Krümels-Bücherwelt ...

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Kerkeling, Hape - Ich bin dann mal weg




Kerkeling, Hape - Ich bin dann mal weg

Beitragvon Pippilotta » 01.11.2006, 14:41

So, wieder so ein Buch ... das unsere Einteilung gehörtig durcheinander bringt! :?: :!:

Es ist eine Reisereportage, es ist ein Tagebuch, es hat ein bisschen was von einer Biografie und es hat eine gehörige Portion Humor/Satire.

Zum Inhalt

Hape Kerkeling, Deutschlands großer TV-Entertainer, beschließt also, Europas größten Pilgerweg, den Jakobsweg zu marschieren. Auf diese Idee kam er aufgrund gesundheitlicher Probleme und sozusagen drohendem "Burn-out".

Die Reise beginnt in den Pyränen, Kerkeling war insgesamt 800 km unterwegs, 600 km davon zu Fuß. Seine Route, seine Erlebnisse, Freundschaften und v.a. Wehwehchen hält er in Form von Tagebuchaufzeichnungen, begleitet von Schwarz-weiß Bildern fest.

Es ist für den Leser eine sehr vergnügliche Reise. Kerekeling, der sich selber immer wieder als "couch-potatoe" bzw. "Moppel" bezeichnet, stößt an die eigenen Grenzen und zeigt auch seine ernste Seite. Doch über allem steht das Motto "Der Weg ist das Ziel"

Der Weg ist so schön, dass man ihn gerne weitergeht, aber kein Ort ist so außerordentlich schön, keine Landschaft ist so besonders, dass man für immer dort bleiben möchte. Es ist eben ein echter Weg.


Gut zu beobachten ist seine persönliche "Wandlung" während dieser Pilgerreise. In seinem unverwechselbaren Stil macht er sich lustig über die Marotten mancher Mitpilger (und auch über sich selber), teilt ihnen Spitznamen zu, kämpft er mit seinem übermächtigen "inneren Schweinehund" und verliert auch das eine oder andere kritische Wort am "Unternehmen Jakobsweg".

Doch mit Fortschreiten der Reise gehen die Gedanken tiefer, er schließt "echte" Freundschaften und weiß diese zu schätzen, macht sich Gedanken über Gott und die Welt und verliert dabei nie den Humor und den Optimismus.

Eine Leseempfehlung für all jene, die Kerkeling mögen, die seinen Humor mögen, die einfach Lust auf eine Reisebeschreibung "der anderen" Art haben. Wer allerdings Fakten und genaue Details über den Jakobsweg sucht, ist mit diesem Buch falsch beraten. Es werden wohl die einzelnen Tagesstationen erwähnt, doch Landschaft/Reiseroute/Sehenswürdigkeiten werden nur am Rande erwähnt.

Alles in allem ein sehr vergnügliches Leseabenteuer!

:stern: :stern: :stern: :stern:

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Beitragvon Pippilotta » 03.01.2007, 19:54

Mittlerweile habe ich mir auch das Hörbuch, gelesen von Hape himself, zu Gemüte geführt und bin hellauf begeistert!
Es umfasst 6 Cds und ist eine leicht gekürzte Fassung des Buches.

Es ist ganz großartig gesprochen, mit viel Witz, aber auch großer Ernsthaftigkeit beschreibt Hape Kerkeling seine mühevolle Reise, seine leidenden Füße, die Hitze und das Wetter, die Landschaft und v.a. die Menschen, die er getroffen hat!

Dem Hörbuch gilt meine noch größere Empfehlung!!

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:


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Beitragvon Karthause » 23.02.2007, 22:08

Meine Meinung
Es waren gesundheitliche Probleme, die Hape Kerkeling dazu brachten, als Pilger den Jakobsweg zu wandern. Ausgerüstet mit seinem roten Rucksack, 11 kg schwer, kanadischen Boots und einem Reiseführer macht er sich am 09. Juni 2001 in Saint-Jean-Pied-de-Port auf den Weg, um am 20. Juli 2001 in Santiago de Compostela anzukommen. Früh stößt er an seine körperlichen Grenzen. Die Füße schmerzen und das eine oder andere überflüssige Kilo, das sich bei dem bekennenden Couch Potato angesammelt hat, wird zur Last. Aber Hape geht seinen Weg, Schritt für Schritt und Tag für Tag, nur unterbrochen von kurzen Auszeiten, wenn der geschundene Körper sein Recht einforderte. Auf dem Jakobsweg lässt er seinem Blick und seinen Gedanken freien Lauf. Er lernt viele interessante, manchmal auch skurrile Menschen kennen. An all dem lässt er den Leser teilhaben, so dass man neben Impressionen des Pilgerweges auch den ungeschminkten Kerkeling kennen lernt. Für mich ist er während des Lesens vom Comedian zu einem recht normalen Menschen geworden, der in seinem Buch, das in Tagebuchform geschrieben wurde, über kleine, alltägliche Dinge sinniert und auch tiefgreifende Überlegungen anstellt. So ist er am Ende seines Pilgerweges nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich verändert und gereift. Entsprechend ist er der Beantwortung der auf der ersten Etappe von ihm aufgeworfenen Frage „Wer bin ich?“ sehr viel näher gekommen.
Das Buch ist in einer einfachen, leicht verständlichen Sprache gehalten, die sich flüssig liest und dabei Spaß macht. Menschlichen Schwächen, auch den eigenen, begegnet Kerkeling mit einem Augenzwinkern und dem ihm eigenen Humor. Die Selbstironie ist nie übertrieben, sondern glaubhaft. Beeindruckt hat mich der nachdenklich Hape Kerkeling, der sich im wahrsten Sinne des Wortes Gedanken über Gott und die Welt macht und dabei kein Blatt vor den Mund nimmt.

Mein Fazit: „Ich bin dann mal weg“ ist ein Reisebericht, ein Tagebuch und ein Promibuch, aber jeder dieser Kategorien möchte ich gern „aber der anderen Art“ hinzufügen. Für mich waren es 320 Seiten sehr angenehmen Lesestoffes mit überraschendem Tiefgang und nett zu lesenden Banalitäten. Vom Jakobsweg selbst hätte ich mir ein paar mehr Eindrücke gewünscht. Den Lesespaß an sich hat das aber nicht gemindert.

:stern: :stern: :stern: :stern:
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Beitragvon wolves » 19.05.2007, 13:57

Gestern abend um 22 Uhr noch was kam bei RTL eine Lesung von Kerkeling. Leider bin ich nur zufällig beim zappen darauf gestossen.
Ich habe mich fast weggelacht bei dieser Sendung. Ich mag seinen Humor und seine Lesung war einfach nur klasse! Das Ergebnis war, dass heute morgen beim Großeinkauf dieses Buch in unseren Einkaufswagen wanderte. Großzügig gespendet von meinem Freund :D (der schon im Bett lag und durch meine Lachanfälle geweckt wurde :wink: )
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Beitragvon Pippilotta » 19.05.2007, 16:20

Ich habe die Sendung auch gesehen, ich fand es auch großartig! Hape ist so was von knuddelig, ich habe mich weggelacht.

Meine Kinder schauten auch den ersten Teil, mussten aber dann ins Bett gehen. Den Rest habe ich ihnen aufgenommen, den schauen sie heute Abend. Mein 11-jähriger Sohn war so begeistert, dass er sich heute das Buch gekrallt hat .... :lol:

@wolves: Ich wünsch Dir viel Vergnügen beim Lesen!
Herzliche Grüße
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Beitragvon Karthause » 19.05.2007, 16:26

Mir hat die Sendung auch gefallen. Hape ist ein wirklich sympathischer Moppel. Ich würde mir wünschen, dass solch eine Lesung auch mal bei uns in der Gegend stattfindet.
Viele Grüße
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Beitragvon wolves » 19.05.2007, 17:42

Pippilotta hat geschrieben:@wolves: Ich wünsch Dir viel Vergnügen beim Lesen!

Danke :D
Liebe Grüße
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Beitragvon tom » 19.05.2007, 19:17

Meine Schwester hat mir schon die CD's für nächste Woche angekündigt. :D Sie gibt sie meinem Bruder mit auf den Weg, der mich besuchen kommt! Meine ganze Familie hat die Hörversion oder aber das Buch mit Begeisterung gelesen... Ich freue mich schon!
tom
 

Beitragvon Karthause » 19.05.2007, 19:44

@tom
Ich bin auf deine Meinung sehr gespannt.
Viele Grüße
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Beitragvon Wirbelwind » 19.05.2007, 22:20

Habe die Lesung bei RTL auch gesehen und war ganz hingerissen!
Gruß Wirbelwind
Ein Buch ist ein Sprengsatz, um die Phantasie freizusetzen. (Alan Bennett in "Die souveräne Leserin")
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Beitragvon wolves » 10.09.2007, 07:53

Fertig bin ich mit dem Buch noch nicht. Zur Zeit bin ich im Kapitel "2. Juli 2001 - Irgendwo im Nirgendwo hinter León".
Irgendwie hatte ich trotz der Rezensionen von euch ein Buch erwartet, dass mich ständig laut auflachen und auf die Schenkel klopfen lassen würde. Vielleicht wegen der Sendung? Was ich geboten bekomme ist viel viel mehr. Unglaublich wie humorvoll Kerkeling alles beschreibt und wie ehrlich er ist. Der Mensch Kerkeling kommt mir immer näher mit all seinen Fehlern und Zweifeln.
Ich hätte nie gedacht, dass er so ehrlich von seinen Zweifel an Gott schreiben würde, aber er tut es. Vielleicht wird er uns nicht auf die Nase binden, wie er letztendlich glauben wird. Das wird wohl seine höchst private Sache bleiben.

Wie er den Weg, sich selbst und seine Mitpilger beschreibt, kritisch und humorvoll, ist einfach nur klasse. Zumindest wenn man das Buch ohne größeren Erwartungen angeht, kann man nur angenehm überrascht werden.

Und selbst er glaubt mittlerweile auch nicht mehr an Zufälle :wink:

Man geht ja regelrecht seinen Weg zu seiner Entwicklung mit.
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Beitragvon Susannah » 10.09.2007, 11:57

Ich war damals während der BT-Leserunde auch derart begeistert und positiv überrascht, dass ich mir, nachdem ich es gelesen habe, sofort noch das Hörbuch zugelegt habe. Und das höre ich momentan zum dritten Mal; und jedes Mal wieder hauen mich Kerkelings Stil und Offenheit total um.

Am Samstag habe ich einer Freundin fatalerweise versprochen, ihr das Buch als Urlaubslektüre zu leihen. Die Vorstellung, das DIESES Buch nun die nächsten zwei Wochen in Thailand verbringen wird, behagt mir aber so gar nicht... :roll:
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Beitragvon wolves » 12.09.2007, 13:36

Gestern abend habe ich das Buch fertig gelesen. Ich bin wirklich mehr als angenehm überrascht und restlos begeistert.
Mal ganz abgesehen davon was Kerkeling schreibt, bewundere ich ihn dafür, dass er völlig untrainiert so eine lange Strecke wandert. Ob ich das ausgehalten hätte, ich weiß es nicht.

@Susannah: Ui, nach Thailand. Wenn deine Freundin ansonsten pfleglich mit Büchern umgeht, brauchst du doch eigentlich keine Angst zu haben. Oder?
Liebe Grüße
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Beitragvon Susannah » 12.09.2007, 14:49

Nein, ich hab auch keine Angst, dass sie mir das Buch beschädigt wiederbringt (eher würde sie es ersetzen), aber schon die Vorstellung, dass das Buch so weit weg und nicht in meiner Reichweite ist, ist irgendwie nicht schön. Ich weiß, ich hab einen Spinner, was das anbelangt. :wink: :roll:
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Beitragvon tom » 25.09.2007, 21:52

Da ich heute in der Töpferei quasi alleine war, konnte ich endlich Hape zu Ende anhören (ich hatte die Cds) und bleibe und bin sehr begeistert von seinem Unternehmen. Natürlich könnte ich mich nun auch festhalten an der Sprache, am Humor, denn den hat er. Und das war ja für mich eine Entdeckung, denn den Kerkeling KANNTE ICH NICHT, da ich nun mal seit Jahrzehnten außer Landes bin.
Doch was mir mit dem wunderbaren Humor und Stil natürlich (auch) zusagt ist das Teilen eines INNEREN Weges, denn darum geht es letztendlich. Der äußere Weg als Zeichen einer inneren Verwandlung, Fortschreitens. Vielleicht gab es da eins, zwei Sachen, die ich so persönlich nicht übernehme, doch das hindert mich keinesfalls daran, den Hut zu ziehen vor seiner Offenheit und seiner inneren Reife.

Vielleicht darf ich hier zur Erklärung noch anfügen, dass ich seit Jahren vom Jakobsweg "gerufen und angezogen" werde und bin. Ich kann gar nicht auflisten, was mir in den letzten Jahren alles in dieser Hinsicht passiert ist...: gute Bekannte, die den Weg gegangen sind; jemand, der mir sein persönliches Pilgertagebuch zuschickt (phantastisch!!); eine Verbindung mit einem Verantwortlichen des Jakobsweges in Deutschland; letzte Woche noch ein Pole, der vom POLNISCHEN Teil des Jakobsweges erzählt... etc. Last not least muss ich ja erzählen, dass wir hier quasi direkt an einer Hinführungsroute zu Puy liegen, einem der vier traditionellen Ausgangsorte des Jakobsweges in Frankreich. Zu uns kommen (immer mehr) auch viele Menschen auf dem Weg nach Santiago und können hier auch einen Stempel erhalten. Der eigentliche Weg geht auf der anderen Talseite entlang und innerhalb der letzten Jahre bin ich circa sechzig Kilometer hoch und runter gewandert (noch vorletztes Wochenende). Sehe ich die gelbe Muschel auf blauem Grund werde ich ganz wehmütig. Und als "Wunsch" steht es irgendwo in meine Seele eingeschrieben, dass ich eines Tages gerne von hier aus losgehen würde. Vielleicht nicht (mir fast unmöglich) in einem durch, aber jedes Jahr (oder wie es kommt) zwei Wochen...

Man darf ja träumen...
tom
 

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