Der Tag danach...

TH-Deluxe
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    Re: Der Tag danach...

    *Nanny* - 31.08.2006, 22:40

    Der Tag danach...
    Autor: sunshine
    Art der Story: Lime/Drama/Depri.........
    Hauptperson: Alex, Tom, der rest von TH und ein paar andere
    Rating: PG 16
    Anmerkung: nichts daran gehört mir, ich verdiene kein Geld damit, sondern habe eine blühende Fantasie! =)
    Inhaltsangabe: Alex ist verdammt verwöhnt irgendwie und in der Berliner High Society nicht gerade unbekannt, darum ist sie es, die mit Tom den Echo in der Kathegorie "Bester hip hop act Nationat" vergeben soll..aber ALex scheint nur so.. in wirklichkeit ist sie anders und im Laufe dieser Geschichte zeigt sie ihr wahres Gesicht... die Vergangenheit holt sie ein und Alex wird in das "wirkliche" Leben zurück geholt und erfährt, was es heißt Schmerz zu empfinden... aber auch, was es heisst zu lieben...

    ***

    so und jetzt einfach mal den ersten Teil..
    Der Tag danach

    Übel gelaunt holte ich eine Flasche Cola aus den, mit Bier überfüllten, Kühlschrank. Genervt lasse ich dann natürlich auch noch den Deckel fallen, da ich dann irgendwie immer so verdammt nervös und hibbelig werde.
    „Süße, mach dir doch nicht die ganze Zeit so einen verdammten Streß! Das wird schon schief gehen!“, Mira umarmte mich von hinten und drückte mich fest an sie. Dadurch verschlucke ich mich natürlich an der Cole, und, wie konnte es anders komme, schütte ich mir den Rest der Flasche noch komplett übe mein weißes Shirt.
    Mira hält sich den Bauch vor Lachen.
    „Das ist nicht witzig!“, fauche ich sie an.
    „Man Alex, jetzt komm mal wieder runter. Sag mal, hast du keinen BH an?“, fragt sie und deutet auf mein nasses Shirt, dass dann doch irgendwie etwas viel blicken lässt.
    „Oh!“, entweicht es mir. Ich mache mich schleunigst auf den Weg in mein Zimmer um mich um zu ziehen. Hätte ich das vergessen, würde ich gleich echt doof da stehen. Ich werde nämlich zu Universal fahren. Muss ja irgendwann mal raus finden, wo sich dieser verdammte Tokio Tom aufhält. Wie soll ich denn eine Laudatio halten, wenn ich nicht mal den jenigen kenne, mit dem ich das machen soll? Ich grabsche nach meiner Reisetasche, da ich mich drauf vorbeireite, dass ich diesen Kindern gleich hinterher fahre, um nicht noch mehr kostbare Zeit zu verlieren.
    Ich schmeiße sie auf den Rücksitz und schlage die Tür lauf und vernehmlich zu. Dann mache ich mich mit mieser Laune auf den Weg zu Universal. Ich fahre durch Berlin-City, als würde ich schon immer hier wohnen und es kenne, wie meine Westentasche. Ist aber nicht so. ich wohne hier erst, seid ich 16 war. Vor fast drei Jahren also. Aber ist schon cool hier. Bin ja sowieso eher ein Stadtmensch.
    Mit 16 habe ich bei Universal mein erstes Praktikum gemacht. Hat mich einfach irgendwie interessiert. Da bin ich dann auch den Jungs von Tokio Hotel öfter mal über dem Weg gelaufen. Ich habe mich Toms blöde Sprüche so gut wie jeden Tag angehört. Er hat mir hinterher gestarrt dieser Idiot. Mit 13?! Er sah so aus, als wollte er mich flach legen! Mit 13?! Seltsamer Kerl. Naja, jedenfalls bin ich in der Society Szene von Berlin durchaus bekannt. Mein Dad ist Chef von Universal und hat mir daher auch den Praktikumsplatz besorgt. Ja ich weiß, nicht die feine Englische Art an Arbeit zu kommen, aber was soll’s.
    Jedenfalls hat mich jetzt der Kumpel meines Dad´s gefragt, ob ich für seine Tochter die Laudatio beim Echo übernehmen könnte, da diese doch einen Austausch nach Kanada machen würde. Nichts ahnend habe ich zu gesagt und dann vor zwei Tagen erfahre ich, dass ich diese verdammte Sache mit Tom durchziehen muss.
    Naja, da hab ich mir irgendwie selber ins eigene Fleisch geschnitten.
    Als ich endlich da bin, steige ich direkt davor aus. Es ist immer das gleiche Prozedere. Die kennen mich hier alle nur als „Tochter-vom-Chef“ darum sind sie auch alle echt nett zu mir.
    Mir kommt es gerade recht, denn ich kann es echt nicht leiden, wenn ich immer erst gefragt werden bevor ich was machen will. Hier laufe ich einfach durch und alle lächeln mich nur nett an. Irgendwie ja süß.
    Ich steige in den Aufzug und fahre ganz nach oben.
    „Hi Dad!“
    „Hi Alex! Lange nicht mehr gesehen! Ich wollte dich eigentlich am Wochenende besuchen kommen. Mal schauen, wo meine Tochter jetzt so haust! Wie sieht deine Wohnung denn aus?“
    „Nebensache Dad! Ich brauch Hilfe! Wegen dieser Laudatio! Sag mal deiner Tipse, sie soll mir raussuchen, wo Tokio Hotel in der nächsten Zeit ihren goldenen Hintern an Land setzen, ich muss mich echt mal dringend mit dem Bob Marley Verschnitt unterhalten!“, gebe ich unbekümmert zurück, mein Dad sagt nie was, wenn ich ein wenig den falschen Ton an den tag lege. Er weiß, dass ich immer einen Grund habe, wenn ich schlecht gelaunt bin.
    Gesagt getan, mein Dad pfeift Frau Steiger her und sagt ihr, dass sie das sofort erledigen soll. Mir bringt er einen Kaffee.
    „So meine liebe Tochter. Du fährst denen also jetzt hinterher?“, ich nicke nur, „Kann du mir einen gefallen tun?“, ich schaue ihn fragend an, „Kannst du Emily mitnehmen?“, Fassungslosigkeit.
    „Nee! Das mach ich nicht. Wenn ich die treffen will muss ich in die Disco und so weiter, da nehm ich nicht meine 13 jährige Schwester mit!“, er nickt nur. Hat schon verstanden, dass es echt nicht geht.
    „Du Dad, sorry, aber das ist mir zu stressig. Ich bin auch erst 18, fast 19, ich will nicht die ganze Verantwortung übernehmen. Hier pass ich gerne auf sie auf, aber irgendwo, wo Tokio Hotel gerade sind nicht!“
    „Sie würde sie nur auch gerne mal kennenlerne!“
    „Dazu hat sie noch irgendwann eine Möglichkeit, glaub mir… und wenn nicht jetzt, dann schlepp ich ihr Tokio Hotel vor die Haustüre.“, ich grinse…
    Ich würde alles für meine kleine Schwester machen, sie ist ein Engel. Auch wenn sie immer das Teufelchen raushängen lässt.
    Ich lieb sie echt unglaublich. Das liegt vielleicht daran, dass ich bis vor kurzem immer für sie da sein musste, mein Dad arbeitet den ganzen Tag und meine Mum… ja, die ist schon seid mittlerweile fast vier Jahren tot.
    Dann habe ich die Rolle der Mutter und Hausfrau eingenommen mit meinen damals 14 Jahren.
    Daher habe ich Emily auch zum Großteil erzogen und so weiter, ja, ich war irgendwie ein Mama-Ersatz für sie gewesen. Bis vor zwei Monaten, da bin ich endlich ausgezogen. Ich habe irgendwie meine halbe Jugend verpasst und wollte endlich irgendwie mal anfangen zu leben. Und mir nicht immer nur Sorgen um meine Schwester zu machen. Daher habe ich dad dazu aufgefordert Emily zu vertrauen, sie ist mit ihren 13 Jahren schon echt reif. Und sie kann das alles ganz gut alleine. Außerdem kommt dad ja auch immer um, 18 Uhr nach Hause. Von daher ist sie eigentliche gerade mal zwei Stunden, denn sie geht auf eine ganztags Schule.
    Aber genug von meiner Schwester.
    „Hier, die Tourdaten!“, sagt Frau Steiger monoton und legt den Stapel Papier auf den Tisch, dann geht sie.
    Ich nehme den Stapel, gebe meinem Dad einen Kuss, registriere, dass ich nach Freiburg muss und mache mich auf den Weg zum Auto.
    Acht Stunden Fahrt, ohne Pause, aber dafür mit Stau.
    Und ich fahre eigentlich echt nicht vorbildlich langsam oder so, aber irgendwie ging es eben nicht schneller.

    ***

    Ich komme im Colombi Hotel an. Mein Dad hat mir hier ein Zimmer reserviert. Die kennen mich also auch. Wahrscheinlich hat er ein Foto mitgeschickt, damit sie mich auch ja erkennen. Mein dad liebt die Aufmerksamkeit. Immerhin ist er auch wirklich ein hohes Tier was das Musikgeschäft und so angeht.
    „Guten Tag Fräulein Rister!“, also doch ein Foto. Die Dame an der Rezeption schaut mich freundlich an und überreicht mir gleich meinen Zimmerschlüssel. Ein Hotelangestellter bringt mein Gepäck bereits in mein Zimmer.
    Ich mache mich auch den Weg zum Aufzug, damit ich so schnell wie möglich im mein Bett kann. Ich bin hundemüde von dieser ganzen Fahrerei.
    Geschafft lasse ich mich auf das große Bett fallen. Mein Vater übertreibt immer Maßlos, wenn es darum geht seine Kinder irgendwo unter zu bringen. Schon, als ich einen Austausch nach Australien gemacht habe, hat er mir eine extra reiche Familie gesucht, damit ich auch wirklich nicht zu kurz komme.
    Ich kann es nicht haben. Diese ganze Protzerei kotzt mich dermaßen an. Natürlich, es gefällt mir irgendwo schon, aber für diese eine Nacht zum Beispiel hätte ein Bed&Breakfast schon gereicht, dafür brauche ich kein Sternehotel.
    Ich schließe meine Augen und will einfach nur schlafen.
    +boom+boom+boom+boom+boom+
    Das Schlafen ist mir nicht gegönnt. Irgendwer klopft unentwegt gegen die Wand auf der rechten Seite des Bettes. Leute, wir haben echt schon kurz nach 23 Uhr und ich will verdammt noch mal schlafen.
    Ich fluche innerlich und stehe auf. Verschwommen nehme ich die Gegend wahr, renne fast gegen die Tür, öffne sie und klopfe nebenan.
    +boom+boom+boom+boom+boom+
    Diesmal bin ich es, die irgendwo drauf haut, und zwar auf Nachbars Türe.
    „Ja verdammt, ich komme gleich!“, nehme ich leise wahr, die Musik ist echt laut.
    „Was ist denn los!“, fragt das Etwas noch während es die Türe öffnet.
    „Was los ist, sollte wohl eher ich fragen! Verdammt es ist 11 und ich will pennen! Kannst du vielleicht mal aufhören mit deinem Schädel oder sonst was gegen meine Wand zu hauen, damit ich vielleicht noch ein wenig meines Schlafes bekomme, bevor ich mich morgen mit deinem Bruder rumschlage?“, ich hatte Bill schon während ich geredet habe erkannt, bei ihm ist der Groschen aber wohl noch nicht gefallen.
    „Was willst du von meinem Bruder?“, ich sehe ihn verwirrt an, ich hätte nicht gedacht, dass er so blöd ist, wie er mit seiner verspulten Frisur aussieht, ich dachte schon es währe früher schlimm gewesen, als ich ihn kennen gelernt habe.. aber es kann immer noch schlimmer werden.
    „Alex?“, ein zweiter Kopf kommt in der Tür zum Vorschein.
    „Jaha… auch endlich begriffen und ich will immer noch pennen!“, gebe ich sauer von mir und verschränke die Arme vor der Brust.
    „Ach ja genau… Alex!“, jetzt ist auch bei Bill der Schalter umgeschnappt.
    Unerwartet werde ich von dem Haarigen Monster namens Tom umarmt.
    „Man, ich hab dich fast nicht wieder erkannt!“, er scheint mein eben gesagtes vollkommen überhört zu haben und zieht mich ins Zimmer.
    „Willst du was trinken?“, fragt er und setzt mich auf einen Sessel.
    „Nein, ich will jetzt wieder rüber gehen und schlafen, ich bin fertig und habe echt keinen Bock mich jetzt mit euch pubertierenden Kindern rum zuschlagen. Ihr solltet auch langsam schlafen… ich bin gerade acht Stunden Auto gefahren und will einfach nur noch pennen!“, sage ich gereizt und schon fast flehend, dann erhebe ich mich und laufe geradewegs zur Türe, darin drehe ich mich noch mal um und schaue die beiden an. Sie stehen da und schauen, wie Autos. Irgendwie ja süß.
    „Ach komm schon. Trink noch was und unterhalte dich mit uns!“, fragt Tom flehend.
    „Uns? Nee du, ich bin mit Liz verabredet, das weißt du aber!“, mein Bill und geht an mir vorbei zur Türe.
    „Nee, Tom, ich will aus den Klamotten raus, ich stinke und ich will schlafen, ich bin echt müde.“, dieser Hundeblick.
    „Hast du Wein?“, frage ich schließlich nach einer Weile des Schweigens.
    Er strahlt übers ganze Gesicht und nickt.
    Er schenkt mir ein Glas Rotwein ein und ich setze mich aufs Sofa. Dann reden wir ziemlich viel. Über alte Zeiten, Tokio Hotel, Universal, mein Leben, Markenklamotten, Fans, Groupies, Sex (?) und und und…
    Als ich das nächste mal auf die Uhr schaue habe wie schon halb zwei. Bill ist immer noch nicht zurück… scheint wohl ein heißes Date zu sein.
    Inzwischen habe ich die Flasche Wein ganz alleine gelehrt. Tom hat 5 Bier intus. Irgendwie werden wir von Schluck zu Schluck lockerer und reden irgendwie über Sachen, über die ich eigentlich gar nicht mit ihm reden will.
    Aber es geht einfach so über meine Lippen.
    Doch um zwei will ich dann wirklich rüber, es wird mir auch langsam unangenehm, da ich das Gefühl habe viel zu viel zu reden und so weiter.
    „Ich geh jetzt mal!“, sage ich leise und stehe auf.
    „Warte!“, Tom kommt mir hinterher und hält mich an der Hüfte fest. Ich kann irgendwie ja nicht mehr reagieren, dazu ist eine fast ganze Flasche Wein dann doch schon zu viel.
    Er dreht mich um und umarmt mich.
    „War schön mit dir zu plaudern!“, sprudelt es aus ihm heraus. Das ist nicht der Tom, den ich kenne. Er ist auch irgendwie schon dabei.
    Dann gehe ich rüber und schlafe auch sofort ein. Über Tom nachdenken ist nicht. Hab ich erstens keine Lust zu, weil er echt scheiße ist und zweitens bin ich viel zu müde. Ich hab schon vorher erst nach jedem 5. Wort und dann nach jedem 2. Wort gegähnt.
    Ich penn einfach ein, ohne mir einen Welcker zu stellen oder so, ich will einfach nur noch schlafen, mehr nicht!
    WARNUNG! Dieser Teil ist sehr Gefühlvoll.. genau diese Gefühle beschreiben meine Story! sie sind sozusagen ein Teil davon!
    es sind auch nicht so tolle Gefühle.. aber sie sind wichtig!

    Aber wirklich lange darf ich dann doch nicht schlafen, denn schon um 10 Uhr werde ich von lautem Schreien aus Nachbarszimmer geweckt.
    Total in Rage renne ich rüber, vergessen den Bademantel, stehe also in Boxershorts und knappen shirt, natürlich ohne BH, vor der Türe der Zwillinge.
    „Tom, Bill, verdammt noch mal ihr scheiß Kleinkinder, könnt ihr nicht irgendwann man Rücksicht auf eure Mitmenschen nehmen?“, keife ich, als ich wie blöde auf die Zimmertür einhämmere.
    Nach ca. 10 Sekunden öffnet sie sich. Muss echt schlimm aussehen, denn so, wie mich Tom anstarrt, könnte man glatt meinen, ich wäre irgendein Monster aus Dracula oder so.
    „Immer mit der Ruhe!“, er macht eine beschwichtigende Handbewegung und lässt seinen Blick dann über meinen Körper wandern. Ich schaue seinem Blick nach und reiße die Augen auf. SO wollte ich mich echt nicht vor Tom zeigen. Ich mache einen Satz nach hinten und bin mir nichts, dir nichts wieder in meinem Zimmer verschwunden. Ich sitze auf dem Bett und starre ins Leere. Verdammt, war das peinlich.
    ***
    Heute ist der 21.2.06 und ich bin komplett mit den nerven am Ende. Meine Semesterferien sind bald zu ende und ich muss in drei Wochen mit Tom auf der Bühne stehen.
    Das hört sich wirklich nach Spaß an.
    Ich ziehe mich an und schminke mich. Dann mache ich die Schminke wieder ab. Dann schminke ich mich. Ich kann mich einfach nicht entscheiden. Ich weiß nicht, aber irgendwie hat mich der heutige morgen, aber vor allem der gestrige Abend ein wenig aus den Socken gehauen. Ich bin doch sonst nicht so sentimental, was das ganze angeht. Ich bin nie sentimental.
    Ich bin kalt. Gefühlskalt.
    Darum bin ich auch solo. Ich kann es nicht haben, wenn man mir seine Gefühle gesteht oder son Blödsinn.
    Keine Liebe. Davon habe ich in meinem Leben zu wenig bekommen um ebenfalls welche zu empfinden.
    Manchmal stört es mich, dass ich so kalt bin, aber manchmal denke ich mir dann doch, dass ich viel verletzter wäre, wenn es nicht so wäre. Es ist ein Abwehrmechanismus.
    Meinen letzten Freund hatte ich, als ich gerade mitten im Abi war. Das war der reinste Horror. Eine Klausur jagt die nächste und dann noch so ein Heini, der die ganze Zeit von Liebe fürs Leben labert und mich am lernen hindert. Kurz vor dem mündlichen Abi hab ich ihm dann endgültig den Laufpass gegeben. Ich konnte mich nicht konzentrieren, wenn er in meiner Nähe war. Er hat mich schlicht und ergreifend genervt. Punkt.
    Morgen ist das Tokio Hotel Konzert und ich habe so was von keinen Bock drauf. Ich meine die ganze kleinen Kinder, die sich allen Ernstes um 6 Uhr morgens dahin stellen und bis um 18 Uhr Abends schon 256485964516177512562156314622 mal umgekippt sind, 256485964516177512562156314622 Red Bull getrunken haben, 256485964516177512562156314622 gedacht haben, Bill oder so würden kommen. 256485964516177512562156314622 mal „Bill ich liebe dich!“ geschrieen haben, 256485964516177512562156314622 mal TH-4-eva auf der Stirn stehe haben. Das geht doch nicht mehr mit rechten Dingen zu. Aber ich kann da ja auch nichts machen und um ehrlich zu sein ist es auch ihr eigenes Problem. Wenn ich freiwillig zu einem ihrer unspektakulären Konzerte gehen wollte, würde ich mir von meinem Dad ein paar geeignete Backstage – Pässe geben lassen und dann hat sich das.
    Ich weiß, auch in dieser Hinsicht pflege ich es nicht, mich nach der, uns allen bekannten, feinen Englischen Art zu richten, aber was soll’s, ich meine wozu arbeitet mein Vater denn bei Universal?
    Ich schminke mich dann doch wieder und begebe mich um 12.30 Uhr runter in das Restaurant um ein wenig was zu essen, ich meine verhungern muss ich ja nicht, auch wenn die ganzen TH-Fans lieber nichts essen würden, als ihre Lieblinge nicht zu sehen. Na da sieht man mal wieder, wie gut ich es habe, ich sehe die Kinder, während ich esse. Naja essen kann man das nicht nennen, ich habe nämlich keinen Hunger mehr, als Tom sich zu mir an den Tisch gesellt und anfängt von irgendwelchen, total belanglosen Dingen zu sprechen.
    „Sag mal Tom, was willst du eigentlich? Ich will essen, also lass mich bitte auch essen, danach werde ich mir die Stadt ansehen, dann kannst du dich bei mir melden und wir machen diesen Scheiß und ehe du dich versiehst, werde ich wieder in Berlin sein und mir meine restlichen Semesterferien lang einen schönen Tag nach dem anderen gönnen!“, sagte ich mit vollem Mund. Tom schaute mich nur an, sagte noch irgendwas von Disco, Kagan, 23 Uhr, Party und so weiter. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, da ich mich wieder meinem Teller gewidmet hatte.
    Er stand auf und ging… war mir irgendwie ganz recht, weil ich echt noch Hunger hatte. Aber irgendwie tut er mir leid, ich hatte ihn gerade echt angefahren… Moment… er tut mir leid? Das war ein Scherz, das überlest ihr einfach! Ich zeige nie irgendwelches Leid. Sei es für mich, oder für andere!
    Ich leide nicht. Ich bin kalt.
    Ich schmeiße meine Gabel geschockt auf die weiße Tischdecke, sie spritzt die Seide voll mit roten Tomatenflecken. Das halbe Lokal dreht sich zu mir um. Es hat auch echt gescheppert. Ich springe auf und renne fassungslos auf mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir.
    Ich bin kalt, ich habe keine Gefühle!
    Sagte ich mir immer wieder.
    ***

    Am Nachmittag schaue ich mir Freiburg an. Unter anderem auch den Altbau der Uni, da es mich schon interessiert, denn ich bin immerhin auch Studentin und will auch gerne mal wissen, wie das so in anderen Städten aussieht.
    Freiburg ist schon ganze nett, aber nichts im Vergleich zu `meiner´ Stadt.
    Gegen 20 Uhr esse ich noch schnell was, diesmal auf meinem Zimmer. Ich lasse es mir hoch bringen, damit ich nicht noch einmal in meinem Leben in die Versuchung komme, für irgendwen Mitleid zu empfinden. Überhaupt für irgendwen was zu empfinden. Das verletzt einen doch nur selber. Man sollte sich nicht auf Gefühle einlassen, sie tun nur weh. Ja klar, jetzt fragt man sich sicher, wieso ich das denke. Naja das ist im Prinzip ganz einfach.
    Ich war 13 und zum ersten Mal wirklich verliebt. Aber er wollte nicht. Ich wartete. Ich gab nicht auf. Ich kämpfte. Ein ganzes Jahr lang. Dann kamen wir endlich zusammen. Zwei Monate später, ich war 14, starb meine Mutter. Ich suchte Schutz vor der Realität bei meinem Freund, doch dieser Schutz blieb aus. Er interessierte sich nicht dafür, dass meine Mutter tot war. Er wollte nur Spaß, zeigte keine Gefühle. Dann würde ich `Hausfrau´, `Mutter´ und Schwester gleichzeitig.
    Das machte mich alles ziemlich fertig und ich verschloss mich immer mehr. Der einzige Mensch, dem ich Liebe entgegen bringe ist meine Schwester, Emily. Sie hat es verdient geliebt zu werden. Sie hat so wenig von ihrer Mutter gehabt. Die Mutter, die ihre Kinder über alles liebte, sich immer um sie kümmerte. Davon kennt meine Schwester zu wenig, darum versuche ich ihr alles zu geben, was ich habe. All die Liebe, die ich niemand anderem geben kann, gebe ich ihr. Weil ich sie ihr geben will.
    Mein Vater hat sich nach Mum´s Tod irgendwie nur noch um sich gekümmert und sich total in seinem Büro verschanzt. Darum habe ich gelernt, was es heißt Verantwortung zu tragen, schon mit 14. ich wurde mit 14 so behandelt, wie eine erwachsene Frau. Sicher manche 14-jährige wünschen sich das, aber man verpasst so verdammt viel im Leben. Die ganze Jugend, den ganzen Spaß. Naja, dann, mit 18 bin ich endlich ausgezogen. Dann habe ich erst angefangen zu leben. Ich habe Partys gefeiert, mich zum ersten Mal betrunken, ich meine, das konnte ich nie, weil ich immer das Vorbild war. Ich habe zum ersten Mal nur Verantwortung für mich selbst gehabt, und nicht für zwei.
    Nun ja, jetzt genug aus der Vergangenheit. Mein Essen ist inzwischen kalt, weil ich doch erst noch unter die Dusche gesprungen bin. Ich habe so im Gefühl, dass ich doch um 23 Uhr verabredet war. Jetzt haben wir schon halb und ich bin immer noch nicht fertig und ich weiß nicht mal, wo es hingeht. Doch… Disco…
    Also passende Klamotten. Jeans-Mini, Top und Heels. Mehr nicht… das reicht schon.
    Ich packe Zimmerschlüssel, Handy und Perso ein. Dann mache ich mich auf den Weg nach unten, da steht tatsächlich Tom und grinst mich breit an.
    Ich gehe auf ihn zu und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. Bill umarme ich. „Hi, ich bin Liz!“, ein blondes Mädel reicht mir die Hand. „Alex!“, gebe ich von mir. Sie schaut mich freundlich an. Vielleicht sollte ich auch mal freundlich sein.
    Das kann ja nicht schaden oder? Freundlich sein heißt ja nicht gleich Liebe.
    Also okay, ich habe mich für freundlich sein entschieden.
    „Anne!“, ein anderes Mädchen gibt mir die Hand. Dunkle Haare, grüne Augen. Scheinen beide so um die 16 zu sein. Dann schüttle ich noch Georg und Gustav die Hand. „Wollen wir?“, fragt Bill in die Runde, legt seinen Arm um die Hüften des blonden Mädchens. Die lächelt und nickt. Ein wenig schüchtern für meine Begriffe, aber süß.
    Auch Anne, mit den grünen Augen nickt, und hackt sich bei Georg ein, labert irgendwas von Golf und Gallipoli, Gurke und so was in der Art. Liz ist gerade dabei irgendwas von Talisman und Benis zu erzählen. Ich schüttle den Kopf und stehe immer noch unschlüssig in der Lobby.
    „Willst du lieber hier bleiben?“, kommt es von Tom, der neben mir stehen geblieben ist. Ich schaue ihn verwundert an.
    Was ist denn in den gefahren? Ich und hier bleiben? Da hat aber wer falsch gedacht.
    Ich denke einfach zu viel nach. Mein Therapeut hat mal gesagt, dass es normal ist, wenn man manchmal in die Welt seiner Gedanken abschweift, er meinte aber auch, dass es bei mir manchmal überdimensionales Ausmaß annehmen würde.
    Wie schüttle ich den Kopf. Hab ich zwar nicht auf Tom bezogen, er nimmt es aber als `Nein, ich will nicht hier bleiben! ´ und packt meine Hand.
    Oh no, nicht zu nah Junge, dann werde ich böse!
    Denke ich mir, aber dennoch bleibt meine Hand mit seiner verflochten. Ihm scheint es gar nicht aufzufallen, dass ich ein wenig geschockt bin über seine Handlung. Er geht den anderen hinterher, die zu meiner Freude nur in eine kleine Gasse gehen, die zum Bahnhof führt. Nach ca. 3 Minuten Fußmarsch sind wir da. Und ich spüre meine Füße jetzt schon nicht mehr.
    Anne und Liz machen sich ein wenig Sorgen, dass sie nicht rein kommen, da die Disco ab 18 ist, aber wenn sie mit Tokio Hotel unterwegs sind, kommen sie überall rein, keine Sorge. Und es ist auch so. sie haben natürlich die V.I.P. Lounge reserviert und werden gleich hingebracht. Erst will mich der dicke Türsteher nicht rein lassen, aber als Tom dann wieder nach meiner Hand greift, die er kurz vor dem Aufzug, der ins oberste Stockwerk führt losgelassen hatte, schaut er mich nur ein wenig abwertend an, was mir eine Grinsen auf die Lippen zaubert.
    Wir setzen uns auf die beiden Sofas. Tom sitzt neben mir. Ich weiß nicht, wieso, aber es ist mir gerade recht, dass er da ist. Irgendwie komm ich mir verloren vor. Ich habe das Gefühl, dass er es mir ansieht. Besorgt schaut er.
    Nein, nein, nein, ich will kein Mitleid und ich freue mich auch nicht, wenn jemand an mich denkt. Ich bin kalt.
    Wieder mal schüttle ich den Kopf. „Was ist denn los? Du warst heute Morgen schon so seltsam!“, fragt Tom leise und beugt sich in meine Richtung.
    „Nichts, ich bin nur ein wenig verwirrt!“, gebe ich wahrheitsgemäß zurück. Ich bleibe so sitzen. Ich mag es, wie sein Atem meine Wange streift.
    Nein, du magst es nicht. Es tut dir weh. Alles was du magst tut dir weh!
    Denke ich immer wieder, doch es geht nicht. Ich kann mich nicht bewegen. Liebevolle Berührungen sind bei mir normal auch nicht mehr drinnen, jedenfalls nicht von jemand anderem, als meinem dad oder Emily. Manchmal darf meine Oma mir ein Küsschen geben. Naja oder eben Mira, meine beste Freundin. Dennoch lasse ich es zu, als er seinen Arm um meine Schultern legt und mich sachte zu sich rüber zieht. Ich lege meinen Kopf an seine Schulter, drifte vollkommen ab in meine Gedanken. Ich denke oft nach. Viel zu oft. Über meine Mutter, meine Schwester, meinen Dad, mein Leben, mein Studium, meine Zukunft, meine Gefühle, die ich nicht habe und doch irgendwie so gerne hätte und über mich. Einfach nur über mich. Mein komplettes Dasein, meine Art, meinen Körper, meine Seele, meine Trauer.
    Ja, Trauer verberge ich auch. Ich weine nicht. Ich hab nicht geweint, als meine Mum starb, wegen Emily, sie konnte es nicht haben, wenn ich weinte, dann musste sie auch weinen, darum habe ich es mir abgewöhnt und jetzt kann ich es nicht mehr. Meine Tränen hat meine Mutter mit ins Grab genommen, so schlimm es sich auch anhört, aber ich kann nicht weinen! Ich würde gerne mal weinen. Ich würde gerne mal lieben. Ich würde gerne mal zeigen, wer ich eigentlich wirklich bin.
    Aber das geht nicht. Das ist gegen den Ehrenkodex. Ich habe mir geschworen, das Weinen zu lassen, das Lieben zu lassen. Wirkliche Freude kenne ich auch nicht. Klar, ich freu mich immer, wenn irgendwer nett ist oder so… aber eben nicht so, wie es andere tun.
    Ich bin eben kalt.
    Klar, man merkt es nicht auf den ersten Blick. Aber wenn man mich kennt merkt man es. Jeder kriegt irgendwann mal zu spüren, wie ich bin. Kalt, bitter… hilflos.
    Ja, vielleicht bin ich Hilflos. Und verzweifelt…Ich meine, wie verzweifelt muss man sein um sich zu wünschen, dass man endlich weint. Ich wünsche mir zu weinen. Das, was in mir ist, was niemand sieht, ist nichts mehr als Schmerz.
    „Alex?“, Tom stupst mich an. Ich drehe meinen Kopf in seine Richtung und schaue ihm in die Augen.
    „Was ist?“, immer noch leicht benebelt von diesen ganzen Gedanken richte ich mich auf. Es sind vielleicht 10 Minuten vergangen… ich hatte auch meine Augen immer offen, aber trotzdem ist mir ein wenig schummerig zumute. „Ich… ich wollte… ich wollte dich fragen, ob du mit mir tanzen möchtest… naja, du siehst ein wenig traurig aus und da dachte ich… da dachte ich, dass du vielleicht ein wenig Ablenkung brauchst… ich…“, vorsichtig lege ich meinen Finger auf seine Lippen. „Klar!“, hauche ich und schon ziehe ich ihn hoch, hinter mir her auf die Tanzfläche. Er wird gleich von mehreren Mädels angetanzt, aber er hat irgendwie in diesem Moment nur Augen für mich und das fühlt sich verdammt gut an. Zu gut um genau zu sein. Ich darf bloß keine Gefühle entwickeln. Das ist gegen den Kodex. Das geht nicht. Und er ist sowieso nur so ein Macho, der jede ins Bett holt, die nicht bei drei auf dem Baum ist.
    Wir tanzen zu killing me softly und Cater 2 u.
    Ich habe Angst, dass ich hier gleich alleine stehe, denn immer mehr Mädchen sammeln sich um uns beide. Sie wollen allesamt mit Tom tanzen. Doch komischerweise beachtet er sie nicht. Er sieht mich an. Irgendwie liebevoll. Schmerzlich weiche ich diesem Blick aus. Ich kann es nicht ertragen in irgendwelchen Augen Gefühle zu sehen. Hass, okay. Aber nicht Liebe! Dann tut der jenige mir immer so leid, weil ich doch so was nie erwidern kann. Seine Hände wandern an meine Hüften. Nicht irgendwie anmachend oder so. Nein, liebevoll. Doch das tut noch mehr weh, als wenn er mich anmachen würde. Ich kann es nicht ertragen. Er zieht mich näher zu sich. Sein Gesicht ist an meiner Wange. Sein Atem haucht mir ins Ohr. Mit seinem linken Daumen zieht er leichte Kreise auf meiner Hüfte. Ich bin total verkrampft. Ich weiß nicht, wieso, aber ich kann mit so was nicht umgehen! Ich versuche das zu überspielen und lege meine Hände um seinen Hals. Ich kann es nicht, ich kann es nicht.
    Ich muss auch nicht. Das ist es. Er gibt mir so ein Gefühl, dass ich jederzeit gehen kann. Er zwingt mich nicht. Das ist es, was mich unsicher macht. Er überlässt die Führung ganz und gar mir. Ich habe das Gefühl, dass es ihn nicht mal stören würde, wenn ich ihn abstoßen würde. Dieses Machogehabe ist irgendwie nicht da. Ich kann es jedenfalls nicht spüren. Alles, was ich spüre ist diese liebevolle Art, die er an sich hat. Und die, die mir so weh tut. Die, die ich nicht erwidern kann. Und das tut mir so verdammt leid. Ich will so gerne Liebe erwidern können, aber da ist ne Sperre. Da geht in meinem Hirn nichts mehr.
    Ich fühle mich so verdammt verkrampft. Und als könnte er meine Gedanken lesen, schiebt er mich ein Stück von sich weg. Die Mädchen um uns rum werden aufmerksam, ich kann ihre eifersüchtigen Blicke auf meiner Haut spüren.
    „Warum bist du so verkrampft? Hab ich irgendwas gemacht?“, flüstert er mir ins Ohr. Ich sehe ihn an. Verwirrt bin ich. Ich bin verwirrt von seiner Haltung. Von seiner Handlung. Von ihm.
    „Nein… ich…“, er streicht mir über die Wange. Mein Blick versteinert. Nicht zärtlich anfassen! Nicht mich!
    Ich lasse ihn stehen. Renne weg. Zurück ins Hotel. Zurück hinter meine Mauer. Die Mauer, die keine Gefühle durchlässt. Weg von den Gefühlen. Weg von Tom.
    Wie verspult ist das denn? Ich renne vor einem 16 Jährigen weg. Benehme mich wie eine 12 Jährige, die noch keinerlei zärtliche, geschweige denn sexuelle Erfahrung hat. Aber in gewisser Hinsicht. Ich meine, ich habe keine Erfahrung in der Liebe. Noch gar keine. Ich will keine. Oder doch? Ja, ich wünsche mir, dass ich nicht nur denke, dass Liebe verletzt, sondern dass ich weiß, dass Liebe verletzt. Ich kann es mir denken, aber ich weiß es nicht.
    Vielleicht ist das eine großer Fehler. Was anzunehmen und es dennoch nicht zu wissen. Ich werde mich zurückziehen. Meine Mauer noch mit einigen Stützbalken versehen und mich dann wieder in die Hölle stürzen. Zu den Gefühlen in Person. Zu Tom.
    Aber erstmal muss ich mich wieder finden. Ich kann nicht ohne Panzer zu Tom gehen. Ohne einen Panzer, der mich vor Gefühlen schützt. Ich will keine von ihm. Aber noch schlimmer ist ja, dass ich Angst habe, dass ich anfange zu fühlen. Zum ersten mal, seit dem Tod meine Mutter.
    Sollte ich nicht langsam mal lernen zu fühlen? Sollte ich nicht mal glücklich sein?
    ***

    „Alex, ich…“, Tom sieht mich besorgt an. Ein Tag ist jetzt vergangen. Das Konzert ist vorbei und jetzt haben die Jungs ein wenig Zeit. Ich muss mich unbedingt mit Tom über diese Geschichte mit dem Echo unterhalten.
    „Lass mal Tom!“, ich gehe an ihm vorbei und setze mich auf das Sofa in seinem Zimmer. Er setzt sich aufs Bett, mir direkt gegenüber. Er sieht mich an. Diese Gefühle. Aber ich habe vorgesorgt. Ich habe meine Stützbalken befestigt und bin bereit bei ihm zu sein.
    Mein Blick ist eisern. Niemand kann jetzt zu mir vordringen. Wir reden nur über das „Geschäftliche“. Das private hat hier, bei Tom, nichts zu suchen. Er hat in meinem Privatleben nichts zu suchen. Schade eigentlich. Wirklich kennen tu ich ihn nicht. Aber ich lerne irgendwie nie neue Leute kennen. Ich bin einfach nicht so aufgeschlossen. Ich kann niemanden an mich ran lassen. Werde auf Freundschaftlicher- noch auf Sexueller Ebene. Wirklich schade. Aber ich kann nicht.
    Als ich auf die Uhr schaue haben wir schon halb 11. ich sollte mal rüber. Wir sind immerhin fertig und ich will morgen wieder nach Berlin fahren. Ich stehe auf und will gehen, da packt mich wer am Arm. Hastig fahre ich um und sehe ihn entsetzt an.
    Ich reiße entrüstet meinen Arm los. Der Schreck steht im ins Gesicht geschrieben. Natürlich kann er meine Reaktion nicht verstehen. Aber das muss er auch nicht. Nein, das muss nur ich.
    „Was…“ „Mach das nie wieder!“, fauche ich ihn an. „Verdammt, ich hab dich nur am Arm gehalten, jetzt komm mal wieder runter!“, erwidert er nun etwas gereizt. „Aber hier ist kein nur am Arm halten angesagt!“, sage ich nun auch gereizt.
    „Warum verdammt. Du hast nicht mal einen Grund so verdammt abweisend zu sein!“, flehend sieht er mich an. „Doch habe ich!“ „Dann sag ihn!“, jetzt ist er verdammt laut und es macht mir irgendwie Angst. „Nein ich muss ihn dir nicht sagen!“ „Siehst du, du hast keinen! Gib es wenigstens zu!“ „Ich muss mich nicht rechtfertigen!“ „Nee, aber wenn du willst, dass dich irgendjemand auf dieser Welt versteht, solltest du das vielleicht!“, jetzt reißen bei mir sämtliche Sicherungen.
    „ICH WILL NICHT, DASS MICH IRGENDJEMAND AUF DER WELT VERSTEHT!“, schreie ich. Und ich weine. Ich weine. Breche vollkommen zusammen. Alles geht kaputt. Ich sacke zusammen. Falle auf die Knie und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Schluchze vor mich hin. Ich will weg. Versinken. Meinetwegen im Boden. Mir egal. Weg. Verdammt. Gefühle. Ich weine. Mutter nimm mir die Tränen. Ich will sie nicht! Doch es passiert nichts. Ich weine weiter. Immer weiter. So lange, wie ich es mir nicht vorstellen kann. Ich lasse alles raus. Alle Tränen, die sich schon so verdammt lange in mir gesammelt haben. Und ich konnte sie nicht raus lassen. Es ging nicht. Warum geht es jetzt? Gott, verdammt, warum hast du mich verlassen?
    Hände. Weg damit. Ich strample. Werde nicht los gelassen. Ich verausgabe mich so sehr, bis ich irgendwann still bin. Tom sitzt neben mir auf dem Boden und hält mich im Arm. Als ich mich endlich beruhigt habe und mich in den Arm nehmen lasse, merke ich, wie sehr ich genau das gerade brauche. Einfach in den Arm genommen werden. Ohne Hintergedanken. Nur für mich. Und er tut es nur für mich.
    Ich presse mein Gesicht an seinen Hals und weine. Ich weiß nicht, wie lange wir auf diesem Boden sitzen. Jedenfalls hebt er mich irgendwann hoch und trägt mich aufs Bett. Meine Augen sind total verquollen von dem ganzen Heulen. Meine Schminke ist verschmiert und ich zittere. Ich bin schwach. Habe einfach alles raus gelassen. Und er hielt mich die ganze Zeit im Arm. Ohne Fragen, ohne Wissen, er weiß nicht, was ist und kümmert sich trotzdem um mich.
    Nach langer Zeit, mitten in der Nacht drehe ich mich zu ihm. Sehe ihn an. Er schaut mich die ganze Zeit an.
    Und dann kommt die erste Frage.
    „Was ist nur los?“, aber es ist weniger eine Frage, auf die er eine Antwort erwartet. Eher eine dieser Fassungslosen Fragen.
    Umso erstaunter ist er, als ich dennoch antworte. Ich labere wie ein Wasserfall. Erzähle alles. Ich weiß nicht, warum, aber irgendwas hat er an sich, dass mich dazu bringt meine Mauer zerspringen zu lassen und mich ihm anzuvertrauen.
    Und er hört zu. Wendet sich kein einziges Mal von mir ab. Sieht mich an. Hört mir einfach nur zu. Das brauche ich… ich kann mir gerade im Moment nicht vorstellen, dass ich das jemand anderes erzählen könnte, auch wenn ich ihn nicht wirklich kenne. Aber ich kenne doch niemanden. Nicht mal meinen Dad kenne ich richtig. Nur Emily. Und ihr kann ich so was nicht sagen, weil sie es einfach noch nicht versteht. „Verdammt, warum sagst du denn so was nicht? Ich hätte mich komplett anders benommen! Nicht so nichts ahnend.“, sagt er mehr zu sich selbst, als zu mir.
    Was habe ich nur getan? Dafür habe ich doch jahrelang geübt. Um solchen Situationen Stand zu halten. Und jetzt? Soll das alles sein? Soll alles zerbrechen?
    Ich kann es nicht glauben. Das kann doch nicht wahr sein. Ich liege hier und lasse mich in den Arm nehmen. Lasse mir Liebe geben, die ich sicherlich nie erwidern kann. Ich fühle mich wie das letzte Arschloch. Ich bin hinterhältig. Aber im Prinzip weiß er doch jetzt alles. Ich meine damit auch die Sache mit den Gefühlen.
    Ich schaue ihn an. Ich sehe in seinem Blick so eine Wärme. Eine Wärme, an der ich mich verbrennen werde. Das weiß ich jetzt schon. Zärtlich wischt er die Träne von meiner Wange, die im Begriff war, auf sein Shirt zu tropfen. Und dann ist es da. Dieser Drang. Ein heftiger Drang ihm zu danken. Dafür, dass er da ist. Egal, wie weit ich gehen muss. Ich muss ihm danken. Egal, was ich dafür aufgebe. Er hat mir zugehört. Die ganze Zeit. Dafür könnte man ihn glatt lieben, wenn man gelernt hätte zu lieben.
    Ich schaue ihm einfach nur in die Augen. Ich versuche einen netten Blick zu Stande zu bringen, aber es misslingt. Stattdessen verziehe ich nur ein wenig seltsam das Gesicht. Ich muss ihm danken. Mein Hirn arbeitet auf Hochtouren. Aber nicht, dass ich es einfach hinkriegen würde ihm zu sagen: danke Tom, dass du mir zugehört hast! Nein, darauf komme ich nicht… dazu bin ich dann wahrscheinlich zu doof. Stattdessen presse ich unüberlegt meine Lippen auf seine. Fehler. Das war ein Fehler. Dieser Fehler war nicht der Kuss. Oder doch, ja klar er war der Auslöser. Aber der Fehler liegt darin, dass ich nicht aufhöre, auch wenn die Mauer schon gesprengt ist und ich mich vielleicht lieber zurück ziehen sollte um mein verschanztes Leben wieder aufzubauen, was man wahrscheinlich nicht mal Leben nennen darf. Blitzschnell reagiert er. Legt die Hand in meinen Nacken. Ich will das nicht! Denke ich. Aber mein Verhalten weist da was ganz anderes auf. Es sollte doch nur ein kurzer Danke-Kuss sein. Und jetzt? Jetzt stupst er mit der Zunge vorsichtig an meine Unterlippe. Bittet um Einlass. Eine kleine unaufmerksame Sekunde und schon hat sich die seine in meinem Munde platziert und fängt an ihn leidenschaftlich zu erkunden. Doch ich komme zu mir. Finde mich wieder. Jedenfalls das, was noch von mir übrig ist. Ich beende das, bevor es ganz aus dem Ruder läuft. Obwohl es das eigentlich schon ist. Aber im Moment sehe ich noch eine Chance mein so genanntes Leben wieder aufzubauen und mich hinter meinen Lügen zu verstecken. Aber wenn ich weiter gehe entferne ich mich so weit von meiner Realität, dass ich es vergessen kann dahin zurück zu kehren. Dann ist der Weg zu weit um ihn noch in diesem Leben zu gehen.
    Und wenn ich nicht zurückkehre, dann sterbe ich. Ich werde verbrennen. Ich werde mich an seinem Blick verbrennen und nie wieder die Alex sein, die ich wirklich bin. Oder die ich wenigstens zu dem Zeitpunkt der Geschichte noch vorgebe zu sein. Obwohl ich nie wirklich war. Ich war ein Fake. Immer schon.
    Ich schiebe ihn weg. Weil ich nicht kann. Weil ich nicht darf. Jedenfalls nicht, in diesem Zustand. Nein, nicht nur in diesem Zustand nicht. Einfach nie!
    „Alex, ich… das tut mir leid… ich hätte wissen müssen…“ „Schon okay!“, bringe ich erstickt zwischen den Lippen hervor. Die Lippen, die immer noch brennen. Weil ich mich an ihm verbrannt habe.
    „Ich fahre morgen! Bis dann… in Berlin!“, sage ich. Er nickt nur. Ich sehe ihm an, dass er Angst hat. Wovor weiß ich nicht, aber wahrscheinlich vor mir. Ich kann es verstehen. Viele haben Angst vor mir, vor meinen Gefühlen, oder auch vor denen, die nicht da sind… klar, vor denen hab ich auch Angst.

    ***

    Total fertig lasse ich mich ca. 12 Stunden später in mein eigenes Bett fallen. Ich bin gut durchgekommen. Nicht viel Verkehr. Ich muss alles wieder aufbauen. Ich habe geweint, vor ihm. Aber dass das nicht genug ist. Nee, ich musste ihn auch noch küssen. Und das kam von mir aus. Das habe ich mir auch inzwischen eingestanden. Die nächsten drei Tage versuche ich mich mit allem möglichen abzulenken. Von ihm. Ich mache viel mit meiner kleinen Schwester. Geh mit ihr shoppen, koch für sie, geh mit ihr zu Dad usw.
    Doch ich kann nichts vergessen. Keins seiner Worte. Keine seiner Gesten. Ich kann ihn einfach nicht vergessen.
    „Sag mal, ist eigentlich irgendwas los?“, fragt Emily besorgt, als wir bei Starbucks sitzen und n Kaffee trinken.
    Ich schaue sie verwirrt an. „Naja, du siehst halt irgendwie traurig aus. Ich hab dich noch nie traurig gesehen! Und irgendwie verliebt. Liebeskummer?“, fragt sie, als wäre es normal so was wie Liebeskummer zu haben. Ich hatte noch nie Liebeskummer. Nie in meinem Ding, was manche Leben nennen.
    Ich nenne es liebevoll einfach nur noch Ding. Mehr ist es nicht. Ich schüttle den Kopf.
    „Das ist doch ne Lüge. Das riecht man zehn Meter gegen den Wind. Ist was mit Tom? Bei dem warst du doch!“, sie bohrt einfach immer weiter. Bis es aus mir rausplatzt… allerdings nur, dass ich ihn geküsst habe.
    „Na das ist doch klasse! Was willst du mehr. Er ist der Mädchenschwarm schlecht hin!“, grinst sie mich an. Ja, das ist wahr. Aber das was ich gesagt habe, war ja auch nur die halbe Geschichte. Oder auch nur ein achtel oder so was in der Art. Jedenfalls bei weitem nicht alles, was ich jetzt hätte sagen können. Ich will sie aber nicht beunruhigen.
    „Du liebst ihn!“, sagt sie plötzlich aus heiterem Himmel. Ich sehe sie entsetzt an. „Was ist denn daran so schlimm… ihn lieben tausend Mädels. Du bist nicht alleine!“, sie grinst immer weiter. Die hat doch einfach keine Ahnung. Ich schüttle den Kopf. „Nee. Tu ich nicht!“, wie eine 12-Jährige widme ich mich meinem Kaffe. Emily lacht nur. „Oh doch! Das tust du. Und das erste was du machen musst, ist es dir selber einzugestehen. Dann musst du es ihm sagen!“ „Sag mal du redest wie mein Therapeut. Studierst du heimlich Psychologie?“, frage ich ironisch. Aber ich weiß, dass sie so unglaublich Recht hat.

    ***

    Die nächsten Tage verbringe ich damit einzugestehen. Ich übe es. Tag für Tag. Ich stehe vor meinem Spiegel. „Ich li… verdammt ich kann das nicht!“, murmle ich, als ich mich selbst im Spiegel sehe. Aber das auf diesem Glas bin nicht mehr ich. Jedenfalls ist das nicht die Alex, die ich noch vor ein paar Tagen war. Aber auch das fange ich langsam an zu verstehen. Ich war nie die richtige Alex. Die richtige Alex kann lieben. Kann fühlen. Das konnte die damalige nicht.
    „Ich lieb… Man, es geht nicht!“, fluche ich. Ich kann es nicht aussprechen. Es geht einfach nicht.
    Tom versucht jetzt schon zum dritten Mal anzurufen. Ich kann nicht dran gehen. Aber wie soll ich dann nur den scheiß Echo überstehen?
    Ja, das ist die Frage, die ich mir gerade in diesem Moment stellen muss.
    „Ich liebe… Nein verdammt ich liebe nicht! ICH KANN NICHT LIEBEN!“, entrüstet schreie ich mein Spiegelbild an. Diese Alex dort, die ich nicht sein kann. Dazu bin ich nicht stark genug. Ich kann nicht stark sein. Ich bin nicht stark.
    Ich bin mit den Nerven total am Ende und lasse mich auf den Boden sinken. Das Weinen habe ich wohl auch wieder verlernt. Einmal ist es mir gelungen. Und es tat so verdammt gut. Es tat so gut, einfach alles raus zulassen. Es einfach los zu werden. All die Schmerzen, die sich in den vergangenen Jahren angesammelt haben. Ich war in dem Moment, als ich weinte glücklich. Weil ich weinen konnte und doch war ich so verdammt traurig. Ich kann es mir nicht eingestehen! Ich kann es nicht sagen! Ich weiß nicht, ob ich es mir nicht schon längst eingestanden habe. Aber sagen kann ich es nicht. Ich kann es nicht aussprechen.
    Mein Handy klingelt wieder.
    „Ja?“, sage ich weinerlich, obwohl ich nicht weine.
    „Alex, man endlich gehst du dran! Ich… ich hab schon hundert Mal versucht anzurufen!“
    „Naja, hundert waren es dann auch wieder nicht!“, ich versuche locker zu klingen. Aber wirklich gelingen tut es mir nicht. Wenn er redet, verkrampft sich jeder Muskel in meinem Körper. „Ich… Alex, ich glaub… ich vermisse dich!“, sagt er schüchtern. In diesem Moment purzeln meine Gesichtszüge nur so von ihrem Platz und knallen scheppernd zu Boden. Im Übertragenen Sinne natürlich. „Alex? Noch da?“, kommt es aus weiter Entfernung. Wenn sie doch nur etwas weiter wäre. So, wie ich dachte, dass sie ist.
    „DU Alex… ganz kurz. Wir sind in Berlin und… und ich wollte dich sehen!“, die restlichen Gesichtszüge purzeln immer schneller immer weiter runter. Unter die Erde. Er ist WAS?
    „Was?“, frage ich benommen. Wie soll ich schon reagieren.
    „Ich bin in Berlin… und ich wollte dich sehen!“, sagt er noch mal. Ich denke, dass er allen ernstes geglaubt hat, ich hätte ihn akustisch nicht verstanden. Das ist nicht so. Vielmehr wollte ich ihn nicht verstehen!
    „Hast du Zeit?“, fragt er nun etwas genervt. „Nein!“, gebe ich knapp zurück, „Ich… äh… Uni…“, stottere ich vor mich hin. Hoffentlich schluckt ers. Aber wie wir alle wissen lässt sich ein Mitglied der Familie Kaulitz nicht so einfach abwimmeln. „Na du hast ja wohl ne Stunde Zeit für mich. Ich kann auch vorbei kommen!“ „Nein!“, schreie ich schon fast in den Hörer. Alles nur das nicht!
    „Was ist denn los? Hast du Angst vor mir?“, fragt er nun etwas belustigt. Wenn der wüsste. Ich hab Angst. Und zwar nicht vor ihm. Aber vor all dem, was er mit sich bringt. Alles, woran ich mich verbrennen kann.
    „Und außerdem sind doch Semesterferien, oder?“, fragt er und ich kann mir sein Gesicht vorstellen. Fragend, zart, weich, ein wenig verzweifelt, liebevoll. Okay, das letzte habe ich weder gesagt noch gedacht. Oh man… klar hab ich das… aber ich kann es mir nicht eingestehen! Ich bin zu schwach.
    „Widerspruch ist Zwecklos! Sag einfach Straße und Hausnummer! Ich komm vorbei!“, das geht doch nicht. Nein, nein, nein, das geht nicht!
    Aber ich gebe mich dennoch geschlagen. Plaudere aus, wo ich wohne und mache mich dran, meine Bude in Ordnung zu bringen, damit er nicht über die ganzen Flaschen, Pappschachteln oder Dreckwäsche Haufen stolpert.

    ***

    Eine ganze halbe Stunde später klingelt es. Mit klopfendem Herzen mache ich auf. Ich schaue in seine Augen. Liebe. Wärme. Weite. All das zeichnet seine Augen aus. Ehe ich mich versehe ist er auch schon mit einem flüchtigen „hi“ an mir vorbei gelaufen und sitzt gemütlich in der Küche am Tisch, als ich nach einigen verzweifelten Sekunden zu ihm stoße.
    „Wie geht es dir?“, er reißt mich komplett aus den Gedanken. Verdammt seine Art ist so anziehend. Sogar fast schon ausziehend. „G…Gut…“, stammle ich und lasse mich mit einem Sicherheitsabstand auf den Stuhl gegenüber fallen. „Was ist los? Riech ich irgendwie streng?“, oh man, der hat es wohl immer noch nicht begriffen.
    Ich schüttle schnell den Kopf und starre auf die weiße Tischplatte. Ich wusste gar nicht, dass sie so interessant sein kann.
    „Alex hör zu… wir könne nicht den Echo verleihen und kein Wort miteinander reden!“, jetzt schaut er mich ein wenig mitleidig an… oder eher gesagt traurig. Verdammt, ich kann seinen Gefühlen irgendwie nie Stand halten.
    Ich sage nichts. Aber ich zucke wie wild zusammen, als er aufsteht und zu mir rüber kommt. Kurz vor mir bleibt er stehen. Hektisch rutsche ich mit meinem Stuhl zurück. Fehlversuch. Hinter mir befindet sich direkt der Kühlschrank. Ich knalle geräuschvoll dagegen und schaue ihn panisch an. Oh nein, oh nein, oh nein! Bitte nicht noch näher. Doch er kommt näher. Packt meine Hand und zieht mich hoch. Fast berühren sich unsere Nasenspitzen. Wieder drifte ich ab. In Gedanken, in Nebel, in Gefühle. Nur er hat irgendwie in der letzten Zeit gelernt, wie man Gefühle bei mir auslöst. Mit Gesten, mit Blicken, mit seinem ganzen Sein.
    „Ich… ich kann das nicht!“, nuschle ich leise und schiebe ihn von mir weg. Würde er mich doch nur aufhalten. Mich nicht gehen lassen. Wie viel würde ich drum geben ihn jetzt zu küssen. Und doch kann ich es nicht. Ich will so gerne, dass er seinen Arm um mich legt, aber er tut es nicht. Lässt mich an sich vorbei gehen und schaut zu Boden.
    Ich bleibe unschlüssig neben ihm stehen.
    „Lass doch mal dein Herz einen Schritt machen!“, sagt er dann leise. Schaut aber immer noch zu Boden.

    Zitternd hebe ich die Hand und lege sie an seine Wange. Beim ersten Anlauf zucke ich noch einmal kurz zurück, aber beim zweiten mal schaffe ich es, sie ganz ruhig liegen zu lassen. `Du hast dich verdammt noch mal in ihn verliebt… nein besser gesagt liebst du ihn! Gesteh es dir ein...´, mein Innerstes spricht zu mir. Super. Und jetzt.. soll ich vielleicht sagen `ich liebe dich, Tom!´, dann denkt er ich bin völlig kirre.
    „Alex, ich glaube ich hab mich aufrichtig in dich verliebt. Weißt du, seit meine Eltern sich getrennt haben, glaube ich nicht mehr an Liebe, aber ich glaube, dass ich es nicht aufgeben sollte, sie zu suchen… und jetzt… hier bei dir…“, er wendet seinen Blick zu mir, schaut mir in die Augen. Sein Blick so trüb und doch irgendwie Klar. Der Obermacker gesteht seine Liebe. Passt auch nicht. Es passt hintern und vorne nicht.
    `Du musst es einfach sagen! Du hast schon so viel Schmerz erlebt, auf das eine mal mehr oder weniger kommt es auch nicht an… was kann schon schlimmeres passieren, als dass es bei ihm nicht so ist?´, das stimmt wohl. Ich kann sowieso irgendwie nicht mehr tiefer sinken, als jemandem zu gestehen, was mein Herz sagt. Außerdem befinde ich mich gerade in einem seelischen Missstand. Es kann nicht mehr schlimmer werden. Ansonsten steh ich die ganze Zeit nur vor dem Spiegel und überlege mir, wer ich wirklich bin.
    Aber nicht jetzt.
    So ziehe ich ihn einfach zu mir und tue es. Wieder. Und wieder fühlt es sich gut an. Seine Lippen sind weich. Mir ist heiß entsetzlich heiß.
    Diesmal fühlt es sich noch dazu verdammt richtig an. Er ist werde stürmisch, noch hektisch. Eher zart und zerbrechlich. Ja, in diesem Moment ist der Obermacker tatsächlich irgendwie zerbrechlich.
    Und es gefällt mir. Ja, das er hier bei mir so entsetzlich zerbrechlich wirkt gefällt mir so wahnsinnig gut. Er gefällt mir.
    Ich glaube es ist das erste mal in meinem Leben, dass ich es einfach geschehen lasse. Ich lasse mich vollkommen auf ihn ein. Erst nach wenigen Sekunden, in denen unsere Lippen einfach nur aufeinander liegen, fährt er mit den Händen an meine Hüfte und zieht mich erschreckend langsam zu sich. Näher an sich. An seinen warmen Körper. Er lässt mir die Zeit, die ich brauche um mich daran zu gewöhnen. Er ist der erste in meinem Leben, der mir diese Zeit lässt. Die Zeit, die ich so dringend brauche.
    Langsam lassen wir das ganze intensiver werden. Und wieder mache ich des ersten Schritt dazu. Sanft und völlig neben mir stoße ich mit der Zunge gegen seine geschlossenen Lippen. Als hätte er darauf gewartet öffnet er seinen Mund und lässt mich darein vorstoßen. Der erst wirklich sehr zarte und langsame Kuss entwickelt sich zu einem leidenschaftlichen aber immer noch zärtlichen Kuss. Meine zittrigen Finger wandern langsam über seinen bebenden Oberkörper und bleiben auf seiner Brust liegen. Ich will seine volle Lebenskraft spüren. Sein Herzschlag gibt mir so eine Gewissheit.
    Eine Gewissheit, die ich einfach brauche. Eine Gewissheit, die mir die Angst nimmt. Jedenfalls soweit, wie es mein Herz zulä…-
    „ALEX! Wir müssen los… ich bin ex… Oh…“, Mira reißt ohne Vorwarnung die Küchentür auf und bleibt wie angewurzelt im Türrahmen stehen. Hektisch löse ich mich von Tom und schaue etwas schüchtern zu Boden. „Ich… wollte nicht… nur wegen… du weißt schon… die Verabredung!“, stottert sie. Ich schaue zu Tom. Sein Blick immer noch ein wenig verklärt, doch er lächelt.
    „Ich wollte euch echt nicht stören!“, auch Mira lächelt ein wenig peinlich berührt.
    „Kein Ding. Ich… ich wollte eh gerade gehen!“, sagt Tom leise, dann wendet er sich zu mir und hebt die Hand an meine Wange.
    „Ich ruf dich nachher an! Du weißt ja, wegen morgen!“, lächelt er und küsst mich auf die Stirn.
    Ach du heilige Kacke. Das ist ja schon morgen. Ich nicke und er dreht sich um. Verlässt der Ort des Geschehens. Den Ort, an dem ich zum ersten mal mein Herz einen Schritt machen lassen habe. Ohne sich noch einmal umzudrehen verschwindet er aus der Küche und nur wenigen Sekunden später höre ich die Haustüre ins Schloss fallen.
    `Ich muss mich setzen!´, also tu ich es. Immer noch vollkommen geflasht von dem Kuss lasse ich mich auf den Stuhl fallen.
    „Oh mein Gott… du zitterst wie noch mal was!“, mein Mira, als sie sich vor mich kniet.
    „Was war denn das grad?“, fragt sie und grinst mich an. Auch ich kann mir ein schüchternes Lächeln nicht verkneifen.
    „Ich weiß nicht!“, flüstere ich schließlich leise.
    „Komm, wir gehen jetzt erstmal essen. Wie verabredet!“, sie packt mich am Arm und schleift mich in mein Zimmer.
    Ich bin nicht im Stande mir was feines zum Anziehen raus zu suchen, also macht sie das für mich. Einen knielangen, schwarzen Cordrock, ein beiges Top mit aufgestickten Perlen und eine schwarze Wickeljacke. Dazu meine Riemchensandalen und letztendlich packt sie noch meine Handtasche mit Handy, Schlüssel und Geldbeutel.
    „Ich fahre!“, sagt sie grinsend. Ja, zum Auto fahren bin ich gerade echt nicht in der Lage. Mein Blick führt ins Leere. In meine Träume.
    Als wir im Restaurant angekommen sind werde ich langsam lockerer. Ich unterhalte mich mit Mira und ich habe zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, dass ich glücklich bin. Ich rede offener. Ja, ich spreche sogar meine Probleme an, die glaube abgelegt zu haben. Wir reden über alles mögliche. Belangloses, wie auch interessante Themen. Es tut mir gut. Ich fühle mich, zu meinem eigenen Erstaunen wahnsinnig wohl unter Leuten.
    Ich lasse Tom für einen Moment lang einfach nur Tom sein. Ich muss mir zwar gestehen, dass es nicht wirklich einfach ist, da er nicht einfach nur jeden Winkel meines Hirnes füllt, sondern auch fast jeden meines Herzens.
    Aber ich versuche es. Ein wenig schaff ich es. Ich versuche mich auf das Gespräch mit meiner Freundin zu konzentrieren. Ich versuche sie in mein Herz rein zu lassen, in das irgendwie noch nicht wirklich jemand durfte. Aber seid vorhin ist alles anders. Ich versuche ihr insgeheim sie freundschaftliche Liebe zu geben, die ich ihr schlimmerweise und unbewusst jahrelang nur vorgeheuchelt habe. Aber sie wusste es nicht. Ich will es ihr auch nicht sagen. Ich will es lieber wieder gut machen.
    Nach vielen Stunden und einem kurzen Anruf von Tom machen wir uns auch auf den Weg nach Hause. Ja, Tom hat mich angerufen. Hat nur gefragt, wie es mir geht, was ich mach, wann wir uns morgen treffen und so was eben. Dann hat er mir noch viel Spass gewünscht, eine gute Nacht und zu meinem Erstaunen hat er am Ende gesagt „Ich glaube ich liebe dich!“, ich wusste nicht, was ich sagen sollte… ich kann noch nicht sagen „Ich dich auch!“ oder „Ich liebe dich!“, dazu bin ich noch nicht bereit. Aber vielleicht bald.
    Wir lassen den Abend mit einem Glas Wein bei uns zu Hause ausklingen… im Hintergrund läuft leise *Amazing* von Aerosmith, als ich schließlich auf dem Sofa ein penne. Wir haben geredet, bis spät in die Nacht. Ja, irgendwie konnte ich nicht schlafen und ich denke es lag daran, dass ich morgen meinen Auftritt habe. Echo verleihen. Schon ne krasse Sache.
    Aber was mein Herz eigentlich beschäftigt, ist Tom. Wie kann mir ein 16 Jähriger nur so nah kommen. Ich meine von den Gefühlen her.
    Ich bin immer wieder überrascht, wenn ich drüber nachdenke. Das kann ja irgendwie nicht sein. Ich lasse jahrelang niemanden an mich ran. Und dann… von heute auf morgen… einen jüngeren… Freak… ja, in meinen Augen ist er ein Freak.
    Aber ein süßer Freak.
    ***
    Als ich meine Augen öffne, is es bereist hell. Ich schaue an mir runter. Mira hat mir eine Wolldecke übergelegt.
    Moment…
    Sofa…
    Wolldecke…
    Ich konnte nicht schlafen…
    ECHO!
    Heute! Ich wird verrückt… nein, ich wird hibbelig. Und zwar sehr dolle. Ich schmeiße die Decke vom Sofa und renne in die Küche und schaue auf die Uhr.
    13.37 Uhr… ich muss in knapp einer Stunde da sein. Das läuft ja alles nicht ohne proben. Also geht jetzt alles ratzfatz. Ich dusche, ziehe mich an, schminke mich, packe ein paar Sachen zusammen und gehe. Ich fahre viel zu schnell durch die Stadt und werde prompt geblitzt. Klasse… ich war zwar nicht viel zu schnelle, aber das wird trotzdem teuer. Ich versuche mich einigermaßen an die Verkehrsregeln zu halten und fahre ein wenig langsamer hinter der Halle vor. Aber nach wie vor schnell… langsamer aber schnell… das heißt, dass die Reifen entsetzlich quietschen, als ich zum Stehen komme. Ich werde von allen Seiten angestarrt, als ich die Türe des Audis zuschmeiße und schnustraks zum Hintereingang der Halle laufe.
    „Madame? Kann ich was für sie tun?“, fragt mich ein dicker Mann mit Sonnenbrille, der mir frecher weise den Eingang versperrt.
    Ich zeige ihm meinen Ausweis: „FBI!“, gebe ich ernst von mir. Innerlich grinse ich mir einen ab. Ach da hab ich heute morgen wohl einen Clown gefrühstückt. Ach nee, ich habe gar nicht gefrühstückt… er schaut mich ein wenig entsetzt hat. Als er dann aber meinen Ausweis sieht grinst er und lässt mich rein.

    Riesig ist die Halle. Echt krass… das letzte mal hab ich mit 12 auf einer Bühne gestanden. Bei einer Ballettaufführung. Das war echt peinlich. Und jetzt stehe ich heute Abend vor hunderten von Leuten, die nichtmal normale Leute sind, sondern irgendwie ja alle berühmt.
    Schwungvoll reiße ich die Türe *Tokio Hotel* auf und sehe mich im Raum um… mir bietet sich ein fantastischer Anblick:
    Gustav döst auf einem Sofa und hat einen Teddy im Arm.
    Georg sitzt auf einem Stuhl und glättet sich seine Haare.
    Bill sitzt mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden und schminkt sich.
    Tom sitzt auf einem Koffer und versucht krampfhaft ihn zu zukriegen.
    Ich lache lauthals los, als ich dieses Bild sehe.
    Mit einem Ruck drehen sich alle drei (Gusti pennt) zu mir um… jetzt deute ich mal die Blick:
    Gusti schaut nicht, der pennt.
    Georg schaut mich verwirrt an und verbrennt sich an seinem Glätteisen und schreit laut auf.
    Bill sieht mich irgendwie… nein… weiß ich nicht… mitleidig… kühl… grinsend… seltsam.
    Tom… das geht gar nicht... er grinst… irgendwie gehässig… aber irgendwie auch liebevoll.
    Völlig verstört mache ich die Tür wieder zu.
    Ich geh einfach. Irgendwie hat mich das ganze dann verunsichert… ich sage noch kurz zu Tom, dass er sich doch melden solle, wenn er noch irgendwas wegen der Laudatio wissen wolle. Er nickt nur und widmet sich seinem Koffer.
    Ich gehe in den Raum, der alleine für mich ist und lasse mich auf ein kleines Sofa fallen.
    Was war denn das gerade?
    Mein Magen dreht sich einmal um und will mich geradewegs dazu bringen alles auszukotzen, was sich noch in meinem Körper befindet und da nicht festgewachsen ist. Mir ist schlecht entsetzlich schlecht.
    Was geht denn hier ab? Was war denn gestern los? Und heute? Er sieht mich an, grinst… gehässig, liebevoll…
    Ich verstehe in diesem Moment die Welt nicht mehr. Oder eher gesagt: ich verstehe mein Herz nicht. Meinen Verstand nicht. Er hatte mich davor gewarnt. Er hat mich immer gewarnt. Und er hatte Recht.
    Dann klopft es. Ohne auf eine Antwort zu warten betritt Tom den Raum. Den, den ich gerade innerlich zu einem Verräter erklärt hatte.
    Er kommt auf mich zu. Instinktiv weiche ich zurück.
    „Was ist denn mit dir los? Du bist ganz blass!“, meint er und setzt sich neben mich. Ich stehe auf. Will ihn nicht bei mir haben. Meine Knie sind weich wie Butter in der Sonne und ich habe das Gefühl, dass sie mich nicht lange tragen werden. Ich stolpere also zurück und falle… ich habe das Gefühl ganz, ganz tief zu fallen. Den Aufschlag spüre ich nicht. Noch nicht. Doch er wird noch kommen, das weiß ich nur noch nicht.
    „Du musst echt aufgeregt sein!“, grinst er und streckt mir die Hand hin. Ich nehme sie nicht wahr. Will ihn nicht berühren.
    „Ich bin nicht aufgeregt!“, zische ich und setze mich auf einen Stuhl, der direkt vor einem Spiegel steht. Ich betrachte darin den, der hinter mir steht. Herzensbrecher. Aber im Prinzip hat er es nicht mal gebrochen. Es war doch nur ein Blick. Aber irgendwie hat dieser Blick in mir dieses wahnsinnige Gefühl von Hass ausgelöst.
    „Alex, was ist denn?“, fleht er mich regelrecht an.
    „Nichts!“, wispere ich kühl und wende mich dem schminken zu.
    „Das ist nicht wahr!“, sagt er tonlos und lässt sich wieder auf das kleine staubige Sofa fallen.
    „Was ist mit dir, Tom?“, frage ich und lächle. Immer noch kalt.
    Irgendwie schaut er mich ein wenig erschrocken an.
    „Nichts… w… wa… was soll sein?“, stammelt er vor sich hin. Klar, da stimmt doch was nicht… er ist keiner, der in solchen Situationen stammelt. Er kann nicht lügen. Auch wenn er das immer wieder sagt. Er kann es nicht. Man sieht es in seinen Augen. Und seine ganze Haltung verkrampft sich. Man spürt es, wenn er lügt. Aber nur wenn man ihn ein wenig kennt.
    „Los… ich denke ich habe ein recht darauf zu erfahren, was es ist! Oder nicht? Geht es etwa nicht um mich?“, frage ich eindringlich und bin überrascht von mir selbst… ich hätte nicht gedacht, dass ich so locker bleiben kann.
    Er stockt. „Das… das mit dir… ach egal!“ „War ne Wette…“, hastig drehe ich mich um und starre in Bills Gesicht. Er grinst mich an. Lächelt kühl und fährt dann fort: „Ist schon zwei Jahre her. Damals bei Universal. Du hast da dein Praktikum gemacht. Und du warst so was von arrogant. Hast Tom nichtmal Hallo gesagt, wenn er es tat. Und weil ich wusste, dass mein dummer Bruder sagt, dass er alle haben kann, hab ich ihm gesagt, dass ich wette, dass er an dich nicht näher rankommt, als an einen Handkuss… natürlich hat sich dieses dumme Ding das nicht gefallen lassen. Dann hat er wortwörtlich gesagt: `Irgendwann werde ich näher an ihr dran sein… näher als ihr lieb ist!´ ja und dann hatte er ja DIE Gelegenheit.“, Bill steht in der Türe und lächelt… „Ich kannte deine Verschlossenheit. Dein Problem dich Leuten zu öffnen. Emily hat es mir erzählt, als ich sie das fragte. Sie war noch jung und fand uns toll… sie hat alles gesagt, was sie wusste. Seid deine Mutter…“ „Wag es nicht über sie zu sprechen oder ich breche dir sämtliche Knochen du kleiner Flachwichser!“, zische ich und funkle ihn böse an. Niemand darf in einem unangemessenen Ton über meine Mutter reden. Niemand. Nichtmal Dad. Ich schaue abwechselnd zu Tom und Bill. Die zwei kleinen Biester schlechthin…
    Bill funkelt mich an: „Jedenfalls seid sie nicht mehr da war hattest du keine ernsthafte Beziehung mehr. Und du wolltest keine. Warum wusste auch deine Schwester nicht. Und nun war Tom nah an dir ran. Ich muss zugeben, dass ich sehr stolz auf ihn bin. Hätte ich nicht von ihm gedacht. Er war näher, als dir lieb ist!“, sagt Bill und schaut mir fest in die Augen. „Bill jetzt halt mal die Fresse du Idiot! Verpiss dich und ich knall dir eine!“, Tom ist aufgestanden und steht nahe vor Bills Gesicht. Dieser grinst aber nur. „Knall lieber sie! Aber jetzt wird sie dich sicher nicht mehr ran lassen!“, er dreht sich in der Tür um und knallt sie hinter sich zu.

    „Das… das… das war ganz anders!“, beteuert Tom und sieht mich entschuldigend an. „Geh! Bevor ich mich vergesse!“, sage ich laut, kühl aber gefasst.
    „Alex, bitte… ich…“ „Wenn du nicht gehst werde ich es tun!“, sage ich einsichtig und schnappe meine Tasche, gehe an ihm vorbei und verlasse das Gebäude. Ich bin fassungslos. Ich kann es nicht glauben. Hab keine Tränen. Ich weine nicht. Ich weine nie.
    Ich bin kalt.
    Gefühlskalt. ich liege am Boden. Bin gefallen. Meine Mauern sind gesprengt. Ich habe verloren. Er hat gewonnen. Seine Wette. Er hat sie gewonnen. Ich kann nicht mehr weinen. Muss meine Mauer wieder aufbauen. Mich regenerieren. Ich werde mich wochenlang in einer meine berüchtigten „Rehabilitations-Phasen“ befinden. Und erst wenn ich wieder aufgestanden bin, werde ich zurückkehren. Dann werde ich mir das von ihm holen, was er mir genommen hat.
    Verstand und Herz.
    Und sein herz werde ich gleich mitnehmen! Damit er nicht irgendwelchen Mädchen vorheucheln kann, dass sie in seinem herzen sind. Wenn er keins mehr hat ist es schlecht möglich.
    Aber erst muss ich aufstehen. Denn ich bin aufgeprallt. Der Aufschlag war da. Und er war härter, als ich vermutet hatte.
    Es folgen Tage des Schweigens. Der Kerl vom Echo hat angerufen. Hat sich ziemlich beschwert. Tut mir ja auch leid, aber in diesem Zustand konnte ich unmöglich auf die Bühne.
    Tom hat es alleine gemacht. Oder mit einer anderen Tussi. Kabelträgerin oder so. Mir egal. Ich bin gerade in meiner Phase der Rehabilitation. Niemand dar mich ansprechen. Die Leute, die es wagen würden, würden sich ins eigene Fleisch schneiden.
    Das einzige, was ich tagsüber mache ist essen, schlafen, nachdenken. Mehr nicht. Mehr brauch ich nicht. Das Nachdenken ist das ausgeprägteste. Ich denke die ganze Zeit nach. Beim schlafen, beim essen und eben wenn ich einfach nur nachdenke. Aber ich schaff es nicht. Ich baue meine Mauern zwar wieder auf. Verstecke mich hinter der Beton-Pracht. Aber ich schaffe es nicht ihn zu vergessen. Ich kann ihn einfach nicht aus meinem Kopf streichen. Sein Gesicht, seine Lippen, seine Hände, seine Stimme. Es läuft mir kalt den Rücken runter, wenn ich nur an die Berührung seiner Lippen denke. Aber ich hab es inzwischen geschafft diese Erinnerungen einfach ab zuschalten. Zwar sind sie noch da, aber ich beachte sie nicht, lasse sie nicht zu mir durchdringen. Ich meide das Fernsehen, sowie Radio oder Internet. Denn überall sehe ich nur sein Gesicht. Ich esse nicht in der Küche. Nicht am Ort des Geschehens. Dem Ort, an dem ich einen so großen Fehler begangen habe. Mein herz einen Schritt machen lassen… pf… dass ich nicht lache… nie wieder. Mein verstand muss herhalten. Jeder Schritt meines Lebens ist ab jetzt geplant.
    Vier Wochen ist das mit dem Echo jetzt her. Tom hat zweimal versucht mich anzurufen. Ich bin nicht dran gegangen.
    Mein Dad hat auch einmal angerufen. Hat mich ziemlich zur Sau gemacht, weil er das jetzt irgendwie seinem Kollegen erklären musste oder so. Es geht an mir vorbei. Oder auch: es interessiert mich einfach nicht.
    Mir ist egal, was andere wollen, denken oder sonst noch was. Ich muss erstmal wieder an mich denken. Ich war ein Egoist und nur, weil ich es nicht mehr wa



    Re: Der Tag danach...

    *Nanny* - 31.08.2006, 22:42


    wieder aufstehen und dafür muss ich mich voll und ganz auf mich konzentrieren. Eigentlich läuft es ziemlich gut, für meine Begriffe. Ich fühle mich nach einem Monat schon wieder so gut, dass ich denke, ich kann ohne Sonnenbrille und Schlabberklamotten auf die Straße gehen. Ich style mich. Aufs heftigste. Kurzer Rock, knappes Top, hohe Schuhe, viel Schminke. Ablenkung steht an. Spaß haben. Ich werde mir irgendeinen Typen angeln, ihn abschleppen und morgen früh raus schmeißen. So sieht es aus. Doch mir kommt jemand in die Quere. Und es ist kein anderer als der Zwilling persönlich. Nee, nicht Tom, nein, der jüngere. Der, den ich noch mehr verabscheue, als seinen Bruder.
    Denn er steht vor meiner Haustüre.
    Gerade als ich meine Haare getrocknet habe und nur einen Bademantel trage, klingelt es.
    „Was willst du?“, frage ich sichtlich genervt ohne ihn irgendwie zu begrüßen oder so, ich denke das erwartet er auch nicht.
    „Mit dir reden! Kann ich reinkommen?“, fragt er und schiebt seine dunkle Sonnenbrille von der Nase, streicht sich einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht und sieht mich erwartungsvoll an.
    „Ich denke es gibt keinen Grund sich zu unterhalten. Außerdem habe ich keine Zeit um deinem Kindergequatsche zuzuhören!“, sage ich und presse die angesammelte Luft aus meiner Lunge, was in einem zischenden Geräusch endet und meinen gegenüber sichtlich beunruhigt.
    „Ich denke schon, dass es einen Grund gibt. Und dieser Grund ist 10 Minuten älter als ich und hängt nur noch zu Hause rum, weil es ihm schlecht geht!“, sagt er nun auch etwas genervt.
    „Soll ich kommen und ihn bemitleiden… vielleicht hätte er sich vorher überlegen müssen, wie es ihm hinterher geht!“, haha, das sagt die Richtige. Ein ironisches Lachen entfährt mir.
    „Du lässt aber auch nicht mit dir reden. Er hat sich gemeldet. Er wollte mit dir reden. Aber du ja nicht mit ihm!“, ich grinse.
    „Das ist alles nur die Ruhe vor dem Sturm mein Kleiner. Der letzte Atemzug vor dem bitterlichen Ende!“, gebe ich gespielt ernst von mir und lächle kühl.
    „Ich will dir doch nur alles erklären!“, meint der 16-jährige bittend.
    „Und wenn ich es nicht wissen will? Es ist mir egal, ob ich Wette oder Li…“, ich breche ab, huste, „… war…“, ein Stück meiner Mauer bröckelt und ich merke, dass ich noch nicht bereit bin mit einem der beiden zu sprechen. Dazu muss sie Mauer noch fester werden, Beton muss aushärten.
    „Tom war es mehr wert.“, sagt Bill schließlich knapp, „und dir auch!“, meint er dann noch leise. Er schaut zu Boden.
    „Es tut mir leid, dass ich… naja dass ich alles kaputt gemacht habe zwischen euch. Mein Bruder… der…“ „Ist mir egal Bill. Ich will werde von dir, noch von deinem Bruder eine Entschuldigung.“, gebe ich matt zurück und schaue ebenfalls zu Boden.
    „Und trotzdem kann ich es so nicht stehen lassen. Komm rein.“, sage ich leise und trete ein Stück zurück um ihn rein zu lassen. Zögerlich läuft er an mir vorbei und bleibt kurz hinter der Tür stehen.
    „Nächste links, Kannst die Schuhe anlassen!“, er läuft in die Küche und setzt sich auf einen der Stühle, die um den kleinen Tisch stehen.
    Ich nehme mir ein Glas Wasser, biete ihm mit einem fragenden Blick auch eins an, was er ablehnt und setze mich auf die Anrichte.
    „Also?“, frage ich und trinke einen Schluck.
    Er atmet tief ein und setzt an etwas zu sagen: „Das war alles nicht so krass, wie ich es geschildert habe…“, er schweigt kurz und spricht dann weiter, „wie gesagt, Tom fand dich voll geil, als wie bei Universal waren. Du warst das erste Mädchen, was er für unerreichbar erklärte. Bei anderen hat er immer gesagt, dass er sie irgendwann rumkriegen würde. Bei dir war es anders.
    Er hat dich vergöttert. Hat jeden Schritt von dir beobachtet und hat gesagt: So muss sie sein, die Traumfrau!“,
    ein schüchternes Lächeln huscht unbemerkt von Bill über meine Lippen und meine Wangen färben sich leicht Rosa,
    „Wir, also Georg, Gusti und ich habe ihn damit ziemlich aufgezogen. Wir haben ihn gehänselt und gemeint, dass er dich nie bekommen würde, aber es hat ihn nicht gestört.
    Es war ihm egal, was wir gesagt haben und das fand ich toll.
    Aber darum hat es mir auch wiederum Leid getan.
    Er hätte dich wirklich nie bekommen, weil du ihm keine Beachtung geschenkt hast.
    Das hat mich sauer gemacht.
    Er hat sich immer mehr abgegrenzt. Hatte nicht mehr auf jeder Party eine andere im Arm, weil er immer dich vor Augen hatte.
    Er hat alle anderen mit dir verglichen.
    Mit deinem Aussehen, deinem Gang und so weiter. Dann warst du irgendwann nicht mehr da und Tom war sehr fertig.
    Niemand wusste das, außer mir, ich bin eben sein Bruder, ich merk wenn was nicht stimmt.“,
    ich lehne mich zurück und starre ins Leere, höre gespannt zu, „Irgendwann hat er dann gesagt, dass er dich wieder sehen wird, da hab ich halt nur gelacht und gesagt, dass er an dich nicht näher ran kommt, als an einen Handkuss.
    Das hat ihn angespornt.
    Er meinte halt irgendwie:
    Ich wette mit dir, dass ich ihr irgendwann nahe sein werde!
    Das hat mir aber nicht gereicht, ich hab mich erstmal nicht darauf eingelassen, sondern habe deine Schwester angefangen und habe sie ausgequetscht.
    Ich wollte wissen, ob du wirklich so unerreichbar bist, wie mein Bruder dachte.
    Naja und als ich dann wusste, dass es so war, habe ich eingeschlagen. Top die Wette gilt, bis an unser Lebensende.“,
    damit hört er auf zu reden und steht auf, geht zum Fenster und schaut raus in die Nacht.
    Nach einer Weile des Schweigens setzt er wieder an:
    „Auf jeden fall hat sich mein Bruder in was verrannt und ich wollte ihn rausholen.
    Weißt, der ist nicht so einer, der sich verliebt oder so.
    Ganz im Gegenteil, der war glaub noch nie wirklich verliebt.
    Also vielleicht so Kindergarten-Like, aber nie so richtig, weißt, wenn einem der Kopf verdreht wird und man Tag und Nacht nur an ein und dieselbe Person denke kann.
    Darum auch die Aktion, dass ich dir das mit der Wette erzählt habe.
    Und das war ja nicht gerade die Version, die sonderlich nett klang.
    Ich hab einfach die Sachen, die das ganze ein wenig in ein anderes Licht gestellt hätten raus gelassen.
    Damit er dich vergisst, bevor er sich selbst vergisst.
    Aber es hat nichts gebracht.
    Er hat sich nur noch mehr gehen lassen.
    Er sitzt den ganzen Tag zu Hause oder im Hotel und macht nichts. Einfach gar nichts. Sitzt nur dumm da und starrt Löcher in die Luft.
    Weißt du, ich will jetzt nicht so rüber kommen, dass du meinen Bruder retten sollst, weil er so Arm dran ist oder so.
    Das war ne Scheiß Aktion, das geb ich zu, aber ich hätte nicht gedacht, dass das irgendwie so ausartet.
    Und jetzt ist es doch passiert.
    Und ich würde dich wirklich bitten, mit Tom zu reden.
    Nur damit er weiß, dass du weißt, wie es wirklich war. Ich erwarte echt nicht, dass du die Sache nach der jetzigen Erklärung gut heißt, aber du musst wenigstens mit ihm reden. Man merkt, dass dir das ganze auch nicht egal ist!“, mit diesen Worten schaut er mich durchdringlich an.
    Er weiß, dass er Recht hat.
    Und ich weiß es auch.
    Nach diesen Worten geht Bill mit einem letzten bittenden Blick.
    Aber ich weiß nicht, ob ich das kann.
    Ich muss mich erst selbst wieder finden, um Tom wieder unter die Augen zu treten. Und auch, wenn mir Bill alles so geschildert hat, wie es scheins wirklich war, bin ich immer noch nicht begeistert von der Sache. Zudem bin ich auch noch tiefstverletzt.
    Und auch, wenn Bill sich echt Mühe gegeben hat, das ganze wieder einigermaßen hinzubiegen, ist meine Freundlichkeit und mein Schweigen nur die Ruhe vor dem Sturm. Das bittere Ende wird kommen. Und zwar nicht für mich.
    Bitter wird es für ihn. Glaube ich zu diesem Zeitpunkt noch.
    Ich lasse die Wochen an mir vorbei ziehen. Ich vernachlässige mein Studium keines Wegs, ich verbringe eigentlich so gut wie jede Zeit, die mir bleibt mit dem lernen, denn ich muss Ende des Monats meinen Matheschein bestehen.
    Aber ich bin guter Dinge. Ich gehe häufig abends weg. Ja, ich hab sogar manchmal ein paar Affären. One-Night-Stands eben. Aber ich gesteh es mir nach jeder Nacht, nach der ich einen Kerl aus meiner Wohnung schmeiße mehr ein, dass ich mein Herz schon verschenkt habe. Ich fühle bei niemandem was. Nie habe ich so ein kribbeln, wie ich es hatte, als Tom mir an jenem Abend sagte: „Ich glaube ich liebe dich!“
    Diese Worte habe ein verdammt heftiges Chaos in mir ausgelöst.
    ***

    Nach vier Wochen habe ich es geschafft. Nicht etwa meine angefangene Rehabilitation. Nein, die habe ich nach ein paar Tagen wieder angebrochen.
    Ich kann es.
    Und das kam so.

    Vor genau drei Tagen stand ich vor dem Spiegel, kam gerade aus der Dusche, nach einer Nacht mit viel Alkohol, einem heißen Kerl und jeder Menge Spass.
    Als ich da so stand, nackt, tropfend. Habe ich mir Gedanken gemacht.. und dann kam es so über mich.
    Ich hab es einfach gesagt. Und dann musste natürlich Mira auf einmal reinkommen und alles lief irgendwie den Bach runter.
    Ich hab es gesagt: „Ich liebe Tom!“, einfach so.



    Und mir geht es besser, seid ich es gesagt habe, denn jetzt habe ich es mir endgültig eingestanden. Ich habe geschnallt, dass ich nichts dagegen tun kann, ich kann nur warten. Liebe vergeht, sage ich mir immer wieder. Ich hoffe, dass es stimmt.

    Doch natürlich kommt immer alles anders, als man es plant. Denn unerwarteter weise ruft Bill mich am Nachmittag an und verabredet sich mit mir in einer Bar nahe Universal. Sie haben wohl gerade einige Termine in der Plattenfirma.
    Komischerweise lasse ich mich drauf ein. „Aber wenn Tom kommt verschwinde ich!“, habe ich gesagt. Bill hat nur gelacht und gesagt, dass er schon nicht kommen würde. Und wenn er kommen würde, würde er ihn schlagen.
    Naja und so mache ich mich um halb neun auf den Weg zur besagten Bar.
    Es ist proppenvoll. Viel zu voll. Ich habe keine Lust mich durch zu quetschen. Ich schleiche um die Leute herum und halte Ausschau nach Bill. Wenn er zu spät kommt, bring ich ihn um.
    Doch ich entdecke ihn nach endlosen 10 Minuten endlich in der hintersten Ecke der Bar. Warum musste er sich auch diese überaus gut besuchte Bar aussuchen, ich meine, sie ist auch genau am Potsdamer Platz, was erwarte ich? Dass es hier leer ist? An einem Samstag? Nein, das war wirklich nicht zu erwarten.
    „Hi“, presse ich hervor. Schön, dass ich ihn erkannt habe. Er versteckt sich nämlich geübt hinter den großen Gläsern seiner dunklen Sonnenbrille. Er trägt eine Cap und hat noch dazu die Kapuze drüber. Vielleicht habe ich ihn darum erkannt. Weil kein anderer so dumm ist und sich mit Sonnenbrille, Kapuze und Cap in einen sowieso schon dunklen Pub setzt. Ja, das wird es wahrscheinlich sein.
    „Schön dass du gekommen bist!“, sagt mein Gegenüber und mustert mich kritisch.
    „ich sag es dir gleich am Anfang… es gibt ein kleines Problem: ich habe Tom nicht von unserem Treffen erzählt… war ja klar, aber darum, will er nachher noch mit Gustav vorbei kommen. Ich meine, ist kein Ding, du kannst dann echt gehen… aber…“, er sieht mich Mitleidig an. Vielleicht kann man sehen, dass soeben diverse Gesichtszüge auf den Boden gepurzelt sind.
    Wäre ja möglich.
    „Das ist nicht dein Ernst… Bill du hast…“ „Ich weiß, dass ich dir versprochen habe, dass er nicht kommt… aber was sollte ich denn sagen?“ „Naja vielleicht: Sorry Bruderherz, ich treffe mich mit nem Mädel und hab echt keinen Bock, dass du kommst und alles vermasselst?!?!?“, ich schaue ihn erwartungsvoll an.
    „Ja… das wollte ich ja… also das ist ja auch die Wahrheit, aber dann will er immer alles über sie wissen und so… ich meine du kannst doch dann gehen!“, fleht er und ich pfeife währenddessen die Bedienung herbei.
    „Einen Tequila weiß bitte! Oder nee, gleich zwei… du auch?“, ich sehe Bill an, der schüttelt den Kopf und deutet auf das Bier, was vor seiner Nase steht. Ich winke der Bedienung ab und diese kehrt mir auch gleich den Rücken und kommt nach wenigen Sekunden des Schweigens mit zwei kleinen Gläsern, zwei Zitronenschnitzen und einem Salzstreuer wieder. Ich kippe den ersten gleich runter. Ich muss den Schreck verdauen, ihn runterspülen.
    Ich denke gerade über zwei Möglichkeiten nach: entweder ich verhalte mich cool, bleibe total am Boden und verpisse mich einfach ohne ein Wort, wenn er kommt. Oder ich gebe mir jetzt die Kante und krieg es sowieso nicht mehr mit, wenn er kommt.
    Ich unterhalte mich ein paar Minuten mit Bill über dies und das, bis ich den nächsten Tequila runter kippe. Dann zünd ich mir ne Zigarette an, obwohl ich sonst nicht rauche und habe in meinem Innersten schon einen Entschluss gefasst. Demnach bestelle ich mir einen riesen, harten Cocktail. Variante 2 tritt in Kraft.
    Ich werde mich besaufen. Und wenn ich nichts mehr mitbekomme, ist es auch egal…
    ***

    Langsam öffne ich meine Augen und führe meine linke Hand an meine Pochende Schläfe. Mir ist entsetzlich kalt, darum ziehe ich die Decke bis zur Nasenspitze über meine nackten Körper.
    Ich wende mich zum Nachttisch und will auf die Uhr sehen. Uh… schon halb 12. Kacke. Da ich finde, dass es schon relativ spät ist um sonntags morgens aufzustehen, wenn man genug zu lernen hat, will ich mich also aufrichten. Doch dieser Versuch schlägt fehl.
    Irgendetwas oder irgendwer hält mich zurück.
    Etwas geschockt und sehr überrascht sehe ich an mir runter. Um meinen Bach schlingt sich ein Arm. Bis jetzt weiß ich nicht, wem er gehört. Aber ich versuche mich zu erinnern, bevor ich mich umdrehe. Zwecklos. Mir fehlt ein Teil aus meinem Leben. Hab ich echt so viel getrunken? Ich weiß wohl noch, wie ich mit Bill im Pub saß. Wir haben uns unterhalten und ich hab den ein oder anderen Drink in mich rein gekippt.
    Der Arm, welcher mich unbekannterweise umschlingt, zieht mich dichter an jenen Körper, der Hinter mir liegt.
    Es ist ein Kerl. Da bin ich mir ausnahmsweise mal in was sicher.
    Nur wer. Nicht… nein…

    #######

    „Und dann warn wir alle susammen in ein… eine… Disco“, lalle ich gegen Bill, der auch mehr oder weniger gut dabei ist.
    „Ja?“, fragt der ungläubig. Um mich herum dreht sich alles… ich hab echt schon einiges intus.
    Als ich plötzlich fast vom Stuhl geschubst werde. Neben mir hat sich Gusti fallen lassen. Der ist wohl auch schon sehr besoffen. Kein Ding Gusti… ebenfalls!
    Ich begrüße ihn mit einem Grinsen und wende mich zur anderen Seite, von der ich nun auch angehauen werde. Ich blicke in zwei verschwommene, aber für mich deutlich erkennbare, braune Augen. Tom.
    Ich schaue ihn einfach nur an. Er greift unerwartet nach meiner Hand und hält sie fest. Egal, wie besoffen ich bin, ich weiß, dass diese Geste ein wunderschöne ist. Aber ich bin zu betrunken um so zu reagieren, wie ich es mir eigentlich vorgenommen hatte. Ich bestelle mir, ohne ein Wort an ihn zu richten, meinen nächsten Drink.

    ######

    Danach weiß ich nichts mehr. Und ich hoffe wirklich, dass es nicht Tom ist, der mich da von hinten fest in seinen Arm schließt und damit gleichzeitig an seinen ebenfalls nackten Körper presst.
    Aber andererseits hoffe ich, dass er es ist. Ich habe es mir ja eingestanden. Ich liebe Tom!
    Danach weiß ich nichts mehr. Und ich hoffe wirklich, dass es nicht Tom ist, der mich da von hinten fest in seinen Arm schließt und damit gleichzeitig an seinen ebenfalls nackten Körper presst.
    Aber andererseits hoffe ich, dass er es ist. Ich habe es mir ja eingestanden. Ich liebe Tom!

    Langsam drehe ich mich um. Was ich dort sehe halt ich nicht für möglich. Ich schau auf ein Makelloses Gesicht. Von einem Piercing geziert. Die totale Unschuld steht ihm wie ins Gesicht geschrieben. Doch er ist es nicht. Er ist nicht unschuldig.
    Langsam öffnet auch er seine Augen und sieht mich mit verschlafenen, wunderschönen, haselnussbraunen Augen ein wenig verwirrt an.
    „Was…“ „Kein Ahnung…“, gebe ich zur Antwort. Für mich persönlich ist es komisch, dass ich überhaupt ein Wort rausbekomme.
    Er lässt seinen Blick über unser beider Körper wandern und plötzlich ist es mir entsetzlich peinlich hier so vollkommen nackt und unbeholfen vor ihm zu liegen. Ihm scheint es nicht anders zu gehen. „Haben wir…“ „Keine Ahnung…“, er fährt sich mit der Hand an den Hinterkopf und kratzt sich am selbigen. „Fuck…“, ja, das gleiche wollte ich auch gerade sagen. Peinlich berührt ziehe ich die Decke über meine Körper, sodass er mich nicht mehr vollkommen nackt direkt vor der Nase liegen hat. Dann drehe ich mich von ihm weg und fange an zu weinen. Das ist ein entsetzlich schreckliches Gefühl nicht mehr zu wissen, was man in der letzten Nacht getrieben hat. Und vor allem mit wem. Unerwartet spüre ich seine Hand auf meiner Schulter.
    „He… wir kriegen das schon hin!“, sagt er sanft und ich liebe ihn in diesem Moment dafür… irgendwie schafft er es, mich aus einem Stück meiner Verzweiflung rauszuholen.
    Ich nicke nur und fische nach meinem Bademantel, der wie immer auf dem Sessel neben meinem Bett liegt. Ich stehe auf und schlinge ihn um mich.
    „Willst du n Kaffee?“, frage ich leise. Ich schaue ihn an. Sehe in seinen Augen, dass ihn diese ganze Sache auch nicht ganz kalt lässt. Immerhin wissen wir beide nicht mehr, ob wir letzte Nach miteinander geschlafen haben oder nicht. Immerhin deutet echt alles drauf hin.
    Aber sicher will ich mir erst sein, wenn ich es weiß und nicht, wenn ich es vermute. Er nickt schwach und steht ebenfalls auf, fischt seine Short vom Boden und schlüpft rein.
    Ich laufe schleichend langsam in die Küche und setz einen Kaffee auf. Dann lasse ich mich auf den Stuhl neben dem Fenster fallen und schaue raus. Draußen spielen Kinder. Sie schreien, lachen, weinen.
    Dann wende ich mich zum Tisch und entdecke einen Zettel von Mira:

    Na ihr zwei
    Hab schon mitbekommen, dass du nicht alleine bist süße! Hab n paar Brötchen besorgt. Bin bei Family… komm gegen Abend wieder.

    Mach dir n schönen Tag. Bis dann… ach, kannst du bitte Minka was zu essen geben?

    Mira

    Klar… dieses Rotzvieh von Katze, wie ich es hasse. Schwach lächelnd lasse ich den Zettel sinken und suche das stinkende Fischzeug aus dem Kühlschrank um dieses Ding zu füttern. Damit fertig ist auch der Kaffee durchgelaufen. Wo bleibt der denn? Der wollte doch n Kaffee, oder?
    Ich habe keine Lust länger zu warten und nehme mir ein Brötchen, beiße rein. Ich höre im Bad die Spülung. Dann muss er ja jetzt endlich mal kommen.
    Und tatsächlich steht er wenige Sekunden später in der Küche. Unsicher. Ja, das bin ich wirklich auch.
    „Setz dich!“, sage ich leise, fast schon ein wenig flehend.
    Er tut es. Er setzt sich neben mich und nimmt einen Schluck aus seiner Tasse. Dann nimmt er sich ein Brötchen und isst. Ich beobachte ihn. Die ganze Zeit. Und er merkt es. Aber er sagt nichts. Vielleicht weiß er, warum ich das tu. Ich bin einfach verdammt irritiert.
    „Was war gestern Nacht?“, versuche ich heraus zu bekommen.
    „Ich… ähm…“ „Du weißt es!“, gebe ich entgeistert von mir. Er wusste es die ganze Zeit. Mistkerl. Ich lasse mein Messer fallen und schaue ihn entgeistert an. „Ja verdammt, wir haben miteinander geschlafen! Es tut mir leid!“, er steht auf. Das kann jetzt nicht sein. Er hat es die ganze Zeit gewusst und sagt nichts? Ich verzweifle hier und er sagt nichts und jetzt?
    Ich fasse mich wieder und verstehe was passiert ist, als ich die Tür ins Schloss fallen höre.
    Ich hechte zur Tür, aber im Treppenhaus ist er nicht mehr, also weiter zum Fenster. Ohne an die ganzen Fans zu denken, die hier vielleicht rumlungern reiße ich es auf und schreie: „HEY!!!“, er dreht sich um, sieht zu mir hoch. „Du kannst doch jetzt nicht gehen! Was soll ich denn deiner Meinung nach machen?“, flehe ich mit weinerlicher Stimme.
    „Ich weiß es doch selber nicht!“, sagt er resignierend.
    „Komm verdammt noch mal wieder hoch und sprich mit mir drüber… das kanns doch jetzt nicht sein, oder?“
    „Ich denke ich muss erstmal selber drüber nachdenken! Das ist nicht einfach so an mir vorbei gegangen.“, er will sich gerade wieder umdrehe um weiter zu gehen, als ich ihn mit erneutem schreien aufhalte: „BILL!“
    Doch er geht. Er dreht sich nicht um, kommt nicht zurück, redet nicht mit mir.
    Fuck. Ich entscheide mich erstmal für abwarten und drüber nachdenken, das ist denk ich mal im Moment das beste, was ich tun kann.
    Doch viel Zeit wird mir nicht zum Nachdenken gegeben, denn schon am Abend dieses Tages, der so verwirrend und schrecklich zugleich begonnen hat, klingelt mein Handy und es ist die Person dran, bei der ich im Moment am wenigsten weiß, was ich sagen soll..
    Tom.
    „Hey Alex…“, sagt er matt in den Hörer. Ich überlege erst, was ich sagen soll… immerhin weiß ich nicht, ob er es weiß, oder ob er es nicht weiß.
    „Hallo Tom.“, flüstere ich fast zurück und lasse den Kopf hängen.
    „Wie wars gestern?“, fragt er leicht sarkastisch. Er weiß es. Wenigstens muss ich es nicht mehr sagen.
    „Ich…“, ich weiß komplett nicht, was ich sagen soll…
    „nein, schon okay… war ne scheiß Frage, geht mich ja nix an. Ich… ich wollte eigentlich nur wissen, ob du es abstreitest, dass du letzte Nacht mit meinem Bruder gepoppt hast, aber nichtmal das tust du…“, plappert er munter und dennoch mit einer verletzten Stimme weiter.
    „Tom ich… ich mach so was nicht gerne, aber das mit letzter Nacht erlaube ich mir auf den Alkohol zu schieben!“, platzt es aus mir heraus. Ich konnte es nicht ertragen. Er, wie er mir sagt, was ich getan habe. Ich weiß es doch selber nicht verdammt.
    „Wenn es dir Spaß macht, mich damit fertig zu machen, dann tu es, aber ich weiß doch selber nicht, was letzte Nacht in meinem Bett passiert ist. Und wenn ich klar im Kopf gewesen wäre hätte ich es schon allein wenig dir nicht gemacht…“, schreie ich mittlerweile weinerlich in den Hörer. Fuck. Mal wieder habe ich zu viel gesagt. Mal wieder habe ich mich zu vielen Emotionen ausgesetzt. Mal wieder habe ich mich verrannt. Mal wieder wurde ich verletzt. Mal wieder hab ich dann einen Fehler gemacht. Mal wieder bereue ich es, diese Gefühle überhaupt erst so nah an mich ran gelassen zu haben.
    „Wieso wegen mir?“, fragt er und stellt sich total blöd.

    Seine Aussagen provoziert ein Klacken in der Leitung meinerseits. Ich hab aufgelegt. Nicht, weil ich nicht mit ihm reden wollte. Vielmehr, weil ich nicht mit ihm reden konnte. Wenn ich noch irgendwas gesagt hätte wäre ich in tränen ausgebrochen und das muss nicht unbedingt sein, in diesem labilen Zustand, in dem ich eh schon bin.
    Ich lasse also das Handy sinken und mich gleicherweise rücklings aufs Bett fallen.

    Es vergehen Tage, es vergehen Wochen, ja es vergehen zwei ganze Monate ohne auch nur den geringsten Kontakt zu den beiden. Zu keinem von ihnen habe ich Kontakt. Wie auch, den einen liebe ich unendlich und kann es ihm nicht sagen und mit den anderen hatte ich wohl ne ziemlich heiße Nacht und er will nicht drüber reden.
    Na klasse… das hab ich wieder einmal klasse hinbekommen.
    Ich schlage mich mental tausendfach für meine ganzen Aktionen. Und ich bestrafe mich mit der üblichen Strafe. Ich lerne von morgens bis Abends. Ich sehe schlimmer aus denn je. Meine Haare stehen zerzaust zu allen Seiten ab, meine Klamotten sind die üblichen zuhause-rumgammel-und-nichts-tu-Klamotten.
    Mein Gesicht ist gar nicht in irgendeiner Form geschminkt oder sonst was.
    Nein, nichts.
    Mira macht sich echt Sorgen um mich, aber die soll mal schön mit dem Arsch auf dem Boden bleiben.
    Mir geht es eben den Umständen entsprechend. Ich meine, wie geht es einem, wenn der Kerl, den man von ganzem Herzen liebt irgendwo ist, nur nicht an deiner Seite. Und sein kleiner Bruder der jenige ist, mit dem du in irgendeiner Nacht, gepoppt hast, weil du deinen Verstand nicht mehr lenken konntest. Ich meine das ist doch auch irgendwo peinlich, oder? Ja. Verdammt ja, das ist es.
    Aber Bill ist im Moment wirklich das Kleinste Problem, ich meine, das zwischen uns, dass war n Unfall und das wissen wir beide. Nur wissen wir nicht genau, wie wir uns dem anderen gegenüber verhalten sollen.
    Schade eigentlich. Ich hatte durch Bill immer eine Verbindung zu Tom, zwar nur indirekt, aber ich wusste, wie es ihm geht, was er macht und so weiter. Aber jetzt weiß ich nichts mehr. Ich hab nicht mal ne Ahnung, wo die gerade sind. Jedenfalls sind sie nicht in Berlin, das würde ich ja durch meinen Vater mitbekommen.
    Aber nun gut, ich sehe also dementsprechend aus, wie ich mich fühle, oder besser gesagt, wie ich mich verhalte.
    Ich versinke im Selbstmitleid, heule vor mich hin, schlafe, Träume irgendwelche wirren Tagträume, die natürlich immer und immer wieder von ein und der selben Person handeln. Von seiner Haut, seinen Lippen, seinen Augen, seiner Stimme. Ja, einfach nur von ihm. Von Tom. Und inzwischen komme ich mir noch dazu so verdammt bescheuert vor. Man könnte mich wirklich als kleinen, hysterischen Tokio Hotel Fan abstempeln. Das tu ich ja schon selbst mit mir. Denn irgendwo weiß ich, dass es überhaupt keinen Sinn macht, mich so lange an ihn zu klammern, andererseits weiß ich, dass wenn ich das Gefühl vergesse, wie es ist zu lieben, werde ich es nie wieder erfahren, bei niemandem, denn ich werde Gefühle nie wieder so nah an mich ran lassen, wie ich es bei Tom getan habe.
    Ich werde für niemanden je wieder so fühlen wie, für ihn. Das rede ich mir zumindest ein, damit ich einen Grund habe, warum ich ihn lieben kann, warum ich Tag und Nacht an ihn denken kann, warum ich mir jede verdammte Teene-Zeitung kaufe um sein Gesicht zu sehen.

    Jeder Tag, ohne Kontakt zu den beiden, ist wie eine erneute Fraktur meines Herzens. Und dennoch, ich kann nicht einen Tag, ohne an sie zu denken, ich sage bewusst an sie, weil es eben die Zwillinge sind, klar denk ich an den einen mehr als an den anderen, aber ich denke an beide.
    Mein Vater ruft tagtäglich an um sich nach mir zu erkundigen.. er merkt auch, dass etwas mit mir nicht stimmt. Ich melde mich auch nicht mehr bei emily… ich weiß nicht warum, aber ich kann einfach gerade niemanden um mich herum gebrauchen. Ich muss nachdenken.
    Muss an die beiden denken. Und überwiegend beschäftige ich mich mit dem Thema, wie es weiter gehen soll.
    Ich frage mich, wie es werden wird. Wenn ich ihn nicht mehr sehe. Wenn ich es ihm nie sagen kann.
    Ich habe Angst davor, ein Leben lang an die Gefühle zu ihm gebunden zu sein.
    Und ich fasse einen Entschluss. Einen, der mir Klarheit bringen soll, welcher mir Licht in meine dunklen Ecken bringen soll, einer, der mir dabei helfen soll, zurück in mein Leben zu gehen.

    Ich drehe nervös den Zettel mit den Fingern hin und her, mit der anderen Hand halte ich den Stift in meinem Mund, damit ich dran kauen kann. Zwischen Ohr und Schulter klemmt mein Handy. Ja, ich habe beschlossen ihn anzurufen. Nur um zu erfahren, ob es immer noch die gleichen Gefühle sind, oder ob ich mir das nur noch einbilde, weil ich ihn so lange nicht mehr gesehen habe.

    „Ja?“, kommt es nach einiger Zeit an dem anderen Ende der Leitung.
    Ich zittere am ganzen Körper, ich bin so nervös, dass ich keinen Ton rausbekomme. Man, ich bin 18 und der kleine is grad mal 16 und ich kriegt hier fast die Krise, weil ich mit ihm telefoniere.
    „Hallo? Kannst du mal was sagen, wer auch immer du bist, aber für solche Spielchen habe ich keine Zeit…!“, sagt er genervt, nachdem ich ihn einige Sekunden beim atmen belauscht habe.
    „He sorry, aber das is mir echt zu doof.. such dir jemand anderes den du nerven kannst..“ „Tom? Ich….“, bringe ich nun endlich mit aufeinander gepressten Zähnen und immer noch wild zitternd hervor.
    „Alex?“, fragt er erstaun und irgendwie sichtlich fassungslos.
    „Ja.“, gebe ich tonlos zurück.
    „Hey sorry, aber wenn ich gewusst hätte… ich wär nicht so drauf gewesen… ich… schön, dass du anrufst… ich meine ich…“ „schon okay. Wie geht’s dir?“, frage ich immer noch leise aber schon mit ein wenig festerer Stimme.
    „Ähm ich weiß nicht so recht, es wäre gelogen, wenn ich gut sagen würde.“, meint er matt.
    „Wieso wäre es gelogen?“, frage ich weiter, da ich mir nicht vorstellen kann, dass es wegen mir ist.
    „Ich… kann ich dich sehen?“, fragt er unsicher und ich werde schon wieder zittrig. Ihn auch noch sehen? Das geht mir zu schnell. Ich meine ich bin gerade dabei heraus zu finden, ob ich ohne ihn kann und er will mich auf die härteste Probe stellen. „Es ist auch okay, wenn du… ich meine wenn du nicht willst… ich… ich wollte nur fragen!“, seine Stimme wird immer leiser, immer unsicherer.
    „nein, ist okay… wenn du Zeit hast… ich… muss halt wissen wann und wo.“, obwohl mein Verstand mal wieder lauthals nein schreit, folge ich dem Ruf meines Herzens und stimme zu. Ich muss. Ich will.
    „Wir sind morgen in Berlin. Ich könnte Abends vorbei schauen… so gegen acht… also wenn du willst.“, naja gut, jetzt auch noch gleich zu mir, das ist aber ein wenig übertrieben, aber andererseits auch irgendwie verständlich, in der Öffentlichkeit ist es echt nicht so prickelnd, wenn man sich nicht ganz getarnt in die hinterste Ecke eines abgelegenen Lokals setzt.
    „Okay. Dann bis dann!“, sage ich leise und werde wieder einmal in seinen bann gezogen. Das alleinige Geräusch seines Atems macht ihn so unglaublich nah. „Bis dann.“, ein klicken in der Leitung. Er hat aufgelegt. Klar, ich meine wir haben uns verabschiedet.

    Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, habe mich von einer Seite auf die andere Seite gedreht und nur an ihn gedacht. Wie wird es wohl, wenn er vor mir steht?
    Da ich aber die Nacht nicht geschlafen habe und ich ein Mensch bin, der eindeutig nicht ohne Schlaf kann, penn ich also morgens um neun ein. Versuche für einen Moment alle Gedanken los zu werden und einfach nur an mich zu denken und an meinen Schlaf.
    Und so schlafe ich… zu lange.
    Bis 17 Uhr durch. Ich meine okay, Acht stunden Schlaf sind doch okay, aber nicht heute, nicht wo Tom ich ca. drei Stunden hier auftauchen will. Hastig springe ich aus dem Bett, gleich unter die Dusche. Jetzt geht alles viel zu schnell, ich dusche, ziehe mich an – natürlich ziehe ich mich zehn mal um, weil ich natürlich nicht weiß, was ich anziehen soll – schminke mich, räume mein Zimmer auf, putze die Küche und sauge staub. Als ich nach besagtem auf die Uhr schau haben wir auch schon halb acht. Jetzt hab ich echt zwei Stunden für die paar Sachen gebraucht. Naja, die meiste Zeit stand ich vor dem Kleiderschrank und habe geschaut, was ich anziehen soll.
    Aber jetzt bin ich fertig. Jetzt muss ich runter kommen, also koche ich mir einen Tee und setzte mich aufs Sofa. Ich bin so unglaublich aufgeregt, wie glaub noch nie zuvor in meinem Leben. Somit versinke ich wieder in Gedanken. Doch aus diesen werde ich jäh gerissen, als das Schrille läuten der Türe ertönt. Es ist kurz nach Acht. Mein Tee ist kalt, meine Beine wacklig und ich bin sowieso komplett fertig.

    Ich streiche noch einmal meine Haare hinters Ohr, bevor ich durch den Gang zur Türe laufe und sie mit zitternden Händen öffne.



    Re: Der Tag danach...

    Akasha - 31.08.2006, 22:49


    Echt toll, dass du deine FF postest...haben gerade echt viel zu tun, aber ich werde es lesen!

    Danke für die Unterstützung.



    Re: Der Tag danach...

    *Nanny* - 31.08.2006, 22:52


    klaro-caro, habs zwar immernoch nicht geblickt, wieso es hier jetzt n extra forum gibt.. aber is mir auch egal.. misch mich da nicht ein... poste nur meine ff und bin hier eben auch angemeldet... das was da war muesst ihr unter euch ausmachen =)



    Re: Der Tag danach...

    guest - 31.08.2006, 23:57


    hallo...huhu *wink* kennst du mich noch?hab im ff-board schon mitgelesen und werde es jetzt an dieser stelle auch weiter tun. freut mich sehr dass du die story hier jetz auch stehen hast auch wenn ich auch im anderen forum noch unterwegs bin zum lesen. ich wollte eben nur kurz hallo sagen.

    ach ja und an alle die da da nach mir kommen sollten und die story noch nich kennen: lesen. sofort. sie ist toll.

    freu mich auf viele neue teile von dir.

    lg, guest



    Re: Der Tag danach...

    Ponyreiten - 01.09.2006, 09:27


    Hey du!

    Sehr geil, deine FF!!!

    Hab die im anderen Board auch schon mal angefangen zu lesen, aber sie irgendwie aus den Augen verloren...

    Na ja, um so besser, dass du sie jetzt hier postest!!!

    Mach schnell weiter!!!!!!!!!



    Re: Der Tag danach...

    *Nanny* - 01.09.2006, 21:36


    sorry leute ich brauch noch ein wenig, bin gerade in argentinien und kann net so oft online, aber ich schreib mal auf jeden fall weiter.. morgen oder so..

    lg nanny



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