen Sie diese konkreten Probleme lösen ohne Einschränkung der universellen Freiheit? (Schon Moses sagte, es gebe auf Erden keine Freiheit ohne Grenzen)

    Ganz herzlich
    Yazmina



    Re: Wissen statt Glauben als Zukunft

    M.M.Hanel - 25.01.2007, 21:35


    Sehr geehrte Jantina

    Glauben und Wissen sind einander entgegengesetzt? "Glauben heisst nichts wissen!" ist ein prägendes Sprichwort, welches religiösen Glauben trifft?

    Nun - Muslime glauben, dass GLAUBE und WISSEN sich in etwa so zueinander verhalten, wie es die PSYCHE und die PHYSIS miteinander halten. Das Ergebnis dieses Verhältnisses kann man anhand des Gehabes einer psycho-physischen Einheit, genannt Mensch, erfahren.

    Weiters glauben Muslime, (wenn ich schriebe: "wissen die Muslime" käme ich mir ziemlich überheblich vor) dass der Verstand, dessen Zentral-Sitz sich im Gehirn befindet, kognitives Wissen - über die Erfahrung der körperlichen Sinne koordiniert und das (spirituelle) Herz transzendente Erfahrung erfährt, welche sich als Glaube manifestiert. Glaube ist in diesem Sinne also nicht transzendiertes Wissen, sondern transzendentes Wissen.

    So erklärt es sich, dass die Muslime ein Glaubensbekenntnis in der Form einer Bezeugung sprechen:

    "Ich bezeuge, es ist kein Gott ausser dem EINEN Gott ..."

    Dieses Zeugnisablegen, dieses Glaubensbekennts ist ein Zeugnis EINES Wissens, welches sowohl auf kognitiver, sinnlicher Ebene (Ebene des "Wissens", der körperlichen Sinne, des Gehirns) basiert, als auch kognitiver, spiritueller (Ebene des "Glaubens", des Herzens).

    Somit ist aus islamischer Sicht der Spruch "Glauben heisst nichts wissen" nur in Bezug auf einen Schüler anzuwenden, der sagt: "Ich glaube, Goethe hat den "Wilhelm Tell" geschrieben."

    Wenn ein Muslim sagt: "Ich glaube an Gott und Seine Engel, Offenbarungen und Propheten, etc.", dann bezieht sich dieser Glaubende auf ein subjektiv bezeugtes Wissen. (Wobei objektive Erfahrung, Wissen, letztlich auch nur die Summe vieler subjektiver Erfahrung ist.)
    Selbstverständlich gibt es Unterschiede unter den Menschen in Bezug auf das Ausmaß ihrer Erfahrung und somit Wissens und Glaubens.

    Der Muslim erfreut sich eines Werdegangs, welcher bezeichnet werden kann: "Vom "glauben" zum Wissen" - (wobei "glauben" hier absichtlich klein geschrieben wurde).

    Langer Rede kurzer Sinn.

    Wer meint, GLAUBE und WISSEN schliesse einander aus, ist genauso am Holzweg, wie jener der meint, dass 1 Münze auch nur 1 Seite hätte.
    Doch wenn man die Münze für eine Entscheidung wirft, ist immer eine Seite oben - auch wenn es vorkommen kann, dass die Münze auf ihrem Rande zu stehen kommt.
    "Doch gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist."

    Glauben Sie nicht?


    PS.
    Bevor ich's vergesse - In GSIW sind nicht nur Muslime vertreten!
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