Cannabis in der Medizin - Herr Dr. Blaas

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    Re: Cannabis in der Medizin - Herr Dr. Blaas

    hanfhaus - 14.09.2006, 00:45

    Cannabis in der Medizin - Herr Dr. Blaas
    Cannabis in der Medizin

    Cannabis als Medizin in praktischer Anwendung

    [enocd.vie]: Sehr geehrter Herr Dr. Blaas! Bitte erzählen Sie den Lesern von www.encod.at über Ihre Erfahrungen mit Cannabis in der Medizin. Seit wann verwenden Sie Cannabinoide bei der Behandlung Ihrer Patienten?

    [Dr. Blaas]: Seit etwa 1996 behandle ich einige meiner Patienten mit dem halbsythetischen Cannabinoid Delta-9-THC, Dronabinol.



    [enocd.vie]: Erzählen Sie uns etwas über Ihre Patienten?

    [Dr. Blaas]: Das Durchschnittsalter meiner Dronabinol- Patienten liegt bei etwa 50 Jahren, es gibt sogut wie keine jugendlichen Patienten. Bisher konnte ich rund 200 Patienten erfolgreich mit Cannabinoiden behandeln. In der Regel wird das Präparat sehr gut angenommen und vertragen, auch bzw. gerade von älteren Patienten. Derzeit behandle ich 60 bis 80 kranke Menschen mit dem Cannabiswirkstoff. Eine Form von Abhängigkeit nach einer Behandlung konnte ich nicht feststellen. Auch Missbrauch hat es bei meinen Patienten noch nicht gegeben.

    [enocd.vie]: In welchen Bereichen setzen Sie auf Cannabis?

    [Dr. Blaas]: Vor allem im neurologischen Bereich: bei Depressionen als Stimmungsaufheller und zur Beruhigung. Gelegentlich habe ich das Medikament auch beim PMS (Premenstruelles Syndrom)eingesetzt. Ganz im Besonderen bei Muskelerkrankungen, insbesondere bei Spastizitäten nach Schlaganfällen oder bei MS (Multipler Sklerose). In der Schmerzbehandlung, einerseits bei Cephalea (Kopfschmerz) von Migränepatienten , andererseits als Zusatzbehandlung beim Einsatz von sehr starken Schmerzen (neuropathischer Schmerz) Da können dann Opiaten mit synth. Cannabinoiden kombiniert werden, denn Cannabis verstärkt sogar die gute Wirksamkeit dieser Schmerzmittel und so müssen diese problematischen Medikamente nicht so hoch dosiert werden. Als Antiemetikum (Mittel gegen Erbrechen) bei der begleitenden Behandlung von Tumorpatienten mittels Chemotherapeutika werden Cannabinoide schon seit vielen Jahren eingesetzt.

    Der grösste Vorteil beim Einsatz von Cannabinoiden ist jedoch deren aussergewöhnliche Sicherheit: es gibt praktisch keine Überdosis!



    [enocd.vie]: Was gibt es für positive und negative Nebenwirkungen?

    [Dr. Blaas]: Die Einnahme von Cannabis bzw. Cannabinoiden ist auch appetitanregend. Dies kann auch in vielen Fällen zu einer Gewichtszunahme führen. Erwünscht ist diese Eigenschaft bei Patienten mit konsumierenden Erkrankungen in einem fortgeschrittenem Stadium (Krebs, Aids u.a.) Diese ist aber auch bei Patienten mit Anorexie oder Buliämie junger Patienten aber durchaus gewünscht.

    In hohen Dosen macht das Medikament Cannabis müde. Das Schlimmste was passieren kann ist, dass man einschläft. Negative psychoaktive Wirkungen sind mir nicht aufgefallen, es werden aber in der medizinischen Literatur Fälle beschrieben wo in seltenen Fällen bei psychisch vorerkrankten Menschen psychotische Zustände ausgelöst werden konnten.



    [enocd.vie]: Cannabis ist also sinnvoll in der Medizin einsetzbar?

    [Dr. Blaas]: Auf jeden Fall! Ein Verzicht von Cannabis als Medikament, würde eine große Lücke in Reihe der Behandlungsmöglichkeiten aufreißen, da der menschliche Körper über ein eigenes, kaum noch erforschtes Cannabinoidsystem verfügt. Es gibt keine Möglichkeit körpereigene Endocannabinoide zu gewinnen. Einige der vielen Cannabisrezeptoren in unserem Gehirn sind z.B. für den Saugreflex zuständig; ohne ihn würden wir nach der Geburt verhungern.Unsere Rasse wäre so zum Aussterben verurteilt!



    [enocd.vie]: Was sind Endocannabinoide?

    [Dr. Blaas]: Das ist eine Art vom Körper selbst produziertes Cannabis. So können auch die geringen Nebenwirkungen von Cannabis erklärt werden,denn diese körpereigenen Substanzen (Endocannabinoide) sind den natürlichen Cannabinoiden in vieler Hinsicht sehr ähnlich. Die Forschung ist erst am Beginn. Ich erwarte mir noch sehr viel von der Erforschung der Cannabisrezeptoren und deren Liganden.



    [enocd.vie]: Zu den Kosten. Wie viel kosten Cannabis Medikamente?

    [Dr. Blaas]: Eine Behandlung mit Dronabinol kostet rund 300,- € im Monat. Tendenz, zum Glück, sinkend. Die Krankenkassen verhalten sich in diesem Gebiet ganz in Ordnung. Obwohl es oft sehr mühsam sein kann ein entsprechende Genehmigung zur Kostenübernahme zu bekommen. Nicht wegen dem Cannabis, sondern wegen der allgemeinen Bürokratie.



    [enocd.vie]: In Spanien, Schweiz, Holland, Kanada, den USA und vielen anderen Ländern wird auch natürliches Cannabis als Medikament eingesetzt. Was sagen Sie dazu?

    [Dr. Blaas]: Das ist sehr schön für die Patienten und Ärzte, da ihnen dadurch eine viel breitere Behandlungspalette geboten wird. Es muss jedoch die therapeutische Sicherheit gewährleistet werden. Das heißt, dass Cannabis muss professionell angebaut werden um eine kontinuierliche Qualität zu gewährleisten. Das kann nur in einem organisierten Rahmen stattfinden, entweder als gewerbliche Firma oder auch als eigennütziger Verein.



    [enocd.vie]: Bei 20 Patienten entstehen 6.000,-€ Medikamentenkosten pro Monat. Was sagen Sie zu den Cannabis Clubs in Spanien, wo Patienten zu einem wesentlich günstigeren Preis ihr eigenes Cannabis anbauen?

    [Dr. Blaas]: Das wäre sicherlich eine Möglichkeit. Man könnte einen Pilotversuch starten um natürliches Cannabis einzusetzen. Selbsthilfegruppen und Patientenvereine könnten eine solche Organisation bilden um im kontrollierten Anbau Cannabis selbst herzustellen. Die medizinische Verwendung der Substanz muß jedoch auf jeden Fall von fachlich qualifizierten Ärzten und Pharmazeuten kontrolliert werden.



    [encod.vie]: Vielen Dank für das Gespräch.

    [Dr. Blaas]: Danke.

    Quelle



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