Die Nacht vor der Scheidung von Sándor Márai
Der Klappentext beginnt mit folgendem Ausspruch: „Die Verhandlung kann nicht stattfinden, weil ich heute meine Frau getötet habe. Und ich bin gekommen, weil ich dir alles erzählen will.“
Dies ist wieder einmal eine Beschreibung, die viel zu viel vorweg nimmt, und auch so manchen Leser in die Irre führen könnte. Dieser Spannungsbogen, der damit vorgetäuscht wird, entspricht nicht dem Buch. Denn dieser Roman beginnt mit einer ganz ruhigen Auseinandersetzung eines Richters, Christoph, mit seinem Leben. Er erzählt über sich, Ende dreißig, verheiratet, zwei Kinder, über seinen Vater und Großvater, beide auch schon Richter gewesen mit einem hohen gesellschaftlichen Rang, den Christoph nun auch anstrebt, und auf dessen Leiter er sich längst befindet. Der Leser erfährt, dass der Richter in einem Kloster-Internat erzogen wurde, und dass er mit dem dortigen Priester eine engere Beziehung hatte als zu seinem Vater. In seiner Familie gibt es keine Wärme, und vor allem keine Aussprache.
Die Aussprache mit seinem Jugendfreund zum ende des Buches sprengt damit alle Ketten. Vieles was so alltäglich und normal ist, wird in Frage gestellt, nicht nur der Leser denkt über sein eigenes Leben nach, für den Protagonist könnte sie zu einem Riss seines bisherigen Lebens führen.
Die Sprache von Márai ist wunderbar einfühlsam, er zeichnet dadurch ganz klare Figuren, in welche man sich direkt hineindenken kann.
Ich kann dieses Buch empfehlen, möchte aber für mich anführen, dass ich vorläufig keinen Márai mehr lesen möchte, da sie alle irgendwie miteinander verwandt sind.
(Im Blog habe ich noch weitere Infos.)
(:stern:)