Krümels-Bücherwelt ...

... ein Literaturforum der anderen Art

Pehnt, Annette - Insel 34




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Pehnt, Annette - Insel 34

Beitragvon Pippilotta » 29.12.2006, 07:54

[center]Annette Pehnt - Insel 34 [/center]

Die namenlose Protagonistin steht an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Sie ist eine Musterschülerin, eine stille Einzelgängerin, bei den Mitschülern weder beliebt noch unbeliebt, rundherum angepasst und unauffällig, sie hat keine Neigungen, keine Ziele und kann für nichts eine Leidenschaft aufbringen.
Dem ständigen Konflikt mit ihrem Vater, der der Meinung ist, man müsse Ziele haben, man müsse sich engagieren und Leidenschaften entwickeln, versucht das Mädchen aus dem Weg zu gehen, indem es sich – vom Erdkundeunterricht inspiriert – für Insel 34 interessiert. Diese Insel liegt gemeinsam mit 33 anderen vor dem – nicht näher bezeichneten - Heimatland. Diese Inseln bieten keinerlei Attraktionen, weshalb sie auch weitgehend unerforscht und auch namenlos sind.
Der Leser wird nun Zeuge der wachsenden Leidenschaft, des Dranges, alles über diese Insel herauszufinden. Die Protagonistin vernachlässigt ihr Äußeres, die Welt um sie herum wird zur Nebensächlichkeit und auch die Gunst des Vaters ist ihr wieder sicher.
Letztendlich, inzwischen Sprachforscherin, macht sie sich auf den Weg, die Insel zu besuchen und vor Ort zu erforschen. Allerdings ist Insel 34 die am weitesten entfernte, und so macht sie zuerst Halt auf Insel 28, 32 und 33, wo sie auf sehr skurrile und eigenartige Menschen und Zustände trifft.

Es ist eine sehr eigene, nach außen hin sehr unspektakuläre Geschichte, die aber trotzdem nie langweilig wird. Auf knapp 190 Seiten erfährt der Leser von dieser stetig wachsenden Leidenschaft für diese namenlose Insel, verspürt die Sehnsucht des Mädchens, die allmählich zur Sucht wird und wird sein Begleiter auf dem Weg zum großen Ziel.
Ein sehr eigenwilliges Buch, das ich jedem Leser, der ruhige, unspektakuläre und nachdenklich machende Bücher mag, ans Herz legen kann!

:stern: :stern: :stern: :stern:

Bild
Herzliche Grüße
Pippilotta


T.C. Boyle - Wenn das Schlachten vorbei ist

Life is what happens to you while you are busy making other plans (Henry Miller)
Benutzeravatar
Pippilotta
Superkrümel
Superkrümel
 
Beiträge: 4894
Registriert: 19.04.2006, 16:52
Wohnort: ... im Himmel ...

von Anzeige » 29.12.2006, 07:54

Anzeige
 

Beitragvon wolves » 29.12.2006, 13:03

Danke für deine Rezension. Ich habe schon mal nach dem Buch gegoogelt, seit ich gelesen habe, dass du es liest. Ich war schon sehr auf deinen Eindruck gespannt. Das Buch ist auf meine Wunschliste (endlich mal ein Notizbuch und nicht mehr diese losen Blätter) gelandet.
Liebe Grüße
wolves


Benutzeravatar
wolves
Buchgenießerin
Buchgenießerin
 
Beiträge: 6413
Registriert: 07.11.2006, 14:51
Wohnort: Saarland

Beitragvon Siebenstein » 29.12.2006, 16:40

@ Pippilotta, wieder mal ein Buch über das wir uns einig sind. :D

Ich habe es auch vor kurzem gelesen und war ähnlich begeistert, wie schon nach ihrem Erstling "Ich muß los".
Sehr gefallen hat mir der leise Humor, mit dem die sonderbaren Inselbewohner und ihre Lebensgewohnheiten beschrieben werden. Ich bin der Autorin dankbar für diese kleinen, sicher mit einem Augenzwinkern geschriebenen Szenen, denn insgesamt fand ich das Buch sehr melancholisch. Die Leidenschaft, die die Protagonistin zu spüren glaubt, als sie beginnt sich für die Inseln zu interessieren, war ihr mehr oder weniger auferlegt wie eine Pflichtübung, der sie nachkommen will, um endlich dazuzugehören. Besagte Insel 34, die am wenigsten erforschte und am schwierigsten zu erreichende Insel, bietet sich als Projektionsfläche für ihre große Sehnsucht geradezu an. Man ahnt zwar, dass das nicht gut gehen kann, aber was sie auf den Inseln dann tatsächlich erwartet und vor allem, dass sie dort so gar keine innere Heimat finden kann, fand ich sehr tragisch - aber wunderschön beschrieben! :clap:

@wolves, ich kann mir vorstellen, dass es dir auch gefallen könnte. :wink:

Herzliche Grüße
Siebenstein
BildAstrid Rosenfeld - Elsa ungeheuer
Benutzeravatar
Siebenstein
Krümel
Krümel
 
Beiträge: 640
Registriert: 06.11.2006, 09:02
Wohnort: Berlin

Beitragvon Karthause » 29.12.2006, 18:15

Danke für deine Rezi, Pippi. Du hast mich neugierig gemacht. Habe mir die Autorin gleich notiert und beim nächsten Bibliotheksbesuch werde ich nach ihr Ausschau halten. :danke:
Viele Grüße
Karthause

Mein Blog

Fliegen kannst du nur gegen den Wind.
Benutzeravatar
Karthause
SuB-Betreuerin
SuB-Betreuerin
 
Beiträge: 7199
Registriert: 19.04.2006, 19:07
Wohnort: Niederrhein

Beitragvon schnecke » 11.05.2007, 18:38

Dieses Buch hat mir ein Gefühl der Ruhe vermittelt wie schon lange keins mehr. Die Heldin stellt sich ihrem Schicksal, so ungefähr würde ich das ausdrücken, und das wirkt stärker als all die "Macher"geschichten.
Am Schluss hatte ich außerdem auch schon Interesse an Inseln, so mitreissend war für mich ihr Weg zur Leidenschaft und dann quer durch die Realität der Entdeckungsreise.
Ein schönes Buch, mit angenehmer Sprache!
schnecke
 



Ähnliche Beiträge

Pehnt, Annette - Mobbing
Forum: Zeitgenössische-Literatur
Autor: Krümel
Antworten: 0
McLeod, Alistair - Die Insel
Forum: Zeitgenössische-Literatur
Autor: Anonymous
Antworten: 3
Tanazaki, Junichiro: Insel der Puppen
Forum: Weltliteratur/Klassiker
Autor: mombour
Antworten: 0
Norman, Diana - Tochter der Insel
Forum: Historische Romane
Autor: marilu
Antworten: 0

Zurück zu Zeitgenössische-Literatur

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron