CHRISTENTUM - ISLAM - ZUKUNFT?

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    Re: CHRISTENTUM - ISLAM - ZUKUNFT?

    M.M.Hanel - 10.11.2006, 22:25

    CHRISTENTUM - ISLAM - ZUKUNFT?
    Anonymous hat folgendes geschrieben: Religion
    http://www.welt.de/data/2006/11/09/1104992.html
    „Islamische Grundhaltungen können uns helfen“
    Der Theologe Christian W. Troll kennt den Islam aus Anschauung und als Wissenschaftler.
    Ein Gespräch über Vernunft und Religion, die Reformfähigkeit des Islam und seine Wirkung auf das Christentum.

    Hunderte von Moslems beten in der Istiqlal-Moschee in Jakarta Foto: pa/dpa
    Christian W. Troll, geboren 1937 in Berlin, trat 1963 in den Jesuitenorden ein. Der Islamwissenschaftler ist derzeit Professor der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main. Davor lehrte er in Neu Delhi, Birmingham und Ankara. Von 1993 bis 1999 war er Professor für Islamische Institutionen am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom. An der Katholischen Akademie Berlin leitete Troll von 1999 bis 2001 das christlich-islamische Forum. Er berät die Deutsche Bischofskonferenz in Fragen des interreligiösen Dialogs.



    Re: CHRISTENTUM - ISLAM - ZUKUNFT?

    Yazmina - 03.01.2007, 18:00

    Christentum - Islam
    Mir scheint in Bezug auf unseren Glauben sollten wir Muslime die Initiative ergreifen und z.B. anstatt das Thema Scharia bzw. Fiqh – also islamisches Gesetz bzw. Bemühung und Grundlagen der muslimischen Rechtsauslegung - Stimmungsmachern und Polemikern zu überlassen und uns im Kreis der immer gleich geführten Debatten wie z.B. um das Kopftuch diese Themen auf anderer Ebene thematisieren:
    So fehlte mir bisher der Hinweis auf die fünf Kategorien in welche die muslimische Rechtsauslegung die Handlungen einteilt, wichtig z.B. gerade in der sog. „Kopftuchdebatte“.
    Meines Wissens ist es nach dem Koran Pflicht, aber ich habe diese Pflicht in Beziehung zu setzen mit den anderen Verpflichtungen, die mir auferlegt sind.
    Im Koran werden die Bestandteile des Glaubens genannt (z.Bsp. Sure al-baqara – 2,177): Die Frömmigkeit besteht nicht darin, dass ihr euch (beim Gebet) mit dem Gesicht nach Osten oder Westen wendet. Sie besteht vielmehr darin, dass man an Gott, den jüngsten Tag, die Engel, die Schrift und die Propheten glaubt und sein Geld – mag es einem noch so lieb sein – den Verwandten, den Waisen, den Armen, dem, der unterwegs ist (oder: dem, der dem Weg (Gottes) gefolgt (und dadurch in Not gekommen ist; w. dem Sohn des Wegs), den Bettlern und für (den Loskauf von) Sklaven hergibt, das Gebet verrichtet und die Almosensteuer bezahlen. Und (Frömmigkeit zeigen) diejenigen, die, wenn sie eine Verpflichtung eingegangen haben, sie erfüllen, und die in Not und Ungemach und in Kriegszeiten (w. zur Zeit von (kriegerischer) Gewalt) geduldig sind. Sie (allein) sind wahrhaftig und gottesfürchtig.
    Wenn also der Frömmigkeit nicht darin besteht, dass ich im Gebet mein Gesicht nach Osten oder Westen wende - denn Gottes sind der Osten und der Westen - so ziehe ich analog den Schluss, dass Frömmigkeit – immer in Bezug auf meine persönliche Situation – nicht darin besteht, dass ich das Kopftuch trage, wenn es mir aufgrund dessen verunmöglicht würde, meinen anderen Verpflichtungen nachzukommen.
    Meine persönliche Situation als muslimische Schweizerin, eingebunden in die gegebenen sozialen Umstände und Rechtsprechung des Landes in dem wir leben – die ihre Familie finanziell unterhält, weil der nichtmuslimische Vater meiner drei Kinder die Zahlung des Kindesunterhalts während 14 Jahren bis vor wenigen Monaten verweigerte – nicht von der Sozialhilfe abhängig werden wollte, weil diese private Entscheidungen, z.B. die Heirat meines muslimischen, nichtschweizerischen Ehemannes, zusätzlich hätte erschweren können. Des Weiteren wäre ich ab dem 10. Altersjahr meines jüngsten Kindes von Amtes wegen verpflichtet geworden, an meinen Unterhalt mittels einer mindestens 50% Stelle beizutragen.
    Um nach einer mehrjährigen aber befristeten Anstellung eine neue Arbeit zu finden, musste ich auf das Tragen des Kopftuches verzichten, lebe aber meinen Glauben, der meinem Arbeitgeber auch bekannt ist, solange, bis sich meine Situation ändert.
    Eine Muslimin, deren Situation verschieden von der meinen ist, kann anders entscheiden.
    Der Sinn der Scharia sollte in Bezug gesetzt werden mit ihrem geschichtlichen Hintergrund – Lebensweise auf der arabischen Halbinsel im 7. Jh. mit parallel existierenden Ehearten wie verschiedene Formen der Polyandrie, unbegrenzter Polygamie, Monogamie und vergleichend erklärt werden mit der Situation unserer Gesellschaft:
    Wurde die Polyandrie verboten, so kann dies anhand Kinds-, Familien- und Erbrechts und der Medizin erklärt werden: Eine Vaterschaft kann anhand von Physiognomie nicht eindeutig festgestellt werden, wenn eine Frau gleichzeitig mit mehreren Männern Umgang hatte. Die Konsequenz dieser Praktik war die Verpflichtung des so bestimmten Vaters zum Unterhalt des Kindes, das im zugeteilt wurde und dessen Mutter. Da es im 7. Jh. keine Verhütungsmittel gab, kam es entsprechend häufig zu Geburten. Medizinisch bzw. populationsgenetisch ging es um die Verhinderung von Inzucht: Wenn ein Mann frei ist mit mehreren Frauen unabhängig zu verkehren und die biologischen Geschwister der so geborenen Kinder nicht festgestellt werden können, bzw. es Männern anscheinend erlaubt war ihre Mütter zu ehelichen bzw. es zu Verkehr zwischen Vater und Tochter kommen konnte, so kommt es zur Inzucht – die daraus resultierenden Konsequenzen sind bekannt. Ebenso, wenn die Kinder als Erwachsene nicht wissen, welches ihre biologischen Verwandten sind.
    Erbrechtlich erhielten die Kinder Anspruch auf die Hinterlassenschaft ihres Vaters & Mutter bzw. die Frauen auf die Hinterlassenschaft des Gatten wie auch auf das des Vaters.
    Einschränkung der Polygamie auf höchstens vier Frauen bei gleichzeitiger Auferlegung von unter normalen Umständen schwer einzuhaltenden Verpflichtungen bezüglich der Ehen: Sure 4,129: Und ihr werdet die Frauen (die ihr zu gleicher Zeit als Ehefrauen habt) nicht (wirklich) gerecht behandeln können, ihr mögt noch so sehr darauf aus sein
    sowie auch des finanziellen Unterhalts der Ehegattin(nen), Eltern und Geschwister.
    Das Verbot des vorehelichen geschlechtlichen Umgangs kann erklärt werden, einerseits Familien- und Kindsrecht: Wenn es Jugendlichen ab Eintritt der Geschlechtsreife erlaubt ist, polyandrisch und polygamisch freien Umgang zu pflegen, wer finanziert den Unterhalt des Kindes und der Mutter während der dazu benötigten 15 – 20 Jahre?
    Andererseits hat es zu tun mit der Gesunderhaltung der Bevölkerung: Geschlechtskrankheiten gab es schon damals. Wenn ein(e) Erkrankte(r) nicht mehr feststellen kann, mit wem er/sie im Laufe der Jahre Umgang hatte – Beispiel Syphilis, die nur schwer festgestellt werden kann, auch heute noch im Spätstadium unheilbar ist und eine Entwicklungszeit von bis zu 30 Jahren hat – wie sollen Epidemien verhindert werden (heute hauptsächlich AIDS).
    Auch hier ist es wieder eine Frage der Finanzen: wer kommt für die Kosten auf: es handelt sich nicht nur um Heilungskosten, sondern um den finanziellen Unterhalt von Waisen und Halbwaisen => siehe Beispiel AIDS im subsaharischen Afrika.
    Andererseits in einer vermögenden Gesellschaft, wie die der Schweiz heute: hier wurde es nach Einführung von Verhütungsmitteln und der Krankenversicherungspflicht durch den Gesetzgeber erlaubt, das Kinder ab Eintritt der Geschlechtsreife, freien geschlechtlichen Umgang haben, sofern der Altersunterschied bei unter 16jährigen vier Jahre nicht übersteigt.
    In Deutschland machen derzeit Gynäkologen darauf aufmerksam, dass immer jüngere Mädchen in die Praxis kommen und Verhütungsmittel verlangen – so jung, dass die Ärzte mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Andererseits stiegen die Kosten der Krankenversicherer so, dass diese zu einer erheblichen monatlichen Belastung werden. In welcher Höhe liessen sich Krankenversicherungskosten einsparen, wenn es Jugendlichen unter 16 Jahren nicht erlaubt würde, Verhütungsmittel zu beziehen, bzw. wie in Algerien – das Heiratsalter auf 19 gesetzt würde und jegliche Abgabe von Verhütungsmitteln davor zu unterbinden?
    Einerseits wären dies Kosteneinsparungen bei den Verhütungsmitteln auf mir unbekannte Zahl junger Frauen während mindestens 4 – 5 Jahren. Andererseits würde die Belastung der Gewässer und der damit verbundenen negativen Auswirkungen auf Flora und Fauna, aber auch wieder auf das Trinkwasser teilweise beseitigen: die Östrogene verursachen gemäss Studien u. a. Unfruchtbarkeit beim Mann. Diese muss dann, wenn er Nachkommen zeugen will wieder mit medizinischem Aufwand beseitigt werden.
    Das Thema könnte beliebig weitergeführt werden, ich möchte aber keinen Monolog führen, sondern auffordern zur Diskussion.

    Zu Weihnachtsfeiern in Kindergärten und Schulen
    Es ist in der angelsächsischen Welt nun einmal Tradition – eine ca. 200 - 500 Jahre alte Tradition -, die von vielen übernommen und weitergeführt wird ohne sie zu hinterfragen und ohne sich bewusst zu sein, wie dieser Brauch entstanden ist.
    Das Weihnachtsfest in Kindergärten und Schulen bietet - auf jeder Stufe - eine ungeheure Möglichkeit Berührungsängste abzubauen und die Vielfältigkeit der Religionen und deren Gemeinsamkeiten zu vermitteln. Ausgehend von diesen kann die Vielfältigkeit, nicht nur der Kulturen, sondern des Lebens überhaupt vermittelt werden:
    Der Jahresablauf mit seinen Festen bietet die Chance einer schrittweisen Einführung in die Pluralität der Welt, die wiederum Basis ist, für jede Demokratie: sich Auseinandersetzen mit anderen Meinungen muss sich das Kind im Kindergarten täglich.
    Ausgehend vom Fest der Weihe – dem Weihnachtsfest – kann den Kindern einerseits erstmals vermittelt werden, das der Baum in der Stube ein Brauchtum des angelsächsischen Europas ist und das Weihnachten in anderen Ländern – auch Europas - anders oder aber gar nicht gefeiert wird:
    Ein gutes Buch für Erzieherinnen ist folgendes:
    „Der Fuchs geht um … auch andersowo“ - Ein multikulturelles Spiel- und Arbeitsbuch. Mit Audio-CD; Beltz Praxis; 6., neu ausgestattete Auflage 2004; 316 Seiten. Broschiert. ISBN 3-407-56272-1; EUR 29,90 / sFr 52,90.
    Warum ich auf dieses Buch hinweise: Als meine Kinder 1993 im Kindergartenalter waren, wurde ich – damals weder Christin noch Muslimin – gefragt, ob ich nicht zusammen mit einer Kollegin zur Weihnachtsfeier Weihnachtslieder vorspielen könne. Ein Kindergarten der von Kindern mit christlichen, muslimischen, alewitischen, hinduistischem und atheistischem Hintergrund besucht wurde. So suchte ich Lieder in der Muttersprache jener Kinder, und fand darin, aber auch in einem Buch mit Kinderliedern aus aller Welt, weitere Lieder auf deren Jahreszeiten bezogen.
    Im Buch wird Weihnachtsbrauchtum aus verschiedenen europäischen Ländern beschrieben. Der Einbezug des muslimischen Glaubens erfolgt über Jesus, indem auf die Rolle in der dieser Prophet und seine Mutter Maria im Koran und damit für Muslime haben.
    Nebenbei sei bemerkt, dass ich aufgrund dieser Information begann mich mit dem Islam zu beschäftigen und im Ramadan 1999 konvertierte. Unabhängig davon reicht es, wenn Berührungsängste, Missverständnisse abgebaut werden und jeder die Meinung des anderen Respektiert: Koran Sure al-mā’ida, 5,48.



    Re: CHRISTENTUM - ISLAM - ZUKUNFT?

    M.M.Hanel - 03.01.2007, 18:29


    Liebe Schwester Yazmina, as Salaamu alaikum und Eid Mubarak - wenn auch ein wenig spät, so doch nach pakistanischer Zeitrechnung noch im Zeitrahmen.

    Herzlichen Dank für Deinen engagierten Beitrag, den ich sowohl von Inhalt und Stil hoch schätze.

    Aus meiner Erfahrung heraus, möchte ich allerdings folgendes vorschlagen, damit Dein Engagement NICHT auf Monologe beschränkt bleibt:

    1. Bitte gliedere Deine Beiträge und benutze Formatierungshilfen (z.B. Fettdruck), damit einzelne (Be)arbeit(ung)sbereiche leichter herausgefiltert werden können.

    2. Fasse bitte die Beiträge kürzer und prägnanter, so werden sie eher von mehr Personen gelesen.

    3. Widme, so dies möglich ist, jeweils einen Beitrag - einem Thema. Auch dies der Übersicht und leichteren Bearbeitung wegen.

    4. Lass uns gemeinsam überlegen und Möglichkeiten entdecken, WIE und mit WEM wir bestimmte Massnahmen ausdiskutieren und formulieren und dann auch entsprechend zum Nutzen unserer Schweizer Zivilgesellschaft umzusetzen vermögen. (Wir haben ein Treffen mit Daniel Vischer, Schweizer Nationalrat am 12.1.07; 19 Uhr in Zürich - hast Du Zeit?)



    Re: CHRISTENTUM - ISLAM - ZUKUNFT?

    Anonymous - 09.01.2007, 10:23


    Asalaam alaikum liebe Yazmina

    Auch von mir ein herzliches Willkommen. Deinen Beitrag habe ich mit Interesse gelesen.

    Verschiedene Deiner Bemerkungen wiederspiegeln auch meine Situation - neu verheiratet mit einem muslimischen Ehemann, sehe ich die Arbeitswelt, in welcher ich mich selber leicht und sicher bewege, mit ganz anderen Augen. Wobei ich mir klar bin auf Grund früherer Erfahrungen (Arbeit bei der Polizei), dass die Schuld nicht allein bei den Arbeitgebern und Nicht-Muslimen liegt, sondern mindestens ebenso bei vielen Muslimen, die sich in der Schweiz nie richtig wohlfühlten und irgendwann im schlimmsten Fall durch Gesetzesübertretungen auffällig wurden.

    Sich hier zu integrieren und sich nach einiger Zeit einigermassen wohlzufühlen ist eine Hol- und Bringschuld. Leider sind auch unsere Behörden um einige Jahre zu spät auf das Thema der Integration aufmerksam geworden und haben es versäumt, vor allem Personen aus ehemaligen Kriesen- und Kriegsgebieten auf das Leben hier vorzubereiten und zu unterstützen. Nur gerade mit der Ankunft in der wohlhabenden Schweiz ist es nicht getan - eine Betreuung von erfahrenen Personen mit rechtzeitigen Ratschlägen mit Bezug auf die "do's and die don'ts" wäre dringend nötig. Und so kann dieses Thema endlos durch die Politik missbraucht werden - auch mangels eines anderen geeigneten Themas.

    So werden die Muslime oft auf das Kopftuchthema reduziert - beispielsweise - und daran sind wir teils auch selber schuld. Denn kaum kommt dieses Thema auf, gibts einen riesen Wirbel unter den sonst oft recht zurückhaltenden und trägen Muslimen - mal etwas direkt und kritisch formuliert.

    Dabei hat der Islam ganz sicher noch viel wichtigere Dinge zu berichten mit Bezug auf das soziale Leben und die Integrität einer Person.

    Liebe Grüsse
    Fareeda



    Re: CHRISTENTUM - ISLAM - ZUKUNFT?

    Anonymous - 21.02.2007, 17:07

    Scharia ?
    A salaam alaikum

    In den Medien findet man häufig Informationen wie die folgende:

    In Saudi-Arabien gilt das islamische Recht („Scharia“). Mördern, Drogenschmugglern und Vergewaltigern droht der Tod durch Enthauptung. Dieben kann eine Hand abgehackt werden.
    Vorarlberg Online 01.02.2007 14:59 Uhr

    In einem Buch über islamisches Recht, die fünf Rechtsschulen und Grundlagen der islamischen Rechtsprechung las ich aber, dass das arabische Wort „shari’a“ eine ganz andere Bedeutung hat, und im Koran nur einmal vorkommt.

    Was verstehen Muslime eigentlich unter der Shari’a? In welchen Ländern wird das islamische Recht angewendet? Welche Rechtsprechung wird in den muslimischen Ländern der OIC angewendet und warum?

    Die Islamwissenschaftlerin Walter Wiebke schreibt in ihrem Buch „Kleine Geschichte der arabischen Literatur“, S. 84, dass anhand eines chronologischen Studiums der Quellen der Rechtsinterpretation festgestellt werden könne, dass sich im Laufe der Jahrhunderte sich die Situation der Frau kontinuierlich verschlechterte.

    Wenn dies richtig ist – steht diese Verschlechterung nicht in absolutem Gegensatz zur Botschaft des Korans und der Vorgehensweise des Propheten (SAWS), der die Situation der Frau – im Vergleich zur vorislamischen Zeit auf der arabischen Halbinsel, aber auch in den umgebenden Gesellschaften – ungeheuer verbesserte und ihnen Rechte zugestand, die ihnen heute teilweise wieder verweigert werden?

    Wie verstehen Sie – die Muslime, die muslimischen Mitglieder des Vorstands der GSIW – das islamische Recht, die Rolle der Frau?

    Besten Dank für die Beantwortung



    Re: CHRISTENTUM - ISLAM - ZUKUNFT?

    M.M.Hanel - 21.02.2007, 20:21


    Wa alaikum Salam sehr geehrter Gast

    Fast hätte ich diesen Beitrag in die Kategorie: "FRAGEN an MUSLIME" verschoben - doch die Grussformel hat mich davon abgehalten. Nun zu den Fragen.
    Zitat: Was verstehen Muslime eigentlich unter der Shari’a?
    Siehe hier im Forum: http://www.iphpbb.com/board/viewtopic.php?nxu=43715060nx17898&p=168#168
    Zitat: In welchen Ländern wird das islamische Recht angewendet?
    Siehe ebenfalls obigen Link und -
    "Sharia" ist zwar geltendes Recht in Saudi-Arabien, den Malediven, Iran, Bangladesch, Mauretanien, Afghanistan, Marokko, Sudan, Katar, in der indonesischen autonomen Provinz Aceh und in Pakistan. In Nigeria gilt jedoch die Scharia nur in islamisch dominierten Landesteilen, in Tunesien wird diese ausschliesslich im zivilrechtlichen Bereich umgesetzt, und in der Türkei ist eine rechtliche Verwendung dieses kanonischen Gesetz es des Islam praktisch nicht erkennbar.
    Zitat: Welche Rechtsprechung wird in den muslimischen Ländern der OIC angewendet und warum?
    Siehe oben - bzw. eine Mischung aus islam-westlich-lateinischer Jurisprudenz aufgrund der nach wie vor bestehenden wirtschaftlichen und politischen Abhängigkeit von den vormaligen Kolonialmächte, resp. dem Fehlen einer originären islamischen Reichs- und Lebensführung.
    Zitat: Wenn dies richtig ist – steht diese Verschlechterung nicht in absolutem Gegensatz zur Botschaft des Korans und der Vorgehensweise des Propheten (SAWS), der die Situation der Frau – im Vergleich zur vorislamischen Zeit auf der arabischen Halbinsel, aber auch in den umgebenden Gesellschaften – ungeheuer verbesserte und ihnen Rechte zugestand, die ihnen heute teilweise wieder verweigert werden?
    Kenne das Buch nicht, stimme aber in der Ansicht überein, dass sich die Situation der Frau (in muslimischen Territorien) über die Zeit verschlechtert hat - allerdings ist sie in nichtmuslimischen Territorien auch nicht viel besser, wenn nicht schlechter, wenn man beide Augen aufmacht und den Verstand aktiviert.

    Hier eine brandneue westliche Studie:
    Zitat: Mediale Sexualisierung schadet Mädchen

    US-Studie sieht geistige, körperliche und sexuelle Entwicklung beeinträchtigt: Esstörungen und Depressionen als Konsequenzen
    Santa Cruz - Die mediale Darstellung von jungen Frauen als Sexobjekte schadet der psychischen und physischen Gesundheit von Mädchen, warnen ExpertInnen der University of California. Illustrierte, Fernsehen, Videospiele und Musikvideos haben schädliche Auswirkungen. Zu diesem Schluss ist eine Arbeitsgruppe der American Psychological Association gekommen. Sexualisierung kann zu einem Mangel an Vertrauen in ihren eigenen Körper sowie zu Depressionen und Essstörungen führen. Derartige Darstellungen haben laut den Psychologen negative Auswirkungen auf die gesunde sexuelle Entwicklung der Mädchen. Die Arbeitsgruppe wurde nach immer stärker werdender öffentlicher Besorgnis über die Sexualisierung junger Mädchen ins Leben gerufen.

    Reines Sexobjekt

    Das Team um Eileen Zurbriggen analysierte Studien zum Inhalt und den Auswirklungen von Fernsehen, Musik, Videos, Songtexten, Illustrierten, Filmen, Videospielen und dem Internet. Zusätzlich wurden Werbekampagnen und das Merchandising von Produkten für diese Zielgruppe überprüft. Sexualisierung wurde dahingehend definiert, dass der Wert einer Person nur auf ihrem oder seinem Sex-Appeal oder Sexualverhalten beruht und dass andere Charakteristiken ausgeblendet werden. Eine Person wird als reines Sexobjekt dargestellt. Eine Werbeeinschaltung zum Beispiel zeigte Christina Aguilera als Schulmädchen mit aufgeknöpfter Bluse und einem Lutscher im Mund.

    "Vielzahl von Beweisen"

    Eine derartige Darstellung von Mädchen als Sexualobjekten hat zahlreiche negative Auswirkungen auf jüngere Mädchen. Laut Eileen Zurbriggen, der Vorsitzenden der Arbeitsgruppe, sind die Auswirkungen der medialen Sexualisierung von Mädchen heute bereits sehr real. "Wir haben eine Vielzahl von Beweisen dafür, dass diese Sexualisierung negative Auswirkungen in den verschiedensten Bereichen verursacht. Dazu gehört die kognitive Funktion, die geistige und körperliche Gesundheit und die Entwicklung einer gesunden Sexualität." Die Psychologin fordert laut BBC, dass diese sexualisierten Darstellungen durch Bilder zu ersetzen sind, die Mädchen in einem positiven Licht in ihrer Einzigartigkeit und mit ihren Fähigkeiten zeigen. (pte)
    Zitat: Wie verstehen Sie – die Muslime, die muslimischen Mitglieder des Vorstands der GSIW – das islamische Recht, die Rolle der Frau?
    So Gott will - ganz gut.

    Buchempfehlung:
    Annemarie Schimmel: "Meine Seele ist eine Frau"

    Auch im Netz gibt es jede Menge ganz gute Information über die Position der Frau im Islam; z.B. "huda"
    http://www.huda.de/zeitschrift/aktuelleausgaben/50121195ea071e505.html



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