Macondo - Zuflucht in Österreich

Breakout Forum
Verfügbare Informationen zu "Macondo - Zuflucht in Österreich"

  • Qualität des Beitrags: 0 Sterne
  • Beteiligte Poster: breakout - Angelfire
  • Forum: Breakout Forum
  • Forenbeschreibung: Alternativer Veranstaltungskalender für Wels, Oberösterreich etc.
  • aus dem Unterforum: Off topic
  • Antworten: 3
  • Forum gestartet am: Donnerstag 17.08.2006
  • Sprache: deutsch
  • Link zum Originaltopic: Macondo - Zuflucht in Österreich
  • Letzte Antwort: vor 17 Jahren, 4 Monaten, 11 Tagen, 11 Stunden, 50 Minuten
  • Alle Beiträge und Antworten zu "Macondo - Zuflucht in Österreich"

    Re: Macondo - Zuflucht in Österreich

    breakout - 15.11.2006, 16:55

    Macondo - Zuflucht in Österreich
    Macondo - Zuflucht in Österreich

    Flüchtlinge am Rande der Stadt
    Ein Ort, der die Geschichte der Flucht nach Österreich in all ihren Facetten widerspiegelt, ist Macondo. Macondo ist eine ungewöhnliche Siedlung am Rande Wiens, jenseits der Simmeringer Haide zwischen Entsorgungsbetrieben, Autobahnbrücke und Schrebergärten gelegen. Mehr als 1.500 Menschen leben hier auf dem Gelände der ehemaligen k.u.k.-Kaserne Kaiserebersdorf. Was sie verbindet, ist ein gemeinsames Schicksal. Sie mussten aus ihrer Heimat fliehen. Die Menschen, die hier im Laufe der letzten 50 Jahre Zuflucht gefunden haben, repräsentieren ein Stück Zeitgeschichte. Sie sind Zeugen von Vertreibung, Verfolgung, politischen Konflikten, Aufständen, Krieg. Eigentümer des weitläufigen Areals in Kaiserebersdorf ist das österreichische Innenministerium, betreut werden Gebäude und Infrastruktur vom Fonds zur Integration von Flüchtlingen, der ebenfalls dem Innenministerium untersteht.

    Zuerst waren es UngarInnen, die ab 1956 vom Innenministerium in der heute äußerst desolaten Kaserne untergebracht wurden. Rund 200 UngarInnen, die damals hier ankamen, leben auch heute noch hier. Dann kamen ab 1974 politische Verfolgte aus Chile, kurze Zeit später so genannte "boat people" aus Vietnam, die in schnell errichteten, Container-artigen Reihenhäusern einquartiert wurden. Die chilenische Gemeinde in Macondo umfasst heute noch etwa hundert Personen, die Anzahl der vietnamesischen BewohnerInnen ist etwa gleich groß. Es folgten Menschen aus verschiedensten Staaten, aus Ost-Europa, Afrika, Lateinamerika, Asien. Für viele von ihnen wurde die provisorische Unterkunft, die ihnen in Österreich zur Verfügung gestellt wurde, zur dauerhaften Bleibe. Es entstand ein ungewöhnliches, bunt gemischtes "Dorf", dem die Flüchtlinge aus Chile den Namen "Macondo" gaben. Seit 1998 bieten zwei neu erbaute Wohnheime des Innenministeriums weiteren Flüchtlingen vorübergehend ein Dach über dem Kopf. Und wieder kommen Menschen hierher nach Macondo, mit ihren Sorgen, ihren Sprachen und Kulturen und ihren Hoffnungen auf eine neue Heimat im ansonsten spärlichen Gepäck.

    In einem der zwei neuen Wohnheime, die nach Kardinal Franz König benannt wurden, sind vor allem Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien untergebracht. Das Haus bietet Flüchtlingen, die bereits länger in Österreich leben und arbeiten, eine Startwohnung, befristet auf fünf Jahre. Das Zusammenleben der bosnischen, serbischen und albanischen Flüchtlingsfamilien gestaltet sich – wie in Macondo überhaupt – weitgehend konfliktfrei. Im zweiten Neubau wohnen frisch anerkannte Konventionsflüchtlinge, unter ihnen viele Flüchtlinge aus Afghanistan, dem Irak, dem Iran, aus Kolumbien und verschiedenen afrikanischen Staaten.

    Die alten und neuen BewohnerInnen von Macondo hatten das Glück, in Österreich Aufnahme zu finden. Die Randlage der Flüchtlingssiedlung – manche bezeichnen sie auch als "Ghetto" – spricht aber für sich. Der Weg hinein in die österreichische Gesellschaft ist weit, viele schaffen es nicht, die vielfältigen Integrationsbarrieren aus dem Weg zu räumen. Viele der AsylbewerberInnen haben außerdem jahrelang darum gekämpft, in Österreich als Flüchtling anerkannt zu werden und nach negativen Asylbescheiden den Instanzenweg so lange beschritten, bis sie Erfolg hatten. Auch abgesehen von Schwierigkeiten mit den Asyl-Behörden und der restriktiven Gesetzeslage weht den Flüchtlingen in Österreich ein rauer Wind ins Gesicht. So ging die FPÖ im Nationalratswahlkampf 1999 sowie im Vorfeld der Landtagswahlen 2005 in Wien mit ausländerfeindlichen Parolen auf Stimmenfang. In der ganzen Stadt waren 1999 etwa Plakate mit der Aufschrift "Stopp dem Asylmissbrauch" zu sehen. Der Slogan, der angesichts der restriktiven österreichischen Asylpolitik jeglicher empirischer Grundlage entbehrt, sorgte in der Öffentlichkeit und insbesondere bei Flüchtlingshilfsorganisationen für große Empörung.

    Asylland Österreich?
    Bis Mitte der 1980er Jahre rühmte sich die Zweite Republik, für alle Menschen, die Schutz vor Verfolgung suchen, offen zu sein. Wurden früher hunderttausende Flüchtlinge, vor allem aus den osteuropäischen Staaten, bereitwillig aufgenommen, so wird seit dem Fall des Eisernen Vorhangs und nach dem Ende des Kalten Krieges die Tradition als Asylland zunehmend aufgegeben.

    In den Jahren 1945 bis 1950 wurden von Österreich kurzfristig mehr als eine Million Volksdeutsche und Flüchtlinge aus anderen Teilen Zentral- und Osteuropas aufgenommen. Es folgte der spektakuläre Exodus von 200.000 UngarInnen 1956/57, die zum Großteil in Österreich einen Asylantrag stellten. 1968/69 flüchteten mehr als 160.000 TschechInnen und SlowakInnen via Österreich ins Ausland. In den 1970er Jahren nahm Österreich auf freiwilliger Basis auch zahlreiche politisch Verfolgte aus verschiedenen Übersee-Ländern, etwa aus Chile oder Uganda, auf. Als sich 1981/82 zwischen 120.000 und 150.000 Flüchtlinge aus Polen in Österreich aufhielten, wurden erstmals Stimmen laut, die eine restriktivere Asylpolitik forderten.

    Mit der steigenden Zahl rumänischer Flüchtlinge im Jahr 1989 verschärften sich die politischen und öffentlichen Debatten darüber, wie viele Flüchtlinge Österreich aufnehmen könne. In der österreichischen Asylpolitik setzte ein Kurswechsel ein, den die Stationierung des Bundesheeres an der Ost-Grenze ab Anfang der 1990er Jahre besonders verdeutlicht. Hintergrund dafür ist das Ende des Ost-West-Konflikts, mit dem sich auch die Paradigmen für die österreichische Flüchtlingspolitik änderten. Denn Österreich nahm lange Jahre vor allem Menschen aus Ländern jenseits des Eisernen Vorhangs bereitwillig auf, da es "sich selbst immer gerne als Brückenkopf zur freien, westlichen Welt sah, der durch seine liberale Aufnahmepolitik seine Existenz als souveräner demokratischer Staat unter Beweis stellt; insoweit stand die Asyl- und Flüchtlingspolitik Österreichs in der Tradition des Kalten Kriegs und seiner zweigeteilten Logik". (Vgl. Patrik-Paul Volf: Der politische Flüchtling als Symbol der Zweiten Republik, in: Zeitgeschichte 11-12, 1995, S. 426) Gleichzeitig beteiligte sich Österreich bereits im Vorfeld des EU-Beitritts von 1995 an der Vereinheitlichung der Asyl- und Migrationspolitik der EU und verschärfte ab 1992/1993 seine Asyl-, Aufenthalts- und Fremdengesetze laufend bis in die Gegenwart (zuletzt im AsylG 2005).

    Verschärfung des Asylgesetzes
    Seit 1992 haben Flüchtlinge, die über ein so genanntes sicheres Drittland nach Österreich gekommen sind, keine Chance auf Asyl. Als sicherer Drittstaat gilt ein Staat, in dem ein Flüchtling bereits vor Verfolgung sicher war. Von den österreichischen Behörden werden alle Nachbarstaaten als sicher eingestuft. Da die meisten Flüchtlinge auf dem Landweg nach Österreich zu kommen versuchen, werden jene, die beispielsweise Ungarn auf ihrer Flucht nur durchquert haben, in der Regel sofort dorthin zurückgeschoben. Wie 144 andere Staaten auch hat Österreich die Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 mitunterzeichnet (Stand Februar 2006). Die Konvention schützt Menschen, die aus Furcht vor Verfolgung aus ihrer Heimat flüchten mussten. Wer nach Österreich kommt und diesen Schutz in Anspruch nehmen will, muss einen Asylantrag stellen. Auf Grund der beschleunigten Asylverfahren und der Rückschiebungen in sichere Drittstaaten hat sich die Zahl der AsylbewerberInnen sowie der Anerkennungen in Österreich deutlich verringert. Nicht zuletzt ist Österreich auch Mitgliedsland des Schengener Abkommens, das die Grundsätze der Flüchtlingspolitik der Europäischen Union definiert. Eines der Hauptziele des Schengener Abkommens ist das so genannte "one-chance-only-Prinzip", das heißt, ein Flüchtling, der in einem EU-Staat bereits als Asylbewerber abgelehnt wurde, hat keine Möglichkeit, in einem anderen EU-Staat Asyl zu beantragen. Die Daten über die Flüchtlinge und AsylbewerberInnen werden mit Hilfe des Schengener Informationssystems von den Behörden ausgetauscht.

    Während des Bürgerkriegs im ehemaligen Jugoslawien nahm Österreich erneut zigtausende Flüchtlinge auf. Ihnen wurde ein vorübergehendes Bleiberecht bis zum Ende des Kriegs eingeräumt. 1999, im Jahr der Kosovo-Krise, wurde bedeutend mehr Menschen Asyl gewährt als in den Jahren zuvor. Abgesehen von diesen großen Aufnahme-Aktionen ist es für Flüchtlinge aus den verschiedensten Staaten heute schwieriger geworden, in Österreich Aufnahme zu finden. Denn die österreichische Asylpolitik ist ein Teil der Migrationspolitik und damit Teil einer umfassenden Einschränkung gegenüber Neuzuwanderung geworden. "Flüchtlingspolitik wird als Teil des Gesamtkonzepts 'Migrationswesen' begriffen und unterliegt somit dem Leitmotiv der Minimierung der Migranten." (Vgl. Patrik-Paul Volf: Der politische Flüchtling als Symbol der Zweiten Republik, S 434).

    Marcus Omufuma
    Die Methoden, mit denen Österreich Flüchtlinge abschiebt und außer Landes bringt, sorgten 1999 für eine Welle der Empörung. Denn die Abschiebepraxis der Behörden forderte ein Todesopfer. Am 1. Mai 1999 starb Marcus Omufuma, ein zurückgewiesener nigerianischer Asylbewerber, während seiner Abschiebung am Flug von Wien nach Sofia. Er war in Begleitung dreier österreichischer Beamter, die den Auftrag hatten, ihn außer Landes zu schaffen. Sein Mund war mit einen Klebeband verklebt, um ihn ruhig zu halten. Er erstickte. In den Medien wurde verbreitet, er hätte randaliert, gebissen, die Beamten gefährdet. Das einzige Vergehen, dessen sich Marcus O. "schuldig" gemacht hatte, war, "illegal" in Österreich zu sein. Das laufende Asylverfahren war zum Zeitpunkt seiner Abschiebung noch nicht abgeschlossen. Ähnliche Vorfälle, die zu einer europaweiten Diskussion über die Abschiebepraxis bei Flüchtlingen führten, gab es auch in Belgien und Deutschland.



    Re: Macondo - Zuflucht in Österreich

    Angelfire - 16.11.2006, 14:01

    re
    hi, ich selbst habe dort bekannte und freunde, und bin sicher einmal im monat dort, es gibt viele politische flüchtlinge dort, es sind viele menschen, aus südamerika, afrika, asien, china, russland usw...

    wen du dich dafür interessiert fahr einfach mal mit!



    Re: Macondo - Zuflucht in Österreich

    Angelfire - 16.11.2006, 14:10


    die situation dort ist sehr schlimm finde ich, es gibt für die menschen dort keine hilfe und manche von ihnen leben dort schon 30 jahre, und den sprung aus macondo zu schaffen ist sehr schwer, die häuser sind alle in einem sehr schlechten zustand, sowohl die reinhäuser wie auch die frühere kaserne leider!

    mensch gut sagen das es eine art ghetto ist, freunde von mir leben ja dort wie vorhin erwähnt, sie erzählten mir das es sehr schwierig sei eine arbeit zu finden wenn mensch als wohnaddresse macondo angibt!

    in macondo kommt mensch sich vor wie in einer riesigen gefängniss zelle, da es eingesäunt ist, gleich hinter den häuser ist eine große lange wand aufgebaut, hinter dieser mauer, befindet sich ein großer parkplatz der zum konsern metro gehört!

    was ich mich frage, ist wie man die behörden wieder dazu bewegen kann in macondo hineinflissen zu lassen, für die infrastruktur was sehr wichtig wäre!

    hier einige links mit den bilder zu macondo :

    http://www.demokratiezentrum.org/de/startseite/wissen/galleries/macondo_-_gallery.html?index=1438

    http://www.demokratiezentrum.org/de/startseite/wissen/galleries/macondo_-_gallery.html?index=1436

    http://www.demokratiezentrum.org/de/startseite/wissen/galleries/macondo_-_gallery.html?index=1435

    http://www.demokratiezentrum.org/de/startseite/wissen/galleries/macondo_-_gallery.html?index=1433

    http://www.demokratiezentrum.org/de/startseite/wissen/galleries/macondo_-_gallery.html?index=1431

    http://www.demokratiezentrum.org/de/startseite/wissen/galleries/macondo_-_gallery.html?index=1434



    Mit folgendem Code, können Sie den Beitrag ganz bequem auf ihrer Homepage verlinken



    Weitere Beiträge aus dem Forum Breakout Forum

    strache! - gepostet von Angelfire am Freitag 19.01.2007
    BOHEMIANS SAISON 06/07 - gepostet von torax am Samstag 10.03.2007
    28.04.07 - grossstadtgeflüster live im "bauhof" - gepostet von hannes am Dienstag 03.04.2007
    emos - gepostet von breakout am Samstag 17.11.2007
    Macondo - Zuflucht in Österreich - gepostet von breakout am Mittwoch 15.11.2006
    Konzert in Tegernbach - gepostet von T.H. am Samstag 13.10.2007
    Karli im Grande Dame in Wels - gepostet von T.H. am Donnerstag 28.12.2006



    Ähnliche Beiträge wie "Macondo - Zuflucht in Österreich"

    Junioren EM in Österreich - Jens Friedrichs (Freitag 18.08.2006)
    Charts in Österreich - Anonymous (Montag 24.04.2006)
    Hallo aus Österreich - Tina77 (Montag 22.10.2007)
    Die Zuflucht /~[2]~\ (75:79:15) - honeywell (Donnerstag 08.03.2007)
    österreich-irland - dead kenny (Mittwoch 13.10.2004)
    Österreich - JMWOB (Donnerstag 08.09.2005)
    Hoppen in Österreich - herw (Mittwoch 01.06.2005)
    best of österreich - senselessy (Mittwoch 16.08.2006)
    Islamischer Religionsunterricht in Österreich - Hamit (Donnerstag 05.01.2006)
    Regelwerke in Österreich... - Sah-Lenn (Mittwoch 06.02.2008)