Was muss denn da eigentlich therapiert werden?

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    Re: Was muss denn da eigentlich therapiert werden?

    Müri - 29.06.2005, 19:26

    Was muss denn da eigentlich therapiert werden?
    Hallo,

    ich frage mal ganz "blöd", denn inzwischen hab ich schon einige
    "Stotterarten" gehört, beziehungsweise Sprechmethoden, um dem
    Stottern an sich auszuweichen.

    Hilft es da, wenn man das Stottern allein therapiert? Oder müsste
    da auch nicht zum Beispiel eine normale Lautstärke oder eine normale
    Sprechmelodie, etc. auch geübt werden?

    Ich hoffe, da kann mir wer weiterhelfen.

    Schöne Grüße
    Müri



    Re: Was muss denn da eigentlich therapiert werden?

    mi - 12.07.2005, 15:44


    Hallo müri!

    Mei, du fragst Sachen... (und kommst auf naheliegende Fragen, die anderen schon gar nicht mehr einfallen, danke!)

    Naja, ich denke mir, zuerst muss klar sein, welchen Ansatz jemand verfolgen will: "Richtig Stottern" (da ist Tjure Experte), "richtig Sprechen" (wie wenn wir das nicht alle könnten, zumindestens zeitweise!) oder soll zuerst am Selbstwertgefühl, an psychischen Problemen gearbeitet werden.... (Manche versuchen es auch mit Hypnose oder russischen Wunderölen oder dem Zwerchfell, es gibt nichts, was es hier nicht gibt und horrend viel kostet....)

    Ich vermute, dass eine vernünftige Stottertherapie wohl einige Inhalte haben sollte, wie das Abbauen von Vermeidungsverhalten und das Aushalten von Stotterereignissen.
    Wenn dann direkt am Sprechen und/oder am Stottern gearbeitet wird, vermute ich einmal stark, dass viele zusätzlichen Probleme wie die Sprachmelodie und die Stimmstärke sich wahrscheinlich nebenbei selbst einpendeln werden. Vielleicht nicht völlig und nie ganz unauffällig, aber so halbwegs alltagstauglich. Vielleicht werden auch diese Probleme zum Thema in der Therapie gemacht, nach dem Motto: "Was mache denn da?" um sie als Stottersymptom zu erkennen und zu verändern.

    konnte ich deine Frage beantworten?

    lg mi



    Re: Was muss denn da eigentlich therapiert werden?

    Müri - 12.07.2005, 20:07


    Hallo mi,

    ja, so ein wenig. Ich frage das deswegen, weil ich es bei Tjure oft höre,
    dass ein Wort zwar nicht gestottert ist, aber einen ungewöhnlich lauten
    Startkonsonanten hat. Zum Beispiel bei dem Wort "sagen".

    Und dann hab ich auch schon erlebt, dass ein Stotterer sein Stottern "im
    Griff" hatte, wenn er einfach total laut geredet hat (war das evtl tönen?
    Ich weiß es nicht genau). Und ich fand das dann als Zuhörer bei weitem
    unangenehmer als das "normale" Stottern dieser Person.

    Deswegen meine Frage und es gibt wohl keine Pauschalantwort sondern
    nur die richtige Dosierung für jeden individuell.

    Liebe Grüße
    Müri



    Re: Was muss denn da eigentlich therapiert werden?

    Tjure - 12.07.2005, 20:57


    Hallo,

    ich sehe das genauso wie Mi.

    Übrigens:
    "Richtiges Stottern" sollte sich am "richtigen Sprechen" orientieren.
    Bei der klassischen VR-Therapie geht man davon aus, dass das "gekonnte"Stottern im Idealfall lediglich eine (motorisch kontrollierte) Dehnung eines Lautübergangs darstellt.

    Van Riper geht davon aus, dass Stotternde ursprünglich (in der Reinform des Stotterns) das Problem haben , den Lautübergang von einem Laut zum nächsten Laut nicht zu schaffen.

    Diesen starken Lautansatz, den müri bei mir bemerkt, ist eine Reaktion auf meine Antizipation (=Vorahnung dass ich jetzt gleich stottere) des nahenden Stotterns. - Ein klassischer Fall von Starthilfe.

    Das blöde am Stottern ist die Tatsache, dass wir beim Stottern einen Kontrollverlust erleiden. Ziel der VR-Therapie ist es letztendlich, aus diesem Kontrollverlust wieder einen kontrollierten (motorischen) Bewegungsablauf zu machen - was sehr sehr schwer ist.

    Das war jetzt mal ein wenig Theorie.
    Die Praxis zeigt, dass es sehr schwierig ist, aus einem Kontrollverlust wieder in einen Kontrollgewinn zu kommen - dazu sind viele Randbedingungen nötig. Vor allem ist es wichtig, dem auftretendem/nahendem Stottern gelassen ins Auge zu blicken--> das muss man erst mal schaffen ;-)
    In "Standardsituationen" mag das ja einfach sein - aber bei einem Vortrag....


    was die psychische Komponente betrifft, so zäumt man bei der VR-Therapie das Pferd von hinten auf.

    Man geht davon aus, dass sich durch die Verflüssigung auch automatisch die psychische Belastung verringert.
    Ich persönlich kann das von mir und aus meinen Beobachtungen bestätigen.
    Dennoch kann es natürlich auch mal so sein, dass man erst mal eine Psychotherpie machen muss/sollte, damit man sich danach dem Stottern widmen kann.

    so, das sollst jetzt mal gewesen sein.

    liebe Grüße
    Tjure



    Re: Was muss denn da eigentlich therapiert werden?

    mi - 13.07.2005, 14:09


    Hallo!

    Ja, und dann sind wir wieder bei der Frage, wann jkemand mit einer Therapie "fertig" ist: Wenn alle Symptome (und also auch die beschriebenen Begleitsymptome) restlos beseitigt sind, oder dann, wenn es einfach reicht und genug ist???? (Eine für alle endgültige Antwort lässt sich vorhersehbar nie geben)

    Als bekennender "Nicht-Perfektionist" gebe ich zu, dass ich
    -nicht vollständig geheilt bin
    -schändlicherweise auch gar kein Interesse daran habe (wozu auch, habe ja schon lange keinen Leidensdruck mehr!)
    -persönlich auch nichts gegen gelegentliche Vermeidungsstrategien wie Wörteraustauschen habe, solange sie kein Eigenleben entwickeln und im praktischen Leben das Sprechen erleichtern. (Dazu ist eine Anmerkung nötig: Vermeidungsstrategien kann ich v.a. in einer Therapie auf keinen Fall gut heißen, auch bei schwerem Stottern störe sie viel mehr als sie helfen. Auch bei leichtem Stottern werden sich die meisten von uns ohne leichter tun.)

    "Fertig" fühle ich mich in Hinsicht auf mein Stottern dann, wenn ich problemlos damit leben kann und auch die anderen (hoffentlich) nicht allzusehr damit nerve. Schließlich ist eine Therapie dazu da, das Leben besser zu meistern und zu genießen. Lebenslanges Üben, das ich irgendwo bei Van Riper gefunden habe, finde ich abstrus, tut mir leid.

    lg mi



    Re: Was muss denn da eigentlich therapiert werden?

    Anonymous - 13.07.2005, 17:55


    Hallo mi,

    ich gebe dir vollkommen Recht.

    Ich kann mich zwar nicht daran erinnern, dass Van Riper gesagt hätte, man müsse ein Leben lang üben - und selbst wenn:
    Ich bestimmte wie lange ich üben will - das darf wohl noch jeder selbst bestimmen.
    Irgendwann kommt (hoffentlich) der Punkt, wo man als Stotternder darüber nachdenken wird, ob es sich noch lohnt weiterhin irgendwelche Übungen zu machen. Sozusagen: Kosten- Nutzen Rechnung.

    .. das kann bei jedem an einem anderen Punkt sein.

    liebe Grüße
    Tjure



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