Fernseh(groß)ereignisse - Nachbesprechungen *Spoiler*

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    Re: Fernseh(groß)ereignisse - Nachbesprechungen *Spoiler*

    dejost - 11.09.2007, 22:35

    Fernseh(groß)ereignisse - Nachbesprechungen *Spoiler*
    8ung, dieser Thread ist erstens subjektiv und zweitens voller Spoiler

    Ursprünglich ging es nur um Krimiserien, die der ORF (mit)produziert hat, aber es gibt ja mehr im Fernsehen, also wurde das Thema erweitert.

    Der erste hier besprochen soll

    Zodiak

    sein


    http://film.orf.at/zodiak/

    Allgemein:

    Nun gut, ein Krimi - Vierteiler ist einmal per se zu lang und weist daher gezwungenermaßen Längen auf. Außerdem wird es durch die Vielzahl an Personen und dem Wochenabstand zwischen Teil 2 und 3 schwieriger als nötig zu folgen.
    Diese Hürden wurden gemeistert, aber nicht sehr außergewöhnlich.
    Es wäre wohl besser gewesen, das ganze irgendwie auf 4 h oder so zu kürzen.

    Dramaturgie:

    Im Großen und Ganzen auch passabel gelöst, jede Folge endet mit einem kleinen Höhepunkt, der zwar teilweise vorhersehbar, aber doch annehmbar aufgelöst wird.
    Dass Gabriel Fischer- Hellwarth (= von Thun) in der 3. Folge stirbt ist eine sehr spannende Wendung, klassisch hätte man eine Konfrontation zwischen ihm und dem Mörder erwartet.
    Das Auseinanderbrechen der Familie und Verschieben der Loyalitäten nach dem Tod des Patriarchen ist zwar gut dargestellt, wird aber dann doch übertrieben (man muss die eigene Frau ja nicht gleich erwürgen wollen).
    Dass die verschollene Großmutter erst in der letzten Hälfte des letzten Teils als dea ex machina kommt und das Motiv mitbringt, ist etwas schwach.
    Das Ende ist aber ok: Noch die eine oder andere spannende Wendung, der Lösegelderspresser ist ein Trittbrettfahrer (war eh klar), die Freundin fällt in den Rücken, aber am Ende passt (fast) alles zusammen. Rettung in letzter Sekunde. Unklar bleibt, wieso Zodiak erstens so auf diesen ganzen Astrologiemist steht, zweitens wieso er seine ähh Tante umbringt, wieso er Altenberg umgebracht hat und wieso er das Geld in Diamantenform in der Donau versenkt statt damit nach vollzogener Rache abzuhauen, bleibt im Dunkeln, Zodiak darf am Ende halt leider keinen typischen "Das ist meine Seite der Geschichte"- Schurken- Monolog halten.

    Darstellung von Polizei und Justiz:

    Das ist echt missglückt.
    Die Staatsanwältin die selber Hausdurchsuchungsbefehle ausstellt und mit einem einzigen (!) Akt und der Robe durch irgendwelche Stiegenhäuser spaziert.
    Die (österreichische) Juristin, die Jura (!) studiert hat und trotz Postgraduates und Kanzleierfahrung nicht mal grundlegende Ahnung vom österreichischen Recht hat.
    Auch was die Graphologie anbelangt ist das ganze eher laienhaft gehandhabt worden. Und wenn Polizeiarbeit so funktionieren würde, wäre die Mord- Aufklärungsquote bei uns nicht 100%.

    Schauspielerische Leistung:

    Naja. Herz-Kestranek und von Thun habe ich schon höhere schauspielerische Berge erklimmen sehen, auch Fritz Karl hat schon früher richtig geschauspielt.
    Dass der Sidekick des Cops, dargestellt von Max Schmiedl, seines Zeichens hauptberuflich Taxi Orange Gewinner, und Felix Vogler, dargestellt von Hans Sigl, nicht der Mörder sind war relativ klar: Von beiden war nicht zu erwarten, dass sie einen Mörder glaubhaft darstellen können.

    Wie dumm kann man sein:

    Der Cop bekommt im Rahmen eines Einbruchs ein wichtiges Beweisstück. Und stattdessen dass er sagt (so wie er es später übrigens schon tut) "Wurde mir anonym zugespielt" sagt er "Ups, hab ich geklaut, können wir nicht verwenden." Im Übrigen, wie ist denn das mit Beweisverwertungsverboten bei uns, hm?
    Esther glaubt, im Cop den Mörder erkannt zu haben. Und da trifft sie sich mit ihm auf einem einsamen Staudamm, um ihn damit zu konfrontieren, dass sie glaubt, er will ihre gesamte Familie (!) auslöschen.
    Spielt das ganze jetzt eigentlich in Kärnten oder Wien?



    Re: Fernseh(groß)ereignisse - Nachbesprechungen *Spoiler*

    Der Alchemist - 14.04.2008, 19:12


    Zodiak hab' ich gottseidank nicht gesehen. Und über den anderen Film möge bitte schnellstens das Jüngste Gericht kommen. :D

    Die Ermittler werden samt und sonders als verrückt dargestellt. Morettis Charakter ist so mies und durchgeknallt, dass der nichtmal bei der realen Fremdenpolizei unterkommen würde ... :wink:

    Werde mir heute trotzdem den zweiten Teil anschauen. Will halt wissen, wie's ausgeht. Vielleicht wird's ja noch spannend. Und [supermarktwerbung]ja, natürlich[/werbung] erinnert dieser Zweiteiler an Seven.



    Re: Fernseh(groß)ereignisse - Nachbesprechungen *Spoiler*

    Der Alchemist - 14.04.2008, 22:44


    Das Jüngste Gericht, Teil II: Spannender als der Erste. Morettis Charakter nachwievor zu sehr Psycho, um als Kriminalbeamter durchzugehen. Was die schauspielerische Leistung natürlich nicht schmälert. Manche Fragen bleiben unaufgeklärt. Insbesonders, wie es der Täter geschafft hat, nie Spuren zu hinterlassen. Die Täterfigur selbst habe ich nicht schlüssig gefunden. Auch wäre es interessanter gewesen, wenn er entkommen wäre. Oder noch besser: man hätte seine Identität gar nicht erst herausgefunden. Noch ein Gedanke: es wäre vielleicht auch spannend gewesen, das Ganze in Richtung Mystery zu treiben, sprich: ein Nichtmensch als Täter. Leider hat sich das Drehbuch - wie so oft - auf ein allzu klassisches Ende beschränkt. Fast wie bei Seven. :wink:



    Re: Fernseh(groß)ereignisse - Nachbesprechungen *Spoiler*

    dejost - 15.04.2008, 07:23


    Nochmal Warnung:
    8ung, dieser Thread ist erstens subjektiv und zweitens voller Spoiler

    Zunächst muss ich mal dem Alchemisten im Großen und Ganzen zustimmen, wobei ich es noch enttäuschender gefunden hätte, wenn dann am Schluss urplötzlich rauskommt, der Täter ist der Dover Demon.

    Der heutige Film ist der 2Teiler

    Das jüngste Gericht

    Allgemein:

    Bin das nur ich, oder SCHREIT dieser Film aus vollen Lungen in das Megaphon:
    Ich bin eine Kopie von Sieben (Seven)

    Sogar dass der Mörder das Kind des ermittelnden Polizisten unbringt (allerdings ist das Kind hier schon geboren)!
    Und der Mörder plant auch, dass ihn der Polizist am Schluss umbringt, als Finale seines Treibens. Einzig hier wird von der Parallele abgewichen und der Mörder muss sich selbst umbringen.

    Außerdem ist das Argument ein Blödsinn, dass der Täter ein Katholik sein muss, weil er die 10 Gebote so und nicht anders nummeriert hat. LutherianerInnen und Katholen nummerieren die 10 Gebote gleich, nur die sonstigen christlichen (und nicht- christlichen) Konfessionen haben eine andere Abfolge.

    Dramaturgie:

    Naja, ich habe den Film mehr so nebenbei gesehen.
    Trotzdem tappsen alle inkl der ZuseherInnen im ersten Teil nur mehr oder weniger im Dunkeln, es wird zwar Spannung aufgebaut, aber es geht irgendwie wenig weiter.
    Das der Sohn am Ende des ersten Teils umgebracht wird, war überraschend.
    Der zweite Teil hält die Spannung etwas besser, aber durch weit hergeholte Plot- Twists gegen Ende wird auch dieser Effekt gemäßigt.
    Außerdem erscheint das Alter der Personen im Verhältnis zueinander unschlüssig.

    Darstellung von Polizei, Behörden und Justiz:

    Um Gottes (!) willen.
    1. Was hat Michael Häupl mit der Polizeiarbeit zu tun? Genau. NIX. Er würde auch keine Pressekonferenz geben, wenn man glaubt, den Mörder zu haben (naja, er vielleicht schon). Zuständig ist wer? Genau. Der Innenminister. Meinetwegen hätte ich mir noch das Justizministerium als "Chef" der StA einreden lassen.
    2. Ein Polizist, der den Mord an seinem eigenen Sohn aufklärt? Noch nie was von Interessenskonflikt gehört?
    3. Als der Aushilfspfarrer irgendwas von Beichtgeheimnis sagt, sagt Morettis Psycho- Cop- Charakter doch glatt "Die richterliche Verfügung haben wir in 15 Minuten". Abgesehen davon, dass es beim Beichtgeheimnis keine richterliche Verfügung gibt, in 15 Minuten hat man nicht mal den zuständigen Richter gefunden. (Und Morettis Psycho- Cop hätte wahrscheinlich nicht mal die Bedienungsanleitung für ein Telephon in der Zeit aufgetrieben).

    Schauspielerische Leistung:

    Eh ok.



    Ich wunder mich schon etwas.
    Es ist offensichtlich das Geld da, eine ziemlich aufwändige Produktion zu machen, mit Kostümen, Blut, ein paar Spezialeffekten, originellen Außenlocations, Massenszenen etc. Sogar für (halbwegs) gute Schauspieler ist Geld da.
    Wieso schreibt keiner gute Geschichten dafür? Wieso liest die nicht jemand durch, ob sie blöd sind?



    Re: Fernseh(groß)ereignisse - Nachbesprechungen *Spoiler*

    dejost - 08.07.2009, 17:44


    Schnell ermittelt.
    Eine Krimiserie vom ORF, die offensichtlich vorbei ist.


    Mal ein paar gute Punkte:

    Die Folgen sind nach dem jeweiligen Mordopfer benannt. Das ist sympathisch.

    Ab und zu gelingen ihnen ein paar gute Szenen, zB wo Schnell mit ihrem Ex-Mann in der Pathologie ist, dann klingelt sein Handy. Weil er aber gerade an einer schönen Leich' rumschnippelt, muss sie ihm das Handy ans Ohr halten, während er weiterschnippelt und telephoniert. Dann läutet auch noch ihr Handy, und sie telephonieren gleichzeit, während er weiter schnippelt. Und dann fällt das Handy in die offene Leiche...

    Schnell ist extrem unysmpathisch. Achja, eine Rabenmutter ist sie auch.

    Nicht so toll:

    Klischee ole.
    Seltsame Religionsgruppen (sollen wohl die Zeugen Jehovas sein), islamisch-extremistische Konvertiten, dem rassistischen Cop hüpfen dauernd die guten Ausländer vor der Nase herum, die blonde, notgeile, junge Assistenin, etc etc.

    Wolf Bachofner spielt überhaupt ungefähr die selbe Rolle wie in Komissar Rex, anders als Moretti oder Markovicz hat er es weder zum sonstigen Film noch zum Theater geschafft.

    Und dann wird noch abgekupfert wie blöd:

    Zitat: Das grantelnd-wienerische ihres Kollegen hatten wir, wie schon gesagt, auch schon bei Kommissar Rex, den/die Befragte/n entlassen und dann doch noch eine Frage hinterher schieben war schon bei Columbo zu sehen, dass die Opfer in den Phantasien der Kommissarin erscheinen bei "Cold Case" und die beruflich professionelle, blitzgescheite, privat aber hoffnungslos chaotische Kommissarin wurde auch schon in "The Closer" mit Brenda Leigh Johnson vorstellig.
    Noch ein paar geklaute Ideen?
    CSI Ermittlungen wie bei CSI, leider war man zu geizig, außer dem Computerfachmann, weiters Laborpersonal zu engagieren, also muss sich der Pathologe um die DNA Spuren etc kümmern.

    Achja, und der Gipfel war dann die forensische Anthropologin in der letzten Folge. Forensische Anthropologin! Als ob es so jemand in Österreich gibt. Dafür gibt es seit bald 10 Jahren eine Krimi- Serie über eine solche Wissenschaftlerin, läuft auf ATV, heißt Bones und ist besser als Schnell ermittelt.

    Unterm Strich:

    Besser als der Soko Müll, und anders als der Soko Müll gibt es hier Potential, welches aber größtenteils verschenkt wird.



    Re: Fernseh(groß)ereignisse - Nachbesprechungen *Spoiler*

    Der Alchemist - 08.07.2009, 21:16


    Dejo hat folgendes geschrieben: Schnell ermittelt.
    Schnell wieder weggeschalten ...

    Habe so bei jeder zweiten Folge mal kurz rübergezockt, nach circa einer Minute hat es dann auch wieder gereicht. Mehr kann ich zu dieser Serie jetzt auf die Schnelle :D nicht wirklich sagen.



    Re: Fernseh(groß)ereignisse - Nachbesprechungen *Spoiler*

    dejost - 06.07.2010, 07:22


    Wie im editierten Eingangspost erwähnt, habe ich den Fokus auf Fernseh-Großereignisse generell ausgedehnt, das Kriterium ORF ist weggefallen. (ORF bleibt aus verständlichen Gründen weiterhin der Schwerpunkt)

    Flash Forward

    Ich bin zu faul zu tippen und stehle von Wiki:

    Zitat: The series revolves around the lives of several people as a mysterious event causes nearly everyone on the planet to simultaneously lose consciousness for two minutes and seventeen seconds on October 6, 2009. During this "blackout," people see what appear to be visions of their lives on April 29, 2010, a global "flashforward."

    Die Idee ist ja ganz super, die ersten Folgen sind auch wirklich gut, durchdachte Konflikte, manch überlegter Handlungsstrang.

    Trotz allem, nach der Hälfte der ersten Staffel zieht es sich etwas und es ist zu lange, bis endlich irgendwas rauskommt.

    Das Arge ist aber: Das Ganze endet überwiegend open-end. Wenige Handlungsstränge werden abgeschlossen, aber sehr viele bleiben offen.
    Vor allem bleibt offen, wer warum die Flashforwards erzeugt hat (immerhin das wie wurde pseudo-erklärt - es war der "particle of the week").

    Das Ende schreit halt - wie so oft - "Zweite Staffel, Zweite Staffel". Abgesehen davon, dass ich das sowieso nicht mag, gibt es keine zweite Staffel! Die Serie ist gecancelt worden!

    Achja, die schauspielerische Leistung war ziemlich gut.



    Re: Fernseh(groß)ereignisse - Nachbesprechungen *Spoiler*

    harald - 07.07.2010, 19:31


    Na wenn es weg vom ORF geht, dann kann ich auch was posten:

    Futurama lebt doch!

    1999 das erste Mal ausgestrahlt, dann für Fox immer uninteressanter geworden. Aufgrund der starken politischen und sexuellen Anspielungen wurde Futurama 2003 nach der 4. Produktionsstaffel eingestellt (wesentlich rabiater als Simpsons).

    Fox dachte, damit ist die Serie Geschichte. Aber gute Serien sind schwer zu töten.

    2 Sender haben Wiederholungen von 2003 bis 2007 gebracht, bei uns ist eigentlich nur Cartoon Network bekannt. Die haben sich relativ billig die Senderechte gekauft.

    Seit 2008 gehören die Ausstrahlungsrechte für 5 Jahre Comedy Central (Vertrag darüber wurde mit Fox 2005 geschlossen). Teil des Deals: Von 2007 bis 2009 werden 4 neue Kinofilme gedreht und veröffentlicht, die mittlerweile als 5. Staffel firmieren.

    Fox stimmte zu, um das Geld zu kassieren und endlich den Sarg zuzunageln. Denn der Deal lautete: Bei Erfolg der Kinofilme gibts weitere Folgen, sonst ist es aus. Evaluation des Erfolges erfolgte aufgrund der Verkaufszahlen.

    Und das Wunder geschah. Obwohl angeblich jeder Filme kriminiell kopiert, schossen die DVD Verkaufszahlen in den Himmel.

    Comedy Central drängte auf eine Neue Staffel und Fox konnte nicht Nein sagen.

    Daraus folgt: Seit 24. Juni wird die 6. Staffel in den USA ausgestrahlt und ich freu mich auf coole Sprüche wie:

    Zitat: Professor Farnsworth: If you stop partying for a single second, you'll explode and kill everyone here in a fireball melted gears and splattered bones!
    Bender: Sounds like a party, baby! Oh yeah!

    Fox krieg ein großes Minus von mir, für diese Vorgehensweise, denn jetzt cashen sie auch noch voll ab!



    Re: Fernseh(groß)ereignisse - Nachbesprechungen *Spoiler*

    dejost - 13.04.2012, 12:58


    dejost hat folgendes geschrieben: Schnell ermittelt.
    Eine Krimiserie vom ORF, die offensichtlich vorbei ist.


    Die obige Kritik zu Schnell ermittelt war anlässlich der zweiten Staffel.
    Die dritte Staffel endete mit einem Cliffhanger, in dem Schnell angeschossen wird und unklar bleibt, ob sie überlegt (Freud lässt bei diesem Typo grüßen).

    Es gab aber dann doch eine vierte Staffel, also hat sie überlebt.

    Im Grunde gilt das oben Gesagte auch zu den anderen Staffel - besser gut geklaut als schlecht erfunden (Serienmörder als Polizistengeliebten, Vampirsekte, Psycho interner Emittler usw). Einige gute Szene gab es immer wieder.

    Nur das Finale der letzten Staffel - erstens ist die Folge total eigenwillig und impressionistisch. Und dann tun sie einfach so, ohne erkennbaren Grund oder Notwendigkeit, die gesamte letzte Staffel retconnen - Schnell war durchgehend im Koma und hat alle bisherigen Fälle nur geträumt. Trotzdem geht es nicht viel anders aus, der letzte Fall endet trotzdem so wie man es erwartet hat, die Nebenfiguren haben sich am Ende in der selben Konstellation lieb und es ist auch die selbe Person schwanger, und die eigentlich gelösten Fälle entpuppen sich als Cold Cases, die Schnell jetzt wohl lösen kann.
    Bizarr, ein Ende in dem man noch möglich viel zusammenhaut, gerade weil es aus ist.

    edit: Und trotzdem gab es eine 5. Staffel, wo dann die Folgen auf Spielfilmlänge ausgedehnt wurden.



    Re: Fernseh(groß)ereignisse - Nachbesprechungen *Spoiler*

    dejost - 21.12.2012, 16:23


    Kottan ermittelt: Rien ne va plus

    Die genauen Zahlen weiß ich nicht, aber Kottan war der teuerste österreichische Film seit langem und zugleich einer der größten Flops.

    Und nachdem ich ihn gesehen habe, weiß ich zumindest wieso das zweite passiert ist: Er war wirklich schlecht. Es waren zwar einzelne gute Wuchteln drinnen, aber mehr auch nicht. Die Handlung - wenn man die so nennen kann - war völlig absurd, was nur noch durch das Ende übertroffen wird.
    Es gibt einen Haufen eigenwilliger Einschübe (wie zB Kottan - oder Lukas Resatarits? - kommentiert den Film aus dem OFF; Tanzszenen, fliegende Hunde, Zeichentrickkakerlaken...) und ein paar Running Gags, wie die Sache mit der Autotür.

    Ich habe wenige der alten Kottans gesehen. Es kann sein, dass die späteren Kottans auch (so?) absurd waren, aber die haben damals wohl ihr Publikum gefunden - oder eben nicht, es war ja dann aus.

    Satirisch war nur sehr wenig an dem Film, und lustig wie erwähnt auch nicht viel.



    Re: Fernseh(groß)ereignisse - Nachbesprechungen *Spoiler*

    dejost - 08.05.2013, 08:42


    CopStories

    Allgemein:
    Eine Polizeiserie, die in Ottakring spielt - ich musste sie mir schon aus Lokalpatriotismus anschauen.

    Die Folge ist ein Remake einer niederländischen Serie, dabei wurden selbst einige Namen übernommen. So heißt der Abteilungsinspektor Altan Uslu auch in der niederländischen Version Altan Uslu. Aus Tina Zonderland wurde Tina Zauner und aus Sylvester Daals wurde in Österreich ganz simpel Sylvester Thaler.

    Inwieweit die einzelnen Fälle - oder gleich das Drehbuch - übernommen wurden, weiß ich nicht.

    Dramaturgie etc:
    Es gibt über 10 Hauptrollen-PolizistInnen. Jede Folge besteht aus sehr vielen, sehr kurzen Geschichten, die parallel laufen, da geht es dann von der verwirrten, alten Frau über gestohlene Handtaschen bis zu Mord.
    Die einzelnen Fälle sind daher sehr kurz skizziert, tw nur 3 Szenen. Es gibt auch ein paar sich über die ganze Serie ziehende Handlungsstränge, die aber zum Ende der ersten Staffel nicht aufgelöst wurden.

    Dadurch, dass es völlig verschiedene Fälle gibt, sind die qualitativ äußerst unterschiedlich: Bei manchen glaube ich sofort, dass sie direkt aus dem Polizeialltag kommen, manche sind völlig absurd, manche sind gut erfundent etc.

    Schauspielerische Leistung:

    Die Hauptrollen sind allesamt darstellerisch sehr gut, ein paar Nebenrollen waren durchaus auch prominent besetzt (Dany Siegel!), sehr viele der kleinen Rollen wurden mit Laien besetzt (siehe auch den verlinkten Artikel im Standard), das war manchmal offensichtlich.

    Im Hinblick auf die große Anzahl der DarstellerInnen war es aber gut gespielt.

    Darstellung von Polizei, Behörden und Justiz:

    Um Kelsens Willen.
    Das ist eine Polizeiserie.
    PolizistInnen sind eine der wenigen Berufsgruppen, die wirklich das Gesetz auswendig können müssen, weil - wie ich so oft sage - der Polizist kann nicht erst den Kodex aufschlagen, um zu wissen, ob er einen Mordverdächtigen jetzt ins Flugzeug steigen lassen soll oder nicht.

    Aber fast immer, wenn es um irgendwas rechtliches gegangen ist, war es schlicht und ergreifend falsch.
    Bei ein paar einzelnen Szenen konnte man noch sagen, gut, der Polizist redet jetzt irgendeinen (juristischen) Schwachsinn, weil er glaubt/hofft, dass die Leute dann so Ruhe geben.

    Wenn mir mal fad ist, schreibe ich einen Brief an ORF und Produktionsfirma. (Gebhardt Productions GmbH, Neusiedlerstrasse 50, A-2340 Mödling, office@filmpark.tv)

    Unklar ist, wieso da dauernd eine Stadträtin der Polizei reinpfuscht, obwohl sie dafür nicht zuständig ist (vgl ein paar Postings weiter oben zu Häupl und die Polizei), und in Wahrheit nur den Oberpolizisten bumsen möchte.

    Weiters:
    http://dastandard.at/1363706043114/Maennergeschichten-und-Auslaendersachen
    Zitat: Wie so oft in Krimiserien schlägt auch bei der neuen ORF-Eigenproduktion das "Bulle von Tölz"-Problem zu: Die Dichte der schweren Fälle ist schwer unglaubwürdig. Ottakring wird zur Bronx hinunterstilisiert, die Eskalationen im "authentischen" Umfeld des Migrantenbezirks wirken bemüht, aufgesetzt und unfreiwillig komisch.
    Zitat: Die Missachtung polizeilicher Richtlinien schadet nicht nur so gar nicht, sondern ist meist einziger Lösungsweg am harten Ottakringer Pflaster. Wien ist Chicago geworden! Da muss man im Lauf der Ermittlungen Zivilisten und/oder Verdächtigen ordentlich auf den Tisch (oder Kopf) hauen, provozieren, sie (mit der Pistole) bedrohen. Aber keine Sorge, die Migranten-Männer wissen sich auch zu helfen - schließlich geht's um die Ehre!
    Der Standard ist hinsichtlich der stereotypen Ethnodarstellung sehr kritisch. Ich finde die Kritik zwar berechtigt, aber nicht in diesem Ausmaß.



    Re: Fernseh(groß)ereignisse - Nachbesprechungen *Spoiler*

    dejost - 09.12.2013, 09:46


    Wie immer als Warnung: Spolier ahoy!

    Twin Peaks
    Ja, ich weiß, ich bin mit meiner Kritik 20 Jahre zu spät. Und?

    Als "the definite Lynch" wurde diese Serie verkauft, mich persönlich hat sie eher enttäuscht.

    Twin Peaks ist eine - per se nicht schlechte - Mischung aus (langgezogenem) Whodunnit, Soap Opera und - ab der zweiten Staffel - Geistergeschichte.
    Es geht sehr in die Abgründe der menschlichen Seele, und das ganze in einem netten, sympathischen Kleinstädtchen mit einigen sehr bizarren Charakteren.

    Der Titel Twin Peaks gibt auch ein Motiv der Serie vor: Dualität. Die meisten Charaktere haben zwei Seiten, oder eine Art Gegenteil, es gibt die Black und die White Lodge usw. Davon abgesehen, dass solche Konstellationen oft vorkommen, ist daraus aber nichts gewonnen.

    Letztlich sind beide Staffeln gleich unzufriedenstellend:
    In der ersten fehlt as surreale Element noch überwiegend, lediglich Agent Coopers Traumdeutung als Ermittlungsmethode udgl klingen in diese Richtung an.
    Die erste Staffel ist aber nur eine Vorstellungsrunde mit 7 Folgen - man lernt die Figuren und ihre Position(en) kennen, dann gibt's einen Cliffhanger und aus.

    In der zweiten Staffel wird es übernatürlicher und surrealer. So ist dann auch der Mörder, der ca 20 Folgen lang gesucht wird halt, eben die demonic possession (mehr s.u.), aber da das nicht Buffy ist, hat das keinerlei Konsequenz - sie versuchen zu keinem Zeitpunkt, den Dämon irgendwie unschädlich zu machen. Weil sie aber dann noch ~10 Folgen zu füllen hatten, kommt ein Serienmörder daher, der die magische Kraft der Black Lodge anzapfen möchte (was eigentlich eh klar sein sollte, dass das nicht geht), metzelt halt ein paar Leute nieder, nächster Cliffhanger, aus.
    Die einzigen Handlungsstränge, die abgeschlossen werden sind die, wo die Betroffenen draufgehen.

    Die Serie hat einige einprägsame, absurde und/oder bizarre Charaktere, wie die Log Lady (eine Frau, die immer mit einem Stück Baumstamm herumläuft, dessen Wahrnehmungen sie berichtet), die einäugige Erfinderin mit Superkräften, den FBI-Agent-Transvestit (wobei David Duchovny für eine andere FBI-Rolle berühmt wurde) oder Gordon, den schwerhörigen FBI Chief (gespielt von Lynch selbst). Mein Favorit ist Albert Rosenfield.

    Schade fand ich auch, dass Cooper nichts mit Audrey angefangen hat. MacLachlan, der Darsteller, hat eingewandt, dass Cooper nichts mit einer 18jährigen Schülerin anfangen würde. Das mag zwar ein -für eine nicht surreale Serie- schlüssiges Argument sein, aber die Charaktere hätten gut zusammengepasst und FBI-Agent/Schülerin wäre schon surreal-passend gewesen. Ende der zweiten Staffel fängt Cooper dann etwas mit einer 20jährigen Ex-Nonne an, das Alter war's also auch nicht. Außerdem sind die SchülerInnen in Twin Peaks keine SchülerInnen: Sie sind (fast) nie in der Schule, alle haben Jobs und nehmen an den Intrigen und Straftaten genauso teil wie alle anderen. Die SchauspielerInnen sind auch alle älter.

    BOB or the Evil that men do: Als BOB das erste Mal manifest wird, rätseln sie noch, was er überhaupt ist. Jemand sagt eben, er sei bloß "the Evil that men do", und diese Lösung hätte mir auch besser gefallen, aber die Interpretation ist nicht durchzuhalten: Letztlich ist er doch nur eine demonic possession, die Leute erschrecken selbst vor dem was sie getan haben und sie tun es auch (fast) nie im Affekt oder aus Gelegenheit. Nicht zuletzt die ganze Black/White Lodge Geschichte wäre sonst (noch) sinnloser und auch das Ende, wo BOB dann eben von Cooper Besitz ergreift (oder er Coopers bösen Doppelgänger darstellt).

    Ich versuch's kurz zusammenzufassen:
    Man kommt also nach Twin Peaks. Alles ist nett, sehr ungewöhnlich zusammengesetzt, aber irgendwie passt es doch. Man geht ein bisschen herum, alles bleibt gleich. Man geht ein bisschen weiter, es tun sich Abgründe auf. Man zuckt mit den Schultern, tut so als will man weiter gehen, tritt aber willentlich auf der Stelle. Man sieht die selben Abgründe, zuckt nochmal mit den Schultern. Aus.
    Ist vielleicht eine gute Metapher für das Leben, aber von einer Serie erwarte ich mir mehr.

    Fire Walk with me:
    Es gab dann ein Jahr später oder so einen Twin Peaks Film. Der ist laut Wiki eher schlecht weggekommen.
    Meiner Meinung nach wohl deswegen, weil wenn Lynch schon nochmal nach Twin Peaks zurückkehrt, wieso macht er ein - letztlich unnötiges - Prequel, statt dass er die offensichtlich geplante dritte Staffel in einen Film quetscht für einen richtigen Abschluss?
    Wieso ist das Prequel unnötig? Weil der Film im Grunde nur das darstellt, was sie in 1,5 Staffeln Twin Peaks rausfinden (plus ein paar sehr absurde Szenen, die sonst keine weitere Siginifikanz haben und die man auch in die kompirmierte 3. Staffel hätte tun können), eben was Laura Palmer so aufführt und was ihr angetan wird - bis zu ihrer Ermordung durch ihren vom Dämonen besessenen Vater. So gesehen ist die Moral, sie soll froh sein, dass man sie umgebracht hat, so ist sie dem Wahnsinn wenigstens entkommen.
    Anzumerken ist ev doch, dass Laura im Film eigentlich durchgehend ein Opfer von BOB ist und wohl deswegen auf Drogen ist, während in der Serie der Eindruck entsteht, sie hätte es faustdick hinter den Ohren.



    Re: Fernseh(groß)ereignisse - Nachbesprechungen *Spoiler*

    dejost - 26.04.2014, 13:34


    Das folgende ist ein Entwurf.

    Die fertige Variante findet ihr hier.




    Star Trek: Enterprise
    Ein Nachruf
    Why TV won't boldly go anywhere anymore

    Star Trek Enterprise war eine Fernsehserie, die erstmalig 2001 bis 2005 im Fernsehen lief (dzt läuft es auf Tele5, glaube ich). Es war ein Prequel zu allen anderen Star Trek Serien (und Filmen), insbesondere Star Trek TOS (also die mit Shatner, Nimoy usw). Die Figuren testen/erfinden/verbessern/entwickeln viele Dinge, für die Star Trek typisch sind (und tw für das SciFi-Genre allgemein), wie Beamen, Universaltranslator, Schutzschilde, Warp-Antrieb, Tactical Alert, Phaser, Photonen-Torpedos, Prime Directive usw.

    Noch zwei Vorbemerkungen, zum ersten ist hier - wie immer in diesem Thread - alles voller Spoiler.
    Zum anderen haben ich Voyager und DS 9 nur so weit gesehen, wie es der ORF gezeigt hat (also ca bis zur Mitte), daher beziehen sich Vergleiche nur auf jene Teile die ich gesehen habe.

    Nach Star Trek Zero (das mir ja auch nicht so gefallen hat) hatte ich eigentlich mit Star Trek abgeschlossen, bis jemand in einem Politikwissenschaft-Seminar über Politik und SciFi Ausschnitte aus Enterprise gezeigt hat, und die eigentlich nicht so schlecht gewirkt haben (in Retrospektive: sehr gut ausgewählt waren). Also habe ich mir in den letzten Monaten die Serie am Stück - natürlich im englischen Original - angeschaut.

    Grundsätzlich bin ich ja bei Prequels skeptisch, aber gerade bei einem so großen Universum wie Star Trek kann das ohne Weiteres funktionieren. Insofern ist es ironisch, als sie das Prequel-Konzept dahingehend verworfen haben, als all die oben erwähnten Star-Trek-typischen SciFi-Gimmicks relativ bald genauso funktionieren wie in TOS (mit Ausnahme des Warp-Antriebs, sie sind halt noch langsamer als die TOS-Enterprise, aber immer noch schneller als die meisten anderen).

    Zur Crew:
    Jonathan Archer
    Am Anfang ist er noch naiv-idealistisch und benimmt sich die ganze Zeit wie ein Kind zum ersten Mal im technischen Museum "Das will ich mir anschauen, und das, und dann das" inklusive Trotzphasen "Ich will, ich will, ich will, auch wenn's mir die bösen Vulkanier verbieten wollen, mach ich's erst recht". Relativ früh - und da noch ohne erkennbaren Grund - wird er zur lebenden Legende, auch wenn ihm das nicht (sehr) zu Kopf steigt.
    In der 3. Staffel ist dann (siehe Handlungsstränge weiter unten) der große Persönlichkeitswandel: Da greift er dann schon zu Drohung, Folter und Piraterie, um seine (an sich legitimen) Interessen durchzusetzen. Mit der Selbstgerechtigkeit funktioniert es dann nicht mehr so. Auch wenn diese Änderung schon nachvollziehbar ist, macht er doch ein paar recht böse Dinge. Es gibt zwar etwas Reflektion darüber, aber imho viel zu wenig bzw in die Richtung "hat halt sein müssen". Insbesondere dann, wie er schon der große Held ist und all die Bedrohungen vorbei, fehlt mir irgendwie der Moment, wo er sagt "Ok, ich habe zweimal die Welt gerettet, aber dabei habe ich gefoltert und geraubt - das müssen alle von mir wissen und mir tut's ur leid". Auch die Leute, die sie beraubt haben, und die jetzt jahrelang gestrandet sind, haben sie - nachdem sich alles in Wohlgefallen aufgelöst hat - nicht gerettet.
    Scott Bakula war soweit ich das überblicke, der einzige Darsteller, der vorher und nachher einen gewissen Bekanntheitsgrad hatte.

    T'Pol
    T'Pol ist, das muss gesagt werden, die ärmste Sau an Bord der Enterprise (sozusagen der Spiderman von Star Trek): Am Anfang steckt man sie noch als einzige Vulkanierin auf ein Schiff von Menschen, zu einem Zeitpunkt wo sich Menschen und Vulkanier - im wahrsten Sinn des Wortes - nicht riechen könen und wo es ihr eigentlicher Job ist, alles zu kontrollieren. Das entspannt sich zwar etwas - nicht zuletzt weil sie sich assimiliert und sich ihre Loyalitäten verschieben. Dann wird sie Opfer einer telephatischen Vergewaltigung, bekommt so eine Art Vulkanier-Aids (wird aber viel später geheilt), wird drogenabhängig, verliert im weiteren Sinne 2 Kinder (das erste Kind ist aus einer alternativen Zukunft, und diese alternative Zukunft wird vernichtet, das zweite Kind ist gentechnisch erzeugt und stirbt wegen eines Fehlers in der Technik), ihre Mutter wird in einem Bürgerkrieg auf ihrem Heimatplaneten umgebracht und ihre Religion zerfällt, muss einen Kerl heiraten, den sie nicht leiden kann (er stimmt aber später einer Trennung zu) und der Kerl, den sie leiden kann, wird dann noch extra in der letzten Folge umgebracht (siehe gleich dazu Trip).
    Jolene Blalock hat sich, zumindest laut Wikipedia, wiederholt relativ kritisch über die Details der Show geäußert.

    Charles "Trip" Tucker III
    Der für Star Trek typische Wunderkind-Ingenieur. Südstaatenaussprache, freimütig mit seiner Meinung, steht zu seinen Prinzipien, trauert um seine Schwester, steht - letztlich - auf T'Pol und opfert sich in der letzten Folge, um das Schiff zu retten. Ein solider Charakter, ohne Allüren.
    Laut Wikipedia gibt es irgendein "Expanded Universe"- Buch, wo sich herausstellt, dass Trip doch überlebt hat und er mit T'Pol dann doch noch zwei Kinder hat.
    Abgesehen von ein paar Folgen in Star Gate: Atlantis scheint auch Connor Trinneer nachher keine größere Rolle bekommen zu haben.

    Malcolm Reed
    Sozusagen der Quoten-Brite, der internationale "Man of Mystery". Über ihn kann man eigentlich nicht viel sagen, außer dass er etwas spießig wirkt (und wohl auch ist) und dass seine eigenen Eltern nicht mal wissen, was er gerne isst. Das man kaum was über ihn weiß, bleibt die ganze Serie so, und passt auch irgendwie. Da passt dann gut dazu, dass am Schluss noch raus kommt, dass er in irgendeiner Art Geheimdienst ist.
    Lau Wikipedia war in Diskussion, dass er der erste offen schwule Star Trek Charakter sein könnte, wurde aber nix draus. (Ich glaube ja, Reboot-Kirk ist schwul).
    Dominic Keating hatte immerhin vereinzelt relativ größere Rollen, und eine kleine in Buffy. Außerdem hat er etwas Voice Over gemacht.

    Phlox
    Das exzentrische Quoten-Alien. Im ganzen aber ein sehr gelungener Charakter, etwas zynisch, guter Arzt, starke Moral, ausgefallene Bräuche am Heimatplaneten, an Menschen und Religion interessiert. Verwendet gern lebende Viecher als Heilmittel, aber trotzdem nur gelegentlich ein comic relief-Charakter.
    John Billingsley hat ihn gespielt, aber der Wiedererkennungswert nach der Rolle ist gering.

    Hoshi Sato
    Wenn man berücksichtigt, dass die Frau ein wandelnder Universaltranslator ist, Aliensprachen binnen weniger Stunden lernen kann, kommt in 4 Staffeln relativ wenig über sie raus. Es gibt in der ganzen Serie wenn ich mich richtig erinnere nur 2 Folgen, wo sie eine größere Rolle spielt; sie ist etwas mehr auf der ängstlichen Seite und zeigt keine besonderen Talente oder Interessen außer Sprachen. In der 4. Staffel sagt sie dann, sie hat einen schwarzen Gürtel in irgenwas (ziemliches Klischee, meiner Meinung nach) und ist bei Starfleet rausgeflogen, weil sie ein illegales Pokercasino betrieben hat. Irgendein Kritiker hat sie als "resident screamer" bezeichnet, was imho übertrieben ist, aber mehr kann man über sie nicht sagen.
    Linda Park hat nachher ein paar längere Seriengastauftritte, und war erst 2001 überhaupt ins Schauspielgeschäft eingestiegen.

    Travis Mayweather
    Wer denkt, dass die Charaktere Reed und Hoshi stiefmütterlich behandelt wurden, hat wohl vergessen, dass es Travis auch noch gibt. Gegen ihn ist Harry Kim aus Voyager voller genau gezeichneter Persönlichkeit. Er ist nett, jung, attraktiv und sportlich. In einer Folge besucht er seine Familie auf deren Frachter. Das war's dann auch schon. Ein Charakter ohne Ecken, Kanten, viel Text oder Charakter. Wikipedia weist mich auf eine weitere Parallele zu Harry Kim hin: Er wurde öfter verletzt oder anscheinend umgebracht als die anderen Figuren.
    Anthony Montgomery war schon über 30, als er die Rolle bekommen hat. Auch er hat nachher (noch) nicht sehr reüssiert.

    Chef (Koch)
    Der Koch (auf Englisch "Chef" genannt) wird in zumindest alle paar Folgen erwähnt, spielt in der Diplomatie sogar eine gewisse Rolle, sein Gesicht ist nie zu sehen und er hat keinen Namen.
    Mir gefällt sowas, auch wenn's nicht die erste Serie war, die so einen Charakter hatte.

    Die Handlungsstränge/Plot Arcs:
    Am Anfang waren die Folgen noch sehr unambitioniert, unoriginell und geradezu fade (das ändert sich später auch nur teilweise). Daher mussten sie so viel Konflikt wie möglich aus der ganzen Vulkanier/Mensch-Situation pressen, wie's nur geht. Deswegen ist auch T'Pol beinahe die Böse am Anfang und die ganze erste Staffel sehr mau.
    Dann kam der Temporal Cold War, als ein durchgehend diffus bleibender Zeitreise-Krieg in der Zukunft. Wikipedia schreibt, dass nicht nur ich, sondern auch die Seher im Allgemeinen das doof fanden.
    Zeitreisen sind immer nur Faulheit der Autoren: Wieso machen/wissen sie das und das? Weil es ihnen wer aus der Zukunft gesagt hat! Auch mehrmals rettet sie die Zukunft vor dem sicheren Tod.
    Zeitreise war leider als Deus ex machina sehr beliebt. Gerade bei Star Trek ist das unverständlich bzw unnötig, man hat ja eh "Subspace" und den "particle of the week".
    Im Hinblick auf die Unbeliebtheit ist es unverständlich, dass die Zeitreisen immer wieder vorkommen, die Oberschurken zumeist entweder Zeitreisende sind oder von denen manipuliert werden und das ganze erst Anfang der 4. Staffel aufhört.

    Wie schon erwähnt, fand ich den Vulkanier/Mensch-Konflikt anfangs sehr mühsam und gezwungen, später wird es aber besser, die ganze Reformation-Saga auf Vulkan ist eine gute Idee (nur leider relativ unspannend umgesetzt), auch die Sache mit dem Telepathen-"Aids" und dem zugehörigen Coming-Out fand ich sehr gut. Die angedeutete Intrige der Romulaner macht in Retrospektive viele Schwachinnigkeiten verständlich, wird nur leider nicht ganz aufgelöst.
    Internen Konflikt machen sie dann in der dritten Staffeln mit Military Assault Command Operations (MACOs) an Bord geholt, so eine Art Elitetruppe, von deren Chef sich Reed permanent angepinkelt fühlt (und vice versa).

    Die Idee 9/11 mit einem Terrorangriff auf die Erde zu verarbeiten fand ich sehr gut, das ganze hat auch starke Änderungen ab der 3. Staffel mit sich gebracht: mehr Gewalt, mehr externer Konflikt, ein klareres Ziel (nicht mehr einfach nur so rumfliegen im Weltall) - aber eben auch Folter und Piraterie (siehe oben bei Archer).
    Den Turnaround fand ich auch sehr humanistisch-positiv, dramaturgisch halt eher mau. Aber das Problem zieht sich durch viele große Ideen in dieser Serie, sie sind oft sehr freudlos, uninspiriert oder einfach billig dargestellt.
    In Folge kommt dann auch Rassismus gegen Außerirdische immer wieder vor, der dann in der 4. Staffel einen Abschluss findet.

    In a Mirror Darkly war eine Doppelfolge in der 4. Staffel. Sie spielt in einem Paralleluniversum, wo alle böse sind. Für die Folge haben sie sogar den Vorspann abgeändert, was ich einen sehr gute Einfall fand. Die Folge hat ihren Reiz nur deswegen, weil halt alle böse sind. Und sogar in der Folge kommen sie ohne Zeitreisen nicht aus, irgendwie kommen sie an ein Schwesterschiff der TOS-Enterprise, welches allen anderen der Ära überlegen ist und dann rufen sich einige zum Herrscher des Universums aus, nur um dann gleich einen Dolch in den Rücken zu bekommen. Die Darsteller von Hoshi und Travis haben sich sicherlich darüber gefreut, da sie so mehr schauspielerische Breite zeigen konnten, als den Rest der Serie. Abgesehen vom Retro-Charme (TOS-Uniformen, das Schwesterschiff schaut genauso aus wie die TOS-Enterprise, Shatner hätte einen Gastauftritt haben sollen etc), finde ich die Doppelfolge aber eine vergebene Chance: Sie war sicherlich wesentlich aufwändiger, als die anderen Folgen der 4. Staffel (es ging schon bergab und man hat ihnen das Budget gekürzt), aber sie wussten schon, dass die Serie eingestellt wird. Statt dass sie jetzt ein paar Handlungsstränge abschließen können (zB Romulaner) oder ein paar der besten Ideen für die 5. Staffel umsetzen, haben sie halt so eine aufwändige Verlegenheitsdoppelfolge gemacht.

    Der Tiefpunkt der Serie ist wohl die letzte Folge. Die Darsteller selbst haben nur schlechte Worte dafür gefunden. Es gibt zwar einen Gastauftritt von Riker und Troy aus TNG, aber das rettet auch nichts.
    Die Folge handelt davon, dass die Enterprise nach 10 Jahren heimkehrt und die Charta der Föderation unterzeichnet werden soll. T'Pol und Trip haben sich getrennt (unklar wieso), sind aber trotzdem am selben Schiff die ganze Zeit, sonst scheint sich nichts Nennenswertes getan zu haben (ich hätte ja die Crew dauernd Andeutungen machen lassen, was sie nicht für großartige Abenteuer und weltbewegende Erlebnisse hatten). Dann gibt's eine Entführung und Trip stirbt, geradezu gezwungen, vor allem im Vergleich was alle schon vorher erlebt haben. Aus. Kein Star Trek mehr im Fernsehen.

    Sonstige Anmerkungen:
    Immer wieder haben sie viel nackte Haut um des Zeigens von nackter Haut Willen gezeigt. Bei den Männern war's noch halbwegs dezent, die Jungs im Fitnesscenter bzw beim Sporteln. Aber diese gelegentlichen Besuche in der Quarantäne-Kammer, wo sie dann alle in Unterwäsche rumsitzen und sich mit irgendwas gegenseitig einschmieren - also bitte. Geht dezenter auch, wie dann Trip & T'Pol da sich gegenseitig massiert haben.
    In einer der Parallelwelten waren dann die Frauenuniformen bauchfrei - naja.
    Also, wenn das die Quote gerettet hätte, meinetwegen. Aber hat ja nicht mal was geholfen. (Spricht für das Niveau des Star Trek Publikums).

    Auch wenn es für Star Trek und das SciFi Genre sehr untypisch ist, fand ich das Titellied (mit Gesang) eigentlich eine gute Idee.

    Continuity:
    Sie haben sehr schön und konsequent versucht, diverse Brücken zu schlagen. Einerseits mit dem ganzen Technobabble von Beamen bis Warpen (siehe auch oben), aber auch zB dass sie eine Erklärung bringen, wieso die Klingonen bei TOS und TNG unterschiedlich aussehen, dass sie den Vorfahr von Datas Erbauer (dargestellt von Brent Spiner selbst) bringen, dass sie den Borgs begegnen, sie besiegen, aber ausrechnen, dass sie in X00 Jahren wiederkommen etc. Ich bin sicher, irgendwo sind Fehler drinnen, mir ist aber keiner erinnerlich.

    Ein Nachruf
    Star Trek Enterprise ist gescheitert. Es war zwar solid, aber letztlich doch zu unambitioniert. Sie haben versucht auf Nummer sicher zu gehen, sind kaum Risiken eingegangen und haben dabei verkannt, dass genau das ein Risiko ist. Es fehlte eine große Vision, stellenweise fehlte auch die Intellektualität, die Actionszenen waren meistens mau - wieso schießt ein Soldat oder Sicherheitsmann mit einem Phaser (!) auf kurze Distanz schlechter als die Leute ein paar hundert Jahre vorher mit Projektilwaffen?
    Aus welchen Gründen sie dann den Temporal Cold War nicht früher abgedreht haben, ist im Hinblick auf dessen berichtete Unbeliebtheit etwas unklar, aber vermutlich haben sie einfach nicht auf die Zuseher gehört.
    Versuche diverser Fanclubs, eine 5. Staffel zu motivieren, sind gescheitert.
    Die erste Star Trek Serie, die nur 4 Staffeln durchgehalten hat (von der Zeichentrickserie abgesehen).

    Mit Enterprise ist aber Star Trek im Fernsehen gescheitert - die (imho: schlechten) Relaunches haben das Franchise wieder ins Kino zementiert und einen neuen Ton angeschlagen, der im Fernsehen nicht (kostendeckend) produziert werden kann.



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