Unregelmässigkeiten in der Linguistik: einige Erkenntnisse

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    Re: Unregelmässigkeiten in der Linguistik: einige Erkenntnisse

    kensen - 07.09.2006, 18:15

    Unregelmässigkeiten in der Linguistik: einige Erkenntnisse
    Unregelmässigkeiten entstehen bei häufiger Verwendung, weil die Wörter dann soweit als möglich vereinfacht werden, damit man sie schneller sprechen kann.

    Unregelmässigkeiten in der Konjugation treten in einem grossen Teil der Sprachen auf, welche ein allgemeines Verb "sein" kennen, das mehr bedeutet als "existieren". Im Deutschen erstreckt sich die Bedeutungspalette von "sein" auf eine ganze Reihe von Verben und Ausdrücken, die ich auch hier nicht abschliessend aufzählen kann: existieren, sich aufhalten, vorhanden sein, Beschreibung von Eigenschaften, etc. nicht wenige Sprachen lassen das Verb"sein" übrigens gleich ganz aus, das Russische ist eine davon.

    Unregelmässigkeiten im Stamm des Verbs "sein" treten meistens nur im Präsens auf.
    Deutsch
    ich bin --> ich war
    du bist --> du warst (regelässige Endunge
    er ist --> er war
    wir sind --> wir waren
    ihr seit --> ihr wart
    sie sind --> sie waren

    Französisch
    je suis --> j'étais
    tu es --> tu étais
    il est --> il était
    nous sommes --> nous étions
    vous êtes --> vous étiez
    ils sont --> ils étaient

    Lateinisch
    sum --> eram
    es --> eras
    est --> erat
    sumus --> eramus
    estis --> eratis
    sunt --> erant

    Englisch
    I am --> I was
    you are --> you were ("we" von "wa" zur besseren Aussprache)
    he is --> he was
    we are --> we were
    you are --> you were
    they are --> they were

    Wir sehen hier, dass der Stamm im Präsens Indikativ starke Veränderungen aufweisen kann, in den Vergangenheits- und Zukunftsformen hingegen normalerweise regelässig ist.
    Im Kinjunktiv hingegen sind - soweit so etwas vorhanden ist - auch die Präsensformen wieder regelmässig:
    Deutsch:
    ich sei
    du seist
    er sei
    wir seien
    ihr seit
    sie seien

    Latein:
    sim
    sis
    sit
    simus
    sitis
    sint

    Französisch und Englisch kennen keinen Konjunktiv in diesem Sinne, ihre Konditionalformen sind von der Vergangenheit abgeleitet, wie im Deutschen der Konjunktiv II. Diese Formen sind - da sie von den regelmässigen Verganenheitsformen abstammen - selbst auch immer regelmässig (Dt.: wäre, wärst, wäre, wären, wärt, wären; Frz.: serais, serais, serait, serions, seriez, seraient).

    Dem ist noch anzufügen, dass der deutsche Konjunktiv I eigentlich keine Konditionalform (also "Möglichkeitform" oder "Wahrscheinlichkeitsform") ist, sondern lediglich einen subjunktiven Charakter hat, d.h. es braucht ihn nur, um einen Nebensatz als solchen zu kennzeichnen. Der Konjunktiv I hat keine inhaltliche Bedeutung, wie das z.B. der französische "Subjonctif" auch nicht hat.
    Dagegen ist der Ausdruck "Konjunktiv II" insofern falsch, als der Konjunktiv II nicht bloss Sätze verbindet (conjungere = lat. verbinden), sondern eine Möglichkeit ausdrückt wie der französische "Conditionnel" oder die englischen "conditional clauses".
    Konjunktiv I bzw. Subjunktiv sind also nur von formaler Bedeutung, während dem Konjunktiv II bzw. Konditional auch eine inhaltliche Bedeutung zukommt.

    Unregelmässigkeiten treten in indogermanischen Sprachstämme auch in vielen männlichen Formen auf, was eine Folge der patriarchalischen Gesellschaftsordnung ist, dadurch war die "Frauensprache" nur auf Häusliches beschränkt und bedurfte keiner komplizierten Formen.

    Uregelmässigkeiten dienen ausschliesslich der Vereinfachung der Aussprache und entstehen in dem Sinne nie zufällig.

    Unregelmässigkeiten sind meistens regelmässiger als man glaubt!

    Unregelmässigkeiten sollten nie übertrieben werden :)



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