Handball in Irland

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    Re: Handball in Irland

    Max1 - 12.08.2006, 20:10

    Handball in Irland
    Zwischen Fistpass, Hurling und Dribbeln auf dem Asphalt – Handball in Irland

    Wer an Irland denkt, assoziiert wohl zunächst die grünen Inseln, denkt an ein gepflegtes Guinness im Pub – aber sicher nicht an Handball. Tatsächlich ist Irland ein Handball-Entwicklungsland. Seit 1973 existiert Handball in Irland, eingeführt ausgerechnet von einem schottischen Lehrer. Um den Handball vom Gaelic Handball – einer dem Squash verwandten Sportart – abzugrenzen, nannte man den Sport Olympic Handball. Den Bezug zum Schulsport hat der Handball in Irland immer noch. Und auch heute noch sind es Einzelpersonen, die versuchen, ihre Begeisterung für Handball in Irland zu vermitteln. Einer dieser Missionare ist Robert Hamm. Der gebürtige Langener war beim Hessischen Verband in der Trainerausbildung tätig und trainiert seit 1984 Erwachsenen sowie Jugendmannschaften. Seit 2000 lebt Hamm in Irland, wo er in Sligo, einem Ort an der Nordwestküste Irlands, den Handball fördert.
    Anders als in Deutschland ist die Basis des irischen Handballs an den Schulen beheimatet, eine vergleichbare Vereinsstruktur fehlt in Irland weitgehend. Robert Hamm organisiert den Spielbetrieb des Sligo Handball Clubs und spielt selber bei UCD Dublin. Im Rahmen der Vernetzung der Jugendaktivitäten ist Hamm an der Jugendförderung und Terminplanung auf nationaler Ebene beteiligt. Dabei kommt einiges an Aufwand zusammen: Hamm betreut in Sligo die gemischte U-12, die U-14 der Jungs und Mädchen sowie die weibliche U-16. Darüber hinaus betreut er das Studenten-Team in Sligo.

    Dem Handball in Irland weiteren Zuspruch zu verschaffen stellt sich als schwere Aufgabe heraus: „Die Schwierigkeiten, das Spiel auf ein ansehnliches Niveau zu bringen, sind immens. Die für uns wichtigste Entwicklung in letzter Zeit war der erfolgreiche Aufbau lokaler U-12 Gruppen in vier verschiedenen Orten im County Sligo. Wir versuchen dieses Jahr, diese Gruppen in den U-14 Bereich zu überführen und hoffen, die SpielerInnen auch über den kritischen Bereich zwischen 13 und 15 noch halten zu können,“ sagt Hamm. Das Drop-Out Problem hat in Irland eine besondere Dimension. Bis jetzt ist Handball vor allem Sport, der von Kindern betrieben wird. Eine Fortführung im Jugend, Junioren- oder gar Erwachsenenbereich ist eher selten, wie Hamm einräumt: „Über die sechs Jahre unseres Wirkens haben wir mehr als 300 SpielerInnen im Club gehabt. die meisten bleiben aber gerade mal ein oder zwei Jahre, und sind dann aus den verschiedensten Gründen abgewandert. Es würde ein ganzes Buch füllen, wenn ich die Hintergründe dazu beleuchten wollte.“

    Dass in Irland vor allem die Kleinen den Handball frönen, hat Hamm bei der Entwicklung neuer Strukturen berücksichtigt. So stützt man sich in Sligo verstärkt auf die lokale Ebene, um den Aufwand für die Eltern in einem erträglichen Rahmen zu halten: „Durch die lokalen Gruppen haben wir es immerhin geschafft, von der nationalen Struktur etwas unabhängiger zu werden. Die Wege zu spielen sind kurz, die Kosten und der Aufwand für die Eltern dadurch geringer. Wir müssen uns nicht mit Spielabsagen in letzter Minute rumschlagen, oder damit, dass ein Team auch mal erst gar nicht zum Spiel erscheint. Kommunikation zwischen den Local Coaches ist einfach und effektiv. Das wirkt sich auf die Kinder aus, sie finden eine verlässliche Struktur.“

    Handball in der Grundschule boomt

    Der Nachwuchs wird vor allem an den Grundschulen geworben: „Wir organisieren Exhibition Days in Primary Schools oder auch School Jamborees, bei denen sich zwei oder drei Klassen von verschiedenen Schulen für einen Tag zum Handball spielen treffen. Gerade die Jamborees sind aufgrund des spielerischen Charakters bei Kindern und LehrerInnen sehr beliebt.“ Allerdings ist in den meisten Schulen die Infrastruktur nicht wie nötig vorhanden. So ist es an derTagesordnung, dass ein Handballspiel in Ermangelung einer adäquaten Halle kurzerhand in den Schulhof verlegt wird. Keine Grundschule verfügt über eine geeignete Halle, weshalb Jamborees in angemieteten Hallen (z. B. im lokalen College, d. h. der hiesigen Fachhochschule) stattfinden. In Galway werden Spiele zwischen Grundschulen daher prinzipiell im Freien auf Asphalt ausgetragen.

    Überdies kommt eine gehörige finanzielle Belastung auf die Clubs zu, denn diese Hallen müssen abgemietet werden: „In Sligo bewegen sich die Hallenmieten zwischen 25 und 50 Euro die Stunde. Im Osten (Dublin, Maynooth) geht es ab 40 Euro los. Das macht den Sport natürlich nicht gerade attraktiv, denn das ist Geld, das die SpielerInnen, bzw. deren Eltern aufbringen müssen. Kein Wunder, dass auch Eltern daher eher skeptisch auf Handball schauen, wo doch der Local Gaelic Pitch gerade um die Ecke ist, und Training dort kostet halt nichts, “ sagt Hamm. Trotzdem ist der Erfolg unter Kindern trotz dieser Erschwernisse überraschend und zeige, dass in Irland tatsächlich großes Interesse am Handball vorhanden sei.

    Problemzone Teenageralter - Drop Out nach der Grundschule

    Gleichwohl bleibt das Problem, SpielerInnen auch nach dem Kindesalter für den Handball zu begeistern. „Ich denke, wenn wir uns darauf beschränken würden, Handball als ein Kinderspiel anzusehen, das eben nur bis zum Übergang in die Secondary School gespielt wird, dann hätten wir hier gute Karten. Leider kann ich mich mit einer solchen Perspektive nicht anfreunden.“ Die Schwierigkeiten in diesem Feld sind vielfältig. Im Teenager Alter steigen Jugendliche regelmäßig aus. Es herrscht eine gewisse Unverbindlichkeit im Umgang vor, was vor allem auf mangelnde Identifikation mit der Sportart und den Mannschaften von Seiten der Eltern und Kinder zurückzuführen ist. Aber auch das Nicht-Einhalten von Absprachen zwischen Clubs und die mangelnde Unterstützung von Seiten des kleinen Verbandes erschweren die Pionierarbeit.

    Wer in Irland mit einem Iren Handball spielen will, wird schnell feststellen, dass das irische Handballspiel eine ganz andere Sportart ist. Dabei werfen zwei Spieler abwechselnd einen Tennisballgroßen Ball an eine Wand. Abgesehen von dieser „Variante“ sind die anderen traditionellen Sportarten in Irland eine große Konkurrenz für den Olympic Handball. Gaelic football, Hurling – eine dem Hockey verwandte irische Sportart – oder Rugby sowie Fußball und Basketball sind gewichtige Nebenbuhler für den Handball. Einen Vorteil für den Handball identifiziert Robert Hamm allerdings im Vergleich zu den traditionellen Sportarten: „Das größte Plus für in dieser Situation ist, das Handball aufgrund seiner Geschichte und der Leistungsspitze ein sehr europäischer Sport ist. Internationale Kontakte innerhalb Europas sind somit ein wesentlicher Faktor für die Attraktivität des Spieles.“ Im aufstrebenden Irland, das seinen Platz in Europa gerade neu definiert, ist dies ein großer Standortvorteil, den Hamm auch nach Kräften zu nutzen versucht. Dabei kommen dem gebürtigen Hessen seine alten Kontakte zugute. Er ist regelmäßig mit irischen Nachwuchsteams in Deutschland unterwegs und vermittelt seinen SpielerInnen dort neue Erfahrungen auf sportlicher und sozialer Ebene. „Jugendliche, die zu uns in den Club kommen, sind sich darüber bewusst, dass die Auslandsreisen ein wesentlicher Bestandteil unserer Angebote sind. Nur auf dem Kontinent ist es möglich, eine entsprechende Dichte an Teams unterschiedlicher Spielstärken zu finden. Wenn wir also mit unseren Gruppen z. b. nach Deutschland kommen, dann organisieren wir über zwei Wochen jeden Tag Handball mit Training und Spiel. Das ist sehr intensiv für die SpielerInnen (und Coaches). Die Effekte daraus sind jedoch anderweitig nicht herbeizuführen.“

    Die Reise nach Europa lockt

    Der sportliche Wert dieser Bildungsreisen ist für Hamm unbezahlbar: „Was unseren SpielerInnen am meisten abgeht, ist ein Bewegungsmodell für den Sport. Die Kinder können ja so gut wie nie ein Handballspiel sehen, haben daher auch keinerlei Vorstellung, wie z. b. ein Sprungwurf oder ein Fallwurf aussehen könnten.“ Die Bewegungsbilder, mit denen die irischen Kids ins Handballtraining kommen, führen häufig zu kuriosen Varianten, wie Hamm zu erzählen weiß: „Das merkst du dann im Training, wenn die Kinder sich über das Feld bewegen wie beim Rugby oder Gaelic Football, mit eingezogenem Kopf, den Ball unter den Arm gepresst, oder wenn sie einen Pass über vier Meter als Fistpass spielen, also den Ball aus der Hand schlagen statt zu werfen.“

    Um der Drop-Out Problematik entgegen zu wirken, ist in Irland im Moment im Gespräch, einen nationalen Kader der Jahrgänge 1993/94 zu bilden. Dieser soll dann über die nächsten drei Jahre kontinuierlich gefördert werden, vergleichbar dem deutschem Stützpunkttraining. „Ansätze dazu gab es über die letzten vier Jahre immer mal wieder, aber mangels Koordination und mangels Unterstützung seitens des - zugegebenermaßen winzigen - Verbandes sind diese nie weit gediehen," sagt Hamm. Im weiblichen Bereich ist man da bereits einen Schritt weiter. Dort konnte Trainer Andres Erikson ein Mädchenteam immerhin drei Jahre als National Team aufbauen. Ob diese Initiativen letztlich erfolgreich sein werden, steht aufgrund der damit verbundenen Unwägbarkeiten und des Aufwands derzeit noch in den Sternen.

    Zum Handballspielen auf den Kontinent

    Folglich bedarf es auch anderer Ansätze, um den Handball in Irland weiterzubringen, wie Hamm erläutert: „Verknüpft mit dem Konzept ist auch die Absicht, die Spieler im Alter von 16 für einen längeren Zeitraum ins Ausland zu schicken, um dort bei einem Club auf höherem Niveau trainieren zu können. Das ist mit schulischen Vorgaben in Irland recht einfach in Einklang zu bringen, weil es hier ein so genanntes Transition Year gibt, ein Übergangsjahr vor dem Eintritt in die Abschlussklassen, während dessen es möglich ist, z. b. auch Auslandsaufenthalte zu organisieren.“

    Robert Hamm zeigt sich auch unzufrieden mit den Ausbildungs- und Verbandsstrukturen in Irland: „Aus- und Weiterbildung genießt zwar erklärtermaßen Top Priority innerhalb des Verbandes, aber über die letzten zwei Jahre ist da fast nichts passiert. Bis 2004 war ich verantwortlich für die Trainerausbildung, seitdem sind keine Trainerkurse mehr angeboten worden. Erst diesen Herbst soll der nächste Kurs für Coaches Level 1 stattfinden.“ Immer noch hängt die Weiterentwicklung des Sports an einigen wenigen Personen in Irland, die mit mangelnder Unterstützung zu kämpfen haben. Dabei wünscht sich Hamm mehr Unterstützung von Seiten des Irischen Verbandes: „Im Prinzip kann man hier alles machen, was man will, solange man keine Unterstützung erwartet. Wenn es erfolgreich war, wird es dann jedoch gerne auf die Fahnen des Verbandes geschrieben. Aber das ist, glaube ich, eher ein Problem der Organisationsformen, als dass das irgendwie typisch irisch wäre.“

    Handballl in Irland - Das globale Spiel

    Der speziell europäische Touch des irischen Handballs kommt auch im Erwachsenenbereich zum Tragen. Für Männer und Frauen gibt es eine National League. Bei den Männern spielen im letzten Jahr neun Teams gegeneinander, die meister der Spieler kommen dabei aus dem europäischen Ausland. „Bei meiner eigenen Mannschaft UCD kommen die Spieler aus Deutschland, Italien, Frankreich, Malaysia, Libanon, Ägypten und Norwegen“, weiß Hamm zu berichten. In anderen Mannschaften ist die Zusammensetzung ähnlich global, Spieler aus aller Herren Länder treffen sich da zum Handballspielen: „Das hat einen ganz eigenen Reiz und selbst, wenn spiele mal etwas rough werden, trägt diese Melting Pot -Stimmung doch stark dazu bei, dass das Spielen großen Spaß macht.“

    Bei den Frauen sind ebenfalls viele ausländische Studentinnen am Ball, allerdings ist der Anteil irischer Spielerinnen dort deutlich höher. Unter anderem aus diesem Grund sind die Leistungsunterschiede in der Frauenliga auch deutlich höher. Im Jugendbereich ist es bislang noch nicht gelungen, eine annähernd dem deutschen System ähnliche Wettkampfstruktur aufzubauen. Es gibt sechs Clubs in Irland, die Jugendarbeit betreiben. Von diesen sind vier an der Ostküste (Dublin, Kildare, Meath), einer ganz im Westen (Connemara) und einer im Nordwesten (Sligo) beheimatet. „Für die kommende Saison ist eine Terminkoordination zwischen Erwachsenen- und Jugendspielen vereinbart und ein Masterplan wurde aufgestellt, der dafür Sorge tragen soll, dass Termine verbindlich fixiert sind. Wenn das klappt, dann wird es erstmals zu einer Spielrunde mit Heim- und Auswärtsspielen für Jugendteams kommen, “ erläutet Hamm. Allerdings steht er diesen anspruchsvollen Plänen noch recht skeptisch gegenüber: „Allerdings glaub ich das erst, wenn ich es sehe. Hier sei es oft wie bei Brecht: "Ja mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht und dann mach noch einen andren Plan, doch gehn sie beide nicht ..."




    » http://www.sligohandball.org/
    » http://www.olympichandball.org/

    Quelle: www.handball-world.com



    Re: Handball in Irland

    daene - 12.08.2006, 21:06


    sehr interessanter Artikel aber auch gleichzeitig bedauerlich für Irlandfans - wäre so schön, wenn es dort besser aussähe. Vielleicht könnte man von den deutschen Vereinen aus mal mehr "Entwicklungshilfe" geben. Irland im EC-Cup - wäre doch traumhaft.



    Re: Handball in Irland

    Max1 - 14.08.2006, 23:02


    daene hat folgendes geschrieben: sehr interessanter Artikel aber auch gleichzeitig bedauerlich für Irlandfans - wäre so schön, wenn es dort besser aussähe. Vielleicht könnte man von den deutschen Vereinen aus mal mehr "Entwicklungshilfe" geben. Irland im EC-Cup - wäre doch traumhaft.
    -also für ein Freundschaftsspiel einer Deutschen Mannschaft ist Irland wohl etwas weit oder?



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