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Morrison, Toni - Paradies




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Morrison, Toni - Paradies

Beitragvon Katia » 23.09.2006, 10:11

[center]Toni Morrison: Paradies[/center]
[center]OT: Paradise[/center]

Inhalt: Irgendwo in den weiten von Oklahoma liegt das Dorf Ruby, gegründet, bewohnt von einigen schwarzen Familien, 17 Meilen entfernt "das Kloster", wo einige Frauen zufällig gelandet sind und zufrieden und unkonventionell zusammenleben. Schon im ersten Kapitel überfallen Männer aus Ruby das Kloster, wollen die Frauen töten. Kapitel für Kapitel erfährt der Leser mehr wie es zu diesem Vorfall kommen konnte, wer diese Frauen und warum sie dort sind, über die Dorfbewohner, deren verschworene Gemeinschaft sich vom restlichen Amerika abschottet, jeden Einfluss von außen ablehnt. Die Art auf sich und ihr Dorf zu blicken - insbesondere auf die Gründung, der eine Wanderung durch Oklahoma voranging, die sie legendenhaft verklären und mit dem Auszug der Israeliten vermengen - ist geprägt von tiefer Religiösität und einem Auserwähltheitsgefühl.

Der Roman wird mit vielen Zeitsprüngen erzählt, zurück bis zur Zeit der Sklavenbefreiungen.

Meine Meinung: Toni Morrison (Nobelpreis 1993) erzählt von Schwarzen und Weißen, von Intoleranz und dem Zusammenstoß sehr verschiedener Lebensentwürfe. Sie erzählt die Geschichten der einzelnen nicht chronologisch, sie läßt Fragen offen, klärt manche viel später, schafft es immer, dass ich mich für ihre Figuren interessiere - das Buch war sehr spannend zu lesen. Die Handlung springt zwischen dem Dorf und den Klosterbewohnerinnen - ab und an kommt es zum Zusammentreffen. Für meinen Geschmack nicht unbedingt gebraucht hätte es die (wenigen) übernatürlichen Einsprengsel - der Unbekannte, den Dovey sieht, oder auch den Schluß - aber richtig gestört hat mich das nicht, dazu war ich viel zu gefesselt! Es war mein erstes Buch von der Autorin, wahrscheinlich wird es nicht das letzte bleiben :thumleft:
:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

Katia


P.S. Bin mir nicht sicher, ob das Buch bei "Zeitgenössisches" richtig ist, es ist zwar von 1997, die Autorin lebt auch noch, die Jetztzeit im Buch ist aber 1976 :grübel:

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Beitragvon Krümel » 23.09.2006, 12:33

Ich denke, das Buch ist hier genau richtig :thumright:

Wir hatten zu Beginn des Forums eine Diskussion im Chat, was denn nun Zeitgenössisches ist, da gab es von vier Leuten zwar einige Gemeinsamkeiten, aber auch sehr verschiedene Ansichten. Wir haben uns schließlich geeinigt: Autor lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit im Rahmen von 50 Jahren.
Soll ich das mit den 50 Jahren auch noch eintragen?
BildLiebe Grüße,
Krümel



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Beitragvon marilu » 11.10.2006, 10:56

Ich fand diesen Roman ganz hervorragend! Wer ihn ebenfalls genießen möchte, sollte sich viel Zeit lassen und mit genügend Konzentration lesen, denn die Sprünge wollen erstmal verstanden sein. Toni Morrison ist ein hervorragender Frauenroman geglückt, der weder kitschig noch seicht ist, sondern wichtige Themen berührt.

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

Nachdem ich "Paradies" gelesen habe, kaufte ich Menschenkind und lieh mir "Liebe".

"Liebe" eignet sich als Einstieg insofern, weil er nicht so anspruchsvoll ist, aber trotzdem eine gelungene Geschichte erzählt. "Menschenkind" steht leider noch immer ungelesen im Regal...
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