Flügelbruch

Burg Allentsteig
Verfügbare Informationen zu "Flügelbruch"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: Phillipus - Zartana - Anonymous - Zausel - joholi1
  • Forum: Burg Allentsteig
  • Forenbeschreibung: ~Familie Rothenfels~
  • aus dem Unterforum: Wachposten am Tor
  • Antworten: 20
  • Forum gestartet am: Sonntag 12.10.2008
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Flügelbruch
  • Letzte Antwort: vor 12 Jahren, 10 Monaten, 8 Tagen, 2 Stunden, 7 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Flügelbruch"

    Re: Flügelbruch

    Phillipus - 15.02.1460, 17:51

    Flügelbruch
    13. Hornung 1459
    Rückkehr


    Nur ein missmut‘ges Grummeln war zu vernehmen, als der Rabenschopf das Pochen an der hölzernen Tür vernahm. Es war noch zu früh zum Aufstehen, lieber zog er den nackten Leib der Schlafenden näher an den Seinen und stellte sich vor ‘s wär’s braungelockte Räuberweib. Viel Fantasie musste er dazu aufbringen, als er’s Gesicht an ihre Halsbeuge bettete. Nicht der typische erdige Geruch stieg ihm in die Nase, den die Räuberin in sich verinnerlicht hatte. Als wär’ sie die Verkörperung des Waldes. Stattdessen roch das Weib nach ‘nem frischen Brotlaib und diesem seltsamen Tee, den hier jeder trank. Sacht’ tastete sich seine Hand über ihre Rippen, zu fleischig war der Leib, die Haut um Längen nicht so glatt wie die der Geliebten. Ein Seufzen entfloh der Kehl’ des Rabenschopfes und kitzelte die Nackenhaare der Magd, die sich ihm so sehr aufgedrängt hatte, dass er ihr Angebot gar nicht mehr ablehnen konnte, bevor abermals ein Klopfen ertönte. „Monsieur de Thaler!“, rief der Bursch’ hinter der Tür aufgeregt. Zara hatte jedem, der Französisch sprach, befohlen ausschließlich die Schönste aller Sprachen in Phils Gegenwart zu verwenden. „Ja doch.“, murrte dieser hingegen, löste sich von der Illusion und striff sich die lederne Hose über die Hüfte, eh er sich zur Tür begab. „Une missive pour vous, monsieur.“, stammelte der Bote mit einer tiefen Verneigung, während er dem Normannen den Brief entgegenstreckte, als dieser die Tür geöffnet hatte. Mit einem kurzen Nicken deutete er ihm zu gehen, als er den Brief entgegen genommen hatte. „Merci.“, sprach er noch, ehe die Tür wieder ins schloss fiel und er sich auf den Sessel sinken ließ, der nahe der Tür stand. Er hatte keinen blassen Schimmer, wer ihm heuer noch einen unversiegelten Brief zukommen ließ, doch bei jedem weiteren Wort vergrößerten sich die ungläubigen Blaugrauen, stieg die Übelkeit in seinem Magen mitsamt der Selbstverachtung. Es war nicht sie in seinem Bett, es war nur der Wunsch in seinem Kopf. Erschrocken wurd’ der Brief sinken gelassen, den Blick starr an die Wand gerichtet, die Worte schienen in seinen Ohren nachzuhallen. „Fichtre!“, entfloh es seinen Lippen, als er aufsprang, sich sein Hemd überzog und in die Wildledernen schlüpfte. Er würde abreisen, sofort. Nach einigen wilden Wortwechseln mit dem Blondschopf, der neben seinem Zimmer hauste, stürmte Phil die zahlreichen Stufen hinunter und sprintete zum Stall. Keine Zeit durfte verloren gehen.

    Gerade, als der Schwarzschopf ungefähr die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht hatte und einen grasigen Hügel passierte, schoß die Sonne aus dem Wolkennest über den Himmel und explodierte in hunderttausend Splitter aus geschmolzenem Licht. Die Bäume in der Umgebung stürzten um, die nahegelegenen Waldstücke fingen Feuer, die Erde riss entzwei und eine riesige Welt aus kochender Lava tat sich vor ihm auf. Er fühlte sich, als würde er geradewegs in die Hölle der Ungläubigen reiten. Wär’s ein Theaterstück, so wäre es das Ende es ersten Akts, der rote, samtene Vorhang würde das aufwendige Bühnenbild vor den staunenden blicken der Unwissenden schützen. Seltsamerweise verspürte er den unglaublichen Drang die Teuflin wiederzusehen. Er liebte sie mehr als jeden anderen Menschen, den er kannte und jemals in diesem Jammertal kennen lernen wird. Vielleicht war dies die einzige Chance. Sicher hatte er den Schwur nicht vergessen, den er vor nahezu zwölf Jahren geleistet hatte, das Versprechen, das er sich selbst gegeben hatte, sein Leben als moralisch verantwortungsbewusster Mensch zu führen. Er wollte ein guter Mensch sein, jeden einzelnen Tag kämpfte er darum, den Eid zu halten, den er nach den Geschehnissen in Flandern abgelegt hatte, aber nun, auf dem Rücken des Rappens, auf dem direkten Weg zu ihr, sagte er sich, Liebe und Moral haben nichts miteinander zu tun. Er konnte sie nicht ändern. Er wollte es nicht. Er würde sein Wort nicht brechen. Mit der flachen, kühlen Hand strich der Normanne die Gedanken fort und trieb Cerdon zur Eile an, als er ihn auf den kiesigen Weg führte, an dessen Ende die Mauern des Herrenhauses in hellem Weiß erstrahlten. Erschöpft sprang er vom Pferd und hastete zum dunklen Portal, an dessen Holz er sogleich seine Faust schlug. Er hatte es geschafft. Als ihm nach einigen Minuten niemand öffnete, wich er zurück und tastete mit seinem Blick jedes einzelne Fenster ab. „Apryl!“, rief er mit seinem letzten tiefen Atemzug, in der Hoffnung sie würde in einer Nische auf der Fensterbank sitzen und der Schrei würde sie aus den Gedanken reißen. Nichts. Erst jetzt fiel ihm auf, dass das Portal einen schweren Eisenring besaß. ‘Verdammter Idiot’, schalt er sich selbst, ehe er den Türklopfer benutzte. Es war klar, dass ihn so niemand gehört hatte.

    [Gespräche rausgenommen, Post wird sonst zu lang.]

    Weit und breit keine Menschenseele die sein verächtliches Schnauben hätte hören können. Der glückliche Zufall, dass der Rappe noch immer an Ort und Stelle stand, war’s einzige, was die verübelte Laune etwas aufhellen konnte. „Mein einz’ger treuer Gefährte.“, murmelte Phil, als er den mächtigen Hals des Tieres tätschelte, ehe er sich in den Sattel schwang und sich eilte noch vor Sonnenuntergang wieder auf Burg Allentsteig zu weilen. Es war noch früh, er schätzte elf, vielleicht zwölf Uhr, sein Aufenthalt auf dem Anwesen war nicht von langer Dauer gewesen, höchstens ‘ne Stund. Meilen weiter, unweit von der Burg der Rothenfelser, schloss der Normanne endlich die Augen, um die Bilder hinfortzutreiben. Wie von selbst fiel das Pferd vom Galopp in einen müden Trab, um sich selbst für das restliche Waldstück zu schonen, das sie passieren mussten. Schon jetzt, beim Eintreten in den Kranz aus Tannen, Kiefern und Eichen zuckten die Ohren des Tieres unruhig, doch sein Reiter bekam davon nichts mit, der immer noch angestrengt Erinnerungssegmente verdrängte. So war es beinahe vorhersehbar, dass jemand anderes ihn aus seiner Trance wecken musste. Kurz darauf ertönte ein lautes „Halt!“. Schlagartig zügelte er sein Pferd, riss die Augen auf und sah dennoch nichts. Ein schlacksiger Hühne, der sich kein bisschen verändert hatte. Dieselben glanzlosen braunen Zotteln, das knochige Gesicht und – auf der Entfernung nur schwerlich erkennbar – die kühlen grauen Augen. Fast zehn Jahre war es her und er erkannte ihn, als sei es gestern gewesen. „So sieht man sich wieder.“, sprach Alan mit einem süffisanten Grinsen und zog etwas hinter seinem Rücken hervor, das Phil als Armbrust ausmachte. Das Geschoss war auf ihn gerichtet. Einfach so, mit dem einzigen Ticken der Uhr, stand das ganze Universum kopf. Der Grauäugige war kein Individuum mehr. Er war nur noch diese Waffe und sonst nichts, die Albtraumwaffe, die im Kopf jedes Flamen spukte, die herzlose, kalte Waffe, deren Bestimmung es war, dich eines Nachts in einer dunklen Gasse oder hier in einem Waldstück aufzuspüren und vorzeitig ins Grab zu schicken. „Ich habe dich nicht vergessen. Aber ab heute wird es jeder.“ Alan wirkte anders. Nicht unbedingt, weil er nun zehn Jahre älter war, er wirkte unreif, als wäre er ein kleiner Bub’, der nicht wusste was er tat. Soweit Phil das beurteilen konnte wirkte er ängstlich, ganz und gar nicht souverän in dem, was er tat. Widersprüchlich zu den selbstsicheren Worten. Vielleicht war es etwas in seinen Augen, vielleicht hatte er ein leichtes Zittern seiner Unterlippe bemerkt. Vielleicht war der Rabenschopf auch einfach nur blind, halluzinierte und was auch immer er wahrnahm, muss ihm durch die Poren gedrungen sein. Dennoch war es ein Erkennen ohne Bewusstsein, aber er war sich nahezu sicher, dass es ein Anfänger war, nicht der gefürchtete Alan, sondern ein Nachwuchsräuber bei seinem ersten oder zweiten Auftritt. Kurz darauf sauste der Bolzen auf ihn zu, bette sich in seine linke Schulter, knapp über dem Herzen. Der flämische Bandenführer musste glauben, er hätte es durchbohrt, denn geschwind eilte er zurück ins Dickicht. Nach Atem ringend ließ Phil sich aus dem Sattel gleiten, überdauerte nur wenige Flügelschläge, ehe er bewusstlos zusammenbrach. Falsch gedacht. Hör nicht auf zu sprechen, Herz. Vollkommene Schwärze, Ruhe, keine Qualen. Und dennoch scheitert der Protagonist. Ende des dritten Akts. Vorhang.


    - Fairplay-



    Re: Flügelbruch

    Zartana - 15.02.1460, 18:36


    Am Abend des 13. Hornung 1459
    Ein Rabe am Boden

    Da ging er, nur wegen eines Briefes, ließ sie zurück auf der Burg ohne großartige Informationen darüber wohin er wollte.
    Nur der Name Ape´s , ward genannt worden, eh der Rabe die steinernden Stufen hinabgestiegen war um die Burg letztendlich zu verlassen.
    Einige Augenblicke lang verharrte die Blonde neben der offenen Tür zu Phil´s Gastzimmer eh die Braunen aufs Weib in seinem Bett fielen.
    Wutenbrannt stürmte die Tochter Joholi´s auf das nackte, unter den Decken liegende Weib zu,packte es an den Haaren und nährte sich mit dem eigenden Gesicht so nah dem der Bediensteten, das jene wohl den warmen Atem Zara´s auf der eigenden Haut spüren konnte.
    "Verschwinde von hier, zieh dich an und geh!" zischte die Blonde dem Weib entgegen, eh sie deren Kopf zurück aufs Kissen stieß.
    Jetzt noch wütender als noch vor einigen Augenblicken, ging Zara zurück auf ihr Zimmer, mit den Gedanken aber weiterhin beim Raben.
    Stunden später erst sucht die junge Frau die Räumlichkeiten der Bediensten auf, warnte die jungen Mägde eindringlich einen Fuß ins Zimmer des Normannen zu setzen wenn sie nicht ihre Arbeit verlieren wollten.
    Tief im inneren hatte Zara es gewußt das er nicht die Finger von den Jungfern lassen würde, das er versuchen würde seine Trennung zur Möderin so zu vergessen.
    Und kannte die Blonde den Raben auch so gut das sie wußte das er es niemals schaffen würde.
    Ape und er waren für einander geschaffen und auch wenn Zara das Weib verabscheute, ja sogar einen Hass auf sie entwickelt hatte, wußte sie das nur Ape es schaffen würde Phil glücklich zu machen.
    Wenn er zurück kommen würde, so würde sie mit dem Freund reden müßen, ihn vor die Wahl stellen wie man so schön sagt.

    Es wird Mittag, es wird Nachmittag und es ist Abend, doch der Rabe bleibt verschollen.
    Ein Dutzend mal schon hatte Zartana die Wachkommandanten nach der Rückkehr des Freundes gefragt, doch wollt der Begehr der Blonden einfach keine positive Antwort finden.
    Immer wieder sagte die Blonde sich das es besser gewesen wäre dem Freund einen Soldaten zum eignen Schutze mitgegeben zu haben doch war er ja so schnell aufgebrochen das Zara kaum das Wort ""Ade" hatte aussprechen können.
    Unruhig herumzusitzen lag nicht in der Natur des Weibes, und so wird sich, nachdem die Sonne im Begriff war langsam unterzugehen, der eigende Rappe genommen und die Burg verlassen.
    Richtung Stadt, genau durch die noch immer verschneiten Wälder wollte sie das Pferd führen, in der Hoffnung hier dem Raben zu begegnen.
    Dem HERRN sei dank das die Sonne noch genug Licht produzierte denn sonst wären der Blonden die Bluttropfen wohl nicht im Schnee aufgefallen.
    Unruhig wird auch der Rappe, bäumt sich auf und will nicht weiter denn nicht unwiet von ihnen steht noch ein anders Pferd.
    Nur Zara erkennt den Schwarzen Rappen, es war das Pferd des Raben.
    Schon hatte Zara sich vom Rücken des eigenden Pferdes geschwungen, war auf den Gefährten Phil´s zugegangen eh ihr ein Markerschütternder Schrei entfleucht.
    Da lag er, Phil, doch nicht zum schlafen, nein er blutete so stark das der Schnee um ihm herum dunkelrot gefäbt war, es hier sogar nach Blut roch.
    Stolpernd gehts Weib auf den Freund zu, fragt mit zittriger Stimme ob er wach sei.
    Doch keine Reaktion des Raben ließ das Weib hoffen.
    Erst dann wird der Bolzen in seiner linken Schulter entdeckt, das viele Blut hatte ihn gar getarnt.
    Weinend und ganz vorsichtig gehts Weib hinterm Kopf des Freundes auf die Knie, hebt ihn langsam an um ihn dann in ihrem Schoß zu betten.
    Zittrig streichen die Finger durchs schwarze Haar, dann legt sie den eigenden Umhang auf den Unterkühlten Körper des Raben.

    Wie Stunden kommts der Blonden vor als endlich eine Menschenseele zu ihnen tritt, doch erst minuten waren vergangen.
    Geistesgegenwärtig war ihr einer der Soldaten gefolgt was nun wohl Phil das Leben retten könnte wenn er nicht schon verloren war.
    Wie eine Schlafwandlerin kommts Weib sich vor, als sie mit ansieht wie vier kräftige Männer den Normannen auf eine selbstgebaute Trage, aus starken Ästen und einem Leinentuch, betten und ihn so, noch immer unter dem Mantel Zaras, zur Burg bringen....



    Re: Flügelbruch

    Phillipus - 15.02.1460, 19:39


    Am Morgen des 15. Hornung 1459
    Erwachen


    Das Geräusch von Atemzügen; er horchte wieder. Jedoch nicht jener Ton, den er immer im Herzen tragen würde, nicht die Frequenz, die er in sein Gedächtnis eingraviert hatte. Stummes Gemurmel dringt an sein Ohr. Zwei Tage Ohnmacht und selbst jetzt war er nicht bereit aus dieser zu erwachen. Was bot ihm’s Leben schon? Lieber schlafen, lieber alles verschlafen, auf gute Zeiten warten.
    Der Geruch einer Vielzahl von Kräutern, die die Rezeptoren in seiner Nase kitzelten; er roch wieder. Kräuter, ein Hauch der Natur, jedoch nicht das moosige, das ihr Körper ausströmte, der Duft tausender Wildblumen, den ihr Haar beinhaltete. Nichts davon. Weiterschlafen, nur weiterschlafen.
    Die sachten Berührungen auf seiner Stirn, seiner Brust; er spürte wieder. Ein feuchtes Tuch, das den Schweiß von der Stirn vertreiben sollte, das eincremen mit Salben, die Kontrolle, ob der Verband noch richtig saß. Nicht ihre zarten Fingerspitzen, die ihn sanft wecken wollten.
    Der rote Schein hinter den Lidern, das Licht, das er durch die dünne Haut vernahm; er sah wieder. Kein strahlendes Licht, das den Weg zur Sonne ebnete, nur das prasselnde Kaminfeuer, wie er vermutete.
    Unruhig zuckten die Lider, sacht’ lösten sie sich und boten den glasigen Blaugrauen darunter einige Zeit um sich umzusehen. Der schweißnasse, nackte Körper, lediglich bedeckt durch eine Decke, die man ihm über die Hüfte gelegt hatte. Der große Verband, den man ihm um die linke Schulter gewickelt hatte. Kein Schmerz, kein Empfinden. Vorsichtig hebt der Schwarzschopf suchend den Blick, tastet sich Zoll für Zoll an der hellen Haut des Blondschopfes entlang, bis er die Braunen erreicht, eh die Lippen schwerlich ihren Namen formen. Zara. Ein unausgesprochenes Wort einer leeren Hülle. Ein flüchtiges, dankbares Lächeln, das seine letzten Kräfte ihm erlauben, bevor die Augen nach oben abdriften, die Lider sich schließen, der Schlaf ihn zurückgewinnt. Ohne den Wind in seinen Flügeln würde er nie wieder fliegen können.



    Re: Flügelbruch

    Zartana - 15.02.1460, 22:14


    15. Hornung 1459
    Ob es Hoffnung gibt?

    Nachdem man den Verletzten zur Burg gebracht hatte, machten sich einige Soldaten auf den Weg zurück in den Wald.
    Es mußte ein Angriff gewesen sein und so sollte der Angreifeer doch Spuren hinterlassen haben.
    Doch fand man einzig nur Schuhabdrücke im Schnee, irgendwo im Dickicht des Waldes.
    Den Angreifer nun auf eigende Faust zu fangen war unmöglich geworden, er oder auch sie, konnte schon überall sein.

    Nicht eine, keine einzige Sekunde, hatte die Blonde das Krankenlager des Raben verlassen.
    Schlaf, Nahrungsaufnahme oder auch nur der Drang zu trinken, das alles war plötzlich Nebensächlich.
    Die einzige Sorge galt dem besten Freund, er durfte nicht sterben er durfte sie nicht auch noch verlassen wie so viele andere schon vor ihm.
    Man hatte den besten Medicus ganz Österreichs kommen lassen nur damit dieser sich ums Wohlergehen des Normannen kümmern sollte.
    Nachdem er ihm den Bolzen hatte entfernen können wurd die Wunde genäht, mit heilenden Salben eingerieben und mit den verschiedensten, wohlriechenden Kräutern bedeckt eh ein dicker Verband um die Schulter Phil´s gelegt wurde.
    Der Medicus selbst konnte einen besorgten Gesichtsausdruck nicht verbergen doch traute er sich auch nicht der Blonden seine Befürchtungen mitzuteilen.
    Phil würde es nur schaffen, wenn er es selbst wollte.
    Und so betete Zara das der HERR ihm die Kraft spenden möge, so flüsterte sie Phil immer wieder beruhigende Worte vor, so befeuchtete die Blonde immer und immer wieder die Stirn des Raben.
    Und dann endlich, gerade als die Sonne an diesem morgen aufgegangen war, öffneten sich die Lider des Schwarzkopfes.
    Zara´s Herz schlug schneller als seine Lippen sich zu einem Tonlosen Wort formten, als seine Lippen ganz kurz lächelten.
    Er hatte sich selbst aus dem tiefen Schlaf gekämpft und ach wenn er sofort wieder in einen Traum zurückfiel war es dennoch ein gutes Zeichen, ja er würde es vielleicht schaffen.

    Noch Stunden später saß das Blonde Mädel an seinem Bett bis der Medicus sie des Zimmer verwies.Sie sollte essen, trinken sich auspannen und dann zurückkommen.
    So unglaublich schwer es auch viel den Freund allein zu lassen, fügte die Blonde sich und tat wie ihr geheißen.
    Am Abend dann, die Sonne hatte längst wieder dem Mond platz gemacht, kehrte sie zurück ins Krankenzimmer.
    Es war stickig und heiß darin, man konnt den schweren Duft der Kräuter in der Luft förmlich greifen, so das Zara augenblick Platz nehmen mußte um nicht selbst in Ohnmacht zu fallen.
    Wieder wird der Lappen ins kalte Wasser getaucht, die Stirn sorgenvoll abgetupft und gebetet...immer wieder nur gebetet.
    Eine Magd erschien irgendwann im Zimmer des Raben und stellte am Fenster eine Kerze auf, entzündete sie und verschwand wieder.
    Das flackernde Licht der Kerze läßt die Blonde nicht los und die Gedanken trifften ab.
    Soviel hatte der junge Mann auf dem Lager schon durchmachen müßen, nicht mal einige Monate Ruhe gönnte man ihm eh der nächste Schicksalsschlag folgte, ihm wieder dem Boden unter den Fußen wegriss.
    Die Rehbraunen wandern zurück aufs Gesicht des Raben, eine schwarze, verirrte, Haarsträhne wird ihm von der Stirn gestrichen und gefragt "Wie konnte das nur passieren...wer hat dir das angetan?"
    Würde sie jemals eine Antwort von ihm erhalten, würde es noch Hoffnung für ihn geben?



    Re: Flügelbruch

    Phillipus - 17.02.1460, 16:07


    17. Hornung 1459 – Mittags
    Worte


    Eine leichte, eiskalte Brise kroch seinen nackten Leib empor und ließ ihn frösteln. Er fror, zum ersten mal in seinem Fieber fror er aufgrund eines geöffneten Fensters. Er war dankbar für die frische Luft, die hereinströmte und den dicken, fast greifbaren Dunst der Kräuter hinaustrug. Dennoch hätte man ihn ruhig zudecken können. In den letzten Tagen war er nur schwerlich zu Kräften gekommen, hatte immer wieder die Augen geöffnet, doch kein Wort verließ die Lippen, als hätt’ er’s Sprechen verlernt. Nicht, dass er nichts wusste zu sagen. Sehr wohl hätte er auf Zaras Fragen antworten können, die er vernahm und innerlich beantwortete, doch schien es für ihn noch so weit entfernt die Lippen zu spalten und einen Ton entfleuchen zu lassen.
    Doch nun, als er von der Kälte geweckt wurd’, öffneten sich schlagartig die Lider, als würd’ er vor Kraft strotzen und gleich vom Lager springen. Unruhig ebenso die Blaugrauen, begierig alles in sich aufzusagen, was das Blickfeld bot. Und abermals ein Lächeln, als er den Blondschopf erhaschte, der keinen Spalt von ihm gewichen war. Keine Entfernung, keine Zeit konnte das feste Band, das die Beiden aneinanderschloss jemals durchtrennen. Sie waren füreinander da, als wären sie ein Fleisch und Blut, Bruder und Schwester und doch wurde diese tiefe Zuneigung allzu oft falsch gedeutet. Überschattet von ihrer Vergangenheit. Doch immerhin hatte die Erkenntnis für die Beiden gesiegt und man wusste, dass es nicht die Reize des Gegenübers waren, die einen anzogen. Die Grenzen seiner zurückgewonnenen Kraft spürte der Normanne erst, als er versuchte den Kopf soweit zu neigen, dass er sie besser ansehen konnt’. Er hätte sich niemals erträumt, dass diese simple Aufgabe so beschwerlich sein könnte. Sinnlose Worte formten sich schnell in seinem Kopf, wollt’ er sich ihr mitteilen und dennoch zeugte die Stimme von seiner Erschöpfung und auch das Gesagte hatte wenig Zusammenhang oder war in keinster Weise hilfreich für die Blonde. „Ich war … bei ihr. Sie hatte ein Kleid an. Ein taubenblaues … Kleid.“, sprach er deutlich ausgezehrt. Kurz darauf betteten sich die Lider wieder auf den Blaugrauen, hüllten sie in Schlaf, sodass er der ungewohnten Trägheit nachgehen konnte. Angestrengt versucht er noch den Zeigefinger zu heben, doch nicht mehr als ein wehleidiges Zucken gelingt ihm. Ernüchternd diese ungewohnte Schwäche, sodass ihm nichts anderes übrig bleibt als aufzugeben. Jedoch nicht in jeder Beziehung. Kurz bevor die Schwärze des Schlafs ihn verschlingt lauscht er noch dem Pochen an der Tür und den knappen Worten des Botens, der Zara einen Brief für den Normannen übergibt. Hoffentlich öffnet sie ihn.



    Re: Flügelbruch

    Zartana - 21.02.1460, 18:19


    17. Hornung 1459 – Mittags
    Eine neue Aufgabe

    Eingewickelt, in eine warme Wolldecke, um sich so vor der kalten Briese die durch das, von einer Magd geöffneten, Fenster hereinwehte zu schützen, saß die Blonde am Bett des Freundes.
    Von Tag zu Tag hatte der Gesundheitszustand des Raben sich langsam, aber stetig verbessert.Nur kein Wort sagte er, die ganze Zeit blieb er still, lag manchmal Augenblicke lang mit geöffneten Augen da und starrte zur Hölzernden Decke hinauf.
    Zara selbst hatte die Braunen fest auf die Seiten eines alten Buches gerichtet, das sie las seid sie beim Raben war.
    Ihn die ganze Zeit ansehen zu müßen, verletzt und ruhig, das hielt das junge Weib nicht aus, mußte sich demnach eine ablenkende Aufgabe widmen.
    So bemerkt die Blonde allerdings auch nicht, wie der Schwarzkopf plötzlich die Augen aufriss an diesem Mittag, wie er beinahe zu neuem Leben erwacht war.
    Und als dann, die ersten bruchstückhaften Worte über seine Lippen kamen, der Klang seiner Stimme das Ohr des Weibes erreichten, war diese wie gelähmt.
    Das Buch glitt ihr aus der Hand, sofort wurd nach einer Hand des Raben gegriffen und fest in der eigenden gehalten.
    Leise, fast flüsternd sprach er und Zara wußte erst nicht was er meint, doch dann als der Schlaf schon wieder über ihn herfiel, wußte Zara erst welche Bedeutung seine Worte hatten.
    Sie...Ape...
    Noch eh die Blonde etwas darauf erwiedern konnte klopfte es an der Tür zum Zimmer und eine Magd, welche still in einer Ecke gesessen hatte, öffnete diese.
    Ein Bote hatte einen Brief für Phillipus dabei, übergab ihn Zara und verschwand wieder.
    Verwirrt, nicht wissend was sie tun sollte, nahms Weib wieder auf dem eigenden Stuhl platz, drehte den gesiegelten Brief in den Händen und öffnete ihn schließlich.
    Es könnte ja eine wichtige Nachricht sein, eine Nachricht die von Bedeutung war für den Raben....
    Einmal, zweimal, dreimal flogen die Rehbraunen Zaras über die geschriebenen Zeilen eh sie kapierte was das zu bedeuten hatte.
    "Ohh Phil..Phil hör zu.Eine wunderbare..geradezu großartige Neuigkeit.
    Hör zu du hast einen Brief erhalten.
    Ich les vor..pass auf...
    Werter Phillipus,

    bitte verzeiht, dass ich nun so lange mit einer Antwort auf mich warten ließ! Im Moment geht hier allerdings auch einiges drunter und drüber..

    Ich werde, sobald es mir möglich ist und ich die Schlüsselvergabe für die Räumlichkeiten des Hofratsinstitution inne habe, Euch umgehend einen Schlüssel für die Werkstatt zukommen lassen. Ich hoffe, dass es in wenigen Tagen so weit sein wird, werde mich dann auf jeden Fall nochmals melden.

    Ich freue mich bereits auf eine fruchtbare Zusammenarbeit!

    Mit den besten Grüßen,
    Maida
    ..."

    Ein lächeln, welches der Rabe garnicht sehen konnte, wurd ihm geschenkt, sich dann erhoben um den Köprer Phils wieder zuzudecken.
    "Du mußt jetzt ganz schnell gesund werden.Du hast eine neue Aufgabe hörst du!"
    Eindringlich wurd Phil beschworen wieder zu Kräften zu kommen, und auch heute würde die Blonde nicht mehr von der Seite des Kerls weichen....



    Re: Flügelbruch

    Phillipus - 22.02.1460, 19:31


    Am Abend des 22. Hornung 1459
    Träume


    Der hübsche Dolch. Der Griff: zwei ineinander geschwungene goldene Metallschlangen, deren Köpfe sich am Silber treffen, dort, wo die Klinge beginnt. Vorsichtig drückte das Narbengesicht den Dolch in die blasse Haut, bis der dunkelrote Lebenssaft hervorquoll, langsam, gar bedächtig lief es das Handgelenk hinab, bis es schließlich in den schweren Kelch tröpfelte und sich mittig sammelte. Dem dickflüssigen Blut gesellte sich noch die Süße eines guten Schlucks Wein, bevor Alan den Becher schwenkte. Zur Veredelung, Vollendung der Zeremonie fehlte nur noch das Blut des Neulings. Mit einem süffisanten Lächeln streckte der Räuberfürst Phil den Becher entgegen, woraufhin es ihm dieser gleichtat und ebenso den Dolch entgegennahm.
    Eine knappe Handbewegung Alans, der nur schwerlich im feuchten Dickicht auszumachen war, sorgte dafür, dass Phil einen Jagdpfeil aus seinem Köcher zog, ihn auf die Pfeilauflage schob und den Bogen anhob. Langsam zog er den Bogen aus und konzentrierte sich auf sein Ziel. Langsam und gleichmäßig atmete der Normanne aus und erreichte schließlich seinen Wangenknochen, ehe er löste. Ungehört schnitt der Pfeil die Luft und raste auf sein Ziel zu. Der Kerl schrie auf, als sich der Pfeil durch sein Rückgrat bohrte. Kurz darauf folgte ein zweiter gedämpfter Aufschrei, als der Rabenschopf aus dem Alptraum erwachte.
    Unregelmäßig hob sich der Brustkorb und feine Schweißtropfen benetzten die nackte Haut, als er schlagartig den Oberkörper hob und sich mit den Händen hinten abstützte. Kurz darauf durchzuckte ihn der stechende Schmerz und zwang ihn sich nur auf die Rechte zu stützen. Tief sog er die Luft in die Lungen und ließ den Blick der Blaugrauen durch den Raum schweifen, an dessen Wänden schwarze Schemen hochkrochen, Schatten, die das Kaminfeuer warf. Zaras Platz war leer. Besser so, es beunruhigte ihn, dass sie nicht von seiner Seite wich, als würd’ sie nicht mehr essen, schlafen. Mit einem tiefen Seufzen ließ er sich zurück in die weichen Kissen sinken und begann sich Gedanken für den Aufwand seiner Behandlung zu machen. Ein befremdliches Gefühl gezwungen zu sein sich von ‘nem Anderen durchfüttern zu lassen. Wär’s möglich unbemerkt zu entkommen, so hätte er dem Blondschopf längst einen entschuldigenden Brief geschrieben und wär’ fort. Scham war ein seltenes Empfinden beim Normannen. Suchend tastete er nach dem Brief, den die Freundin ihm vorgetragen hatte. Halb in der Trance hatte er ihr gelauscht und wollt’ sich nun vergewissern, dass seine Sinne ihm keine Streiche spielten. Doch mit Zara war ebenso der Brief fort.



    Re: Flügelbruch

    Zartana - 24.02.1460, 17:09


    Nachmittags am 22. Hornung 1459
    Wachrütteln

    Vorsichtig wird an die Tür zum Zimmer des Raben geklopft.
    Zara wollte die Magd, welche Nachts anstelle Zaras, in einer Ecke im Stuhl schlief und Tagsüber auf den Raben aufpasste wenn Zara weg war, ablösen und vorallem hatte die Blonde einen Entschluß gefasst den sie nun in die Tat umsetzten wollte.
    Den Brief den Phillipus vor einigen Tagen erhalten hatte trug die Blonde bei sich, gut versteckt in einer Rocktasche.
    Nach einem kurzen Wortwechsel mit der völlig übermüdeten Magd, ging diese ins eigende Zimmer und ließ Zara mit dem Schwarzkopf allein.
    Wieder war die Luft viel zu stickig im Zimmer, so das Zara als erstes das Fenster öffnete.
    Phil lag da, auf dem Rücken, die Decke bis unteres Kinn gezogen.So ging die Blonde direkt auf ihn zu, griff nach der Decke und zog sie ihm bis zur Hüfte herunter.
    Nur vom zugucken mußte Zara schon frieren, denn die kalte Winterluft war wirklich schwer zu ertragen, selbst in Kleidung.
    Nachdem ´s Weib sich auf den Stuhl am Bett gesetzt hatte wurd kurz der Kopf geschüttelt beim Anblick des Raben, und erst dann wird angefangen mit ihm zu sprechen.
    "Ich finde das es reicht...du hast genug geschlafen. Der Medikus sagt du bist gesund, deine Wunde ist gut verheilt...was also hält dich davon ab aufzuwachen?
    Es sind 11 Tage ...11 Phil hörst du....du mußt Maida schreiben...du mußt deine Schulter Bewegen damit der Schmerz aufhört...du mußt Aufwachen...."
    Lange wird der Rabe angestarrt und schließlich ertönt erneut die , nun weinlerlich klingende Stimme Zara´s "Phil bitte....wach auf...du bist doch nicht zum schlafen hier her gekommen..du bist..ein so dummer Kerl wieso bist du auch ohne Begleitung unterwengs gewesen...wach jetzt auf Phil!!!!!! ..... bitte...."
    Doch noch kam keine Reaktion Phils, so das die Blonde in ihrem Stuhl zusammensank, zitternd die Arme um den Bauch schlang und schließlich noch meint "Dann mußt du erfrieren.....das Fenster kommt zu wenn du wach bist."



    Re: Flügelbruch

    Phillipus - 03.03.1460, 20:24


    03. Lenzing 1459 – Mittags
    Manche Wunden heilen nie


    Zwei Wochen der Sprachlosigkeit, zwei Wochen des beinahe ewigen Ruhens und nun, seit einigen Tagen, wanderte er bereits wieder auf der Burg umher, aß für zwei und lachte. Kein Wort jedoch verlor er über den Vorfall den ihn – so schien es zumindest – zehn Jahre altern gelassen hat. Der Bart kratzig, das Haar dünn, als könnte man schon fast das erste Grau entdecken. Schlaffe Gesichtszüge und ein Lächeln das schmaler nicht sein könnt’. Irgendetwas musste er verloren haben, als er vom Pferd stürzte, seine Ehre, seinen Sinn, seine Seele.
    Heute erstreckte sich das Azur des Himmels weit über den schwarzen Schopf des Adlers, der einen – wenn auch noch recht wackligen – Fuß in die atemberaubende Gartenanlage gesetzt hatte. Tausende erste Märzbecher des Jahres neigten zu seinen Füßen ihr Haupt, begrüßten den Kumpanen, der zu den Lebenden zurückgekehrt war. Jedenfalls zu jenen, die auf den Tod hinlebten. Jene, die ihre letzte Hoffnung im Jenseits erwarteten. So fühlte er sich zumindest. Die Rechte legte sich autonom, ohne dass er einen bewussten Befehl dazu gegeben hatte über den Bauch, während er die Luft so tief einzog, bis seine Lunge ihr vollstes Volumen erreicht hatte, welches er mit der Hand ertastete. Blinzelnd ob er spärlichen Sonnenstrahlen, die allerhand Federtier aus den Nestern lockten, gab er sich der Natur in ihrer vollen Schönheit hin. Nicht unbemerkt vom Normannen blieb der Widerspruch seines Innersten zu diesem Bilde. Vollkomm’ne Leere und das saftige Grün der knospenden Gewächse. Johanna würde sich über diesen Anblick freuen, dacht’ der Rabenschopf bei sich. Doch hatt’ er sie seit jener Nacht nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sicherlich war die Blonde dahinter gekommen und hatte sie fortgeschickt. Zu dumm nur, dass er seinen Trieben immerzu erlegen war und sich somit jegliche Aussichten auf ein vernünftiges Gespräch mit einem Weibe verbaute.
    Grummelnd ließ sich Phil mit dem Rücken an einer Eiche herniedersinken und überkreuzte die ausgestreckten Beine. Noch etwas benommen von den vielen Kräutern, die die Schmerzen lindern sollten, beschloss er Zara von seinem Entschluss zu berichten. Dem Entschluss mal wieder alles zurückzulassen und die Flucht zu ergreifen. Die Flucht vor der Erkenntnis, dass manche Wunden niemals heilen. Er würde zurück nach Flandern gehen.



    Re: Flügelbruch

    Zartana - 08.03.1460, 18:05


    08. Lenzing 1459 – Am Nachmittag
    Ein Zeichen!

    Nur langsam nährte sich die Kutsche der Burg Allentsteig.
    Zartana hatte den Wunsch geäußert in einem gemächlichen Tempo durch den Wald, hinauf zur Burg zu fahren, damit sie die heute kräftig scheinende Sonne besser geniessen konnte.
    Die Blonde war ein paar Tage in Linz gewesen, denn nach der Zwangsumsiedelung nach Ternitz wollte die Blonde sich einen anderen Wohnort suchen.
    Anna, eine gute Freundin, Parteikameradin und selbst Linzer Bürgerin, hatte Zara überredet, wieder einmal, nach Linz zu ziehen.
    Eigendlich hätte die Blonde den Raben nur zu gern mitgenommen, doch aus Angst seiner Schulter so zu schaden hatte sie ihn auf der Burg zurückgelassen.
    Vermutlich, so dachte sie, würde ihm nicht mal auffallen wenn ich weg bin, so selten wie wir uns sehen.
    Ja in der Tat hatte sich Zara das ganze etwas anders vorgestellt.
    Zuersteinmal, sollte Phil nicht verletzt werden, sie wollte jeden Tag mit ihm verbringen, ihn Österreich zeigen und so erreichen das er vielleicht hier her ziehen würde.
    Stattdessen hatte er zwei Wochen geschlafen ob seiner Verletzung, und selbst als er das Lager wieder verlassen durfte, hatte sich kaum etwas geändert.
    Er war still geworden, fast schon zu still...

    Während die Kutsche, welche von Zara´s eigenden beiden Pferden gezogen wurde, über den Waldweg hinwegrollt, denkt die Blonde an ihre Begegnung in Linz.
    Sollte sie Phil davon berichten?
    Was würde er sagen, würde es ihn überhaupt interessieren?
    Oder wäre es besser es ihm zu verschweigen?
    Pötzlich stoppt die Kutsche aus irgendwelchen Gründen, die Zara nicht sehen konnte.
    Nur wenige Augenblicke später öffnet sich die Kutschentür, und die Blonde sieht direkt in das Geischt des Kutschers "Ja?" fast ungeduldig klang es aus dem Mund des Blondchens.
    Nur zögernd erklärt der Kutscher, das er soeben gesehen hat wie ein Rabe vom Himmel fiel, und direkt auf dem Kutschbock neben ihm landete.
    Und da er wußte wie sehr Zara daran gelegen war allen Tieren zu helfen, hatte er lieber die Kutsche gestoppt.

    Zwei Stunden später sitzt Zara wieder auf ihrem Zimmer auf der Väterlichen Burg, auf dem Schoß liegt auf einem weißen Tuch, der Rabe.
    Vorsichtig hatte Zara dem Tier den geknickten Flügel verbunden, ihm Wasser eingeflößt und nun wartete sie darauf das einer der Pferdeknechte ihr ein paar Wümer brachte.
    In der zwischenzeit hatte sie nach Phil schicken lassen, denn der Sturz des Raben war ein Zeichen für die Blonde gewesen.
    Zwar sah das Mädel überall Zeichen, schon ein Eilegendes Huhn reichte aus um Zara die höhre Macht zu beweisen, doch das ihr sozusagen ein Rabe aufs Dach fällt, das war ja nun mehr als eindeutig!
    Sie wußte das sie Phil nicht weiter ins einer Melancholie lassen durfte, es galt ihm neue Wege zu eröffnen, und das ging nunmal nicht ohne mit ihm zu sprechen ...



    Re: Flügelbruch

    Phillipus - 08.03.1460, 20:45


    04. - 08. Lenzing 1459
    Raben fliegen scharenweise


    Das erste Mal als er die zwei dubiosen Neuankömmlinge erblickte war am selben Abend ihrer Ankunft. Der Vater der Blonden hatte ein aufwendiges Essen vorbereiten lassen, um die anspruchsvollen Gäste zu genüge zu befriedigen – sicher nicht zum Leidwesen der anderen Anwesenden die mitaßen. Fasziniert war Phil beinahe in eine Starre gefallen, als er dem französischen Akzent der beiden lauschte, ab und zu einige vertraute Worte aufschnappte und sich an ihrer allzu offensichtlichen Herkunft labte. Es war wie ein Rausch, als hätte er eine überwundene Sucht wiederentdeckt und verfiel ihr wieder. Ein genesener Alkoholiker wird rückfällig. Nur einen Tag später folgte die erste Unterhaltung mit Margaux, die die beiden Männer bei einem Jagdausflug nicht hatte begleiten wollen. Im Kaminzimmer des Untergeschosses hatte sie es sich gemütlich gemacht, blätterte vergilbte Seiten Senecas durch. Ein ähnliches Vorhaben hatte der Schwarzschopf, wollte er sich beim wohligen Schein des Feuers der mittlerweile verhassten Metaphysik widmen. Überrascht hefteten sich die Saphire die das schwache Licht des Kamins widerspiegelten auf den Eindringling und ein leichtes Lächeln bestätigte, dass sie sich daran erinnerte, dass der Herr gestern Abend auch am Tische saß, jedoch nicht viel äußerte. Ob er sprechen konnte? Später sollte sie feststellen, dass er sehr wohl reden konnte, wie ein Wasserfall. Nach einigen Minuten des sich ignorierenden Einverständnis sprach sie ihn höflich auf das Buch an, an dem er zu verzweifeln schien. Eine gar stundenlange angeregte Unterhaltung folgte; über die Metaphysik, griechische Philosophen und ihre Sprache, Latein, die Geschichte der Römer, der Grund ihres Hierseins und schließlich die Normandie. Überrascht hatten sich ihre Brauen gehoben, als er gestand ebenfalls Normanne zu sein. Als man feststellte, dass man beinahe drei Stunden verbracht hatte, ohne mit dem Vorhaben weitergekommen zu sein, beschloss man, dass Phil hinaufgehen würde und Margaux in ihre Stube. Am nächsten Tage trafen sie sich wieder, sprachen über die Heimat, den Lavendel, Calvados und über den Krieg. Es war ein schmerzreiches Gespräch und dennoch befreiend. Ein nie dagewesenes Gefühl das Leid mit einem anderen zu teilen, der das selbe empfunden hatte. Bis zur Rückkehr der Blonden trafen sich die Beiden jeden Tag und verbrachten diesen miteinander, teilten ihr Leid und ihre Freud’ und erklärten sich gegenseitig die Zusammenhänge ihrer Studien.

    Müde erhob er sich aus dem Sessel, als ihn der junge Burschen aus dem Schlaf im Kaminzimmer weckte und ihm mitteilte, dass Zara zurückgekehrt war und nach ihm schicken ließ. Schnell verflog die Müdigkeit und freudig eilte er zu ihrem Gemach hinauf. Nach einem Anklopfen, dem Warten auf ihre Bestätigung, trat er eiligst ein und begann zu erzählen, ohne ihr eine Möglichkeit darzubieten ihr den Vortritt zu lassen. „Zara! Ich bin so froh Dich wiederzusehen. Wie erging es Dir in Linz? Ich hoffe doch die Reise war möglichst ereignislos und sicher. Oh, ich muss Dir so viel erzählen. Hier ist einiges geschehen. Kennst Du die Gäste Deines Vaters? Sie sind vor vier Tagen eingetroffen. Stell Dir vor, sie kommen aus der Normandie. Aus der Normandie, Zara! Ich habe Margaux im Kaminzimmer angetroffen und sie erzählte mir einiges über die Metaphysik an der ich derzeit arbeite. Sie beherrscht das Altgriechische perfekt und es war alles so viel klarer, als ich es mir vorgestellt habe. Ich habe einfach nur verquer gedacht.“, sprudelte es aus ihm heraus, als er sich neben sie setzte und sie lächelnd ansah, den Raben noch gar nicht registrierend. „Wir sprachen auch über die Heimat, über alles was wir erlebt haben. Es ist so anders mit jemandem darüber zu sprechen, der das Selbe erlebt hat. Verstehst Du? Zara?“ Erst jetzt fiel sein Blick auf den Raben, den sie auf ihren Schoß gebettet hatte und ihm wurd’ seine Unhöflichkeit bewusst. „Verzeih.“, nuschelte er und errötete beinahe. „Ist etwas passiert?“



    Re: Flügelbruch

    Zartana - 09.03.1460, 00:48


    Fast schon rief Zara das "Herein" der verschlossenen Tür zu, als das ersehnte Klopfen daran ertönte.
    Aufmerksam wird der Schwarzkopf gemustert, er sah besser aus, wenn auch nicht so wie früher.
    Gerade als sie ihn begrüßen wollte, setzte der Kerl schon zu einem Redeschwall sondergleichen an, so das dem Blondchen garnichts anderes übrig blieb als zuzuhören.
    Erst freute sich das Weib übers gehörte, doch nach einiger Zeit wurd eine Augenbraue gelupft, und diese auch erst dann wieder heruntergelassen als Phil zum Ende kam.
    Ausnahmsweise einmal wußte die Blonde nicht was sie antworten sollte, und so wird erst nochmal durchs Gefieder des Raben gestreichelt, eh sie sich wieder dem Freund zuwendet.
    "Nun laß mich kurz wiederholen.
    Du hast also jemanden kennenglernt der aus Normandie kommt?Aus deiner alten Heimat?
    Nun das muß dir ja benahe wie ein" fast wollt sie Zeichen sagen, doch das würde sie selbst nur verunsichern, dachte sie doch der Rabe sei das Zeichen.Doch noch bevor der Schwarzkopf das Stocken in der Stimme vernehmen kann, redet sie weiter "Glücksfall vorkommen, so weit ab von deiner Heimat einen Landsmann, oder in dem Fall, eine Landsfrau zu treffen."
    Ja, in der Tat, selbst der Blonden kam es wie ein Glücksfall vor denn Phil wirkte soviel gelassener, ja beinahe Entspannt.
    So wird ihm nur ein schwach lächeln geschenkt, sich im inneren dafür entscheiden ihm nichts von Ape zu erzählen, die sie ja getroffen hatte in Linz.
    "Nun ich muß sagen, ich bin froh dich so anzutreffen du scheinst deine Melancholie überwunden zu haben.
    Vielleicht stellst du mich dieser Dame einmal vor?"
    Das Rascheln von Federn lenkte das Weib nun wieder ab, der Blick gleitet zurück auf den Vogel, und nun beginnts Mädel zu erzählen.
    "Du glaubst es nicht.Gerade bin ich mit der Kutsche durch den Waldweg gefahren, da fällt der Rabe direkt neben den Kutscher.
    Er hat sich einen Flügel gebrochen, ich habs nur behilfsmäßig verbinden können.
    Der...der Rabe hat mich an dich erinnert, wie konnt ich ihn also einfach zurücklassen?" fragend wird Phil nun gemustert, eh sie den Vogel vorsichtig, mitsamt dem Tuch, in den Schoß des Kerls legt "Ich will das du dich um ihn kümmerst..ihn gesund pflegst und wieder auswilderst!"
    Das mag dem Freund nun komisch vorkommen, doch hegt die Blonde nur die Hoffnung das er erkennen würde das manchmal ein wenig Hilfe nötig sei um wieder fliegen zu können, um frei zu sein.
    Auch wenn Phil diese Bitte für Absurd halten würde, so wußte Zara das es ihm nur gut tun könnte, verantwortlich dafür zu sein jemanden zu helfen, und sei es nur ein Federvieh, sollte es dem Schwarzkopf auch helfen, sich selbst helfen zu können.



    Re: Flügelbruch

    Phillipus - 09.03.1460, 16:29


    Lediglich ein Nicken ließ Phil verkennen, als Zara seine Worte wiederholte. Dennoch lupfte er anschließend eine Braue. Hatte er nicht erwähnt, dass sie mit ihrem Gatten hergereist war. Nicht, dass er Zara wieder dazu verleitete Falsches von ihm zu denken. Nicht, dass Margaux in seinen Augen nicht attraktiv war – das war sie, keinen Zweifel – doch hatte er (zum ersten Mal?) die weiblichen Reize ausblenden können, um sich gänzlich ihrem Charakter zu widmen, an ihren Lippen zu hängen und ihr zuzuhören, anstatt sich nach einem Kuss der samtroten zu sehnen. Es war fast schon seltsam, dass er sich nicht nach ihr sehnte, sie war ein hübsches Weib, schlank mit frechen aufmerksamen Augen, ganz nach dem Geshcmack des Normannen, doch ihr Innerstes schien ihn mehr zu faszinieren. Er sollte sich mit etwaigen Gedankengängen der Blonden nicht länger beschäftigen, würden sie ihn doch nur zu alten Mustern verführen, wenn er über die Weiblichkeit Margaux’ nachdachte. Hoffentlich wurd’s Weib nicht eifersüchtig, da er eine neue Kumpanin gefunden hatte, mit der er seine Gedanken teilte. „Ich bin mir sicher, dass Du sie und ihren Gatten Eric schon bald kennen lernen wirst. Spätestens heute Abend, wenn wir alle gemeinsam speisen.“, erwiderte auf ihren Vorschlag, dass er ihr die neugewonnene Freundin einmal vorstelle.
    Verwundert hob sich zur einen auch noch die zweite Braue, als er Zaras merkwürdiger Geschichte lauschte, ehe sie schließlich das halbtote Tier auf seinen Schoß bettete. Ein Rabe. Unschlüssig was er nun tun sollte streckte der Schwarzschopf den rechten Zeigefinger aus und stubste gegen den Rücken des gefiederten Freundes. „Und wie stellst Du Dir das vor?“, fragte Phil schließlich zögerlich, und versuchte zu verbergen, dass er von ihrer Idee beinahe gänzlich abgeneigt war. Was sollt’ er schon mit einem Raben? Ein wildes Tier, das sofort unbändig umherflattern wird, sobald es ihm wieder möglich ist. Ganz zu schweigen von dem vielen Dreck, den das Vieh produziert. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich in meinem Gemach einen Raben halten werde und ihn gesund pflege, oder?“



    Re: Flügelbruch

    Zartana - 10.03.1460, 16:49


    Die Blonde konnt sich ein lachen nicht verkneifen.
    Was stellte der Kerl sich eingendlich vor?
    Das er das Tier in seinem Zimmer halten sollte, und das ganze ohne Käfig oder sonstiges?
    Manchmal schien Phil wirklich schwer von Verstand zu sein was Zara aber gefiel..so konnt sie sich mal überlegen fühlen.
    Ohne erstmal weiter auf das Thema seiner neuesten Bekanntschaft einzugehen sucht das Mädel ihr Zimmer nach Verbandszeug ab welches sie Phil später ins Zimmer legen wollte damit er, wenns nötig werden würde, den Flügel des Vogels erneut verbinden konnte.
    Ein paar Minuten sind schon vergangen seid Phil seine frage gestellt hatte, und Zara´s einzige Reaktion war bisher ´s lachen gewesen.
    Nun aber wollt sie den Freund nicht länger warten laßen, nimmt also wieder neben ihm Platz und beginnt zu erzählen was sie sich ausgedacht hatte "Natürlich sollst den Vogel nicht so in deinem Zimmer halten.Nicht auszumalen was er alles anrichten könnte..und dann der Dreck.
    Hälst du mich für so dumm als das ich nicht selbst wüßte das das nicht geht?
    Eine der Mägde ist bereits auf der Suche nach einem großen Vogelkäfig.
    Ich wollte mir vor einem Jahr mal einen Papagei kaufen..hab sogar schon einen Käfig besorgt eh ich den Gedanken wieder verwarf.
    Du kannst den Raben also in eben diesem Käfig halten.
    Nur muß er erst mal in deinem Zimmer bleiben, sieh er ist so schwach das ich nicht glaube er würde die Nacht überleben wenn man ihn nicht füttern wird und ihm Wasser zuführt."
    Tatsächlich sah der Vogel nicht besonders gut aus, der kleine Körper schien völlig in sich zusammengesakt während die Atmung immer heftiger wurde.Es war alles viel zu viel fürs kleine Geschöpf.
    In diesem Moment betritt eine Magd das Zimmer der Blonden, in der Hand einen Käfig in dem man sicherlich zehn Raben hätte halten können.
    Ein wenig Sand war auf dem Boden des Käfiges verteilt worden, Blätter und Stroh waren ebendso vorhanden und waren zu einem Nest gebunden worden das aber, der Sicherheithalber, auch am Käfigboden lag.
    "Meinst du er reicht für den kleinen Kerl aus?" wirds nun doch zögernd gefragt eh sie den Vogel vorsichtig von Phils Schoß nimmt und in den Käfig, ins Nest, legt.
    "Er sollte erstmal schlafen oder?" wieder wird zu Phil geblickt und überlegt was erwohl von ihr denken möge.Es war schon bescheuert sich um ein so kleines Tier zu kümmern und dennoch hätte das Blondchen es sich nie verziehen wenn sie den Vögel einfach hätte sterben laßen.



    Re: Flügelbruch

    Phillipus - 16.03.1460, 18:50


    16. Lenzing 1459
    Freiheit


    Sanft schlang sich das goldene Geschmeide um ihren Arm und rutschte etwas an der blassen Haut hinab, als sie ebenjenen hob, um ihre gelesenen Worte mit wilden Gestikulationen zu untermalen. Ein breites Schmunzeln zeichnete sich auf den Zügen Phils ab, als sie ihre Stimme verstellte, um einen übergewichtigen Troll nachzustellen, der in dem Buch, aus dem sie ihm vorlas, auftrat. „Ist es denn nicht zu viel verlangt, dass man abends ein halbes Brot und ein ganzes Schwein serviert bekommt?“, sprach sie auf Französisch und verzog dabei keine Miene. „Du hättest Schauspielerin werden sollen.“, unterbrach Phil sie, sichtlich amüsiert über diese Darbietung. Kurz stockte Margaux und blickte ihn verwirrt an, ein Kopfschütteln folgte, ehe sie mit dem nächsten Satz begann. Doch wieder brach sie ab und hob den Blick. „Meinst Du?“, fragte sie ernst. Ihr schien viel an der Meinung des Schwarzschopfes zu liegen. „Ja.“, erwidert Phil mit fester Stimme, ohne den Hauch eines Zweifels. „Ich höre Dir gern zu, ich denke, Du hast eine Menge Talent. Willst Du das denn nicht nutzen?“ Margaux seufzte und rieb sich über den Unterarm. Ein Zeichen ihrer Nervosität. Phil hatte sie in den letzten Wochen eindringlich studieren können, beinahe jede freie Minute hatten sie miteinander verbracht, sodass es ihm nicht mehr schwer viel ihr Verhalten zu analysieren und seine Schlüsse daraus zu ziehen. „Wenn Dir etwas daran liegt, solltest Du es versuchen.“, bekräftigte der Normanne und lächelte ihr aufmunternd zu. Ein weiteres, tieferes Seufzen folgte. „In Aachen werden Eric und ich uns einige Theaterstücke ansehen. Das Theater dort soll sehr gut sein.“, erwiderte sie gedämpft, beinahe schon geflüstert. Aachen. In bereits zwei Tagen wollten sie nach Aachen abreisen, um die schöne Stadt zu besichtigen, das Theater, die Thermen. Immerhin würden sie wiederkommen, um sich zu verabschieden, wenn sie in zwei Monaten die Heimreise antreten. Die Blauäugige schien den plötzlichen Stimmungswandel des Freundes zu spüren und legte ihre kalte, zierliche Hand auf sein Handgelenk. Eine äußerst feingliedrige Hand und wenn er sie berühren würde, würde sie zerspringen wie feinstes Porzellan. Phil begann die kleinen Falten auf den Fingerknöcheln zu zählen und sprach ab der vierten laut weiter. „Fünf, sechs, sieben -“ Lachend hob Margaux die Hand und stubste den Kerl ans Kinn. „Was tust Du da?“ Kurz zuckte der Adler zurück, ehe er schmunzelte und erwiderte, dass er ihre Falten zähle. Noch einige Stunden des Redens und des Lesens vergingen, ehe sich die Französin schwerfällig erhob und kund tat, dass sie müde sei. Wie in den letzten Wochen üblich, erhob sich Phil ebenso und schlang seine Arme um ihren Leib, um sie zu umarmen. Vielleicht übertrieben, wenn man nur wenige Zimmer und wenige Stunden voneinander getrennt war, und dennoch schien der Abschied jedes Mal der letzte zu sein. Seufzend erwiderte Margaux seine Umarmung und griff ins rabenschwarze Haar, von dem Eric nur so wenig hatte. Die Umarmung schien Stunden zu dauern, ehe man sich ein Stück voneinander löste und dennoch war man sich näher als je zuvor. Beschämt blickte sie auf seine Lippen, die den ihren so nahe waren und zum ersten Mal spürte Phil das Bedürfnis sie zu küssen, das erste Mal sah er sie als was sie war. Eine Frau. Keine Kumpanin mehr, mit der man nicht mehr als das Interesse an Philosophie teilte, sondern zum ersten Mal eine begehrenswerte Frau, deren Schönheit er viel zu lang außer Acht gelassen hatte. Länger noch als die Umarmung dauerte, stand man sich so gegenüber, wartetet gebannt auf das, was folgen sollte, folgen musste. Man spürte, dass es nicht nur das eig‘ne Verlangen war, das einen so verharren ließ, sondern dass ebenjenes auch vom Gegenüber erwidert wurde. „Eric, Fehler, Abschied, Ehre“, hämmerte es in Margaux’ Kopf, die eher auf ihre Gewissen hörte, als auf ihr Herz. Langsam ließ sie den Kopf sinken, blickte auf den Boden, errötete und nahm ihre Hand zurück. Stumm legte der Kerl den Kopf in den Nacken und musterte die getäfelte Decke, bemerkte so gar nicht, dass Margaux, ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging. Erst als sich die Tür schloss, blickte der Schwarzschopf verwundert drein. Beinahe hätten sie ihre Freundschaft auf’s Spiel gesetzt. Und das für eine einfache Berührung der Lippen. Sein Blick fiel auf den Käfig, in dem der Rabe munter seinen Schnabel an den metallernen Streben rieb und sich am Klang erfreute. Es schien, als würde es Zeit, dass man ihn wieder in die Freiheit entließ. Entschlossen trat Phil aus dem Zimmer, um die Blonde aufzusuchen. Er sollte ihr vom Treffen mit Ape berichten.



    Re: Flügelbruch

    Zartana - 21.03.1460, 17:26


    21. Lenzing 1459
    Jeder ist seines Glückes Schmied

    Die gesamte letzte Woche hatte ´s Blondchen sich rar gemacht.
    Kaum eine Nacht hatte sie auf der Väterlichen Burg verbracht, auch plagte sie kein schlechtes Gewissen da sie wußte das Phil genug Zerstreuung fand.
    Zara war eifersüchtig.
    Eifersüchtig auf dieses Weib, diese Frau mit den unaussprechlichen Namen.
    Es fühlte sich so an als würde dieses Franzosenweib es schaffen ihr ihren besten Freund zu nehmen.
    Phil hatte sich kaum noch um Zara gekümmert, man traf den Schwarzkopf nur immer wieder mit diesem Weib an.
    Es war ja verständlich das er gern seine Zeit mit ihr verbrachte, er konnte mit ihr Französisch sprechen, sie konnten sich über die Normandie unterhalten...sicher fühlte Phil sich das erste mal seid Wochen wieder richtig wohl.
    Und so versuchte der Blondchopf ihm aus dem Weg zu gehen, sie wollte nicht wieder hören das er dieses Weib toll fand, darüber hinaus vielleicht anfangen würde Ape zu vergessen, denn noch immer war es Zara´s Wunsch das Phil zu ihr zurückfand.

    Am Nachmittag des 21. kehrte das junge Mädel auf die Burg zurück, sie hatte eine Entscheidung getroffen welche sie Phil mitteilen wollte.
    Sie wollte nicht länger in Österreich bleiben, sie wollte die Burg verlassen denn sie kam sich hier mehr als verloren vor.
    Ihr Vater, ihre Stiefmutter, ja nicht mal die Schwester, Nichten und Neffen, keinen hatte sie seid der Ehrung wieder gesehen.
    ´S war als würde hier jeder für sich leben, kein Interesse am anderen war gegeben und so konnte und wollte Zara nicht leben.
    Es war ihr zuwieder, sich mit schönen Sachen zu umgeben die doch keinen Wert für sie hatten.
    Ja manchmal da war es sogar fast so als würde ihre Seele ihr beweisen wollen das sie garnicht hierher gehörte.

    Ihr weißer Hengst hatte im Galopp den Burghof erreicht, und nachdem Zara aus dem Sattel gestiegen war wurd der heraneilende Stallbursche aufgefordert bis zum Abend auch die Friesenstute zu satteln, sie würde beide Pferde brauchen.
    Erst dann betrat die Blonde die Väterliche Burg, machte sich sofort auf in das Zimmer des Freundes.
    An seiner Tür stehend, wird als erstes gelauscht, sie wollte ihn nicht stören falls er Besuch hatte.
    Da aber nicht das kleinste Geräusch aus dem Zimmer drang, klopfte Zara schließlich fest an die Holztür, hoffend den Raben hier aufzufinden.



    Re: Flügelbruch

    Anonymous - 20.06.1460, 20:16

    Der Ausflug
    Zausel hatte Vida eingeladen zu einem Ausflug. Da das Paar in Wien war zu Besuch bei Freunden hatte sich diese Gelegenheit ergeben. So hatten sie die Pferde gesattelt und sind dann losgeritten. Da die junge Frau nicht wusste wo es hin gehen sollte war sie dem Zausel einfach gefolgt.
    Der Ritt war angenehm, mal schnell und übermütig , mal im langsamen Trab. Seit dem Vida , Sand ihre Stute von Zausel geschenkt bekam hat sie immer wieder geübt und war immer sicherer geworden. Sie leibte es den Wind in den Haare zu spüren , diese Freiheit zu spüren, und gerade heute tat es sehr gut.

    Nun stand Wind tânzelnd mit der Reiterin in diesem Burghof. Vida sah sich recht aufgeregt um. Am Tor waren zwei Wachpsoten und alles schien so gross und mächtig zu sein.



    Re: Flügelbruch

    Zausel - 20.06.1460, 22:10


    Er war an der Zeit das Zausel seinen Schatz der Familie vorstellte und so machten sie sie von Wien auf um diese zu besuchen.
    Langsam glitt er von seinem Pferd und half Vida von ihrer Stute.
    Er hielt sie in seinen Armen und macht einee Armbewegung Willkommen auf Allentsteig, Schatz. Er gab ihr die Zügel und ging kurz zu dem Wachposten der schon argwöhnig auf die fremde Dame schielte.
    Nach einem kurzen Wortwechsel hellte sich die Mine des alten Soldaten auf.. ehe er sich zurückzog um den Hausherrn zu informieren.



    Re: Flügelbruch

    joholi1 - 21.06.1460, 10:34


    (( rp off an vida... meld dich bitte im forum an, dann kann cih dich freischalten, lg adminus ))



    Re: Flügelbruch

    Anonymous - 21.06.1460, 11:29


    (( rp off habe ich gemacht, danke sehr herr admin))

    Vida liess sich gerne vom Pferd helfen, kurz lehnte sie sich noch an den Verlobten. Oh , das ist also Alleinsteig! Vida musste schon ein wenig schlucken und wurde auf einmal recht hibbelig. hatte sie doch die Beinkleider an, ihr blondes Haar nicht wie sonst zu irgendwelchen Empfängen hochgesteckt, sondern einfach mit einem Band zusammengebunden. Sie hauchte dem Zausel noch einen sanften Kuss auf und nahm dann die Zügel den beiden Pferde in die Hand. Kurz lehnte die den Kopf an Sand , tätschelte ihr den Hals. Na meine Gute, hast du gewusst wo es hingeht? Sand steckte dann wie immer ihren Kopf schmusend unter Vidas Arm. Aufmerksam verfolgte Vida wie Zausel mir dem Wachpsoten sprach. Dann wanderte ihr Blick wieder über die ehrwürdigen Mauern der Burg, die sicher viel zu erzählen hätten.



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Burg Allentsteig

    Der lange Weg nach Hause... - gepostet von sissifee am Dienstag 21.12.2010



    Ähnliche Beiträge wie "Flügelbruch"

    Tusem / Dessau - daene (Dienstag 28.12.2010)
    Training, Montag 07.02. - #77 (Montag 07.02.2011)
    Alles Gute Hondatuni - Matze (Samstag 12.03.2011)