Erste:)

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    Re: Erste:)

    darkjess - 04.11.2006, 13:06

    Erste:)
    hm...so leer hier...muss man mal ändern!
    Titel hab ich noch kein für die Geschichte...sie is teilweise n bissl kitschig, naja.
    Ich hab se noch nicht ganz eingetippt, also gibts hier erstmal den ersten Teil:)
    hoffe es zaubert auch euch ein Lächeln auf die Lippen.viel spass
    lg


    Ich betrete ihr Zimmer. Mein erster Blick versinkt im Chaos. Wie schafft man es, einen Raum so unübersichtlich zu machen? Meine Mutter würde meine Ordnung loben, wenn sie DAS hier sehen würde…

    Mein zweiter Blick ist auf die breite Fensterfront gerichtet. Davor hängen zwei von diesen Glitzerdingern, die auch meine Schwester hat. Na Super! Kitsch pur! Verhältnismäßig laute Musik schwappt plötzlich auf. Schon in den ersten Takten erkenn ich - nein, das ist unmöglich! – Die ÄRZTE?? Hier?? Ich hätte eher mit Brahms oder Wagner oder einem dieser klassischen Musiktypen gerechnet. Wie man sich täuschen kann. Ich glaube, jetzt gefällt sie mir noch besser.
    Dann fällt mein Blick auf SIE, an einem Schreibtisch sitzend, auf dem das absolute Chaos herrscht. Es ist fast noch schlimmer als im Rest des Zimmers. Alles liegt drunter und drüber und heraus ragt ein Flachbildschirm, von dem sie den Blick gerade abwendet um mich anzuschauen. Überraschung! „oh, hi.“ Ein schneller Blick auf die Uhr. Nein, ich bin NICHT zu früh! Du hast nur die Zeit vergessen. Eigentlich ganz sympathisch. „Warte, ich bin hier gleich fertig.“ Sie hat den Blick wieder dem Bildschirm zugewandt.
    Verloren trete ich ganz ein und schließe die Tür. Ich mache ein paar Schritte auf sie zu und werfe einen Blick auf den Bildschirm. Sie versendet eine Mail. Ich staune ein weiteres Mal: ihr e-mail-prog ist Thunderbird, das auch noch mit der dunklen Erweiterung! Darunter kommt ein C-Kompiler hervor. Aha. Das wird ja immer besser. 2 Klicks. Sie hat ne flinke Maus. Plötzlich steht sie auf und wir stoßen fast zusammen. Die Betonung liegt auf fast. Leider. Für einen kurzen Moment treffen sich unsere Blicke und unsere Gesichter sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Dann gleitet sie vorsichtig zur Seite, grinst verlegen und entschuldigt sich. Warum jetzt, warum sie, warum ich? Mit kurzer Verzögerung antworte ich: “Nein, tut mir leid, war meine Schuld“. Sie geht zum anderen Ende des Zimmers, wo in einer Ecke ihr 4you steht. Ich bewundere ihre Bewegungen. Bei dem Fast-Zusammenstoß eben hat sie auch sofort elegant reagiert. Die Anspannung ihres Körpers konnte ich spüren, obwohl sie an keiner Stelle eine Berührung zuließ. Sie hockt sich vor ihren Ranzen und sagt über die Schulter: „Hock dich einfach irgendwo hin.“ Ich sehe mich noch mal um. Es gibt nur einen einzigen Stuhl, die Wahl fällt mir nicht schwer. Ich nehme meinen East-Pac ab und setzte mich. Endlich hat sie ihr Englisch-Zeug rausgeholt und dreht sich um. Sie erfasst mit einem schnellen Blick die Lage, lässt sich aufs Bett fallen und schlägt die Beine unter. Das Bett ist breit und die fein säuberlich ausgebreitete (wie ich zugeben muss nicht unschöne) HdR Überdecke ist schon etwas zerknautscht. Plötzlich hält sie eine Fernbedienung in der Hand und schaltet die Musik aus. Schade. Betretenes Schweigen. Keiner von uns weiß, wie anzufangen. Schließlich macht sie den ersten Schritt. „Well, did you already think about it?“
    Ich bin vollkommen perplex. Ihre Stimme ist verzaubert. Bestimmt. Und es ist so wunderschön, wie sie ihren Mund beim sprechen bewegt. Ich wünsche mir, ein Wort zu sein, nur um einmal über diese Lippen zu treten. „Ähm, nein, ich mein…“ antworte ich mit einiger Verspätung. „I mean yes! I thought about a dialog because I think it would be more interesting…” Hilfe! Noch komplizierter geht es nicht? “Oh, yeah, that’s nearly the same opinion as mine. Thought we could do a dialog between Christopher and jenny to make sure the others understand everything. “Wie kann man nur englische Wörter so schön und passend aneinanderreihen? „oh, yes, that’s a very good idea.” Wenn du nichts verstanden hast, immer beipflichten. Warum klingt das ganze bei mir so gestelzt?
    Sie hält mich bestimmt für einen riesigen Idioten. Wir unterhalten uns weiter und schreiben den Text für Englisch. Irgendwann schweift mein Blick wieder durchs Zimmer. Verdammt viele Bücher hier. An den Schränken hängen verschiedene Dinge. Urkunden, Filmplakate, Handgeschriebene Gedichte, Briefe und Karten. In eine Schranktür ist eine Umhängetasche geklemmt. Recht ähnlich der, die ich zuhause hab. In der Schule hatte sie die aber noch nie dabei.
    Insgesamt hält sich das coole mit dem kindisch-kitschigen die Waage. Ich schaue weiter, und mein Herz setzt einen Schlag aus. Eine rote, langstielige Rose. Sie hat einen Freund. Verdammt!
    Wieso bin ich überhaupt noch überrascht? Natürlich hat sie nen Freund. War ja klar. Es gibt ja schließlich nicht nur Idioten auf der Welt. Irgendwer muss ein Auge auf sie geworfen haben. Mist! Mist! Mist!
    „Dome. Dome? Hey? Noch anwesend?“ Ich blinzle und schaue zu ihr rüber. Ich bin so weg, dass ich mich nicht mal darüber wundere, dass sie mich „Dome“ nennt. Das hat bis jetzt noch keiner getan. Sie schaut mich skeptisch an. „Oh, tut mir Leid…“ Ich grinse verlegen “Was hast du gesagt?“ „Du sollst dir das hier mal anschauen.“. „The seventh Wave“ liegt aufgeschlagen auf ihrem Schoß und sie zeigt mit dem Finger auf eine Textstelle. Sie schaut mich erwartungsvoll an. Mit ein paar Sekunden Verspätung begreife ich, was sie will.
    Meine Miene hellt sich auf. Vielleicht hat sie ja doch keinen Freund. Ich stehe auf und setzte mich neben sie. „Hier, diese Formulierung…“ Sie umfährt mit dem Finger eine Textpassage. Inzwischen ist es dunkel geworden und sie hat das Licht angeschaltet. Aber die Birne, die auf das Bett leuchten sollte ist entweder kaputt, oder rausgedreht. Bei diesem Mädchen könnte ich mir beides vorstellen. Ich kann es kaum fassen. Es ist dunkel. Ich sitze mit IHR auf ihrem Bett und habe einen Arm um sie gelegt!!

    Naja, fast. Ich stütze mich mit dem Arm hinter ihrem Rücken ab. Ist doch quasi dasselbe.
    „He! Hörst du mir überhaupt zu?“ langsam dringt ihre Stimme in meinen Traum von Leben. Und schon wieder ist ihr Gesicht nur Zentimeter vom meinem entfernt. Unsere Blicke treffen sich. Mein Kopf rückt wenige Millimeter nach vorne. Sie will es auch. Ich weiß es. Jetzt.

    Plötzlich läuft ein Lied an und ich erkenne wieder die Ärzte, aber eine andere CD als vorhin. Sie hat ihr Monster von Stereoanlage wirklich im Griff. Ich erkenne das Lied. Der Zauber des Augenblicks ist vergangen. Sie rutscht ein Stück zur Seite. „Du willst mich küssen, doch das geht mir zu schnell“ erklärt Farin Urlaub nur aus den Lautsprechern.
    „Du scheinst nicht mehr ganz bei der Sache zu sein.“ Sie hat sich wieder voll im Griff. Allerdings wagt sie es nicht mehr, mich anzuschauen. Ich bin sauer, enttäuscht. „Schon verstanden!!“ sage ich nur und packe schnell und fahrig mein Zeug zusammen. Ich drehe ihr meinen Rücken zu und gehe ohne ein weiteres Wort. Sie soll meine Tränen nicht sehen. Sie kommt mir nicht nach.
    Morgen gehe ich nicht in die Schule. Ich bin krank.
    Vor Liebe und Enttäuschung muss ich ja nicht offiziell dazusagen.
    ~~~~~~~~~~~~

    Montag, 7.55 Uhr

    Ich musste nur einen Tag krank sein und hatte drei tage frei. Wochenende ist schon geil. Ich hatte genug Zeit zum Nachdenken. Eigentlich. Zu einem Ergebnis bin ich trotzdem nicht gekommen. Fest steht, dass ich heute wieder in die Schule musste. Laut Fehlstundenplan. Und das wiederum bedeutet, dass ich mich der Begegnung stellen muss. So oder so. Irgendwann an diesem Wochenende beschloss ich, SIE keines Blickes zu würdigen. Natürlich kann ich mich nicht daran halten. In den 15 Minuten, die wir jetzt Mathe haben, ist mein Blick ständig hinübergewandert. Zu IHR. So wie jetzt. Heute Morgen ist sie natürlich fast zu spät gekommen. Wie meistens. Sie sieht übernächtigt aus. Den Kopf hat sie auf ihre Hände gestützt, die Ellenbogen und der Blick ruhen auf dem Tisch. Das Risiko, das sie zu mir rüber sieht, ist verschwindend gering. Leider. Die Wut und Enttäuschung sind Traurigkeit und Sehnsucht gewichen. Ich beobachte sie weiter, wenn auch nur heimlich. Glücklicherweise ist mein Nebensitzer mal wieder nicht da. So habe ich freien Blick quer durchs Klassenzimmer. Es sieht aus, als ob sie schläft. Wahrscheinlich weiß sie genauso wenig wie ich, um was es in dieser Stunde geht. Ein guter Grund, mal wieder etwas Aufmerksamkeit an Herrn Wolf zu verschwenden. Verschwenden ist das falsche Wort, eigentlich ist er ein guter Lehrer. Jung, aufgeweckt. Naja, er ist ja auch erst seit drei Wochen richtiger Lehrer. Ich würde ihm sogar zuhören, wenn ich nicht Alles schon wüsste. Und, wenn SIE nicht die wäre, die sie ist.

    Ich wende meine Aufmerksamkeit, wenn auch widerwillig, dem Unterricht zu. Immer noch Parabeln, wie vermutet. Es werden mal wieder ein paar viele sehr dumme Fragen aus der Klasse gestellt. Es wundert mich, dass die das immer noch nicht kapiert haben. Herr Wolf gibt uns Aufgaben. Das heißt, ich bekomme etwas Zeit für mich. Als ob ich nicht am Wochenende genug davon bekommen hätte. Ich kann mich nicht davon abhalten, einen Blick zu ihr hinüber zu werfen. Ihre Haltung hat sich nicht verändert, nur ihr rechter Arm ruht jetzt auf dem Tisch, während sie etwas in ihr Heft kritzelt. Ihr Mund bewegt sich. Sie redet mit ihrer Tischnachbarin, wie so oft, während sie schreibt. Sie legt den Stift aus der Hand und stützt sich auf die Rechte. Ihr Gesicht entzieht sich meinem Blick. Ich wende mich den Aufgaben zu. Herr Wolf wird seine Runde wie immer hier beginnen und ich werde, wie immer die Aufgaben korrekt gelöst haben. Trotzdem kann ich mir Zeit lassen. Perfektion ist langweilig. Es wundert mich, dass ich in ihrer Gegenwart überhaupt logisch denken kann. Während ich schreibe fliegen meine Gedanken immer wieder zu vergangenem Donnerstag und dem Gespräch mit IHR, das ich schon so oft geführt habe und das doch so anders sein wird, als alle Möglichkeiten, die ich in meinem Kopf durchgespielt habe. Herr Wolf macht seine Runde. Natürlich bin ich schon fertig. Irgendwo hinten in der Mitte bleibt er stecken. Wie immer. Nachdem die Klasse 10 Minuten mehr als veranschlagt bekommen hat, geht er wieder nach vorne und beginnt mit der Besprechung. Die Aufgaben der Mädchen hat er mit keinem Blick gewürdigt. Ich melde mich ein paar Mal und die Rate der hochgestreckten Hände sinkt, je weiter die Besprechung fortschreitet. Schließlich sind es nur noch die drei Mädels um SIE und ich, die strecken. Herr Wolf ruft SIE auf und tatsächlich, mit fast gelangweilt klingender Stimme verkündet sie das richtige Ergebnis.
    Wie macht sie das? Sie erweckt selten den Anschein, zuzuhören und beteiligt sich so gut wie nie am Unterricht. So was wie Noten sind ihr egal. Es scheint jedenfalls so. Selbst eine Vier nimmt sie ohne große Aufregung hin. Und trotzdem.
    Sie scheint alles zu wissen, als ob sie dieses Schuljahr schon zweimal gemacht hätte. Es scheint, als ob sie eigentlich alles schon mal gehört hätte, obwohl sie noch nie ein Jahr wiederholt hat. Und sie ist sogar eine der Jüngsten. Ja, ich gebe zu dass ich mich darüber erkundigt habe.
    Die zweite Mathestunde verläuft genauso ereignislos. In Physik entschließe ich mich dann, SIE anzusprechen. Falls ich sie irgendwann mal alleine erwische. Ein schwieriges Unterfangen. So ziemlich unmöglich. Eine ihrer Freundinnen ist immer in ihrer Nähe. Fast, als benötige sie einen Leibwächter. Während ich noch über eine Möglichkeit nachdenke, SIE irgendwie von ihren Freundinnen wegzubekommen, klingelt es zur großen Pause. Entgegen meiner Vermutung, dass sie wie jeden Montag mit einer ihrer Freundinnen in Richtung Musiksäle verschwinden würde, begleitet sie eine Andere zu Chemie. Ich stelle meinen Ranzen ab und will mich zu Daniel verziehen. Hier kann ich sowieso nichts tun, außer ignoriert zu werden. Im Weggehen werfe ich ihr natürlich noch einen Blick zu und bin erstaunt, dass sie ihn erwidert. In meinem Hals bildet sich ein Kloß. Sie sagt irgendetwas zu ihrer Freundin und kommt mir dann nach. Ich fasse es nicht! Eigentlich sollte ich schneller gehen und sie nicht beachten, aber stattdessen verlangsamen sich meine Schritte.
    Plötzlich ist sie neben mir, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Sie passt sich meinem Tempo an, ihr Blick ist immer noch nach vorne gerichtet. Dann fängt sie an zu reden. „Hör zu. Tut mir echt leid, wegen Donnerstag!“ „Mir auch…“ brummele ich leise in mich hinein. „Ich hätte nicht…“meine Stimme versagt. Ich sollte spätestens jetzt links abbiegen, um zu Daniel zu kommen, aber ich laufe trotzdem weiter neben ihr her. Richtung Mädchenklo.
    Kurz davor stoppt sie. Wir stehen draußen in der Sonne. Sie dreht sich zu mir und auch ich wende meinen Körper IHR zu. Sie schaut zu mir hoch (zugegebenermaßen nur 10 Zentimeter) und kneift ein Auge leicht zu. Als sie wieder anfängt zu sprechen glitzern ihre Augen wie Juwelen in der Sonne. „Wir haben den Text für Englisch noch nicht fertig. Meinst du, du könntest am Donnerstag noch mal zu mir kommen?“ Während diesen Worten verzieht sich ihr Mund zu einem schüchternen, fragenden und zugleich kecken Lächeln.
    Ich weiß nicht, wie sie das alles in einem einzigen Lächeln ausdrücken kann. Mein Hirn setzt aus und ich sehe nur noch dieses Lächeln. Ich kann nicht genug davon bekommen. Mein Herz singt. Unwillkürlich fällt mir ein Lied ein. „Erdbeermund“ von Subway to Sally. Ja, es passt genau zu diesem Augenblick. Während in meinem Kopf Geigen und die erste Zeile „Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund“ erklingen, dreht sie sich plötzlich weg. „Ich bringe dich offensichtlich aus der Fassung.“ sagt sie, den Blick ins Getümmel um uns gerichtet und ihre Stimme lacht dabei. „Denk drüber nach und sag dann Bescheid.“ nach diesen Worten macht sie ein paar Schritte und ist verschwunden. Ich stehe allein unter Tausenden in der Sonne und frage mich, ob das eben wohl wirklich passiert ist. Die Geigen verklingen leise in meinem Kopf.
    ~~~~~~~~~~~~

    Es ist Donnerstag. Und heute Nachmittag bin ich wieder bei IHR! Wir haben Geschichte, 3te Stunde. Ich bin eben erst gekommen. Mein Traum von heute Morgen war einfach zu schön zum Aufwachen. Außerdem musste ich noch Duschen. Hab nachher schließlich fast keine Zeit. Ich bin nämlich verabredet!
    Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Glücklicherweise hat es die Lehrerin nicht gesehen. Sonst hätte ich mir gleich wieder einen blöden Spruch von ihr eingefangen. Wenigstens hat sie heute noch nichts diktiert. SIE schreibt trotzdem schon die ganze Zeit. Was wohl? Sie lehnt sich zurück, legt einen Arm auf den Tisch hinter sich und redet ungerührt mit zwei ihrer Freundinnen. Dreist. Das gefällt mir.
    Das einzig Gute an den Geschichtsstunden ist, dass Frau Lehrerin die meiste Zeit irgendwas offtopic über Frankreich erzählt, denn dann kann ich SIE die meiste Zeit unbehelligt beobachten. Jetzt fangen die drei an zu Lachen. Alles fast ohne Ton, sehr leise. SIE wendet sich wieder nach vorne. Dabei trifft sie meinen Blick. Und lächelt. Schon zum dritten Mal diese Stunde. Mein Herz beschleunigt seine Schläge. In mir steigt Triumph und ein wundervolles Gefühl auf, für das ich keinen Namen habe.
    Nachdem ich am Montag zu spät zu Chemie gekommen bin, habe ich fieberhaft überlegt, was sie wohl unter „sag dann Bescheid“ versteht. Schließlich habe ich mich für das Richtige entschieden.
    Es sollte niemand etwas davon mitbekommen, sonst hätte sie mich auch gleich vor ihren Freundinnen fragen können. Aber so was langweiliges wie ein Anruf sollte es auch wieder nicht sein. Eine stilvolle, hollywoodreife Lösung musste her. Nun ja, was soll ich sagen? Ich habe sie gefunden. Es war wirklich filmreif. Zuerst hab ich sorgfältig eine Situation erstellt, in der SIE mir entgegenkommt.

    Jetzt, los tu es. Ich hole tief Luft. Eigentlich ist gar nichts dabei. Ich gehe auf sie zu, fange ihren Blick mit meinem ein, greife zielsicher nach ihrer Hand - ein Schauer durchläuft mich - und schiebe den winzigen Zettel hinein. Blitzschnell lasse ich sowohl ihre Hand, als auch ihren Blick los und verschwinde zwischen einer Gruppe von 11ern. Als sie sich nach mir umdreht bin ich schon außer Sichtweite. Perfekter Abgang.

    Beinahe wäre Alles in dem Augenblick als ich sie berührte gescheitert, aber ich hab’s geschafft. Und jetzt geh ich heute Mittag wieder zu ihr. Mein Herz fängt schon wieder an zu singen.
    Es ist kurz vor Ende der Stunde. Die Lehrerin schwafelt etwas über irgendwelche Kavallerie, als plötzlich ein leises Klicken ertönt. Es kommt aus den Lautsprechern, eine Durchsage. IHR Kopf schnellt nach oben und sie schaut den Lautsprecher an. Frau Lehrerin redet einfach weiter. Anscheinend sind wir zwei die Einzigen, die dieses Klicken bemerken. Alle anderen erschrecken immer ziemlich, wenn plötzlich die Stimme unseres Co-Direktoren durchs Zimmer schallt. In etwa so wie jetzt.
    „Ich bitte um Aufmerksamkeit für eine kurze Durchsage.“ Er wiederholt sich. Von überall zischt es „Psst!“ und „Schscht!“. Auch die Lehrerin verstummt. Herr Mischke lädt zu einem Vorgespräch für die Theater-AG ein. Nachher in der großen Pause. Sofort sprechen die Mädels sich mit ein paar Worten ab und nicken sich gegenseitig zu.
    Sie gehen hin. Natürlich. Ich muss an das letzte aufgeführte Stück denken. Romeo und Julia. Natürlich werden die zwei in meinem Kopf von anderen Personen gespielt.
    Um mich senkt sich Nacht. Ein einzelner Lichtstrahl auf IHREN reglosen Körper. Sie trägt ein wunderschönes Kleid. Ich, natürlich auch in einem prunkvollen Kostüm, eile in den Scheinwerferstrahl und knie neben ihr nieder. Verzweiflung macht sich auf meinem Gesicht breit. Ich senke meinen Kopf zu ihren Lippen und…

    „Herr Dominik, auch wir erheben uns und begeben uns nach draußen.“

    …die Lehrerin reißt mich aus meinem Tagtraum. Natürlich genau im falschen Moment. Ich sehe mich um, das Klassenzimmer ist leer. Schnell packe ich meine Sachen zusammen und gehe hinaus. Natürlich hat die Vorbesprechung bereits angefangen und nachträglich hineinplatzen kann ich auch nicht. Mist. Mist. Mist. Ich hab’s mal wieder vermasselt.



    Re: Erste:)

    darkjess - 31.12.2006, 20:05


    wieder n teil abgetippt, viel spass:
    (über antworten würd ich mich freun...)

    Ich sitze im Bus: Auf dem Weg zu IHR.
    Vorhin habe ich Sport geschwänzt um noch mal kurz nach Hause zu kommen. Ich kann schließlich nicht völlig verschwitzt und mit meinem ganzen Schulkram samt stinkenden Sportschuhen bei ihr auftauchen.
    Noch zwei Stationen.
    Mir gegen über sitzt ein HipHopper, der völlig lässig seinen Arm um eine dieser angemalten Bikinimodels gelegt hat und verdammt nach Zigaretten stinkt. Ab und zu küssen sie sich. Wobei ich wohl eher sagen müsste: „Ziehen sie eine einstudiert wirkende Knutsch-show ab.“.
    Währenddessen läuft auf dem Handy des HipHoppers ununterbrochen der neueste Song von xy, den Namen habe ich schon wieder vergessen. Er hat ihn vorhin seiner „Freundin“ gegenüber „erwähnt“, so dass der ganze bus mithören musste, Ekelhaft so was!! Am liebsten würde ich mich wegsetzten, aber der Bus ist zu voll. Es ist stickig, heiß und laut. Ich hätte doch mit dem Fahrrad fahren sollen. Wir erreichen die Hauptstation ihres Städtchens und die Hälfte der Leute steigt aus. Ich stehe auf und lehne mich gegenüber der Tür ans kühle Fenster. Die Lautstärke der HipHop-Musik ist auf ein erträgliches Maß gesunken. Mein Gehirn setzt eine Weile aus und der Bus erreicht währenddessen IHRE Station. Ich wache auf und kann gerade noch durch die sich schließenden Türen schlüpfen. Glück gehabt. Ausnahmsweise mal.
    Mein Herz fängt wieder an lauter zu schlagen. Über die Straße, die Ampel lasse ich rechts liegen, und dann noch 200 Meter den Berg rauf.
    Mein Blick ist auf ihr Haus gerichtet. Das einzige unverputzte aus Backsteinen hier. Es ist leicht zu erkennen. Meine Schritte beschleunigen sich da stehe ich auch schon vor der Tür. Ich schaue auf die Uhr. Kurz nach Halb Drei. Perfekt. Die obere Klingel ist ihre, der Name auf der unteren klingt alt. Wer das wohl ist? Ich klingele. Eine Kinderstimme fragt: „Wer ist da?“ Einen kurzen Moment weiß ich nicht, was ich antworten soll, doch dann sage ich: „Dominik, is deine Schwester da?“ Hoffentlich liege ich richtig. Ich glaube zwar, sie mal von nem kleinen Bruder reden gehört zu haben, aber plötzlich bin ich mir da nicht mehr so sicher. Aus der Gegensprechanlage dringt leises Kichern, dann ein Klicken. Der Türöffner wird betätigt und ich betrete ihr Haus zum zweiten Mal. Wieder fällt mir der fröhlich, frühlingshafte Schmuck im Treppenhaus auf. Ihre Mutter würde sich prächtig mit meiner verstehen. Oder ist dafür dieser(oder diese) M. aus der unteren Wohnung verantwortlich? Am ersten Treppenabsatz befindet sich die Tür zu der Wohnung. Sie ist heute nur angelehnt, aber ich kann trotzdem nichts erkennen. Ich höre leise Spielgeräusche eines Computers. Allerdings kann ich mir meine plötzliche Neugier beim besten Willen nicht erklären. Ich ziehe meine Schuhe wie beim letzten Besuch hier aus und bin erleichtert, dass ich daran gedacht habe, die schwarzen Socken anzuziehen. Ich gehe die Treppe weiter hinauf. Die Tür oben steht bereits offen und neben dem Rahmen lugt ein kleiner Rotschopf hervor. Ich würde ihn auf 8 Jahre schätzen, das ist also ihr Bruder. Er gleicht ihr kein bisschen.
    Der Kleine schaut frech zu mir hoch und sagt: „Sie is in ihr’m Zimmer.“ Dann legt er seinen Kopf noch einmal musternd schräg und rennt die Treppe weiter hinauf. Schade, dass meine Schwester nicht mehr so süß ist.
    Diesmal ist die laute Musik nicht zu überhören, die aus ihrem Zimmer dröhnt. Ich gehe den kurzen Flur entlang und schaue durch die Tür. Sie steht offen und das Chaos im Zimmer hat sich leicht reduziert. Dafür liegt neben ihrem Bett jetzt ein Stapel von Schulheften und Büchern. Das Oberste ist vollgekritzelt bis zum Geht-nicht-mehr. SIE liegt auf dem Bett, die Augen geschlossen. Ihre Füße wippen im Takt der Musik. Eindeutig Metal dieses Mal. Guter Metal allerdings und nur ganz leicht heavy.
    Ich klopfe an den Türrahmen. Die Musik läuft weiter, ihre Haltung verändert sich kein bisschen.
    Ich klopfe noch einmal, lauter. Wieder keine Reaktion. Wenn sie öfter so laut Musik hört, bekommt sie ja gar nichts mit.
    Ich überlege was ich tun soll. Um Zeit zu gewinnen und nicht von einem anderen ihrer Familienmitglieder beobachtet zu werden, gehe ich ins Zimmer und schließe die Tür. Leise. Eigentlich will ich gar nicht, dass sie „aufwacht“. Ich will mich viel lieber neben sie legen. Nachdem ich sie eine Weile lang betrachtet habe, entscheide ich mich dafür, ihr einen kleinen Schrecken einzujagen. Ich schleiche mich ans Bett, packe sie an den Schultern und rufe laut „Buh!“.
    Sie fährt hoch und stößt volle Kanne mit ihrem gegen meinen Kopf. Mein Körper schüttet Glückshormone aus. Das hat ja besser geklappt als ich erwartet hätte. (Wie ich später feststellen werde, war SIE daran nicht ganz unschuldig, da sie sich die ganze Zeit meiner Anwesenheit bewusst war und nur so getan hat, als würde sie mich nicht bemerken.) Wir brechen beide in lachen aus, sie lässt sich zurückfallen und ich setzte mich aufs Bett. Einen Moment lang besteht zwischen und eine wundervolle Vertrautheit, Freundschaft und Nähe.
    Plötzlich wird die Tür aufgerissen und ein wuseliges, knallbuntes Etwas stürmt herein, fängt an irgendetwas von Computerspielen zu labern und hält plötzlich inne. Erst entsteht auf ihrem Gesicht ein überraschter, erstaunter Gesichtsausdruck, dann ein breites Grinsen. Ich fühle mich irgendwie ertappt. Ich betrachte das Wesen etwas näher. Muss wohl IHRE Schwester sein. Diese sieht allerdings IHR auch nicht ähnlich, wohl aber dem Bruder. Knallrote haare, Sommersprossen und Brille. Sie fängt schüchtern an zu sprechen: „Dann darf ich wohl nicht an dein’ Computer…“ Ich drehe mich zu IHR um. Sie sitzt jetzt lässig im Schneidersitz an die Wand gelehnt da. Die kleine Rothaarige sieht sich noch mal verlegen um und verschwindet dann mit den Worten: „Ich bin dann mal wieder weg…“ Es gleicht in meinen Augen eher einer Flucht. Die Tür schlägt hinter ihr zu und eine fast greifbare Stille erfüllt das ganze Zimmer bis das nächste Metal-Stück mit einer schnellen E-Geigen-Melodie einsetzt. Ich sehe ihr direkt ins Gesicht, auf das sich ein Lächeln schleicht.
    Sie greift ohne hinzusehen zielsicher nach der Fernbedienung und drückt ein paar Knöpfe. Das Stück endet abrupt mitten im Ton. Ich bin schon enttäuscht, denn ich fürchte, dass mit der Musik auch die leise Vertrautheit verschwindet, doch fast sofort beginnt, leiser, ein anderes, wie ich bald feststelle, nur instrumentales Stück. „Lass es uns zu Ende bringen!“ sagt sie mit einem Augenzwinkern und holt „The seventh Wave“ und ein paar lose Blätter aus dem Stapel am Boden. Ich muss lächeln. Sie hat eindeutig zu viele Bücher gelesen.

    Die gesamte Atmosphäre ist heute viel entspannter. Ich hoffe nicht nur wegen der leisen Musik im Hintergrund. Auch unsere Standorte haben sich verändert. Wir sind uns heute viel näher. SIE liegt ziemlich nah an der Kante des Bettes auf dem Bauch, ich sitze direkt daneben an die Wand gelehnt am Boden.
    Manchmal schweift unser Gespräch mitten im Satz ab. Zu Musik, zu Lehrern, zu Büchern. Sie kann nicht glauben, dass ich nur 10 Bücher besitze. Ich glaube im Gegensatz weniger, dass sie tatsächlich weniger als 20 CDs hat.
    Irgendwann versorgt uns ihre Mutter mit Keksen und O-Saft. Allerdings betritt sie das Zimmer erst nach einem bezeichnend lauten Klopfen und scheint überrascht uns so wie wir sind vorzufinden. Langsam mache ich mir Gedanken, was ihre Familie eigentlich von uns denkt. Plötzlich tut es mir Leid, dass ich beim letzten Mal so schnell verschwunden bin. Ich kann mir vorstellen, was ihre Familie für Kommentare und – vor allem – Blicke abgegeben haben muss. Es war sicher alles andere als angenehm für SIE.

    Dieses Mal arbeiten wir nicht bis in die Nacht hinein. Tatsächlich werden wir verhältnismäßig schnell fertig. Energisch macht SIE zwei Striche unter ihre fast unlesbar schönen Hieroglyphen und dreht sich mit einem „Na endlich!“ auf den Rücken.
    Leise seufzend muss ich sie daran erinnern, dass wir das Ganze auch noch abtippen müssen. Sie dreht sich wieder auf den Bauch und sieht mir in die Augen. Unsere Gesichter sind einen ganzen Meter voneinander entfernt, aber dazwischen befindet sich nur Vakuum.
    Es muss so sein, denn im Vakuum kann man nicht atmen.
    Und doch, wieder, lassen wir den Moment verstreichen. Ein einziges Wort kommt über ihre Lippen und gleichzeitig rollt sie sich mit einer eleganten Bewegung von Bett und schaltet noch in der Drehung mit dem Fuß den Computer ein: „ Dumm!“

    Wieso habe ich das dumme Gefühl, dass sie nur mit mir spielt? Oder war das leichte Glitzern in ihren Augen Angst?
    Doch ich kann und will jetzt nicht darüber nachdenken. Stattdessen stehe ich auf und trete hinter ihren Schreibtischstuhl auf dem sie jetzt sitzt. Sie wirft einen Blick nach hinten und geht mit den Worten „Warte, ich hohl nen Stuhl…“ schnell aus dem Zimmer. Während der Computer hochfährt stehe ich hilflos am Fenster und bin doch wieder mit meinen Gedanken allein.
    In Ermangelung einer Alternative betrachte ich die Aussicht. Direkt unter den Fenstern befindet sich ein Dach, daneben ein Baum. Der perfekte Fluchtweg. Die Fenster befinden sich auf der der Straße abgewandten Seite des Hauses und ich erkenne eine große, von drei Straßenzügen eingeschlossene (naja, wie soll ich sagen?) Grünfläche. Ein Paradies um ehrlich zu sein. Was würde ich geben, unseren winzigen Vorgärtchen gegen das hier einzutauschen. Plötzlich höre ich hinter mir ein Geräusch und fahre herum. Sie hat einen älter wirkenden Stuhl rechts von ihrem hingestellt, sitzt schon wieder auf ihrem Stuhl und hämmert auf die Tastatur ein. Ihr Computer ist Passwort-geschützt, natürlich.



    Re: Erste:)

    darkjess - 13.03.2007, 20:35


    so, der schluss is heut morgen fertig geworden...aber ich bin irgendwie nicht so ganz zufrieden...ich weiß nicht. lest selbst:

    Nachdem der Computer hochgefahren ist, wechseln wir uns beim Abtippen des Textes ab und reden währenddessen weiter. Als wir endlich fertig sind ist es doch wieder dunkel. Nur etwas Licht kommt von der Schreibtischlampe, die hinter einem farbigen Schirm steht. Es ist also FAST dunkel.
    Gespannte Stille ist zwischen uns. Langsamer als sie es gekonnt hätte fährt sie den Computer runter. Ich weiß nicht genau WIE wir es schaffen, aber plötzlich sitzen wir beide auf dem Bett und reden dort weiter.
    Ich bin viel zu nervös. Fast muss ich mich zwingen, nicht vor Aufregung zu zittern. Ich weiß nicht wohin mit mir, so, als ob die Hände plötzlich nichts mehr zu tun haben, bloß am ganzen Körper. Unsere Unterhaltung verstummt. Die Musik spielt leise weiter, im Dämmerlicht sehen wir uns an. Die gesamte Luft ist geladen. Es existiert nur noch IHR Gesicht für mich. Ich schlucke einmal. Unsere Gesichter kommen sich langsam immer näher. Unsere Nasenspitzen berühren sich, alles in mir hält den Atem an. Ich schließe die Augen. Einen kurzen Moment verharren wir so, sind uns gegenseitig vollkommen bewusst. Atemlos überwinden wir die letzten 2 cm und um uns explodiert die Welt.


    (c) ich



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