Demo am 14.10.2006

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    Re: Demo am 14.10.2006

    bottrop - 10.10.2006, 18:51

    Demo am 14.10.2006



    Seit fünf Jahren existieren im Chemnitzer Fritz-Heckert-Gebiet die beiden Naziläden "Backsteetnoise" und "PC-Records". Das Geschäft mit rassistischer, antisemitischer und NS-verherrlichender Musik und Kleidung floriert. Die Läden sind wichtige Anlaufpunkte der regionalen Naziszene und gehören bundesweit zu den bedeutendsten Vertrieben. Vor zwei Jahren gelang es durch eine Antifademonstration, die Kündigung des Ladens durch den Vermieter zu erzwingen, denn nach einem Angriff von 200 Nazis auf die Antifademonstration ließ sich nichts mehr beschönigen. Dennoch eröffneten die Nazis neue Geschäfte auf der Chemnitzer Salvador-Allende-Straße - das Resultat politischer Ignoranz in der Stadt.
    Abriss Korrekt!
    Bericht zu einer geplanten Demonstration der Kampagne "Schöner Leben Ohne Naziläden" am Samstag, 14.10.2006 in Chemnitz

    Die Bauaufsicht kommt.
    Als im September 2004 etwa 400 Demonstrant_innen erstmals unter dem Motto unserer Kampagne "Schöner Leben Ohne Naziläden" gegen die Chemnitzer Nazigeschäfte "Backstreetnoise" und "PC-Records" auf die Straße gingen, sah kurz darauf vieles nach einem schnellen Erfolg der Demonstration aus. Das gewalttätige Auftreten von 200 Nazis gegen die Demonstration mit tätlichen Angriffen, Steinwürfen und antisemitischen Rufen sorgte für Schlagzeilen. ( http://de.indymedia.org//2004/09/94644.shtml, http://de.indymedia.org//2004/09/94744.shtml) In der Gruppe der Angreifer befanden sich Mitglieder der verbotenen Kameradschaft "Skinheads Sächsische Schweiz", Hooligans des Chemnitzer FC, Mitglieder lokaler Nazibands, Kämpfer so genannter Freefight-Veranstaltungen, Mitarbeiter von Chemnitzer Security-Firmen und der damalige Chemnitzer Republikaner-Stadtrat Martin Kohlmann. ( http://de.indymedia.org//2004/09/94999.shtml) Die Konsequenz: Der Vermieter - das Bundesvermögensamt - kündigte den Mietvertrag, mit dem Hinweis, dass ein weiteres ruhiges Mietverhältnis nicht mehr möglich wäre. ( http://de.indymedia.org//2004/09/94975.shtml) Die Nazis gaben sich indes weiter unbesorgt: "Der Laschi macht das schon", war im Internetportal "Triff Deinen Chemnitzer" in einem Posting zu lesen. Hendrik Lasch, einer der Betreiber, habe den Umzug des Geschäfts sowieso schon lange geplant. Kurz darauf zeigte sich der Ladeninhaber des "Backstreetnoise" wieder mit der Organisation eines Nazikonzert in einer Diskothek im Einkaufszentrum "Vita Center" offensiv.

    Fehler im Flächennutzungsplan.
    Im Frühjahr 2005 zogen beide Geschäfte in einen Betonwürfel in der Salvador-Allende-Straße, einem anderen Teil des Fritz-Heckert-Gebiets, um. ( http://de.indymedia.org//2005/12/134610.shtml) Der Alltag heute: Autos mit Heckaufklebern wie "Todesstrafe für Kinderschänder" oder eben "Backstreetnoise" rollen auf den Parkplatz in der Nähe der Geschäfte, Leute steigen aus und heben am gegenüberliegenden Sparkassenwürfel Geld ab, dann laufen sie schnurstracks in die Läden und kehren irgendwann bepackt mit T-Shirts und Stapeln von CDs zu ihren Autos zurück. Bilderbuchhaft zeigen die beiden Geschäfte - und auch ein Blick auf die zugehörigen Homepages - wie das Business funktionieren kann: Wenn auch unterbrochen von antifaschistischen Protesten, so aber getragen von einer steten Nachfrage nach Nazi-Lifestyleprodukten.

    "Political Correctness, Nein Danke!", so der Titel einer kürzlich von der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Medien indizierten CD des Labels "PC-Records", das ein durchgestrichenes "PC" im Logo führt. "Political Correctness" ist ein Begriff der neuen Linken, mit dem gegen verschiedene Formen von Diskriminierung vorgegangen werden soll. Beispiele wären die Bemühungen um Geschlechtsparität in politischen Gremien oder die Ablehnung diskriminierender Begriffe wie "Farbige_r" oder "Neger", die aus der Zeit des Kolonialismus stammen. Von neokonservativer Seite wurden diese Bemühungen mit dem Argument abgelehnt, mit "Political Correctness" seien sinnlose Tabus und Denkverbote verbunden. "PC" wurde so zu einem Feindbild, bevor sie wirkungsmächtig wurde. Dem rechten Spektrum dient die Ablehnung des Begriffs heute zur Selbstinszenierung als "rebellisch" und "freidenkerisch". Rebellisch kommt es Labelbetreiber Yves Rahmel vor, mit Produktionen der Bands "Blitzkrieg", "Schwarzer Orden", "Reichswehr" den Nationalsozialismus zu glorifizieren und damit vorhersehbar auf dem Index der Bundesprüfstelle zu landen. Bereits hier werden Anknüpfungspunkte zu Kreisen der "neuen Rechten" sichtbar: Der Verweis auf den aus ihrer Sicht übermächtigen Einfluss "linken" Denkens.

    Beide Geschäfte setzen jährlich jeweils weit über 100 000 Euro um. Sie betreiben einen regen Onlinehandel, gleichzeitig wird Einfluss auf die Subkultur vor Ort ausgeübt. Der Versand "Backstreetnoise" wurde in einer von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgebrachten CD-Rom als repräsentatives Beispiel eines Nazivertriebes hervorgehoben, aber in der Stadt selbst regte sich seit dem Umzug kaum Protest, von einigen vereinzelten Protestbriefen von Mietern der Salvador-Allende-Straße abgesehen. Die Läden sponsern einerseits ein Nazi-Event wie das "Fest der Völker" (2005 in Jena), andererseits Kampfsportveranstaltungen mit rechten Kämpfern und Zuschauern wie den "Fight Club", bei denen Nazisprüche geschrieen werden und Nazi-Musik erklingt.( http://de.indymedia.org//2005/10/129627.shtml) In der Stadt nimmt davon kaum jemand kritisch Notiz. Die Nazis haben sich eingerichtet, und die Bürger haben sich großteils mit ihnen abgefunden. Auch die Polizeirazzien - dieses Jahr bereits zwei bei PC-Records, einmal wegen der Weiterführung des Nazi-Netzwerks "Blood&Honour", einmal wegen dem Vertrieb einer Hooligan-CD zur Fußball-WM - erregen kaum Aufsehen. Die Betreiber können damit leben, Indizierungen und Razzien machen erst den subversiven Kult. Wie zum Triumph prangt seit geraumer Zeit ein riesiges Schild mit dem Schriftzug "Backstreetnoise" auf dem Dach des Doppelgeschäftes, bis hinüber zur Stollberger Straße weithin sichtbar, wie für einen Supermarkt. Die Betreiber der beiden Nazigeschäfte sind jetzt nicht mehr auf die Gnade der Vermieter angewiesen, Hendrik Lasch ist nun selbst Eigentümer des Gebäudes. Derweil liegt das Entwicklungskonzept für den Stadtteil auf Eis, seit dem einige Verantwortliche bemerkten, dass es sich bei dem einzubindenden Modegeschäft um ein vom Verfassungsschutz beobachtetes Projekt handelt.

    Günstiger Standort, schwere Mängel.
    Chemnitz, eine Stadt der Rentner_innen. Manchmal stößt eine Seniorin mit einem Jugendlichen zusammen, nicht weil es mit den Augen nicht mehr so gut klappt, sondern weil dieser mittels Camouflage von Thor Steinar im städtischen Grün untertaucht. Die sportlich gekleideten Vertreter der rechten Szene - neben der Nazi-Marke "Thor Steinar" gern auch mit einschlägigen Bandshirts wie "Betrayed Blood" oder "Blue Eyed Devils" bekleidet - geben sich im Stadtbild jugendlich, dynamisch und subversiv. Die subkulturelle Stärke der Nazis ist über Jahre gewachsen. Nach der Straßengewalt der Nachwendejahre bildeten sich seit Mitte der 90er Jahre in der Stadt organisierte Zusammenhänge der Nazi-Musikszene heraus, die von bundesweiter Bedeutung sind. Nehmt Euch Schlagzeilen wie beispielsweise um die Band "Landser", die Schulhof-CD der freien Kameradschaften oder Großveranstaltungen wie das "Fest der Völker" ( http://de.indymedia.org//2005/06/120016.shtml, Bild "Die Bühne"): die Chemnitzer Nazis sind mit von der Partie, vor allem wenn es um die Vermarktung des rechten Lifestyles geht. Vor Ort bietet nicht nur Musik eine Erlebniswelt für Nazis, auch Kampfsportveranstaltungen wie der "Fight Club", die Hooliganszene des CFC, Tattoostudios, Kneipen und Security-Dienste versprechen Abwechslung vom "bunten" Alltag und einträgliche Geschäfte.

    Exemplarisch zu nennen wäre in diesem Zusammenhang die Karriere des ehemaligen Hooliganschlägers Rico Malt, der mittlerweile als Securitybeschäftigter auch vor "alternativen" Läden steht und in seiner Freizeit Nazikonzerte organisiert. Beim "Fight Club" wird er für den Hauptkampf gegen einen Polizisten angekündigt und selbstverständlich war er an den Übergriffen auf die antifaschistische Demonstration im September 2004 beteiligt. Dass sich Securityfirmen aus rechten Hooligankreisen rekrutieren, ist erst einmal nicht verwunderlich. Nur für manche eben tödlich wie für den 17jährigen Punk Patrick T. 1999 in Oberlungwitz bei Chemnitz, erschlagen von Security-Mitarbeitern aus dem Dunstkreis der "Haller-Security". Diese war auch zum Schutz der Nazi-Läden während der antifaschistischen Demonstration im September 2004 eingesetzt. Nur erwähnt werden kann hier das Vorhandensein von weiteren Läden wie dem "Waffen Army Shoes" ( http://de.indymedia.org//2005/06/120760.shtml) an der Brückenstraße oder dem "Rascal"/"The Clash" auf der Limbacher Straße die im gleichen Käuferbiotop wildern, wenngleich sie nicht das politische Engagement wie "Backstreetnoise" oder "PC-Records" entwickeln. Ebenfalls nur am Rande der Hinweis auf die einschlägigen Lokale, in denen sich "national betrunken" werden kann, wie im "Sachseneck", dominiert vom inzwischen verbotenen "Schutzbund Deutschland", oder im "Yesterday" im Europark Altchemnitz, wo politische Veranstaltungen der NPD/JN angeboten werden .

    Schlammige Baustellen.
    Die kulturellen Bemühungen der alten Naziskinheadkreise sind Vor- und Kontrastbild für eine andere Gruppe, die sich seit vier Jahren dem neurechten Kulturkampf verschrieben hat: Die "Pennale Burschenschaft Theodor Körner" unter der Schirmherrschaft des Ex-Republikaners Martin Kohlmann. Ihr Projekt einer Schülerzeitung namens "Blaue Narzisse" ist überregional angelegt. Die Mitglieder sind in die "Deutsche Burschenschaft" und die Zeitung "Junge Freiheit" eingebunden. "Theodor Körner" fungierte als Vorfeldorganisation für Ausbreitungspläne der Rechten in der Chemnitzer Universität mit einer neuen Organisation, der Burschenschaft "Freiberger Burschenschaft Arminia zu Chemnitz". Widerstand dagegen ist an der Chemnitzer Universität kaum zu erwarten. Seit Jahren herrscht unter der Ägide des Politologen Eckhardt Jesse ein Klima in den Geisteswissenschaften der Universität, dass durch die totalitarismustheoretische Schule bestimmt wird. ( http://de.indymedia.org//2003/03/44201.shtml, http://de.indymedia.org//2006/03/141949.shtml) Jesses Geschäft sind Interventionen ins politische Tagesgeschehen, die auf eine Stärkung des deutschen Patriotismus zielen. In seinen Bemühungen um eine "Historisierung des Holocaust" verharmlost er Antisemitismus und nimmt die Relativierung des NS in Kauf. In der Regionalzeitung "Freie Presse" wird Jesse gern als Sachverständiger zu parteipolitischen Fragen interviewt. Die größte Ostdeutsche Tageszeitung mit 353 000 verkauften Exemplaren täglich fährt redaktionell einen scharf rechtskonservativen Kurs. In der regionalen Berichterstattung werden Meldungen wie über die Razzien bei PC-Records oder über Naziübergriffe heruntergespielt, wie zum Beispiel die Nazirandale beim Spiel St.Pauli-CFC. ( http://de.indymedia.org//2006/04/142941.shtml) Unter anderem provozierten hier Anhänger der CFC-Fangruppierung "New Society" mit Roten Fahnen mit eingeschlossenem weißen Kreis, nachdem sie ihre geliebte Thor Steinar- Kleidung für ein Auswärtsspiel ablegen mußten. Über den Ticketservice der Freien Presse sind auch die Karten für den "Fight-Club" erhältlich. Für das Pressefest der "Freien Presse", ein Open-Air-"Familienfest", das von der Zeitung veranstaltet wird, arbeitet seit Jahren die "Haller-Security" - Proteste von Antifas dagegen blieben ohne Reaktion. "Chemnitz", so ist auf der städtischen Webseite zu lesen, habe "Flair und Ausstrahlung. Vielleicht eine etwas spröde, nicht sofort in's Auge fallende, dafür aber eine unverwechselbare Ausstrahlung, die sich mitunter erst auf den zweiten Blick offenbart." Chemnitz ist eine Stadt, in der Migrant_innen in menschenunwürdigen Verhältnissen untergebracht und von der Polizei schikaniert werden. Doch, kann sich die Polizei als "Vollzugshilfe" der in Chemnitz ansässigen Zentralen Ausländerbehörde Sachsens (ZAB) begreifen. Die ZAB ist verantwortlich für die Durchsetzung einer Abschiebepraxis, die auch vor Geiselnahmen von Kindern nicht zurückschreckt. So wie im Falle eines Polizeieinsatzes im März 2006 in Dresden, als ein dreijähriges Kind aus dem Kindergarten entführt wurde, um als Druckmittel für die Abschiebung der Mutter benutzt zu werden. Hier werden die Grenzen des zivilgesellschaftlichen Antirassismuss deutlich. Dort wo staatlicher Rassismus akzeptiert wird, muss jugendliches Engagement in "multikulturellen Aufklärungskampagnen" zwangsläufig verhallen, wie Trommeln im Walde.

    Der Abrißbescheid.
    Die Situation vor der vor zwei Jahren durchgeführten Demonstration der Kampagne "Schöner Leben ohne Naziläden" stellte sich so dar: In den Räumlichkeiten einer öffentlichen Institution befinden sich Naziläden. Nach der Demonstration war es einfach, mit wenigen, informellen Gesprächen das Bundesvermögensamt zur Kündigung zu bewegen. Diese Auseinandersetzung entspricht dem, wie in dieser Stadt Politik gemacht wird. So leicht wird diesmal der kommunale Anti-Nazi-Kampf nicht zu gewinnen sein. Die Geschäfte existieren im Kontext einer breiten Verankerung der hier vermarkteten Ideologien in der Gesellschaft. Zudem handelt es sich um Privateigentum, dessen Schutz immerhin Staatsaufgabe ist. Nach dem Umzug hat sich niemand zu diesem Dilemma geäußert, die politischen Kräfte sind untergetaucht. Diese Ausgangslage scheint für antifaschistische Interventionen erst einmal ungünstig zu sein, diese sind aber notwendig. Der problemlose Fortbestand deutet ja offensichtlich auf Ursachen hin, die nicht mit einem Akt bürgerlichen Rechts aus der Welt zu schaffen sind und mit denen die Auseinandersetzung daher gescheut wird. Kurzum: Die Politik weiß nicht weiter, wenn die Probleme mal nicht auf der Nachfrageseite liegen. An sich wäre eine Äußerung politischer Kräfte ähnlich der des ehemaligen Regierungssprechers Uwe Karsten Heye angezeigt. Angsträume für Migrant_innen, No-Go-Areas und einen wachsender Einfluß menschenverachtender Ideologie hatte er konstatiert und auf die tödlichen Folgen verwiesen. Doch statt solche Tendenzen einzugestehen und zu problematisieren, werden diese in Chemnitz einfach totgeschwiegen. Ganz im Sinne des Horkheimerschen Diktums "Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen."

    Heiße Sanierung.
    Statt sich mit den Ursachen des Bestehens von Naziläden auseinanderzusetzen, wird weiter an der Verwirklichung der Utopie einer braunen Schlafstadt gearbeitet, indem nach und nach ein "nichtrechtes" Kulturprojekt nach dem anderen verschwindet und Freiräume für solches Engagement verschlossen bleiben. Dem Projekt einer kulturellen Hegemonie der Nazis stehen damit weniger Widerstände entgegen, wie sie mit Räumen gegeben wären, die Platz bieten für antifaschistische, emanzipatorische Praxis. Und in diesen könnten auch ganz im Sinne der "PC" Tabus durchgesetzt werden, d. h. kein Zutritt für Nazis und keine Toleranz gegenüber ihren Ideologien. Das damit noch nicht der Zustand erreicht ist, in dem der Mensch kein "geknechtetes" Wesen mehr ist, wird nach unserer Einschätzung eher in einem solchem Umfeld erkannt. Deshalb fordern wir Freiräume für emanzipatorische Projekte! Sich mit den Ursachen der Präsenz von Nazis auseinanderzusetzen, würde auch bedeuten, staatlichen Rassismus und soziale Ungleichheit thematisieren zu müssen, ja schließlich zu Ursachen von (Un)Gleichheitsideologien durchzudringen: kapitalistische Verwertungslogik und nationalstaatliche Organisation. Statt dessen wird versucht, mit dem eigenen Anteil an Standort- und Patriotismusdebatten weiter am Verblendungszusammenhang zu werkeln. In diesem stehen auch kulturell und breitensportlich engagierte Mittelständler wie die von "Backstreetnoise" und "PC-Records" in einem milden Licht.

    Ziel unserer Demonstration ist es, das Offensichtliche unausblendbar zu machen. Ein weiteres Verschweigen der Zustände um "Backstreetnoise" und "PC-Records" ist nicht länger hinnehmbar. Wir fordern die Schließung der Läden! Alles andere bedeutet ein schweigendes Einwilligen in Rassismus, Antisemitismus und andere Formen der Menschenverachtung, wie sie von diesen Unternehmen verbreitet werden. Die Gesellschaft hat ihren Frieden mit kommerziellen Nazistrukturen gemacht. Damit muß Schluss sein. Wir fordern ein gesellschaftliches Engagement, welches ein weiteres ruhiges und profitables Wirtschaften der Nazis mit ihren Events, Läden und Securitydiensten unmöglich macht. Die Entscheidung Nazi zu sein ist immer noch eine bewußte, individuelle und damit auch die des Agierens dagegen. "Backstreetnoise" und "PC-Records" sind nur ein, wenn auch äußerst offensichtliches, Beispiel für die Präsenz von Nazis in der Region, die Geschäfte existieren vor dem Hintergrund organisierter, teils militanter Nazistrukturen. Daneben existieren konservative und "neurechte" Denkzirkel. Das Ausbleiben der Kritik und der Auseinandersetzung mit diesen Strukturen, sei es an der Uni, im Stadion, im kulturellen Umfeld bedeutet eine Akzeptanz der menschenverachtenden Ideologien. Deshalb werden wir immer wieder gegen diese Zustände auf die Straße gehen, denn diese Zustände sind ausgrenzend, barbarisch und tödlich.

    Demonstration: "Abriss korrekt! Weg mit "Backstreetnoise" und "PC-Records"!"

    12 Uhr Kundgebung in der Innenstadt, Augustusburger Straße/Ecke Bahnhofstraße
    13 Uhr Demobeginn Wladimir-Sagorski-Straße/Ecke Stollberger Straße


    weitere informationen (und aufruf) unter:
    http://www.stoppnazilaeden.de.vu/
    oder
    http://de.indymedia.org//2006/09/156230.shtml



    Re: Demo am 14.10.2006

    bottrop - 12.10.2006, 13:40


    Nazis haben stress




    Nazis reagieren mit Wurfzettekn au die angekündigte Demonstration der Kampagne "Schöner leben ohne Naziläden" gegen "Backstreetnoise" und "PC-Records". Der Rechtfertigungszwang des Ladeneigentümers mobilisiert die Tränendrüsen und die Nazis zu einem dezentralen Konzept gegen die Antifademonstration.
    Am 14. Oktober wird in Chemnitz eine Demonstration der Kampagne "Schöner leben ohne Naziläden" stattfinden (www.stoppnazilaeden.de.vu). In den letzten Wochen häufen sich die Übergriffe von Nazis auf Linke und Alternative in der Stadt. Es scheint als würde sich die Naziszene warmlaufen wollen.

    Hendrik Lasch, der Betreiber einer der beiden von der Demonstration aufs Korn genommenen Naziläden, versucht in der Zwischenzeit sein Image im Viertel zu retten. Vor zwei Jahren ging er ganz anders mit dem antifaschistischen Engagement um: Er lud sich 200 gewaltbereite Nazis zu Sonderverkauf und Würstchen vor seinen Laden. Die Antifademonstration wurde mit Latten und Steinen angegriffen. In der letzten Woche startete er nun eine Briefkastenaktion, in der er unter dem Slogan "Nein zu Chaoten" seine Unschuld beteuert. Anlass der Demonstration seien "haltlose, aus der Anonymität heraus gestreute Anschuldigungen, in meinem Geschäft würden rechtsradikale Bekleidungsgegenstände vertrieben." Lasch fragt sich, ob durch die Demonstration "womöglich die Existenz eines Kleinunternehmens gezielt zerstört" werde und stellt sich als Opfer dar. Wer gnädig ist mag denken, Lasch hatte vielleicht einfach zu viel Stress in der letzten Zeit, denn Stress verursacht neueren Untersuchungen zufolge Erinnerungslücken ( http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GEDAECHTNIS/Vergessen.shtml).

    Hat Lasch vergessen, dass ihm das Bundesvermögensamt wegen seines Handels mit Naziwaren den Mietvertrag kündigte? Dass die von ihm vertriebene Marke "Thor Steinar" als Nazimarke bekannt ist? Dass aufgrund der Ähnlichkeit des Logos mit verbotenen NS-Symbolen Verbote und Beschlagnahmungsbefehle seitens der Justiz erfolgten und die Firma ihr Logo deshalb änderte und das die Verbindungen in die rechte Szene mittlerweile belegt sind (PM vom 08.04.06, http://www.stop-thorsteinar.de.vu/)? Hat Lasch beim zusammenstoppeln des Flugblattes mit dem Slogan "Nein Zu Chaoten" vergessen, das er selbst früher häufig mit einem "Chaos 88" - T-Shirt in seinem Laden stand, oder war ihm das "88" immer schon bedeutend wichtiger als das "Chaos"? Schließlich kommte er ja aus einem Stall namens CC 88, einem Zusammenhang von Naziskins, die unter dem Label "Chemnitz Concerts 88" ab Mitte der 90er Jahre Konzerte mit Nazibands organisierten.
    Weniger gnädig sondern mehr analytisch gesehen, fällt auf, dass Lasch wie so vielen Nazis die in ihrer Szene stets floskelhaft hochgehaltene Kameradschaft offensichtlich einen Dreck wert ist. Denn während er großspurig Unschuldsbekundungen in Briefkästen stopft, muss sich sein Freund Ives bibbernd im Hinterkämmerlein des Ladengeschäfts verschanzen und hoffen, das niemand vorbeikommt und die CDs mit stahlhelmtragenden
    Männern und so eindeutigen Namen wie "Blitzkrieg" oder "Schwarzer Orden" sieht. Lasch versucht auch mit seinem Flugblatt die Existenz von Ives Rahmels Geschäft zu verheimlichen, indem er das "gegen PC-Records" aus dem Faksimile des Kampagnendemo-Banners herausretuschiert. Ob Ives das passt? Aber als Mieter bei Lasch sitzt er dann doch nur am Katzentisch. Sicherheitshalber hat Ives an seiner Ladentür kürzlich ein Schild angebracht, in dem er Polizei und Presse nur unter vorheriger Anmeldung Zutritt gestattet, alles andere gelte ihm als Störung seines Hausfriedens.

    Das Wechselspiel zwischen Naziszene und bürgerlicher Akzeptanz gerät immer mehr zum schizophrenen Akt. Nur merkt es in Chemnitz niemand, denn der Umgang mit dem Naziproblem ist in dieser Stadt ebenso schizophren. Schließlich hat es die Stadt geschafft, dem Naziladen sogar die "Gute Fee" zu verleihen, ein Aufkleber der Hilfe für Kinder signalisieren soll.

    Die aktuellen Übergriffe in Chemnitz und die weitgehende Bestimmung des Straßenbildes durch Nazis zeigen wie wenig sich das Klima in der einstmals unter dem Namen Karl-Marx-Stadt firmierende Industriemetropole noch von dem des Umlandes unterscheidet. Hier werden, wie zum Beispiel in Meerane 15 Kilometer westlich von Chemnitz, politisch andersdenkende Menschen durch Nazis vertrieben, ohne dass sich noch Widerstand "vor Ort" artikuliert ( http://www.amal-sachsen.de/news.php?art=317).

    Trotz des zu konstatierenden gesellschaftlichen Konsens, vor dessen Hintergrund das Wirtschaften der Nazis stattfindet, ist es den Organisator_innen der Demonstration "Schöner Leben ohne Naziläden" gelungen ein lasches Statement des Ladenbetreibers hervorzukitzeln. Schon häufig wurde von Insidern der Naziszene bemängelt, dass die Ladenbetreiber jeglicher drohenden Gefahr jammernd und klagend begegnen: wohl auch nur eine Facette gelebter deutscher Opfermentalität.

    Die Informationen der letzten Wochen deuten darauf hin, dass sich die Nazis in ihren Geschäften einschließen werden. Anders als vor zwei Jahren, als sich Lasch vor dem Laden unter seine Kundschaft mischte, wäre es ihm diesmal gelegen, wenn es im Umfeld seines neuen Geschäftes zu keinen Angriffen auf die Antifademonstration kommt. Als Eigentümer des Gebäudes ist es, wie sein rhetorischer Kopfstand beweist, viel mehr als damals in seinem Interesse, wenn sich die sonst auf T-Shirts und Tonträgern glorifizierte Gewalt nicht ganz direkt vor der eigenen Haustür abspielt.
    Laschs Wurfzettel flankiert in seiner repräsentativen Harmlosigkeit die zu erahnenden Pläne der Nazis, die Antifademonstration nicht in nächster Nähe der Läden, sondern eher mit einem dezentralen Konzept anzugreifen und nimmt dies schon mit einer Entschuldigung vorweg. Lasch zufolge "ist mit Ruhestörungen, evtl. Krawallen, Belästigungen und Parkproblemen zu rechnen."

    http://germany.indymedia.org/2006/10/158840.shtml



    Re: Demo am 14.10.2006

    bottrop - 13.10.2006, 15:49


    AUFLAGEN ZUR DEMO
    ///ALKOHOL - Um bei der Demo niemanden zu gefährden verzichtet bitte auch im Vorfeld auf den Genuss alkoholischer Getränke! Betrunkene werden in der Demo nicht toleriert und von dieser ausgeschlossen!

    Im Aufzug dürfen keine Hunde mitgeführt werden. Flaschen, Dosen, Behältnisse oder andere Gegenstände, die als Wurfgeschosse dienen könnten, dürfen während der gesamten Veranstaltung nicht verwendet bzw. mitgeführt werden.

    http://www.stoppnazilaeden.de.vu/



    Re: Demo am 14.10.2006

    bottrop - 13.10.2006, 15:55


    Presseberichte


    12.10.2006
    http://heimatscheisse.freespaces.com/presse_12_10_06.html

    02.10.2006
    http://heimatscheisse.freespaces.com/presse_02_10_06.html

    04.09.2006
    http://heimatscheisse.freespaces.com/presse_04_09_06.html




    http://www.stoppnazilaeden.de.vu/



    Re: Demo am 14.10.2006

    bottrop - 15.10.2006, 20:45


    so, es gibt die ersten berichte und fotos:



    http://bildarchiv.mob-action.de/categories.php?cat_id=174&sessionid=d7b524e804b825373e948717f1ab9e9b

    http://de.indymedia.org/2006/10/159193.shtml

    http://kulturhaus-pirna.de/modules/myalbum/viewcat.php?cid=60

    http://www.sachsen-fernsehen.de/default.aspx?ID=1116&showNews=36808



    Re: Demo am 14.10.2006

    bottrop - 16.10.2006, 17:56


    der erste gute bericht:

    http://germany.indymedia.org/2006/10/159230.shtml


    der rotz von der freien presse:


    http://www.triff-deinen-chemnitzer.de/redirect.php?open=http%3A%2F%2Fwww.sachsen-fernsehen.de%2Fdefault.aspx%3FID%3D1095%26showNews%3D36768

    und von sachsenfernsehen video-bericht + fotos

    http://www.triff-deinen-chemnitzer.de/redirect.php?open=http%3A%2F%2Fwww.freiepresse.de%2FNACHRICHTEN%2FLOKALES%2FCHEMNITZ%2F700005.html



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