Bulgarien

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    Re: Bulgarien

    White_Tiger - 25.07.2006, 16:34

    Bulgarien
    Bulgarien

    Република България
    Republik Bulgarien
    Flagge Bulgariens: Horizontale Blockstreifen, von oben weiß, blass grün, rot.


    Wahlspruch: Съединението прави силата [1]
    (In der Einigkeit liegt die Stärke)
    Amtssprache Bulgarisch
    Hauptstadt Sofia
    Staatsform Republik
    Präsident Georgi Parwanow
    Ministerpräsident Sergei Stanischew
    Fläche 110.994 km²
    Einwohnerzahl 7.718.750 (31. Dezember 2005)
    Bevölkerungsdichte 70 Einwohner je km²
    BIP/Einwohner 3.056 US-$ (2005)
    Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich am 3. März 1878 erklärt, anerkannt am 22. September 1908
    Währung Lew (BGN)
    Zeitzone OEZ (UTC +2)
    Nationalhymne Mila Rodino (Мила родино, "Liebe Heimat")
    Kfz-Kennzeichen BG
    Internet-TLD .bg
    Vorwahl +359


    Bulgarien (bulg. България [bʌlg'arija]) ist eine Republik in Südosteuropa. Es grenzt an Griechenland, Mazedonien, Rumänien, Serbien und die Türkei und liegt am Schwarzen Meer.

    Geographie

    Bulgarien wird durch den Balkan (Стара Планина = Altes Gebirge) in die nördlich gelegene Donauebene und die Oberthrakische Tiefebene im Süden geteilt. Im Südwesten erheben sich die Rhodopen mit Pirin und Rila-Gebirge. In letzterem befindet sich das Rila-Kloster (Рилски Манастир).

    Größte Städte

    Größte Städte sind (Stand 31. Dezember 2004): Sofia 1.138.950 Einwohner, Plowdiw 378.000 Einwohner, Warna 343.722 Einwohner, Burgas 189.529 Einwohner, Russe 158.201 Einwohner, Stara Sagora 141.489 Einwohner und Plewen 115.354 Einwohner.

    Bevölkerung

    Bulgarien hat rund 7,72 Millionen Einwohner (Ende 2005). Die Bevölkerungsdichte liegt bei 70 Einwohnern/km². Die Wachstumsrate der Bevölkerung nahm in den vergangenen Jahren immer stärker ab, 2001 betrug sie –1,14%. Die Lebenserwartung liegt laut Weltgesundheitsorganisation für Männer bei 69 und für Frauen bei 76 Jahren. Etwa 93,5% der Bevölkerung sind ethnische Bulgaren; außerdem leben im Land viele indifferente Minderheiten, u.a. Türken (19,5%) (→ Bulgarien-Türken), Roma (14,6%), Armenier, Juden, Griechen, Slawische Mazedonier, Walachen und bulgarisch sprechende Pomaken. In den Großstädten auch Araber und Afrikaner. Die städtische Bevölkerung beträgt 68% und 32% leben auf dem Land. 15% der Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt. Die Fruchtbarkeitsrate liegt etwa bei 1,3 Geburten pro Frau.

    Die Amtssprache ist Bulgarisch; weitere Landessprachen sind Türkisch, Griechisch, Mazedonisch und Romani. Während Mazedonisch wegen der sehr engen geschichtlichen Verwandtschaft in weiten Kreisen eher als Dialekt angesehen wird und zwar gepflegt, aber kaum unterrichtet wird, gibt es in den Siedlungsgebieten der türkischen Minderheit oft Türkisch als Schulfach. Der Vollunterricht in Türkisch ist seit einer Slawisierungskampagne 1986 hingegen verboten. 84% der Bevölkerung sind orthodoxe Christen, 12% Muslime und 4% sind anderen Glaubens.

    Zuverlässige Daten über Minderheiten sind kaum vorhanden. Während die Ausländer- und Staatsbürgerschaftsgesetzgebung recht liberal sind und im Wesentlichen ein Augenmerk auf gesetzestreues Verhalten und Unterhalt haben, konzentrieren sich die häufigen Zensusdatenerhebungen wegen des Bevölkerungsrückgangs auf die Staatsbürger und den internationalen Reiseverkehr. International wurde oft Kritik geübt, etwa seitens der OECD, dass die Statistikbögen teilweise sehr ausführlich ethnische und religiöse Merkmale abfragen und teilweise sehr grob, so dass der Datenbestand verfälscht werde. Auch wird von offizieller Seite eingeräumt, dass speziell die Gruppen der Muslime und ethnischen Türken unter den Staatsbürgern und selbst der Ausländer aus der Türkei von der Bevölkerung mehrheitlich und undifferenziert als „Türken“ bezeichnet und wahrgenommen werden, was auf ihr Selbstverständnis einwirke.

    Trotz dieser eigentypischen Distanz partizipieren gerade diese Gruppen in reger Weise am gesellschaftlichen und politischen Leben des Landes. Sie finden in Minderheitenparteien eine politische Stimme. Beispielsweise war die Bewegung für Bürgerrechte und Freiheiten (DPS), die überwiegend von türkischstämmigen Bürgern unterstützt wird, seit 2001 in jeder Koalitionsregierung vertreten. Dadurch wird die Stellung solcher Minderheiten trotz des geschichtlichen Hintergrundes ein Unikum sui generis.

    Religion

    Etwa 85% der Bulgaren gehören der bulgarischen orthodoxen Kirche an, 12% sind Muslime, der Rest teilt sich in anderen Kirchen auf, außerdem gibt es auch eine jüdische Bevölkerung. Die Religiosität und das Vertrauen in die Kirche ist in Bulgarien allerdings wesentlich geringer als z.B. im Nachbarland Rumänien, was oft mit der Anpassung der bulgarischen Kirche an das ehemalige kommunistische Regime begründet wird. So bezeichnen sich nur 52% der Bulgaren als religiös, nur 22% gehen mindestens einmal im Monat in die Kirche (Quelle: European Values Study 1999).

    Geschichte

    Dieser Artikel überschneidet sich thematisch mit Geschichte Bulgariens. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Eine Anleitung zur Benutzung der Vorlage und eine Liste der bisherigen Mehrfacheinträge findest Du unter Wikipedia:Artikel zum gleichen Thema. Bitte äußere dich dort, bevor du den Baustein entfernst. Ribo 00:15, 10. Jan 2006 (CET)

    Anfänge und Erstes Bulgarisches Reich

    Bulgarien war zuerst von den indogermanischen Thrakern und Makedoniern bewohnt. Nach der Eroberung 29 v. Chr. durch die Römer begann die Romanisierung der Bewohner. Auf dem Gebiet des heutigen Bulgarien wurden als Teile des römischen Reichs die Provinzen Macedonia, Thracia, Moesia und Dacia etabliert. Seit dem 6. Jahrhundert drangen Slawen ein, 679 zusätzlich die vermutlich turkstämmigen Protobulgaren unter Asparuch, die das Erste Großbulgarische Reich mit Hauptstadt in Pliska (679/681 bis 802) und Preslaw (802 bis 1018) gründeten, das fast die ganze Balkanhalbinsel umfasste.

    Nach dem Eindringen der Protobulgaren wurde ein mehrjähriger Krieg ausgelöst. Bemerkenswert ist, dass dieser damit endete, dass die sezessive Staatsgründung in einem völkerrechtlichen Vertrag neuerer Prägung anerkannt wurde. Dies war für die damalige Praxis des Völkerrechts (ius gentium) ein einmaliger Vorgang. Dieser vom oströmischen Kaiser Konstantin IV. Pogonatos 681 geschlossene Vertrag regelte befriedete Staatsgrenzen, ein Flottenmoratorium und eine gewisse Tributpflichtigkeit Konstantinopels. Aus der Verschmelzung der rund 10.000 Einwanderer mit der örtlichen Bevölkerung entstand das Volk der Bulgaren, nach einer Übergangszeit der Völkertrennung, die darin bestand, dass die protobulgarische Oberschicht die Staatsmacht militärisch nach Innen und Außen sicherte. Der neue Staat trug den Namen Bulgarien (vom Stammesnamen der Einwanderer von der Wolga; die Bezeichnung stammt vom alttürkischen „Türük-Bolqar/Turuk-Bulkha“ ab) und offizielle Sprache war das Altbulgarisch.

    Zar Boris I. von Bulgarien wollte das Christentum als Staatsreligion für seinen Mehrvölkerstaat nutzbar machen und neben einer Stärkung der zentralistischen Staatsgewalt nach römischem Vorbild auch eine Homogenisierung der Völker erleichtern, was ihm in der Folgezeit gelang. In der Folge gingen die Bulgaren und Thraker in der slawischen Bevölkerungsmasse auf, aus der protobulgarischen Sprache blieben nachweislich nur 7 Wörter erhalten, sie ging in der slawischen auf. Eines davon war der Name: Bulgaren (zum Vergleich: Bolgar, Name der ehemaligen Residenz der Protobulgaren an der Wolga).

    Nach simultanen Verhandlungen mit Rom und Konstantinopel trat Boris I. 864 zum byzantinischen Christentum über, weshalb die Mehrzahl der Bulgaren bis heute dem orthodoxen Glauben angehört. Auch die bulgarische Kultur ist stark von der byzantinischen geprägt. Den massiven Widerstand gegen das Christentum in der Führungsschicht der Bojaren beseitigte er mit harter Hand, indem er sie absetzte und die entschiedensten Widersacher auf einem Konvent in Preslaw umbringen ließ.

    Boris' Sohn Simeon I. (893-927), der bedeutendste Herrscher Bulgariens, besiegte die Serben, errichtete das bulgarische Patriarchat und förderte die altbulgarische Literatur. Auf sein Betreiben hin wurde das kyrillische Alphabet entwickelt, um Bibelübersetzungen in die slawischen Sprachen und ausgedehnte christliche Missionierungskampagnen bis tief in das Gebiet des heutigen Russland zu ermöglichen. Aus diesem Grund gilt Bulgarien als prägender Ursprung der sprachlichen und politischen Kultur vieler slawischer Völker bis in die Neuzeit sowie der Orthodoxie.

    Bulgarien war lange Zeit ein mächtiges Königreich, das sich militärisch mit dem Byzantinischen Reich messen konnte. In seiner wechselhaften Ausdehnung umfasste es die Gebiete des heutigen Griechenlands, Mazedonien, Serbien, Bosnien, Rumänien und kleine Teile der Ukraine. Bis zur osmanischen Eroberung erfolgte keine Assimilation der unterworfenen Völker, so dass sie unverändert ihre ethnische und kulturelle Identität pflegen konnten. Die bei der ersten Reichsgründung erwähnte Tributpflicht wechselte in den zahlreichen Kriegen mit Byzanz die Seiten zugunsten des Siegers genauso traditionell wie die Gebiete des heutigen Griechenlands.

    Zweites Bulgarisches Reich

    Die Brüder Assen und Peter errichteten das 2. Bulgarische Reich mit Hauptstadt in Weliko Tarnowo, welches von 1186 bis 1393 bestand. Dem zweiten Bulgarischen Reich gelangs es wieder neue Höhepunkte zu erreichen. Das geschah bei dem jüngeren Bruder von Assen und Peter, bei dem Zaren Kalojan, dessen Truppen gegen die Ritter des Vierten Kreuzzuges erfolgreich kämpften und bei dem Zaren Ivan Assen II., dessen diplomatische Fähigkeiten dazu führten, dass Bulgarien an das Schwarze Meer im Osten, an das Adriatische und Ägäische Meer im Süden, an die Karpaten und den Fluss Dnestr im Norden und Nordosten grenzte. Mit dem Niedergang von Byzanz während der türkischen Eroberungen wurde auch Bulgarien ein Teil des erstarkenden türkischen Reichs der Osmanen.

    Türkische Herrschaft und Unabhängigkeit

    1393 bzw. 1398 kam ganz Bulgarien unter türkische Herrschaft, die fast 500 Jahre andauerte. 1444 scheiterte die Befreiung Bulgariens durch ein polnisch-ungarisches Heer unter Wladyslaw I., König von Polen und Ungarn, in der Schlacht bei Varna. In dieser Zeit hielten die Bulgaren der Islamisierung im Wesentlichen stand. Um 1800 erhob sich der geistig-nationale Widerstand, mit der Forderung nach Unabhängigkeit. In Bulgarien kam es zu einer Ära der nationalen Wiedergeburt (Възраждане). Ähnlich wie in Westeuropa knüpfte sie an antike und frühere byzantinische Traditionen.

    Die blutige Niederschlagung des April-Aufstands durch die Türken 1876, der an einem Genozid grenzte und Empörung in ganz Europa auslöste, führte zum russisch-türkischen Krieg 1877-78. Dieser wurde mit ungeahnter Härte und massiven Verlusten auf beiden Seiten geführt. Nach einer Hannibal-ähnlichen Überquerung der Donau und des Balkans mitten im Winter siegten die russischen Truppen und rückten bis kurz vor İstanbul vor, wo der Waffenstillstand von San Stefano geschlossen wurde.
    "Shipka" Denkmal des gefallenen Helden im Russisch-Türkischen Krieg vom Jahre 1877-1878. Mit dem Friedensvertrag vom 3. März 1878 wird Bulgarien zum Fürstentum erklärt, somit bekommen die Bulgaren nach 500 Jahren ihren eigenen Staat wieder.

    "Shipka" Denkmal des gefallenen Helden im Russisch-Türkischen Krieg vom Jahre 1877-1878. Mit dem Friedensvertrag vom 3. März 1878 wird Bulgarien zum Fürstentum erklärt, somit bekommen die Bulgaren nach 500 Jahren ihren eigenen Staat wieder.

    Der Berliner Kongress errichtete ein Fürstentum Bulgarien als konstitutionelle Monarchie, das aber dem Sultan tributpflichtig blieb. Fürst Alexander von Battenberg (1879-86) versuchte innere Reformen und besiegte die Serben im Serbisch-Bulgarischen Krieg 1885/86, wurde aber durch eine von den Russen veranlasste Verschwörung gestürzt. 1887 wurde Ferdinand von Coburg-Gotha bulgarischer Fürst, der 1908 die völlige Loslösung von der Türkei erklärte und den Titel als Zar annahm.

    Die Republik und jüngere Vergangenheit

    Die glänzenden Erfolge der bulgarischen Truppen im 1. Balkankrieg (Eroberung von Adrianopel) wiederholten sich im 2. Balkankrieg nicht. Während die bulgarische Streitmacht an der griechischen und serbischen Front gebunden war, drangen die Rumänen bis nach Sofia vor, die Türken eroberten Adrianopel wieder zurück.

    Im Ersten und Zweiten Weltkrieg kämpfte Bulgarien auf der Seite der Mittel- bzw. "Achsenmächte". Im Ersten Weltkrieg gab der türkische Sieg in der Schlacht von Gallipoli den Ausschlag zum Kriegsbeitritt auf Seiten der Mittelmächte.

    Für Bulgarien war die Folge des Ersten Weltkriegs verheerend. Handel, Industrie und Landwirtschaft existierte fast nicht mehr. Die Landwirtschaft verfügte nicht einmal mehr über Saatgetreide. In der Industrie herrschte Mangel an Rohstoffen und Energie. Dem Handel fehlten die Transportmittel, die im Krieg eingesetzt und vernichtet waren. Die Preise stiegen enorm. Ein anderer Grund für die schwere Lage war der Frieden von Neuilly (Pariser Vorort). Durch ihn hat Bulgarien nicht nur alle im Weltkrieg errungenen Gewinne verloren, sondern auch die entwickelten und existenz-wichtigsten Provinzen Bulgariens.

    Darunter kamen Caribrod und Strumiza an das neu gegründete „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“, den Zugang zur Ägäis zwischen Mesta und Mariza mit dem Hafen Dedegac (griech. Alexandroupolis) an die Alliierten, die es in San Remo im April 1920 an Griechenland gaben, Teile der südlichen Dobrudscha fielen an Rumänien. Insgesamt verlor Bulgarien 8% seiner Vorkriegsfläche oder rd. 10.750 km². Außerdem musste Bulgarien Reparationen in Höhe von 2,25 Milliarden Goldfrancs zahlen. Die Verwaltung und Verteilung der Finanzen wurden von einer alliierten Kontrollkommission überwacht. Dies alles führte zu einer Reihe ausgedehnter Streiks; allein für das Jahr 1919 sind 150 bekannt.

    In der Zeit von 1918 bis Oktober 1919 gab es zwei Regierungen. Die erste hoffte durch Waffenstillstand am 29. September 1918 und Thronwechsel am 3. Oktober (Der König Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha dankte zugunsten seines ältesten Sohnes Boris III. (1918-1943) ab) auf bessere Friedensbedingungen.

    Die zweite wollte Bulgarien retten durch eine große Koalition von November 1918 bis Oktober 1919, die Regierung Stambolijski (1919-1923). Die seit Oktober 1919 im Amt befindliche Regierung des Bauernvolksbundes unter Alexandar Stambolijski wollte Bulgarien aus seiner Isolation herausführen, aber der einzige Erfolg in diese Richtung war die Aufnahme Bulgariens in den Völkerbund (1920).

    Stambolijski wollte eine Föderation von Staaten schaffen, die von Agrariern geführt wird. Da 80% der bulgarischen Bevölkerung Bauern waren, versuchte er zwischen 1920 und 1923, die bulgarischen Bauern und ihre politische Organisation zum entscheidenden Träger der politisch-demokratischen, wirtschaftlich-sozialen und geistig-kulturellen Entwicklung des Landes zu machen. Leider war seine Innenpolitik zu radikal. Es gab Pressezensur und Verbot für Staatsbedienstete, an Demonstrationen teilzunehmen. Seine „Orange-Garde“, eine Art Bauernmiliz wurde als Zeichen seiner Schreckensherrschaft angesehen.

    Die begonnene Agrarreform stieß auf den Widerstand kapitalistischer Kreise, seine Pläne zur „Erziehung der bulgarischen bäuerlichen Bevölkerung und zur Umgestaltung des bulgarischen Dorfes“ erzeugten Misstrauen und Ablehnung. In der Bodenreform wurde aller Grundbesitz über 30ha. aufgeteilt, eine Einzelperson sollte 1ha, eine Familie 10ha bearbeiten nach dem Grundsatz, dass das Land dem gehören sollte, der es bearbeitet.

    Mit dem Gesetz über die Arbeitspflicht vom 14. Juni 1920 wurde erstmals eine Art Arbeitsdienst eingerichtet. Männer über 20 und Frauen über 16 sollten zu Arbeiten in allen Zweigen der Volkswirtschaft für 12 bzw. 6 Monate herangezogen werden. Ausgenommen waren verheiratete und muslimische Frauen sowie jene Männer, die den freiwilligen 12jährigen Wehrdienst ableisteten. Bei Naturkatastrophen und nationalem Notstand konnten Männer im Alter von 20 bis 50 Jahren bis zu vier Wochen dienstverpflichtet werden.

    Das Regime der „Demokratischen Eintracht“ (1923-1926)

    In verschiedenen Kreisen wuchs der Unmut über die Politik des „Bauernbundes“. Politische Kräfte aus alle Seiten haben sich zusammengeschlossen und anschließend in der Nacht vom 8. auf den 9. Juni 1923 putschte unter dem Kommando des Hauptmanns Ivan Valkov und der rechtsorientierte Politiker Professor Alexandar Cankov gegen Stambolijski. Nur die Kommunistische Partei blieb in Neutralität. Die „Orangengarde“ wurde bekämpft. Alexandar Stambolijski geriet am 14. Juni in Gefangenschaft und wurde schließlich von Mitgliedern der IMRO (Innere Mazedonische Revolutioniere Organisation) ermordet. Viele Anhänger des Bauernbundes wurden mit ihm ohne Urteil beseitigt.

    Die neue Regierung geführt von Aleksandar Cankov verfolgte auch die Kommunisten und ließ 2500 von ihnen am 12. September 1923 ins Gefängnis werfen. Obwohl Stambolijski auch gegen die Kommunisten vorgegangen war, wurde seine Regierung doch von diesen als Wegbereiter für den Kommunismus angesehen. Aus diesem Grund und weil die „Bulgarische Kommunistische Partei“ unter dem Druck Moskaus, genauer der Kommunistischen Internationale geriet, versuchten mit der Unterstützung Stambolijskis Anhänger mit einem Aufstand am 23 September die Fehler von 9 Juni wieder gut zu machen.

    Führer dieses Aufstand waren Vasil Kolarov, Georgi Dimitrov und Valko Zervenkov. Diese verspätete Auflehnung wurde nur in wenigen Tagen blutig beendet mit mehr als 20 000 Opfer und einem Sieg für die Armee. Die Regierung formierte einen Block „Demokratische Eintracht“ (Demokraticeski sgovor), indem sie versuchte, aus allen Parteien Politiker an sich zu binden. Es sollte eine „Vereinigung verwandter Parteien“ entstehen. Kaum war das passiert, begann eine Differenzierung in die sogenannten Flügel- „Stämme“. Der eine gruppierte sich um Cankov, die anderen folgten den gemäßigten Andrei Ljapcev von den Demokraten und Atanas Burov von der Vereinigten Nationalprogressiven Partei.

    Im März 1925 hatte die Regierung Cankov ein Gesetz zum Schutze des Staates herausgebracht, das sich eindeutig gegen die Kommunisten richtete. Daraus folgte am 16. April 1925 ein Bombenanschlag auf die Kirche Heilige Nedelja bei dem mehr als 150 Menschen ums Leben kamen. Dieser wurde von Außenseitern der Kommunistische Partei verübt. Zar Boris III, dem dieser Anschlag gegolten hatte, war zufällig nicht anwesend. Scharfe Maßnahmen waren die Folge dieses Anschlags. Es galt von April bis Oktober 1925 Ausnahmezustand. Die bisherigen Sympathien für den Kommunismus wurden dadurch erheblich vermindert. Auch der seit 1923 oppositionelle Bauernbund erklärte seine Ablehnung des Terrors und der Kommintern.

    Außenpolitik der Regierung

    Die Regierung Cankov konnte, genau wie vorher Stambolijski, keinen entscheidenden Durchbruch erreichen. Das Verhältnis zu Rumänien war erträglich, mit Griechenland wurde eine Minderheitenvereinbarung unterschrieben (30. Dezember 1924), ein Freundschaftsvertrag mit der Türkei (18. Oktober 1925); die Reisen nach Rom, London, Paris hatten dagegen nicht viel gebracht. Mit Jugoslawien wurden die Beziehungen wegen verstärkter mazedonischer Bandentätigkeit verhindert. Die Hoffnungen auf eine Grenzrevision in Trakien wurden auf der Konferenz von Lausanne enttäuscht. In der Frage der Militärbeschränkungen erreichte Cankov lediglich die Erlaubnis zur zeitwilligen Einberufung von 3000 Reservisten und dann weiterer 10 000 Freiwilligen zur Bekämpfung kommunistischer Unruhen und IMRO - Bandentätigkeit.

    Die Gewährung der zur wirtschaftlichen Gesundung des Landes dringend benötigten Anleihen machte man in London und Paris von einer innenpolitischen Stabilisierung in Bulgarien abhängig. Die Wirtschaft in diesen Jahren näherte sich allmählich wieder dem Vorkriegsniveau. Neue Felder und Weiden wurden erschlossen, Sümpfe trockengelegt, ertragreichere Pflanzen und neue Terrassen eingeführt. Tabak, Baumwolle, Zuckerrüben, Sonnenblumen waren die wichtigsten Ausfuhrgüter. In der Industrie taten sich neue Produktionszweige auf: Kautschuk, Glas und Porzellan. Ein weiteres Problem, das die innere Unruhe verstärkte, war die Flüchtlingswelle aus der Dobrudscha, Mazedonien und Trakien mit über 250 000 Flüchtlingen zwischen den Jahren 1919 bis 1925. Den für den Handel sehr wichtigen Zugang zur Ägäis, den Bulgarien nach Art. 48 von Neuilly bekommen musste, hat es nie bekommen. Das nächste Kapitel in der bulgarische Geschichte wurde als „Die Zeit der wirklichen Demokratie“ bezeichnet.

    Die Regierung Ljapcev

    Am 4. Januar 1926 wurde der radikale Cankov durch die gemäßigten Andrej Ljpcev und Burov abgelöst (bis 1931). Sie versuchten zu den demokratischen Prinzipien zurückzufinden, indem sie die Bedeutung des Parlaments unterstrichen, Pressefreiheit und politische Diskussion forderten. Es fand eine große Amnestie politischer Häftlinge im Februar 1926 statt. Die Kommunistische Partei und deren Organisationen, Arbeiterjugendbund und Gewerkschaften wurden ein Jahr später zugelassen. Mit der Durchführung von Kommunal-, Distrikts- und Parlamentswahlen 1926/27 hat die Regierung die wesentlichen Liberalisierungserwartungen des In- und Auslands erfüllt. Dieser gemäßigte Kurs Ljapcevs wurde mit einer Flüchtlingsanleihe britischer und amerikanischer Banken in Höhe von 2.4 Mio. Pfund Sterling sowie 4.5 Mio. Dollar honoriert.

    Am 31.05.27 verließ die Interalliierte Kontrollkommision Bulgarien. Es folgte am 9. Dezember 1927 eine bulgarisch-griechische Konvention über die Aussiedlung von Bulgaren aus Westtrakien. Dies brachte eine neue Flüchtlingswelle nach Bulgarien und führte zu neuen Versorgungsproblemen. In seiner Außenpolitik dokumentierte Ljapcev die friedlichen Absichten Bulgariens durch den Beitritt zum Kellogg-Pakt am 14. November 1928. Am 20. Januar 1930 wurde im Rahmen der Haager Schlussakte die Reparationssumme von 2,25 Milliarden Goldfranken auf den immer noch zu großen Betrag von 171,6 Millionen Goldfranken reduziert.

    Die Weltwirtschaftskrise äußerte sich in Bulgarien zunächst als Agrarkrise, die zu einer Preissenkung landwirtschaftlicher Produkte führte, die tief unter dem Rentabilitätswert für die Landwirte lag. Eine gewisse Rolle spielte auch die Agrarreform von 1921 unter Stambolijski sowie die Versäumnisse bei den agrartechnischen Innovationen. Die Industrieproduktion ging um die Hälfte zurück. Die Zahl der Arbeitslosen stieg auf 200 000. Die Krise verursachte allgemeine Unzufriedenheit, die sich gegen das konservative Regime wendete. So gelangte durch die relativ freien Wahlen vom 21. Juni 1931 der oppositionelle „Volksblock“ an die Macht. Das war eine Koalitionsregierung bestehend aus Demokraten, Liberalen und gemäßigten Agrariern, zunächst unter der Führung von Alexandar Malinov, und ab 12. Oktober 1931 von Nikola Muschanov. Die Regierung stellte nach Ablauf des Hoover Moratoriums (Juli 1931 bis Juli 1932) den Zinsendienst für Auslandszahlungen ein, konnte aber die Krise nicht verringern.

    Am 9. Februar 1934 schlossen die Türkei, Griechenland, Jugoslawien und Rumänien den Balkanpakt, der sich im Artikel 8 ausdrücklich gegen die bulgarischen Revisionsbestrebungen richtete und dadurch die Isolierung Bulgariens bekräftigte. Die Missstimmung wuchs. Am 19. Mai 1934 putschten Mitglieder der Militärliga und der Gruppe „Zveno“ (Kettenglied). Am 30. Mai 1934, also nach dem Putsch, löste sich das „Zveno“ selbst auf, um dadurch das Vorgehen der Regierung Kimon Georgiev gegen die anderen Parteien zu erleichtern.

    Die Regierung Georgiev sorgte in kurzer Zeit für tiefgreifende Änderungen und setzte Teile der seit 1879 gültigen Verfassung von Tarnovo außer Kraft. Vor allem wurden große Sparmaßnahmen in der Verwaltung durchgeführt. Die Zahl der Gemeinden wurde von 2500 auf 800 verringert und der Beamtenapparat verkleinert. Am 12. Juni 1934 wurde das Parlament und die Parteien aufgelöst, und Pressenzensur eingeführt. Die lokale Selbstverwaltung wurde durch eine zentrale Administration ersetzt. Die autonomen, parteilich orientierten Gewerkschaften gerieten unter staatliche Kontrolle.

    Das neue Regime fand Zustimmung in Deutschland und Italien und wurde von England, Frankreich und der bulgarischen Bevölkerung kritisiert. Die ersten außenpolitischen Schritte waren in Richtung Jugoslawien. Noch in den ersten Tagen nach dem Putsch ließ die Regierung die Mazedonier-Organisation auflösen, deren Eigentum konfiszieren und deren Mitglieder internieren. Die positive Wirkung auf Belgrad zeigte sich am 24. Mai 1934 durch einen Handelsvertrag (seit 30 Jahren war kein Vertrag mit Jugoslawien mehr geschlossen worden).

    Ein anderer Punkt war die Herstellung diplomatischer Beziehungen zwischen der UdSSR und Bulgarien. Es wurden eine gemeinsame Handelskammer und eine bulgarisch-sowjetische Gesellschaft gegründet. Trotz vielversprechender Ansätze in der Außen-, Innen- und Wirtschaftspolitik gelang es dem Regime nicht, die bisher bestimmenden politischen Kräfte zu integrieren. Am 22. Januar 1935 musste Kimon Georgiev sein Amt aufgeben. In den folgenden Monaten wurde der Militärbund schrittweise entmachtet und am 3. März 1936 aufgelöst. Gestützt auf royalistische Offiziere erlangte Zar Boris III die volle Macht.

    Die folgenden Jahre standen im Zeichen der Stabilisierung der Königsdiktatur, der Bekräftigung einer unabhängigen Außenpolitik und einer verstärkten wirtschaftlichen Kooperation mit Deutschland. Im Unterschied zu anderen, im Europa der dreißig Jahre entstandenen diktatorischen Regimes trug diese noch vergleichs- und zeitweise „demokratische“ Züge. Der König Boris III setzte die 1934 weitgehend aufgehobene Verfassung wieder in Kraft. Organisationen und Parteien, die rechtsradikal waren, wurden aufgelöst.

    An der Spitze der Regierung war bis November 1935 Toschev und danach bis 15. Februar 1940 Georgi Kjoseivanov, der ein Vertrauter des Zaren war. In seiner Amtszeit bildete Kjoseivanov die Regierung acht mal um, ein Zeichen für das Fehlen einer leitenden Idee und einer die Regierung tragenden politischen Kraft. Der Regime stützte sich nicht auf bestimmte Parteien sondern einigte einige Elemente der parlamentarischen Demokratie mit der Königsdiktatur. Im März 1937 ließ Kjoseivanov Kommunalwahlen, ein Jahr später Parlamentswahlen durchführen, bei denen die Kandidaten bei fortbestehendem Parteienverbot nicht als Repräsentanten von Parteien, sondern lediglich als Einzelpersonen auftreten durften. Auch die Regierung organisierte ihre Anhänger nicht in einer festen Partei. Bei der Parlamentseröffnung im Mai 1938 erklärten sich von 170 Abgeordnete 106 für die Regierung und 64 gegen sie.

    In ihrer Außenpolitik versuchte die Regierung eine Aufhebung der Neuillyer Militärklausen. Sie erreichte am 31. Juli 1938 ein Abkommen mit Griechenland über die Aufhebung der Rüstungsbeschränkungen und die Erlaubnis zur Wiederbesetzung der entmilitarisieren Zone an der trakischen Grenze. Ein Jahr zuvor, am 24. Januar 1937 wurde der bulgarisch-jugoslawische Freundschafts- und Nichtangriffspakt ratifiziert.

    Auf handelspolitischem Gebiet war Bulgarien sehr von Deutschland abhängig. Der bulgarische Export nach Deutschland betrug im Jahr 1937 47,1% und stieg auf 58,9% im Jahr 1938 und 1939 auf 67,8% der bulgarischen Gesamtausfuhr. Der Import von 58,2 % im Jahr 1937 und 52,0% im Jahr 1938 auf 65,5% der bulgarischen Gesamteinfuhr. Das Gesamtvolumen des bulgarischen Handels mit Deutschland war 1930 rund 2,5 Milliarden Lewa und stieg 1939 bis auf Dreifache, nämlich rd. 7,5 Milliarden Lewa, mit einer positiven Handelsbilanz für Bulgarien. In den Kriegsjahren 1941-1944 erreichte Deutschland sogar einen Anteil von 79% des Imports und 73% des Exports Bulgariens. Obwohl Bulgarien so sehr wirtschaftlich von Deutschland abhängig war, wurde eine engere politische Bindung an Deutschland von Boris III vermieden.

    Die politische und staatliche, wirtschaftliche und soziale, rechtliche und kulturelle Entwicklung des Königreiches/Zartums Bulgarien zwischen dem Ende des Ersten und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges bewegte sich zwischen gescheiterten Versuchen eine demokratisch- parlamentarische Ordnung herzustellen und mehrfachen Katastrophen, Umbrüchen, Staatsstreichen, als deren Folge verschiedene Formen von Diktatur, schließlich die des Königs Boris III entstanden.

    Außenpolitisch befand sich Bulgarien 1919-1934 in weitgehender Isolierung, weil es Revisionsforderungen gegenüber allen Nachbarländer mit Ausnahme der Türkei hatte. Leider betrieben die bulgarischen Regierungen in diesem Zeitraum keine einheitliche revisionistische Außenpolitik. Die Regierung von Stambolijski wollte eine großsüdslawische Föderation von Staaten schaffen. Die bulgarische Politik der 30er Jahre sah sich vor drei Aufgaben gestellt. Es galt, die außenpolitische Isolation zu überwinden, durch Verständigung mit den Nachbarn sowie mit Billigung der Großmächte den Vertrag von Neuilly zu revidieren, und die verlorenen Gebiete wiederzugewinnen.

    Aber die Gebietsverluste hatten Spannungen und Probleme mit Griechenland, Jugoslawien und Rumänien gebracht, die sich nur sehr schwer mindern ließen. Die mazedonische Frage bildete, durch die ständigen Attentate, ein kaum lösbares Dauerproblem. Von geringerem Gewicht war die Bulgarien von Rumänien trennende Dobrudschafrage. Innenpolitisch und wirtschaftlich hat sich die Lage in diesen Jahren nicht sehr viel verändert. Da es in Bulgarien keine große soziale Differenzierung gab, weder einen grundbesitzenden Adel noch ein Besitzbürgertum größeren Umfangs, spielten wie in den Jahren der Staatsbildung Offizierskorps und Beamtenschaft eine entscheidende Rolle.

    Das völlige Überwiegen der Landbevölkerung änderte sich bis Ende des Zweiten Weltkrieg nur gering. So betrug im Jahre 1900 der Anteil der Landbevölkerung 80,2% und im Jahre 1934 78,5% Im Zeichen des Zweiten Weltkriegs versuchte Bulgarien so lange wie möglich Neutralität zu wahren. Deswegen gab Bulgarien zwei Wochen nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges eine Neutralitätserklärung (15. September 1939) ab. Mit der Sowjetunion wurden zwei Schifffahrtsverträge (11. Dezember 1939 und 5. Januar 1940) unterzeichnet. Einen von Moskau angebotenen Pakt über wechselseitige Unterstützung lehnte die rechtsgerichtete Regierung Bogdan Filov (Februar 1940 bis September 1943) jedoch ab, da sie eine allzu großen Einflussname auf die inneren Verhältnisse und eine „Sowjetisierung“ befürchtete.

    Durch den 2. Wiener Schiedsspruch vom 30. August 1940 erhielt Bulgarien auf deutschen Druck den südlichen Teil der Dobrudscha wieder von Rumänien zurück. Am 18. November 1940 kam Zar Boris III. von Bulgarien nach Berlin. In seinem Staat überschnitten sich deutsche und sowjetische Interessen schon wegen seiner geographischen Lage. Einen Beitritt zum Dreimächtepakt hatte der König einen knappen Monat vorher abgelehnt, doch gab er später eine verklausulierte Zusage (23. November 1940). Eine offene Teilnahme an militärischen Maßnahmen gegen Griechenland wurde nicht weitaus verweigert, doch von Bedingungen abhängig gemacht: Modernisierung der bulgarischen Armee und Unterlassung eines Aufmarsches auf bulgarischem Boden "bis zum letzten Moment".

    Die Zurückhaltung Bulgariens war für Hitler deshalb noch besonders unangenehm, weil sie sich unmittelbar auf Jugoslawien auswirken konnte, da nur noch Jugoslawien nicht dem Dreimächtepakt beigetreten war. Da man sich nicht in der Lage sah, das Land vor Angriffen von Russland, der Türkei und Griechenland zu schützen, mussten deutsche Truppen im Lande stehen und auch Luftverteidigungsaufgaben übernehmen. Erst wenn dies gewährleistet sei, sei Bulgarien bereit dem Dreimächtepakt beizutreten. Schließlich trat Bulgarien an der Seite der Achsenmächte gegen Jugoslawien und Griechenland in den 2. Weltkrieg ein.

    Das Königshaus und die Bevölkerung widersetzten sich zum Teil erfolgreich der Verfolgung und der Deportation der bulgarischen Juden (Holocaust) durch die Nazis und weigerten sich Truppen gegen die Russen an die Ostfront zu entsenden. Juden aus den von Bulgarien besetzten Gebieten in Mazedonien und Griechenland wurden jedoch deportiert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geriet Bulgarien unter sowjetischen Einfluss und wurde Teil des Warschauer Paktes. 1946 wurde es zur Republik. 1986 zwangen die bulgarischen Behörden die türkische Minderheit zur Annahme slawischer Namen und verboten den Schulunterricht in türkischer Sprache. Rund 380.000 ethnische Türken akzeptieren dies nicht und wanderten bis zum Anfang der 90er Jahre in die Türkei aus.

    Das Ende der kommunistischen Ära wurde 1990 durch freie Wahlen eingeleitet. Bulgarien rief eine Große Verfassungsgebende Volksversammlung als erstes Parlament ein und gab sich eine reformierte demokratische Verfassung. Seitdem wurden weitere politische und wirtschaftliche Reformen vorangetrieben. Auf dem NATO-Gipfel in Prag wurden am 22. November 2002 sieben osteuropäische Staaten – darunter auch Bulgarien – offiziell zu Aufnahmegesprächen eingeladen. Am 26. März 2003 wurden die Beitrittsprotokolle unterzeichnet, und am 29. März 2004 wurden Bulgarien und die anderen sechs Kandidaten in die NATO aufgenommen.

    Ein Assoziationsabkommen mit der Europäischen Union wurde ebenfalls unterzeichnet und weitgehend implementiert. Die Beitrittsverhandlungen wurden 2004 erfolgreich abgeschlossen. Als weiterer Schritt billigte am 13. April 2005 das Europaparlament den Beitritt zur Europäischen Union mit 522 von 660 Stimmen, und am 25. April 2005 wurde der Beitrittsvertrag in Luxemburg unterzeichnet. Danach wird Bulgarien planmäßig am 1. Januar 2007 Mitglied der EU.

    Siehe auch: Liste der bulgarischen Zaren, Liste bulgarischer Präsidenten, Liste bulgarischer Ministerpräsidenten


    Politik

    Von 1990 an war die demokratische Oppositionsbewegung Union Demokratischer Kräfte SDS (Съюз на демократичните сили, СДС), die den friedlichen Wandel des kommunistischen Bulgariens herbeiführte, fast immer stärkste Partei. Anfangs regierte jedoch in mehreren Legislaturperioden die Sozialistische Partei BSP (Българска социалистическа партия, БСП in einer Koalitionsregierung. Die EU-Integration wurde jedoch erst von der konservativ geführten SDS Regierung beschleunigt, die auch wirksamere Reformen anpackte. Sie stellte umfängliche Kooperation mit internationalen Institutionen her, senkte die Inflation und stabilisierte die Wirtschaftslage. Der NATO und EU Beitritt wurden in dieser Zeit initiiert.

    Im Jahr 1999 legten die bulgarische und die mazedonische Regierung ihren jahrelangen Sprachenstreit bei, der die bilateralen Beziehungen schwer belastete. Bulgarien erkannte die Eigenständigkeit der mazedonischen Sprache und Nation erstmals offiziell an, Mazedonien entsagte im Gegenzug jeglicher Einflussnahme auf die mazedonische Minderheit in Bulgarien.

    Die Parlamentswahlen am 17. Juni 2001 gewann überraschend mit 42,7% der Stimmen die erst kurz zuvor gegründete Nationale Bewegung Simeon II. (NDSV) um den ehemaligen König Simeon II. von Sachsen-Coburg-Gotha, der nach 55 Jahren aus dem spanischen Exil zurück gekehrt war. Wegen des stark betonten republikanischen Prinzips in der Verfassung slawisierte er seinen Namen zu Simeon Sakskoburggotski und legte monarchische Namenszusätze ab, nachdem die Wahlbehörden die Rechtsauffassung äußerten, er sei wahlinkompatibel. Wesentlichen Anteil an dem Erfolg hatte das Versprechen, innerhalb von 800 Tagen eine deutliche Verbesserung des Lebensstandards herbeizuführen. Dazu schlug er eine Erhöhung des Lohnniveaus und Steuersenkungen vor.

    Im Wesentlichen jedoch behielt die amtierende Regierung den konservativen Kurs ihrer Vorgängerin bei, insbesondere die Politik der EU-Integration. 2003/2004 amtierte Bulgarien als Mitglied des UNO-Sicherheitsrates und schloss sich mit Chile und Spanien demonstrativ der von den USA geführten Anti-Irak-Fraktion an, die einen gewaltsamen Regierungswechsel im Irak unterstützte. Die tendenziell US-freundliche Außenpolitik Bulgariens und der Dissens mit der reservierten deutsch-französischen Seite führten unter anderem dazu, dass auf Betreiben des Außenministers Solomon Pasi die deutschen Anti-ABC-Einheiten umgehend von bulgarischen und polnischen Truppen ersetzt wurden. Historisch pikant ist dieser Umstand wegen der Beziehungen zum Irak bereits vor dem Zweiten Golfkrieg, als Bulgarien in dieser Zeit umfangreiche konventionelle Waffenlieferungen vorgenommen hatte, ähnlich der USA.

    In der Wirtschaft kam es aufgrund von Simeons Reformen zu weiter fortschreitendem Aufschwung, von dem allerdings eher in- und ausländische Investoren und die städtische Oberschicht als der Durchschnittsbürger profitierten. In ländlichen Gebieten herrschen oft hohe Arbeitslosigkeit (im Landesdurchschnitt etwa 14%) und Korruption und die sehr traditionelle Landwirtschaft, die bei 26% der Beschäftigten 13% zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beiträgt.


    Die Parlamentswahlen für die 40. Nationalversammlung fanden am 25. Juni 2005 statt. Die Regierung erlitt eine Niederlage, nachdem die BSP erneut stärkste Kraft wurde. Die SDS verlor ebenfalls empfindlich nach einer Zersplitterung in mehrere kleinere Parteien, die jedoch alle im Parlament vertreten sein werden. Die Mehrheitsverhältnisse deuten auf eine schwierige Regierungsbildung, nachdem selbst eine Koalition mit der Bewegung für Bürgerrechte und Freiheiten DPS (Движение за права и свободи, ДПС die absolute Mehrheit verfehlt. Diese stützte bisher sowohl linke als auch konservative und auch die amtierende Regierung.

    Negativ und großenteils schockiert zeigte sich die Öffentlichkeit durch den spontanen Erfolg der Wählerinitiative Attacke (Aтaкa), die einen rassistischen und EU-feindlichen Wahlkampf führte. Die Wahlbehörde musste diese zur Teilnahme an der Wahl zulassen, führt jedoch wegen der Art des Wahlkampfs mit der Generalstaatsanwaltschaft Ermittlungen gegen mehrere Mitglieder der Wahlinitiative wegen des Verdachts der Förderung ethnischer Feindseligkeiten, was nach bulgarischer Gesetzgebung strafbar ist.

    Infrastruktur

    Bulgarien ist ein wichtiges Transitland zwischen Mitteleuropa und dem Nahen Osten. Das Land besitzt ein dichtes Eisenbahn- und Straßennetz. Internationale Flughäfen befinden sich in Sofia, Plovdiv, Varna und Burgas, Seehäfen in den letztgenannten beiden Städten.


    Wirtschaftsgeschichte

    Bulgarien gehört zu den Ländern, die als Agrarstaat in den RGW ("COMECON") eingetreten sind und die ihre Industrialisierung diesem im Wesentlichen zu verdanken haben. Das bedeutete die Steigerung der energie- und rohstoffintensiven Schwerindustrie, von denen einige Bereiche (Pharmazeutika, Maschinenbau, Elektronik) durchaus erfolgreich in den ehemaligen Märkten agierten.

    Nach dem Wegfall des Marktes der Sowjetunion, zu dem am meisten Beziehungen bestanden, geriet die Wirtschaft in eine schwere Krise, aus der sie sich bis heute nicht erholt hat. In den Jahren 1989 bis 1995 gingen die Realeinkommen um fast 70 Prozent zurück, der Lebensstandard fiel um 40 %.

    Das Sozialsystem, insbesondere das System der Kranken- und Rentenversicherungen, brach weitgehend zusammen. Die sozialistische Regierung unter Schan Widenow schaffte hier keine Abhilfe, sondern bediente eher die Interessen der ehemaligen Nomenklatura: Die ehemaligen Direktoren der staatseigenen Betriebe wurden schnell zu Millionären.

    Im Frühling 1996 kam es infolge der hohen Staatsverschuldung zu einer schweren Wirtschaftskrise. Banken brachen praktisch über Nacht zusammen, der Staat geriet in Zahlungsschwierigkeiten gegenüber seinen ausländischen Kreditgebern. In der Hoffnung auf Unterstützung von Weltbank und IWF verabschiedete die sozialistische Regierung ein Strukturprogramm.

    134 marode Staatsbetriebe sollten geschlossen werden, durch Steuervergünstigungen versuchte man - vor allem ausländische - Investoren anzulocken. Doch die Privatisierung ging dem IWF zu langsam und er forderte als Bedingung für weitere Kredite die Einführung eines currency boards (Währungsrates) mit der Bindung des bulgarischen Lew an die D-Mark im Verhältnis 1:1.

    Mit Wirkung vom 7. Juli 1997 wurden diese Bedingungen von der neuen konservativen Regierung erfüllt. So konnte das Land die notwendigen Kredite bekommen und ein Budget für das kommende Jahr verabschieden, hatte aber die Hoheit über die Staatsfinanzen an die internationalen Finanzinstitutionen abgegeben.

    Denn die Einführung des currency boards bedeutet, dass die Regierung kein Budget ohne die Einwilligung des IWF verabschieden darf. Durch diese Maßnahmen konnte Bulgarien im internationalen Vergleich seine Wirtschaftsdaten bis 2000 verbessern.

    Das Haushaltsdefizit konnte auf 1 % des BIP reduziert werden, das Bruttoinlandsprodukt stieg um 5 %, die Inflationsrate hielt sich bei etwa 11 % und die Arbeitslosigkeit stagnierte auf 18 %.

    Doch die Annäherung an den Weltmarkt wird bis jetzt nicht durch eine Ankurbelung der Wirtschaft, sondern durch eiserne Sparmaßnahmen erreicht. Für die nationale Wirtschaft und für die Bevölkerung haben Einsparungen und Verteuerungen in erster Linie negative Folgen.

    Die ausländischen Investoren sind bis jetzt ausgeblieben, ein eigener unternehmerischer Mittelstand hat sich - nicht zuletzt aufgrund der hohen Zinspolitik - bis jetzt kaum entwickelt. Seit 1997 hat Bulgarien eine negative Handelsbilanz.

    Von der Bevölkerung kämpfen etwa 80 % ums tägliche Überleben. Ein Durchschnittslohn reicht kaum für die Ernährung, die Haushaltseinkommen sinken bei steigenden Preisen für so essentielle Dinge wie Heizung, Wasser und Müllabfuhr. Die vom IWF geforderte Erhöhung der Energiepreise führte dazu, dass sich viele Haushalte von der Energieversorgung abmeldeten.

    1999 waren 45 % der Bevölkerung auf selbst hergestellte Nahrungsmittel angewiesen. Die Bewegung vom Land in die Kleinstadt und von dort in die Großstadt kehrt sich deshalb heute um. Die Krise der Wirtschaft zwingt zu einer neuen Subsistenzwirtschaft, oft mit einfachsten Geräten wie Sichel und Pflug, da nur wenige Dorfgemeinschaften genug Geld haben, um kollektiv einen Traktor anzuschaffen.

    Der IWF sieht diese Situation als notwendige Übergangsphase und glaubt, dass Investitionen in das - aufgrund von Arbeitslosigkeit und Schattenwirtschaft - chronisch unterfinanzierte Sozialsystem die Überwindung der Krise unmöglich machen würden. Er setzte Mindestlöhne fest, die unter dem Existenzminimum liegen und verbietet Investitionen ins Verwaltungssystem. Im öffentlichen Dienst wurden ein Achtel der Stellen gestrichen.

    Die Einschränkungen des Handlungsspielraums der Politiker durch den IWF steht im Widerspruch zu den Erwartungen der EU, die von ihren Beitrittsländern erwartet, dass sie eigenverantwortlich rechtsstaatliche und marktwirtschaftliche Systeme aufbauen. Sollten die Stabilisierungsmaßnahmen nicht bald greifen, fürchten Experten eine wirtschaftliche Abwärtsspirale mit ähnlichen Folgen wie in Argentinien.

    Ein solcher wirtschaftlicher Zusammenbruch wäre eine Gefahr für die Stabilität der gesamten Balkan-Region. Selbst der IWF, der zugeben musste, dass der Lew trotz der Fixierung an den Euro zwischen 22,1 und 28,7 % seines Wertes eingebüßt hat, denkt bereits über Ausstiegsstrategien aus dem currency board nach.

    Er schlägt - analog zur Einführung des Dollar in manchen lateinamerikanischen Ländern - eine Euro-Einführung noch vor dem EU-Beitritt vor. Dies wird allerdings von der Europäischen Zentralbank abgelehnt, die um die Stabilität des Euro fürchtet. Der Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph E. Stiglitz plädierte für einen vorgezogenen EU-Beitritt Bulgariens.



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