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Re: Das unvergessene Derby TV Jahn - Einigkeit!
Anonymous - 19.10.2006, 15:14Das unvergessene Derby TV Jahn - Einigkeit!
Erinnerungen an ein hochklassiges Fußballspiel auf der Elbinsel zwischen TV Jahn und Einigkeit.
TV Jahn gegen ESV Einigkeit, ein Ortsderby, das auch nach 40 Jahren bei den Fußball-Fans nicht vergessen ist. Und alle Beteiligten vom Zuschauer bis Spieler schwelgen noch heute von diesem Nachbarschaftsduell auf der Elbinsel Wilhelmsburg. Rund 1000 Zuschauer erlebten einen hochklassigen Fußball-Krimi.
Die Situation vor 40 Jahren: Der ESV Einigkeit Wilhelmsburg war Herbstmeister in der heute vergleichbaren Landesliga (damals viertklassig) geworden. Unbedingt aufsteigen wollte die Vereinsführung aber nicht. Stattdessen - weil man sich an der Tabellenspitze "sicher" glaubte - sollte die überalterte Mannschaft grundlegend verjüngt werden mit Akteuren aus dem Junioren-Team, das auf dem Weg zur Hamburger Meisterschaft war. Doch der Plan ging schief. Plötzlich war Einigkeit mit seinen Youngstern in den Keller der Spielklasse gestürzt. Und nun stand das Ortsderby gegen den TV Jahn Wilhelmsburg - auch in Abstiegsnot - auf dem Spielplan. Ein Team von beiden musste dran glauben.
Die Aufstellungen, TV Jahn: Nebatz. Schüder, Meier, Steinwehr, Horn, Granzow, Derix, Kühner, Ender, Kaicz, Jonas; Einigkeit: Prüßmann, Sielaff, Böttcher, Rudemann, Klauke, Hümpel, Heitbrack, Piechowiak, Alm, Przybylla, Hamester.
Die Zuschauer erlebten einen fußballerischen Leckerbissen beim Abstiegsduell auf der Elbinsel, der an Dramatik und Begeisterung kaum zu überbieten war. Lange, nachdem Schiedsrichter Honecke (Düneberg) abgepfiffen hatte, diskutierten Anhänger beider Teams vor dem Jahn-Klubheim über eine Partie, die dem TV Jahn einen vorläufigen Höhepunkt in der Vereinsgeschichte brachte, für den unterlegenen ESV Einigkeit jedoch den nie für möglich gehaltenen Abstieg aus der Landesliga bedeutete. Schon in den ersten 45 Minuten Aufregung: Für ein Foul an Ender im Strafraum gab der Unparteiische nur einen indirekten Freistoß statt Elfmeter. Den Torreigen eröffnete Einigkeits Przybylla, als er nach 19 Minuten aus kurzer Entfernung die Führung markierte. Kühner konnte jedoch ausgleichen, vergab aber wenig später völlig freistehend die Führung für Jahn. Im Gegenzug traf Einigkeits Heitbrack nur den Pfosten. Dann wieder Möglichkeiten für Jahn. Zwei Geschosse von Kaicz und Kühner entschärfte der glänzend aufgelegte Tormann Prüßmann. Eine großartige Einzelleistung des ungewohnt mannschaftsdienlich spielenden Alm brachte in der 41. Minute die erneute Führung für Einigkeit - 2:1. Eine Minute vor der Pause köpfte Alm einen Ball, den viele Zuschauer und Jahn-Keeper Nebatz schon im Aus gesehen hatten, zurück in den Fünfmeterraum, und Przybylla ließ sich die Chance zum 3:1 nicht entgehen. Zwei Minuten nach dem Seitenwechsel schien die Partie entschieden zu sein. Der "kleine" Piechowiak schoss das runde Leder nach Zuspiel von Przybylla unhaltbar ins lange Eck - 4:1! Der Dreitore-Vorsprung hätte eigentlich reichen müssen. Doch in dieser für den TV Jahn aussichtslos erscheinenden Situation nahmen die Gastgeber auf Veranlassung ihres 2. Vorsitzenden Henry Seeland eine spielentscheidende Umstellung vor. Tormann Nebatz und der verletzte Jahn-Stürmer Kaicz tauschten ihre Plätze. Nebatz wechselte in den Sturm. Nur fünf Minuten später verkürzte Derix auf 2:4. Die letzten 25 Minuten gehörten ganz allein Jahns etatmäßigen Torwart Nebatz, der sich als Feldspieler mit ungeheurem Einsatz der Einigkeit-Abwehr entgegen warf. "Ali" Nebatz lieferte eine "Ein-Mann-Show". In der 65. Minute verwandelte er eine Flanke von Derix zum 3:4 und sorgte zehn Minuten vor dem Ende für die Wende: Er knallte von der Mittellinie den Ball unter die Latte zum 4:4. Und weitere vier Minuten später langte Nebatz zum dritten Mal hin: Wieder mit dem linken Fuß donnerte er aus weit entfernter halblinker Position den Ball in die Maschen. Unhaltbar für Torwart Prüßmann. Jahn führte 5:4. Mit Leidenschaft und Einsatzbereitschaft hatte der TV Jahn kämpferisch alles gegeben und mit dem Sieg den Abstieg des Eisenbahnersportvereins besiegelt. Erst 39 Jahre später im Jahre 2005 erreichte Einigkeit wieder die Landesliga.
Quelle: Hamburger Abendblatt
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