Die Wächter im Dunkel

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    Re: Die Wächter im Dunkel

    Sirian - 22.09.2006, 23:20

    Die Wächter im Dunkel
    Die Wächter im Dunkel

    Prolog:
    "Wenigstens kann es jetzt nicht mehr schlimmer werden....."

    Kian rannte.
    In gewisser Weise war es seine natürliche Bewegungsart. Soldaten exerzierten, Priester stolzierten, Betrunkene torkelten und Kian rannte. So war die Ordnung der Dinge und so würde sie bleiben. Jedenfalls bis Kians Beine ihm den Dienst versagten und sich die Ordnung der Dinge hin zu ausgiebigem Fluchen und Schnaufen verändern würde.
    Im Moment wurde die Ordnung der Dinge auf einer gepflasterten Straße in einem der weniger feinen Viertel Stormwinds ausgeübt. Es war eine der klassischen Lauf-Strecken, gefüllt mir scharfen Abzweigungen und durch abgestellte Karren blockierten Teilabschnitte. Jeder Wachmann kannte sie und ihre Tücken, ebenso wie jeder Verbrecher ihre Vorteile kannte. Letztlich lief es immer darauf hinaus, wer im Verlauf des wilden Gespringe, Gestolpere und Gestrauchle zuerst den einen entscheidenden, falschen Schritt tat. Kians Meinung nach war es alles eine Frage von Geschicklichkeit, Vorraussicht, Motivation und schierer Verzweiflung.
    Er hatte schon an mehr dieser Rennen teil genommen, als er zählen konnte.
    Und er war stolz darauf, dass man ihn noch nie eingehohlt hatte.

    Der heutige, frühmorgendliche Lauf entwickelte sich jedoch mit zunehmender Dauer zu einer echten Gefahr für seine anhaltende Glückssträhne. Nicht nur das ihm Äquivalent eines halben Regiments an den Fersen hing, nein, es kam noch hinzu, dass Rilk beim Anblick der Reichtümer des Adelshauses seinen Denkapparat auf ein noch niedriges Niveau heruntergeschaltet hatte, als es ohnehin schon üblicherweise der Fall war, und in ihm die brilliante Idee gereift war, sein doppeltes Körpergewicht an Beute mitgehen zu lassen. Der Gnom war derart vollgepackt mit Goldpokalen, silbernen Kerzenhaltern und sogar einem wertvoll aussehenden Ölgemälde, dass er weniger wie ein flüchtiger Dieb und viel mehr wie eine wandelnde, wage kugelförmige Kunstausstellung anmutete.
    Selbst jetzt weigerte sich Rilk beharrlich, auch nur ein einziges Stück zurückzulassen. Glücklicherweise musste er immer wieder seine Hände einsetzen, um ein besonders schwieriges Hinderniss zu überwinden, wobei ihm jedesmal eines oder mehrere der Objekte abhanden kamen. Dies hatte zwar einerseits zur Folge, dass sich das Gewicht des Gnoms seit Beginn ihrer Flucht nahezu halbiert hatte, führte jedoch andererseits dazu, dass sie ihren Weg mit den wohl teuersten Markierungen in der Geschichte des unorganisierten Verbrechens kennzeichneten.
    Die beiden Diebe sprinteten gerade um eine besonders enge Kurve, als eine matt-blaue Trinkschale elfischer Fertigung scheppernd zu Boden fiel und die Straße mit etwa 200 Jahre alten Scherben bedeckte.
    Kian sah über seine Schulter zurück zur Gruppe der sie verfolgenden Adels-Wächter und seufzte zwischen zwei Luftzügen.
    "Weißt du, ich gebe wirklich mir die Schuld hierfür....."
    Als Rilk nach oben sah, trug sein Gesicht einen Ausdruck verwirrter Unschuld.
    "Das ist..... gut ?"
    Sie ließen einen abgestellten Karren hinter sich, wobei Kian über ihn hinwegsprang, während der Gnom sich unter ihm hinwegduckte.
    "Ganz allein mein Fehler...eindeutig."
    Zwar kannte sich der gnomische Dieb nicht sonderlich mit den feinen Nuancen des menschlichen Gemüts aus, aber er erkannte dennoch einen leicht bedenklichen Unterton in der Stimme seines Freundes und entschied sich, es mit Mitgefühl zu probieren.
    "Uh.... sei... nicht so hart zu dir ?"
    Eine subtile Veränderung in Kians Gesicht erinnerte ihn daran, dass es tatsächlich Momente gab, in denen man besser still sein sollte.
    "Mir hätte von...... Anfang an klar sein sollen, dass..."
    Einer der Wächter entschloss sich in diesem Moment, es auf einen Versuch ankommen zu lassen und schoss. Der Armbrustbolzen flog weniger, als das er taumelte, reichte aber aus, um Kian zum Ausweichen zu zwingen und ihn zu unterbrechen.
    Eine Stimme im Kopf des Gnoms sagte ihm, dass es wahrscheinlich besser wäre, zu schweigen, aber wenn er auf die Stimmen in seinem Kopf hören würde, hätte er sich schon vor langer Zeit in die Luft gesprengt.
    "Das was ?"
    Rilk war sich nicht ganz sicher, ob die einsetzende, leicht rötliche Gesichtsfärbung seines Partners von falscher Atemtechnik oder aufkommender Wut herrühte.
    "Das es eine bescheuerte Idee war, auch nur auf...... ein... einziges...... Wort..... von dir....... zu hören."
    Hinter ihnen erklang der Lärm eines Getümmels, als einer der wenigen Bewohner Stormwinds, welcher um diese Uhrzeit bereits unterwegs war, eine vergoldete, gnomische Spieluhr auf der Straße fand und kurz darauf von, um die Ecke kommenden, Wachen angesprungen wurde.
    "Tja... uhm.. wir alle machen mal Fehler ?" Rilk lächelte verlegen und zuckte mit den Schultern, was dazu führte, dass ein Diadem und zwei Armbändern zurückblieben.
    "DU HAST GESAGT ES GÄBE EINEN HINTERAUSGANG!"
    "Also technisch gesehen..."
    "ER FÜHRTE IN DIE WACHBARRACKE VERDAMMTNOCHMAL!"

    Das sehr ungleiche und für einen Moment auch sehr laute Duo brachte eine weitere Abzweigung hinter sich. Eine plötzliche Veränderung der Lichtverhältnisse veranlasste Kian, nach oben zu blicken.
    Er sah, dass die Häuser sich einander so sehr zugeneigt hatten, dass ihre Dächer sich fast berührten und so nur wenig Licht durchließen. Auf einen Ruf des Gnoms wirbelte er herum und sah wie dieser bereits wieder halb in einer Seitengasse verschwunden war und ihm zuwinkte.
    Zu zweit stürmten sie durch das Gewirr aus immer enger werdenden Häuserschluchten, bis sie schließlich schwer atmend zum stehen kamen.
    Die Rufe der Wachen kamen zwar nicht mehr aus ihrer unmittelbaren Nähe, schienen aber dafür nun aus mehreren Richtungen gleichzeitig zu kommen.
    Als Kian zu Rilk hinab sah, fand er ein schuldbewusstes Grinsen auf dessen Gesicht vor.
    "Uhm.... seh es doch einfach so: wenigstens kann es jetzt nichtmehr viel schlimmer werden."
    Hinter ihnen in der Gasse ertönte ein Räuspern.
    Es war nicht im eigentlichen Sinne bedrohlich, im Gegenteil, es klang wie das Räuspern eines freundlichen alten Mannes, der höflich auf seine Anwesenheit hinweisen wollte. Dummerweise erklang außerdem noch das seidene Geräusch von SCHARFEN Schwertern, die aus gepolsterten Scheiden gezogen wurden.
    Kian starrte die vor ihm liegende Hauswand an. In dieser besonderen Situation war es wahrscheinlich keine gute Idee, sich umzudrehen und schnippische Bemerkungen über das Herumlungern in dunklen Gassen zu machen. In dieser Situation gab es wahrscheinlich überhaupt keine Bemerkung, die besonders klug gewesen wäre.
    Eines konnte er jedoch einfach nicht zurückhalten.
    "Du musstest das jetzt sagen, oder ? Du konntest einfach deine dumme Klappe nicht halten, oder ?"
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie Rilk seine Hände hob und schief lächelte.
    "Tut mir leid."

    -------------------------------------
    Da ich in letzter Zeit etwas unter Einschlafproblemen leide, habe ich mich entschlossen, heute in der Zeit, in der ich sonst immer wachliege, etwas zu schreiben.
    Mir persönlich hat es viel Spaß gemacht, endlich mal wieder etwas zum reinen Selbstzweck zu schreiben und eventuell gibt es zu dieser Geschichte von eurer Seite ja sogar etwas zu sagen.

    Andreas



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