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Irving, John - Owen Meany




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Irving, John - Owen Meany

Beitragvon Karthause » 31.07.2007, 18:21

Kurzbeschreibung http://www.amazon.de
Mit der Geschichte zweier Jungen erzählt John Irving die Geschichte seiner eigenen Generation. Die Kindheit fällt in die fünfziger Jahre. Es folgen die Jahre des Aufbruchs unter Kennedy und des Kampfes gegen den Rassismus, die immer stärker werdende Verwicklung der USA in den Vietnamkrieg, den Kampf gegen diesen Krieg und das Trauma nach der Niederlage, die Utopien von einer friedlichen Welt in den Sechzigern und schließlich die Reagan-Ära mit ihren diversen schmutzigen Affären. "Noch nie war Irving so grundsätzlich, so politisch, so entschieden wie in "Owen Meany". Eine Abrechnung mit dem Amerika von heute..." (Lire, Paris.)

Meine Meinung
Dieses Buch beschreibt die Geschichte der Freundschaft zwischen Owen Meany, einem kleinwüchsigen Jungen mit Fistelstimme, und John Wheelwhrigt, dem Erzähler, die bis ins Erwachsenenalter hinein andauert. Die Story beginnt in den frühen 50-er Jahren und wird durch Berichte des Ich-Erzählers aus dem Jahr 1987 immer wieder unterbrochen. „Owen Meany“ ist aber auch eine kritische Auseinandersetzung des Autors mit der Politik der USA in diesem Zeitraum. So werden u. a. der Vietnamkrieg, die Rassenunruhen und der Einsatz der USA am persischen Golf unter der Reagan-Regierung thematisiert. John Irving bezieht aber darüber hinaus auch Stellung zu Fragen der Religion und des Glaubens.

Owen Meany ist ein Protagonist an dem ich mich – zumindest zu Beginn des Buches – reiben konnte. Seine Meinung, er sein ein von Gott Auserwählter, konnte ich zu diesem Zeitpunkt weder teilen noch nachvollziehen. Es war mir unverständlich, wie ein 11jähriger auf solche Ideen kommen konnte. Das war auch der Grund, weshalb ich mich beim Lesen der ersten Kapitel etwas schwertat. Diese ersten Kapitel wiesen auch Längen auf, die mir nicht so gefallen haben. Als ich mich dann aber eingelesen hatte, erfasste mich die Handlung wie ein Sog.

Die Charaktere wurden von John Irving, wie gewohnt, teilweise stark überzeichnet. Manche wirkten schon fast grotesk oder skurril. Aber alle wurden mit viel Liebe zum Detail geschaffen und die Protagonisten erlebten im Verlauf der Handlung auch erstaunliche Entwicklungen.

„Owen Meany“ ist ein ausgesprochen politischer Roman. Stellenweise bringt Irving bissigen Sarkasmus und Zynismus ein, er rechnet gnadenlos mit den Militäreinsätzen der USA ab. Obwohl ein breites Spektrum an Themen in diesen Roman einfließen, wirkt er nicht überladen.

„Owen Meany“ ist ein wunderbares Buch voller Menschlichkeit, Historie, Verworrenem und dem für John Irving charakteristischen Humor. Die Spannung wird vom ersten Kapitel an ganz langsam aufgebaut und steigert sich kontinuierlich. So, dass ich beim letzten Kapitel traurig war, dass dieses Buch nur 852 Seiten umfasst. Dass Owen Meany wohl der tragische Held dieses Buches sein würde, war wohl so ziemlich von Beginn des Buches an klar. Was für ein unerwartetes, furioses Ende John Irving zu dieser Geschichte inszeniert, hat mich dann aber doch stark beeindruckt. Wie Owen Meany im Verlauf des Romans mehrmals betont, dass es keine Zufälle gibt, wird zum Schluss von Irving eindrucksvoll bewiesen. Alle offenen Frage und Ungereimtheiten sind dann geklärt, alle Handlungsfäden wurden zusammengeführt .

Mich hat, trotz meiner anfänglichen Probleme, dieses Buch nachhaltig beeindruckt. Ich werde es sicher irgendwann noch einmal lesen, denn die Vielfältigkeit dieses Romans ist beim ersten Lesen kaum auszumachen.

:stern: :stern: :stern: :stern:

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Viele Grüße
Karthause

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