Ratlos...

Stolpermund
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  • Forenbeschreibung: Diskussionsforum Stottern
  • aus dem Unterforum: ich stottere
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  • Alle Beiträge und Antworten zu "Ratlos..."

    Re: Ratlos...

    pips - 01.07.2005, 21:10

    Ratlos...
    Ich hatte das Stottern lange Zeit gut im Griff. So gut, daß es kaum jemandem auffiel. Seid einiger Zeit aber habe ich das Gefühl zunehmend die Kontrolle zu verlieren... ich stottere immer häufiger und stärker in Situationen in denen ich es früher nicht tat. Z.B. beim Sprechen mit Familie und guten Freunden. Ich ziehe mich immer mehr zurück, habe regelrecht Angst davor sie könnten es bemerken.... Sie würden sicher sagen:"Hey, was ist los, du hast doch früher nicht so gestottert!"
    Was soll ich darauf antworten...???
    Vielleicht weiß jemand einen Rat....
    pips :(



    Re: Ratlos...

    Tjure - 05.07.2005, 20:29


    Hallo Pips,

    wenn es nun anders ist als früher, dann wäre es vernünftig dazu zu stehen; auch vor anderen Menschen.

    Etwas zu verstecken, birgt immer die Gefahr entdeckt zu werden, was den Drang es noch besser verstecken zu wollen erhöht. Ein nicht ungefährliches Unterfangen.

    Mein Rat: sag einfach die Wahrheit - ja ich stottere jetzt mehr.

    liebe Grüße
    Tjure



    Re: Ratlos...

    pips - 05.07.2005, 21:26


    Juchuuuu :hello1:

    ich hab's geschafft!!!
    Ich habe gestern endlich mit meinem Mann über mein Problem geredet!
    Über das Stottern und die Ängste die damit verbunden sind.
    Das war ein echt konstruktives Gespräch, wenn auch er nicht alles so nachempfinden kann....
    Aber das Wichtigste ist, das ich es endlich gepackt habe offen mit ihm darüber zu sprechen :D
    Das hat richtig gut getan...


    LG,pips



    Re: Ratlos...

    Müri - 05.07.2005, 21:35


    :thumbright: bravo!! :thumbleft:

    hört sich klasse an!

    Ich wünsch dir, dass ihr das öfter hinbekommt, so zu reden.
    Alles Gute!
    Müri



    Re: Ratlos...

    pips - 05.07.2005, 21:41


    Hallo,Müri!

    Ja, bin richtig stolz auf mich :sunny:
    Ich denke, das ist ein Schritt nach vorn.

    lg,pips



    Re: Ratlos...

    Tjure - 05.07.2005, 21:56


    Hallo Pips,

    das freut mich sehr, dass du es geschafft hast. Suuupppper :thumbright:

    Tjure



    Re: Ratlos...

    mi - 06.07.2005, 15:58


    Hallo pips!

    Toll, du setzt Schritt für Schritt!

    Sonst zum Stottern:
    Es hat unangenehmerweise die Eigenschaft, "nicht im Griff sein zu wollen", soweit ich das bei mir und den anderen Stotternden, die ich kenne, beobachte. (Denselben Eindruck gewinne ich übrigens mehr und mehr auch vom ganzen Leben.)
    Ich habe einmal einen Kajakfahrer zugesehen, der mit seinem Kajak im Wildbach umgefallen ist. Das Ganze war völlig harmlos, nur sehr nass und kalt. Er ist ziemlich lange nicht aus dem Bach herausgekommen, weil er gegen die Strömung angekämpft hat. Die war natürlich stärker und hat ihn immer wieder mitgerissen. Andere haben sich in der gleichen Situation mitziehen lassen und die Kraft der Strömung benützt, um das Ufer zu erreichen. Die waren sofort wieder draußen, ohne sich dabei sonderlich anzustrengen.
    Genauso versuche ich, alles, also nicht nur mein Stottern, möglichst "im Fluss" zu nehmen, also sozusagen mit der Strömung mitzugehen und das, was ist, zu akzeptieren. Seit ich das mache, erspare ich mir eine Menge Energie und nutzlosen Arbeitsaufwand.

    Dass das Stottern kommt und geht, sich auch verstärkt und abschwächt, "wie es will", ist beim Stottern normal, du bist also keine Ausnahme. Interessant für dich könnte die Frage sein, ob dir im Zusammenhang mit der starken Zunahme deines Stotterns irgend etwas auffällt, mit dem diese neue Entwicklung zusammenhängen könnte. Manchmal lassen sich solche Zusammenhänge finden, meistens aber nicht. Vielleicht ergeben sich daraus auch interessante Hinweise, in welche Richtung du beim Aussuchen einer Therapie gehen willst.

    machs weiter so gut! :D
    lg mi



    Re: Ratlos...

    pips - 07.07.2005, 01:17


    Hallo,mi!

    Du hast absolut recht, Kämpfen kostet Kraft. Deinen Vergleich finde ich überaus zutreffend! Es ist viel leichter und effektiver nicht gegen, sondern mit der Strömung zu gehen. Kann es sein, das genau das meiner momentanen Stotterzunahme entspricht?
    Ich habe festgestellt, das ich je weniger Kraft ich dafür aufbringe das Stottern zuvermeiden, aufhöre es zu verstecken, desto heftiger stottere ich. Logisch...... :sign7: :D
    Vielleicht ist mein Stottern auffallender und die Blocks länger geworden, weil ich es einfach satt bin, es zu verstecken???
    Vielleicht hat sich nicht die Stärke des Stotterns, sondern mein Verhalten geändert???

    lg,pips



    Re: Ratlos...

    mi - 07.07.2005, 13:48


    Hallo pips!

    Das wäre eine Möglichkeit, dass du weniger dein Stottern versteckst (vielleicht auch weniger Druck dazu spürst) und deshalb mehr und stärker stotterst.
    Das wäre dann ein Zeichen, dass du dich weiterentwickeln willst und kannst, also vor einer neuen Lebensphase stehst. Toll, nicht, wieder ein weiteres Stück rauszugehen aus den Ängsten!

    Die Van Riper-Therapie arbeitet übrigens (Tjure hats, soweit ich mich erinnern kann, schon geschrieben) in einer Therapiephase daran, das Stottern zuzulassen und nicht mehr zu verstecken. das hat schon seinen Grund.

    Zum "mit der Strömung gehen" fällt mir ein:
    Ich kanns nur schwer beschreiben, aber ich habe gelernt, beim Sprechen saozusagen die "Strömung" wahrzunehmen, wenn ich etwas aufpasse. Meistens gelingt es mir dadurch, mit der Strömung zwischen den Blockaden durchzukommen, wie beim Schifahren zwischen Bäumen, Steinen und anderen Hindernissen. Wenn es nicht gelingt (es ist mir meistens, ehrlich gesagt, nicht mehr wichtig), habe ich halt einmal Kontakt mit einem Stotterereignis, aber das stört nicht weiter, solange es mich nicht im Leben hindert.
    Zu diesem Mitschwimmen gehört aber auch, die Störung zu akzeptieren und, wenn sie auftritt, auch weitgehend zuzulassen. Steinen, die ich verdränge, kann ich nicht ausweichen.
    Was ich da genau mache, ist mir nach wie vor nicht ganz klar, ich habe auch in keinem Buch übers Stottern dazu etwas Erhellendes gefunden.

    lg mi



    Re: Ratlos...

    pips - 07.07.2005, 15:05


    Hallo,mi!

    Das hört sich ja wirklich gut an :D
    Dann bin ich vielleicht auf dem richtigem Weg!
    Den anfänglichen Schock über meine verschlechterte Redeflüssigkeit habe ich dank euren positiven Statements überwunden!
    Ich hätte wirklich nie gedacht, daß mir das Sprechen darüber so viel hilft!
    Gleich erwarte ich Besuch von meiner Freundin, die ich lange nicht gesehen habe. Sie beklagte sich, daß ich telefonisch so schlecht erreichbar bin..... ja, ich meide das Telefon seit einiger Zeit absolut.....
    Ich habe mir fest vorgenommen, ihr meine Situation zu erklären.
    Hab schon ein wenig Bammel davor....
    Aber vielleicht bringt es mich wieder ein Stück nach vorn.
    Mal sehen, ob mich mein Mut nicht verlässt.
    Würde euch gern später davon berichten.
    lg, pips



    Re: Ratlos...

    mi - 08.07.2005, 11:38


    Hallo pieps!

    Mach dir einfach keine Stress!
    Wer dich mag, der/die mag dich mit deinem Stottern. (und die, die dich wegen deines Stotterns nicht mögen sollten, kannst du gleich vergessen) Sag und mach einfach, was du willst. Es wird schon passen, gleich was dabei herauskommt.

    Das Stottern macht mir bei vielen wenig Sorgen, eher das, was sie (und ihre Umgebung!) daraus machen. Das Stottern ist, anders gesagt, nur halb so wild, wie die Angst davor.

    lg mi



    Re: Ratlos...

    pips - 08.07.2005, 11:45


    Hallo, mi!

    Du hast recht, das Stottern ändert nichts daran, wer und wie ich bin....
    Es ist nicht die Angst davor man könnte es nicht akzeptieren.
    Leute die einen näher kennen, wissen das es nichts mit Intelligenz oder so zu tun hat. (Ganz anders bei Personen, die keine Stotterer kennen!)
    Mir ging es in dem Gespräch mit meiner guten Freundin darum, sie wissen zu lassen, warum ich manchmal wie handle und mich dabei fühle.
    lg,pips



    Re: Ratlos...

    Tjure - 09.07.2005, 20:42


    Hallo mi,

    mi hat folgendes geschrieben:

    Das wäre eine Möglichkeit, dass du weniger dein Stottern versteckst (vielleicht auch weniger Druck dazu spürst) und deshalb mehr und stärker stotterst.
    Das wäre dann ein Zeichen, dass du dich weiterentwickeln willst und kannst, also vor einer neuen Lebensphase stehst. Toll, nicht, wieder ein weiteres Stück rauszugehen aus den Ängsten!


    Ich habe beobachtet, dass es tatsächlich häufig während der Phase der Desensibilisierung (während der geleiteten Therapie) vorkommt, dass man verstärkt und härter stottert.

    In der VanRiper Therapie lässt sich das dadurch erklären, dass man während der Phase der Desensibilisierung so weit wie möglich kein Vermeidungs, -Aufschub - und Fluchtverhalten aufkommen lässt/aufkommen lassen soll.
    Das Stottern wird also "rein" rausgelassen.

    nach dem Motto: lieber ein 3 Sekunden lange dauernder Stotterblock, als einmal ein Wort austauschen.

    lg

    tjure



    Re: Ratlos...

    Tjure - 09.07.2005, 21:01


    Hallo mi,

    danke für deine Vorlage ;-)

    mi hat folgendes geschrieben:
    Ich habe einmal einen Kajakfahrer zugesehen, der mit seinem Kajak im Wildbach umgefallen ist. Das Ganze war völlig harmlos, nur sehr nass und kalt. Er ist ziemlich lange nicht aus dem Bach herausgekommen, weil er gegen die Strömung angekämpft hat. Die war natürlich stärker und hat ihn immer wieder mitgerissen. Andere haben sich in der gleichen Situation mitziehen lassen und die Kraft der Strömung benützt, um das Ufer zu erreichen. Die waren sofort wieder draußen, ohne sich dabei sonderlich anzustrengen.
    lg mi

    Genial beschrieben, mi.

    Auch hier würde ich gerne meinen Senf in Bezug zur VanRiper-Therapie dazugeben.

    Man kann ein StotterEreignis (so nennen wir VanRiperianer das gerade stattfindende Stottern) auf verschiedene Arten begegnen

    1: dagegen ankämpfen - also gegen die Strömung
    2: es mitnehmen/abholen - und eine sinnvolle, schnelle, motorisch schlaue, und effiziente Reaktion folgen lassen = mit dem Strom schwimmen.

    Ich erinnere mich an einen Monolog von Andreas Starke während meiner VR-Therapie:
    er beobachtete, dass an einem sehr kalten Wintermorgen, der die Straßen mit einer feinen Eisschicht überzog, die jungen Kids das Glatteis ausnutzen, um schneller voranzukommen, in dem sie behende über das Eis schlitterten. Im Gegensatz zu manch Erwachsenem, der, voller Angst hinfallen zu könnnen ganz verkrampt nach einer Möglichkeit suchte, sich irgendwo mit den Armen festhalten zu können.

    auch in den meisten asiatischen Kampfsportarten wird die Kraft des Gegners ausgenutzt.

    Mit dem Stottern - nach viel Übung und Perfektionierung - kann man das (fast) genauso gut hinbekommen.

    liebe Grüße
    Tjure



    Re: Ratlos...

    Tjure - 09.07.2005, 21:03


    Hallo

    äh.. ich bin mir gerade nicht mehr sicher, ob ich hier im richtigen Forum geschrieben habe - das gehört doch eher in das Therapie-Forum, oder?
    - zu müri rüberblinzelt - :roll:
    tjure



    Re: Ratlos...

    mi - 10.07.2005, 13:24


    Hallo ihr alle!

    Natürlich sind wir in dieser Diskussion schon ziemlich weit im Therapieforum- aber wir unterhalten uns nach wie vor übers Stottern, und die Arten, damit umzugehen. Es wird also auch so schon so richtig sein.

    Interessant finde ich an der ganzen Geschichte u.a., dass wir doch immer wieder auf Bereiche, die die Van Riper-Therapie beinhaltet, eine Therapie, die ein Stotternder erfunden hat. Mir gefällt besonders der Ansatz, nicht perfekt das Stottern wegbekommen zu wollen (was meiner ganzen bisherigen Lebenserfahrung widerspricht), sondern einfach gut damit umzugehen.
    Komisch für mich ist nur, dass Van Riper selbst angeblich ein Perfektionist gewesen sein soll, der gemeint hat, dass "man" immer üben und kontrollieren müsse, um gut mit dem Stottern umgehen zu können. Meine eigene (natürlich nicht für alle repräsentative) Erfahrung geht dem genau entgegen. Deshalb würde mich interessieren, was Johnson mit seinem "Bouncing" genau gemeint hat, das eher mir entsprechen würde. Leider ist von Jonson hauptsächlich eine ziemlich unglückliche Erklärung für das Stottern übrig geblieben, viel mehr, soweit ich lese, nicht.

    (Das wäre jetzt wirklich eher ein Fall fürs Therapieforum.)

    lg mi



    Re: Ratlos...

    Tjure - 10.07.2005, 13:43


    Hallo mi,

    tatsächlich soll Ch. Van Riper ein seltsamer Kauz gewesen sein.
    Van Riper unterstreicht mehrmals, dass es nötig ist, alles zu tun was möglich ist, um den alten Stotterautomatismus (dies beinhaltet auch die Gefühle dabei/dazu) nicht wieder aufkeimen zu lassen.

    Van Riper hat, soweit mir bekannt, ausschließlich die "Nachbesserung" erfunden.
    Der Aspekt der Identifikation und Desensibilisierung waren ja damals schon nichts Neues mehr.

    Zu Johnsons "Bouncing" kann ich leider so gut wie gar nichts sagen.

    lg

    Tjure



    Re: Ratlos...

    Andreas Weiser - 02.08.2005, 16:05


    Das was man tut oder lebt prägt !

    das ganze leben ist darauf aufgebaut. Immer wieder die gleichen Muster werden Trainiert. zum Guten oder zum Schwelchten. Einmal Gelerntes ist sehr schwer wieder umzuformen ( die schelchten Angewohnheiten die sich so eingeschlichen haben)

    Euer Kanufahrer ist ein schönes bildliches Beispiel.
    Dennoch sage ich für mich ,sich mit der Stömung treiben lassen ist gut ,solange man auch da landet wohin man will. Nur irgentwo ans Ufer zu kommen ist mir zu wenig. Um ein bestimmtes Ziel zu erreichen muß man auch mal gegen den Strom paddeln. Man muß aktiv werden , erst recht wenn man kopfunter ist. Das ist der Unterschied--- lasse ich mein Stottern zu ?? oder nicht!!! Oder -- versuche ich nicht mehr zu kentern ... dann macht auch das paddeln mehr spaß.

    Erst mit der Zeit gewinnt man ein Gefühl für sich und seinen Körper,wenn man wahrnimmt wie sich etwas anfühlt das über lange Zeit flüssig ist. In der Vergangenheit habe ich immer nur darann gedacht hoffetlich passiert es nicht oder nicht wieder, Ein Körpergefühl für flüssiges Sprechen kommt so nicht auf oder nur unzureichend.
    Nach dem Motto >>>> Gefahr erkannt --Gefahr gebannt .

    Gruß Andreas



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