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McCullers, Carson - Die Ballade vom traurigen Café




McCullers, Carson - Die Ballade vom traurigen Café

Beitragvon marilu » 17.12.2006, 10:04

Inhalt:

Handlungsort: eine kleine, trostlose Stadt in den Südstaaten der USA, in der die Winter kurz und steng, die Sommer aber grell und heiß sind.
Im Zentrum der Hauptstraße steht ein sehr altes, verwahrlostes Haus, das früher ein Café war. Von Zeit zu Zeit sieht man eine Person hinter dem einzigen nicht vernagelten Fenster im 1. Stock auftauchen, die von

S. 6 hat geschrieben:"schrecklicher Unbestimmtheit, bleich und geschlechtslos, mit grauen, schielenden Augen, die so stechend sind, als tauschten sie untereinander einen langen Blick verschwiegenen Grams aus.


Dieser Beschreibung folgt ein Rückblick zu der Zeit, als es in dem Haus ein Café gab, das die Besitzerin Amelia Evans und ihr Vetter Lymon Willis führten. Ein weiterer Rückblick führt noch weiter zurück zu Amelias Eheleben mit Marvin Macy. Diese Ehe dauerte nur 10 Tage und der enttäuschte Bräutigam verlässt die Stadt daraufhin. Dabei vergisst er nicht, Amelia Rache für ihr herzloses Verhalten zu schwören (so ist ihr z. B. selbst in der Hochzeitsnacht die Arbeit wichtiger als ihr Ehemann).
Der Satz

S. 81 hat geschrieben:"Vergesst also Marvin Macy nicht, da er in unserer Geschichte eine schreckliche Rolle spielen wird."


ist der Auftakt zu einem Schwenk in der Geschichte.

6 Jahre später kommt Marvin wieder und mit ihm schleicht sich fast unmerklich eine Veränderung in das Stadtleben. Ein unerwarteter Hitzeschwall verdirbt das Schlachtfleisch, die bedrohliche Aura von Marvin verdirbt die Stimmung im Café und dann schneit es erstaunlicherweise auch noch!

Lyman, der nichts von Marvins und Amelias Vergangenheit weiß, ist von Marvin angezogen und lässt sich von dessen Verachtung nicht abbringen, ihm hinterher zu dackeln. Seit dem ersten Blickkontakt der beiden wird Marvin sein Held. Er lässt ihn in das Café einziehen, ergreift für ihn Partei und vergisst im großen und ganzen alles, was Amelia für ihn getan hat.

Der Höhepunkt der Geschichte ist ein Boxkampf zwischen Marvin und Amelia, dessen Ausgang für alle Folgen haben wird.

Meine Meinung:

Mir hat das Buch gut gefallen. Es ist zwar nur knapp 140 Seiten stark, steckt aber voller lebensnaher Einfälle! Die Novelle ist stilistisch sehr ausgefeilt und verbirgt viel hinter der eigentlichen Erzählung: z. B.: Einsamkeit, Liebe, enttäuschte Liebe und Wut darüber. Rachepläne, Geltungsstreben und der Wunsch nach Nähe. Der Grundton ist melancholisch und spricht damit auch die Wünsche und Befürchtungen des Lesers an. Ich habe es erst aus der Hand legen können, als ich es durchhatte.

Von Carson McCullers werde ich zukünftig noch einiges lesen!

:stern: :stern: :stern: :stern:

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