Seit zwei Tagen hat es kein Lebenszeichen von der kleinen Emilie mehr gegeben. Und dann verschwindet auch der fünfjährige Kim spurlos. Einziger Anhaltspunkt ist Aksel Seier, der vor über 40 Jahren ein kleines Mädchen getötet haben soll. Nach Jahren der Haft hat man ihn später überraschend vorzeitig entlassen. Niemand weiß, wo sich Seier aufhält und wie es ihm nach dem erlittenen Unrecht heute geht. Hauptkommissar Stubö schaltet die Psychologin Inger Vik in die Ermittlungen ein.
Die Psychologin soll den Täter finden, bevor er weiteres Unheil anrichten kann Tragische Mißverständnisse und politische Skrupellosigkeit scheinen die Lösung des Falles unmöglich zu machen.Doch dann taucht der entführte Junge wieder auf: tot, mit einem zerknitterte n Zettel in der Hand - "Du hast bekommen, was du verdienst".
Mit Lakonie und großem Feingefühl erzählt Anne Holt von einem zutiefst berührenden Verbrechen.
Der Fall selbst ist zumindest im ersten Teil extrem abstoßend, denn hier wird geschildert, wie nacheinander vier Kinder verschwinden - teilweise mitten aus einer Menge heraus. Der Schmerz der Familien und die Hilflosigkeit der Polizei ist ziemlich eindringlich beschrieben. Ich konnte nicht aufhören zu lesen, denn ich wollte natürlich wissen, welcher Mensch arglos mehrere Kinder entführt, einige der Kinder tötet und andere am Leben lässt. Obwohl man erst spät im Roman erfährt, wie die Kinder getötet werden, sind die Informationen zur Vorbereitung ihres Todes subtil beschrieben. Die Freude über die Macht des Mörders und sein Stolz auf seine Methode, den perfekten Mord auszuüben, wirkten zumindest auf mich abstoßend und erschreckend. Dass
der Mörder die Kinder zu den Eltern zurückbringt, mit einem Schild, das besagt "Du hast bekommen, was du verdienst" hat mich fast zum Weinen gebracht.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Buch beendet hätte, wenn ich bereits Kinder hätte...
Neben den Verbrechen, die in der Gegenwart handeln, recherchiert die Psychologin Inger Johanne auch noch einen lang zurück liegenden Fall der Kindstötung. Sie versucht herauszufinden, ob Aksel Seier damals irrtümlich verurteilt wurde. Die Verbindung zwischen beiden Fällen liegt lange Zeit im Dunkel.
Es gibt in diesem Kriminalroman auch einen romantischen Handlungsstrang, der mir wirklich gut gefiel. Ähnlich wie der Rest des Romans gibt er Rätsel auf.
Insgesamt fand ich den Stil des Romans sehr ansprechend. Die Art, wie der Leser von der Identität des Mörders erfährt, ist (zumindest für mich) ungewöhnlich. Über den Großteil des Romans rätselt man mit Yngvar Stubö und Inger Johanne mit, um dann von der Autorin den Namen des Mörders zu erfahren, bevor die Polizei darauf kommt.
Einen Stern Abzug für das Ende - da gibt es für meinen Geschmack ein paar Zufälle zuviel... Aber ansonsten war das spannende, packende Unterhaltung!