Jugendschutz geht alle an!

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    Re: Jugendschutz geht alle an!

    R.E.N - 28.08.2006, 17:32

    Jugendschutz geht alle an!
    Jugendschutz geht alle an!

    playWii über USK und Co.



    Das Thema Jugendschutz ist auch, oder vor allem, im Bereich Videospiele ein wichtiger Punkt. Gerade in den letzten Jahren wurde die Kritik an zu strengen Schutzmaßnahmen größer, nicht zuletzt wegen erneuter Verschärfungen nach Massakern wie dem Amoklauf in Erfurt, für den von den Medien Videospiele verantwortlich gemacht wurden. Doch trotzdem sollte es selbstverständlich sein, dass junge Kinder von gewaltverherrlichenden und/oder pornografischen Titeln geschützt werden müssen. Und steht uns nicht mit Wii eine ganz neue Form der Interaktivität ins Haus, die das Spielerlebnis noch einmal intensiviert? Wir gehen dieser Frage auf den Grund und stellen die Hintergründe von USK und PEGI dar. Außerdem stand uns Marek Klingelstein von der USK in einem kurzen Interview Rede und Antwort.



    Re: Jugendschutz geht alle an!

    R.E.N - 29.08.2006, 16:33

    Wi(i)r und der Jugendschutz
    Wi(i)r und der Jugendschutz


    Seite 1: Wi(i)r und der Jugendschutz

    Ein Faktor, der alle Videospiele gleichermaßen verbindet, konsolen- und herstellerübergreifend, ist bedauerlicherweise nicht die Intention der Entwickler das beste aus der Software herauszukitzeln, sondern die abschließende Prüfung durch Institutionen wie die USK und andere Einstufungseinrichtungen wie die PEGI. Die Meinungen über beide Einrichtungen, speziell aber über die deutsche und vor allem verbindliche USK beziehungsweise Unterhaltungssoftwareselbstkontrolle, gehen je nach Zielgruppe, Sichtweise und dem Vertrautheitsgrad mit der Materie „Unterhaltungssoftware“ oder im speziellen den Video- und Computerspielen, weit auseinander. Jugendschützer und viele Materienfremde, sehen in interaktiver Software mit „extremen“ Inhalten verstä
    ndlicherweise eine Gefahr für die Spieler allgemein, welche sich immer wieder in schrecklichen Unglücken äußert und die Debatte so ständig in der Öffentlichkeit hält. Es sei an das Erfurt-Massaker Ende der 90er Jahre erinnert, welches immer noch als Auslöser der bis heute reichenden Debatte über jugendgefährdende Medien herbeigezogen wird.

    Der Täter, so wurde später bekannt, war regelmäßiger Spieler von Gewaltspielen, die laut Aussagen vieler Experten für solch eine Reaktion und Tat mit zur Verantwortung gezogen werden können und müssen beziehungsweise, dass diese durch Verherrlichung bestimmter Verhaltensweisen und möglicherweise durch das Belohnen bestimmten Verhaltens, einen Gewaltanreiz schaffen und die Realität verzerren. Dem gegenüber steht eine nachweislich vorhandene Grundstörung, die als Grundstein und Nährboden der weiteren Einflüsse dient. Zwar sind diese Beispiele glücklicherweise drastische Ausnahmen, dennoch führten sie nach der Verschärfung des Jugendschutzes 2003, der unter anderem eine verbindliche Wertung der Software mit sich brachte und es somit Jugendlichen nur noch erlaubt, Spiele ihrer Altersgruppe zu kaufen, immer noch zu weiterführenden Diskussionen. Zuletzt geisterte das Schlagwort „Killerspiele“ durch die Medien, welches aus einem kommenden Gesetzesentwurf beziehungsweise Vorschlag der aktuellen Bundesregierung entstammte. Dieses forderte das allgemeine Verbot so genannter, nicht näher definierter „Killerspiele“, welches nach langen Debatten und heftigen Reaktionen nicht durchgesetzt werden konnte und nun nicht länger auf der Tagesordnung der Politiker steht. Durch dieses über viele Jahre und immer wieder kontrovers diskutierte Problem, wurden viele Studien über dieses Thema in Auftrag gegeben, die sich mit einer eindeutigen Lösung des Problems beziehungsweise der Ursachenklärung befassen sollte. Im Folgenden wollen wir euch hingegen einen Überblick über die zwei großen Bewertungsinstitutionen geben, den Ablauf und die Kriterien einer Wertung erläutern und im speziellen den Blick auf Wii beziehen und herausfinden, inwiefern sich der Controller und die dadurch neu eröffneten Möglichkeiten in das alte Wertungsraster einbauen lassen. Ein kurzes Gespräch mit Marek Klingelstein von der USK brachte hier Aufschluss.

    PEGI gleichzusetzen mit der USK?

    Ein häufig auftretendes Missverständnis unter den Käufern so genannter Bildschirmspiele, wenn es darum geht sich nach der Alterseinstufung des gewünschten Titels zu kümmern, ist die Verwechslung der PEGI mit der USK, da beide Plaketten auf den Verpackungen deutscher Videogames abgedruckt sind. Hintergrund dessen ist die Tatsache, dass in der Region Deutschland, Österreich und Schweiz dieselbe Sprache, nämlich Deutsch gesprochen wird. Während Deutschland mit als einziges Land der EU weiterhin auf einem eigenen Prüfsystem besteht und die Siegel und Empfehlungen der PEGI nur für den „Rest“ Europas gelten, dort eben auch für die Schweiz und Österreich, machen die Publisher sich nicht die Mühe die Spieleverpackungen auf die jeweiligen Länder speziell anzupassen, so dass das Cover und die Bedienungsanleitung meist für alle drei Territorien verwendet wird. In Deutschland gilt und galt ausschließlich die Wertung der USK.

    Die Pan-European Game Information (PEGI) wird von der Interaktiven Softwareföderation Europas (ISFE) verwaltet und ist allgemein gesprochen ein europaweites Einstufungssystem für Video- und Computerspiele. Gegründet wurde sie, um ein europaweit einheitliches Bewertungssystem zu schaffen und den Verkauf von Software zu erleichtern und die Prüfzeiten sowie die Kosten für Publisher zu senken. Mittlerweile kümmert sich die PEGI in 16 europäischen Ländern um das Prüfen der Spiele, soll aber lediglich als Empfehlung für Eltern und Käufer dienen. Im Unterschied zu den Plaketten der deutschen USK sind PEGI-Wertungen nicht verbindlich.

    Die Bewertung des europaweit etablierten Systems ist in zwei Abschnitte unterteilt: Die Jugendfreigabe und Inhaltsbeschreibungen in Form von Symbolen. Während sich die USK auf eine Altersfreigabe beschränkt, werden bei PEGI, Bewertungen mit den Punkten „Gewaltdarstellung, Sex, Drogen, Angst, Diskriminierung und schlechte Sprache“ aufgeführt beziehungsweise dessen Vorkommen angezeigt. Dies gibt Eltern die Möglichkeit, bestimmte Spiele aufgrund des Inhalts ihren Kindern vorzuenthalten und nicht aufgrund der Alterseinstufung. Nicht ganz so differenziert sind augenscheinlich die Wertungen der USK, die sich auf einfache Altersgrenzen beschränkt.
    Ein weiteres Organ auf diesem Gebiet ist die BPjM oder Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, die kurz gesagt unter anderem nach Anträgen von Ministern und Ämtern in der Lage ist, jugendgefährdende Medien zu indizieren, wobei ein Spiel, welches von der USK eine der fünf Freigaben erhalten hat, nachträglich kaum mehr auf den Index gesetzt werden kann.

    Auch die Publisher haben diese Thematik erkannt und beteiligen sich aktiv an diesen Vorgängen. Nintendo setzt bekanntermaßen schon seit Jahren auf familiengerechte Software und auf ein ausgewogenes Spieleportfolio beziehungsweise auf eine allgemeine Aufklärung für Eltern. Nun springen Electronic Arts und Nintendo in die Bresche und möchten sich noch stärker mit dem Thema beschäftigen, weshalb sie auf der vergangenen Games Convention eine Initiative für mehr Medienkompetenz starteten. Diese soll Eltern und Pädagogen die Sachlage vertraut machen und mit ausreichender Medienkompetenz ausstatten, um Diskussionen nicht nur basierend auf Vermutungen stattfinden zu lassen, sondern auf der Grundlage echten Wissens vollzogen werden, so Thomas Zeitner, Geschäftsführer von Electronic Arts Deutschland.

    Wie anfangs bereits erwähnt, sprachen wir mit Marek Klingelstein, seines Zeichens „Spieletester“ bei der USK über das Thema allgemein und über mögliche Abweichungen der Ratings bekannter Spielkonzepte durch Wii. Im Folgenden findet ihr unser kleines Interview:

    playWii.de: Wie kann man den Ablauf einer USK Prüfung am besten beschreiben von dem Zeitpunkt an, wenn das Spiel euch erreicht? Was sind die einzelnen Ablaufschritte?

    Marek Klingelstein: Das Spiel erreicht die USK, irgendwie zwischen paranoid bewacht und hemmungslos zerfetzt. Jedes Spiel ist mit einem Antragspapier versehen, so dass klar ist, um welches Spiel es sich handelt, wer Antragsteller ist, welches System verlangt wird, welches die "empfohlene"/gewünschte Alterseinstufung des Herstellers ist. Auf Basis dieser wird dann nämlich auch über das finale Agerating diskutiert. Der Titel wird mitsamt aller Daten in unsere Datenbank eingetragen, dann teste ich die Spiele auf Lauffähigkeit und weise sie einem Verfahren zu, Sudoku landet woanders als Doom 4, klar. Wenn das Spiel technisch läuft, wird es für die Präsentation vorbereitet, ungefähr 500 Spiele pro Jahr werden durch die Sichter und mich komplett durchgespielt - zur GC und vor Weihnachten liegen die Hoch-Zeiten. Barbies Pferdewelt oder der Sudoku-Gartendesigner wird nicht gesichtet. Nach der Präsentation vor einem Gremium bestehend aus vier Gutachtern und dem Ständigen Vertreter der OLJB, kommt diese Gruppe der Gutachter zu einer Altersempfehlung, die der Ständige Vertreter dann übernehmen oder ablehnen kann. Dies geschieht äußerst selten, passiert aber und führt (ebenso wie der Einspruch des Anbieters gegen ein Rating) zu einer erneuten Prüfung des Titels mit komplett neuen Gutachtern.

    Ist eine endgültige Entscheidung unangefochten getroffen, wird das Ergebnis via Fax & Online-Datenbank bekannt gegeben oder auf Wunsch des Herstellers bis zum Release noch geheim gehalten. Die getestete Beta-Version verbleibt in unserem Archiv mit inzwischen 16.000 Produktionen, nebenan stehen die Finals, die zum Release eines Spieles eingereicht werden müssen, so können wir eventuelle Versionsunterschiede aufdecken.

    playWii.de: Nach welchen Kriterien kommt eine Einstufung zustande. Bei der PEGI gibt es ja speziell unterteilte Kriterien, wie "Gewalt", "Sprache" usw... Wie ist das bei der USK?

    Marek Klingelstein: Der Kriterienkatalog der Gutachter der USK entsteht schon allein durch den Kontakt der Gutachter zur Kinder- und Jugendarbeit. Grundlegende Einstufungsfaktoren finden sich auf www.usk.de. Während bei den unteren Alterseinstufungen oft das Level der Hektik und Überforderung die Grenze zwischen den Stufen ausmachen, sind weiter oben die Spielidee, Atmosphäre, Ton des Handbuches, Vielseitigkeit der Aufgaben, Linearität, Möglichkeiten der handelnden Charaktere, Story und viele andere Punkte mitentscheidend.
    Natürlich muss die USK in der Zusammenarbeit mit der BPjM auch deren Kriterienkatalog mit einbeziehen, schließlich, kann die USK/OLJB kein Spiel kennzeichnen, was eventuell indiziert werden würde - denn nach der Kennzeichnung darf die BPjM ja nicht mehr aktiv werden.

    Gewalt ist sicher das "deutsche Hauptproblem" im Jugendschutz; Bad Language, Sex, Rassismus oder Drogen stellen (schon rein spielerisch) oft seltener ein Problem dar.

    playWii.de: Inwieweit kann der andere Grad an Realismus in der Interaktion mit seiner virtuellen Umwelt bei Wii Titeln Auswirkungen auf eine mögliche Einstufung haben. Ein tatsächlicher Schwerthieb vermittelt immerhin eine andere Art von Identifikation als simples Knöpfchendrücken. Kann es soweit kommen, dass ein und dasselbe (inhaltsgleiche) Spiel auf verschiedenen Konsolen unterschiedliche Einstufungen bekommen, wobei die Wii Version möglicherweise höher eingestuft wird?

    Marek Klingelstein: Es ist wirklich schwer zu sagen, wii Wii-Spiile sich wohl "schlagen" werden. Man kann ja auch bei anderen technologischen Fortschritten sagen, dass Dolby Digital oder progressive Scan das Spielerlebnis verbessern; ist ein PC-User von Halo aber allein wegen der Auflösung gefährdeter als der XBox-Spieler? (bei Halo auf PC wahrscheinlich, Mann, sah das doof aus ;-)

    Beim Jugendschutz redet man viel von Transfer, wenn also die Verbindung zwischen Spiel und Spieler stärker wird, die Rückkopplungen besser funktionieren, dann erwartet man, dass bei einem Spieler mehr "hängenbleibt". Aber keiner von uns lernt durch das "Zielen mit dem Nunchuk-Springseil" wirklich mit einer AK47 zu schießen, oder?! Verschiedene Einstufungen durch veränderte Techniken haben wir aber bereits in dieser Konsolengeneration gesehen, zudem wurden gerade Lightgunspiele in Deutschland früher oft indiziert. Dennoch ist weiterhin klar, dass ein Agerating zwar die Techniken des Spiels (und diesmal auch Spielers) mitbeachten muss, dennoch wird das Gameplay wohl immer den letzten Ausschlag für eine Entscheidung des Gremiums geben - von einer Holodecktechnik sind wir denke ich noch weit genug entfernt, um den Unterschied zwischen Spiel und Wirklichkeit zu erkennen; es gab schließlich auch schon Lightgunshooter mit USK 12 oder USK 16.

    Dennoch ist es eine besondere Zeit, in der es schwer einzuschätzen ist, wie die Gremien der USK entscheiden werden, sämtliche Technologiesprünge der letzten 12 Jahre mussten von den Gutachtern analysiert werden, sei es nun 3D, Havok, EyeToy, GTA-Style-Games, Ragdoll, MMORPGs, GameTrak, Minigames, VR, Lightguns oder eben Wii. Und so denke ich wird es auch diesmal eine schlüssige Einstufung für den Wii-Faktor geben.

    An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bei Marek Klingelstein für das Interview und die freundliche Unterstützung bedanken.

    Das Interview wurde geführt von Marcus von Lüde (ProContraGamer) für playWii.de

    Mehr Informationen über die USK findet ihr auf www.usk.de oder in einem ausführlichen Interview auf planetDS.de






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