Gefahr für den verzauberten Garten

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    Re: Gefahr für den verzauberten Garten

    infoshark - 03.12.2006, 10:12

    Gefahr für den verzauberten Garten
    Gefahr für den verzauberten Garten

    Korallenriffe sind wunderschön - aber Gier, Dummheit, Schmutz und der Klimawandel zerstören sie Stück für Stück

    Mehrmals am Tag ist auf der kleinen Insel Malapascua ein dumpfer Knall zu hören und der Sandboden zittert. Malapascua, eigentlich nicht mehr als eine Sandbank mit Palmen, liegt im philippinischen Archipel, vor der Nordspitze der Insel Cebu. Es ist beschwerlich zu erreichen und wird nur von ein paar hundert Fischerfamilien bewohnt, die in Bambushütten leben. Die wenigen Touristen sind Taucher. Denn die Sehenswürdigkeit und der einzige Reichtum Mala- pascuas liegt im Wasser - es sind die Korallenriffe, die die Insel umgeben. Eigentlich sollte sich hier alles tummeln, was die artenreichste Region der Weltmeere - der Pazifik zwischen den Philippinen, Indonesien und Papua-Neuguinea - zu bieten hat: riesige Fischschwärme, Haie, Manta-Rochen, farbenfrohe Nacktschnecken und Seepferdchen.

    Bestechlicher Beamter

    Doch die Inselbewohner sind dabei, ihre Lebensgrundlage zu zerstören. Die Fischer von Malapascua geben sich nicht zufrieden mit dem, was ihre Netze aus dem Meer holen, sondern werfen Dynamit ins Wasser. Durch die Detonation platzt die Schwimmblase der Fische, viele treiben an die Oberfläche und sind bequem einzusammeln. Dynamitfischen ist verboten. Doch der zur Kontrolle aus Manila auf die Insel entsandte Beamte drückt gegen Geld beide Augen zu.

    Schon jetzt gibt es kaum noch große Fischschwärme rund um Malapascua, weil beim Dynamitfischen auch die Jungfische getötet werden und der Nachwuchs ausbleibt. Haie und Rochen kommen immer seltener in die Gewässer rund um die Insel. Und vor allem werden die Korallenriffe zerstört. An vielen Stellen rund um Malapascua sehen sie aus wie Steinbrüche.

    Tropische Korallenriffe sind weltweit für mindestens hundert Millionen Menschen die Lebensgrundlage - durch Fischreichtum und Tourismus. In keinem anderen Ökosystem versammeln sich so viele Tierarten auf engstem Raum. Sie bieten einen natürlichen Schutz vor Flutwellen und Brandung. Und sie sind wunderschön.

    Die meisten der fast 800 Korallenarten wachsen bis 25 Meter Tiefe und bilden höchst unterschiedlichen Unterwasserlandschaften. Es gibt Hügelketten, Canyons, atemberaubende Steilwände, verzauberte Gärten. Manche Korallen sehen aus wie riesige Blumenkohlköpfe, andere haben die Form von Fächern, Röhren oder Bäumen und bilden bizarre Verästelungen, zwischen denen Fische ein sicheres Versteck finden. Das Farbspektrum eines gesunden Riffs reicht von weiß über hellblau, gelb-grün, pink bis zu violett und satten Rottönen.

    Die ersten Naturforscher dachten noch, Korallen seien Pflanzen. Doch die meisten gehören zur Klasse der Blumentiere und bestehen aus vielen winzigen Polypen, die durch ihre Kalkausscheidungen ein Skelett aufbauen, das je nach Art wenige Millimeter bis zwanzig Zentimeter pro Jahr wächst. Riffe entstehen so im Lauf von Jahrhunderten.

    Bereits ein Viertel aller Korallenriffe weltweit gelten als zerstört, 60 Prozent sind laut WWF akut bedroht. Die Ursachen sind vielfältig. Zum einen fügt der Mensch den Korallen ganz direkt und brachial Schäden zu. Durch Dynamitfischen wie auf Malapascua. Oder weil sich die Schleppnetze der Fischfangflotten darin verfangen und sie abreißen - ein einziges Netz kann pro Stunde 1,5 Tonnen Korallen zerstören. Weil Schiffe ihre Anker in die Riffe werfen. Weil die kalkhaltigen Korallen in vielen Gegenden als Baumaterial abgebaut werden. Und weil unbedachte Touristen sie vernichten. "Schon leichte Berührungen können die fragilen Kalkstrukturen gefährden", sagt Lauretta Burke vom Reef at Risk Projekt des World Resources Institute in Washington. "Und in flachen Gewässern werden filigrane Korallen oft regelrecht zertrampelt."

    Wie zum Beispiel in Ägypten. In den vergangenen zehn Jahren hat der Tourismus am Roten Meer einen unvergleichlichen Boom erlebt. Die Küste wird mit immer neuen Hotelanlagen zugebaut. So karg die Wüstenlandschaft hier ist, so farbenfroh ist das Leben unter Wasser. Die Korallenriffe liegen oft direkt am Ufer und sind für Schwimmer und Schnorchler leicht zu erreichen.

    Viele Urlauber wissen nicht, dass sie es nicht bloß mit Steinen, sondern mit empfindlichen Lebewesen zu tun haben. Vor den Hotelanlagen von Sharm el Sheik, Hurghada oder Marsa Alam stellen sich Schwimmer und Schnorchler mit den Flossen auf zarte Geweihkorallen, machen Urlauber ihren Abendspaziergang auf dem Dach des Riffs, das bei flachem Wasserstand direkt unter der Oberfläche liegt. Die ägyptischen Hotels klären ihre Gäste nicht darüber auf, dass sie ein empfindliches Ökosystem zerstören. Statt dessen empfehlen sie Badeschuhe, die vor Verletzungen schützen. Kein Wunder, viele Hotels haben Bootsstege oder sogar Gebäude auf die Riffe gebaut. In Souvenirläden ägyptischer Flughäfen werden Ketten aus echten Korallen verkauft, obwohl der Handel damit offiziell unter Strafe steht.

    Auch der Boom des Tauchtourismus trägt zur Zerstörung bei. "Manche Taucher bewegen sich unter Wasser wie Bulldozer und schlagen mit ihren Geräten und Flossen ganze Äste von Korallenstöcken ab", klagt Patrice Molinier, der als Tauchlehrer in Hurghada arbeitet. Allein hier gibt es 150 Tauchbasen, die täglich mindestens 1 000 Leute unter Wasser bringen. Gerade Anfängern fehlt meist die Kontrolle, sie sinken wie Steine nach unten, wirbeln Sand auf, der sich auf die Korallen legt oder stoßen gegen das Riff. In vielen Regionen des Roten Meers sind die Korallenstöcke abgestorben und grau wie Schutthaufen.

    Als sei das alles noch nicht genug, werden die Weltmeere auch noch durch Müll und Abwässer geplagt. Greenpeace-Experten gehen davon aus, dass von den etwa 100 000 Millionen Plastiktüten, die weltweit jährlich produziert werden, ein Zehntel in den Ozeanen landen. Die Tüten wickeln sich um die Verästelungen der Korallen und töten sie ab. Sogar in der Tiefsee finden Forscher Zivilisationsmüll.

    2004 Kapitän berichtete Charles Moore vom Algalita-Forschungsschiff erstmals über einen gigantischen Abfall-Teppich etwa 1 600 Kilometer vor der Küste Kaliforniens. Insgesamt sollen es etwa drei Millionen Tonnen Plastikmüll sein, die in diesem Strudel im offenen Ozean treiben. Er wurde auf den Namen "Trash Vortex" getauft. "Plastik ist nicht biologisch abbaubar, es wird noch mindestens 15 Jahre weitertreiben", erklärte die US-Behörde für Ozeane und Atmosphäre (NOAA).

    Der Südsee-Inselstaat Palau hat ein Verbot von Plastiktüten erlassen. Die Unterwasserwelt der 241 Inseln zählt zu den artenreichsten der Welt und ist ein Traumziel für Taucher - noch.

    Natürlich macht auch die Wasserverschmutzung den Korallen zu schaffen - Abwässer von Hotels und Industrieanlagen, Pestizide und Dünger aus der Landwirtschaft. So droht ein Teil des Great Barrier Reefs in Australien, des größten Korallenriffs der Welt, nach Angaben der Umweltschutzorganisation WWF an pestizidbelastetem Schlamm zu ersticken.

    Der allergrößte Feind der Korallenriffe aber ist der Klimawandel. Das zeigte sich am deutlichsten 1998 nach "El Nino" - die warme Meeresströmung führte zum massenhaften Phänomen der Korallenbleiche. Auch der Anstieg des Meeresspiegels durch die Klimaerwärmung birgt Gefahren. Riffe, ganze Koralleninseln könnten versinken. Außerdem löst sich ein Teil des für den Treibhauseffekt verantwortlichen CO2 im Meerwasser und könnte zu einer Übersäuerung führen. Saures Wasser aber kann den Kalk der Korallentiere auflösen.

    Was also tun, um die Korallenriffe zu retten? Einige Meeresforscher plädieren dafür, mehr Gebiete für den Fischfang zu sperren. "Global betrachtet hat die Überfischung den größten Einfluss auf die Riffe", sagt Nicholas Polunin von der Universität Newcastle. Wenn die Fische fehlen, die das Riff sauber halten, gerät es aus dem Gleichgewicht, Algen überwuchern die Korallen. Aus Forschersicht müssten mehr und größere Bereiche der Korallenriffe als Schutzzonen ausgewiesen werden - und die Vorschriften müssten eingehalten werden.

    Am Great Barrier Reef ist seit 2005 der Fischfang komplett verboten worden. Dort hat man erkannt: Die Tourismusindustrie bringt weit mehr ein als die Fischerei.

    Das könnte auch für die philippinische Insel Malapascua gelten. Würde der Beamte aus Manila endlich das Dynamitfischen ahnden, könnten die Bewohner die Schönheit der Unterwasserwelt bewahren und vielleicht dauerhaft vom Tourismus leben. Allerdings müssten sie den Touristen beibringen, mit Korallen sorgsam umzugehen.

    Berliner Zeitung, 02.12.2006



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