Theodizee

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  • Alle Beiträge und Antworten zu "Theodizee"

    Re: Theodizee

    Kaiser - 28.11.2006, 02:02

    Theodizee
    Diskussion von diesem Strang -> http://www.iphpbb.com/board/viewtopic.php?nxu=57497851nx60323&p=2263#2263 abgetrennt. - Hausdrache


    magnusfe hat folgendes geschrieben: Welche Gebiete gehören zum ,,ganzen Land Israel"?

    Nach dem Willen Gottes umfaßt ...



    Der Wille Gottes? Vielleicht solltest du die Bibel etwas gründlicher lesen, insbesondere das NT, wenn du dich schon darauf berufst. Kleiner Tipp. Wer hat doch gleich den Sohn Gottes ans Kreuz gebracht und zur Gänze gerufen: "Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!". Ich würde derartiges aus religiöser Sicht als Aufkündigung des Pakt mit Gott interpretieren. Doch wenn das der Fall ist, ist jeder religiöse Anspruch aus Sicht der Bibel erloschen.

    Doch ich für meinen Teil lege nicht sehr viel Wert auf religiös motiverte Gebietsansprüche. Schon gar nicht, wenn sie in den biblischen Zeiten zurückliegen.

    Wem das Land gehört, kann ich dir dagegen verraten. Es gehört stets dem, der es erobern und behalten kann.

    Und Gott? Ich kenne kein Volk das in den letzten 2000 Jahren mehr die Hilfe Gottes benötigt hätte als die Juden. Doch irgendwie hat Gott sich da nicht blicken lassen. Falls doch, scheint er eher Spaß daran gehabt zu haben sein "auserwähltes" Volk zu quälen und dabei zu zusehen wie es mehrmals an den Rande der Vernichtung getrieben wird.

    Ehrlich gesagt, finde ich es erstaunlich wie man als Jude überhaupt noch religiös sein kann statt ein eingefleischter Atheist zu sein.



    Re: Theodizee

    Hausdrache - 28.11.2006, 04:51

    Re: Israels biblische Grenzen ...
    Kaiser hat folgendes geschrieben: [... ]Ehrlich gesagt, finde ich es erstaunlich wie man als Jude überhaupt noch religiös sein kann statt ein eingefleischter Atheist zu sein.
    Und ich frage mich, wie man als vernunftbegabter Mensch überhaupt an Gott glauben kann. Egal ob muslimisch, christlich oder jüdisch.

    - Wie kann man als Christ an einen Gott glauben, der die Gewalt der Inquisition gegen gläubige Christen geduldet hat?
    - Wie kann man an einen Gott glauben, der es zulässt, dass täglich tausende von unschuldigen Menschen durch Hunger und Gewalt sterben?
    - Wie kann man an einen Gott glauben, der es zulässt, dass unschuldige Kinder missbracht, misshandelt und umgebracht werden?

    Um die Theodizee-Frage zu stellen, brauche ich kein Jude zu sein, sondern nur ein Mensch, der mit offenen Augen durch die Welt läuft. Wir brauchen uns nur die Welt und ihre Realität, ihre hässliche Fratze anzusehen. Was euer monotheistischer Gott auch immer für einer sein soll, nach der Realität auf diesem Planeten ist er weder allmächtig, noch allgütig, noch gerecht oder er muss ein gleichgültiger Mistkerl oder ein Sadist sein, der sich die Schenkel klopft, weil wir wie die Hamster im Rädchen drehen. :evil:

    Gruß
    Hausdrache



    Re: Theodizee

    Kaiser - 28.11.2006, 19:39

    Re: Israels biblische Grenzen ...
    Hausdrache hat folgendes geschrieben:
    Und ich frage mich, wie man als vernunftbegabter Mensch überhaupt an Gott glauben kann. Egal ob muslimisch, christlich oder jüdisch.

    - Wie kann man als Christ an einen Gott glauben, der die Gewalt der Inquisition gegen gläubige Christen geduldet hat?
    - Wie kann man an einen Gott glauben, der es zulässt, dass täglich tausende von unschuldigen Menschen durch Hunger und Gewalt sterben?
    - Wie kann man an einen Gott glauben, der es zulässt, dass unschuldige Kinder missbracht, misshandelt und umgebracht werden?

    Um die Theodizee-Frage zu stellen, brauche ich kein Jude zu sein, sondern nur ein Mensch, der mit offenen Augen durch die Welt läuft. Wir brauchen uns nur die Welt und ihre Realität, ihre hässliche Fratze anzusehen. Was euer monotheistischer Gott auch immer für einer sein soll, nach der Realität auf diesem Planeten ist er weder allmächtig, noch allgütig, noch gerecht oder er muss ein gleichgültiger Mistkerl oder ein Sadist sein, der sich die Schenkel klopft, weil wir wie die Hamster im Rädchen drehen. :evil:


    Ganz einfach, der Gott des AT verlangt Gehorsam und Anbetung von den Menschen nicht etwa, weil er der größte Humanist unter dem Firmanent ist, sondern weil er der einzige und allmächtige Gott ist.

    Seine Methode ist Zuckerbrot und Peitsche. Und wer zwischen den Zeilen des AT lesen kann, weiß das er auch viele Unschuldige tötet (z.B. die erstgeborenen Ägyptens), wenn es seinen göttlichen Plänen entspricht. Ja, sogar ganze Völker (z.B. Amalek) befiehlt auszurotten oder gar die Menschheit (Sintflut) auslöscht. Oder sein auserwähltes Volk Jahrzehntelang in Sklaverei verrotten läßt bis er sich bequemt ihnen einen Befreier zu schicken (Ägypten und Babylon). Oder auch nur die Existenz eines einzigen rechtschaffenden und gläubigen Menschen aufgrund einer Wette zerstört (Hiob)

    Du siehst, Gott anzubeten ist auch aus religiösen Gründen keine Gewähr dafür, dass man nicht schon morgen ausgeraubt und totgeschlagen wird oder in einer Gaskammer landet.



    Re: Theodizee

    Hausdrache - 01.12.2006, 10:46

    Re: Israels biblische Grenzen ...
    Kaiser hat folgendes geschrieben: Ganz einfach, der Gott des AT verlangt Gehorsam und Anbetung von den Menschen nicht etwa, weil er der größte Humanist unter dem Firmanent ist, sondern weil er der einzige und allmächtige Gott ist.

    Aha... und deshalb lässt er u.a. unschuldige Kinder jämmerlich verrecken, missbrauchen und ermorden? Da hat er seinen Spaß dran? Ja, großartig. Folglich haben wir es mit einem bösen Gott, also mit Satan zu tun. Nicht wahr? Bete den mal schön weiter an, ich halte mich an den Atheismus und Humanismus als Weltanschauung. :twisted:

    Aber Du bist von Deiner Argumentationsschiene bezüglich dem Unglück der Juden abgekommen... Dein Gott hat es offensichtlich beileibe nicht nur auf Juden abgesehen, sondern er lässt so ziemlich alle über die Klinge springen.

    Zitat: Oder auch nur die Existenz eines einzigen rechtschaffenden und gläubigen Menschen aufgrund einer Wette zerstört (Hiob)

    Das ist nicht richtig. Hiob bekam alles Verloren dreifach zurück. Von daher ist die Hiob Geschichte die unpassendste überhaupt für die Theodizee-Problematik. :D

    Zitat: Du siehst, Gott anzubeten ist auch aus religiösen Gründen keine Gewähr dafür, dass man nicht schon morgen ausgeraubt und totgeschlagen wird oder in einer Gaskammer landet.

    Eben, deswegen spare ich mir den Unfug an einen ungerechten und blutrünstigen Gott zu glauben. Es gibt keinen Gott.

    Aber davon mal abgesehen, deckt sich Deine Behauptung zum Gottesbild nur sehr schwer mit deinem katholischen Glauben. Als Christ gilt die Nächstenliebe und das NT. Oder willst Du den Glauben wechseln und bist gerade dabei zu konvertieren? :lol:

    Gruß
    Hausdrache



    Re: Theodizee

    Talley - 01.12.2006, 11:16

    Re: Israels biblische Grenzen ...
    Hausdrache hat folgendes geschrieben: ...
    Kaiser hat folgendes geschrieben: Du siehst, Gott anzubeten ist auch aus religiösen Gründen keine Gewähr dafür, dass man nicht schon morgen ausgeraubt und totgeschlagen wird oder in einer Gaskammer landet.

    Eben, deswegen spare ich mir den Unfug an einen ungerechten und blutrünstigen Gott zu glauben. Es gibt keinen Gott.

    Aber davon mal abgesehen, deckt sich Deine Behauptung zum Gottesbild nur sehr schwer mit deinem katholischen Glauben. Als Christ gilt die Nächstenliebe und das NT. Oder willst Du den Glauben wechseln und bist gerade dabei zu konvertieren? :lol:

    Gruß
    Hausdrache 'Tschuldigung, wenn ich mich einmische:

    Wer von euch ist eigentlich schon einmal von Gott überfallen, zusammengeschlagen oder gemeuchelt worden?

    Sind das nicht eher die Menschen, die von Gott die Option erhalten haben, das Gute zu tun oder das Böse?

    Und wer von Euch wäre zufrieden mit einem Leben, das an Gottes Gängelband geführt werden müsste, bei dem alle wichtigen Entscheidungen von einer höheren Instanz getroffen würden?

    Nun frage ich mich aber doch, was in dieser Diskussion noch Bezug zu den Grenzen Israels hat.



    Re: Theodizee

    Hausdrache - 01.12.2006, 11:31

    Re: Israels biblische Grenzen ...
    Talley hat folgendes geschrieben: 'Tschuldigung, wenn ich mich einmische:

    Wer von euch ist eigentlich schon einmal von Gott überfallen, zusammengeschlagen oder gemeuchelt worden?

    Sind das nicht eher die Menschen, die von Gott die Option erhalten haben, das Gute zu tun oder das Böse?

    Und wer von Euch wäre zufrieden mit einem Leben, das an Gottes Gängelband geführt werden müsste, bei dem alle wichtigen Entscheidungen von einer höheren Instanz getroffen würden?

    Talley, es geht nicht um ein "Gängelband". Kennst Du die Theodizee? Die christliche Religion spricht von einem allmächtigen und allgütigen Gott. Und hier ist auch nicht die Rede von Elend das verhindert werden kann.

    Wie kann Gott "allmächtig" und "allgütig" sein, wenn er Unrecht an Unschuldigen geschehen lässt? Wenn er es zulässt das UNSCHULDIGE sterben? Keiner von uns kann ein Kind davor bewahren von einem Spinner missbraucht und umgebracht zu werden. Oder wenn zb. "gute Menschen" an Krebs sterben. Da ist keine Schuld zu sehen, da sind wir alle machtlos. Aber den "allgütigen" und angeblich so "allmächtigen" Gott lässt das kalt! Nein, es gibt keinen Gott. Auf alle Fälle keinen der so ist, wie immer behauptet wird. Der Gott von "Kaiser" trifft die Realität schon eher. Aber wer will an einen solchen Satan glauben? :?

    Zitat: Nun frage ich mich aber doch, was in dieser Diskussion noch Bezug zu den Grenzen Israels hat.

    Da hast Du Recht. Ich trenne diese Diskussion ab und verschiebe sie ins Religionsforum. :D

    Gruß
    Susanna



    Re: Theodizee

    Talley - 01.12.2006, 12:49

    Re: Israels biblische Grenzen ...
    Hausdrache hat folgendes geschrieben: Talley, es geht nicht um ein "Gängelband". Kennst Du die Theodizee? Die christliche Religion spricht von einem allmächtigen und allgütigen Gott. Und hier ist auch nicht die Rede von Elend das verhindert werden kann. Freilich, wer kann schon über Religion und Ethik sinnieren, ohne diese Frage zu berühren?

    Zitat: Wie kann Gott "allmächtig" und "allgütig" sein, wenn er Unrecht an Unschuldigen geschehen lässt? Wenn er es zulässt das UNSCHULDIGE sterben? Keiner von uns kann ein Kind davor bewahren von einem Spinner missbraucht und umgebracht zu werden. Doch, der Spinner kann es. Wenn Gott hier eingreift, dann "manipuliert" er den Mörder, nimmt ihm seine Freiheit der Entscheidung.

    Zitat: Oder wenn zb. "gute Menschen" an Krebs sterben. Da ist keine Schuld zu sehen, da sind wir alle machtlos. Aber den "allgütigen" und angeblich so "allmächtigen" Gott lässt das kalt! Zunächst bitte ich zu bedenken, ob man a priori den Krebstod (oder jeden anderen Tod) als Strafe, als Sühne oder überhaupt als etwas Schlechtes postulieren muss. Doch hinaus will ich auf etwas anderes: Angenommen wir "untersagen" Gott aus moralischen Gründen gute Menschen mit 30 Jahren an Krebs sterben zu lassen. Was ist mit einem ziemlich guten mit 60? Darf der dann einen Schlaganfall erleiden? Den Tod mit einer moralischen Bewertung in Verbindung zu bringen heißt doch eine irgendwie geartete, letztlich ungerechte Grenze ins Spiel zu bringen, in letzter Konsequenz also den Tod zu verbieten.

    Zitat: Nein, es gibt keinen Gott. Auf alle Fälle keinen der so ist, wie immer behauptet wird. Der Gott von "Kaiser" trifft die Realität schon eher. Aber wer will an einen solchen Satan glauben? :? Ich weiß nicht, was du mit "immer behauptet" verstehst. Einen Gott, der allen persönlichen Zweifeln und Anfechtungen besteht, den muss man sich wieder und immer wieder erkämpfen. Ich für meinen Teil habe gelernt, dass ich Gott und sein Wirken nicht mit meinem armen Verstand beurteilen darf. Ja, kann ich denn überhaupt eine Instanz verstehen, für die unsere lineare Zeit und unser Raumbegriff keine Rolle spielt? Ich habe einen Gott akzeptiert, der jenseits meiner Verstandesmöglichkeiten agiert. Ehrlich gesagt, mit einem quasi menschlichen Gott wäre ich auch gar nicht zufrieden.



    Re: Theodizee

    Hausdrache - 01.12.2006, 13:45

    Re: Israels biblische Grenzen ...
    Talley hat folgendes geschrieben:
    Zitat: Wie kann Gott "allmächtig" und "allgütig" sein, wenn er Unrecht an Unschuldigen geschehen lässt? Wenn er es zulässt das UNSCHULDIGE sterben? Keiner von uns kann ein Kind davor bewahren von einem Spinner missbraucht und umgebracht zu werden. Doch, der Spinner kann es. Wenn Gott hier eingreift, dann "manipuliert" er den Mörder, nimmt ihm seine Freiheit der Entscheidung.

    Und das ist ein Grund diese Tat an einem unschuldigen Kind vollziehen zu lassen statt einzuschreiten?! Ne, tut mir Leid. Ist Dein Gott denn nicht allwissend und müsste dann WISSEN, das dieser Mensch das Kind fürchterlich massakrieren wird? Wo liegt da der Sinn? Nirgends. Es wird nur nach einer Ausrede gesucht, warum diese Welt so ist, wie sie ist. Trotz eines angeblich lieben Papis im Himmel.

    Zitat: unächst bitte ich zu bedenken, ob man a priori den Krebstod (oder jeden anderen Tod) als Strafe, als Sühne oder überhaupt als etwas Schlechtes postulieren muss.

    Was soll daran positiv sein, wenn ein "guter Mensch" jämmerlich verrecken muss?

    Zitat: Doch hinaus will ich auf etwas anderes: Angenommen wir "untersagen" Gott aus moralischen Gründen gute Menschen mit 30 Jahren an Krebs sterben zu lassen. Was ist mit einem ziemlich guten mit 60?

    Sehe ich keinen Unterschied. Es geht um den Punkt, dass Unschuldige auf grausame und fürchterliche Art sterben. Um nix sonst.

    Zitat: Ich weiß nicht, was du mit "immer behauptet" verstehst. Einen Gott, der allen persönlichen Zweifeln und Anfechtungen besteht, den muss man sich wieder und immer wieder erkämpfen. Ich für meinen Teil habe gelernt, dass ich Gott und sein Wirken nicht mit meinem armen Verstand beurteilen darf. Ja, kann ich denn überhaupt eine Instanz verstehen, für die unsere lineare Zeit und unser Raumbegriff keine Rolle spielt? Ich habe einen Gott akzeptiert, der jenseits meiner Verstandesmöglichkeiten agiert. Ehrlich gesagt, mit einem quasi menschlichen Gott wäre ich auch gar nicht zufrieden.
    Nein, ich muss mir überhaupt keinen Gott erkämpfen. Der Wunsch nach einem Gott basiert ausschließlich auf Ängsten und Schwächen. Die Angst vor dem Sterben, die Angst das es endgültig aus ist (Wiedergeburt/Auferstehung), die Angst der "Sinnlosigkeit", die Angst vor dem "Alleinesein", etc. Gott ist eine Erfindung, ein Hirngespinst, eine Krücke. Sonst nix. Zwar verständlich, aber deshalb nicht wahrer oder besser.

    Für die Existenz keiner der bisher erfundenen Götter gibt es auch nur den Ansatz eines Beleges oder Beweises. Alles nur Wunschdenken. Wenn man Dir von klein auf beigebracht hätte an das fliegende Spaghettimonster zu glauben, dann würdest du eben daran glauben. ;)

    Und das Du Gott nicht mit Deinem Verstand beurteilen darfst kann ich nachvollziehen. Denn dann müsstest du als vernunftbegabter Mensch Gottes Existenz verneinen. Also flüchtet man sich ins "Mysterium". Ah, dass ist unergründlich. Ich kleines Menschlein kann halt nicht die Zusammenhänge verstehen. 8)

    Was ein merkwürdiger Gott, der sich einerseits präsentiert und erklärt (in seinen Märchenbüchern), aber sich andererseits dem Verständnis entzieht und der Erkenntnis entzieht und die Gläubigen im Regen stehen lässt. Ne, das ist für mich einfach alles Kokolores.

    Gruß
    Susanna



    Re: Theodizee

    Deist - 04.12.2006, 10:50

    Re: Israels biblische Grenzen ...
    Hausdrache hat folgendes geschrieben:
    Wie kann Gott "allmächtig" und "allgütig" sein, wenn er Unrecht an Unschuldigen geschehen lässt? Wenn er es zulässt das UNSCHULDIGE sterben? Keiner von uns kann ein Kind davor bewahren von einem Spinner missbraucht und umgebracht zu werden. Oder wenn zb. "gute Menschen" an Krebs sterben. Da ist keine Schuld zu sehen, da sind wir alle machtlos.
    Die Theodizee Diskussion ist schon uralt.
    Und so sehr ich Deine Anmerkungen auch verstehen kann, so sehr sind sie letzten Endes nicht wirklich schlüssig.
    Nehmen wir das Kind, das von irgendeinem Spinner missbraucht oder umgebracht wird. Was nun denkst Du denn ist hier das Problem ? Ein klassischer Thedizeeanhänger wird Dir sagen, dass dieses irdische Leben nichts ist im Vergleich zu dem nächsten, dass durch die Tat an dem Mädchen etwas in uns oder mit uns geschieht, welches ohne die Tat nicht geschähen wäre, etwas das eventuell zum Besseren hin geht usw usf.

    Es ist immer schwer Maßstäbe eines irdischen 60-80 Jahre andauernden Lebens und Taten die wir in diesem Kontext bewerten zu transferieren auf ein angeblich danach kommendes ewiges Leben.

    Schon von diesem kleinen Punkt aus scheitert jegliche Argumentation die Gott die Allmacht oder die Allgüte abspricht deswegen, weil er der Freiheit die er den Menschen angeblich gegeben hat hier auf Erden keinen Einhalt gebietet.

    Ist der Mensch frei, so kann er auch böses tun. Und er muß es auch wirklich tun können um frei zu sein.

    Ich denke viel eher kann man die Begriffe "Allmacht" oder "Allgüte" angreifen. Ich habe noch keinen gefunden der mir für ersteres eine sinnvolle Definition bringen konnte.



    Re: Theodizee

    Talley - 04.12.2006, 12:20

    Re: Israels biblische Grenzen ...
    Lieber Deist, lieber Hausdrache,

    ich unterstütze etliche von Deists Punkten, besonders Zitat: Ist der Mensch frei, so kann er auch böses tun. Und er muß es auch wirklich tun können um frei zu sein. Dies trifft den Punkt in die Mitte.

    Ich habe kein Problem mit der Allmacht Gottes. Schon die Tatsache, dass Gott allwissend und ewig ist, impliziert, dass für ihn unsere lineare Zeit keine Rolle spielt. Wenn es hier jemanden geben sollte, der mir erklären kann, wie eine Welt, ein Bewusstsein aussehen kann, bei der es kein Anfang und kein Ende gibt, kein Vorher und kein Nachher, keine Vergangenheit, keine Gegenwart und keine Zukunft, dem werde ich andachtsvoll lauschen und ihm meine Reverenz erweisen. Für diesen entzieht sich Gott vielleicht auch nicht seinem Verständnis in dem Rahmen wie er es mir tut.

    Etwas anders sieht es aus mit der Allgüte. Ich glaube nicht, dass es so etwas geben kann, schon ein einfaches Paradoxon, nämlich wenn eine Entscheidung zu Gunsten des einen den Schaden des anderen bewirkt, hebelt dies aus.

    Eine Welt ohne das Böse kann es nicht geben. Überall wo es Gutes gibt, muss es auch Böses geben, sonst wäre des Gute nicht gut, sondern wertfrei. Würden wir die Hauptübel der Welt eliminieren, den Tod, die Krankheit, den Hunger, dann hätten wir wohl kaum ein Paradies geschaffen, sondern die Menschheit würde neue Hauptübel empfinden (die Langeweile, die Depression, den Stress) und wäre, so behaupte ich, um keinen Deut glücklicher und würde weiterhin über die Schlechtigkeit der Welt klagen.

    Gottes Entscheidung, die Welt mit Menschen zu bevölkern, die ihren freien Willen haben sollen, bedeutet zwangsläufig, dass die Welt auch bis zu einem gewissen Punkt böse sein wird. Ich bin ihm darum auch dankbar, denn ich fände es arg unspannend, wäre ich in der Situation einer der Playmobil-Figürchen, mit denen ich mit meinem Sohn spielen und die alles unterlassen müssen, was einer Friede-Freude-Eierkuchen-Welt zuwiderläuft. Dass ich hadern werde, wenn einem der meinen etwas zustoßen sollte, steht auf einem anderen Blatt.

    Ergo: eine Welt, in der Gut und Böse existieren, ist mir lieber als eine unfreie Marionettenwelt. Der Hinweis auf ein Leben nach dem Tod ist zwar richtig, erscheint mir aber in dieser Diskussion ein wenig unfair, weil wir damit ohne jegliches Wissens alles rechtfertigen können.



    Re: Theodizee

    sünnerklaas - 04.12.2006, 15:33

    Re: Israels biblische Grenzen ...
    Ich persönlich glaube ja, dass die Theodizee eher ein Ablenkungsmanöver ist. Vielfach wird sie mit ideologischen Absichten in eine Debatte eingebracht. Die Frage, 'wie Gott es zulassen könne, dass ein Unglück geschieht' impliziert nach meinen Beobachtungen zufolge immer den Versuch, von der menschlichen Verantwortlichkeit abzulenken. Deshalb erscheint oft die Theodizee als Ordnungsruf.

    Göttliches Wirken kennt kein 'Gut' und auch kein 'Böse'. Diese Unterscheidungen haben die Menschen getroffen. Es handelt sich hierbei um Institutionen, die den Zusammenhalt, ja die Existenz menschlicher Gesellschaften sichern sollen: 'Gutes' wird von der Gesellschaft positiv sanktioniert (Lob), 'Böses' dagegen negativ (Strafe).

    Katastrophen haben aber nun die Eigenschaft, dass bei ihnen ein Knglomerat an Verantwortlichkeiten ursächlich sind: menschliches Versagen und höhere Gewalt sind zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt zufälliger Weise zusammen getroffen. Da göttliche Entscheidungswege nun jedoch sich der menschlichen Vernunft entziehen, erscheint mir die Theodizee weit her geholt und zum Teil auch unanständig. Der Frage, warum Gott etwas schlimmes nur habe zulassen können, kann ich die Feststellung entgegensetzen, die Frage des 'Warum' erübrige sich: Er hat es zugelassen, weil alles in den göttlichen Plan hinein passt.



    Re: Theodizee

    Hausdrache - 04.12.2006, 15:50


    Nein Nico,

    Deine Aussage ist schlicht und ergreifend nicht stimmig. Denn die Religion bzw. die Glaubensrichtungen definieren wie ihr Gott ist. Jede Religion für sich. Und wenn eine Religion IHREN Gott als "allgütig" und "allmächtig" definiert, dann ist daran nicht zu rütteln und Du kannst das nicht einfach nach deinem Gutdünken "umdefinieren". Genauso wie ein Gott "rachsüchtig" oder böse ist, wenn er von seiner Religion so definiert wurde. Es sind die Religionen selbst, die sagen wie ihre Götter sind, nicht ich. Und genau nach diesen Definitionen beurteile ich sie. Ich nehme sie "beim Wort", wenn Du so willst. 8)

    Die Theodizee hat Du ebenso falsch verstanden. Sie entschuldigt nicht, das liegt ihr fern und das interessiert sie nicht, sondern sie vergleicht die religiöse Behauptung, in diesem Fall die der "Allgüte" und "Allmächtigkeit" Gottes, mit der Realität. Sie hinterfragt, sie überprüft. Nix sonst. ;)

    Gruß
    Hausdrache



    Re: Theodizee

    sünnerklaas - 04.12.2006, 19:03


    Hausdrache hat folgendes geschrieben: Nein Nico,

    Deine Aussage ist schlicht und ergreifend nicht stimmig. Denn die Religion bzw. die Glaubensrichtungen definieren wie ihr Gott ist. Jede Religion für sich. Und wenn eine Religion IHREN Gott als "allgütig" und "allmächtig" definiert, dann ist daran nicht zu rütteln und Du kannst das nicht einfach nach deinem Gutdünken "umdefinieren". Genauso wie ein Gott "rachsüchtig" oder böse ist, wenn er von seiner Religion so definiert wurde. Es sind die Religionen selbst, die sagen wie ihre Götter sind, nicht ich. Und genau nach diesen Definitionen beurteile ich sie. Ich nehme sie "beim Wort", wenn Du so willst. 8)


    ...insofern ist die Theodizee schon ein Ablenkungsmanöver - denn die Gottesauffassungen sind menschengemacht. Der Gütige Gott ist etwas, womit man den Menschen die bange Frage nach dem, was nach dem Tod kommt nehmen will. Das Gottesbild ist, um es einmal frei nach Ludwig Feuerbach auszudrücken, nichts weiter als ein 'überhöhter Mensch'. Seine Aufgabe ist es dabeig gesellschaftliche Werte zu transportieren; er ist, aus religiöser Sicht, die letzte Instanz und je nach dem, wie man es braucht der 'gütige' oder der 'strafende' Gott. Über dieses Vehikel kann man dann trefflich Druck auf die Mitglieder der Religionsgemeinischaft ausüben. Das Problem ist nur: es gibt Situationen, in denen die Theologen dann in schwere Erklärungsnöte kommen, wo die Gefahr besteht, dass ihnen ihre Schäflein fort laufen, wo also das System aus Zuckerbrot und Peitsche nicht hinhaut, weil die Peitsche gerade die getroffen hat, die eigentlich das Zuckerbrot verdient hätten - und umgekehrt. Aber so einfach ist die Sache eben nicht gelagert.

    Ich persönlich glaube, dass es 'Gott' völlig egal ist, was wir auf dieser Welt treiben. Wir können z.B. die Umwelt zerstören, alles zupflastern, die Luft verpesten: wir werden hier auf Erden schon sehen, was wir davon haben.

    Unsere Wissenschaft ist zwar weit fortgeschritten, aber selbst damit sind sind aber nur in der Lage, die Welt ausschnittsweise wahrzunehmen. Selbst die perfekteste multivariate statistische Korrelationsanalyse trifft nur zu 97,5% ein - welche Kräfte bei den übrigen 2,5% eine Rolle spielen, ist für uns nicht erfassbar. Wir verstehen es nicht und werden es nie verstehen, weil unser Verstand dafür nicht ausreicht.

    Zitat: Die Theodizee hat Du ebenso falsch verstanden. Sie entschuldigt nicht, das liegt ihr fern und das interessiert sie nicht, sondern sie vergleicht die religiöse Behauptung, in diesem Fall die der "Allgüte" und "Allmächtigkeit" Gottes, mit der Realität. Sie hinterfragt, sie überprüft. Nix sonst. ;)


    Hat die Theodizee die Menschheit weitergebracht? Ich glaube kaum. Ich denke, sie hat eher psychologischen Charakter und soll von der Bedrohlichkeit der Welt ablenken. Nicht die Frage, warum Gott etwas zulassen konnte ist m.E. wichtig, sondern die Feststellung, dass er etwas zugelassen hat; er hat uns damit eine ganz irdische Hausaufgabe gestellt: nämlich etwas draus zu lernen. Und die Frage, die er uns stellt, ist diejenige, ob die vertretene Religion richtig ist.



    Re: Theodizee

    Hausdrache - 04.12.2006, 19:50


    sünnerklaas hat folgendes geschrieben: Hausdrache hat folgendes geschrieben: Nein Nico,

    Deine Aussage ist schlicht und ergreifend nicht stimmig. Denn die Religion bzw. die Glaubensrichtungen definieren wie ihr Gott ist. Jede Religion für sich. Und wenn eine Religion IHREN Gott als "allgütig" und "allmächtig" definiert, dann ist daran nicht zu rütteln und Du kannst das nicht einfach nach deinem Gutdünken "umdefinieren". Genauso wie ein Gott "rachsüchtig" oder böse ist, wenn er von seiner Religion so definiert wurde. Es sind die Religionen selbst, die sagen wie ihre Götter sind, nicht ich. Und genau nach diesen Definitionen beurteile ich sie. Ich nehme sie "beim Wort", wenn Du so willst. 8)

    ...insofern ist die Theodizee schon ein Ablenkungsmanöver - denn die Gottesauffassungen sind menschengemacht. Der Gütige Gott ist etwas, womit man den Menschen die bange Frage nach dem, was nach dem Tod kommt nehmen will.

    Natürlich ist Gott von Menschen gemacht. Er selbst hat ja nie zu uns gesprochen.
    Die Theodizee ist kein Ablenkungsmanöver, sondern sie geht genau auf die Punkte ein, das schrieb ich doch bereits, die Religionen SELBST von sich geben. Aber schön das Du mir darin zustimmst, dass das ganz offensichtlich nur unsinniges Menschenwerk ist, aus Ängsten und Wünschen entstanden. :D

    Zitat: Ich persönlich glaube, dass es 'Gott' völlig egal ist, was wir auf dieser Welt treiben. Wir können z.B. die Umwelt zerstören, alles zupflastern, die Luft verpesten: wir werden hier auf Erden schon sehen, was wir davon haben.

    Ja, sollte es einen Gott geben, ist das der einzig sinnvolle Schluss. Nur, wozu dann überhaupt einen Gott und an ihn glauben? Was will man mit einem Gott, dem man völlig gleichgültig ist? Wer glaubt denn da noch an den Himmel und diesen anderen Unsinn?

    Und wie kommst Du dann überhaupt darauf, dass es einen Gott oder Götter geben soll? Weil man Dir davon erzählt hat? Was ist das für ein Gott an den Du glaubst?

    Zitat: Unsere Wissenschaft ist zwar weit fortgeschritten, aber selbst damit sind sind aber nur in der Lage, die Welt ausschnittsweise wahrzunehmen. Selbst die perfekteste multivariate statistische Korrelationsanalyse trifft nur zu 97,5% ein - welche Kräfte bei den übrigen 2,5% eine Rolle spielen, ist für uns nicht erfassbar. Wir verstehen es nicht und werden es nie verstehen, weil unser Verstand dafür nicht ausreicht.

    Die Wissenschaft, im Gegensatz zu Religionen, behauptet nur Dinge die sie a) belegen kann und b) ist sie für alles offen. Sie hat kein bereits "fertiges und unveränderbares Bild", wie Religionen. Wissenschaft lebt davon immer neues zu erforschen. Und bisher, hat sie dem Glauben jegliche Grundlage entzogen. Wissenschaft weis, das sie nicht alles weis und sie behauptet dies im Gegensatz zu Religionen auch nicht. Aber Glaube, der stützt sich ausschließlich auf Wünsche, Märchenbücher und -geschichten und unbewiesene Behauptungen. Was ist wohl besser?


    Zitat: Die Theodizee hat Du ebenso falsch verstanden. Sie entschuldigt nicht, das liegt ihr fern und das interessiert sie nicht, sondern sie vergleicht die religiöse Behauptung, in diesem Fall die der "Allgüte" und "Allmächtigkeit" Gottes, mit der Realität. Sie hinterfragt, sie überprüft. Nix sonst. ;)


    Die Theodizee, im Gegensatz zu Religionen, will überhaupt nicht ablenken. Im Gegenteil, sie lenkt das Augenmerk auf die Schwachstellen. Verständlich, dass das einem Gläubigen überhaupt nicht schmeckt...

    Zitat: Hat die Theodizee die Menschheit weitergebracht? Ich glaube kaum. Ich denke, sie hat eher psychologischen Charakter und soll von der Bedrohlichkeit der Welt ablenken. Nicht die Frage, warum Gott etwas zulassen konnte ist m.E. wichtig, sondern die Feststellung, dass er etwas zugelassen hat; er hat uns damit eine ganz irdische Hausaufgabe gestellt: nämlich etwas draus zu lernen. Und die Frage, die er uns stellt, ist diejenige, ob die vertretene Religion richtig ist.
    Nico, ist Deine Frage wirklich ernst gemeint? Du meinst allen Ernstes sich Fragen zu stellen und nachzudenken ist sinnlos? Wenn ja, dann solltest Du dir nie mehr Fragen stellen und diese zu beantworten versuchen. Und zwar DU für DICH, nicht DU für die Menschheit. Und dann solltest Du überhaupt nie mehr über irgendwas reflektieren oder nachdenken. Denn welchen Sinn könnte das für die Menschheit haben, wenn Du dir Fragen stellst. Nimm alles Gottgegeben hin, der wird schon wissen wozu gas gut ist. :lol: oje...

    Gruß
    Susanna



    Re: Theodizee

    sünnerklaas - 04.12.2006, 21:23


    Hausdrache hat folgendes geschrieben:
    Und wie kommst Du dann überhaupt darauf, dass es einen Gott oder Götter geben soll? Weil man Dir davon erzählt hat? Was ist das für ein Gott an den Du glaubst?

    Das kann ich Dir recht einfach beschreiben - ich bin da zum ersten Mal darauf gestoßen, als ich mich intensiv mit multivariater Statistik beschäftigt habe: so sehr man sich auch bemüht - man kommt der Wahrheit nie völlig auf den Grund. Wenn man geowissenschaftliche Phänomene beschreibt, ist es oft so, dass man nur selten 75% einer Variabilität wirklich erklären kann. Von allen anderen die Variabilität steuernden Faktoren weiß man nichts. Und man weiß auch nie, welche Rolle sogenannte schicksalshafte Zufälle spielen.

    Ein Beispiel:

    Am 24.12.2004 kam es im Macquarie Graben, 800 km von Tasmanien entfernt zu einem schweren Seebeben. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass eine wesentliche Ursache dabei das Abschmelzen des Gletschereises in der Antarktis war, ähnliche Beobachtungen konnten bereits in Alaska und auf Grönland gemacht werden. Grund hierfür ist die Tatsache, dass die von Inlandeis bedeckten Platten durch das gewaltige Gewicht der Gletscher in den aus flüssigem Magma bestehenden Erdmantel wie ein vollbeladenes Schiff auf dem Wasser, tief hineingderückt werden. Das Abschmelzen der Kappen hat nun - analog zum Entladungsvorgang eines Schiffes - zur Folge, dass diese Platten auf Grund des geringeren Gewichts aus dem Magma auftauchen, was an den Plattenrändern zum Aufbau enormer Spannungen führt, die sich durch Erdbeben entladen. Das antarktische Beben gehörte mit einer Stärke von 8,1 mit zu den schwersten der vergangenen 100 Jahre, wobei lediglich durch die Tatsache, dass unbewohntes Gebiet betroffen war, niemand zu Schaden kam. Seine Folgen waren dennoch katastrophal, gilt es doch als Auslöser für das schwere Sumatra-Seebeben am gegenüberliegenden Plattenrand am 26.12.2004. In diesem Raum hatte sich über einen langen Zeitraum eine extreme Spannung aufgebaut, die sich, geht man nach dieser Theorie, als Folge des Bebens in der Antarktis entlud. Unglücklicherweise bedeutete dies jedoch, dass bei Sumatra der Meeresboden bei dieser Entladung um mehrere Meter nach oben gedrückt wurde, was wiederum zur Entstehung des räumlich gesehen größten Tsunamis seit Beginn der Aufzeichnungen führte.
    Hier kommt nun eine weitere Verkettung unglücklicher Umstände ins Spiel, wurden doch die Behörden in Thailand rechtzeitig von den US-Behörden hinsichtlich der bestehenden großen Gefahr gewarnt, leiteten diese jedoch aus Rücksicht auf die Tourismusindustrie an der Westküste nicht weiter. In Colombo war sogar niemand erreichbar.
    Unglücklicherweise hatte man jedoch aus verschiedenen Gründen in den dichtbesiedelten Regionen und den Tourismuszentren die Mongrovewälder, die einen äußerst effektiven Schutz gegen solche Katastrophen bilden, abgeholzt und unmittelbar am Strand Siedlungen und auch Tourismusurbanisationen errichtet. Der Tsunami traf also auf weitgehend entblößte und ungeschützte Küsten, was durch die Tatsache, dass die Katastrophe zur Hauptreisezeit - es war Weihnachten und die Hotels waren voll - traf.
    Was ich damit sagen will, ist die Tatsache, dass der Tsunami und seine Folgen auf den ersten Blick nicht vorhersehbar waren. Das Zusammenspiel der einzelnen Faktoren war entscheiden und in der Nachschau folgt alles einem logischen Prinzip; nur vorhersehbar ist es nicht.

    Die Spannungszone hätte auch an einer ganz anderen Stelle liegen können: so traf der von der Explosion des Krakatau ausgelöste Tsunami nur einen räumlich begrenzten Raum, da das auslösende Epizentrum sich in der Sundastraße zwischen Sumatra und Java befand und die Welle sehr schell auf Festland traf, was wiederum zu einem massiven Energieverlust führte.

    Und genau hier setzt mein Gottesbegriff an: alles hat seine Ordnung - auch wenn es uns nicht schmeckt. Wir sind eben nur ein Teil dieser Welt und haben uns in ihrer Gesamtheit einzuordnen. Wir können versuchen, uns nach dem Comte'schen Prinzip des 'Sehens um vorherzusehen' zu schützen, vor Katastropen und Unglücken gibt es aber keinen wirklichen Schutz; hier spielt eben auch ein anderer Faktor eine Rolle - das des individuellen Schiksals; aber auch da, so glaube ich, hat alles seine Ordnung.

    Ich weiss, dass dieses Bild des 'objektiven, allmächtigen Gottes' bedrohlich erscheint, manche Leute finden mein Bild fürchterlich - aber ich denke für mich, dass ich mit diesem Bild einigermaßen gut leben kann. Dieser Gott fordert uns nämlich zu etwas anderem auf: verantwortlich im hier und jetzt zu leben.


    Nico, ist Deine Frage wirklich ernst gemeint? Du meinst allen Ernstes sich Fragen zu stellen und nachzudenken ist sinnlos? Wenn ja, dann solltest Du dir nie mehr Fragen stellen und diese zu beantworten versuchen. Und zwar DU für DICH, nicht DU für die Menschheit. Und dann solltest Du überhaupt nie mehr über irgendwas reflektieren oder nachdenken. Denn welchen Sinn könnte das für die Menschheit haben, wenn Du dir Fragen stellst. [/quote]

    Susanna - den Menschen musst Du fragen stellen, die Gesellschaft, das Hier und Jetzt musst Du gestalten. Einen Diskurs zu führen und nachzudenken, ist etwas überaus irdisches; um das Göttliche mache ich mir für mich weniger Gedanken - es ist da und folgt Gesetzen und Eingebungen, die wir nicht nachvollziehen können. Wir müssen immer nur eines berücksichtigen: unser Denken und Handeln hat Grenzen und wird immer Grenzen haben, so sehr wir uns manchmal dagegen wehren...Würden wir diese Grenzen überschreiten, würde dies bedeuten, dass wir den Stein der Weisen gefunden hätten.

    Zitat:
    Nimm alles Gottgegeben hin, der wird schon wissen wozu gas gut ist. :lol: oje...

    Nein, Susanna, so einfach ist das nicht...

    LG
    Nico



    Re: Theodizee

    riverpirate - 08.03.2007, 20:16


    Ich gehe soweit, und sage die Welt braucht keine Religionen. Erst wenn dieser Aberglaube weltweit abgeschafft ist, ist der Grundstein für einen dauerhaften Frieden gelegt.
    Ist doch schon pervers zu sagen, Gott hat uns das Land vor über 2000 Jahren geschenkt. Gott hatte den Indianern auch Nordamerika geschenkt, den Sklavenhalter Sklaven usw. usw.
    Nach der Theorie der Juden, müßten die Polen und Russen auch ihre Koffer packen! Das ist nur gut 60 Jahre her, und keine 2000.



    Re: Theodizee

    Sharif - 08.03.2007, 20:50


    riverpirate hat folgendes geschrieben: Ich gehe soweit, und sage die Welt braucht keine Religionen. Erst wenn dieser Aberglaube weltweit abgeschafft ist, ist der Grundstein für einen dauerhaften Frieden gelegt.

    Ich muss dir hier widersprechen, da das Auslöschen von jeglicher Religion keinesfalls die Probleme löst, sondern nur dieses Sündenbock verwelken lässt, wodurch man sich einem anderen bedient, ohne die Probleme wirklich zu lösen.

    Nehme dir bitte den jakobinischen Laizismus als Beispiel und du wirst sehen, dass sich nichts ändert.

    Gruß.



    Re: Theodizee

    Radobast - 07.04.2007, 21:50


    Tag allerseits,

    was für ein Thema. Nicht schlecht, die Diskussion.
    Da weiss man gar nicht, wo man zuerst drauf
    eingehen soll. Ich versuchs mal ...

    Hausdrache hat folgendes geschrieben: Nein Nico,
    Deine Aussage ist schlicht und ergreifend nicht stimmig.
    Denn die Religion bzw. die Glaubensrichtungen definieren
    wie ihr Gott ist. Jede Religion für sich. Und wenn eine Religion
    IHREN Gott als "allgütig" und "allmächtig" definiert, dann ist
    daran nicht zu rütteln und Du kannst das nicht einfach nach
    deinem Gutdünken "umdefinieren". Genauso wie ein Gott
    "rachsüchtig" oder böse ist, wenn er von seiner Religion so
    definiert wurde. Es sind die Religionen selbst, die sagen wie
    ihre Götter sind, nicht ich. Und genau nach diesen Definitionen
    beurteile ich sie. Ich nehme sie "beim Wort", wenn Du so willst. 8)

    Da ist was dran. Der Begriff "Gott" ist schon arg strapaziert.
    Ist ja eigentlich auch nur ein Wort für etwas, das wir mit der
    Erschaffung unseres Kosmos und dem Sinn des Lebens
    verbinden. Gewissermassen die Ursache für alles. Etwas,
    das mächtiger ist, als wir selber oder sogar irgendwelche
    Naturgewalten. Wir sind wohl die einzige Spezies auf diesem
    Planeten, die sich über so was Gedanken macht. Keine
    Frage: auch eine psychologische Kiste ...
    Man kann sich jetzt darüber streiten, ob wir die einzigen
    Wesen sind, die das erkennen (erahnen) oder die
    Einzigen, die so was erfinden.

    Hausdrache hat folgendes geschrieben:
    ...insofern ist die Theodizee schon ein Ablenkungsmanöver
    - denn die Gottesauffassungen sind menschengemacht. Der
    Gütige Gott ist etwas, womit man den Menschen die bange
    Frage nach dem, was nach dem Tod kommt nehmen will.

    Ich halte die Theodizee nicht für ein Ablenkungsmanöver,
    sondern für eine Art von Denken, das mit einer bestimmten
    Form von Verzweiflung zu tun hat. Da glaubt
    einer an "Gott" und dass er, gemäss den Aussagen der Priester
    und Theologen, allmächtig und gütig sei und sieht sich dann
    mit der sogenannten Realität konfrontiert. Ist doch klar, dass
    so was Kopfschmerzen verursacht. Ist eigentlich auch gut so:
    das Grübeln darüber ist mehr als verständlich. Es macht uns
    als Menschen schliesslich aus, Fragen zu stellen, selbst auf die
    Gefahr hin, dass wir keine befriedigenden Antworten bekommen.
    Ein positiv denkender Atheist hat diese Probleme nicht. Er fühlt
    sich nicht zu Unrecht in seiner Position bestärkt. (Mit einem
    positiven Atheisten meine ich denjenigen, der nicht nur nicht
    an Gott glaubt, sondern auch vernünftige Argumente
    vorweisen kann, die seine Überzeugung untermauern ...)

    Hausdrache hat folgendes geschrieben:
    Natürlich ist Gott von Menschen gemacht. Er selbst hat ja nie
    zu uns gesprochen. Die Theodizee ist kein Ablenkungsmanöver,
    sondern sie geht genau auf die Punkte ein, das schrieb ich doch
    bereits, die Religionen SELBST von sich geben. Aber schön das
    Du mir darin zustimmst, dass das ganz offensichtlich nur
    unsinniges Menschenwerk ist,
    aus Ängsten und Wünschen entstanden.


    Hmja, bevor es die ersten Menschen gab, gabs auch keine
    Götter, Geister, Dämonen und dergleichen. Das behaupte ich
    jetzt einfach mal. Die ganzen Geschichten und Mythen,
    beispielsweise über den Teufel, machen wirklich nur Sinn
    in der von uns Menschen gemachten Welt.

    Zitat: Ich persönlich glaube, dass es 'Gott' völlig egal ist,
    was wir auf dieser Welt treiben. Wir können z.B. die Umwelt
    zerstören, alles zupflastern, die Luft verpesten: wir werden
    hier auf Erden schon sehen, was wir davon haben.

    Ich finde, wir Menschen sind selbst für unser Schicksal
    verantwortlich. Und da ist es vollkommen egal, ob es nun
    einen Gott gibt oder nicht.

    Hausdrache hat folgendes geschrieben:
    Ja, sollte es einen Gott geben, ist das der einzig sinnvolle
    Schluss. Nur, wozu dann überhaupt einen Gott und an ihn
    glauben? Was will man mit einem Gott, dem man völlig
    gleichgültig ist? Wer glaubt denn da noch an den Himmel
    und diesen anderen Unsinn?


    Die Leute glauben an alles Mögliche: an Wissenschaft
    und Technik, Psychologie, Philosophie, an Gewalt, Drogen,
    an die Nachrichten aus der Glotze, Selbshilfebücher,
    Kartenlegen, an den nächsten Urlaub oder einfach nur
    an sich selbst. Wenn man an etwas glaubt, dann vertraut
    man auf etwas. Und das ist immer irrational.
    Scheint so zu sein, dass es eine menschliche Grundeigenschaft
    ist. Motivation ist irrational, aber ohne sie wird
    kein einziges wissenschaftliches Experiment durchgeführt.
    Der Glaube an einen "Gott" ist in diesem Kontext vielleicht
    die "höchste Motivation", die es gibt, weil die Kernaussage ist:
    "Es macht Sinn, dass es mich gibt", oder so ähnlich ...
    Und da Menschen und Kulturkreise verschieden sind,
    fällt auch die "Definition" dessen entsprechend unterschiedlich
    aus. Die meisten Dogmen und Auslegungen stammen
    in der Tat aus der Mottenkiste, sie sind durchsetzt von
    irdischen Machtansprüchen.

    Hausdrache hat folgendes geschrieben:
    Und wie kommst Du dann überhaupt darauf, dass es einen
    Gott oder Götter geben soll? Weil man Dir davon erzählt hat?
    Was ist das für ein Gott an den Du glaubst?

    Das Bild von "Gott" enspricht oft der eigenen persönlichen
    Verfassung. Wenn man von Hass, Neid oder Gier erfüllt ist,
    dann wir diese "Bild" nicht eben freundlich ausfallen.

    Zitat: Unsere Wissenschaft ist zwar weit fortgeschritten,
    aber selbst damit sind sind aber nur in der Lage, die Welt
    ausschnittsweise wahrzunehmen. Selbst die perfekteste
    multivariate statistische Korrelationsanalyse trifft nur zu
    97,5% ein - welche Kräfte bei den übrigen 2,5% eine Rolle
    spielen, ist für uns nicht erfassbar. Wir verstehen es nicht
    und werden es nie verstehen, weil unser
    Verstand dafür nicht ausreicht.

    Tatsache ist, dass wir nur einen kleinen Ausschnitt der
    sogenannten Realität wahrnehmen, die sich um uns herum
    abspielt. Da wir aber nicht auf den Kopf gefallen sind,
    entwickeln wir Instrumente und Messverfahren, um unseren
    Horizont zu erweitern. Das finde ich auch gut und mehr als
    interessant. Aber es ist und bleibt Stückwerk, selbst wenn
    wir positive Erfolge erzielen.

    Hausdrache hat folgendes geschrieben:
    Die Wissenschaft, im Gegensatz zu Religionen, behauptet
    nur Dinge die sie a) belegen kann und b) ist sie für alles
    offen. Sie hat kein bereits "fertiges und unveränderbares Bild",
    wie Religionen. Wissenschaft lebt davon immer neues zu
    erforschen. Und bisher, hat sie dem Glauben jegliche
    Grundlage entzogen. Wissenschaft weis, das sie nicht alles
    weis und sie behauptet dies im Gegensatz zu Religionen
    auch nicht. Aber Glaube, der stützt sich ausschließlich
    auf Wünsche, Märchenbücher und -geschichten
    und unbewiesene Behauptungen. Was ist wohl besser?


    Die sogenannten Märchenbücher haben genauso ihren Platz
    und ihren Sinn wie wissenschaftliche Forschung. Es sind nur
    zwei verschiedene Brillen, durch die man die Welt betrachten
    kann - jenseits aller Dogmen auf beiden Seiten, versteht sich.

    Zitat: Die Theodizee hat Du ebenso falsch verstanden.
    Sie entschuldigt nicht, das liegt ihr fern und das interessiert
    sie nicht, sondern sie vergleicht die religiöse Behauptung, i
    n diesem Fall die der "Allgüte" und "Allmächtigkeit" Gottes,
    mit der Realität. Sie hinterfragt, sie überprüft. Nix sonst. ;)

    Man merkt, dass "Theodizee" ein Kind der Theologie ist...

    Hausdrache hat folgendes geschrieben:
    Die Theodizee, im Gegensatz zu Religionen, will überhaupt
    nicht ablenken. Im Gegenteil, sie lenkt das Augenmerk auf
    die Schwachstellen. Verständlich, dass das einem Gläubigen
    überhaupt nicht schmeckt...

    Für einen Atheisten dürfte die Theodizee uninteressant sein.
    Sie bestätigt ihn höchstens in seiner Auffassung, oder nicht?

    Zitat: Hat die Theodizee die Menschheit weitergebracht?
    Ich glaube kaum. Ich denke, sie hat eher psychologischen
    Charakter und soll von der Bedrohlichkeit der Welt ablenken.
    Nicht die Frage, warum Gott etwas zulassen konnte ist m.E.
    wichtig, sondern die Feststellung, dass er etwas zugelassen
    hat; er hat uns damit eine ganz irdische Hausaufgabe gestellt:
    nämlich etwas draus zu lernen. Und die Frage, die er uns stellt,
    ist diejenige, ob die vertretene Religion richtig ist.

    Ja, sie ist vielleicht von psychologischer Bedeutung:
    für Theologen.

    Zitat:
    Nico, ist Deine Frage wirklich ernst gemeint? Du meinst allen
    Ernstes sich Fragen zu stellen und nachzudenken ist sinnlos?
    Wenn ja, dann solltest Du dir nie mehr Fragen stellen und diese
    zu beantworten versuchen. Und zwar DU für DICH, nicht DU
    für die Menschheit. Und dann solltest Du überhaupt nie mehr
    über irgendwas reflektieren oder nachdenken. Denn welchen
    Sinn könnte das für die Menschheit haben, wenn Du dir
    Fragen stellst. Nimm alles Gottgegeben hin, der wird schon
    wissen wozu gas gut ist. :lol: oje...


    Fragen stellen kann nie sinnlos sein.
    Egal, ob man nun an "Gott" glaubt,
    Agnostiker ist oder Atheist oder sonstwas ...

    Gruss von Radobast



    Re: Theodizee

    Hausdrache - 07.04.2007, 23:30


    Danke, Radobast, für deinen Beitrag. Ich versuche dir morgen ausführlich zu antworten.

    lieben Gruß
    Susanna



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